Einführung: Lebensbilder und Gottes Ruf an Mose
Es ist immer interessant, von Lebensbildern zu lesen – von Menschen, die uns mit ihrem Denken und ihren Erfahrungen sehr nahekommen. Die Bibel erzählt viel von Personen, Frauen und Männern, von Jungen und Alten. Auch für Sisi Joch war es eine Hilfe, an dem Mose einiges abzulesen, wie Gott Menschen in seinen Dienst nimmt.
Heute haben wir den Schluss unserer Reihe und als Predigttext 2. Mose 3,10-15. Am letzten Sonntag hörten wir, wie Gott Mose begegnete, dort am Sinai, in der Wüste. Gott sprach: „So geh nun hin! Ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst.“
Mose antwortete Gott: „Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und die Israeliten aus Ägypten führe?“ Gott erwiderte: „Ich will mit dir sein.“ Und das soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gottopfer auf diesem Berg darbringen.
Mose fragte weiter: „Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und zu ihnen spreche: ‚Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt‘, und sie mich fragen: ‚Wie ist sein Name?‘ Was soll ich ihnen sagen?“
Gott antwortete Mose: „Ich werde sein, der ich sein werde.“ Es gab keinen Namen, sondern ein Programm. Gott braucht keine rätselhaften Namen. Der Name, bei dem er angerufen werden will, ist das, was er tut – seine Werke. Heiland ist sein Name, Retter, Erlöser. „Ich werde sein, der ich sein werde“ – so werde ich erfahren werden.
Gott sprach weiter: „So sollst du zu den Israeliten sagen: ‚Ich werde sein‘ hat mich zu euch gesandt.“ Und er fügte hinzu: „So sollst du zu den Israeliten sagen: Der Herr, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name auf ewig, mit dem man mich von Geschlecht zu Geschlecht anrufen soll.“
Herr, stell uns auch in deine Gegenwart.
Die bewusste Entscheidung zum Christsein
Es gibt gegenwärtig in IDEa eine interessante Artikelserie mit prominenten Berichten darüber, wie Menschen Christ wurden. Ja, warum und wie wird man Christ? Wir sind doch alle Christen, oder?
Aber das Christwerden ist ein wenig anders als die Dinge, die wir bei der Geburt so mitbekommen. Die meisten von Ihnen haben durch die Geburt einfach durch den Eintrag im Register ihre Staatsangehörigkeit erhalten. Außerdem sind Sie durch Ihre Geburt Kind Ihrer Eltern geworden.
Mit dem Christsein verhält es sich jedoch anders, auch wenn die meisten Leute meinen, sie seien von Geburt an Christen. Das stimmt nicht. Zum Christwerden braucht es eine bewusste Entscheidung. Einen ganz klaren Schritt, bei dem man sagt: Ich möchte zu Jesus Christus gehören.
Das bringt viele Menschen in Verlegenheit. Sie sagen oft ganz ängstlich: „Ich kann in meinem Leben nicht genau die Uhrzeit angeben.“ Ach, wissen Sie, ich habe nicht von einer Uhrzeit oder einem konkreten Termin gesprochen. Ich meine nur, dass es in jedem Leben, in dem man Christ sein möchte, einen Einschnitt geben muss.
Dieser Einschnitt kann sich auch manchmal über eine ganze Zeitstrecke hinwegziehen. Aber es gibt einen klaren, markanten Moment, an dem man sagen kann: „Da habe ich es begriffen.“ Das muss es geben. Ohne bewusstes Erkennen und ein Ja-Sagen kann man kein Christ sein. Man wird nicht hineingeboren, sondern man ist Christ durch ein ganz bewusstes Ja-Sagen.
Aber wie geschieht das? Manche empfehlen, man solle ein wenig an äußeren Dingen reformieren. Man hat es versucht, zum Beispiel durch die Wiedereinführung der Erwachsenentaufe. Sicher können uns äußere Formen ein wenig helfen, aber das Entscheidende muss Gott machen.
Gott muss in Ihr Leben treten. Ohne dies gibt es keinen klaren, markanten Einschnitt. Ohne dies gibt es kein Christsein. Das ist wichtig.
Gottes Ruf und das Hören auf ihn
Manche sagen dann, ein wenig neidisch: Ach, ach, ich habe meine Damaskusstunde leider noch nicht erlebt. Ich würde mir das auch wünschen, wenn bei mir mal so etwas passieren würde wie auf dem Berg Sinai, dass Gott in mein Leben tritt. Ich warte immer noch darauf. Gerade Kirchgänger reden sehr oft in so einer Weise und sagen: „Ich weiß nicht, wann kommt denn dieses Besondere noch, dass ich auch so ein Berufungserlebnis habe.“
Sie meinen eben das Äußere, das Ambiente drumherum, das, was dazugehört. Das sei das Entscheidende. Aber achten Sie mal darauf: Was war denn das Äußere? Da war nur eine Stimme, ein Wort, und das Wort traf Mose im Gewissen. Es ist völlig falsch, wenn Sie das jetzt wieder so missverstehen, als ob da irgendetwas Wunderliches geschehen müsste, etwas Außerordentliches. Vielmehr geht es darum, dass Sie auf einmal begreifen: Ich stehe vor dem ewigen Gott.
Jetzt möchte ich Sie mal fragen: Glauben Sie, dass Gott am Sinai zum ersten Mal bei Mose gerufen hat? Ich bin überzeugt, er hat schon tausendmal gerufen vor dem Sinai, bloß hat es Mose nicht gehört. Und das ist das Schwierige: Wo sind Stunden, in denen wir hörbereit auf den Ruf Gottes überhaupt aufmerken?
Sie dürfen jetzt nicht sagen: Wann kommt endlich bei mir so eine Stunde? Im Liebsten hätte ich jetzt vier Minuten eingelegter Stille, in denen wir sagen, wir sammeln uns alle in der Gegenwart Gottes. So haben wir den Gottesdienst begonnen. Gott steht vor ihnen und ruft sie. Er will sie schon lange stellen, er will in ihr Leben hineinreden. Sie sind viel zu beschäftigt.
Oft ist ja alles Denken an Gott bei uns nur so eine Hobby- und Freizeitbeschäftigung, so wie eine Rosen züchten oder Briefmarken sammeln. Und so beschäftigt sich jemand am Feierabend ab und zu noch mit Gott. Aber Gott will uns stillen und sagen: Du, ich bin der Anfang und das Ende deines Lebens.
Auch im Gottesdienst kann das so ganz routinemäßig ablaufen: Wir singen ein Lied, es wird gebetet, dann müssen wir wieder raus, noch ein Wiedersehen. Dabei vergessen wir, dass wir vor dem Herrn aller Herren stehen, dem König aller Könige, der in unserem Leben Korrekturen heute anbringen will. Der klagt und sagt: Ich will doch in deinem Leben Lasten abnehmen, und du hörst nicht.
Das Besondere war, dass Mose hörte. Vielleicht hat ihn seine seelische Krise dazu vorbereitet. Er war ja in einer großen Verzweiflung. Das war ja das Ergebnis unserer letzten Predigten. Ich bin überzeugt, dass heute Gott in Ihr Leben hineinreden will. Sie sagen heute: Jetzt begreife ich, jetzt verstehe ich, Gott will mich.
Und das geht mich an. In Ihrem Leben hat der Dornbusch schon oft gebrannt, ganz bestimmt, nur Sie haben es nicht gemerkt. Und Gott war hautnah Ihnen auf den Fersen, und Sie haben sich losgerissen und haben sich mühsam mit nichtigen Dingen beschäftigt.
Wir wollen heute aufmerken, was uns Gott zu sagen hat, was uns Gott mitteilt, was ein Ruf ist. Ich habe mich wieder aus dem gefüllten Abschnitt, wo viel, viel drinsteht, auf drei Dinge beschränkt, die mir am allerwichtigsten sind. Und zwar teilt uns Gott da mit: Du bist brauchbar und wichtig.
Gottes Zusage: Du bist brauchbar und wichtig
Wenn Gott redet, dann betrügt er nicht und macht niemanden schlecht. Er ist nicht der Miesmacher, der Menschen runterputzt und sagt: „Das sind all die verheerenden Dinge in deinem Leben, da schämst du dich mal, stell dich in die Ecke.“ So hätte Gott auch Mose eigentlich zurechtweisen können und sagen: „Mose, ich bin enttäuscht von dir. Du hast mir Schande bereitet.“
Wenn Gott zu Menschen spricht, dann sagt er ihnen, dass sie ihm wichtig und brauchbar sind. Es ist wunderbar, dass Gott uns immer dann Mut und Zuversicht gibt, wenn er zu uns redet. Die meisten Menschen haben Angst vor dem Reden Gottes – das ist aber gar nicht nötig. Gott schenkt uns neue Selbstgewissheit und Selbstvertrauen.
Mose war am Ende. Er fühlte sich überflüssig, als er Ziegen in der Steppe hütete. Er sagte: „Was soll ich denn noch mit meinem Leben anfangen? Alles ist sinnlos.“ Heute hören wir oft Menschen, die so empfinden: „Mein Leben ist leer, sinnlos, was soll ich noch tun?“ Was geben wir ihnen mit?
Dann geschah das Große: Gott sagt zu Mose: „Du, ich brauche dich. Ich möchte dir Aufgaben geben. Ich möchte dich senden. Du sollst zu Pharao gehen. All das Heil, das ich meinem Volk Israel geben will, soll durch dich geschehen.“ Wenn man äußerlich schaut, sieht man oft keine Veränderung. Die Steppe ist noch so trocken und kahl wie zuvor. Die Sonne brennt noch genauso heiß. Äußerlich hat sich nichts verändert.
Doch innerlich ist eine Revolution geschehen. Mose kam zum Glauben. Die, die auf den Herrn hoffen, bekommen neue Kraft. Mose wusste plötzlich: Der Herr ist da, der lebendige Gott, auf den ich schaue. Und dieser Gott steht hinter ihm und gibt ihm den Auftrag. Er kann jetzt gehen.
Jeder Tag seines Lebens hat von Gott eine bestimmte Aufgabe, die er erfüllen kann. Er muss nur Gott fragen, wohin er gesandt werden soll. Gott hat einen Plan für sein Leben. Mose lebt nicht mehr unnütz, ganz gleich, ob jemand alt ist, einen kranken Körper hat, behindert ist oder unter anderem Schwerem leidet.
Gott hat einen Plan für die Menschen, die er ruft – ganz verschiedene Pläne. Bei Mose war es der Plan, das Volk Israel aus der Knechtschaft herauszuführen.
Die Bedeutung von Mose und Gottes Begleitung
Jetzt muss ich doch noch einmal kurz innehalten und darüber nachdenken, was für ein Genie Mose war. Später wurde Mose ein genialer Staatsmann und Diplomat, wie man daran sieht, wie er vor dem Pharao sprach. Er war ein hervorragender Organisator, so kennen wir ihn. Außerdem war er Verfasser von Rechtsvorschriften. Wenn wir an unsere Verwaltungsvorschriften denken, die nach nur vier Jahren schon wieder überholt sind, dann ist es erstaunlich, dass Moses Gesetz seit über dreitausend Jahren Bestand hat.
Die Juden leben nach diesem Gesetz. Es ist das einzige Volk auf dieser Erde, das sich bewahren und halten kann, weil es seine Existenzgrundlage unverändert nach dem Gesetz Moses gestaltet. Das war ein Genie, das war ein Mann. Aber was war das Entscheidende? Der Glaube, hinter dem Gott steht.
Was könnte aus ihrem Leben werden, wenn Gott hinter ihnen steht? Das muss man verstehen, dann wird das eigene Leben brauchbar und wichtig. Gott fragt doch nicht nach Begabungen und Können. Er hat Mose nicht geholt, weil er die Diplomaten-Schulen Ägyptens durchlaufen hatte, sondern er holte ihn draußen aus der Wüste und sagte: „Ich bin mit dir.“
Das ist die Grundlage einer Glaubensentscheidung, eines erfüllten Lebens: dass man sagen kann, ich bin von Gott gesandt in diese Aufgabe. Und ich will dort wirken und bestehen. Ein Kennzeichen ist auch, dass die Aufgabe alle Fähigkeiten übersteigt. Mose soll zurück nach Ägypten. Er darf doch nicht über die Grenzen, die werden ihn doch sofort abfangen. Das geht doch gar nicht.
Wenn er vor Pharao erscheint, ist er doch offiziell gesucht. Er ist der Stadt als Mörder bekannt. Selbst im eigenen Volk ist sein Name schlecht geworden. Wie will er denn wieder zurück nach Ägypten? Herr, deine Aufgaben sind widersinnig. Es wundert mich nicht, dass manche sagen, Glaubende seien zu tollkühn, das gehe nicht.
In unseren Tagen hören wir immer wieder, wie schwierig es ist, Gott zu vertrauen. Manche sagen sogar, es sei ganz kompliziert, nach den Geboten Gottes zu leben. Dass das schwierig sein kann, sollte Sie nicht überraschen. Steht Gott hinter Ihnen, dann können Sie das Unmögliche möglich machen.
So geht Mose mutig vor den tobenden Pharao und es geschieht ihm nichts.
Mut zum Glauben trotz Zweifeln und Schwächen
In unseren Tagen gibt es viele glaubenslose Christen. Aber es gibt auch einige, die den Mut haben zu sagen: „Ich lasse mich von Gott senden. Ich gehe hinein in diese Aufgabe.“ Gerade heute, wo das nicht leicht ist.
Viele von ihnen kommen aus schwierigen Familienverhältnissen und leben mit komplizierten Menschen zusammen. Doch genau dorthin sendet sie Gott. Und das gilt nicht nur für die Missionsaufgabe im Ausland, sondern auch hier bei uns.
Wenn wir von unserem Evangelium sprechen sollen, in einer Welt, die spottet und lacht, dann heißt es: Geht hin! Doch dann hören wir oft die Worte von Mose: „Herr, wer bin ich?“ Wenn Gott uns Aufträge gibt, haben wir oft Einwände. Wir sagen: „Aber, lieber Heiland, du weißt doch, ich bin ein Versager. Ich bin so sündig und habe so viel falsch gemacht im Leben.“
Wir reden selten von unseren Sünden dort, wo es hingehört. Stattdessen bringen wir sie immer dann vor, wenn Gott uns senden will. Dann sagen wir, wir können es nicht. Und wir fügen hinzu – was heute besonders häufig vorkommt – dass wir dafür nicht ausgebildet sind. Als ob das der entscheidende Grund wäre.
Gott macht uns begabt und tauglich. Manche sagen: „Ihr redet dauernd von der Sünde, das ist doch schlimm.“ Nein, das ist es nicht. Wir sprechen von der Sünde, von unseren Fehlern und von unserem Nichtkönnen gerade dann, wenn Gott uns für eine Aufgabe beruft.
Darum ist es so wichtig, dass in unserem Leben Vergebung geschehen ist. Dass Gott einen reinen Tisch gemacht hat und wir wissen: Er steht rückhaltlos hinter mir. Das müssen Sie wissen.
Wenn Sie Aufgaben übernehmen – und sei es nur das einfache Amt, das oft so kompliziert ist, wie zum Beispiel Kinder zu erziehen – oder wenn Sie sagen: „Ich möchte einem anderen ein Zeugnis meines Glaubens geben“, dann können Sie das nur tun, wenn Sie aus der Vergebung Jesu heraus leben. Wenn Sie wissen, dass er alles zugedeckt hat und rückhaltlos hinter Ihnen steht.
Die ganze Wochenaufgabe, die vor Ihnen liegt, können Sie nur bewältigen, wenn Sie wissen, dass Gott hinter Ihnen steht.
Gottes Autorität und der Auftrag zum Handeln
Es ist gut, bei Mose zu lesen, dass Gott große Mühe hat, die Einwände einfach niederzudrücken. Bei Jeremia kamen Einwände wie: „Ich bin zu jung.“ Auch Jeremia war jung. Aber Gott kümmert sich gar nicht um unsere Bedenken, die oft sehr begründet sein können. Er sagt einfach: „Ich sende dich.“
Darum ist es so wichtig, wieder etwas von der göttlichen Autorität zu ahnen. Gott will in unserem Leben Autorität sein. Er sagt: „Das ist meine Entscheidung, nicht deine.“ Es geht nicht um unser Hobby oder unsere Lust, die wir tun.
Mich hat beeindruckt, wie wir auf der Straße waren, immer mit schlotternden Knien. Doch dann spürten wir, wie viele Menschen offen waren, warteten und dankten, weil wir ihnen das Wort brachten. So etwas erlebt man erst, wenn man an die Grenze geht, wo man nicht mehr will und sagt: „Das übersteigt meine Fähigkeiten, ich kann das nicht.“
Überall, wo Sie so etwas machen – ob Sie einen Hauskreis gründen oder in Ihrer Siedlung ein paar Kinder zusammenrufen –, sagen Sie: „Ich fange mit einer Kinderstunde an.“ Es gibt so viele Kinder, und niemand erzählt ihnen biblische Geschichten. Wenn Gott Sie sendet, fangen Sie an!
Im Namen Gottes: „Ich will mit dir sein.“ Lassen Sie sich die Aufgaben zeigen, gerade dort, wo Sie sagen: „Ich kann es nicht.“ Auch dort, wo es darum geht, ein heiliges Leben zu führen. Sagen Sie sich ehrlich: „Ich falle immer wieder in alte Pfützen hinein und betrübe mich selbst.“
Sie können es schaffen, weil Gott hinter Ihnen steht und Sie befähigt. Sie dürfen auch Bindungen durchbrechen, die in Ihrem Leben belastend sind, und sagen: „Ich will jetzt für Gott leben, weil er mich sendet.“
Die Kontinuität im Glauben: Du stehst in einer langen Kette
Wir sind brauchbar und wichtig – das war ein erster Punkt. Ich will mit dir sein, ich will dich zu Pharao senden. Du darfst nicht kneifen, du musst.
Zweitens: Du stehst in einer langen Kette. Wir sind oft müde in diesem Dienst, oft müde. Wie viele von Ihnen sagen: „Wenn du wüsstest!“ – haben mich oft immer wieder im Glauben aufgepäppelt und wieder hochgeschwungen. Aber bei mir geht es schon lange nicht mehr. Gott führt mich durch Jahre hindurch, immer durch solche Engpässe hindurch, und ich habe oft gar keinen Mut mehr. Ich bin ganz bedrängt und bedrückt.
Ich habe das vorhin ganz bewusst Ihnen gesagt, weil das im Chorlied so schön gesungen wurde, dass wir durch Not und Bedrängnis hindurchgehen. Es gibt ja Leute, die immer wieder sagen, Christenleben sei so bloß Sonnenschein, gar keine Schwierigkeiten, alles wunderbar. Man muss bloß beten, durch Glauben, dann ist alles weg. Das ist unwahr, das ist unwahr.
Das können Sie lesen im Apostel Paulus und aus vielen Stellen: „Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht; uns ist bange, aber wir verzagen nicht; wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen; wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um.“ Das kann ein Zeichen des Christenlebens sein, dass wir ins Leiden geführt werden. Gerade da erleben wir: Er, der Herr, ist da, gerade dann in den Schmerzen. In der Not entdecken wir, dass Gott uns nicht allein lässt.
Darum sinkt der Mut nicht, darum verzagen wir nicht. Wenn ich so an Ihren Gesichtern vorbeistreife, wie viel Not dort oft zusammengepackt ist – und dann haben Sie es erlebt: Gott ist da und trägt mich durch.
„Ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“, sagt das dem Volk Israel. Das war ja in den letzten Generationen ganz genau so. Da stand Abraham nachts in der dunklen Wüste, und der Herr redete zu Abraham: „Ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn.“
Und wenn ich in den letzten Tagen wieder am Sterbebett so vieler treuer Zeugen stand, die so schwer durchmischen in schwerer Not, und man sagt ihnen: „Nichts kann dich aus der Hand Jesu reißen“, dann sagt einer: „Das ist wahr, das fühle ich.“ Und ein anderer sagt vielleicht: „Ich kann es nicht glauben, wenn ich nicht gesund werde.“ Dann ist zwischen Glauben und Unglauben letztlich diese Kluft aufgetan.
Der Herr, der mit uns geht, auch durch die Not, der einen Jakob geführt hat bis hinüber ins Land der Väter zurück und der ihm erschienen war dort in Bethel und ihm diesen Traum zeigte und sagte: „Du, das ist eine heilige Stätte, der Herr ist da!“
Und er will eigentlich plötzlich überall in der Welt seine Tempel bauen und sagen: „Da ist doch ein Platz, wo man Gott anbeten kann.“ Sie können das in den Krankenzimmern und in den Büros und überall erleben: Der Herr ist da! Der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs.
Blaise Pascal hat ja in seinen Kittel sein Glaubensbekenntnis einnähen lassen, wo er dann draufgeschrieben hat – das war ihm, dem genialen Mathematiker, so wichtig: Gott ist nicht ein Gott der Philosophen, nicht einer, den man mit seinen grübelnden Gedanken erfasst, sondern einer, der erfahren wird in den Niedrungen des Lebens.
Und er, der mit achtzehn Jahren so scheußliche Kopfschmerzen hatte, die ihn zermartert haben, hat dort in der Nähe seines Herrn Jesus erfahren, nicht bloß im Leben Abrahams, sondern der Gott, der Vater Jesu Christi, der ist es doch, der mit uns geht.
Das sollst du dem Volk sagen, das ist es, das du wissen darfst.
Der neue Mensch in Gott und die Zuversicht für die Zukunft
Wenn ich Mose jetzt anschaue, hat sich äußerlich gar nichts verändert. Doch in ihm war der neue Mensch, der Gott erkannt hat – den Vater, den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Er hatte nur einen Stab in der Hand, aber einen Glauben, der ihn in Gott reich machte.
Wenn er dann vor dem Meer stand, hinter ihm das Volk, und er schrie: „Wo sollen wir jetzt weitergehen? Es gibt keinen Weg mehr!“, da reckte er seine Hand aus und sagte: „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.“ So sollen sie in diese Woche hineingehen.
Für Gott gibt es dann kein Unmöglich mehr. Er wird sie wunderbar hindurchführen, sodass wir nur staunen. Er wird uns beschämen, weil wir immer wieder meinen, wir könnten im Voraus wissen, wie alles werden soll. Abraham, Isaak und Jakob haben erfahren, wie Gott sein Wort buchstäblich Stück für Stück einlöst und erfüllt. Es wird alles so werden, wie er uns versprochen hat.
Das war mein zweiter Punkt: Du stehst in einer langen Kette von Erfahrungen mit Gott. Deine Lebenserfahrungen dürfen sich anschließen, und noch vor dir liegt eine spannende Zukunft.
Mose war voller Besorgnis, wie das alles werden würde. Die Knie schlotterten, denn er sollte Pharao gegenübertreten – dem stolzen König der ganzen ägyptischen Macht. Doch er hörte die Worte: „Ich werde sein, der ich sein werde.“ Er wusste nicht, wie das gehen sollte, aber Gott war da – heute, morgen und übermorgen.
Auch wenn uns Angst überkommt und wir uns zusammenkrallen, werden wir erleben, dass Gott mitten in der großen Not steht.
Man kann jetzt durch all die Zeugnisse des Neuen Testaments hindurchgehen, ebenso durch unsere reiche württembergische Kirchengeschichte, die uns immer wieder erzählt, wie die Generationen vor uns es erfahren haben. Sie haben es von ihrer Großmutter und Mutter gehört, von Lehrern im Kindergottesdienst bezeugt bekommen und erfahren, dass Gott vor uns hergeht und alles löst, was uns bedrängt.
Gott für uns – wer kann dann noch gegen uns sein? Was kann uns noch schwerfallen?
Es mag sein, dass wir geachtet werden wie Schlachtopfer, wie Tiere, die man zur Schlachtbank führt. Ich habe den Eindruck, ihnen geht es noch ziemlich besser. Aber selbst wenn es so wäre, überwinden wir alles um des Willens, der uns geliebt hat.
Das hat Jesus uns noch einmal ganz eindrücklich gesagt. In seinem Sterben am Kreuz hat er uns zeigen wollen: „Für dich bin ich ans Kreuz gegangen. Du sollst wissen, dass meine Liebe dich nicht loslässt. Und wenn der Tod dich reißen sollte, ich lasse dich nicht. Niemand kann dich aus meiner Hand reißen, das sollst du wissen. Auch wenn Schweres geschieht, ich bin bei dir.“
Sehen Sie, was Christenleben bedeutet: zu wissen, auch in allem Leid, dass er da ist und mich trägt. Er geht mit mir hindurch und macht daraus eine Heilsgeschichte – eine Geschichte, über die ich nur staunen kann, wegen seiner Taten und Wunder.
Abschluss: Der Ruf Gottes und das Ja zum Glauben
Wenn Sie wissen wollen, wie man Christ wird, dann beginnen wir damit: Wie wird man eigentlich Christ? Gott ruft uns. Gott ruft Sie jetzt, heute.
Und darauf müssen Sie Ja sagen. Sagen Sie Ja: „Jetzt, Herr, jetzt lege ich alles in deine Hand.“ Lassen Sie sich senden. Wollen Sie unter deinem Auftrag, unter deinem Kommando und unter deiner Leitung stehen – Tag und Nacht, mit Ihrem ganzen Leben?
Das soll mein Name sein, sagt Gott hier zu Mose. Das soll mein Name sein, das heißt, dabei dürft ihr mich anrufen. Der Name ist immer auch ein Ausdruck, um zu danken, zu loben und zu preisen.
Darüber sollt ihr euch freuen, weil ihr erleben werdet, dass das wahr ist, was ich euch zusage. Wer den Namen des Herrn anruft, der wird selig. Amen.