Ein besonderer Tag mit vielfältigen Erinnerungen
Was für ein Tag, verehrte liebe Schwestern und Brüder!
Heute ist Muttertag, ein Gedenktag, der daran erinnert, dass vor sechzig Jahren der Krieg zu Ende war – der schreckliche Zweite Weltkrieg. Es ist auch der Auftakt zur großen Pfingstwoche, zu der auch das Eidlinger Pfingsttreffen gehört.
Das Wetter ist so, als könne man es sich aus einem Otto- und Neckermann-Katalog aussuchen. Man kann sich überlegen, welches Wetter am Sonntag und Montag herrschen soll: Ob die Schwestern ihre Skistiefel bereithalten müssen, um durch den Dreck waten zu können, oder ob es normales Wetter geben wird. Ob der Häfenkranz ausreicht und die Nervenkraft hält, und wie viele junge Menschen erwartet werden können.
Im Gedanken daran habe ich mir das Wort aus dem Epheserbrief Kapitel 3, Verse 14 bis 17 schenken lassen:
„Ich beuge meine Knie vor dem Vater, der der rechte Vater ist über alles, was Kinder heißt, im Himmel und auf Erden, dass er euch Kraft gebe, nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit stark zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen, dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne.“
In dieses inständige Gebet bitte ich Sie einzustimmen: Für unsere Schwestern hier in der Eidlinger Schwesterschaft, für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für alle, die kommen werden, dass Christus in ihren Herzen wohnt.
Die Bedeutung großer Bibelworte und der Gedenktag
Es ist eines der großen „Drei Sechzehn“-Worte. Wir kennen ja das berühmte 3,16, also „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt“. Wenn Sie einmal darauf achten, gibt es eine Fülle großer Bibelworte in Kapitel 3, Vers 16.
Zum Beispiel heißt es in 2. Timotheus 3,16: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung und zur Gerechtigkeit.“ Auch in 1. Timotheus 3,16 steht: „Kündlich groß ist das gottselige Geheimnis.“
Das liegt nicht an irgendeiner Zahlenmystik. Die Einteilung in Verse, die erst im frühen Mittelalter erfolgte, zeigt vielmehr, dass jedes Bibelwort großartig ist – nicht nur 3,16, sondern auch 2,12 und 4,18.
Das erste große 3,16-Wort ist ein Muttertagswort: 1. Mose 3,16. Dort hat Gott gesagt, dass Frauen mit Schmerzen Kinder gebären. Der Herr Jesus hat das aufgegriffen und gesagt, wie bange jede Mutter ist – wahrscheinlich auch bei unserer eigenen Geburt –, bevor das Kind geboren wird. Doch wenn das Kind geboren ist, bleibt nur noch Freude darüber, dass ein Mensch zur Welt gekommen ist (1. Mose 3,16).
Im großen Epheserbrief, Kapitel 3,16, finden wir ebenfalls ein Wort, das nicht nur für Ihre kommende Konferenz oder den Muttertag gilt, sondern auch für den Gedenktag, an dem vor sechzig Jahren der Zweite Weltkrieg zu Ende ging.
Es ist ganz merkwürdig: An diesem sechzigsten Gedenktag hat man in der Vergangenheit kaum an das Kriegsende gedacht. Es ist, als würden jetzt erst Menschen aufwachen und fragen: „Was ist denn damals eigentlich geschehen?“ Wir wussten damals gar nicht, dass der Krieg zu Ende war. Die Radiogeräte mussten abgegeben werden, und es gab keine Zeitungen.
Die Nachkriegszeit und der überraschende Glaube
Es gibt eine bekannte amerikanische Journalistin, die bemerkte, wie erstaunlich eifrig die Deutschen von Anfang an daran gingen, ihr zerstörtes Land wieder einigermaßen bewohnbar zu machen. Sie fragten dabei jedoch überhaupt nicht danach, was eigentlich passiert war. Dafür hatten sie schlicht keine Zeit.
Mein Onkel auf der Schwäbischen Alb wurde von der letzten Granate getroffen, als er gerade dabei war, die zerstörten Dachplatten zusammenzukehren. Wir waren also bereits damit beschäftigt, aufzuräumen. Und dann waren wir Christen überrascht.
Die Stuttgarter Zeitung berichtet, dass Werner Birkenmayr, der Bürgermeister von Münzingen, der zwölf Jahre lang nicht in die Kirche gegangen war, plötzlich zusammen mit seiner Frau die Kirche besuchte. Die Gottesdienste waren bis zum letzten Emporenplatz gefüllt. Ein großer Evangelist schrieb in einem Bericht: „Bei unseren Versammlungen habe ich das Gefühl, dass wir Christen die einzigen sind, die noch etwas auf die Theke zu stellen haben.“
1946 fand der erste Posaunentag im völlig zerstörten Ulm statt, unter dem Motto „Jesus Christus herrscht als König“. War das eigentlich eine Erweckung oder nur ein kurzes Aufbäumen? In den Kriegsgefangenenlagern wurden die Neuen Testamente, die vor der Filzung gerettet werden konnten, von Hand zu Hand weitergegeben.
War das schon wieder der Beginn eines Einschlafens? So waren wir überzeugt. Wenn irgendwann wieder Religionsunterricht in der Schule stattfinden kann und Christen ungestört ihre Programme durchführen können, dann wird alles wieder in Ordnung sein.
Das Gebet als Kraftquelle für Erweckung
Haben wir zu wenig gebetet, so wie Paulus gebetet hat? Er schreibt: „Ich beuge meine Knie vor dem Vater, der der rechte Vater ist, damit etwas geschieht.“
Diese Worte bewegen mich heute, wenn ich auf das zurückblicke, was vor sechzig Jahren war. Eine Erweckung kommt nicht automatisch.
Vor wenigen Tagen durfte ich vor einem kleinen theologischen Arbeitskreis berichten, was Erweckung bedeutet. Dabei sagte ein Professor im Ruhestand: „Na ja, religiöse Erwartungen gibt es immer in Krisenzeiten.“
Er führte Beispiele an: Bei den Befreiungskriegen 1817 gab es religiöse Erwartungen, ebenso beim Golfkrieg oder nach dem Tsunami, wenn plötzlich nach Gott gefragt wird.
Aber wenn es wirklich ein Aufwachen für Gott geben soll, dann braucht es die geballte Kraft Gottes. Diese Kraft muss dringend im Gebet abgerufen werden – so wie Paulus gebetet hat: „Ich beuge meine Knie vor dem Vater, er möge euch Kraft geben, nach seiner Herrlichkeit durch seinen Geist neu zu werden im inwendigen Menschen, damit Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne.“ (Epheser 3,14-17)
Die Botschaft des Apostels Paulus und das Gebet Jesu
Der Apostel Paulus war fest davon überzeugt, dass er eine großartige Botschaft zu vertreten hatte: Der Himmel ist offen, und auch Sünder sowie Menschen wie er, die vor Gott schuldig geworden sind, können darauf vertrauen, dass sie ewig von Gott angenommen werden.
Er wusste jedoch, dass der normale Mensch oft denkt: „Na ja, das ist mir zu hoch, dafür kann ich mir nichts kaufen, es treibt mich nicht um, ich verstehe das nicht.“ Paulus war sich bewusst, dass er mit dieser großartigen Botschaft, die auch heute noch relevant ist, darauf angewiesen ist, dass der Herr Jesus vor seinem Vater im Himmel für die Menschen bittet.
So wie der Herr Jesus im hohen priesterlichen Gebet sprach: „Vater, verkläre deinen Namen! Ich bitte dich, dass du bei denen bleibst, die ich in die Welt geschickt habe. Und ich bitte dich auch für die, die durch ihr schwaches Wort zum Glauben kommen.“ Paulus wollte sich in dieses Gebet einschwingen, das der Herr Jesus vor seinem Vater betet.
Es ist nicht so, dass wir den Himmel erst stürmen müssen. In großer Dankbarkeit dürfen wir wissen, dass der Herr Jesus bereits betet – schon lange, auch für das Pfingsttreffen und für alle Christen, die sich an Pfingsten versammeln.
Wir dürfen uns in dieses Gebet einklinken und einschwingen, das der Herr Jesus vor dem Vater betet: „Vater, verkläre deinen Namen, bring Menschen zum Glauben! Dein Wort ist die Wahrheit, lass dein Wort sich als Wahrheit erweisen.“
Die Aufforderung zum Mitbeten und die Kraft Gottes
Ich beuge meine Knie vor dem Vater, der der rechte Vater ist über alles, was Kinder heißt, im Himmel und auf Erden.
Wenn man in einem Arbeitsteam ist, dann schlaucht es einen und macht einem Not, wenn ein paar dabei sind, die die Sache lässig angehen lassen. Er sagt: Macht doch mit! Los, auf, packt mit an!
Und genau das erwartet der Herr Jesus, wenn er uns zum Beten aufruft. Nicht, dass wir an seine Stelle treten müssen, aber einfach: Macht doch mit! Hängt euch mit rein ins Gebet vor dem Vater.
Der ewige Schöpfergott muss in seiner Kraft das geben. Haben Sie schon gemerkt, wie dem Apostel Paulus fast die Begriffe ausgehen, wenn er sagt, dass er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit? Dem aber, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen.
Gott muss mit seiner ganzen unvorstellbaren Fülle von Kraft kommen und sagen: Lieber Vater im Himmel, ich bete, und meine Leute sollen auch mitbeten.
Eindrücke vom Pfingsttreffen und die Herausforderung der Ruhe im Glauben
Am vergangenen Donnerstag fand das große Pfingsttreffen statt, ein Missionstreffen von christlichen Fachkräften zur Hilfe für Brüder in der Stuttgarter Innenstadt.
Der Hauptreferent war Doktor Ajit Fernando, ein Christenführer aus Sri Lanka, früher bekannt als Ceylon. Im Anschluss an seinen Vortrag gab es noch Zeit für Rückfragen.
Eines der jungen Leute fragte: „Was ist die größte Herausforderung für Sie in Ihrem Leben gewesen oder bis heute die größte Herausforderung?“
Ajit Fernando antwortete: „Ich bin ein sehr tätiger Mensch, ich arbeite gerne, ein quicklebendiger Mensch! Die größte Herausforderung für mich ist, Ruhe zu finden, Zeit zum Gespräch mit Gott.“
Das war für mich sehr tröstlich. Wenn so ein großer Christ, der mir ein Vorbild ist, die größte Herausforderung darin sieht, Ruhe zum Gebet zu finden, dann gilt das doch auch für uns.
Wir wollen uns einklinken in das Beten des Herrn Jesus, damit Gott in seiner Kraft etwas tun kann. Was denn? Dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne (Epheser 3,17).
Die Erfahrung mit jungen Menschen und das Bild des Wohnens Christi
Ich darf von Zeit zu Zeit im Korntaler Hoffmannhaus Morgenandachten halten. Dort treffe ich liebe junge Leute, die aus unvorstellbaren Verhältnissen kommen. Durch die Erfahrungen, die sie gemacht haben, sind sie innerlich und äußerlich menschlich gesehen oft kaputtgemacht worden.
Wenn ich dann die Zuffenhäuser Straße hinuntergehe, bete ich schon in den Tagen vorher bei der Vorbereitung wie ein Weltmeister – wie sonst nie. Dabei fühle ich mich wie eine Mischung aus einem Löwentöter und Billy Graham. Beides schaffe ich nicht ganz, aber ich hoffe, dass doch ein bisschen von der rettenden Botschaft unseres Gottes zu diesen Menschen rüberkommt.
Das Bild, das ich verwende, ist großartig formuliert. Dieser Vergleich stammt nicht vom Apostel Paulus selbst, sondern wurde von Jesus aufgenommen. Er sagte: "Wer mein Wort liebt, wird meinen Vater und mich lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen."
Was für ein herrliches Bild: Christus will in uns wohnen, nicht nur Impulse geben, sondern wirklich in uns wohnen.
Persönliche Erinnerungen an die Nachkriegszeit und das Einziehen Christi
Das ist jetzt genau sechzig Jahre her. Wir waren aus dem zerstörten Stuttgart evakuiert worden: meine Mutter und wir sechs Geschwister auf die Schwäbische Alb. Kaum war der Krieg zu Ende, wurden alle Evakuierten dort in Hülpen aufs Rathaus zusammengeholt. Der Bürgermeister Schaude sagte, wenn sie nicht innerhalb von 48 Stunden Hülpen verlassen, würden sie in Flüchtlingslager nach Karlsruhe gebracht.
Man hat uns richtig aus dem Ort geworfen, in dem wir seit unserer frühen Jugend unsere Ferien verbracht hatten und wo wir uns zu Hause fühlten. Glücklicherweise war unsere Wohnung in Stuttgart überhaupt nicht zerstört. Man hatte Familien mit kleinen Kindern vor der großen Zerstörung evakuiert. So packte unsere Mutter zusammen, was wir hatten, und wir machten uns Hals über Kopf auf den Weg zurück nach Stuttgart.
Inzwischen hatte sich in unserer Wohnung eine liebe christliche Familie eingenistet und fühlte sich dort heimisch. Sicherlich war das ein Schrecken für sie, als wir plötzlich mit Sack und Pack auftauchten und sagten: „Entschuldigung, es ist eigentlich unsere Wohnung. Wir möchten jetzt wieder einziehen.“ Es war ihnen zwar peinlich, aber rechtlich war es nicht illegitim für uns, die Wohnung zurückzufordern. So standen wir da und arrangierten uns miteinander.
Ich denke, so ist es auch mit dem Herrn Jesus und uns. Da sage ich: „Moment mal, eigentlich gehöre ich in dein Leben.“ Das eigene Ich hat sich bisher zu sehr breitgemacht und kann sich ruhig ein wenig einschränken. Jetzt komme ich, ich möchte bei dir wohnen.
Denn Christus soll durch seinen Geist in eurem inneren Menschen, in euren Herzen, wohnen (vgl. Römer 8,9; Epheser 3,17).
Der wahre inwendige Mensch und die Wohnung Christi
Der Ausdruck „inwendiger Mensch“ erinnert an einen humorvollen Berliner Witz: Zwei Taxifahrer geraten in Streit, und einer sagt zum anderen: „Mensch, geh in dir!“ Der andere antwortet trocken: „War ich schon, ist auch nicht.“
Paulus meinte mit dem „inwendigen Menschen“ jedoch nicht das, was die alten Griechen als den guten Kern tief in uns verstanden. Er sagt in Römer 7, dass in ihm „nichts Gutes wohnt“.
Damit meint Paulus nicht den inwendigen Menschen im griechischen Sinn, sondern das, wo Jesus einziehen will und bereits begonnen hat, Wohnung zu machen. Es gehört zur besonderen Zuwendung Gottes zu den Menschen, die er liebt, dass er in ihnen wohnen möchte.
Jetzt wird klar, warum der Brief an die Epheser geschrieben wurde. In Epheser 1,1 richtet sich Paulus an die Gläubigen in Christus Jesus – fromme Christen wie Sie und ich.
Der Apostel lässt uns wissen: „Ich beuge meine Knie“, das heißt, er betet, „dass Christus endlich in euch wohnt.“
Die Notwendigkeit des tiefen Glaubens und der Erweckung
Wir sind doch gläubig! Nein, es muss eine ganze Sache werden, dass Christus wirklich zutiefst in euch ist und das Kommando übernommen hat. Es geht ja nicht bloß darum, dass wir Erweckung für die nennen, die wir Außenstehende oder Fernstehende nennen, wünschen, sondern darum, dass Jesus bei uns nicht vor der Tür unseres Lebens stehen bleibt.
Als ich mich auf dieses Gespräch im theologischen Arbeitskreis über Erweckung vorbereitete, wurde mir klar, dass es gar nicht an den großen Erweckungspredigern wie Hennhöfer, Hofacker, Folkening, Löhe und Louis Harms hängt. Die Erweckung hat immer einen Vorlauf gehabt, einen stillen Vorlauf in Menschen, die traurig waren und gesagt haben: So darf es doch nicht weitergehen mit dem Niedergang deines Volkes. Herr, gib du noch einmal ein neues Erwachen.
Da waren kleine Kreise von Betern, die sich gesehnt hatten. Johann Albrecht Bengel, der geistliche Vater unseres Landes, hat gesagt: Das Sehnen derer, die nach einer Erweckung verlangen, verändert das sehnende Beten, dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohnt.
Glaube als Lebenssache und die wahre Bedeutung
Das ist also Glaube – nicht eine Kopfsache, nicht ein intellektuelles Erkennen, sondern ein Beschenktwerden mit der Gegenwart Gottes, ein Hineingenommenwerden in den Geist Gottes. Es ist eine Lebenssache.
Wahrer Glaube konzentriert sich auf das eine: dass Christus in euren Herzen wohne. Liebe Schwestern und Brüder, wir leben in einer Zeit, in der uns weisgemacht werden soll, dass wahrer Glaube sich in Heilungen, in Wundern, in Siegen und in großen Erfahrungen äußert.
Wahrer Glaube, sagt der Apostel, ist jedoch nur darauf interessiert, dass Christus in Menschen wohnt. Dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohnt und dass dann auch bei uns das Sehnen beginnt: Ich wünsche mir, dass ein Feuer auf Erden ausbricht, dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohnt.
Die volle Besetzung Gottes und geistliche Fürbitte
Ist Ihnen schon aufgefallen, dass der Apostel Paulus, der gern von Jesus spricht, hier in einem Atemzug den dreieinigen Gott beschreibt? Er sagt, dass Gott der Vater durch den Heiligen Geist wirkt und dass Christus bei euch wohnt. So sind Gottvater, Geist und Christus gemeinsam am Werk.
In voller Besetzung möchte Gott an uns wirken.
Meine Frau und ich waren neulich zu einem Konzert der Stuttgarter Philharmoniker eingeladen – wunderbar! Der neue Generalmusikdirektor sagte, die Werke, die wir heute Abend spielen, könnte man auch in kleiner Besetzung aufführen. Aber wir wollen in voller Besetzung spielen, also mit allen Mitgliedern des Orchesters, die wir haben.
Und so hat Gott gesagt: Mit voller Besetzung möchte ich wirken!
Gottvater, wirke durch den Geist, damit Christus in unseren Herzen wohnt. Es soll ein neuer Geist in unser Leben kommen, sodass Christus in unseren Herzen wohnt.
Die Kraft des Geistes in herausfordernden Lebenssituationen
Bei den Andachten, die ich halten darf, standen vor einiger Zeit die Geschichten von David im Mittelpunkt. Darunter auch die wunderbare Erzählung, wie David vor dem verzweifelten und innerlich sowie äußerlich umgetriebenen Saul auf der Harfe spielt und dadurch dessen Geist besänftigt.
Am Abend rief mich eine der Gruppenmütter an. Nebenbei sagte sie, wir sollten vielmehr dafür beten, dass die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter vom Geist Gottes getragen werden. Auch die vielen Lehrerinnen und Lehrer in unseren Schulen benötigen unsere Fürbitte, damit sie etwas vom Geist Gottes weitergeben können.
Am Abend meldete sich diese Gruppenmutter erneut bei mir und berichtete: Einer unserer schwierigsten Jugendlichen, mit so einem schönen pomatisierten Kopf, wie wir ihn gerade auf dem Dia gesehen haben, fragte, ob wir heute Abend singen könnten. Ich fragte: „Wie, was ist los?“ Er meinte, es solle ein anderer Geist hereinkommen.
Bei ihm war etwas zu spüren, das nur Gott bewirken kann – nicht nur durch Singen. In unser Leben müssen andere Sehnsüchte und andere Geister hineinkommen. Stark zu werden durch seinen Geist im inneren Menschen – das erbitten wir für die Schwesternschaft und für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Pfingsttreffens.
Angesichts der großen körperlichen und seelischen Belastungen, die sie tragen, beten wir darum, dass sie im inneren Menschen stark werden und Christus durch den Glauben in ihren Herzen wohnt.
Die Sorge um die junge Generation und die Notwendigkeit geistlicher Kraft
Aber wir erbitten es auch für die Randsiedler. Als ich am vergangenen Mittwochabend von Heilbronn nach Hause fuhr, nahm ich mit einer der letzten S-Bahnen eine erschreckende Beobachtung wahr. So viele junge Leute waren voll mit Drogen und Alkohol. Ich war noch nie zuvor so schockiert.
Was gerade in unserem Volk mit der jungen Generation geschieht, ist schlimmer als das Schicksal jener jungen Menschen, die auf den Schlachtfeldern Russlands geblieben sind. Ist Ihnen das auch schon einmal klar geworden? Wer kann dem denn noch entgegenwirken? Es hilft doch nicht, einfach zu sagen: „Nehmt doch eure Schuhe vom Polster runter, seid anständig, schreit nicht so laut, trinkt nicht so viel Alkohol.“ Da muss ein anderer Geist hineinkommen.
Das Besondere am Eidlinger Pfingsttreffen ist, dass dort am Rand immer wieder auch solche jungen Leute sind. Vor einigen Jahren war ich mit einem Fernsehteam dort. Der Redakteur fragte ein paar Motorradfahrer am Rand: „Seid ihr doch sicher nur wegen der schönen Mädchen hier?“ Sie antworteten: „Ja, auch deswegen.“ Aber wenn man hier etwas hört, was man sonst kaum hört, dann ist das etwas Besonderes.
Auch beim kommenden Pfingsttreffen wird es so sein, dass junge Leute etwas hören, was für sie längst nicht mehr selbstverständlich ist. Man kann es in unseren Gottesdiensten oft gar nicht mehr selbstverständlich hören, dass Christus in uns wohnen will, dass er das Kommando übernehmen will. Und wir alle, die wir meinen, wir seien auf der sicheren Seite des Wohlgefallens Gottes, sollten das hören.
Die Dringlichkeit des Gebets und die Gefahr der Halbheiten
Ich beuge meine Knie vor dem Vater. Es braucht inständiges Gebet, damit Gott mit der Kraft seiner Herrlichkeit dafür sorgt, dass Christus Wohnrecht bei uns bekommt.
Liebe Schwestern und Brüder, wir können herauskommen aus den Halbheiten. Wir leben in einer Zeit, in der wir schon froh sind, wenn Kinder von ihren Eltern in den Kindergottesdienst geschickt werden, wenn manche Leute gelegentlich ein christliches Blättchen lesen oder irgendwo Respekt vor dem Religiösen zeigen.
Johann Albrecht Bengel hat gesagt: Wenn die Leute statt Futter Stroh bekommen, wenn die Kirche in gewissem Sinn heidnisch geworden ist. Ein Prälat der württembergischen Kirche hat ebenfalls gesagt: Wenn die Kirche in gewissem Sinn heidnisch geworden ist, dann beginne auch die Zeit der großen Vermengerei, in der man sagt, Buddha, Jesus und Allah seien doch schließlich alles dasselbe.
Bengel hat auch gesagt, dass man am Schluss mit den Juden und Mohammedanern sich am besten vereinen könne. Das ist alles religiös. Nein, Jesus Christus soll das Kommando übernehmen.
Die Herausforderung, Jesus das Steuer zu überlassen
In Zeiten der Gottferne laufen wir Gefahr, die Maßstäbe zu verlieren. Wir zeigen großes Interesse an neuen Gottesdienstformen, neuen Gottesdienststilen und neuer Gottesdienstmusik. Doch neu verdient diesen Titel nur das, wenn Christus in unserem Herzen wohnt. Das ist wirklich neu. Alles andere ist alt und gehört zur alten Welt.
Vor ein paar Jahren durften wir nach einer herrlichen Kreuzfahrt auf dem Mittelmeer mit dem wunderbaren Schiff Kolumbus eine erholsame und geistlich stärkende Zeit erleben. Viele treue Freunde waren an Bord, und das Programm war gut. In Venedig wurden wir von unseren Bussen abgeholt. Wir freuten uns schon auf unseren Bus und auf den jugoslawischen Fahrer, den tüchtigen Avow. Doch dieser war nicht da. Stattdessen kam ein uralter Ersatzfahrer, höchstens zwei bis drei Jahre jünger als ich.
Er war ein echter Schwabe mit der nötigen Ruhe. Doch schon bei den ersten Kilometern merkten wir: Entweder hatte er den Tatterich in den Armen oder er fuhr mit uns Schlangenlinien. Am Alkohol lag es nicht. Der eigentliche Fahrer saß hinten auf der Rückbank und hatte seine Ruhepause. Er hatte den Bus nach Venedig gefahren.
Alle Fettpolster, die wir uns bei den 14 Tagen Kreuzfahrt angelegt hatten, auch unsere Ruhepolster und Erholungswerte, schwanden dahin. Jeder klammerte sich fest an seinen Sitz. Die Fahrt durch die nächtliche Schweiz im Mondenschein am Vierwaldstättersee vorbei hätte so schön sein können. Doch wir dachten nur: Hoffentlich kommen wir gesund heim.
Ich setzte mich als Reiseleiter vorne neben den Fahrer. Vorsichtig griff ich ihm beruhigend an den Arm, falls wir zu nah an den Bankett heranfuhren. Schließlich wachte der eigentliche Fahrer auf, winkte an der nächsten Haltestelle und drängte den alten Fahrer von seinem Sitz. Er übernahm das Steuer.
Dann kehrte Ruhe im Bus ein, und wir fuhren in aller Ruhe heim. Jetzt waren wir sicher, jetzt war alles gut. So ist es auch, wenn Jesus das Kommando übernimmt – nur noch viel schöner.
Doch Autofahrer unter uns wissen: Man gibt nicht gern seinen Platz am Steuer frei. Man ist froh, wenn die Beifahrer ruhig sind und nicht zu viel mitreden. Bei einer Einladung vor ein paar Tagen bei einem älteren Freund sagten wir, dass er doch noch alles im Griff habe. Seine Frau erwiderte: „Der lässt sich den Platz am Steuer nicht nehmen.“
So ist es bei uns. Wir wollen das Kommando über unser Leben haben. Herr Jesus darf schon auf dem Rücksitz sein und ab und zu ein paar liebe Worte sagen, aber ansonsten mache ich die Sache selbst. Es braucht die geballte Kraft des dreieinigen Gottes, dass wir endlich von unserem Sitz rutschen und sagen: Herr Jesus, übernimm du! Füll du uns mit deiner Jesusfülle!
Das Gebet um die Fülle Gottes und der Abschluss
Das ist das Gebet, das wir auch für das kommende Pfingstfest erbitten:
Du, Gott der Herrlichkeit, du Vater des Herrn Jesus Christus, fülle uns mit deiner Gottesfülle und wohne durch den Glauben in unseren Herzen. Amen.
Ich darf mit Ihnen beten:
Lieber Vater im Himmel, wir finden kaum die richtigen Worte, um auszudrücken, wie dringend wir dich brauchen. Oft erkennen wir unseren Mangel noch gar nicht richtig. Immer wieder sind wir versucht zu glauben, es sei doch alles in Ordnung mit uns. Doch du gibst nicht auf, uns zu rufen und zu werben.
Dieser Mittag ist eine Gelegenheit, in der du uns noch einmal erreichen willst. Du möchtest, dass wir endlich deinem Sohn Jesus das Kommando überlassen, die Führung über unser Leben. Dass er mit seiner Kraft alles beiseiteschieben kann, was uns selbst so wichtig erscheint und woran wir festhalten, weil wir meinen, alles sei in Ordnung.
Komm in der Herrlichkeit deiner Kraft und im Reichtum deiner Stärke. Tu das Wunder, dass dein Sohn Jesus, der Heiland und Retter, in uns wohnt.
Wir danken dir für die Jahrzehnte des Friedens. Wir danken dir für unsere Mütter. Und wir bitten dich für das kommende Pfingsttreffen und für alle, die darin Verantwortung tragen: Fülle sie mit deiner Kraft und lass etwas von deiner Herrlichkeit durch sie ausstrahlen. Amen.
