Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 477: Gott beruft Unmündige, Teil 2
Freude an geistlichen Erfolgen und göttlicher Offenbarung
Wir waren beim Thema Freude stehen geblieben. Die Jünger freuen sich über ihre geistlichen Erfolge. Jesus verweist sie daraufhin auf eine noch größere Freude, nämlich darauf, dass ihre Namen im Himmel angeschrieben sind.
Dann freut sich Jesus selbst. Er freut sich an einem Vater im Himmel, der das Evangelium vom Reich Gottes so gestaltet hat, dass es sogar von Unmündigen, also von ganz einfachen Menschen, verstanden werden kann.
Das bedeutet jedoch nicht, dass es in der Bibel nicht auch einige sehr schwierige Themen gibt, für deren Studium man viel Verstand benötigt. Auch die Intellektuellen kommen bei Gott nicht zu kurz.
Aber wenn es darum geht, das Evangelium zu verstehen, dann kann bereits mein Enkel mit seiner Einsteigerbibel alles begreifen, was es braucht, um ein Jünger Jesu zu werden. Die Tür zur Familie Gottes steht allen offen, die sich nach echter Ruhe für ihre Seele sehnen.
Die besondere Aussage Jesu in Matthäus und Lukas
Aber gehen wir in unserem Text weiter. Matthäus Kapitel elf, Vers siebenundzwanzig.
Alles ist mir übergeben worden von meinem Vater. Niemand erkennt den Sohn außer dem Vater. Ebenso erkennt niemand den Vater außer dem Sohn und dem, dem der Sohn ihn offenbaren will.
Eine Vorbemerkung:
Vorbemerkung zur Textstelle
Dieser Text und seine Parallelstelle in Lukas zehn sind für mich deshalb interessant, weil sie sich überhaupt nicht nach Matthäus oder Lukas anhören. Hätte man mir einfach den Text vorgelesen, hätte ich ihn für einen Vers aus dem Johannesevangelium gehalten – allein wegen der Komplexität der Aussage.
Warum sage ich das? Man kann sich schon fragen, wie es kommt, dass sich Jesus in den synoptischen Evangelien, also bei Matthäus, Markus und Lukas, so anders anhört als im Johannesevangelium. Dieser Vers macht mir deutlich, dass es nicht daran liegt, dass Johannes sich seinen Jesus ausgedacht hat. Auch die Synoptiker kennen diese verschachtelten philosophischen Sätze aus dem Mund Jesu, sie haben sie nur fast nicht überliefert.
Die Frage ist: Warum nicht? Die Antwort wissen wir nicht, aber vielleicht liegt der Grund einfach darin, dass sie nicht so viel damit anfangen konnten. Wir merken uns ja im Allgemeinen hauptsächlich das, was wir verstehen. Und mir scheint, dass Johannes unter den Jüngern mehr mit den vertrackteren Aussagen Jesu anfangen konnte als der Rest.
Deshalb legt er auch ein Evangelium vor, das sich deutlich von den synoptischen Vorgängern unterscheidet. Er bringt fast nur neue Ereignisse, setzt vieles voraus und fokussiert auf die schwierigeren und komplizierteren Aussagen Jesu.
Aber hier haben wir eben so eine knifflige Aussage mal nicht bei Johannes, sondern bei Matthäus beziehungsweise bei Lukas. Lukas 10,22: „Alles ist mir übergeben von meinem Vater, und niemand erkennt, wer der Sohn ist, als nur der Vater, und wer der Vater ist, als nur der Sohn, und wem der Sohn ihn offenbaren will.“
Hintergrund und Kontext der Aussage Jesu
Worum geht es? Vom Zusammenhang her geht es um die Predigt des Evangeliums und darum, was die Jünger bei ihrem Missionseinsatz erlebt haben.
Anschließend wird die Frage gestellt, warum gerade die Städte, in denen die meisten Wunder geschehen sind, die Botschaft vom Reich Gottes so wenig angenommen haben. Warum ist das so? Die Antwort lautet: Weil die Einwohner dieser Städte sich für weise und verständig halten und sich nicht ihrer geistlichen Armut und ihrer Hilfsbedürftigkeit stellen wollen.
Nun kommen wir zu der Frage, welche Rolle Jesus in diesem Prozess spielt. Diese Frage ist besonders interessant, weil die Einwohner von Chorazin, Bethsaida und Kapernaum sich ja für gottgläubige Juden halten. Sie sehen sich nicht als Heiden, sondern denken, dass sie eine Beziehung zu Gott haben. Einfach deshalb, weil Gott der Gott Israels ist und sie Israeliten sind. Doch sie irren sich.
Die Zugehörigkeit zu Israel als Volk, das Aufwachsen in einer jüdischen Familie, die Teilnahme an den religiösen Festen und Opfern, ja nicht einmal die Beschneidung reicht aus, um Gott wirklich zu erkennen. Ich kann tief in ein religiöses System eintauchen, ohne Gott zu begegnen.
Natürlich hängt das wieder damit zusammen, dass das Evangelium nicht für die Weisen und Verständigen gedacht ist – und eben auch nicht für die religiös Engagierten. Fromme Leidenschaft ist viel enger mit Selbstgerechtigkeit und religiösem Stolz verbunden, als wir uns das als Menschen gern eingestehen.
In der Bibel ist es ja gerade die religiöse Elite, die Gott nicht erkennt.
Die Rolle Jesu in der Offenbarung Gottes
Aber zurück zu unserer Frage: Welche Rolle spielt Jesus im Blick auf das Evangelium?
Matthäus 11,27 sagt: „Alles ist mir übergeben worden von meinem Vater, und niemand erkennt den Sohn als nur der Vater. Noch erkennt jemand den Vater als nur der Sohn und der, dem der Sohn ihn offenbaren will.“
Im Text geht es um drei Dinge.
Erstens: Beauftragung. „Alles ist mir übergeben worden von meinem Vater.“ Alles, was der Sohn hat, das hat er vom Vater. Jesus leitet seine Autorität und Vollmacht nicht von einer theologischen Ausbildung ab, und erst recht nicht von der Zustimmung durch religiöse Würdenträger. Was er an Vollmacht hat, das hat er direkt und ausschließlich vom Vater. Es ist seine Beauftragung durch den Vater, die ihn als Herold und Lehrer einzigartig macht.
Zweitens: exklusives Wissen. Der Ausdruck „Niemand erkennt den Sohn als nur der Vater, noch erkennt jemand den Vater als nur der Sohn“ beschreibt das gegenseitige intime Kennen zwischen Vater und Sohn. Das griechische Wort für „erkennt“ impliziert ein tiefes, persönliches und vollständiges Wissen – etwas, das so nur zwischen Vater und Sohn besteht. Hier wird eine Einzigartigkeit und Exklusivität von Beziehung innerhalb der Gottheit beschrieben, die für niemand anderen zugänglich ist. Der Herr Jesus ist ganz Mensch, aber er ist als Mensch auf eine einzigartige Weise mit dem Vater verbunden.
Drittens: Offenbarung durch den Sohn. „Niemand erkennt den Vater als nur der Sohn und der, dem der Sohn ihn offenbaren will.“ Und das ist jetzt wirklich wichtig. Echte Gotteserkenntnis ist nur durch den Sohn möglich. Jesus allein ist derjenige, der den Vater offenbart. Und es ist seine Entscheidung, bei wem er das macht. Es geht nach dem Willen Jesu.
Es ist also nicht so, dass ich mich mit der Bibel beschäftige und weil ich so schlau bin, irgendwann das Evangelium verstehe und mich bekehre. Falsch! Echte Gotteserkenntnis ist mehr als Faktenwissen, das Abnicken eines Glaubensbekenntnisses oder ein kurzes emotionales Hoch. Echte Gotteserkenntnis ist ein Geschenk, das Jesus denen macht, die sich von ihm einladen lassen.
Jesus ist Dreh- und Angelpunkt aller Gotteserkenntnis und damit aller Errettung. Ihn abzulehnen heißt, nicht zum Vater kommen zu können – einfach deshalb, weil er der einzige Weg zum Vater ist.
Die Frage war: Welche Rolle spielt Jesus in dem Prozess der Errettung?
Und wir sehen hier: Er spielt die alles entscheidende Rolle. Er ist vom Vater beauftragt, hat exklusive trinitarische Einsicht in die Gottheit und entscheidet darüber, wem er den Vater offenbaren will. Mehr Retter sein geht nicht.
Abschluss und Einladung zur Reflexion
Was könntest du jetzt tun? Lies dir den Text aus Matthäus 11,27 noch einmal durch und denke ein wenig über die Rolle Jesu nach, bevor du ihn dafür anbetest.
Das war's für heute. Wenn du eine Lieblingsepisode hast, leite sie an Freunde weiter.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.