Begrüßung und Einführung in das Thema Gnade
Meine Lieben, das funktioniert schon. Hört ihr mich alle hinten? Ich kann es hier nicht so gut feststellen.
Schön, dass ihr da seid und euch die Stunde Zeit nehmt, um etwas zu hören. Es soll ja um Gnade gehen, das ist das Thema für diese Stunde.
Ich möchte mich nur ganz kurz vorstellen, für diejenigen, die mich nicht kennen. Ich war, ich glaube, schon das fünfte Mal hier. Einige von euch werden mich von der Osterkonferenz her kennen, die regelmäßig stattfindet. Ich bin Hans-Peter Reuer und komme aus Österreich. Das hört man wahrscheinlich auch leicht heraus. Ich komme nicht weit von Salzburg, aus der Skistadt Schladming, beziehungsweise aus der Nähe von Ramsau.
Ich bin relativ viel unterwegs im Reisedienst, und ein Ort, an den ich gerne fahre, ist hierher zur Henzolshöhe. Ich schätze die Arbeit hier sehr, und gerade die Osterkonferenz finde ich aus verschiedenen Gründen sehr wertvoll.
Ich bin verheiratet, schon seit 25 Jahren, und habe drei Kinder. Sie sind 21, 20 und 16 Jahre alt. Die 20-jährige Lisa hat heute Geburtstag. Ansonsten, falls euch mehr vom Leben interessiert, werde ich heute Abend aus meinem Leben erzählen, von meiner Entwicklung.
Ich werde dieses Jahr auch 50, also schon wieder ein Jubiläum, nicht wahr?
Auf jeden Fall möchte ich zuerst mit einem Gebet beginnen, und dann steigen wir gleich in das Thema ein. Das Schöne ist, wir haben, wenn wir es ausnutzen, eine ganze Stunde Zeit. Ich glaube nicht, dass ich eine Stunde sprechen werde, aber wir haben zumindest die Zeit dafür. Darum brauche ich keinen Stress zu machen oder schnell zu reden.
Vielleicht bleibt zum Schluss auch noch Zeit für Fragen, entweder im Plenum oder auch privat. Wenn du zu mir kommst, kannst du gerne Fragen zum Thema oder zu anderen Dingen stellen.
Ich bete noch kurz mit euch, und dann steigen wir gleich voll ein in unser Thema.
Vater, wir möchten dir jetzt danken für die Stunde, die du uns schenkst, um auf dich und dein Wort zu achten. Danke, Herr, dass Gnade ein gewaltiges Konzept ist, dass es der Grund ist, warum wir überhaupt hier stehen, und dass es der Grund ist, warum wir Gemeinschaft mit dir haben können, weil du ein gnädiger Gott bist.
Herr, es ist ein Wort, das wir so oft gebrauchen, und sehr oft sind uns die Konsequenzen daraus gar nicht bewusst – die Größe der Gnade, die Einzigartigkeit der Gnade. Dafür danke ich dir.
Herr, so sprichst du zu uns in deiner Liebe, und darauf wollen wir bauen und vertrauen. Amen.
Ich hoffe, ihr könnt mich gut verstehen. Ich bemühe mich auch, Deutsch zu sprechen, was ich ja oft tun muss.
Die Einzigartigkeit des Christentums durch Gnade
Von C.S. Lewis gibt es ein Zitat, das auf einer Konferenz in England entstand. Dort fand ein Meeting über verschiedene Religionen und vergleichende Religionswissenschaft statt. Die Fachleute debattierten darüber, warum das Christentum einzigartig ist und was es inmitten all der Religionen auf der Welt besonders macht.
Die Professoren diskutierten am runden Tisch, als C.S. Lewis hinzukam und hörte, worüber sie sprachen: die Einzigartigkeit des Christentums. Er sagte daraufhin, dass die Frage ganz leicht zu beantworten sei. Es sei die Gnade, die das Christentum einzigartig macht und es von allen anderen Religionen heraushebt.
Die Notwendigkeit und Bedeutung von Gnade
Die erste Frage lautet: Wozu brauchen wir überhaupt Gnade, und was ist Gnade?
Dazu müssen wir zunächst klären, wozu Gott den Menschen geschaffen hat. Der dreieinige Gott, an den wir glauben, hat in sich selbst von Anfang an Gemeinschaft gepflegt: Gott der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Das bedeutet, Gott ist sozusagen die erste Universität.
Der Begriff Universität stammt von zwei Wörtern ab: „Unity in diversity“, also Einheit in der Vielfalt. Gott ist die erste Einheit in der Vielfalt als der dreieinige Gott. Er hat in sich immer schon Gemeinschaft gepflegt. Als er den Menschen in seinem Ebenbild schuf, hat er ihn ebenfalls als Gemeinschaftswesen geschaffen.
Das heißt, Gemeinschaft zu pflegen ist nicht nur ein Teil des Menschseins, sondern es ist das Menschsein selbst. Als der Mensch von Gott geschaffen wurde, war er für die Gemeinschaft mit Gott und untereinander bestimmt. Diese Beziehung war frei von Scham, ohne Berechnung und nur von Freude geprägt.
Was dann geschah, ist im sogenannten Sündenfall beschrieben: Der Mensch entfernte sich aus dieser Gemeinschaft, er verließ sie. Die Gemeinschaft mit Gott zerbrach. Das bedeutet, der Mensch wollte nicht nur Ebenbild Gottes sein, sondern Abbild Gottes werden. Er wollte ohne Gott sein, wie Gott.
Diese Trennung, dieses Abnabeln des Menschen von Gott, bezeichnet die Bibel als Sünde. Es ist interessant, darüber nachzudenken: Wären Adam und Eva nie in Sünde gefallen, würden wir bis heute in einer vollkommenen Welt leben. In einer solchen Welt wüssten wir nichts über Gnade, denn Gnade ist ein bedeutungsloses Konzept in einer vollkommenen Welt.
In einer vollkommenen Welt braucht es keine Gnade. Damit sage ich nicht, dass der Sündenfall gut war. Was ich sagen möchte, ist, dass wir nur durch den Sündenfall überhaupt wissen, wie gnädig Gott ist. Sonst wüssten wir es nicht.
Die Definition von Sünde und ihre Folgen
Wichtig ist auch, bevor wir über die Definition von Gnade sprechen, zunächst die Definition von Sünde zu klären – diese Abnabelung vom Ursprung. Leider ist es so, dass ich mir vorgenommen habe, nicht mehr über Sünde zu reden, es sei denn, ich habe Zeit, genau zu erklären, was ich damit meine. Denn Sünde wird heute derart missverstanden. Vielleicht wird auch nicht mehr viel darüber gesprochen, ich weiß es nicht genau, aber ich weiß, dass sie extrem missverstanden wird.
Generell, wenn man Leute fragt, was Sünde ist, ist das allgemeine Verständnis meist folgendes: Sünde ist das, was attraktiv ist, aber leider verboten. Und wenn man es trotzdem tut, ist man ein Sünder. Zum Beispiel: Du willst abnehmen, ein paar Kilo verlieren, glaubst also, du solltest weniger essen. Du nimmst dir vor, keine Schokolade zu essen. Doch dann liegt in der Küche eine große Tafel Schokolade, eine Milka von einem Freund, und du kannst nicht widerstehen. Du isst sie und hast damit gesündigt.
Oder in Deutschland: Ich liebe es, dort Auto zu fahren, zumindest da, wo es keine Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt. Dort fährst du fröhlich 200 km/h, das macht Spaß. Aber wenn ich in Österreich so weiterfahre, komme ich nicht weit, denn ich werde angehalten. Es ist zwar verlockend, so schnell zu fahren, aber es ist verboten, und deshalb bin ich ein Verkehrssünder.
Das bedeutet, Sünde wird definiert als etwas, das attraktiv, aber verboten ist. Doch dieses allgemeine Verständnis von Sünde führt uns auf eine falsche Spur. Um Sünde wirklich zu verstehen – und ich möchte euch ermutigen, das auch Freunden zu erklären – musst du alle moralischen Vorstellungen über Sünde einmal vergessen. Denn Sünde ist in ihrem Wesen kein moralischer Maßstab. Sie beschreibt ganz einfach das Hinausgehen des Menschen von Gott. Der Mensch trennt sich von Gott.
Aber dann werde ich oft gefragt: Was ist eigentlich so schlimm daran, wenn ich mich von etwas trenne? Man trennt sich ja ständig von etwas. Warum soll das so tragisch sein? Zum Beispiel sagt jemand: Ich habe mich letzte Woche von meinem Auto getrennt, ich habe es in den Graben gefahren. Das war ein finanzieller Verlust, aber ich lebe trotzdem noch. Ein anderer sagt: Ich habe mich von meiner Frau getrennt, das war zwar schlimm, aber ich bin immer noch da. Was ist also so schlimm daran, wenn ich mich von Gott trenne?
Der Unterschied ist folgender: Wenn du dich von Gott trennst, ist es kein materieller Verlust oder eine verletzte oder zerstörte Beziehung. Wenn du dich von Gott trennst, trennst du dich vom Schöpfer allen Lebens. Und hier liegt das Problem. Wenn du dich nämlich vom Schöpfer des Lebens trennst, der Leben gibt, dann bist du nur noch tot. Und das ist das Problem.
Das heißt, ein Mensch, der sich von Gott trennt, ist tot. Die Bibel nennt das „tot in der Sünde“. Was ist Sünde? Das Weggehen vom Schöpfer des Lebens. Im Römer 5,12 ist es so schön formuliert vom Apostel Paulus. Er schreibt: „Darum, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben.“
Warum? Weil das Weggehen von Gott der Tod ist. Gott ist der Geber des Lebens. So wie durch die Sünde der Tod gekommen ist, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben. Wir haben uns von Gott entfernt. Das ist unser Problem.
Das bedeutet: Ein Mensch, der von Gott getrennt ist, kann zwar als körperlicher Mensch leben, aber er ist tot als Mensch. Denn der Mensch wurde geschaffen, um in Beziehung mit seinem Schöpfer zu leben.
Gottes Umgang mit der Sünde und der Tod
Die Frage, die man manchmal gestellt bekommt, lautet: Wird Gott mich bestrafen, wenn ich ein Sünder bin? Oder wird Gott mich vielleicht sogar töten, wenn ich ein ganz wilder Sünder bin? Die Antwort darauf ist Nein. Gott tötet keinen einzigen Sünder, denn die Sünde hat dich bereits getötet. Die Sünde tötet den Menschen.
Darum gibt es übrigens sogar in den USA keine Todesstrafe für Selbstmord. Das hat einen ganz einfachen Grund: Ein Mensch, der sich selbst umbringt, muss nicht mehr umgebracht werden. Warum muss Gott keinen Sünder töten? Weil die Sünde uns bereits getötet hat.
Dazu lesen wir in Römer 6,23: "Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ist ewiges Leben in Christus." Es ist nicht der Lohn Gottes, der Tod ist, sondern der Lohn der Sünde ist der Tod. Das heißt, die Sünde ist das Problem. Unser Weggehen von Gott hat den Menschen getötet – das ist Sünde.
Als Beispiel: Wenn ich sage, mach mal das Licht aus und mach die Finsternis an, musst du dafür nicht viel tun. Wie viele Schalter musst du bedienen? Nur einen. Wenn du das machst, ist es automatisch finster, denn die Abwesenheit von Licht ist Finsternis.
Wie ist es jetzt mit Gott und der Sünde? Nimm Liebe aus dieser Welt weg – was bleibt übrig? Hass, Einsamkeit, Gemeinheit. Wer hat den Hass erfunden? Die Antwort ist: niemand. Indem du die Liebe wegnimmst, bleibt nur noch der Hass übrig. Die Abwesenheit von Liebe bedeutet Hass.
Ich habe euch einen kleinen Clip eingespielt, den ihr abspielen könnt. Er ist vom kleinen Einstein – keine Ahnung, ob das stimmt, aber was er sagt, stimmt auf jeden Fall. Wenn man über Sünde und Gnade nachdenkt, hat die Sünde eine innere Logik: Wir haben uns von Gott getrennt, und Gott ist Liebe. Darum gibt es so viel Hass auf dieser Welt.
Weil wir uns von Gott getrennt haben und Gott ist Licht, gibt es so viel Finsternis in dieser Welt. Weil wir uns von Gott getrennt haben und Gott ist Leben, gibt es so viel Tod in dieser Welt.
Der Apostel Johannes beschreibt das mehrmals. Wir sterben nicht für unsere Sünden, sondern Johannes schreibt mindestens drei- oder viermal – zum Beispiel in Johannes 8 –, dass wir gestorben sind oder tot in unseren Sünden sind. Das heißt, die Sünde hat uns von Gott getrennt.
Gnade als Versöhnung und Geschenk Gottes
Nun, was verbindet uns wieder mit Gott? Es ist die Gnade, die Versöhnung, die aus Gnade kommt. Im Johannes 1,16-17 lesen wir: „Denn aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade; denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit aber sind durch Jesus Christus geworden.“
Damit kommen wir zur zweiten Frage: Was genau ist Gnade? Wir reden oft über Gnade, obwohl wir vielleicht nicht immer genau wissen, was sie bedeutet. Das ist auch in Ordnung so. Doch wenn man genauer hinschaut und über Gnade nachdenkt, stellt man fest: Die Gnade Gottes ist weder logisch noch vernünftig. Und was das Problem mit Gnade ist: Sie ist nicht gerecht.
Das hat die Juden schon auf die Palme gebracht, denn sie konnten nicht verstehen, warum Jesus der Messias ist. So dachten sie: Warum kommt er nicht zu uns, den gerechten Pharisäern? Warum treibt er sich herum mit Steuereintreibern, Zöllnern und Prostituierten? Das hat sie irritiert, denn Gnade irritiert.
Und das ist nicht nur im Neuen Testament so, sondern auch im Alten Testament. Man fragt sich bei vielen dieser Personen, die unsere Vorbilder im Glauben sind, warum sie überhaupt in der Bibel stehen. Wenn du da nur ein bisschen durchliest: Noah, der sich gleich mal betrunken hat, nachdem er den Altar gebaut hatte; Jakob, der ein Lügner war; Moses, der ein Mörder war; ebenso David und Paulus.
Simson liebte Prostituierte und hatte lange Haare. Hoseas Frau war eine Prostituierte, ebenso Rahab. Elija war ein Selbstmordkandidat, Jeremia war depressiv, Jona rannte vor Gott weg, Jesaja predigte nackt – was ich heute nicht machen würde. Trotzdem schauen wir alle zu ihnen auf.
Dann liest du weiter: Petrus war zornig, Johannes selbstgerecht, die Jünger schliefen beim Beten, Simeon war fanatisch, Nathanael zynisch, Martha sorgte sich um alles, Maria war faul, die Samariterin hatte mit mehreren Männern geschlafen, und Matthäus war ein Dieb.
Wenn du diese Liste so durchgehst, gibt es noch viel mehr. Wisst ihr, was wir von diesen Geschichten lernen? Und das ist das Wesentliche: Gnade hat nichts mit Verdienst oder Belohnung zu tun. Niemand kann sich Gnade verdienen oder erwerben – weder durch brav sein noch durch tüchtig sein oder was auch immer.
Gnade ist ein Geschenk von Gott. Du kannst sie nur annehmen. Und als Empfänger der Gnade – und das ist das Fantastische – stehen wir alle gleich da. Aber das irritiert uns.
Das Kreuz, hat jemand mal gesagt, ist der große Gleichmacher.
Die doppelte Natur der Gnade: Geschenk und Herausforderung
Und darum ist Gnade so einzigartig. Nun komme ich zum eigentlichen Thema, das ich heute ansprechen möchte. Gnade ist, und da würden wir alle übereinstimmen, das größte Geschenk Gottes an uns Menschen. Paradoxerweise ist Gnade gleichzeitig die gefährlichste Lehre des Christentums. Warum?
Diejenigen unter euch, die in der Verkündigung stehen, wissen jetzt genau, wovon ich spreche. Im Alten Testament gab es das Gesetz des Mose. Dort waren Regeln festgelegt, die ungefähr vorgaben, wie das Leben aussehen sollte – auch wenn sich niemand wirklich daran gehalten hat. Das ist ein anderes Thema. Aber man wusste ungefähr, wie es sein sollte.
Im Neuen Testament ist jedoch nicht mehr das Gesetz Mose bestimmend, sondern die Gnade. Das heißt, es geht nicht darum, Regeln zu befolgen, um dann okay zu sein. Vielmehr geht es darum, aus Gnade in Gemeinschaft mit Gott zu leben. Sünde ist der Zerbruch der Gemeinschaft zwischen Gott und Menschen. Versöhnung und Gnade bedeuten die Wiederherstellung dieser Beziehung zwischen Gott und Mensch.
Hier liegt das Problem der Gnade. Wenn wir als begnadete Menschen nicht in Gemeinschaft mit Gott leben, wird Gnade sehr leicht missverstanden als Freibrief zum Sündigen. Wenn wir nicht in Gemeinschaft mit Jesus leben, bedeutet Gnade – und ich kenne einige Christen, die das so ausdrücken würden – Christsein und begnadigt zu sein, kein Gesetz mehr zu haben. Das heißt: keine Regeln. „Ich bin begnadigt, ich kann tun und lassen, was ich will.“ Das ist eine Art Pseudofreiheit.
So missverstehen wir den neuen Bund als Freibrief zum Sündigen: „Ich kann sündigen, denn ich bin ja nicht mehr unter dem Gesetz.“ Dann passiert es sogar, dass wir Gnade missbrauchen, um unseren egoistischen Lebensstil zu rechtfertigen. Paulus sagt: „Ich bin nicht mehr unter dem Gesetz, sondern unter Gnade.“ Und daraus wird abgeleitet: „Ich kann tun und lassen, was ich will, alles ist erlaubt.“ Das ist oft sehr egozentrisch.
Deshalb versteht man, warum manche Kirchengemeinden, die Gnade gepredigt haben, in ein Chaos geraten sind. Sie sagen dann: „Das läuft uns aus dem Ruder, wir können es nicht mehr kontrollieren. Gehen wir zurück zum Gesetz!“ Und so wird wieder Gesetz gepredigt. Ich verstehe die Motivation dahinter, weil Gnade missbraucht wird.
Das bedeutet: Pfarrer predigen jeden Sonntag die einzigartige Gnade, und die Zuhörer hören: „Ich kann tun, was ich will.“ Ich selbst bin schon oft beschuldigt worden, zu viel Gnade zu predigen, weil ich damit einen Freibrief zur Sünde geben würde.
Nun wisst ihr, was interessant ist – und das ist meine Botschaft: Der Apostel Paulus im Neuen Testament gibt der Versuchung, das Gesetz zu predigen, nicht eine Minute nach, auch wenn Gnade missbraucht wird. Paulus fordert die Christen vielmehr auf, mit Jesus zu leben. Sie sollen erkennen, dass Christus in ihnen lebt, um ihnen neues Leben zu geben. Jesus ist gekommen, um ihnen ein neues Herz zu schenken.
Manchmal ist es so, dass Christen zwar in den Himmel wollen, aber kein Interesse an Jesus haben. „Gott liebt mich, ja, das gefällt mir.“ „Gott vergibt dir all deine Sünden, ja, das gefällt mir auch.“ Aber mit meinem Herzen will ich nicht allzu viel ändern. „Das ist okay so.“ Ende vom Gesetz, ja, unbedingt. Aber mich im Reich Gottes interessieren? Nicht unbedingt.
Ein negatives Beispiel finden wir im Neuen Testament, und zwar in der Kirchengemeinde in Korinth. Sie haben von Paulus nur jene Dinge gehört, die ihnen gefallen haben. Und sie ignorierten jene Dinge, die ihnen nicht gefallen haben.
Freunde, diese Tendenz haben wir alle: nur das zu hören, was uns gefällt, und sorgfältig zu ignorieren, was uns nicht gefällt. Dabei ist es wichtig zu verstehen: Gnade befreit uns nicht für die Sünde, sondern von der Sünde. Gnade ist kein Freibrief zum Sündigen, sondern Gottes Möglichkeit, von der Sünde frei zu werden.
Die Manifestation der Sünde im Leben und die ursprüngliche Schöpfung
Als Nächstes möchte ich euch zeigen, wie Sünde in unserem Leben sichtbar wird. Es ist dabei hilfreich, zwischen Sünde im Singular und Sünden im Plural zu unterscheiden. Sünde bedeutet Trennung von Gott. Doch wie macht sich diese Sünde bemerkbar? Wie wird sie sichtbar in unserem Leben?
Um das Gesicht der Sünde zu verstehen, ist es sinnvoll, zunächst zu betrachten, wie wir ursprünglich gedacht waren. Ich nehme dazu einige Verse aus dem ersten Kapitel der Bibel, aus 1. Mose 1, und möchte euch vier Dinge zeigen, wie Gott uns geschaffen hat und wie das korrupte Gegenteil davon aussieht.
In 1. Mose 1,26 lesen wir:
„Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen in unserem Bild, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle kriechenden Tiere, die auf der Erde kriechen.“
Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bilde Gottes schuf er ihn, als Mann und Frau schuf er sie. Gott segnete sie und sprach zu ihnen: „Seid fruchtbar und vermehrt euch, füllt die Erde, macht sie euch untertan und herrscht über die Fische des Meeres, die Vögel des Himmels usw.“
Aus diesen kurzen Versen lernen wir vier Dinge:
Erstens: Gott hat uns erschaffen, um kreativ zu sein.
Was wir über Gott wissen: Er ist unglaublich kreativ. Er schuf das Universum, die Sterne, die Erde, die Tiere und die Pflanzen. Wenn wir im Bilde Gottes geschaffen sind, wie die Bibel sagt, dann sollten wir erwarten, dass auch wir Menschen sehr kreativ sind – und das sind wir auch.
Doch wie sieht diese Kreativität aus, nachdem der Mensch sich für die Sünde entschieden hat, nachdem er von Gott weggegangen ist und korrupt geworden ist?
Dann sieht Kreativität so aus, dass wir nicht mehr kreativ aufbauen, sondern kreativ zerstören. Wir gehen nicht mehr ehrlich miteinander um, sondern rechtfertigen uns. Und wisst ihr was? Die menschliche Natur ist besonders kreativ, wenn es darum geht, sich selbst zu rechtfertigen. Wir sind darin Meister.
Zum Beispiel, nur damit ihr versteht, was ich meine:
Angenommen, auf einer Skala von eins bis zehn steht eins für das, was richtig ist, und zehn für das, was man weiß, dass es falsch ist. Wir haben die Fähigkeit, uns von eins bis zehn zu bewegen, ohne die Gefahr zu bemerken – und wir rechtfertigen jeden kleinen Schritt. Wenn wir dann bei zehn angekommen sind, sind wir schockiert, weil wir das nie wollten. Wir fühlen uns als Opfer, weil wir die kleinen Schritte nicht wahrgenommen haben. Dann hören wir Sprüche wie: „Ich kann nicht verstehen, wie ich so etwas tun konnte.“
Ein Beispiel: Ehebruch.
Du bist verheiratet, hast eine Frau, und deine Überzeugung ist: „Ich will meiner Frau treu sein.“ Das ist dein Eins. Zehn wäre, mit einer anderen Frau ins Bett zu gehen. Das ist falsch.
Wie funktioniert das? Du bist bei Eins und treu. Aus welchen Gründen auch immer – darüber will ich jetzt nicht eingehen – triffst du zu Hause eine andere Frau. Es läuft gerade nicht gut in der Ehe, und da funkt es irgendwie. Du sagst: „Na gut, ich trinke heute mal einen Kaffee mit ihr.“ Kaffee trinken mit jemandem ist ja nicht schlecht, oder? Eins, man rechtfertigt es: „Ich trinke ja mit vielen Menschen Kaffee.“
Schritt zwei: „Dann gehen wir mal miteinander ins Kino.“ Man geht ja auch mit Kindern ins Kino. Warum also nicht mit ihr? Wir verstehen uns gut, es ist ja nichts Schlimmes dabei. So bewegen wir uns von eins nach zwei, nach drei. Wir rechtfertigen jeden Schritt. Und dann sind wir bei zehn und schockiert, wo wir hingekommen sind.
Wir sind brutal kreativ, wenn es darum geht, uns selbst zu rechtfertigen. Oft sagen Menschen auch Dinge zu Mitarbeitern oder den engsten Familienmitgliedern, die sie später bereuen. In der Psychologie nennt man das einen „Freudschen Versprecher“. Man fragt sich: „Wie konnte ich das nur sagen?“
Ja, weil man von eins bis zehn den Zorn gegenüber dem anderen gerechtfertigt hat und nie vergeben hat.
Das Interessante ist: Eigentlich will niemand der böse, falsche oder gemeine Typ sein. Wenn du einen Film im Fernsehen anschaust, gibt es immer diese gemeinen, hinterhältigen Figuren. Niemand möchte so sein. Wen wollen wir sein? Wir wollen der Held sein, der Retter, der Verständnisvolle.
Wie kann es dann sein, dass wir von eins nach zehn zum gemeinen, verletzenden, zerstörenden Typen werden? Die Antwort ist einfach: Wir sind wahnsinnig kreativ.
Punkt Nummer zwei: Gott hat uns mit Autorität und Kraft erschaffen.
Gott hat gesagt: Macht euch die Erde untertan, herrscht über sie. Wir sind geschaffen als Wesen mit Autorität, diese Welt zu beherrschen. Wir sollten Leben schaffen, schützen und gestalten.
Wie sieht die korrupte Version aus? Wenn Gott uns Autorität gegeben hat, wie sieht der korrupte Mensch aus?
Er missbraucht seine Autorität, nicht nur um aufzubauen, sondern auch um zu zerstören. Er zerstört nicht nur den Planeten Erde, sondern auch Beziehungen. Das liegt daran, dass Gott uns mit Autorität geschaffen hat. Wenn diese Autorität korrupt wird, wirkt sie weiter – aber negativ.
Drittens: Gott hat uns geschaffen, um in Beziehungen zu leben.
„Lasst uns Menschen machen in unserem Bild“ – das sagt bereits der dreieinige Gott. Er spricht in der Mehrzahl und zeigt, dass er in Gemeinschaft lebt. Gott ist keine Monade, kein Gott, der alleine lebt. Er war immer in Gemeinschaft; er ist ein Beziehungswesen.
In Johannes 17,24 betet Jesus und sagt:
„Mein Vater hat mich geliebt vor der Grundlegung der Welt.“
Darum ist Gott Liebe. Gott ist nicht Liebe, weil er die Welt geliebt hat (Johannes 3,16), sondern weil er seinen Sohn schon vor der Grundlegung der Welt geliebt hat. Er hat immer geliebt, auch bevor er den Menschen schuf.
Wie sieht dieses Beziehungswesen, dieses Liebewesen, das Gott uns geschaffen hat, in seiner Korruption aus?
Indem wir andere verletzen, Beziehungen zerstören, ein falsches Selbstbild haben, ein falsches Bild vom Nächsten und auch ein entstelltes Bild von Gott. Das geschieht, wenn die Beziehung korrupt wird.
Viertens, noch ein letztes:
Wir lesen aus 1. Mose, dass Gott uns auch als sexuelle Geschöpfe erschaffen hat.
„Seid fruchtbar und vermehrt euch“ – das war das erste Gebot. Habt Sex miteinander und macht Babys, heißt das auf Deutsch. Gott hat uns Kreativität, Autorität und Beziehungen geschenkt. Und er hat uns die Sexualität geschenkt, in besonderer Weise für zwei Menschen, um ihre Liebe auszudrücken und um Leben zu erzeugen.
Ohne Sex wäre niemand von uns heute hier. Sexualität ist eine Gabe Gottes, ein heiliger Akt.
Wie sieht Sex aus, wenn er korruptiert wird? Genau so, wie wir es in der Welt sehen: Das, was schön und heilig ist, wird dreckig und billig verkauft. Das ist die korrupte Version.
Die säkulare Welt spricht viel über Sex, aber oft nicht hilfreich. Die Kirche sollte wieder viel mehr lernen, über Sex zu reden, denn es ist ein großes Kapitel in der Bibel und ein Geschenk Gottes.
Zusammenfassend haben wir vier Dinge:
Gott hat uns geschaffen als Wesen, die kreativ sind, als Wesen, die Autorität haben, als Wesen, die in Beziehungen leben und als sexuelle Wesen.
Die Gemeinde in Korinth als Beispiel für korrupte Gemeinschaft
Im ersten Korintherbrief wird deutlich, wie die Christen in Korinth, einer Stadt in Griechenland, in vier wesentlichen Punkten völlig korrupt geworden sind. Es ist faszinierend, diese Zustände zu betrachten.
Zunächst lebten sie nicht in positiven, erbaulichen Beziehungen. In 1. Korinther 1,10-12 ermahnt Paulus: „Ich ermahne euch aber, Brüder, durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle einmütig redet und nicht Spaltungen unter euch seien.“ In Vers 11 heißt es weiter: „Denn es ist mir durch die Hausgenossen der Chloe über euch bekannt geworden, meine Brüder, dass Streitigkeiten unter euch sind.“ Paulus meint damit, dass jeder von ihnen sagt: „Ich bin des Paulus“, „ich aber des Apollos“, „ich aber Kephas“, „ich aber Christi.“
Hier entstanden die ersten Gemeindespaltungen. Sie gründeten verschiedene Gemeinden, quasi Konfessionen, und behaupteten jeweils, ihre sei die beste. Die Vielfalt der Gemeinden kann entweder unsere größte Stärke oder unsere größte Schwäche sein. Das hängt davon ab, ob wir die Vielfalt als Gottes Geschenk verstehen oder ob die Gemeinden sich gegenseitig ausspielen. Die Christen in Korinth haben sich jedoch gespalten und gegenseitig ausgespielt, wobei jeder sagte, seine Gruppe sei die richtige.
Das zweite Problem in der Gemeinde war sexuelle Perversion. In Kapitel 5, Vers 1 lesen wir: „Überhaupt hört man, dass Unzucht unter euch herrscht, und zwar eine solche Unzucht, die selbst unter den Ungläubigen nicht stattfindet, dass einer seines Vaters Frau hat.“ Hier lebte jemand in der Gemeinde, der mit seiner Mutter, vermutlich Stiefmutter, geschlafen hatte. Paulus schrieb dies an, während es damals in Korinth die Tempelprostitution gab. Die heidnische Religion verstand Prostitution als einen religiösen Akt, der von Männern für Männer ausgeübt wurde. Die Christen dachten sich offenbar, wenn das ein religiöser Akt sei, sei es auch für sie in Ordnung. Diese sexuelle Perversion wurde somit nicht nur toleriert, sondern gefeiert. So sah die Gemeinde in Korinth aus.
Drittens zogen sich die Glaubensgeschwister gegenseitig vor Gericht. In Kapitel 6, Vers 1 steht: „Bringt es jemand von euch, der einen Rechtsstreit mit dem anderen hat, über sich vor den Ungerechten zu streiten und nicht vor den Heiligen?“ Das bedeutet, dass Christen ihre Streitigkeiten vor heidnischen Gerichten austrugen und damit öffentlich vor der Welt ausfechten. Anstatt zu vergeben, suchten sie nur ihren eigenen Vorteil und stritten offen.
Viertens schließlich, beim Abendmahl, das sie feierten, tranken sie zu viel und aßen sich voll. In Kapitel 11, Verse 17 bis 22 wird beschrieben, dass das Abendmahl eigentlich die Gläubigen einen sollte, es aber in Korinth sogar zur Spaltung führte. Früher war das Abendmahl kein einfaches Ritual mit einem Schluck Fruchtsaft, sondern ein richtiges Buffet mit Wein und Essen. Einige kamen früh und tranken sowie aßen sich voll, während die später Kommenden nur noch leere Teller vorfanden. Paulus kritisierte dieses Verhalten scharf und sagte, dass das nicht gut sei.
So sah das Leben der Christen in Korinth aus.
Die Heiligkeit trotz Fehlverhalten und die Berufung zur Gemeinschaft mit Jesus
Eine Frage an dich: Wie würdest du eine Christengemeinde bezeichnen, die gegenüber von eurer, von mir aus drei Straßen weiter, liegt und deren Mitglieder sich beim Abendmahl jedes Mal zumindest zur Hälfte betrinken? Die sich vor Gericht verklagen, sexuell unmoralisch leben und ständig Spaltungen in ihren Gemeinden verursachen? Wie würdest du solche Gemeinden beurteilen?
Und wisst ihr was? Das Unglaubliche ist, wie Paulus diese Christen nennt – meine Heiligen. Ich lese euch vor aus dem ersten Kapitel, 1. Korinther 1,1-9:
Paulus, berufen als Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, und Sostenes, der Bruder, an die Gemeinde Gottes, die in Korinth ist, an die Geheiligten in Christus Jesus, die berufenen Heiligen, samt allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, ihres und unseres Herrn: Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!
Ich danke meinem Gott allezeit eures wegen für die Gnade Gottes, die euch gegeben ist in Christus Jesus. In ihm seid ihr in allem reich gemacht worden, in aller Rede und aller Erkenntnis, wie das Zeugnis des Christus unter euch gefestigt ist. Daher habt ihr an keiner Gnadengabe Mangel, während ihr das Offenbartwerden unseres Herrn Jesus Christus erwartet.
Wisst ihr, es ist fast schockierend, wenn man dann liest, was Paulus weiter schreibt. Warum nennt er sie so? Wisst ihr, was „heilig“ heißt? Die Geheiligten oder Heiligen sind ausgesondert für Gott. Manchmal, ich gehe ja öfter aus, habe meine Frau in einer Bar kennengelernt, wo ich der Barkeeper war, und wir gehen auch heute ab und zu in eine Bar.
Und wenn dann die anderen ein paar Bier getrunken haben – ich kenne ja dort alle, ich wohne in dem Dorf, immer noch im Haus, in dem ich geboren bin, und dort leben nur zweitausend Leute. Ich kenne sie alle, und sie kennen mich noch besser. Wenn jemand dann so fünf Bier intus hat, sagt er: „Ah, da ist ja der Heilige!“ Dann antworte ich: „Besten Dank für das Kompliment, du hast erkannt, ich bin ausgesondert für Gott. Super, dass du das erkennst.“
Heiliger heißt: ausgesondert für Gott. Und was Paulus hier tut, ist, dass er die Christen in Korinth daran erinnert, dass sie geheiligt, ausgesondert sind in Christus Jesus auf der Grundlage der Gnade. Das heißt, Paulus gibt diese Christen nicht auf. Er kehrt nicht zum Gesetz zurück, sondern erinnert sie daran, das zu leben, wofür Gott sie geschaffen hat.
Ihr müsst mal ganz langsam die ersten neun Verse durchlesen. Da erwähnt Paulus neunmal, in diesen wenigen Versen, achtmal den Namen Jesus Christus. Wisst ihr warum? Später lesen wir, dass sie sich auch wegen der Gaben des Geistes zerstritten haben. Sie haben sich in den Gaben des Geistes verloren.
Paulus erinnert sie: Kommt zurück zu Jesus Christus! Er gibt euch die Gaben, aber verliert euch nicht in irgendetwas anderes als in Jesus. Sie haben vergessen, dass der Heilige Geist in erster Linie Menschen auf Jesus hinweist.
In den ersten sieben Versen lesen wir dreimal das Wort „Gnade“. Paulus kehrt keine Minute zum alten Bund zurück. Er bleibt beim Evangelium und erinnert sie daran, an Christus festzuhalten und mit ihm zu leben.
Mein Lieblingsvers ist Vers 9, wo Paulus sagt: „Gott ist treu, ihr aber nicht. Doch Gott ist treu, durch den ihr berufen worden seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn.“ Er erinnert sie daran, wozu sie als Heilige berufen sind: nämlich zur Gemeinschaft mit Jesus. Das ist unsere Berufung.
Gnade ist das Geschenk Gottes, um wegzukommen von der Sünde, von der Trennung von Gott. Gnade befähigt uns, wieder mit Gott, in Gemeinschaft mit Gott zu leben.
Gnade als Freiheit und Berufung zum Leben mit Jesus
Gnade ist kein Freibrief, um zu sündigen. Ebenso haben die meisten von euch, nehme ich an, keinen Führerschein. Dein Führerschein berechtigt dich zwar, Auto zu fahren, aber er gibt dir keinen Freibrief, Unfälle zu haben.
Natürlich kannst du mit deinem Führerschein Unfälle haben. Wahrscheinlich wirst du sogar irgendwann einen Unfall haben. Doch der Führerschein gibt dir nicht das Recht, Unfälle zu verursachen. Stattdessen gibt dir der Führerschein die Freiheit, dich mit Rücksicht auf andere Autofahrer auf der Straße zu bewegen und aufeinander Acht zu geben.
Genau das ist Gnade. Gnade ist kein Freibrief, um zu sündigen. Sondern Gnade gibt uns die Freiheit, als freie Menschen in der Gemeinschaft mit Jesus zu leben.
Darum möchte ich dich daran erinnern: Du bist ein Heiliger, egal wie es dir gerade geht oder wie du gerade lebst. Du bist ausgesondert, um jeden Tag mit Jesus zu leben. Das ist deine Berufung.
Ihr seid berufen worden in der Gemeinschaft seines Sohnes Jesus. Dieses Leben ist von Liebe und Freiheit bestimmt. Freunde, danach sehne ich mich mehr als nach allen anderen Dingen der Welt.
Mit Gottes Hilfe sollten wir dieses Leben immer wieder neu wählen. Das ist das normale Christsein.
Abschlussgebet zur Entscheidung für ein Leben in Gnade
Ich möchte jetzt gemeinsam mit euch beten. Dabei sprechen wir dieses Gebet und ihr könnt es in euren Herzen mitsprechen. Es geht darum, wieder zurückzugehen zur Gnade, die uns befreit, ein Leben mit Jesus zu führen. Vielleicht stehen wir dazu auf.
Lieber Vater im Himmel, danke, dass du uns in Jesus Christus gezeigt hast, wie gnädig du bist. Du bist ein liebender, barmherziger und wohlwollender Gott. Du willst das Beste für uns und sonst nichts.
Herr, du hast uns aus Gnade gerettet, damit wir heilige Menschen werden. Menschen, die ausgesondert sind, um in Gemeinschaft mit Jesus zu leben. In dieser Gemeinschaft zu leben, ist der Weg und das Ziel auch meines Lebens.
Es ist ein Leben, das von Liebe und Freiheit bestimmt ist. Danach sehne ich mich. Das wünsche ich mir, und mit Gottes Hilfe wähle ich jetzt dieses Leben aus Gnade über jeden anderen Lebensstil.
So möchte ich mit dir leben, Herr, als begnadigter Mensch. Wir beten noch in der Stille weiter.