Einführung: Katastrophen der Menschheitsgeschichte und das Ende des Zweiten Weltkriegs
Ja, guten Morgen zusammen! Ich möchte heute mit einer Frage beginnen: Welche Ereignisse gehören zu den größten Katastrophen der Menschheitsgeschichte?
Wir haben vermutlich unterschiedliche Ereignisse im Kopf. Manche von euch denken vielleicht an die Pest im Mittelalter, andere an Naturkatastrophen oder an die Hungersnöte in Afrika. Doch ich glaube, wenn wir eine Liste erstellen würden, hätten wir alle den Zweiten Weltkrieg darauf.
Das war eine Katastrophe, was dort passiert ist. So viel Mord, so viel Totschlag, so viele Menschen sind gestorben – eine wahre Katastrophe.
Gestern vor einer Woche war der 8. Mai. Dieses Datum ist nicht nur in Deutschland, sondern auch im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg ein historisches Datum. Am 8. Mai 1945 unterschreibt Deutschland die Kapitulationsurkunde. Streng genommen wurde sie bereits einen Tag vorher unterschrieben, aber am 8. Mai trat die Kapitulationsurkunde in Kraft.
Bereits in den Wochen und Monaten davor bemühten sich die Alliierten, durch gezielte Luftschläge auf sämtliche Großstädte Deutschlands, den Nationalsozialismus und damit auch das Dritte Reich ein für alle Mal zu besiegen. Ziel war es, damit die Katastrophe zu beenden.
Es gelang ihnen mit Erfolg. Wie gesagt, am 8. Mai trat die Kapitulationsurkunde in Kraft, und damit war die Katastrophe endlich vorbei. Sie wurde durch einen Sieg errungen – das Ende der Katastrophe.
Thema der Predigt und Einführung in den Römerbrief
Und genau das ist mein Predigtthema heute Morgen. Mein Thema lautet: Katastrophe beendet, Gnade besiegt Sünde. Wir befinden uns im Römerbrief, Kapitel 5.
Für diejenigen, die vielleicht nicht von Anfang an dabei waren, sei gesagt: Der Römerbrief ist wohl die systematischste Darlegung des Evangeliums, die wir in der Bibel finden. Paulus erklärt darin, wie ein Mensch gerettet wird – und das Schritt für Schritt, sehr systematisch. Deshalb gilt der Römerbrief als der Kernbrief im Neuen Testament.
Wenn man sich ein einziges Buch aussuchen müsste, das man im Neuen Testament behalten will, falls uns einmal die Bibeln weggenommen werden, würde ich den Römerbrief wählen. Martin Luther nannte ihn das reinste Evangelium.
Jetzt sind wir in Kapitel 5 angekommen. In der letzten Predigt, beziehungsweise in der vorletzten Predigt zum Römerbrief, haben wir uns bereits mit Kapitel 5 beschäftigt. Paulus legt dort die Folgen der Rechtfertigungslehre dar. In den Kapiteln 3 und 4 erklärt er, dass der Sünder von Gott für gerecht erklärt wird, wenn er sein Vertrauen auf Jesus Christus setzt.
In Kapitel 5, Vers 1, heißt es: „Da wir nun gerechtfertigt sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott.“ Beim letzten Mal haben wir fünf Dinge betrachtet: Wir haben Frieden mit Gott, wenn wir unser Vertrauen auf Jesus gesetzt haben. Wir haben Zugang zu Gnade, eine sichere Hoffnung, wir sind unfassbar geliebt und können begeistert sein von Gott. Das ist der Inhalt von Römer 5,1-11.
Jetzt sind wir in Kapitel 5 weitergekommen, und Paulus macht in diesem Text noch einmal einen Schritt zurück. Er zeigt uns das Ganze aus der Makroperspektive und macht deutlich, warum wir überhaupt eine echte Hoffnung haben können. Die Katastrophe wurde beendet – und das erweckt Hoffnung.
Das ist der Text, den wir uns heute anschauen. Es erwartet uns geballte Theologie. Ich hoffe, ihr seid wach und aufmerksam. Die Besucher des ersten Gottesdienstes hatten es hoffentlich leichter, denn um neun Uhr morgens ist das schon früh für so viel Theologie. Ihr habt einen kleinen Vorsprung, und ich hoffe, dass ihr mir folgen könnt.
Adam und Christus im Vergleich: Wer bestimmt unser Schicksal?
In diesem Abschnitt werden Adam und Christus immer wieder miteinander verglichen und gegenübergestellt. Beide haben etwas getan, das Auswirkungen auf die gesamte Menschheit hat. Das ist der Tenor unseres Textes.
Ich möchte, dass wir uns heute, auch wenn es zum Teil recht tief theologischen Fragen sind, mit dieser Thematik beschäftigen. Dabei lade ich dazu ein, während der Predigt immer wieder die Frage zu stellen: Wer beeinflusst mein Schicksal – Adam oder Jesus Christus?
Mit dieser Leitfrage wollen wir nun den Text gemeinsam durchgehen.
Adam – der Auslöser für die Katastrophe
Der Text beginnt mit Adam. Was hat Adam getan, und was hat das mit uns zu tun?
Punkt eins: Adam, der Auslöser für die Katastrophe. Ich lese mal Vers 12: „Darum, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod, und so der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben.“ Hier macht Paulus erst einmal einen gedanklichen Punkt. Das heißt, Paulus sagt, die Sünde ist durch einen einzigen Menschen in diese Welt gekommen. Mit der Sünde kam leider auch ganz viel Elend und Leid – die ganze Katastrophe durch einen Menschen.
Dieser Mensch ist Adam. Er wird hier zwar namentlich noch nicht genannt, aber in Vers 14. Ich will euch mal mit hineinnehmen in die Begebenheit im Garten Eden. Dort heißt es in 1. Mose 2,16-17: „Und Gott, der Herr, gebot dem Menschen und sprach: Von jedem Baum des Gartens darfst du essen, aber vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen darfst du nicht essen, denn an dem Tag, da du davon isst, musst du sterben.“ Das ist das Gebot, das Adam bekommen hat.
Oft fokussieren wir uns auf das Gebot, aber wir vergessen, dass dieser Text eigentlich mit einer Freigabe beginnt. Gott sagt: „Du darfst von allen Bäumen essen.“ Also hier wird der Fokus eigentlich auf Gottes Großzügigkeit gelegt, auf Gottes Güte. Er versorgt den Menschen im Garten mit allem, was er braucht. Es gibt nur eine Einschränkung, aber diese Einschränkung ist minimal gegenüber der Freigabe: „Du darfst von allen Bäumen essen, nur von diesem einen nicht.“
Mit diesem Gebot gibt Gott dem Menschen überhaupt erst die Möglichkeit, sich gegenüber ihm zu verhalten. Wenn er das Gebot befolgt, sagt der Mensch damit zu Gott: „Ich gehorche dir.“ Wenn er es missachtet und dagegen verstößt, sagt der Mensch zu Gott: „Ich gehorche dir nicht.“ Das heißt, das Gebot gibt dem Menschen überhaupt erst einmal die Möglichkeit, sich gegenüber Gott zu verhalten.
Dieses Gebot hat Gott Adam und Eva gegeben. Viele von uns, die die Bibel kennen, wissen, wie die Geschichte weitergeht: Die Schlange kommt und redet der Frau tatsächlich ein, Gott meint es nicht gut mit dir. Übrigens, das ist das, was die Schlange uns auch heute manchmal einredet: „Gott meint es nicht gut mit dir. Da gibt es etwas, das du verpasst, wenn du mit Gott lebst.“ Eva geht der Schlange auf den Leim, sie isst von der Frucht, sie gibt ihrem Mann, der bei ihr war, und er isst auch. Und die Katastrophe nimmt ihren Lauf.
Jetzt stellst du dir vielleicht die Frage: Warum wird hier Adam genannt? Im Text steht ja: „Durch Adam, durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen.“ Warum nicht durch Eva? Gute Frage. Warum eigentlich nicht durch Eva? Wir Männer hätten es vielleicht lieber, wenn da Eva stehen würde. Aber es steht nun mal Adam. Warum?
Weil Adam das Gebot bekommen hat, als es Eva noch nicht gab. Eva war noch nicht geschaffen, und Gott sagt zu Adam: „Du sollst nicht davon essen.“ Er gibt Adam die Hauptverantwortung. Und was passiert? In dem Moment, wo Eva – zugegeben als Erste – sündigt, steht Adam passiv neben ihr. Er hätte eingreifen müssen. Dementsprechend, nachdem beide gegessen haben, wen ruft Gott von den beiden? Er ruft Adam. Er sagt nicht zu Eva: „Wo bist du?“, sondern zu Adam: „Wo bist du?“ Er nimmt den Mann, der die Hauptverantwortung von Gott hat – übrigens schon vor dem Sündenfall hat der Mann die Hauptverantwortung bekommen – zur Rechenschaft.
Deswegen greift Paulus hier das auf und sagt: Letztendlich war Adam an allem schuld. Durch ihn ist die Sünde in die Welt gekommen – aber leider nicht nur die Sünde allein, sondern damit auch der Tod. Und zwar der Tod in einem doppelten Sinne.
Einmal der geistliche Tod, das heißt die Trennung. Der Mensch konnte nicht mehr Gemeinschaft mit Gott haben. Er musste aus dem Paradies hinausgehen. Seitdem kommt jeder Mensch auf die Welt getrennt von Gott. Zwischen Mensch und Gott ist eine Schlucht entstanden durch die Sünde. Das ist der geistliche Tod.
Aber auch der körperliche Tod ist durch die Sünde in die Welt gekommen. Das lesen wir spätestens in 1. Mose 5. Die Schlange hat gesagt: „Ihr werdet keineswegs des Todes sterben.“ Und wir sehen: Auch der leibliche Tod tritt ein als Folge der Sünde. In Kapitel 5 „klingeln die Friedhofsglocken“. Das ist das große Kapitel des Todes im Alten Testament. „Und er starb, und er starb, und er starb, und er starb, und er starb.“ Massenweise sterben Menschen.
Warum? Menschen wurden ursprünglich nicht sterblich geschaffen. Adam und Eva sollten eigentlich ewig leben. Sie wurden nicht für den Tod geschaffen. Der Tod kam erst als Folge der Sünde. Und das ist das, was Paulus hier sagt: Das ist das ganze Dilemma.
Dann heißt es: „Durch die Sünde Adams ist der Tod zu allen durchgedrungen.“ Das heißt auch zu uns. Auch wir sind von diesem Schicksal, das durch Adam entstanden ist, mit betroffen. Adams Sünde ist auch uns zum Verhängnis geworden.
Der Text geht noch weiter und sagt: „Weil sie alle gesündigt haben.“ Römer 5,12 ist der entscheidende Vers, wenn es um die Erbsündenlehre in der Bibel geht. Die Erbsündenlehre ist ein schwieriges Thema. Ich finde, Pastor Wolfgang Wegert von der Archegemeinde bringt es gut auf den Punkt, wenn er sagt: Wir sind nicht durch unsere eigene Sünde zu Sündern geworden – das kommt gewiss noch hinzu –, sondern wir sind durch die Sünde Adams zu Sündern geworden.
Das heißt, durch Adam wird die Sünde wie ein Virus bei jeder Zeugung schon weitergegeben. Das ist das Verhängnis, das ist die Erbsündenlehre, wie wir sie in der Bibel finden. Jeder Mensch wird geboren, definitiv mit einem Hang zur Sünde. David sagt übrigens: „Meine Mutter hat mich in Sünde geboren.“ Von Anfang an ist die Sünde da, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie auch bei einem kleinen Kind zum Vorschein kommt, ohne dass man es ihm beigebracht hat.
Eltern können die Erbsündenlehre anhand der Praxis gut nachvollziehen. Es ist in uns drin. Nicht weil wir – oder ich muss es mal anders formulieren – wir sind nicht Sünder, weil wir sündigen, sondern wir sündigen, weil wir Sünder sind. Das ist das, was die Bibel an dieser Stelle sagt.
Vielleicht sagst du jetzt: „Damit habe ich ein Problem. Warum habe ich Schuld aufgrund der Sünde Adams?“ Ich möchte zwei Dinge entgegenhalten: Erstens, kannst du mit Sicherheit versprechen, dass du an Adams Stelle anders gehandelt hättest? Und zweitens, wenn wir uns Römer 1 bis 3 noch einmal vor Augen führen, da wird unsere persönliche Schuld massiv dargelegt. Am Ende von Römer 3 kommen wir zu dem Ergebnis: Auch all unsere falschen Denkweisen, unsere Sünden verdammen uns vor Gott.
Römer 5 zoomt noch einmal ein Stück zurück, zeigt uns das Ganze aus der Makroperspektive und möchte deutlich machen: Was hat die Sünde Adams für Auswirkungen im Leben gehabt? Die nächsten beiden Verse, 13 und 14, machen da weiter: „Denn bis zum Gesetz war Sünde in der Welt; Sünde aber wird nicht zugerechnet, wenn kein Gesetz ist. Aber der Tod herrschte von Adam bis auf Mose selbst über die, welche nicht gesündigt hatten in der Gleichheit der Übertretung Adams, die ein Bild des Zukünftigen ist.“
Ich habe ja gesagt: geballte Theologie. Es muss erst einmal verstanden werden, was der Text sagt. Mose kam ja nicht direkt nach Adam. Mose kam erst hunderte Jahre später. Erst bei Mose hat Gott das Gesetz gegeben, das heißt die Zehn Gebote – und man spricht auch noch von 613 Einzelgeboten. Die kamen mit Mose.
Das heißt, zwischen Adam und Mose gab es in dem Sinne das Gesetz noch nicht. Adam hatte zumindest ein Gebot: „Du sollst nicht essen.“ Zwischen Adam und Mose gab es aber kein Gesetz in der Form. Dementsprechend gab es keine Übertretung eines konkreten Gebotes.
Die Menschen waren schon Sünder – man denke nur an die Zeitgenossen Noachs, eine schlimme Gesellschaft –, aber es gab kein konkretes Gesetz, das sie übertreten haben. Das ist ungefähr so, als wenn ich auf der Autobahn 130 km/h fahre, aber es kein Tempolimit gibt. Dann kann ich nicht geblitzt werden. Wo aber ein Limit von 100 km/h steht und ich fahre 130, da übertrete ich ein konkretes Gebot der Straßenverkehrsordnung. Dann werde ich geblitzt und muss zahlen, weil ich ein konkretes Gebot übertreten habe.
In dieser Zwischenzeit gab es also noch kein Gebot, das heißt, die Sünde wurde in dieser Weise nicht verbucht. Aber – und das ist der eigentliche Punkt, den Paulus hier deutlich machen möchte – trotzdem sind sie gestorben. Trotzdem sind sie gestorben. Und das ist die Hauptbetonung des Textes: Sie leiden unter den Auswirkungen von Adams Sünde.
Sie leiden darunter.
Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl ist jetzt so ziemlich genau 35 Jahre her. Da gab es ja vor Kurzem ein trauriges Jubiläum: Am 26. April 1986 kam es im Kernkraftwerk zur Explosion des Reaktors. Wenn man sich mit den Ursachen beschäftigt, wie das passieren konnte, kommt man nicht drum herum festzustellen: Es lag menschliches Versagen vor. Da sind sämtliche Dinge schiefgelaufen, eine Aneinanderreihung von Versagen.
Dieses Ereignis, diese Tragödie von Tschernobyl, hat Auswirkungen auf viele andere. Bis heute misst man eine erhöhte radioaktive Strahlung in der Gegend. Bis heute erkranken Menschen an Krebs aufgrund eines Ereignisses, das lange zurückliegt, das ihnen aber zum Verhängnis wird.
Und genau das ist – zugegeben ein schwacher Vergleich – das, was durch Adams Sünde passiert ist: eine Tragödie, und unter den Folgen leiden wir. Das ist der Grund, warum Menschen sterben. Das ist der Grund, warum es Krankheiten in dieser Welt gibt. Warum es Leid gibt, Scheidungen, häusliche Gewalt, Vergewaltigung, Missbrauch – all das Desaster führt die Bibel darauf zurück, dass wir in einer gefallenen Welt leben, in einer absolut kaputten Welt.
Und das ist alles durch Adam gekommen. Seine Sünde hat uns alle mitgerissen. Seine Sünde ist uns allen zum Verhängnis geworden. Natürlich häufen wir auch in unserem eigenen Leben Sünde auf. Wir sündigen und leiden an den Sünden anderer.
Wenn wir uns das bewusst machen, schreit das doch in uns nach einer Lösung, oder? Ich habe in letzter Zeit mit einigen Menschen gesprochen, die so unter der aktuellen Situation leiden, weil sie plötzlich feststellen, diese Welt gerät aus den Fugen. Menschen, die an Depressionen leiden. Unsere Glaubensgrundkurse sind voll, weil Menschen nach einer Lösung suchen.
Ich finde es gut, dass Menschen nach einer Lösung suchen, denn diese Welt ist kaputt, sie ist gefallen. In dieser Welt herrscht Tod, herrscht Ungerechtigkeit – alles aufgrund von Adam.
Deshalb ist es gut, wenn du auch heute hier sitzt und nach einer Lösung schreist. Wenn Paulus hier jetzt einen Punkt machen würde, würde er uns depressiv und hoffnungslos zurücklassen. Aber genau das ist nicht der Fall.
Jesus Christus – der Erlöser aus der Katastrophe
Wir kommen jetzt von Adam, dem Auslöser der Katastrophe, zu Jesus Christus, dem Erlöser aus dieser Katastrophe. In den Versen 15 bis 19 vergleicht Paulus immer wieder Adam und Christus. Dem Menschen Adam steht der Mensch Jesus Christus gegenüber – zwei Menschen.
Ja, Jesus war auch hundert Prozent Gott, aber er war eben auch hundert Prozent Mensch. Das ist es, was Paulus hier betont. Zugleich wird dadurch deutlich, dass es hier nicht einfach nur um zwei Sinnbilder geht, sondern um historische Personen. Es geht um den Adam, der in 1. Mose 3 gesündigt hat, und um Jesus Christus, der etwa im Jahr Null geboren wurde, ein perfektes Leben führte und im Jahr 33 nach Christus als Jesus von Nazareth an einem römischen Holzkreuz hingerichtet wurde. Er blieb jedoch nicht im Tod, sondern stand drei Tage später wieder auf.
Es geht hier also um den historischen Jesus. Paulus stellt diesen beiden Menschen – Adam und Christus – gegenüber, zwei Prototypen sozusagen. In diesem Vergleich zeigt er einige Gemeinsamkeiten, aber auch gravierende Unterschiede. In unserem Text beginnt Paulus mit den Unterschieden.
Schauen wir uns den Kontrast zwischen Jesus und Adam an. Kontrast Nummer eins: Jesu Tat hat viel größere Auswirkungen. Als Adamstat...
Kontrast 1: Jesu Tat hat viel größere Auswirkungen als Adams Tat
Und das ist gut.
Vers 15: Mit der Übertretung ist es aber nicht so wie mit der Gnadengabe. Denn wenn durch des einen Übertretung die vielen gestorben sind, so ist viel mehr die Gnade Gottes in der Gabe, in der Gnade des einen Menschen, Jesus Christus, gegen die vielen überreich geworden.
Also: Die Übertretung ist das, was Adam getan hat, die Gnadengabe ist das, wofür Christus steht. Und beides hat Auswirkungen – ja, auf die Menschheit. Adam hat gesündigt, und viele leiden darunter. Christus hat sich geopfert, und viele profitieren davon.
Aber Paulus sagt, wir dürfen das jetzt nicht auf einer Skala von eins bis zehn im Intensitätsgrad der Auswirkung auf einem Level sehen.
Wenn man das jetzt mal misst – ich vergleiche das mal mit einer aktuellen Situation: Angenommen, wir würden eine Person in einem sogenannten systemrelevanten Beruf fragen: „Wie stark beeinflussen die Corona-Maßnahmen dein Leben auf einer Skala von eins bis zehn?“
Da wird sie vielleicht sagen: Sieben. Also, ich fahre nach wie vor zur Arbeit, ich muss nicht ins Homeoffice, weil ich ja systemrelevant bin und so weiter. Aber es gibt doch trotzdem auch für mich viele Einschränkungen. Auf einer Skala von eins bis zehn: Sieben.
Dann fragen wir dieselbe Person: „Okay, inwiefern beeinflusst die Digitalisierung dein Leben?“ Das ist jetzt ein anderes Thema, aber es geht hier nur um den Grad der Beeinflussung.
Dann sagt die Person auch: Sieben. Also klar, einige Dinge mache ich noch so, ich gehe mit dem Hund spazieren, aber sonst – mein Staubsauger zu Hause, der ist im WLAN angeschlossen, der macht das selber, ich bin total vernetzt, meine Bankgeschäfte mache ich online. Die Digitalisierung beeinflusst mich auch sehr stark, ebenfalls eine Sieben.
Also, es geht hier nur jetzt bei Paulus darum, den Grad der Intensität zu verstehen: Welches Ereignis hat größere Auswirkungen?
Und der Punkt ist eben nicht, dass wir sagen, das ist auf einer gleichen Ebene.
Schaut mal: Wenn Adams Tat auf einer Skala von eins bis zehn gemessen wird, würden wir sagen, die Auswirkungen sind zehn. Sie beeinflussen unser Leben absolut. Ich meine, wir sterben, und all das Leid – auf einer Skala von eins bis zehn, was Adam gemacht hat, Stufe zehn.
Aber wenn wir messen, was Christus getan hat, welche Auswirkungen das auf unser Leben hat, auf einer Skala von eins bis zehn, sagt Paulus: hundertzwanzig.
Das, was Christus getan hat, hat viel größere Auswirkungen auf unser Leben als das, was Adam getan hat.
Ihr Lieben, wir können die Gnade Gottes nicht überbewerten, können wir nicht. Wir können nie zu klein von der Gnade Gottes reden.
Ein dramatisch gravierendes Ereignis, was da auf Golgatha passiert ist.
Kontrast 2: Jesu Tat hat andere Auswirkungen als Adams Tat
Wir kommen nun zum zweiten Kontrast. Paulus sagt, dass Jesu Tat nicht nur größere Auswirkungen hat, sondern auch andere Auswirkungen als das, was Adam getan hat.
Dabei geht es darum, was die Gnade jetzt ganz konkret mit sich bringt. Die Gnade beantwortet, ihr Lieben, zwei Lebensfragen.
Jeder Mensch stellt sich im Laufe seines Lebens die Sinnfrage und die Schuldfrage – das sind die beiden Fragen, die sich jeder Mensch stellt. Genau um diese beiden Fragen geht es jetzt in den nächsten Versen.
Christi Tat hat ganz andere Auswirkungen, und diese hängen mit der Sinnfrage und der Schuldfrage zusammen.
Schuldfrage: Rechtfertigung statt Verdammnis
Kommen wir zunächst zur Schuldfrage: Rechtfertigung statt Verdammnis, wie es uns Vers 16 sagt. Dort heißt es: „Und mit der Gabe ist es nicht so wie durch den einen, der sündigte. Denn das Urteil führte von einem zu Verdammnis, die Gnadengabe aber von vielen Übertretungen zur Gerechtigkeit.“
Adams Tat hat die Verdammnis gebracht. Im Griechischen wird hier eigentlich ein Wort verwendet, das ein richterliches Urteil beschreibt. Adam wurde von Gott verurteilt und hat die Konsequenzen seiner Tat erlitten. Weil wir Adams Nachkommen sind und selbst sündigen, werden wir ebenfalls verurteilt – nicht zuletzt auch aufgrund von Adam.
Das Wunderbare ist: An dem Punkt, wo Jesus am Kreuz schrie „Es ist vollbracht“, hat Gott für dieses Schuldproblem eine echte Lösung gefunden.
Menschen plagen sich oft mit Schuld in ihrem Leben. Karl Menninger, ein Psychiater, der vor einigen Jahren noch lebte, hat den bekannten Satz gesagt: „Wenn ich Patienten aus psychiatrischen Kliniken überzeugen könnte, dass ihre Sünden vergeben sind, könnten 75 von ihnen am nächsten Tag nach Hause gehen.“
Das sagt er nicht als Pastor, sondern als Psychiater. Er meint, dass die meisten Menschen sich im Leben mit der Schuldfrage quälen. Da ist etwas, das sie nicht loswerden können. Sie können es nicht wieder gut machen. Sie haben Schuld auf sich geladen, und das Urteil lautet demzufolge Verdammnis: „Verdammnis, du bist schuldig vor Gott.“
Aber Gott hat in Jesus Christus eine Lösung gefunden. Jesus kam auf die Welt, lebte ein perfektes Leben und zeigte das Menschsein, das eigentlich Adam hätte leben sollen. Jesus ist der zweite Adam. Er erfüllt alle Gebote Gottes, stirbt am Kreuz und nimmt deine und meine Schuld auf sich. Die Schuld wird am Kreuz bestraft.
Wenn wir unser Vertrauen auf Jesus Christus setzen, spricht Gott uns frei. Das möchte ich dir als Christ heute noch einmal mitgeben und zusprechen: Dein Urteil lautet nicht Verdammnis.
In Römer 8,1 steht: „Es gibt keine Verdammnis für die, die in Jesus Christus sind.“ Dein Urteil lautet nicht Verdammnis, sondern freigesprochen und gerechtgesprochen. Schreib dir das irgendwo an die Wand, häng dich daran und sag es dir immer wieder.
Das ist das Wunderbare, was Christus getan hat. Es hat eine ganz andere Auswirkung als das, was Adam getan hat: Rechtfertigung statt Verdammnis.
Sinnfrage: Leben statt Tod
Damit ist die Schuldfrage geklärt. Aber Christus am Kreuz klärt auch die Sinnfrage.
Wir kommen zum nächsten Punkt: Leben statt Tod. Vers 17 sagt: „Denn wenn durch die Übertretung des einen der Tod durch den einen geherrscht hat, so werden vielmehr die, welche den Überfluss der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, im Leben herrschen durch den einen Jesus Christus.“
Mit der Sünde Adams ist der Tod in die Welt gekommen. Das haben wir beim ersten Punkt ausführlich behandelt. Dort haben wir festgehalten, dass wir alle davon betroffen sind. Dementsprechend stellt sich doch jeder Mensch die Sinnfrage. Wenn alle sterben – ich meine, der Gedanke an den Tod kann uns so unglaublich frustrieren – geht es wirklich nur darum: Essen, Arbeiten, Schlafen, Essen, Arbeiten, Schlafen? Und wenn die Rente da ist, kommt eben Rente, Schlafen und Essen dazu. Wir bewegen uns so im Hamsterrad und irgendwann sterben wir mit siebzig oder achtzig.
Dann muss man sich doch die Frage stellen: Was hat das denn für einen Sinn, wenn der Tod herrscht? Ich bekomme das manchmal mit an den Friedhöfen, wenn wir wieder eine Beerdigung haben. Dann wird uns gesagt, wir haben nur zwanzig, dreißig Minuten, dann kommt der Nächste. Ja, die Menschen sterben. Und dementsprechend stellt sich doch die Frage: Was hat das Ganze für einen Sinn?
Mit Jesus Christus und seiner Tat ist die Schuldfrage geklärt, weil Jesus den Tod besiegt hat.
Da ist eine ältere Frau, die im Sterben liegt. Sie ruft noch einmal ihre Familie zusammen, um alles für die Beerdigung zu regeln. Das ist ein schwieriges Gespräch für die Familie. Ich weiß nicht, ob Sie schon einmal bei so einem Gespräch dabei waren. Für die ältere Frau ist das alles kein Problem. Sie ist relativ gut drauf, sogar. Den Jüngeren fällt es schwer, das jetzt zu regeln.
Einige Details werden geklärt, wie die Beerdigung ablaufen soll. Dann bittet die ältere Frau: „Legt mir bitte einen Nachtischlöffel in den Sarg.“ Alle stellen sich die Frage: Warum denn einen Nachtischlöffel? Es geht doch nicht darum, dass sie symbolisieren will, sie wolle die Löffel abgeben. Warum also ein Nachtischlöffel? Das fragen sie ihr auch offen, denn es ist ungewöhnlich, so einen Nachtischlöffel im Sarg zu haben.
Sie sagt: „Wisst ihr was, mein ganzes Leben lang war ich eine leidenschaftliche Nachtischesserin. Wenn ich irgendwo zum Essen eingeladen war, dann habe ich immer direkt geschaut: Liegt da ein Nachtischlöffel am Teller? Dann wusste ich, das Beste kommt noch.“
Ihr Lieben, damit wollte sie deutlich machen: Legt mir einen Nachtischlöffel in den Sarg, denn das Beste kommt noch.
Und das möchte ich Ihnen als Kind Gottes zusprechen: Auch wenn wir durch dieses Leben gehen, auch wenn wir manchmal Zeiten der Schwermut erleben – und vielleicht erleben Sie das gerade –, dass Sie immer wieder von Gedanken überfallen werden, eine Perspektivlosigkeit spüren und fertig sind, in Ihren eigenen Gedanken und Grübeleien gefangen. Plötzlich macht nichts mehr Sinn.
Ihr Lieben, das Beste kommt noch. Das Beste kommt noch nicht in diesem Leben. Das Beste erwartet uns noch, weil Jesus den Tod besiegt hat. Und er sagt hier, es heißt ja im Text: „Sie werden im Leben herrschen.“ Das bedeutet, dass es zukünftig ist. Es geht um das ewige Leben, das uns Jesus Christus ermöglicht.
Durch seinen Sieg über den Tod können wir am Reich Gottes teilhaben. Deswegen ist es mir so wichtig, Ihnen das auch einfach noch einmal mitzugeben: Jesu Tat hat ganz andere Auswirkungen als Adams Tat. Adams Tat brachte den Tod, Jesu Tat bringt das Leben.
Ihr Lieben, das Beste kommt noch.
Gemeinsamkeiten zwischen Jesus und Adam
Es gibt jedoch auch Gemeinsamkeiten zwischen Jesus und Adam, die in den Versen 18 und 19 deutlich werden. Wenn man sich den Text in Römer 5,18-19 anschaut, erkennt man zweimal einen Vergleich mit den Worten „wie, so auch“. Paulus vergleicht hier und zeigt Gemeinsamkeiten zwischen Jesus und Adam auf.
Ich lese den Text einmal vor: „Wie es nun auch durch eine Übertretung für alle Menschen zu Verdammnis kam, so auch durch eine Gerechtigkeit für alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens. Denn wie durch des einen Menschen Ungehorsam die vielen in die Stellung von Sündern versetzt worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen in die Stellung von Gerechten versetzt werden.“
Das Gemeinsame an Jesus und Adam ist nicht die Tat, die sie vollbracht haben. Auch sind es nicht die daraus entstehenden Konsequenzen, die sie verbinden. Das Gemeinsame ist das Prinzip. In beiden Fällen hat das Verhalten eines einzelnen Menschen Folgen für alle Menschen.
Dieses Prinzip ist das Gemeinsame, auf das Paulus hier hinauswill. Die eine Übertretung hat viele mitgerissen, die eine Gerechtigkeit ermöglicht es vielen, gerechtfertigt zu werden. Der Ungehorsam des einen Menschen hat viele in die Kategorie der Sünder gestellt. Aber der Gehorsam des einen Menschen – und wir lesen in Philipper 2, dass er gehorsam war bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz – ermöglicht es den vielen, in die Kategorie der Gerechten aufgenommen zu werden.
In beiden Fällen hat das Verhalten des einen Menschen Folgen für alle.
Illustration: Bergsteiger und Rettung
Das sind zwei Touristen, die sich entscheiden, auf einen Berg zu steigen. Die Tour ist relativ anspruchsvoll, denn sie sind nicht sehr geübt, und der Berg ist schon eine Herausforderung. Dort gibt es auch Gletscher, die sie überwinden müssen.
Deshalb sagen sich die beiden Touristen: „Wir nehmen uns gleich zwei Bergführer mit. Einer geht hinter uns, der andere vor uns.“ So gehen sie zu viert in einer Reihe, alle an ein Seil gebunden.
Sie starten den Aufstieg, es geht hoch und höher. Dann erreichen sie den ersten Gletscher. Plötzlich passiert ein tragischer Unfall: Der Bergführer hinten rutscht aus und fällt den Abhang hinunter, in die Schlucht.
Da er am Seil befestigt ist, reißt er die beiden Touristen in der Mitte mit nach unten. Der Bergführer vorne reagiert geistesgegenwärtig. Im letzten Moment schlägt er seinen Eispickel, seine Axt, ins Eis.
Dadurch werden alle gerettet. Sie hängen nun über der Schlucht und haben die Möglichkeit, am Seil wieder hochzusteigen.
Diese Geschichte ist eine Illustration: Der Fall eines Menschen hat uns mitgerissen, aber die Rettungstat eines anderen hat uns als Kinder Gottes gerettet. Das ist das Wunderbare, was Christus getan hat.
Wir sind gemeinsam verbunden, und das hat Auswirkungen auf andere. Genau dazu möchte ich dich heute einladen.
Wenn Adam und Christus Auswirkungen auf unser Leben haben, dann stellt sich die Frage: Wer bestimmt dein Schicksal? Wer bestimmt dein Schicksal – Adam oder Christus?
Jesus unser Schicksal
Wilhelm Busch war ein begnadeter Prediger und Jugendpfarrer in Essen. Er gehört zu den wenigen Personen, die nach ihrem Tod bekannter geworden sind, als sie es zu Lebzeiten waren. Meistens vergisst man ja immer mehr die Menschen, die gestorben sind. Bei ihm ist es jedoch anders: Er ist von Jahr zu Jahr bekannter geworden.
Warum ist Wilhelm Busch eigentlich bis heute so bekannt? Er wurde vor allem durch sein Buch „Jesus unser Schicksal“ bekannt. In diesem Buch legt er noch einmal dar, dass sich alles an der Person Jesus entscheidet – alles. In unserem Leben, in deinem Leben.
Vielleicht stellst du dir die Frage: Ja, Gott, ja, aber warum Jesus? Und jetzt komme ich hier immer wieder in die Gemeinde oder bin schon seit längerem im Livestream zugeschaltet und finde, dass hier ein bisschen viel über Jesus gesprochen wird. Ja, das liegt daran, dass sich an Jesus alles entscheidet. Er ist derjenige, der die Rettungstat vollbracht hat. Wenn wir auf ihn vertrauen, dann bestimmt nicht Adam unser Schicksal, sondern Jesus bestimmt es. Denn er hat die Rettungstat vollbracht.
Es ist sein Werk, auf das ich vertrauen möchte. Deshalb möchte ich dich heute ganz konkret einladen: Wenn du feststellst, dass eigentlich Adam dein Leben bestimmt und du dich Jesus noch nie anvertraut hast, dann kannst du diese Entscheidung heute treffen. Ich lade dich ein, auch wieder die Gnade Gottes anzunehmen – auch im Livestream, wenn du zugeschaltet bist. Die Gnade Gottes ist auch für dich da.
Fazit: Gnade besiegt Sünde
Und das ist auch das Fazit und mein letzter Punkt in der Predigt: Gnade besiegt Sünde. Die Gnade besiegt die Sünde.
Ich lese die Verse 20 und 21:
„Das Gesetz aber kam daneben hinzu, damit die Übertretung zunehme. Wo aber die Sünde zugenommen hat, ist die Gnade überreich geworden, damit, wie die Sünde geherrscht hat im Tod, so auch die Gnade herrscht durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn.“
Schaut mal, am Anfang ist Paulus hier auf die Zeit bis zum Gesetz eingegangen. Könnt ihr euch erinnern? Diese Zwischenzeit. Jetzt spricht er von der Zeit, als das Gesetz gekommen ist. Er sagt: Als das Gesetz kam, haben sich die Sünden, die Übertretungen, extrem vermehrt.
Warum? Nicht, weil das Gesetz zur Sünde verleitet – das dürfen wir nicht denken. Zum einen ist da die Logik: Adam hatte nur ein Gebot, deswegen konnte er auch nur eins übertreten. Dann kommen aber viele Gebote, und dementsprechend werden viele Gebote jetzt übertreten.
Zum anderen ist das Gesetz auch ein Indikator für die Sünde. Das Gesetz zeigt uns auf, was Sünde ist. Vorher haben wir vielleicht einfach so gelebt, haben auch falsch gehandelt, aber wir wussten es noch nicht in gewisser Weise. Jetzt zeigt uns das Gesetz: „Oh, du sollst nicht stehlen“, „Oh, du sollst nicht lügen“, und wir stellen fest: „Ja, das Gebot habe ich übertreten.“
Schaut mal, diese beiden letzten Verse wollen die Sünde nicht kleinreden, im Gegenteil. Sie sagen: Die Sünde hat zugenommen. Aber der Punkt ist auch: Da, wo die Sünde groß geworden ist, übersteigt die Gnade alles.
Gerade in dem Lied, das wir gesungen haben, heißt es: „Deine Gnade ist mehr, als ich brauche.“ Gottes Gnade gibt es im Überangebot für uns. Es ist nicht so, dass sie gerade noch ausreicht. Es gibt immer viel mehr, als wir brauchen.
Wo die Sünde groß geworden ist, ist die Gnade überreich geworden. Die Gnade siegt über die Sünde, weil die Gnade so wunderbar ist. Gott will, dass die Gnade herrscht. Gott will nicht, dass die Sünde das letzte Wort hat. Die Sünde hat geherrscht und der Tod, aber die Gnade besiegt die Sünde.
Und dennoch ist die Sünde so schlimm, und wir wollen die Sünde nicht kleinreden. Wir wollen die Gnade einfach nur großreden.
Das mit der Sünde kann man vergleichen mit einem Waldbrand, der zunehmend wütet. Vielleicht erinnert ihr euch noch an die Waldbrände in Australien Ende 2019, Anfang 2020. Dort gibt es immer wieder Waldbrände, aber diese waren besonders heftig.
Ein Waldbrand hat, wie die Sünde, verheerende Auswirkungen und breitet sich aus – so wie das Feuer. Insofern ist der Vergleich sehr hilfreich.
Ich habe in einem Interview mit einem Feuerökologen gelesen, also einem Experten, der sich mit Waldbränden auskennt. Er sagte zu diesen Waldbränden in Australien: Es ist nicht möglich, alle Feuer unter Kontrolle zu bekommen.
Die Sünde gerät aus den Fugen. Das denkst du vielleicht auch manchmal in deinem Leben, wenn du auf dein Leben schaust und sagst: „Ich kriege die Sünde nicht im Griff. Da ist so viel, was ich falsch mache. Wer kann mir helfen?“
Ihr Lieben, der Text sagt: Wo die Sünde groß war, ist die Gnade mächtiger geworden.
Schaut euch mal den Feuerwehrhubschrauber auf dem Bild an. Wenn man das anschaut, ist das ja nur ein Tropfen auf den heißen Stein – so ein bisschen Wasser. Aber da ist so viel Feuer.
Das ist es mit der Gnade nicht. Denkt mal an einen Ozean, den Gott ausgießt über alles.
Der ganze Waldbrand – das ist übermäßig viel Feuer. Jetzt müsste das Bild mit dem Wasser kommen, das wir uns vor Augen führen. Die Gnade gibt es immer im Überangebot. Die Gnade ist wie ein Ozean, der alles überschwemmt, was an Feuer da ist, und alle Glutnester löscht.
Genau darum geht es. Genau das ist es, was Paulus hier deutlich machen möchte.
Ich möchte dich ermutigen: Wenn du noch nie die Gnade Gottes in deinem Leben angenommen hast, triff heute diese Entscheidung. Komm zum Kreuz und sage: „Jesus, Herr, bitte vergib du mir meine vielen Sünden. Ich habe erkannt, dass deine Gnade für mich da ist.“
Ich habe vor einiger Zeit mit einer Person gesprochen, die kein Christ ist, aber am Glauben interessiert. Wir treffen uns immer mal wieder zu Gesprächen. Letztens habe ich ihn gefragt: „Sag mal, was hält dich eigentlich ab? Was ist der letzte Schritt?“
Er sagte: „Andre, wenn du meine Vergangenheit kennen würdest. Ich bin nicht so aufgewachsen wie du, so behütet.“
Ich sagte ihm: „Genau deswegen ist die Gnade doch da.“
Schau mal, wenn du dir das gerade einredest – vielleicht auch du, der du heute im Livestream dabei bist – wenn du denkst: „Ich kann nicht zu Gott kommen, da ist zu viel passiert in meinem Leben“, dann möchte ich dir sagen: Die Gnade ist mehr als ausreichend. Sie gibt es im Überangebot.
Ich möchte dich aber auch ermutigen, als Christ: Vielleicht zieht dich die Sünde in deinem Leben immer wieder runter. Vielleicht fühlt es sich manchmal so an, als wärst du völlig von der Sünde beherrscht.
Weißt du, was die Realität ist? Du bist kein Sklave der Sünde als Christ.
Darüber sprechen wir beim nächsten Mal in Römer 6 genauer.
Die Gnade möchte in deinem Leben herrschen. Gott möchte dir vergeben, dich wieder aufrichten und dir helfen, im Sieg zu leben.
Denn das Wunderbare an der Gnade Gottes ist: Sie vergibt nicht nur, sie verändert uns auch in unserem Inneren.
Ich lade dich ein, das heute auch wieder für dich anzunehmen. Du sagst: „Ja, Herr, ich will bei all meinen Unzulänglichkeiten auf die Gnade setzen. Ich will einen Neuanfang mit dir machen. Ich brauche dich und deine Gnade.“
Danke, dass es die Gnade im Überangebot gibt.
Und ich lade dich ein, dich zu entscheiden.
Wenn wir eine Einladung bekommen, müssen wir darauf reagieren. Das ist genauso, wie wenn wir eine Einladung zum Kaffeetrinken bekommen. Wir müssen zusagen oder absagen. Wenn wir nichts machen, haben wir abgesagt.
So ist es auch, wenn wir hier einladen, zu Jesus zu kommen: Entweder zusagen oder absagen.
Wenn du heute einfach wieder gehst, hast du abgesagt. Aber Gott lädt dich ein, seine Vergebung und seine Gnade anzunehmen.
Wir möchten jetzt noch gemeinsam ein Lied singen. Die Sänger können auch nach vorne kommen, beziehungsweise wir möchten auf das Lied hören.
Ich würde vorschlagen, dass wir dazu aufstehen.
Und ich lade dich ein: Wenn du die Entscheidung treffen möchtest, kannst du einfach im Anschluss an den Gottesdienst nach vorne kommen.