Als Jugendlicher hatte ich auch diese Zeit. Sie liegt zwar schon eine Weile zurück, aber ich erinnere mich gut daran. Kennt ihr diese großen Pflaster, die man sich auf den Rücken klebt und die dann warm werden? So ein Pflaster habe ich gerade hinten auf dem Rücken.
Ich bin ausgesprochen dankbar, dass es solche Pflaster gibt. Als ich Jugendlicher war, hatte ich verschiedene Hobbys.
Vom Jugendalter zu neuen Interessen
Typische Hobbys
Ich habe Handball gespielt, Krimis gelesen und gerne Musik gehört. Fantasy-Rollenspiele waren damals gerade im Kommen. Wir mussten noch die englischen Originale lesen und uns die Regeln selbst anpassen. Das war die Zeit vor dem Schwarzen Auge. Das hat mich wirklich fasziniert. Ab und zu besuchte ich auch mal ein Rockkonzert, meist der kräftigeren Sorte.
Allerdings sind das Gruppen, die heute wahrscheinlich kaum noch jemand kennt, weil sie inzwischen alle langsam das Pensionsalter erreichen.
Dann kam das Jahr 1983, und plötzlich bekam ich neue Interessen. Ich absolvierte heimlich einen Tanzkurs, interessierte mich plötzlich für Ballett, begann Operetten zu hören, hatte ein Theaterabonnement und fing an, klassische Literatur zu lesen.
Was war passiert? War ich krank? Hatte ich ein Bildungsvirus gefangen? Nein, es war viel einfacher.
Die Kraft der Liebe als Wendepunkt
In der Bibel gibt es einen Vers, der dieses Gefühl beschreibt. Im Alten Testament, im Hohen Lied, heißt es in Kapitel 4, Vers 9: „Du hast mir das Herz geraubt, meine Schwester.“ Genau das war passiert – ich war verliebt.
Es war wahrscheinlich die Zeit der übelsten und größten Verrücktheiten meines Lebens. Wenn ich heute zurückblicke, sehe ich, dass ich bereit war, die Strecke zu Berbel bei jedem Wind und Wetter mit dem Fahrrad zurückzulegen.
Im Winter, und wer Fahrrad fährt, weiß es, gibt es eigentlich nur ein wirklich böses Wetter: der eisige Schneeregen. Er kommt einem entgegen, ist noch feucht genug, um einen bis auf die Knochen zu durchnässen, und tut weh, wenn er ins Gesicht trifft. Doch das war völlig egal. Ich bin gefahren, weil ich sie unbedingt sehen wollte.
Sie hat mein Herz – und im Alten Testament ist das ein Bild für den Kopf, für das Denken und das Wollen. Sie hat es einfach mit Beschlag belegt. Ich konnte gar nicht anders, selbst wenn ich es gewollt hätte, das ging nicht.
Einführung in die Seligpreisungen und deren Bedeutung
Und wir befinden uns ja immer noch in der Reihe „Glückspilz – eine Gebrauchsanweisung, wie man Glück findet, wahres Glück“.
Heute werden wir uns gemeinsam Matthäus 5, Vers 8 anschauen. Dort heißt es: „Glückselig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.“
Bevor ich uns diesen Vers näherbringe, werfen wir einen kleinen Blick zurück. Ich habe beim letzten Mal behauptet, dass die ersten vier Seligpreisungen sich mit der Frage beschäftigen, wie ein Mensch eigentlich zu Gott kommt.
Die nächsten vier Seligpreisungen, also die Nummern fünf, sechs, sieben und acht, beschäftigen sich mit dem Alltag des Menschen. Das bedeutet: Wenn ein Mensch zu Gott gefunden hat, wenn er zu Recht sagen kann, „Ich bin ein Kind Gottes, mir sind meine Sünden vergeben“, wie soll dieser Mensch dann leben? Wie sieht das Leben eines Christen wirklich aus?
Ich habe den Eindruck, dass es im Leben besonders vier große Bereiche gibt, über die sich ein Mensch Rechenschaft ablegen muss. In diesen Bereichen muss er eine ganz grundsätzliche Entscheidung treffen, wie er mit ihnen umgeht, um sein Leben auszurichten – und demzufolge auch, um Glück zu finden oder am wahren Glück vorbeizuschreiten.
Diese vier Bereiche sind folgende:
Erstens: Er muss eine Entscheidung treffen, wie er ganz prinzipiell mit Menschen umgeht. Wie regelt er seinen Umgang mit anderen? Was ist für ihn die höchste Norm?
Der zweite große Bereich, den ein Mensch für sich klären muss, ist die Frage, wie er mit Gut und Böse umgeht. Wie steht er zur Moral?
Der dritte Bereich betrifft den Umgang mit dem, was man so schön die Sinnfrage nennt – mit der Frage: Warum bin ich eigentlich hier? Ob wir wollen oder nicht, ein Mensch wird an dieser Stelle eine Entscheidung treffen müssen und irgendwie sagen: „Ich glaube, der Sinn meines Lebens besteht darin, …“
Der letzte Bereich betrifft die Frage: Wie gehe ich damit um, wenn mir Böses widerfährt?
Ich glaube, dass diese vier Bereiche den Menschen charakterisieren. Es ist der Mensch einmal als ein gesellschaftliches Wesen im Umgang mit anderen Menschen, als ein moralisches Wesen, als ein sinnsuchendes Individuum, das nicht anders kann, als sich diese Frage zu stellen, und dann auch als ein empfindsames Wesen, das Schmerz empfindet und für den Leid keine bloße Theorie ist.
Das Interessante ist, dass diese letzten vier Seligpreisungen genau auf diese vier Bereiche eingehen.
Rückblick auf die erste Seligpreisung im Alltag
Das letzte Mal haben wir uns mit dem Umgang mit anderen Menschen beschäftigt. Dabei stellten wir die Frage: Wie soll ein Mensch, der wahres Glück sucht, mit anderen Menschen umgehen?
Wir kamen, ich möchte sagen, zu dem gleichen Ergebnis wie schon einige kluge Menschen vor uns – nur mit anderen Worten. An dieser Stelle hätte ich Aristoteles zitieren können, habe es aber beim letzten Mal bewusst unterlassen, weil wir ja die Bibel lesen wollen.
Die Antwort lautete: Es hat damit zu tun, dass wir uns von Barmherzigkeit prägen lassen und bereit sind, eine schenkende, sich selbst verschenkende Liebe zu praktizieren. Jesus sagt, dass jeder, der glücklich werden will, diesen Weg einschlagen muss.
Dort, wo ich weniger geben will, wird sich das Glück nicht finden lassen.
Fokus auf Moral: Umgang mit Gut und Böse
Heute wollen wir uns den zweiten Bereich anschauen: den Umgang mit dem Guten und Bösen. Jeder Mensch muss eine Entscheidung treffen: Wie gehe ich mit dem Thema Moral um?
Jesus sagt dazu: „Glückselig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen“ (Matthäus 5,8).
Glückselig bedeutet überglücklich, so glücklich, wie Gott es ist. Glückselig sind diejenigen, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott sehen.
Mose als Vorbild für Sehnsucht nach Gott
Im Alten Testament gibt es Mose. Er ist aus zahlreichen Verfilmungen bekannt, nicht nur von Disney. Es gibt auch ältere Filme aus den 1950er Jahren, die fast noch besser sind.
Mose hat das, was wir heute einen Idol nennen. Er ist ein Fan – und zwar ein Fan von Gott. In einem längeren Gespräch bittet er einmal: „Lass mich doch deine Herrlichkeit sehen.“ Er möchte Gott auf eine Weise erleben, wie es vor ihm noch niemand geschafft hat. Er will ihm so nah kommen wie nur möglich.
Eine Freundin von mir ist ein großer Michael-Jackson-Fan. Man kann sich kaum vorstellen, dass es so etwas heutzutage noch gibt. Aber sie hatte eine Phase, in der sie Michael Jackson auf seiner Europatournee begleitet hat. Sie reiste von Stadt zu Stadt, campierte vor den Hotels, nur um einmal einen Blick auf ihr Idol zu erhaschen.
So ähnlich ist Mose im Blick auf Gott. Es scheint sein sehnlichster Wunsch gewesen zu sein, Gott einmal persönlich zu sehen. Und Gott antwortet ihm dann in 2. Mose 33,20: „Du kannst es nicht ertragen, mein Angesicht zu sehen, denn kein Mensch kann mich sehen und am Leben bleiben.“
Gott sagt also: „Entschuldige, das ist ein Gebet, das kann ich dir nicht erfüllen.“ Wenn er ihm das gewähren würde, wäre es aus mit ihm – und das wäre im Moment nicht der richtige Zeitpunkt.
Die Unzugänglichkeit Gottes und die Verheißung des Neuen Testaments
Gott wohnt, so heißt es bei Paulus und im Timotheusbrief, in einem unzugänglichen Licht. Ein sündhafter Mensch muss sterben, wenn er Gott begegnet oder wenn er Gott sehen würde.
Doch es bleibt nicht immer so. Das wissen wir bereits, weil wir uns gemeinsam durch den ersten Johannesbrief bewegt haben. Dort gibt es die Verheißung, dass wir einmal Gott sehen werden, so wie er ist.
Gott wird uns einmal passend machen für die Ewigkeit. Was Mose sich gewünscht und sehnlichst herbeigesehnt hat, wird im Neuen Testament den Christen verheißen. Auf dem Weg dorthin muss jedoch etwas mit uns geschehen. Ich nenne das eine Herz-OP.
Die Bedeutung des Herzens im Alten Testament
Jetzt denkt ihr vielleicht an einen Bypass oder Ähnliches. Macht das mal ein bisschen allgemeiner.
Ich sagte vorhin, dass das Herz im Alten Testament für Denken und Wollen steht. In unserem modernen Denken ist das Herz eher mit Schmachten und Gefühl verbunden. Es hat also einen anderen Schwerpunkt bekommen. Damals war es wirklich der Sitz des Denkens.
Schon im Alten Testament, in den Sprüchen und in der Weisheit Salomos, formuliert Salomo Folgendes: Er sagt: „Mehr als alles, was man bewahrt, behüte dein Herz, denn in ihm entspringt die Quelle des Lebens.“ Du fragst Salomo: „Was ist der wichtigste Punkt im Leben, auf den ich achten muss?“
Salomo würde dir antworten: Das Wichtigste in deinem Leben ist dein Denken. Das ist das, was sich hier oben in den etwa 1400 Gramm grauer Masse abspielt. Das ist tatsächlich das Entscheidende.
Denken ist die bedeutsamste Fähigkeit, die wir als Menschen haben. Und wie wir mit unserem Denken umgehen, ist tatsächlich alles entscheidend. Wenn wir uns um irgendetwas Gedanken machen sollen, dann sagt die Bibel: Mach dir Gedanken um dein Denken.
Die Herausforderung der Gefühle und das richtige Denken
Und das ist ein Gedanke, den wir heute nicht mehr oft hören. Wir leben in einer Zeit, in der uns immer mehr eingetrichtert wird, dass das Gefühl das Entscheidende ist. Wenn du dich gut fühlst, dann ist alles in Ordnung. Und wenn du ein gutes Gefühl dabei hast, dann ist es richtig.
Salomo sagt jedoch: Stopp, das mit den Gefühlen ist eine heikle Sache. Schon das richtige Denken ist schwierig. Richtiges Denken sollte eigentlich das Ziel sein.
Ich erinnere mich an einen Abend, an dem wir als Ehepaar den Film „Der englische Patient“ gesehen haben. Der Film hat unglaublich viele Oscars gewonnen, geht aber im Kern darum, dass zwei Menschen Ehebruch begehen und dafür wirklich üble Konsequenzen ernten. Ich habe den Film gesehen und dachte mir: Ja, stilistisch ist er toll und sicherlich auch ein netter Roman. Aber den inneren Kern der Handlung fand ich einfach nur schlecht. Dass eine Frau aus ihrer Beziehung ausbricht und am Ende irgendwie alles den Bach runtergeht, konnte ich überhaupt nicht gutheißen.
Als wir rauskamen, regnete es in Strömen. Eine junge Amerikanerin fragte, ob wir sie mit dem Auto bis zur nächsten U-Bahn mitnehmen könnten. Natürlich haben wir sie eingeladen und mitgenommen. Sie fand den Film total gut. Ich überlegte, ob ich etwas sagen sollte. Ich habe dann tatsächlich etwas gesagt: Ich fand den Film wegen der Ehebruchsthematik nicht so gut, ich fand das einfach doof.
Darauf meinte sie: Ach, das könne man doch nicht so sehen, sie hätten sich doch lieb gehabt. Da kann man nichts mehr erwidern. Sie haben sich doch lieb gehabt, und damit wird alles, was dann passiert, einfach gutgeheißen. Das Gefühl rechtfertigt Sünde und Fehlverhalten – Hauptsache, man hat sich lieb.
Die Warnung vor trügerischem Denken
Im Alten Testament, beim Propheten Jeremia, findet sich folgende Aussage, die ein schiefes Denken beschreibt, das uns an der einen oder anderen Stelle begegnet. Dieses Denken ist schief, weil niemand, der in der Situation eines betrogenen Ehemanns wäre, noch sagen würde: „Na klar, ist doch toll, sie haben sich doch lieb.“
Das Denken ist nur deshalb schief, weil in diesem Moment das Gesamtkunstwerk vor Augen steht und sagt: „Klar, ja, ja, logisch. Wenn du aus einer Beziehung raus willst, weil du als purer Egoist es nicht mehr aushältst und versuchst, dich neu zu verwirklichen – natürlich nur bis der Übernächste kommt, der dann wieder die Verwirklichung der Verwirklichung ist usw.“
Für einen Moment mag das richtig erscheinen. Doch man darf nicht länger darüber nachdenken, man darf nicht wirklich anfangen zu denken. Sonst würde man selbst merken, dass das völliger Blödsinn ist.
Zu diesem schiefen Denken, das den Menschen normalerweise prägt, sagt Jeremia – eigentlich sagt es Gott durch den Mund von Jeremia: „Trügerisch ist das Herz mehr als alles und unheilbar ist es.“
Noch einmal: Trügerisch ist das Herz. Unser Denken neigt zum Betrug, und krank ist es, weil der Mensch ohne Gott krank ist.
Die Grenzen des menschlichen Denkens und die Notwendigkeit der Umkehr
Ich kann jetzt nicht so viel über Philosophie sagen, aber wenn man die Menschheitsgeschichte betrachtet, gibt es einen entscheidenden Punkt: die Aufklärung.
Aufklärung bedeutet eigentlich, dass das Denken des Menschen zu seinem Gott wird. Das Problem der Aufklärung zeigt sich in Jeremia 17,9. Dort heißt es, dass unser Denken nicht neutral ist. Der Mensch ist kein Computer, sondern infiziert von etwas, das ihn krank macht – von dem Bösen. Diese Infektion betrifft sein Denken, sodass er plötzlich Dinge denkt, die einfach falsch sind.
Wenn man ihm dabei nicht hilft, wenn man ihm keinen anderen Maßstab vermittelt, wird dieses falsche Denken ihn irgendwann kaputtmachen.
Das ist auch der Grund, warum Jesus am Ende des Matthäusevangeliums den Missionsbefehl gibt: „Geht hin in alle Welt und predigt das Evangelium allen Völkern und macht alle zu Jüngern.“ Jesus verwendet ganz bewusst das Wort „Jünger“. Ein Jünger ist ein Lernender.
Wir könnten heute frei übersetzen und sagen: „Macht alle zu Azubis.“ Wer ist der Meister, der die Azubis ausbildet? Jesus. Macht alle zu Schülern. Wer ist der Lehrer? Jesus.
Wenn ein Mensch wirklich zu Gott umkehrt, dann bekehrt er sich zu einem Prozess. Er sagt: „Ja, ich bin bereit, jetzt neu zu lernen. Ich muss auch neu lernen.“ Das ist doch logisch.
Salomo sagt noch einmal, dass das Wichtigste und das, was es am meisten zu bewahren gilt in unserem Leben, unser Denkvermögen ist. Wenn du Lüge denkst, wirst du Lüge leben. Die Bibel sagt, dass nur die Wahrheit frei macht, während Lüge immer versklavt.
Deshalb brauchen wir ein neues Denken. Ein Denken, das uns frei macht von den alten Lügen. Ein Denken, das vom Wort Gottes geprägt ist und einen Maßstab hat, der tatsächlich funktioniert.
Dieses neue Denken soll unser Verhalten prägen. Auf diese Weise werden Christen Jesus ähnlicher. Sie sagen Ja zu der Aufforderung, Neues zu lernen.
Die Verheißung eines neuen Herzens
Im Alten Testament gibt es eine wunderschöne Verheißung, die ich vorlesen möchte. Sie findet sich in Hesekiel 36. Dort heißt es in Hesekiel 36,26: „Und ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres legen. Ich werde das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben.“
Gott sagt damit, dass er genau weiß, dass der Mensch grundsätzlich ein Problem hat. Er besitzt ein Herz, das sich Gott gegenüber wie Stein anfühlt – unempfindlich und hart. Doch Gott verspricht, dass eine Zeit kommen wird, in der er selbst dies ändern wird. Dann werden wir ein fleischernes Herz erhalten, das empfindsam wird – für Gott, seine Gebote und die Gemeinschaft mit ihm.
Diese Zeit beginnt im Neuen Testament mit Pfingsten. Seit Pfingsten hat jeder Mensch die Möglichkeit, ein neues Herz zu bekommen. Dadurch kann er die Antipathie und die Liebe zum Bösen hinter sich lassen. In dem Moment, in dem ich glaube und mein Leben Gott anvertraue, empfange ich dieses neue Herz.
Dann überschreite ich eine Schwelle. Vorher war mir Gott vielleicht nicht völlig egal, aber auch nicht wirklich wichtig. Doch jeder, der diese Umkehr zu Gott vollzogen hat, weiß, wovon ich spreche: Plötzlich wird Gott wichtig, tritt als echte Wirklichkeit in mein Leben ein. Und mit einem Mal will ich Gott dienen, ihm folgen und ihn kennenlernen.
Der Unterschied zwischen Religion und lebendigem Glauben
Ich persönlich glaube, dass dieser Schritt das Christentum von einer Religion unterscheidet. Eine Religion konzentriert sich auf Äußerlichkeiten. Es reicht, Dinge zu wissen oder zu tun. Doch ich kann mit meinem innersten Herzen nur halb dabei sein.
Manchmal bin ich wie ein U-Boot-Christ, der zweimal im Jahr im Gottesdienst auftaucht – an Ostern und Weihnachten – und dann wieder abtaucht. Innen drin habe ich keine echte Entscheidung für Gott getroffen. Es bleibt etwas Äußerliches, eine Form von Kultur, die ich liebe.
Jetzt aber kommt der Punkt, an dem aus diesem fernen Gott ein naher Gott wird. Plötzlich sage ich: Ich will wirklich mit diesem Gott leben. Es geht nicht mehr um Äußerlichkeiten. Aus Religion wird Christentum. Es geht um Christus, um die Person, und darum, Gott zu gefallen.
Durch den Glauben reinigt Gott unsere Herzen. Das zuvor steinharte Denken wird empfindsam für ihn und seine Gebote. Durch den Glauben richtet Gott unser Denken aus. Und durch den Glauben schenkt er uns echte Begeisterung – Begeisterung für sich selbst.
Ich denke, jeder, der diesen Punkt erreicht hat, kann erzählen, was man aus einer solchen Begeisterung heraus tut. Ich hatte eingangs von der Geschichte mit der Operette, dem Ballett und vielem mehr erzählt. Jeder, der mit Gott anfängt, erlebt Ähnliches.
Man wirft CDs weg, beginnt plötzlich zu beten – etwas, das man vorher vielleicht nie getan hat. Manche tragen auffällige Jesus-T-Shirts. Was in deinem Leben gerade passiert, weiß ich nicht. Aber irgendwo spürst du: So kann es nicht weitergehen. Dieses Oberflächliche will ich nicht mehr leben.
Ich will in diese Beziehung investieren, tiefer eintauchen und die Möglichkeiten, die ich habe, voll ausschöpfen. Denn sonst ist Beziehung keine Beziehung, sondern etwas anderes. Wir wollen Gott gefallen.
Das reine Herz als Schlüssel zum Glück
Und die Seligpreisung, die wir heute betrachten, ist eine konsequente Fortsetzung dieses Gedankens: Glückselig sind die reinen Herzens, denn sie werden Gott schauen.
Ein reines Herz ist ein Herz, ein Denken und Wollen, in dem keine Fremdstoffe sind. Das Bild dahinter stammt aus der Metallkunde: Ein Metall, das keine Verunreinigung enthält, ein Stück Silber, das wirklich Silber ist und nicht nur Dreck, Gold, das wirklich Gold ist und keine Beimischungen enthält.
Jesus sagt uns also: Wenn du wirkliches Glück erfahren möchtest, dann musst du darauf achten, ein reines Herz zu haben. Ein Herz, das mit ganzem Herzensentschluss an Gott hängt, in dem keine Sünde und keine Lüge vorhanden sind. Ein Herz, das bereit ist, geistlich erwachsen zu werden und geistlich erwachsene Gedanken zu denken.
Es ist ein Herz, das sagt: Ich möchte das Niveau der Kinderstunde und des Kindergottesdienstes einfach mal verlassen. Ich möchte Gott begegnen, wie Gott wirklich ist.
Jeder, der in einer funktionierenden Beziehung steckt – sei es eine Freundschaft oder eine Ehe – weiß, dass das ein lebenslanger Prozess ist. Man lernt den anderen Jahr für Jahr besser kennen und trifft tiefere Schichten von ihm. Man bemerkt plötzlich Dinge an seinem Partner, die man vor zehn Jahren einfach ignoriert hat. Diese Dinge waren natürlich schon da, aber man hatte noch keine Antennen dafür.
So wachsen wir in der Beziehung. Und genau dasselbe soll im Geistlichen passieren.
Das reine Herz ist ein Herz, das Falsches und Böses einfach nicht duldet.
Der tägliche Prozess der Reinigung
Wenn ich jetzt sage, dass wir an Gott hängen oder dass wir Lüge und Sünde nicht dulden, dann weiß ich auch, dass das ein Prozess ist. Das möchte ich abschließend noch sagen.
Das ist nicht etwas, das einmal erledigt ist und dann für immer gilt. Vielmehr trifft man jeden Tag die Entscheidung neu. Möchtest du mit ganzem Herzen wirklich an Gott hängen?
Jemand, den ich für seine direkte Art in der Bibel sehr mag, ist Jakobus. Er hat das im Jakobusbrief so ausgedrückt, Kapitel 4, Vers 8: „Naht euch Gott, und er wird sich euch nahen. Säubert die Hände, ihr Sünder, und reinigt die Herzen, ihr Wankelmütigen!“
Wankelmütige sind Leute, die zwei Seelen in sich haben. Sie wissen nicht genau, wem sie folgen sollen. In ihrer Brust schlagen zwei Herzen. Auf der einen Seite wollen sie mit Gott leben. Auf der anderen Seite gibt es etwas, das sie immer wieder ein Stück weit abzieht.
Egal, was das ist – es sind Trends oder Stimmen, die aus einer anderen Richtung kommen und sagen: „Ich möchte ja irgendwie schon mit Gott leben, aber jetzt kommt diese Sorge oder jene Attraktion. Das Ding interessiert mich und zieht mich mal in die eine, mal in die andere Richtung.“
Und jetzt kommt Jakobus und sagt: „Hey, möchtest du Gott ganz nahe sein?“ Ja, das möchte ich. Dann musst du zwei Dinge tun: „Säubert die Hände, ihr Sünder, und reinigt die Herzen, ihr Wankelmütigen.“
Die Hände stehen als Bild für unser Tun, die Herzen sind ein Bild für unser Denken. Wenn du Gott nahe sein möchtest, dann musst du in deinem Leben aufräumen. Du musst das rausschmeißen, was Gott in deinem Leben nicht haben möchte – all die Fremdstoffe, die dein Herz und dein Handeln verunreinigen.
Schlussgedanken: Der Weg zum wahren Glück
Zum Schluss möchte ich sagen: Christsein ist eigentlich nicht kompliziert. Es gibt nur an einigen Stellen, an denen sich sündige Gewohnheiten eingeschlichen und eingenistet haben, Momente, die manchmal ein wenig schmerzhaft sind.
Doch genau das ist der Ausblick, den uns die Seligpreisungen heute geben. Es lohnt sich, denn „selig“ bedeutet glücklich. Die reinen Herzen sind selig, denn sie werden Gott schauen.