Einstimmung auf den Gottesdienst und Gebet
Sie genießen es sicher auch jetzt, wenn der Frühling durchbricht, wie an diesem herrlichen Sonnenmorgen heute. Besonders schön ist, dass die Kinder in unserem Gottesdienst jetzt beginnen. Jesus Christus ist unter uns und spricht zu uns sein Wort. Jesus sagt einmal: Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
Unsere Kinder drängen immer hinüber in den Kindergottesdienst, und das freut uns sehr. Deshalb haben wir Ihre Lieder vorgezogen. Sie dürfen jetzt alle vorkommen. Dadurch werden einige Reihen durch die Kinder frei.
Wir singen „Herr, öffne mir die Herzenstür“, alle drei Verse, Lied 144. Danach beten wir:
Du, unser lieber himmlischer Vater, wir wollen Dir an diesem Morgen danken, dass Du uns diesen Tag schenkst. Wir freuen uns an den aufbrechenden Blüten und an den sonnenscheinenden Menschen, die uns begegnen. Du hast uns die Kraft gegeben, die wir für diesen Tag brauchen, die Gesundheit, die nötig ist, Essen und Trinken und den Frieden in unserem Land.
Aber wir danken Dir vor allem, dass Du uns Dein Wort gibst – Dein Wort, das nicht gebrochen werden kann, Dein Wort, das besteht, auch wenn Himmel und Erde vergehen werden. Und da sind wir so froh, dass Du uns einen festen Grund gibst, auch für unseren Glauben, dass Du uns gewiss machen willst, fröhlich, geborgen und behütet zu sein.
Herr, dringe jetzt durch alles hindurch, was unser Hören behindert. Triff unser Herz und Gewissen und zeige uns, was vor Dir nicht recht ist, wo wir Übles getan haben, wo wir Böses gegen Dein Wort getan haben. Bring Du zurecht, was zurechtgebracht werden muss, damit wir vor Dir unser Leben ganz neu erkennen.
So wollen wir vor Dir alles in Deinem Licht bekennen und Dir sagen: Wir beten in der Stille.
Wer Du frei machst, der ist ganz frei. Amen.
Das Evangelium als Lebensaufgabe des Paulus
Wir lesen aus dem ersten Korintherbrief, wenn Sie aufschlagen, ersten Korinther neun, die Verse sechzehn bis siebenundzwanzig (1. Korinther 9,16-27).
Denn dass ich das Evangelium predige, dessen darf ich mich nicht rühmen, denn ich muss es tun. Wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte! Täte ich es aus eigenem Willen, so erhielte ich Lohn. Täte ich es aber nicht aus eigenem Willen, so ist mir doch das Amt anvertraut.
Was ist denn nun mein Lohn, dass ich das Evangelium predige ohne Entgelt und von meinem Recht am Evangelium nicht Gebrauch mache? Obwohl ich frei bin von jedermann, habe ich mich doch selbst jedermann zum Knecht gemacht, damit ich möglichst viele gewinne.
Das ganze Leben des Paulus ist ein Leben als Evangelist, als Apostel. Was er hier sagt, das sagt er modellhaft für uns.
Den Juden bin ich wie ein Jude geworden, damit ich die Juden gewinne. Jetzt passen Sie mal auf: Er sagt nie, das kann Paulus auch gar nie sagen, dass er den Griechen ein Grieche wird. Der Grieche wollte mit dem Verstand alles machen, das ist Paulus nie möglich gewesen. Deshalb sagt er es auch nie, auch wenn es bei uns immer als Sprichwort fälschlich zitiert wird. "Den Juden ein Jude und den Griechen ein Grieche" steht gar nicht da.
Denen, die unter dem Gesetz sind, bin ich wie einer unter dem Gesetz geworden, obwohl ich selbst nicht unter dem Gesetz bin, damit ich die, die unter dem Gesetz sind, gewinne. Denen, die ohne Gesetz sind, bin ich wie einer ohne Gesetz geworden, obwohl ich doch nicht ohne Gesetz bin vor Gott, sondern bin in dem Gesetz Christi, damit ich die, die ohne Gesetz sind, gewinne.
Denn Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, damit ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige rette. Das war sein Ziel: damit ich auf alle Weise einige rette.
Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um an ihm teilzuhaben.
Wisst ihr nicht, dass die, die in der Kampfbahn laufen, alle laufen, aber einer empfängt den Siegespreis? Lauft so, dass ihr ihn erlangt! Jeder aber, der kämpft, enthält sich aller Dinge, jene nun, damit sie einen vergänglichen Kranz empfangen. Es war damals die Medaille, der Kranz. Wir aber einen unvergänglichen.
Ich aber laufe nicht wie aufs Ungewisse, ich kämpfe mit der Faust, nicht wie einer, der in die Luft schlägt, sondern ich bezwinge meinen Leib und zähme ihn, damit ich nicht anderen predige und selbst verworfen werde.
Wir singen: Herr, wir stehen Hand in Hand, 473, alle Verse 473.
Treue im Dienst und Ermahnung an Timotheus
Der zweite Brief an Timotheus, Kapitel vier, ist Teil der beiden Briefe, die der Apostel Paulus an Timotheus geschrieben hat. Beide Briefe sind Mitarbeiterschulungen aus der Urchristlichen Zeit. Was Paulus einem jungen Mitarbeiter als Ratschlag und Leitlinie mitgibt, hat auch für uns heute eine große Bedeutung.
Der Abschnitt ist überschrieben mit „Treue bis zum Ende“. Paulus ermahnt Timotheus inständig vor Gott und Christus Jesus, der kommen wird, um die Lebenden und die Toten zu richten. Er fordert ihn auf, bei der Erscheinung Christi und seinem Reich das Wort zu predigen und dazu zu stehen – sei es zur rechten oder zur unpassenden Zeit.
Er soll weise zurechtweisen, drohen und ermahnen mit aller Geduld und Lehre. Denn es wird eine Zeit kommen, in der die Menschen die heilsame Lehre nicht mehr ertragen wollen. Stattdessen werden sie sich nach ihren eigenen Gelüsten Lehrer suchen, die ihnen nach dem Mund reden. Sie werden die Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Fabeln zuwenden.
Paulus rät Timotheus, nüchtern in allen Dingen zu sein und willig zu leiden. Er soll das Werk eines Predigers des Evangeliums tun und sein Amt redlich ausrichten.
Paulus selbst weiß, dass er schon geopfert ist und die Zeit seines Hinscheidens gekommen ist. Er sagt: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben gehalten.“ Für ihn liegt nun die Krone der Gerechtigkeit bereit, die ihm der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird. Nicht nur ihm, sondern auch allen, die die Erscheinung Christi lieb haben.
Die Wahrheit und das Evangelium mutig bekennen
Es ist jetzt weit über dreihundert Jahre her, da wurde dem berühmten Gelehrten Galilei der Prozess gemacht. Er hatte eine revolutionäre Entdeckung gemacht: Nicht die Erde steht im Mittelpunkt des Planetensystems, sondern die Sonne. Das bedeutet, nicht die Sonne kreist um die Erde, sondern die Erde um die Sonne.
Man hat Galilei gedemütigt, unter Druck gesetzt und schließlich vor Gericht gestellt, weil man nicht wollte, dass er seine Erkenntnis weiterverbreitet. Überliefert ist, dass er dort den berühmten Satz sagte, den jeder kennt: "Und sie bewegt sich doch." Trotz allem, was man wusste, bekräftigte er, dass die Wahrheit nicht unterdrückt werden kann. Er sagte, die Wahrheit müsse gesagt werden, und sie sei stärker als alle Widerstände. Selbst wenn 99,9 Prozent der Menschen anders denken, müsse die Wahrheit auf den Tisch kommen, sie werde siegen und habe Kraft.
Das beeindruckt mich sehr, denn genau dasselbe sagt Paulus. Die Wahrheit muss unerschrocken und freimütig zu jeder nur möglichen Zeit bekannt und ausgesprochen werden. Auch wenn alle gegen uns stehen, widersprechen oder uns mundtot machen wollen, brauchen Christen Mut. Sie müssen reden und den Mund aufmachen.
Paulus gibt in seinem Brief ein Testament ab – das letzte Vermächtnis eines Sterbenden. Er steht kurz vor der Hinrichtung und schreibt einen Abschiedsbrief an seinen jungen Mitarbeiter. Darin betont er, was für eine Christengemeinde entscheidend wichtig ist. Er sagt: "Timotheus, wenn du das nicht beachtest, wird die Kirche weggefegt."
Die Kirche Jesu Christi geht nicht zugrunde, wenn Geld knapp wird, und sie geht auch nicht zugrunde, wenn Mitarbeiter fehlen. Aber sie geht unter, wenn Christen nicht mehr freimütig evangelisieren und das Wort bei jeder sich bietenden Gelegenheit weitersagen.
Das drückt schwer auf der Seele des Paulus. Man spürt in diesem Brief, dass er sich bereits geopfert fühlt und die Zeit seines Hinscheidens nahe ist. Doch es gibt keine persönliche Wehmut, keine belanglosen Albernheiten, die wir oft empfinden, wenn wir an Abschied denken. Ihm geht es nur darum, das Allerwichtigste mitzuteilen und darauf aufmerksam zu machen.
Timotheus soll dabei bleiben: Tritt fest auf, sag, was gesagt werden muss, bleibe beim Wort Gottes und nichts anderem. Das ist die Mitte der Gemeinde Jesu. Paulus liegt das so sehr am Herzen, dass er es nur so übermitteln kann. Jetzt habe ich wieder drei Teile, und der erste Teil wäre...
Lebensziel und die Bedeutung des Evangeliums
Das ist der wichtigste Lebensinhalt. Ich weiß nicht, was Ihr Lebensinhalt ist. Wenn jetzt der Frühling kommt, wird man im Garten arbeiten und sagen: „Das ist mein Leben.“ Oder es ist die Familie, der Beruf oder Geldanlagen, die im Moment auch interessant sein können. Aber wo ist Ihr Lebensziel? Was haben Sie vor, mit Ihrem Leben zu machen?
Beim Paulus kann ich ganz einfach sagen, was er wollte. In der Schriftlesung hat er sein Lebensziel klar formuliert: Er möchte, dass viele gerettet werden. Wenn Sie mich fragen, würde ich sagen: Ich möchte, dass einige mit mir in den Himmel kommen. Davon reden wir, davon predigen wir, darum machen wir Besuche. Das ist der ganze Dienst, das ist mein Lebensinhalt.
Und dazu muss man reden. Man muss es anderen sagen. Wo machen Sie das? Wo sagen Sie den anderen, was nötig ist, damit sie gerettet werden? Christen haben oft eine eigentümliche Scheu, anderen gegenüber von ihrem Glauben zu sprechen. Man kann leicht über Fußballvereine reden, selbst über Kirchenprobleme oder Steuerfragen. Über alles kann man eigentlich reden, heute ist alles enttabuisiert. Manche sprechen heute sogar sehr offen über intime Dinge. Aber beim Glauben haben wir alle eine schwere Zunge. Wir sind gehemmt und gehen gerne auf Tauchstation. Wir wollen es nicht aussprechen, wir schämen uns.
Warum schämen wir uns eigentlich an Jesus? Jesus hätte Grund, sich an uns zu schämen. Auch in unseren Kirchen und Gemeinden rümpft man oft die Nase, wenn es um Mission und Evangelisation geht. Gesellschaftlich anerkannt ist nur die Entwicklungshilfe. Aber Mission und Evangelisation? „So musst du denn einen anderen bekehren?“ Nein, ich möchte einem anderen sagen, was im Evangelium so eindeutig drinsteht: die Wahrheit.
Dabei ist es heute besonders schwer, weil das Wort Gottes gar nicht mehr eindeutig verstanden wird. Manche haben daran herumgefummelt und herumgemacht, sodass man sagt: „Das ist ja gar nicht mehr klar.“ Was heißt eigentlich „Wort Gottes“? Ist es wirklich nicht mehr klar? Wissen Sie, was das apostolische Wort ist? Die Gebote Gottes, sein heiliger Wille, können nicht nach menschlicher Ansicht verändert werden.
Warum können wir nicht darüber reden? Darum mahnt Paulus den Timotheus inständig: „Ich ermahne dich inständig“, so steht es im Vers 1. Das ist nicht bloß der Druck eines Freundes. Jetzt meinen Sie bitte nicht, es sei ein Tick von mir. Steh doch hier, du kannst nicht anders! Du musst das Evangelium sonst einfach als Märchen erklären. Das kann man tun. Aber wenn Sie sagen, dass das Neue Testament für Ihr Leben verbindlich ist, dann steht es hier:
„Ich ermahne dich inständig vor Gott“ – und dann sagt er im Blick auf den Jüngsten Tag, der wirklich kommt, an dem wir Rechenschaft ablegen müssen über jedes unnütze Wort, das wir geredet haben. Bei der Erscheinung Jesu Christi und seinem Reich sagt Paulus: „Ich bitte dich inständig, Timotheus, jetzt rede das Wort, predige es zur Zeit und zur Unzeit.“
Man muss es tun, man muss es tun. Das gilt nicht nur für Hauptamtliche, für die gilt es besonders, aber es ist allgemeine Christenpflicht. Paulus benutzt hier einen Sprachgebrauch, den Juristen damals im griechischen Umfeld hatten. Es war vor Gericht, wenn jemand unter Eid eine Erklärung abgeben musste. Und Paulus sagt: „Ich sage das jetzt dir in dieser letzten gültigen Verantwortung, die ich für dich habe: Du musst zur Zeit und zur Unzeit das Wort predigen.“
Was meint das eigentlich, „zur Zeit und zur Unzeit“? Er meint ja nicht, dass wir nicht auch vernünftig sein sollten, wenn wir mit anderen reden. Manche meinen, jetzt dürfen wir denen gerade alles um die Ohren schlagen. Das ist nicht gemein gemeint, sondern überwinde deine Hemmnisse, die liegen doch in uns.
Vor ein paar Tagen habe ich zu einem Mann gesagt, den ich einladen wollte und der noch nie den Weg gefunden hat: „Ich glaube, in unserer ganzen Gemeinde hat niemand so Heimweh nach Gott wie Sie.“ Und da kann es bestätigt werden: Sie könnten Recht haben, finden trotzdem den Weg nicht.
Da ist es so wichtig, dass wir sagen: Bei jeder sich bietenden Gelegenheit gehen Sie mal darauf zu. Sie werden überraschende Erfahrungen machen. Sagen Sie es mit Liebe, sagen Sie es nett, sagen Sie es freundlich, aber sagen Sie das Wort. Predigen Sie es und überwinden Sie Ihre Scheu, die liegt doch in Ihnen.
Heute sind ja Schulungen stark in Mode, Mitarbeiterschulungen. In Amerika gab es auch so eine kleine Gruppe, die mir am meisten gefallen hat. Dort wurde kurz erklärt, wie man einen Besuch macht. Es wurde erzählt, wie man sich an der Glastür vorstellt und wie man dann die ersten Worte findet, wenn man über das Wetter redet oder über den Kanarienvogel oder einen schönen Teppich.
Dann hieß es: Nach fünf Minuten müssen Sie beim Wesentlichen sein. Was ist das Wesentliche? Schlagen Sie um! Und dann war umgeblättert, und da war ein leeres Blatt mit der Aufforderung: „Trage jeder selbst ein, was ihm das Wichtigste ist.“
Ich möchte Sie fragen: Was ist Ihnen das Wichtigste am Wort Gottes? Es wäre sicher gut, wir würden jetzt einen Zettel durch die Reihen geben und sagen: Fünf Minuten Stille, und Sie schreiben auf, was Ihnen das Wichtigste ist.
Ich kann es von mir jetzt sagen, wenn Sie es wissen wollen: Predige das Wort! Was meint er denn mit diesem Wort? Was ist mir das Wichtigste? Dass das Wort in mir alle Unvollkommenheit aufdeckt, alles Böse gnadenlos, ein unbequemes Wort. Dass dieses Wort mich tröstet und mich gerecht macht. Dass dieses Wort mir Freude schenkt.
Das ist die Mitte des Wortes für alle Jahrhunderte, und das kann niemand verschieben: Jesus Christus ist für meine Sünden gestorben, auferweckt von Gott, lebt und will heute in mir Wohnung nehmen.
Predige das Wort zur Zeit und zur Unzeit. Sag es weiter unerschrocken, kühn, ohne Angst und ohne Scheu. Der evangelistische Dienst ist wichtig. Und nicht, dass Sie meinen, es sei nur in der Kanzel wichtig.
Wir freuen uns, wenn wir in den nächsten Tagen auch wieder Vorträge hier in unserer Kirche haben. Die meisten Menschen sind aber durch das persönliche Lebenszeugnis zum Glauben an Jesus Christus gekommen. Dieses Lebenszeugnis, das Alltagszeugnis, wenn man in der Arbeitspause oder in der Straßenbahn darüber redet.
Predige das Wort! Und selbst wenn einmal eine Predigt nicht so sein sollte, wie Sie es erwartet haben und Sie enttäuscht sind, dann reden Sie mit dem, mit dem Sie gerade auf dem Nachhauseweg sind. Sagen Sie ihm das Wort, das ist Ihr Amt. Sagen Sie es so, dass er es verstehen kann und glauben kann.
Ich würde das Wort gern mehr mit Charme und Spaß erzählen, aber wahrscheinlich kann man es nicht nur mit Witzen erzählen, weil ein Ernst darüber liegt und weil eine Entscheidungsnotwendigkeit besteht.
Herausforderungen und Treue in der Verkündigung
Der wichtigste Lebensinhalt war unser erster Punkt. Zweitens: Das geht vielen auf die Nerven, das geht vielen auf die Nerven. Paulus sieht schon Zeiten heraufkommen, die Zeiten, die kommen werden, die Zeiten sind gekommen und die Zeiten sind da, in denen das Wort Gottes nicht mehr im Mittelpunkt der Gemeinde steht.
Es werden Zeiten kommen, in denen sich die Leute als anspruchsvolles Publikum etwas anderes wünschen. Sie sagen: „Wort Gottes, das haben wir schon gehört, kennen wir seit Kindertagen, jetzt wollen wir Neues hören, Neues.“ Was wollen sie Neues hören? Neue Lehren. Es gibt aber keine Neuen, doch sie wollen Neues. Sie wollen etwas, das prickelt, das in den Ohren juckt, das kitzelt und sie mehr in Erregung versetzt.
Das kann man ja allerhand machen. Warum nicht? Warum soll man es nicht schöner machen? Die Sitzbank könnte ja auch ein bisschen bequemer sein. Man kann viel tun, man kann mit allen möglichen Instrumenten Musik machen und Lieder singen. Es gibt ja alle Stilrichtungen und Formen. Aber da geht es um viel mehr: Die Leute wollen etwas haben, das das Wort verdrängt, etwas ganz anderes. Sie wollen die gesunde Lehre nicht mehr hören.
Was ist eine gesunde Lehre? Dass das Wort Gottes uns zur Seligkeit unterweisen kann, ganz schlicht zeigt, was böse ist, was geändert werden muss und was nötig ist, um das Heil zu ergreifen.
Was ist das Kennzeichen dieser neuen Zeit? Dass sie viele Lehrer wollen – ganz begeistert. Es gibt viele, viele. Vielleicht ist das auch ein Druck. Ich spüre ja auch den Druck, man müsse den Menschen entgegenkommen, damit sie es besser verstehen. Aber wenn es am Wort eine Verfälschung und Veränderung gibt, dann kann es nicht mehr sein. Wenn man um des Menschen willen die Wahrheit des Wortes Gottes nur kaschiert, kann es nicht richtig sein.
Darum ist der Erfolg sicher nie wesentlich. Paulus hat nie nach Erfolg gefragt, sondern nach Treue. Und das kann man immer nur so unterstreichen: Die Urchristengemeinde war ein kleines Häuflein von Menschen. Ich weiß gar nicht, wie viele das waren, es waren sicher unter hundert nach Ostern. Aber sie haben ein treues Wort Gottes weitergegeben. Darum ist das wie ein Feuer über den ganzen Mittelmeerraum gelaufen.
Und jetzt wissen Sie, warum unsere Kirchen heute schwach sind: Weil sie das Wort Gottes nicht treu bewahren. Da liegt die ganze Not. Wir wollen Erfolg, wir laufen den Menschen nach und wundern uns, wenn das hinterher niemand mehr haben will, wenn es jedem leer wird. Vielleicht gibt es kurze Zeit noch irgendwelche Albernheiten, die da noch interessant sind, die noch Schlagzeilen in der Zeitung machen.
Es ist gar nicht wichtig, ob man Pressehäuser hat und wie das Erscheinungsbild ist oder wie die Kritik der Leute lautet. Sondern: Sei du treu, sei du treu, Timotheus! Es kommen Zeiten, da will man die Predigt nach seinen Gelüsten, nach seinem Geschmack und nach seinem Empfinden zurechtstutzen. Bleibe du nüchtern, nüchtern! Mach du die ganzen Gefühlsträume nicht mit.
Oder was heißt nüchtern sonst? Sei nicht besoffen! Man kann in der Religion besoffen sein und abheben. Und wenn man dann wieder auf den Boden kracht, ist alles kaputt.
Leidwillig richte dein Amt redlich aus! Wie oft haben Christen durch die Jahrhunderte hinter euch das Evangelium so verstanden, dass sie es stromlinienförmig anpassen müssten: zeitgemäß, rationalistisch, modernistisch, idealistisch, sozialistisch. Man kann es an alle Erwartungen der Menschen anpassen. Das war ein Verrat am Evangelium. Und das schlichte Wort Gottes blieb immer das, was durch die Herzen drang.
Zeugnis und Verfolgung der Märtyrer
Heute, am Sonntag im Minister, haben wir einen Gedenktag, den wir fast vergessen hätten. Wissen Sie, welchen? Den Gedenktag der Märtyrer.
In den letzten drei Jahren sind allein in Saudi-Arabien 329 Christen in Haft gekommen, weil sie an Bibelhausversammlungen teilgenommen haben. Man könnte diese Linie fortsetzen und berichten, was derzeit in China geschieht. Im Iran wurden 50 evangelische Christen in den letzten zwei Jahren von radikalen Moslems verfolgt. Auch in Ägypten gibt es ähnliche Fälle.
Warum geschieht das? Doch nicht, weil sie besonders auffällig aussehen, sondern wegen des Evangeliums. Weil sie das Wort gepredigt haben – zur rechten Zeit und zur Unzeit. Das war das Kennzeichen dieser Märtyrer: Sie sagten, „Dein Wort, Herr, vergeht nicht, es bleibt bestehen. Ich will es weiter sagen, ich muss es sagen, ich will nicht schweigen.“
Natürlich wollen wir Toleranz und keine Religionskriege. Aber auch in einer islamischen Umgebung können wir die Wahrheit von Jesus, dem Gottessohn, nicht verschweigen. Wir müssen bekennen, dass Gott der Vater sein will, wie es uns Jesus verkündigt hat. Wir müssen das Evangelium verkündigen und bekennen.
Darum sagt Paulus so dringend: „Ich fordere dich auf, ich ermahne dich vor dem jüngsten Tag, du musst es sagen, auch wenn es dein Leben kostet.“ Bei uns ist das sicher nicht ganz so gefährlich, aber es erfordert dennoch viel Mut. Wenn ein junger Christ beim Bund ist und in einer Gesellschaft lebt, die völlig verkehrt ist und keine Werte mehr kennt, dann wird er sicher auch durch Briefe ermutigt, nicht zu schweigen. Sei willig, ein Bote des Evangeliums zu sein.
Wir haben eine Frohbotschaft zu bringen, nichts zum Miesmachen, sondern eine Lebensbotschaft. Vor zweihundert Jahren wurde in Torn das Blutgericht gehalten. Bürgermeister Rösner und elf seiner angesehensten Leute wurden grausam hingerichtet – aus Glaubensgründen.
Kurz vor der Hinrichtung versuchte man noch, Bürgermeister Rösner mit Gehirnwäsche umzustimmen. Man ging in seine Zelle und redete auf ihn ein, so dass er fast verrückt wurde. Doch er rief: „Meinen Kopf könnt ihr ja haben, aber mein Herz gehört Jesus.“ Das ist ein Märtyrer.
Wenn wir den Geist haben, wissen wir, was zu tun ist. Wir wissen auch, dass wir dabei anderen auf die Nerven fallen, aber wir müssen es tun – um des Evangeliums willen. Man sagt: „Der wäre ja ganz nett, wenn er nicht bloß so wahnsinnig verbohrt wäre in seinem evangelistischen Mühen.“ So wollen wir sein.
Da ist unser Herz.
Hoffnung auf die himmlische Belohnung
Man darf sich auf die Belohnung freuen. Manche bekommen schon Gänsehaut, wenn ich von Belohnung spreche. Vielleicht denken Sie: Das steht doch im Widerspruch zu der Schriftstelle, und wir tun das alles doch nicht, um einen Lohn zu erhalten.
Ich schätze Ihre Großzügigkeit sehr, wenn Sie sagen, dass das alles unverdient ist. Auch das ist richtig. Wissen Sie, gerade der Apostel Paulus, der die Lehre allein aus Gnade in den Mittelpunkt gestellt hat, spricht davon, dass wir eine Belohnung bekommen. Deshalb müssen Sie es richtig hören: Ja, das stimmt, alles geschieht ganz aus Gnade. Trotzdem gibt es eine Belohnung.
Am jüngsten Tag werden wir nur sagen können: Herr, wir sind es nicht wert, was Du an uns getan hast, dass Du uns diesen riesigen Berg an Schuld abgetragen hast. Es war wunderbar, was Du an uns getan hast. Du hast uns durch Dein Blut geheiligt. Es war immer nur Deine Macht und Deine Kraft. Und trotzdem sagt der Herr hoffentlich zu uns: „Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenig getreu gewesen, ich will dich über viel setzen.“
Mein lieber Sohn, meine liebe Tochter, da wird von der Krone gesprochen, von der Krone der Gerechtigkeit. Ja, wir haben sie nicht verdient, und trotzdem bekommen wir sie. Das ist der Höhepunkt der Belohnung: nicht unverdient, sondern die Krone.
Man sieht es doch bei den Weltmeisterschaften, wie das ist: Ein feierlicher Augenblick, wenn die Athleten einmarschieren, die Nationalhymne gespielt wird und die Flaggen gehisst werden – die Siegerehrung. Paulus spricht von dieser Siegerehrung.
Warum ehrt Jesus uns? Wir sind es doch nicht wert, wenn wir täglich die Menge unserer Sünden sehen. Und doch sagt der Herr: „Es soll offenbar werden, was meine Gerechtigkeit wirken konnte.“ Darum ist auch niemals vergeblich, was wir für ihn tun. Die Gnade will nicht vergeblich sein, sondern Frucht bringen.
Philipp Friederich Hiller hat uns ja das schöne Lied geschenkt „Ich will streben nach dem Leben“ aus seinem Eifer. Am Ende heißt es dort: „Dort wird es tönen bei dem Krönen: Gott ist der, der es schafft.“ Herrlich, dass Gott uns am Ende auch noch diesen Triumph schenkt und sagt: „Das war’s.“
Paulus sagt: „Ich habe mich in einer Treue ohnegleichen auf dieses eine Ziel festgelegt.“ Das war ihm so wichtig, zu reden – wie hat er es getan? Jesus hat es noch vor Pilatus bekannt, das treue Bekenntnis. Paulus hat es noch vor den Landpflegern getan, die spotteten und grinsten, in Caesarea im Kaisersaal, und in Rom hat er es ebenfalls tun dürfen. Er sagt: Ihr müsst es bei jeder sich bietenden Gelegenheit tun.
Und das ist es letztlich, was von unserem Leben zählt, was Frucht bringt und Bestand hat. Wenn wir einmal am jüngsten Tag dabei sind – hoffentlich – dann wird nicht mehr die Rede sein von all den Dingen, die Jesus vergeben hat. Sie sind weggewischt, versenkt in der Meerestiefe.
Dann bekümmert uns nur eines: Menschen, die mit uns gegangen sind und dies nicht begriffen haben, welche Entscheidung heute nötig ist, weil wir es ihnen nicht klar gesagt haben, obwohl das Evangelium es deutlich macht. Ob wir uns in der Ewigkeit überhaupt freuen können, auch wenn wir gerettet sind und die anderen, die uns so sehr am Herzen lagen, nicht dabei sind.
Und welche Freude wird es sein, wenn wir andere durch unser schlichtes, kümmerliches Wort mit hineinführen dürfen in diesen Reichtum des Lebens. Amen!
Abschlusslied, Gebet und Hinweise zum Gemeindeleben
Nun singen wir 438, ein Lied vom Wort Gottes, die Verse vier, fünf und sechs, 438.
Wir wollen beten.
Lieber Herr, für dein Wort wollen wir dir danken, dass dein Wort nicht vergeht, auch im Widerspruch der Menschen. Dass alle Gottesverheißungen in dir Ja und Amen sind – das soll uns genügen.
Und vergib uns auch unsere Zweifel, unseren Kleinglauben deinem Wort gegenüber. Du kannst so mächtig hineinreden, auch in die Traurigkeit, in die Ängste unseres Lebens, auch in die Glaubenskrisen.
Wir wollen immer wieder neu dein Wort entdecken, was du uns da zurufst in der Stille, wenn wir es aufschlagen. Mit dem heutigen Losungswort, dass die Priester dein Wort rein bewahren sollen, hilf uns dazu, lieber Herr.
Erbarme dich auch deiner Gemeinde, dass nicht Menschenmeinungen in der Mitte stehen, menschliche Ansichten, Richtungen, sondern du immer wieder durch dein Wort redest. Auch in unseren Hauskreisen, in unseren Gruppen gib du ein neues Fragen nach deinem Wort.
Und bewahre uns auch in diesen vertretenen Zeiten, in denen wir leben, dass immer wieder dein Wort Gemeinde sammelt, Gemeinde baut in aller Welt.
Wir möchten dich jetzt bitten für alle unsere Mitarbeiter, die wir ausgesandt haben, auch in die Stätten der Not dieser Welt, dass sie dort durch dein Wort reden dürfen. Auch wenn sie mit den Händen Liebe geben, da sie dich groß machen, Menschen zum Glauben kommen, ganz heil werden an Leib und Seele – lass es auch hier geschehen unter den Kranken.
Sei du jetzt bei ihnen und richte sie auf. Wir befehlen dir besonders auch die seelisch Kranken: Erbarm dich ihrer, lass ihnen dein Licht leuchten, auch in der Finsternis, die sie umgibt.
Wir bitten dich für die junge Generation, die heranwächst, dass sie tiefer fragen als nur das, was in die Augen sticht, dass sie nach dem suchen, was in Ewigkeit bleibt.
Und dann, Herr, lass uns immer diesen Ernst bewahren, dass wir einmal vor deinem ewigen Gericht Rechenschaft ablegen müssen. Bewahre uns davor, dass wir unser Leben so leichtfertig dahinleben, sondern dass wir auch die Lieben, mit denen wir zusammen sind, zu dir führen dürfen.
Das kann nur dein Geist tun. Wir bitten dich, dass du auch sie rufst durch dein Wort.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen,
denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Wir singen noch vom Lied von der güldenen Sonne den einen Vers: Alles vergehe, Gott aber stehe – 346 Vers 8, dass das Wort Gottes ewigen Grund hat.
346 Vers 8.
Wir wollen heute Abend um 18 Uhr auf unsere Weise evangelisieren, für Menschen, die sonst die Formen nicht so kennen und lieben, in neuen Formen: Abendgottesdienst zum Thema „Kann man sein Schicksal, Lebensschicksal beeinflussen?“ um 18 Uhr.
Wir haben noch mal auf Ihre Plätze dieses Blatt legen lassen. Ich treffe immer noch Leute, die haben das nicht beobachtet.
Wir freuen uns, dass diese Billy Graham Evangelisation aus Puerto Rico hier übertragen werden kann. Abends um halb acht Uhr. Abends ist es eine öffentliche Evangelisation, tagsüber sind es Vorträge von Zeugen Jesu aus allen fünf Kontinenten der Welt über die Botschaft, was die Voraussetzungen sind, um Zeuge Jesu zu sein, und die Methoden, mit denen wir heute das Evangelium verkündigen können.
Ich freue mich, ich weiß schon Leute, die extra einen Urlaubstag am Freitag gemacht haben. Das wird sich lohnen, ganz bestimmt.
Wenn Sie es einplanen, denken Sie auch noch einmal daran, dass wir keine Verpflegung anbieten. Etwa am nächsten Sonntag um elf Uhr machen wir einfach drüben weiter, aber es ist keine Matinee mit Mittagessen. Sie müssen irgendwas einschieben, Landjäger oder irgendwas in die Tasche, damit es Getränke gibt.
Und dann noch: Während des zweiten Gottesdienstes wissen wir nicht, wie wir es mit der Kinderbetreuung drüben machen, mit der Kinderübertragung. Wir wollen, dass beim zweiten Gottesdienst – im ersten Gottesdienst wird Kindergottesdienst sein –, aber das hängt davon ab, wie viel wir brauchen. Auch mit den Fernsehübertragungen müssen wir die vom zweiten Gottesdienst bitten, ein wenig Rücksicht zu nehmen. Aber beim ersten läuft alles normal.
Der Mädchenkreis verteilt für alle Mädchen zwischen 13 und 20 Jahren einen Zettel unter der Empore. Den kann man da mitnehmen.
Sabine, seht ihr dort Geld dahinter unter der Empore? Sister Actions mit italienischem Nationenzeichen.
Getauft wird heute um 11.45 Uhr nach dem zweiten Gottesdienst: Melanie Michaela Hausmann aus Leinfelden, Echterdingen, Lengenfeldstraße 33.
Opfer wollen wir heute für die Arbeit geben, in der auch unsere Familie Kümmel, die so fest mit unserer Gemeinde verbunden ist, in Rauschenberg in Bayern an suchtkranken Männern, alkoholabhängigen Männern tut.
Das ist etwas ganz Wichtiges, ein Liebeswerk, und man kann das nur tun in der Kraft Jesu. Vielen Dank für Ihr Mittragen.
Nun wollen wir um den Segen Gottes bitten:
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.