Einführung in die Predigtreihe und Zielsetzung
Wir kommen heute zur letzten Predigt in unserer Serie über die ersten fünf Kapitel des Johannesevangeliums. Die Serie werden wir irgendwann im Johannesevangelium fortsetzen, aber jetzt machen wir erst einmal eine Pause. Es ist jedoch gut, auch bei der letzten Predigt noch einmal klar vor Augen zu haben, warum Johannes sein Evangelium geschrieben hat.
Er berichtet über das Leben und das Wirken Jesu, damit wir glauben, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes. Dadurch sollen wir durch den Glauben das Leben haben in seinem Namen. Das sagt Johannes selbst in Johannes 20,31. Das ist das große Ziel: Er schreibt, damit wir Jesus erkennen und das Leben haben – ewiges Leben, wahres Leben – durch den Glauben an ihn.
In den letzten Wochen haben wir uns in zwei längeren Abschnitten die ersten beiden Teile von Kapitel 5 angeschaut. In den ersten 18 Versen aus Kapitel 5 sehen wir, wie Jesus einen Mann heilt und das an einem Sabbat tut. Dafür bekommt er Ärger mit den jüdischen Autoritäten, denn am Sabbat sollte man ruhen und nichts tun.
Jesus macht daraufhin deutlich, dass er im Auftrag des himmlischen Vaters gehandelt hat. Das macht die Juden noch viel mehr erbost, denn Jesus nimmt nun auch noch für sich in Anspruch, der Sohn Gottes zu sein. Jesus sitzt in gewisser Weise jetzt auf der Anklagebank.
Letzte Woche haben wir dann die Verse 19 bis 30 betrachtet. Dort verteidigt sich Jesus und betont, dass er als der Sohn Gottes in völliger Übereinstimmung mit seinem Vater handelt. Konkret tut er zwei Dinge: Zum einen gibt er denen, die ihm vertrauen, ewiges Leben. Zum anderen ist er der Sohn Gottes, der eines Tages kommen wird, um zu richten.
Jesus wechselt hier in gewisser Weise seine Rolle – von der des Angeklagten zu dem, der ankündigt, dass er eines Tages selbst der Richter sein wird, der ein Urteil sprechen wird.
Jesus vor Gericht: Zeugen und Anklagen
In unserem heutigen Abschnitt, den wir eben in der Textlesung gehört haben, bleibt Jesus wirklich in dem Bild eines Gerichtsprozesses. Dabei sehen wir noch einmal beide Seiten.
Als der Angeklagte beruft sich Jesus auf einige Zeugen, die für ihn eintreten und für ihn sprechen. Der kommende Richter nennt vier Dinge, die seinen Anklägern zu denken geben sollten. Diese Dinge sind in gewisser Weise eine Anklage gegen die Ankläger, jedoch nicht mit dem Ziel, sie zu verurteilen, sondern mit dem Ziel, dass sie umkehren. Darum geht es heute, wie wir in unserem Predigttext sehen.
Wir hören vier Zeugen und vier Worte der Anklage und Ermahnung. Die Struktur der Predigt ist ganz einfach: Ein Zeuge, darauf bezogen eine Anklage, dann ein nächster Zeuge und eine weitere Anklage. So geht es viermal weiter: Zeugen und Anklagen.
Mein Ziel mit dieser Predigt ist ganz einfach. Ich möchte denen unter uns, die Jesus Christus vielleicht noch nicht wirklich als ihren Retter und Herrn erkannt haben, helfen, diese Zeugen zu hören. Mit Gottes Hilfe sollt ihr erkennen, wer Jesus wirklich ist, damit ihr Glauben an ihn habt, ewiges Leben empfangt und nicht ins Gericht kommt.
Das ist mein Wunsch für dich, wenn du heute hier bist und vielleicht noch klärst, wie du zu Jesus stehst. Ich hoffe, diese Zeugen überzeugen dich.
Alle anderen, die sagen, sie gehören schon zu Jesus, können diese Zeugen ebenfalls als sehr hilfreich empfinden. Denn sie sprechen Dinge an, bei denen auch wir herausgefordert werden, uns wieder neu zu Jesus zu positionieren. Das heißt, diese Zeugen können uns helfen, wieder stärker verwurzelt in unserem Glauben zu sein. Das wiederum kann uns helfen, mutige und treue Zeugen unseres Herrn zu werden.
So möchte ich beten, dass der Herr durch sein Wort zu uns spricht und sein Wort in unserem Leben gebraucht.
Himmlischer Vater, das ist unser Gebet: Dass du dein Wort gebrauchen mögest, um dich uns vor Augen zu stellen. Wir wollen mehr erkennen, wer du, Herr Jesus, bist. Wir wissen, dass wir das nicht mit unseren Augen sehen können, sondern nur mit unseren Herzen.
Darum bitten wir dich: Öffne unsere Ohren, damit wir aufmerksam sind für das, was du uns zu sagen hast. Lass es nicht nur unsere Köpfe füllen, sondern auch unsere Herzen bewegen. Schenke uns durch das Hören deines Wortes Glauben. Stärke unseren Glauben und rüste uns neu aus, damit auch wir Zeugen des Herrn Jesus Christus sein dürfen. Amen.
Der erste Zeuge: Johannes der Täufer
Wir betrachten also Zeuge um Zeuge, und ich lese jeweils den Textabschnitt. Den ganzen Text haben wir gerade schon gehört, aber wir lesen die Abschnitte noch einmal, damit wir klar vor Augen haben, was Jesus hier sagt. Damit kommen wir zu Johannes 5, den Versen 31 bis 35. Das ist der erste Abschnitt:
„Wenn ich von mir selbst zeuge, so ist mein Zeugnis nicht wahr. Ein anderer ist, der von mir zeugt, und ich weiß, dass das Zeugnis wahr ist, das er von mir gibt. Ihr habt Johannes geschickt, und er hat die Wahrheit bezeugt. Ich aber nehme nicht Zeugnis von einem Menschen, sondern ich sage das, damit ihr selig werdet. Er war ein brennendes und scheinendes Licht, ihr aber wollt eine kleine Weile fröhlich sein in seinem Licht.“
Jesus sagt hier zu Beginn im Vers 31, dass man seinen Anspruch verwerfen könnte, wenn es keine Zeugen gäbe. Jeder kann ja behaupten, der Sohn Gottes zu sein und in Gottes Auftrag zu handeln, und in der Tat hat es das immer wieder gegeben. Überhaupt kann man viel behaupten, wenn der Tag lang ist.
Wenn ich zum Beispiel behaupten würde: Als ich Teenager war, habe ich viel besser Tennis gespielt als heute. Ich hätte nacheinander im Teenageralter Boris Becker, Michael Stich und Steffi Graf geschlagen. Das glauben jetzt wirklich nur die sehr Leichtgläubigen unter uns. Alle anderen würden sagen: „Matthias, bring mal ein paar Zeugen für diese Behauptung.“ Dann würde es eng werden, denn gegen ganz andere Leute habe ich ziemlich hoch verloren.
Wir merken also, dass wir Zeugen brauchen, um wirklich glaubwürdig vertreten zu können, was wir behaupten – vor allem, wenn es eine Behauptung ist, die erst einmal erstaunlich klingt.
Nun kommt dieser Zimmermann aus Nazareth und sagt, er sei Gottes Sohn, er sei der, der ewiges Leben geben kann, er sei der, der eines Tages alle Menschen richten wird. Deshalb ist es so wichtig, dass Jesus das nicht einfach nur behauptet, sondern dass er sagt: Ich habe Zeugen. Ich habe Zeugen, die bestätigen können, dass ich wirklich der Sohn Gottes bin.
Dann beginnt er, auf seine Zeugen zu verweisen. Ab Vers 33 verweist er konkret auf Johannes den Täufer und betont dabei, dass er es als Sohn Gottes eigentlich nicht nötig hat, dass ihn Menschen bezeugen. Es ist ja ein bisschen verkehrt herum: Warum sollte ein Mensch Gott bezeugen? Eigentlich müsste das andersherum sein.
Aber er sagt: Ich lasse diesen Zeugen ganz bewusst zu. Ich erwähne diesen Zeugen ganz bewusst, weil ich die Hoffnung habe, dass ihr diesem Zeugen Glauben schenkt. Das ist sein großer Wunsch.
Nach Jesus geht es nicht primär darum, seine eigene Haut zu retten oder Zeugen zu haben, die ihm jetzt in der Anklage helfen. Nein, Jesus geht ganz bewusst den Weg zum Kreuz. Er lässt sich verklagen, er lässt sich verurteilen. Ja, das ist das Ziel, zu dem er gekommen ist: Sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.
Es geht ihm nicht um sich, es geht ihm um uns. Das betont er hier: „Ich sage das, damit ihr selig werdet.“ Uns ist wichtig, dass wir das nicht übersehen. Wenn wir uns verteidigen, geht es um uns. Jesus ruft diese Zeugen auf, weil es ihm um uns und nicht um sich selbst geht.
Also alles, was wir heute von Jesus hören, auch wenn es an manchen Stellen ganz schön pieksig wird, ist letztlich von ihm gesagt mit dem großen Ziel, uns zum Besten zu dienen. Er will uns helfen, ihn zu erkennen, denn nur durch das Erkennen von Jesus werden wir das bekommen, was wir brauchen: ewiges Leben.
Wenn er hier sagt, dass wir selig werden sollen, dann meint er damit, dass in anderen Bibeln auch so übersetzt wird: „gerettet werden.“ Auf gut Deutsch betont Jesus, dass wir ohne ihn verloren wären.
Wir haben eigentlich ein Problem mit Gott. Wir haben gesündigt und könnten vor ihm nicht bestehen. Er muss uns jetzt retten, damit wir vor dem heiligen Gott bestehen können – als Menschen, die nicht heilig sind.
Wir haben das gerade im Gottesdienst bekannt, dass wir immer wieder Dinge denken, sagen und tun, die nicht dem entsprechen, was Gott uns sagt. Als Rebellen gegen Gott hätten wir sein Gericht verdient. Wir brauchen Rettung.
Jesus spricht diese Worte, damit wir ihn erkennen und bei ihm Rettung finden. Hin zu einem ewigen Leben – das ist das, was er geben kann.
Vielleicht ist es wichtig, mal zu verstehen, was damit gemeint ist: Dieses ewige Leben ist ein Leben in Beziehung mit Gott. Es ist ein wirkliches Leben und ein Leben, das nicht mit dem Tod endet, sondern darüber hinaus für alle Ewigkeit weitergeht.
Das heißt, Jesus verspricht uns, dass wir, wenn wir sterben, im Vertrauen auf ihn auferstehen werden und für alle Ewigkeit in seiner Herrlichkeit leben können.
Darum geht es: Gott will uns etwas schenken. Er will uns retten vor verdientem Gericht. Er will uns ein Leben in Fülle geben – das Leben, nach dem wir uns im tiefsten Herzen alle sehnen und das wir hier auf Erden in nichts und niemandem finden können außer in Jesus Christus.
Aber dazu müssen wir ihn erkennen. Deshalb bringt er diesen Zeugen vor. Deshalb ist es so wichtig, dass wir diesen Zeugen hören und ihm ganz vertrauen.
Johannes ist also dieser erste Zeuge. Dann sagt Jesus zu den Juden: „Ihr habt zu Johannes geschickt, und er hat die Wahrheit bezeugt.“
Was Jesus hier im Blick hat, ist wahrscheinlich die Begebenheit aus Johannes 1, Vers 19. Das haben wir schon vor einigen Monaten in der Predigtreihe gehört. Dort heißt es, dass die Juden, die Priester und Leviten, zu Johannes sandten, um ihn zu fragen, wer er denn überhaupt sei.
Johannes hat in der Situation bezeugt, dass er der Wegbereiter für einen ist, der da kommen soll. Einen Tag nachdem diese Frage gestellt wurde, kommt Jesus zu ihm, und Johannes ruft aus: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt.“
Dann sagt Johannes: „Ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn.“
Das ist das, was Johannes bezeugt: das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt, er ist Gottes Sohn.
Etwas später, in Kapitel 3, Vers 36, sagt Johannes: „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer bei dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.“
Johannes betont: Jesus ist der Sohn Gottes, gekommen als das Lamm Gottes, als ein Opfertier. Für Juden war ganz klar, was damit gemeint ist: ein Lamm, das von Gott gesandt wird, ein Opferlamm, das geopfert werden soll, das sterben soll für die Sünden der Welt.
Er ist der ewige Sohn Gottes, dem der Vater alles in seine Hand gegeben hat, wie es hier heißt, damit jeder, der an ihn glaubt und ihm gehorsam ist, von ihm ewiges Leben bekommt und gerettet wird.
Er ist der Eine, der uns vor dem Gericht retten kann, vor dem Gericht, das wir alle verdient hätten.
Er ist der Eine, der in seiner großen Liebe gekommen ist, um uns retten zu wollen. Um uns das zu geben, wonach wir uns sehnen: ewiges Leben.
Johannes bezeugt das klar und deutlich.
Also noch einmal: Wenn du Fragen dazu hast, lies einfach noch einmal Johannes 1, Vers 19 und dann weiter auch in der zweiten Hälfte von Kapitel 3. Dort spricht Johannes und bezeugt das in aller Klarheit.
Ich möchte dich bitten, höre und vertraue dem Zeugnis des Johannes. Wende dich Jesus Christus als dem Sohn Gottes im Glauben zu.
Erkenne ihn als den Retter an, den du wirklich brauchst, und folge ihm als dem Herrn deines Lebens. So wirst du gerettet werden.
Das ist das Zeugnis des Johannes: Es war klar, Jesus ist der Sohn Gottes. Aber viele wollten das nicht hören.
Jesus spricht das hier an, wenn er sagt, die Menschen haben nachgefragt, und Johannes bezeugt und spricht die Wahrheit. Aber sie kommen zu ihm einfach nur so wie zu einem brennenden, scheinenden Licht, an dem man sich mal ein bisschen aufwärmen kann, an dem man sich erfreuen kann.
Die Menschen kamen zu ihm, sie hörten die feurigen Predigten von Johannes, und viele blieben dort erst einmal. In gewisser Weise genossen sie das, was sie dort bekamen – für eine Zeit.
So heißt es hier: Sie wollten eine kleine Weile fröhlich sein in seinem Licht.
Aber sie glaubten ihm nicht. Sonst würden sie Jesus hier nicht anklagen.
Das heißt, anstatt auf ihn zu hören, wollte man sich einfach an ihm ein bisschen erfreuen. Dann war es auch wieder gut, dann hatte er ausgedient.
So wurde Johannes der Täufer dann auch hingerichtet.
Dieses Phänomen erleben wir heute genauso noch: Menschen kommen für eine kleine Weile, manchmal sogar für Jahre, in die Gottesdienste und finden das ganz gut.
Sie erfreuen sich an der Gemeinschaft, vielleicht sogar an den Predigten. Vielleicht sogar an Predigten, die so ein bisschen herausfordernd sind – so wie die von Johannes dem Täufer –, weil man sich dann ein bisschen religiös fühlt, vielleicht auch ein wenig herausgefordert.
Aber immer wieder erleben wir es, dass Menschen nach einiger Zeit plötzlich nicht mehr kommen.
Der Grund ist in vielen Fällen – nicht immer, aber oft –, dass sie dem Evangelium nicht wirklich geglaubt haben.
Sie hatten einfach eine religiöse Phase, und die ist dann irgendwann zu Ende.
Der große Unterschied bei ihnen ist, dass sie gekommen sind und in gewisser Weise das alles ganz gut fanden. Aber was sie typischerweise nicht hatten, ist die tiefe Erkenntnis völliger Verlorenheit.
Das Wissen darum, dass sie dringend Rettung brauchen.
Das sich wirklich an Jesus Klammern, weil sie wissen, ohne ihn können sie nicht bestehen.
Das brauchen wir.
Ich möchte dich fragen: Kommst du hierher, weil es einfach ganz nett ist? Weil es vielleicht gute Tradition ist? Weil du das vielleicht schon immer so gemacht hast?
Oder kommst du in den Gottesdienst, kommst du in die Gemeinschaft der Glaubenden, weil du weißt, wie dringend nötig du das hast? Wie verloren du wärst, wenn du einfach nur Teil dieser Welt wärst?
Weißt du, wenn das deine tiefe Überzeugung ist, wenn du erkennst, wie sehr du das brauchst, dann bleibst du dabei.
Dann hältst du an Jesus weiter fest, weil du weißt: Ohne ihn wirst du untergehen.
Denn du hältst an ihm fest – egal, ob das gerade populär ist oder nicht, oder ob dir gerade ein paar Dinge in der Gemeinde besser oder weniger gut gefallen.
Du hältst fest an ihm, denn du brauchst ihn.
Und du wirst ihm erlauben, in dein Leben hineinzusprechen, auch wenn er dann noch etwas anspricht, was dir im ersten Moment vielleicht nicht gefällt.
Weil du ihm vertraust, weil du weißt, wie sehr du ihn brauchst.
Mein Gebet und meine Hoffnung für uns ist, dass wir Jesus so kennen.
Dass wir dem Zeugnis wirklich vertrauen, dass er das Lamm Gottes ist, das wir so dringend brauchten, das für uns geschlachtet werden musste.
Dass wir uns an ihn klammern und uns nicht nur einfach für eine Weile ganz gut gefällt, auch mal ein bisschen religiös zu sein.
Wer Jesus so kennt und dem Zeugnis des Johannes wirklich vertraut, der hat ewiges Leben.
Der zweite Zeuge: Gottvater durch die Werke Jesu
Das ist der erste Zeuge, den Jesus hier nennt. Der zweite Zeuge, den Jesus dann vorbringt, ist Gottvater selbst. Er bestätigt Jesus dadurch, dass er ihn befähigt, Dinge zu tun, die kein Mensch tun kann. Davon lesen wir in Vers 36:
„Ich aber habe ein größeres Zeugnis als das des Johannes, denn die Werke, die mir der Vater gegeben hat, damit ich sie vollende – eben diese Werke, die ich tue – bezeugen von mir, dass mich der Vater gesandt hat. Und der Vater, der mich gesandt hat, hat von mir Zeugnis gegeben. Ihr habt niemals seine Stimme gehört, noch seine Gestalt gesehen, und sein Wort habt ihr nicht in euch wohnen, denn ihr glaubt dem nicht, den er gesandt hat.“
Die Juden nahmen für sich in Anspruch, Gott zu kennen. Aber Jesus betont hier das Schauen: Ihr habt Gott niemals direkt gesehen, ihr habt ihn niemals direkt gehört. Doch in mir ist Gott zu euch gekommen. Mich könnt ihr hören, mich könnt ihr sehen. Und das, was ich tue, zeigt, dass ich eben nicht ein normaler Mensch bin. Ich tue Dinge, die nur der Schöpfer, der Herr über alle Dinge, tun kann. Meine Werke bestätigen mich.
Wir haben in den letzten Wochen schon über einige Wunderwerke Jesu gehört, Dinge, die er getan hat. Immer wieder werden diese Werke als Zeichen bezeichnet, Zeichen, die darauf hinweisen, wer er wirklich ist. Gott der Vater sendet also seinen Sohn und befähigt ihn dazu, Dinge zu tun, die nur Gott tun kann. So erkennen wir, dass er wahrhaftig der Mensch gewordene Gott ist.
In gewisser Weise hätten die Juden jubilieren müssen. Der Gott, den sie nie mit eigenen Augen gesehen haben, dessen Stimme sie nie direkt gehört haben, kommt in Jesus Christus zu ihnen, damit sie ihn sehen und hören können. Aber sie lehnen ihn ab, sie lehnen den ab, den der Vater gesandt hat. Jesus sagt, deswegen glaubt ihr eigentlich auch gar nicht an den Vater.
Auch heute erleben wir viele Menschen, die meinen, eine Verbindung zu Gott zu haben – vielleicht eine spirituelle Verbindung oder eine zu einer undefinierten höheren Macht. Manche Menschen finden Jesus irgendwie ganz gut. Aber den Jesus, der gekommen ist und uns in der Schrift offenbart wird, lehnen sie ab. Sie finden manche seiner Worte zu hart, seine Taten zu unglaubwürdig oder sein ganzes Auftreten nicht imposant genug. Sie finden immer wieder Gründe, Jesus abzulehnen. Doch damit lehnen sie letztlich Gott ab.
Dieser Gott hat Jesus durch Zeichen und Wunder bestätigt, später auch durch das apostolische Zeugnis. Jesus sagt selbst: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ Er sagt: „Wenn ihr mich gesehen habt, habt ihr den Vater gesehen.“
Heute ist es modern, sehr tolerant zu sein und den exklusiven Anspruch von Jesus nicht weiter hochzuhalten. Aber letztlich ist das verhängnisvoll für uns selbst, denn nur dieser Jesus kann uns retten. Es ist auch lieblos gegenüber anderen, wenn wir meinen, hier einen Rückzieher machen zu können.
Stellt euch vor, ihr wisst von Menschen, die im dichten Nebel auf einem langen, schmalen Kliff unterwegs sind. Sie überlegen: Sollen wir rechts gehen, links gehen, geradeaus oder umdrehen? Und ihr sagt: „Ach, alle Wege führen nach Rom. Ich bin ja so tolerant, ich will keinen exklusiven Anspruch vertreten.“ Doch wenn nur ein Weg zur Rettung führt und alle anderen ins Verderben, dann ist das kein Ausdruck von Arroganz oder Intoleranz. Es ist Ausdruck von Liebe, wenn ich dem Menschen sage: „Nein, bleib stehen, orientiere dich, kehre um und gehe vorsichtig genau den Weg zurück, denn du bist in die falsche Richtung gegangen. Nur dieser Weg kann dich retten.“
Das macht Sinn, oder? Deshalb ist es so wichtig, dass wir nicht sagen: „Viele Wege sind okay und Jesus vielleicht oder auch eher nicht.“ Nein, Jesus ist der eine Weg. Durch ihn kam Gott der Vater zu uns, um uns zu retten. Deshalb sollten wir auf den Vater hören, der uns seinen Sohn bezeugt durch die Werke, die der Sohn im Namen des Vaters tut. Und wir müssen auf ihn hören, wenn er uns seinen Sohn in seinem Wort bezeugt.
Der dritte Zeuge: Die Schrift als Zeugnis für Jesus
Und damit kommen wir zum dritten Zeugen. Ab Vers 39 benennt Jesus nun die Schrift, also das von Gott gegebene Wort, als einen weiteren Zeugen. Dieser soll uns helfen zu erkennen, dass Jesus tatsächlich der eine ist, durch den wir selig werden, gerettet werden und ewiges Leben haben können.
Ich lese uns die Verse 39 bis 44 vor:
"Ihr sucht in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin, und sie ist die von mir zeugt, aber ihr wollt nicht zu mir kommen, dass ihr das Leben hättet. Ich nehme nicht Ehre von Menschen, aber ich kenne euch, dass ihr nicht Gottesliebe in euch habt. Ich bin gekommen in meines Vaters Namen, und ihr nehmt mich nicht an. Wenn ein anderer kommen wird in seinem eigenen Namen, den werdet ihr annehmen? Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander annehmt, und die Ehre, die von dem alleinigen Gott ist, sucht ihr nicht?"
Jesus macht deutlich: Die Juden kannten die Schriften des Alten Testaments und meinten durchaus zu Recht, dass sie darin den Weg zum ewigen Leben finden. Doch obwohl sie das Alte Testament kennen und diese Schriften alle, wie Jesus sagt, auf ihn hinweisen, lehnen sie Jesus ab.
Hier lohnt sich vielleicht ein ganz kurzer Exkurs. Ich hoffe, wir alle verstehen, dass die Schriften des Alten Testaments von Jesus zeugen und auf ihn hinweisen. Das ist die Kernbotschaft des Alten Testaments. Es verkündet uns Gott als den Schöpfer aller Dinge und erklärt uns, dass wir Menschen aufgrund der Rebellion gegen Gott von ihm getrennt sind, dass wir ein großes Problem haben.
Es zeigt uns dann, dass es nur einen Weg gibt, wie wir mit diesem heiligen Gott wieder versöhnt sein können. Das Alte Testament weist Wege auf, die nicht funktionieren. So zeigt es uns letztlich, dass wir ein besseres Opfer brauchen als die Opfer des Alten Testaments. Wir brauchen bessere Retter als die, die wir in den Richtern finden. Wir brauchen Jesus.
Das ganze Alte Testament weist auf ihn hin und kündigt ihn an. Das beginnt schon gleich am Anfang, im 1. Mose 3,15. Dort ist der erste Hinweis direkt nach Schöpfung und Sündenfall, dass Gott einen senden wird, der uns gefallene Menschen mit dem heiligen Gott wieder versöhnen wird. Gott kündigt an, dass ein Nachkomme der Frau kommen wird, der dem Satan, dem Bösen, der Schlange, den Kopf zertreten wird. Dabei wird er selber Schaden nehmen, aber er wird kommen, um den Bösen zu besiegen.
Dann wird es immer konkreter. Wir lesen die Berichte von Abraham, der bereit war, seinen geliebten Sohn hinzugeben. Wir sehen, wie dann ein stellvertretendes Opfer zur Verfügung gestellt wird. Wir lesen von Joseph, der von seinen Brüdern, die es böse mit ihm meinen, den Feind übergeben wird. Doch Gott will Joseph dazu gebrauchen, um sie zu retten.
Das sind Abbilder, Schatten, die in letzter Instanz nicht viel bewirken können, aber sie weisen uns darauf hin, dass einer kommen wird, der seinen geliebten Sohn tatsächlich opfern muss. Für ihn wird kein stellvertretendes Opfer gefunden, weil er selbst das stellvertretende Opfer ist.
Wir wissen, dass das, was Joseph leiden musste, letztlich zu ihrem Besten war, obwohl sie es böse mit ihm meinten. Ebenso wurde Jesus von uns Menschen ans Kreuz genagelt. Genau das hat er ertragen, um uns zu retten, wenn wir Rettung nötig haben. Und diese Rettung ist größer als die, die Joseph bringen konnte.
Wir lesen von all den Opfern, die dargebracht werden mussten, damit die Sünde, die uns Menschen von Gott trennt, irgendwie gesühnt werden kann. Doch wir sehen, es braucht Opfer um Opfer um Opfer, und es reicht nie aus. Es gibt immer wieder neue Opfer. Wir brauchen ein besseres Opfer, das uns ein für alle Mal helfen kann. Die Bibel verkündet und weist darauf hin, dass dieses Opfer kommen wird – und Jesus ist dieses Opfer.
So sehen wir immer wieder in der Schrift: Auf allerlei Weise weist sie auf Jesus hin. Das Gesetz weist auf Jesus hin und zeigt uns, dass wir einen brauchen, der das Gesetz für uns erfüllt. Die Psalmen weisen auf Jesus hin, weil sie uns den Verkündigen, der diese Vollkommenheit in sich haben wird. Die Propheten weisen auf Jesus hin, weil sie ankündigen, dass einer kommen wird, der das Volk retten wird, das sich immer wieder in seinen eigenen Sünden verirrt.
Alle Schrift weist auf Jesus hin, auf das, was Jesus für uns tun musste und tun würde – durch sein Leben, durch seinen Tod und durch seine Auferstehung.
So schreibt der Prophet Jesaja über Jesus’ stellvertretenden Tod vielleicht eine der deutlichsten Prophezeiungen und Verheißungen des kommenden Retters im Alten Testament:
"Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten. Und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg, aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn."
Im gleichen Kapitel verkündet Jesaja aber auch, dass wir Menschen ihn ablehnen werden:
"Er war der allerverachtetste und unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg. Darum haben wir ihn für nichts geachtet."
Das ist genau die Anklage, die Jesus hier vorbringt: Obwohl die ganze Schrift auf ihn hinweist, wird er nicht angenommen, er wird für nichts geachtet. Und er erklärt, warum das so ist.
Er sagt den Juden: Ihr habt zwei Probleme. Erstens, ihr habt nicht die Liebe Gottes in euch, das heißt, ihr liebt Gott nicht wirklich. Und zweitens wollt ihr nicht zu seiner Ehre leben. Was ihr wollt, ist die Anerkennung der Menschen. Ihr lebt für die Menschen.
Deswegen würdet ihr einen anderen annehmen, nur mich wollt ihr nicht, denn ich bin euch nicht gut genug. Ein leidender Gottesknecht, einer, der demütig ist – so einer ist ja peinlich, mit dem kann man sich ja nicht sehen lassen. Der hilft uns ja nicht, gesellschaftlich Anerkennung zu finden.
Das war das Problem der Menschen damals. Einen Messias hätten sie schon akzeptiert, aber nicht so einen. Und ich glaube, das ist das Grundproblem bis zum heutigen Tag.
Viele Menschen sind grundsätzlich bereit, einen Retter zu akzeptieren, auch wenn sie das Problem ihrer Sünde vielleicht nicht sonderlich ernst nehmen. Grundsätzlich kann er nicht schaden, einen starken Bruder, einen großen Helden an seiner Seite zu haben. Aber der muss dann halt auch imposant sein.
Einer, der zum Knecht aller wird, der verspottet und verachtet wird und ans Kreuz geht – der taugt dafür nicht. Das heißt, die Menschen lieben ihre Reputation, ihre Anerkennung, ihre Ehre mehr als die Ehre des Herrn. Sie lieben letztendlich den Zuspruch der Menschen mehr als Gott.
Was Jesus hier letztlich sagt, ist, dass das Kernproblem beim Unglauben selten intellektueller Natur ist. Das Grundproblem, warum Menschen nicht glauben, ist nicht, dass sie nicht können, weil sie intellektuell nicht mitgehen können. Das wird zwar oft behauptet, aber meist ist das nur vorgeschoben.
Nein, das Grundproblem ist typischerweise moralischer Natur. Menschen wollen nicht glauben, weil ihnen das, was Jesus sagt und wer er ist, einfach nicht gefällt.
Und ich glaube, auch wir Christen wissen das tief in unserem Herzen. Die Bibelstellen, mit denen wir uns meist am schwersten tun und an denen wir uns am meisten reiben, sind typischerweise die, die im Widerspruch stehen zu dem, was wir wollen oder vielleicht auch zu dem, was dem gesellschaftlichen Mainstream entspricht.
Dann tun wir uns auf einmal ganz schwer, wirklich zu glauben, was Gottes Wort sagt. Wirklich zu vertrauen, dass es gut ist.
Ein Wort an euch Teens, die ihr da oben sitzt: Der Druck für euch ist größer als für alle anderen hier in diesem Raum. Eure Generation ist noch viel mehr im Widerstand gegen all das, was die Bibel lehrt, als die Generation, mit der wir sonst zu tun haben.
In euren Schulen und in eurem Umfeld werden die Menschen wenig Akzeptanz dafür haben, dass ihr Dinge glaubt, die in der Bibel stehen. Was in der Bibel steht zur christlichen Sexualethik, zum Verhältnis von Mann und Frau und dass es nur Mann und Frau gibt. Was in der Bibel steht dazu, dass man bereit sein soll zu leiden – all das ist in eurer Generation vollkommen verpönt.
Und der Druck ist groß, dann zu sagen: Na ja, das nehmen wir mal nicht so ernst, das stellen wir mal hinten an, wir präsentieren unseren Jesus einfach ein bisschen anders oder wir distanzieren uns leicht von ihm.
Das wird vor allem dann zu einer großen Herausforderung für euch, wenn ihr die Anerkennung eurer Mitschüler und Freunde mehr liebt als Gott.
Und das gilt letztlich für uns alle. Die Herausforderung ist real. Das gilt zum einen im Hinblick auf das, was die Welt um uns herum will – da ist manches einfach nicht populär. Und das gilt natürlich auch im Hinblick auf das, was wir tief in unserem Herzen wollen.
Wir wollen manches einfach nicht, und dann darf es nicht wahr sein. Dann lehnen wir die Schrift ab, und dann lehnen wir Jesus ab.
Denn der Jesus, der uns in der Schrift verkündigt wird, ist ein Jesus, der eben sagt, dass Geiz nicht geil ist, sondern sündig. Der uns sagt, dass wir großzügig sein sollen, dass wir anderen vergeben sollen, dass wir demütig und sanftmütig sein sollen und nicht mitmachen, wenn alle einfach im blinden Zorn gegen alle schimpfen und meckern.
Das ist der Jesus, der uns sagt, dass wir eine Grundhaltung der Dankbarkeit gegenüber Gott und allem, was er uns gibt, haben sollten. Und dann merken wir: Manchmal wollen wir das einfach nicht. Und dann wollen wir nicht, dass das wahr ist.
Wir wollen keine Unterordnung, wir wollen keine Enthaltsamkeit, wir wollen keine Frömmigkeit und wir wollen nicht leiden.
Aber ich möchte uns Mut machen. Schaut, unser Wille ist korrupt und er täuscht sich. Aber die Schrift ist heilig und vollkommen zuverlässig.
So möchte ich sagen: Hört nicht so viel auf das, was die anderen sagen. Hört nicht so viel auf das, was ihr gerade wollt. Hört auf Gott und vertraut ihm. Er weiß am besten, was gut und richtig ist.
Jesus sagt: Ihr sucht in der Schrift, aber ihr wollt letztendlich nicht hören. Hört und vertraut!
Der vierte Zeuge: Mose als Zeuge für Jesus
Damit kommen wir zum vierten Zeugen. Ab Vers 45 bringt Jesus noch den Zeugen Mose vor. In gewisser Weise will ich offen eingestehen, habe ich auch überlegt, ob das eigentlich das Gleiche ist wie Punkt drei. Natürlich ist das, was Mose bezeugt, auch Teil der Schriften. Insofern gehört das zum dritten Punkt. Doch der Schwerpunkt hier liegt auf der Anklage, die noch einmal etwas anders formuliert ist. Deshalb ist es, glaube ich, gut, diesen Punkt separat zu betrachten.
In Vers 45 heißt es: Ihr sollt nicht meinen, dass ich euch vor dem Vater verklagen werde. Es ist einer, der euch verklagt: Mose, auf den ihr hofft. Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch mir, denn er hat von mir geschrieben. Wenn ihr aber seine Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinem Wort glauben?
Es ist interessant, was Jesus hier tut. Er sagt zuerst, dass sie auf Mose hoffen, und am Ende sagt er, ihr glaubt ihm nicht. Das heißt auf gut Deutsch: Sie behaupten, Mose zu glauben, aber sie glauben ihm nicht. Er betont den Grund dafür: Mose hat von ihm gesprochen, und sie glauben nicht an ihn. Also glauben sie offensichtlich nicht Mose.
Jesus bezieht sich dabei vielleicht vor allem auf die Worte, die Mose am Ende seines Lebens gesprochen hat, im fünften Mose Kapitel 18. Dort sagt Mose zum Volk Israel: Einen Propheten wie mich wird der Herr, dein Gott, erwecken aus dir und aus deinen Brüdern. Dem sollt ihr gehorchen. Das heißt, Mose spricht von Jesus, einem Propheten wie er selbst, einem, auf den wir hören sollen. Die Juden wollen aber nicht auf ihn hören. So klagt Jesus das an und sagt: Ihr glaubt ja Mose gar nicht wirklich. Schließlich zeugt Mose, genauso wie die ganze Schrift – darüber haben wir gerade nachgedacht – von ihm.
Das erklärt Jesus dann immer wieder. Nach seiner Auferstehung erklärt er zum Beispiel den Emmaus-Jüngern die Schrift. Dort heißt es, er fing bei Mose und allen Propheten an und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war. Er beginnt also bei Mose. Später spricht er dann zu den Elf Jüngern am gleichen Tag: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen.
Die Menschen damals meinten, Mose gegen Jesus ausspielen zu können. Sie sagten: Wir hoffen auf Mose, geh weg, Jesus, dich brauchen wir nicht. Auch heute erleben wir noch, dass manche Menschen meinen, die Schrift gegen Jesus ausspielen zu können.
Meine Tochter Anna Maria berichtete, dass sie vor kurzem Besuch von den Zeugen Jehovas bei uns zu Hause hatte, als ich nicht da war. Sie ließ sich auf ein Gespräch mit ihnen ein und erzählte mir danach, dass sie versucht hätten, ihr mit aus dem Kontext gerissenen Bibelstellen einzureden, Jesus sei nicht der ewige Sohn Gottes. Ich habe dann versucht, ihnen zu zeigen, in welchem Zusammenhang das eigentlich steht, aber sie wollten nicht darüber reden. Sie haben versucht, die Schrift gegen Jesus auszuspielen. Das ist das, was die Zeugen Jehovas machen.
Falls jemand versucht ist, den Zeugen Jehovas viel Glauben zu schenken, sollte er das bedenken. Der heute häufigere Ansatz geht etwas andersherum. Heute wird Jesus gegen die Bibel ausgespielt. Früher haben sie Mose gegen Jesus ausgespielt, heute ist es oft andersherum.
So behaupten manche sogenannte Postevangelikale, gerade in einigen Freikirchen, dass man sich im Zweifelsfall mit Jesus gegen die Bibel stellen sollte. Was für eine absurde Aussage! So als hätte Jesus jemals etwas gesagt, was die Bibel nicht sagt. Solche Worte kennen wir nur aus der Bibel selbst. Es macht überhaupt keinen Sinn.
Aber solche Thesen werden heutzutage fröhlich propagiert. Sie sagen, wir sollten bestimmte Bibelstellen verwerfen, weil angeblich der Jesus, den sie sich selbst zurechtlegen, gegen die Bibel stünde. Dabei ist alle Schrift von Gott eingegeben und kann uns unterweisen zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus, so schreibt Paulus an Timotheus.
Die Schrift und Jesus stehen nicht im Widerspruch oder in einem Spannungsverhältnis zueinander. Nein, nur der Glaube an den Jesus, den uns Mose, die Psalmen und die Propheten verkünden, kann retten. Das ist es, was Jesus hier deutlich macht.
Er ruft letztlich seine vier Zeugen auf: Johannes den Täufer, Gottvater selbst, alle Schrift und dann noch einmal speziell Mose. Alle bezeugen klar und deutlich, dass er der Christus ist, der Sohn Gottes, und dass wir nur durch ihn selig werden und zum ewigen Leben gerettet werden können.
Die Juden damals wollten diesen Zeugen einfach nicht glauben. Wie ist das bei uns? Wie ist das bei dir?
Ich möchte uns ermutigen: Höre nicht einfach nur auf das, was Jesus sagt. Höre nicht nur auf das, was hier gepredigt wird. Erkenne, wie sehr du ihn als Retter brauchst, und vertraue dich ihm mit deinem ganzen Leben an.
Erkenne, dass alle anderen Bekenntnisse zu Gott vollkommen wertlos sind, wenn wir nicht daran glauben, dass Jesus der menschgewordene Gott ist. Denn nur durch ihn können wir mit Gott versöhnt leben.
Vertraue der ganzen Bibel, der ganzen Schrift. Forsche in der Schrift. Tu das, was die Menschen damals angeblich getan haben: forsche die Schrift, damit du Jesus mehr erkennen kannst. Und dann vertraue diesem Jesus, auch wenn die Menschen dich dafür gering schätzen.
Das ist nicht so entscheidend. Sie werden dich nämlich nicht in letzter Instanz richten, und sie können dich nicht retten. Erlaube niemals, dass Jesus gegen die Bibel ausgespielt wird. Erkenne, dass ein Jesusglauben bedeutet, der ganzen Schrift zu vertrauen.
Meine Hoffnung und mein Gebet sind, dass wir genau das tun: dass wir die Zeugen hören und uns klar bekennen: Ja, Jesus Christus, der Sohn Gottes, ist mein Herr. Ihm vertraue ich und ihm folge ich nach. Durch ihn werde ich gerettet werden, und so werde ich ewig leben.
Wenn du noch Fragen dazu hast, dann komm ins Gespräch mit uns. Hier sitzen noch über zweihundert Zeugen, die dir helfen wollen, überzeugt zu werden.
Und wenn dich die Zeugen heute an der einen oder anderen Stelle herausgefordert haben, und du sagst: Ich gehöre zu Jesus Christus, aber sie haben dich an der einen oder anderen Stelle herausgefordert, dann lass es zu. Geh jetzt nicht einfach nach Hause und sage: Für einen Moment war ich überführt. Kläre für dich, wo genau dein Glaube nachgeschärft werden muss. Das wird dir guttun, dich zurüsten für ein Leben in der Nachfolge und dein Zeugnis gegenüber anderen stärken.
Schlussgebet und Bitte um Erkenntnis
Und dafür möchte ich beten: Himmlischer Vater, das ist unser Gebet, dass du uns mehr und mehr hilfst, wirklich zu erkennen, wer Jesus Christus ist. Nicht nur ein Ausschnitt, nicht nur eine Karikatur, nicht nur das, was uns gerade gefällt oder was uns gerade nützlich erscheint. Nein, dass wir Jesus wirklich erkennen, uns vor ihm beugen, ihn als unseren Herrn anerkennen und ihm gehorchen.
Danke, dass du ihn gesandt hast, nicht um sich selbst einfach zu rechtfertigen, sondern um uns durch seinen Tod am Kreuz zu rechtfertigen. Danke, Jesus, dass du dich für uns hingegeben hast.
Du bist vertrauenswürdig, du bist voller Liebe, du meinst es wirklich gut mit uns. Hilf uns, das mehr und mehr zu erkennen und zu glauben. Amen.