Ja, wir sind im Programm „Gemeinde liest Bibel“ immer noch unterwegs. Mittlerweile sind wir im Buch Hiob angekommen. Heute Morgen beschäftigen wir uns mit diesem Buch, ebenso wie in den nächsten beiden Gottesdiensten. Wir werden also noch eine Weile im Buch Hiob unterwegs sein.
Ich habe die erste Predigt über Hiob mit dem Satz überschrieben: „Vertraue deinem Gott, auch wenn du ihn nicht verstehst.“
Jetzt solltet ihr eigentlich das Bild hier sehen. Ihr seht Ebsen, das ist auch nicht schlecht. Aber auf jeden Fall ist es ein sehr herausfordernder Satz: „Vertraue deinem Gott, auch wenn du ihn nicht verstehst.“
Das war für Hiob die große Herausforderung, genauso wie es auch für uns immer wieder eine große Herausforderung ist, unserem Gott zu vertrauen, auch wenn wir seine Wege nicht verstehen.
Im Buch Hiob geht es nicht grundsätzlich um Leid, sondern um etwas sehr viel Spezielleres: um das Leid von Menschen, die wie Hiob von ganzem Herzen für Gott leben wollen. Es geht also um das Leid von Christen.
Wenn wir uns Hiob genauer anschauen, treffen wir auf einen Mann, von dem in der Bibelstelle gesagt wird, dass er größer war als alle Söhne des Ostens. Wir begegnen also einem Mann des Ostens. In den ersten Kapiteln wird sehr genau beschrieben, wie reich Hiob war.
Er besaß siebentausend Schafe – zu einer Zeit, in der manche Menschen in Israel froh waren, wenn sie zwei Schafe hatten. Außerdem hatte er dreitausend Kamele, tausend Rinder, also fünfhundert Gespanne, und fünfhundert Esel. Stell dir diese Herden einmal gedanklich vor. Da wir nicht aus der Landwirtschaft kommen, ist es manchmal etwas schwierig, sich das vorzustellen. Aber es ist klar, dass Hiob auch viele Mitarbeiter hatte. So viele Tiere mussten erst einmal gefüttert werden. Außerdem mussten sie gepflegt und natürlich auch verkauft werden.
Hiob war also tierreich – oder heute würden wir sagen, er war steinreich. Nach heutigen Maßstäben wäre Hiob wahrscheinlich ein Milliardär gewesen. Hätte man ihn gekannt, hätte man ihn immer wieder in Zeitschriften oder Zeitungen gesehen.
Was ich an Hiob interessant finde, ist, dass sein Leben nicht nur aus Arbeit bestand. Modern ausgedrückt hatte Hiob eine vorbildliche Work-Life-Balance. Er hatte Freunde – und nicht nur oberflächliche Bekanntschaften, sondern Freunde, mit denen man tiefgründige Gespräche führen konnte. Der Mann hat also in Freundschaften investiert, nicht nur in Arbeit.
Hiob war nicht nur Geschäftsmann, sondern auch Familienmensch. In seiner Familie herrschte ein sehr gutes Miteinander. Offensichtlich waren seine Söhne schon erwachsen, aber sie trafen sich regelmäßig, um miteinander zu essen. Ihre drei Schwestern wurden natürlich auch immer dazu eingeladen.
Nach solchen Treffen opferte Hiob für seine Söhne, weil er nicht wusste – so sagt die Bibel – ob sie Gott geflucht hatten. Interessanterweise hatte er diese Befürchtung offenbar nicht bei den Schwestern. Es steht ausdrücklich, dass er die Opfer für die Söhne darbrachte.
Das bedeutet aber auch, dass Hiob jedes einzelne seiner Kinder im Blick hatte. Es war ihm ganz wichtig, dass sie ein unbelastetes Verhältnis zu Gott hatten.
Hiob selbst hatte ein sehr intensives Verhältnis zu Gott. Später lesen wir, dass Gott über Hiob sagt: Es gibt keinen wie ihn auf Erden, einen Mann so rechtschaffen und redlich, der Gott fürchtet und das Böse meidet. Das ist Gottes Urteil über Hiob (Hiob 1,8).
Stell dir vor, Gott sagt das über dich. Es gibt keinen wie Gernot, wie Reinhold, wie Willi, wie Julia oder wie du heißt, der Gott fürchtet und das Böse meidet. Es sagt nicht irgendwer, sondern Gott selbst über Hiob. Da denkt man: Wow!
Seine tiefe Beziehung zu Gott wurde im Alltag sichtbar. Das war also nicht nur eine Behauptung von Hiob, sondern man sah es an seinem Leben. In der Bibellese werdet ihr noch in Kapitel 29 darauf stoßen. Dort steht viel über Hiob. Es heißt, wenn die Leute Hiob sahen, blieben sie nicht auf ihrem Stuhl sitzen, sondern standen ehrfurchtsvoll auf: „Da kommt Hiob!“
Die Leitungspersonen, die sonst immer den Ton angaben, hielten den Mund, weil sie hören wollten, was Hiob zu sagen hatte. Das, was Hiob sagte, war sehr hilfreich und hat sie wirklich weitergebracht. Wenn Hiob geredet hatte, sagte niemand mehr etwas dagegen. Man konnte nur noch nicken und sagen: „Jawohl, warum sind wir nicht selbst darauf gekommen? Das ist die Lösung.“ So viel Gewicht hatten seine Worte.
Interessant ist auch, dass Hiob sich nicht nur in den Kreisen der Oberschicht bewegte. Er setzte sich massiv für Arme ein. In Kapitel 29 lesen wir, dass das Herz der Mutlosen sich freute, wenn sie Hiob sahen. Das wäre spannend: Was hat er gemacht, um Leute zu ermutigen? Sicher hätte er bei Gedankentanken oder TED-Vorträgen die Räume gefüllt – ein Motivationstrainer schlechthin.
Wir lesen, dass die Witwen jubelten, wenn Hiob auftauchte. Wörtlich heißt es in Kapitel 29, er war ein Vater der Armen, ähnlich wie Bodelschwing in Bethel. Hiob setzte sich für das Recht der Schwachen ein. Wenn Hiob auf Menschen traf, die sehr depressiv waren und mürrisch in die Welt schauten, was tat er? Er nahm sie wahr, lächelte sie an, so steht es geschrieben, und brachte Licht in ihren trübsinnigen Alltag. Die Spiegelneuronen wirkten. Kein Wunder, dass Gott sich über Hiob freut und ihn offensichtlich segnet.
Dieser Segen Gottes war auch ganz materiell. Hiob selbst sagt: „Ich bade meine Füße in Dickmilch, und der Fels neben mir bringt Bäche von Öl hervor.“ So beschreibt Hiob, wie gut es ihm geht.
Das hat mich beeindruckt, als ich mich damit beschäftigt habe. Man nennt seinen Namen oft nur kurz – wer war dieser Mann wirklich? Ein durchweg vorbildlicher, Gott hingegebener Mann, der sehr reich war. Was immer er politisch anging, hatte wirklich Sinn.
Und dann kommt der Tag, den Hiob nie vergessen wird. Ein Bote brachte ihm die Nachricht: Die Sabeer haben deine Rinder und Esel gestohlen und unter deinen Dienern ein Massaker angerichtet. Es war eine Schocknachricht, die ihm da überbracht wurde.
Wenn du diesen Text liest, wirst du merken: Der erste Bote hatte noch seine Sätze auf den Lippen, als die Tür schon wieder aufging. Es liegen keine Monate dazwischen, sondern nur Minuten zwischen dem Eintreffen der einzelnen Boten. Der erste Bote hatte seine Sätze noch nicht zu Ende gesprochen, da kam schon der zweite Bote.
Der zweite Bote sagte: Deine Schafe und deine Schafhirten sind verbrannt, weil plötzlich Feuer vom Himmel fiel. Hier war keine Auswirkung von Räubern oder Kriegern, sondern das Feuer kam direkt vom Himmel, und sie waren weg.
Während die beiden Boten noch vor Hiob standen, kam der dritte Bote durch die Tür und berichtete: Die Chaldäer haben deine dreitausend Kamele gestohlen und deine Diener grausam umgebracht. Hiob kannte die Leute im Einzelnen, das waren nicht einfach "meine Diener", sondern zum Beispiel Ben und Judah und so weiter.
Dann kam die schrecklichste Botschaft. Der vierte Bote, gerade durch die Tür gekommen, sagte: Ein Orkan hat das Haus niedergerissen, in dem seine Kinder waren, und sie sind alle tot.
Diese Hiob-Botschaften dauerten kaum länger als zehn Minuten, vielleicht eine Viertelstunde. Dann hatten alle vier Boten ihre Schreckensnachrichten überbracht. Das heißt, in wenigen Minuten war Hiobs ganzes Leben zerstört. Alles, was er aufgebaut hatte, war verloren. Wertvolle Mitarbeiter, zu denen er jahrelang eine Beziehung hatte, waren brutal ermordet worden – nicht nur einer, viele.
Und in den nächsten Tagen stand er vor den Leichen seiner eigenen Kinder. Das ist entsetzlich.
Die Reaktion Hiobs auf diese Nachrichten ist unglaublich. Hiob stand auf, zerriss sein Obergewand, schor sein Haupt, fiel auf die Erde und betete an. Er sagte: „Nackt bin ich aus dem Mutterleib gekommen, und nackt werde ich dahin zurückkehren. Der Herr hat gegeben, und der Herr hat genommen; der Name des Herrn sei gepriesen.“
Bei alledem sündigte Hiob nicht und legte Gott nichts Anstößiges zur Last (Hiob 1,20-22).
Ich habe diesen Satz zweimal gelesen, weil mir das vorher nicht bewusst war: Hiob betete in dieser Situation an, auch wenn er Gott nicht verstand. Er lebte mit der inneren Haltung: Vertraue deinem Gott, auch wenn du ihn nicht verstehst.
In diesem Text geht es ganz stark darum, dass Gottes Name durch mein Leben gepriesen werden soll. Diese Einstellung erinnert mich sehr an den Herrn Jesus, der auf dem Weg zum Kreuz im Garten Gethsemane betete: „Vater, soll ich dich bitten, mich aus dieser Stunde zu retten? Nein. Darum bin ich in diese Stunde gekommen, Vater, verherrliche deinen Namen.“
Es ist genau der gleiche Geist, den wir hier bei Hiob finden.
Hiob hatte nicht an ein Wohlstandsevangelium geglaubt, das sagt: Wenn es mir gut geht, dann ist Gott auch für mich. Hiob wusste, er findet seine ganze Erfüllung und seinen Halt nur darin, Gott anzubeten und seine Größe zu bestaunen, auch wenn er Gottes Handeln nicht versteht.
In dieser Situation so reagieren zu können, wie Hiob es hier tut – wie ihr es an der Wand seht – ist für mich ein Geschenk Gottes. Das ist keine natürliche Reaktion und schon gar kein Ergebnis meiner eigenen Disziplin. So eine Reaktion, wie Hiob sie zeigt, kann ich nicht aus eigener Kraft bringen.
Aber es gibt solche Reaktionen wie bei Hiob in der Regel dann, wenn man vorher eine sehr intensive Beziehung mit Gott gelebt hat und wenn es einem vorher schon darum ging, seine Erfüllung in Gott zu suchen.
Ob Gott meine Erfüllung ist, wird dann sichtbar, wenn mir Dinge wie Wohlstand, Anerkennung und Gesundheit wegbrechen.
Aber diese Hiobsbotschaften sind noch nicht zu Ende, es geht weiter. In Vers 7 heißt es: „Und der Satan ging vom Angesicht des Herrn fort und schlug Hiob mit bösen Geschwüren von seiner Fußsohle bis zu seinem Scheitel.“
Hiob nahm eine Tonscherbe, um sich damit zu schaben, während er mitten in der Asche saß. Da sagte seine Frau zu ihm: „Hältst du noch fest an deiner Vollkommenheit? Fluche Gott und stirb!“
Er aber antwortete ihr: „Wie eine der Toren redest du.“ Das Gute nehmen wir von Gott an, sollten wir dann das Böse nicht auch annehmen? Bei alldem sündigt Hiob nicht mit seinen Lippen.
Also sind die Hiobsbotschaften noch nicht vorbei. Hiob bekommt eiternde Geschwüre und leidet unter Schmerzen, die er kaum ertragen kann. Der Mann ist ein Bild des Jammers. Und seine Frau hält es auch nicht mehr aus.
Man muss sich auch in die Situation der Frau hineinversetzen. Ihre zehn Kinder liegen auf dem Friedhof, und ihr Mann leidet ohne Ende. Es ist menschlich verständlich, dass sie sagt: „Fluche Gott und stirb, Hiob, du wirst sowieso sterben. Es hat dir nichts gebracht, an Gott festzuhalten.“
Bei Hiobs Antwort bleibt einem die Spucke weg. Hiob sagt zu seiner Frau: „Du redest wie die Toren.“ Er sagt nicht, du bist töricht, sondern dass sie genauso spricht wie die Menschen, die Gott nicht kennen. Und so sollten wir doch nicht reden. Wir sollten anders sprechen können.
Wir wollen unserem Gott auch dann vertrauen, wenn wir ihn nicht verstehen. Wenn wir so viel Gutes in unserem Leben bekommen haben, sollten wir dann das Böse nicht auch annehmen?
Wenn ich diese Worte Hiobs in einer ähnlichen Situation nachsprechen kann, dann wiederhole ich mich, wenn ich sage: Sie sind ein Geschenk Gottes.
Das kannst du nicht machen, du kannst es dir nicht vornehmen und sagen: In so einer Situation werde ich das so sagen. Ich kann mir diese Einstellung nicht selber erarbeiten.
Und dann erleben wir, wie Hiob von drei Freunden besucht wird: Eliphas, Bildad und Zophar. Ich habe oft erlebt, dass, wenn Menschen in sehr schwierigen Situationen sind – etwa bei Krankheit und im Krankenhaus liegen, und es klar ist, dass sie dort nicht mehr herauskommen – die Freunde schnell wegbleiben. Man kann beobachten, wie immer weniger Leute kommen, sobald die Diagnose feststeht.
Manchmal habe ich mich gefragt, warum das so ist. Ich glaube, es liegt oft daran, dass die Freunde unsicher sind. Was soll ich denn sagen? „Kopf hoch, hier kommst du wieder raus“ kann ich nicht sagen, denn der Betroffene weiß selbst, dass das nicht so ist. Außerdem werde ich mit Leid konfrontiert, bei dem ich nicht helfen kann. Ich werde auch mit dem Tod für mein eigenes Leben konfrontiert. Deshalb kommen immer weniger Freunde.
Hiobs Freunde waren anders, das müssen wir zur Kenntnis nehmen. Sie waren in einer unbeschreiblich notvollen Situation. Wir lesen von ihnen: „Es hat nun die drei Freunde Hiobs von all diesem Unglück gehört, das über ihn gekommen war, und da kamen sie, jeder aus seinem Ort, Eliphas von Teman und Bildad von Schuach und Zophar von Naaman, und sie verabredeten sich, miteinander hinzugehen, um ihm ihre Teilnahme zu bekunden und ihn zu trösten. Als sie aber von fern ihre Augen erhoben, erkannten sie ihn nicht mehr. Da erhoben sie ihre Stimme und weinten, und sie zerrissen an jeder sein Obergewand und streuten Staub himmelwärts auf ihre Häupter, und sie saßen bei ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte lang, und keiner redete ein Wort zu ihm, und sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war.“
Hiobs Freunde sind also in seiner schwersten Stunde da. Hiob ist offensichtlich so verunstaltet, dass diese drei Freunde ihren Freund gar nicht mehr wiedererkennen. Wie muss der ausgesehen haben? Sie wollen Hiob ihre Teilnahme bekunden und ihn trösten. Zunächst machen sie alles richtig: Sie weinen mit ihm, sie trauern mit ihm – sieben Tage lang schweigen sie. Sie geben keine guten Ratschläge.
Das können wir von diesen Freunden lernen: In solchen schwierigen Situationen reicht es aus, einfach da zu sein. Das kann übrigens jeder – mit den Weinenden weinen. Man muss keine großen Ratschläge geben, sondern einfach da sein.
Nach der Trauerwoche wollen die Freunde mit Hiob ins Gespräch kommen – und zwar über die eine Frage, die sie sehr beschäftigt: Warum? Warum erlebt Hiob dieses Leid? Bis jetzt hatte Gott ihn doch gesegnet, und Hiob hat vorbildlich gelebt. Warum also dieses Leid?
Diese Frage beschäftigt uns als Christen immer wieder. Wenn es jemandem schlecht geht, muss es doch einen Grund dafür geben. Manchmal ist Sünde tatsächlich die Ursache für Leid, wie wir es in der Bibel sehen. Zum Beispiel begegnet uns im Alten Testament ein Mann namens Achan. Ein ganzes Volk hat unter ihm gelitten, weil er Dinge genommen hat, die unter den Bann Gottes fielen. Oder ich denke an Gehasi, der aussätzig wird, weil er nicht genug bekommen konnte.
Aber Sünde ist bei Weitem nicht immer der Grund dafür, dass es einem schlecht geht. Manchmal gibt es keinen Grund, so wie hier bei Hiob. Du kannst es wörtlich nachlesen in Hiob 2,3. Dort steht am Schluss: „Und dabei hattest du mich“, sagt Gott zu Satan, „aufgereizt, ihn ohne Grund zu verschlingen.“ Es gab keinen Grund bei Hiob. Und das kommt in der Bibel öfter vor.
Wenn wir zum Beispiel in Johannes 9 lesen, begegnet uns ein Mann, der blind geboren ist. Die Jünger fragen: „Wer hat gesündigt? Er selbst oder seine Eltern?“ Jesus antwortet: „Keiner von beiden hat gesündigt.“ Es gibt keinen Grund im Blick auf Sünde. Vielmehr sollen Gottes Werke und Gottes Größe an diesem Blinden offenbar werden, indem Jesus ihm das Augenlicht zurückgibt.
Für Hiobs Freunde ist jedoch klar: Der einzige Grund für das Leid, das Hiob erlebt, kann nur sein, dass Hiob bewusst gesündigt hat. Von Kapitel 3 bis 31 dreht sich das Gespräch der Freunde ausschließlich um die Frage: Was ist die Sünde Hiobs? Keine andere Frage wird diskutiert.
Hier seht ihr eine Übersicht über das Buch Hiob, erstellt von Daniel Pfleiderer, von dem ich einige Gedanken zu diesem Buch übernommen habe.
Die Redeanteile Hiobs sind in lila dargestellt, jeweils dort, wo ihr das traurige Gesicht seht. In dieser Übersicht erkennt ihr auch, dass es drei Debattenrunden gibt, denen eine große Verteidigungsrede Hiobs folgt.
Diese drei Debattenrunden folgen einem Grundprinzip, mit einigen Ausnahmen. Das Grundprinzip ist, dass Eliphas die Debatte immer ganz grundsätzlich anstößt. Er sagt sehr wortreich zu Hiob, dass es eine Sünde in seinem Leben geben muss. Das ist stets sein zentrales Statement.
Daraufhin schließt sich Bildat an. Er nimmt die Ausführungen von Eliphas auf und illustriert sie. Dadurch kannst du dir die Argumente besser merken, denn Bilder bleiben leichter im Gedächtnis. Das kannst du dir gut am Namen Bildat merken, denn er verwendet Sprachbilder, um die Aussagen deutlicher zu machen.
Am Schluss kommt Zofar, der wie in einer guten Predigt die Anwendung bringt, also den praktischen Alltagsbezug. Er baut genau auf dem auf, was Eliphas gesagt und Bildat illustriert hat, und bringt die praktische Umsetzung dazu.
Im Grunde genommen nutzen alle drei diese Debattenrunden, um zu sagen: Hiob, du hast gesündigt, gib es doch endlich zu! Das ist das Ziel ihrer Reden.
Und Hiob? Hiob sagt: „Wenn ich es euch doch sage, es gibt keine Sünde in meinem Leben, die für dieses Leid verantwortlich ist.“
Jemand hat diese Debattenrunden einmal so kommentiert: Die drei Freunde vertreten im Grunde ein schlechtes Argument, aber sie machen ihre Sache gut. Hiob hingegen vertritt ein gutes Argument, aber er macht seine Sache schlecht. So ist es manchmal im Leben.
Hiob sagt nicht, und ich glaube, das ist ganz wichtig zu verstehen, dass er sündlos ist. Denn in Kapitel 7, Vers 21 habt ihr gelesen, dass Hiob von seiner Übertretung spricht: Er sagt zu Gott: „Warum vergibst du mir nicht meine Verbrechen und lässt meine Schuld nicht vorübergehen?“
Hiob ist sich also bewusst, dass Schuld und Verbrechen da sind. Aber ihm ist klar, dass diese Schuld nicht die Grundlage für die Katastrophe ist, die er gerade erlebt.
Es ist interessant, dass Hiob während seines Lebens niemals erfahren hat, warum dieses Leid in sein Leben gekommen ist. Hiob wusste es nicht. Wir als Bibelleser wissen es natürlich, oder zumindest mehr davon, weil wir Kapitel 1 und 2 kennen. Dort erfahren wir, dass dieses Leid ein direkter Angriff des Teufels auf Hiob ist.
Der Teufel will zeigen, dass Hiob Gott nur nachfolgt, weil er Vorteile genießt, die ihm der Segen Gottes bringt: den Reichtum, die gute Familie, die Gesundheit, das Ansehen in der Gesellschaft – also all diese Vorteile. Der Teufel behauptet, das sei der wahre Grund, warum Hiob Gott folgt, nicht um Gottes selbst willen.
Der Teufel sagt zu Gott: Nimm Hiob diese Dinge weg, und er wird dir den Rücken zukehren. Er wird nicht mehr nach dem Prinzip leben: Vertraue deinem Gott, auch wenn du ihn nicht verstehst. Er wird aufhören, dir zu vertrauen, weil er dich nicht versteht.
Wir lesen das so einfach. Ich möchte es mal persönlich machen: Was wäre eigentlich, wenn der Teufel das von mir behaupten würde? Hätte er dann Recht? Geht es mir darum, was Jesus gibt, oder geht es mir vielmehr darum, was Jesus ist?
Markus Till hat das in seinem Buch Zeit des Umbruchs, wie ich finde, sehr gut auf den Punkt gebracht. Er sagt, wir suchen zu oft noch Gottes Hand und nicht sein Angesicht. Wenn wir Gottes Hand suchen, beschäftigen wir uns vor allem damit, was er für uns tun soll. Gottes Angesicht zu suchen bedeutet hingegen, dass wir in erster Linie die Gemeinschaft mit Gott selbst suchen.
Ich habe gedacht, so gut kann ich das gar nicht formulieren, deswegen schreibe ich es einfach ab. Genau das will Gott ja. Das kannst du wörtlich so lesen, zum Beispiel in 2. Chronik 7,14. Dort fordert Gott uns auf: Demütigt euch, betet und sucht mein Angesicht. Das ist wörtlich so gemeint.
Und genau das hat Hiob gemacht. Der Verlust der äußeren Dinge tritt bei Hiob weit hinter der Tatsache zurück, dass er nicht mehr Gottes Gegenwart in seinem Leben erlebt. Das ist das große Thema. Nicht, dass die Kamele und Schafe nicht mehr vor seinem Haus stehen.
Das heißt, Satan tritt an, um zu beweisen, dass Hiob nur Gottes Hand sucht und nicht sein Angesicht. Hiob ginge es nur um das, was Gott gibt, aber nicht um das, was Gott ist. Satan verlässt die Bühne als der große Verlierer im Buch Hiob.
Das darfst du auch nicht vergessen: Satan behält nicht Recht. Hiob vertraut seinem Gott, auch wenn er ihn nicht versteht. Hiob hält sich an Gott selbst fest, und durch das Leid wird die Beziehung zu Gott sogar noch intensiver als vorher.
Eine der schwierigsten Fragen im Buch Hiob ist natürlich, warum Gott Satan erlaubt, Hiob in dieses Unglück zu stürzen. Wir müssen ehrlich sagen, dass wir als Bibelleser das auch nicht wissen, obwohl wir schon deutlich mehr wissen als Hiob selbst.
Das Buch Hiob will uns helfen, darüber nachzudenken: Warum leidet der Gerechte, der an Gott festhält? Warum geht es ihm teilweise schlechter als dem Gottlosen? Die Antwort der Freunde lautet: Es muss Sünde in deinem Leben sein. Wenn ihr das Buch lest, fällt auf, dass diese Behauptung am Ende immer wieder stakkatoartig wiederholt wird.
Viele der Dialoge, besonders vonseiten der Freunde, sind bei näherer Betrachtung indirekte Anspielungen auf Hiob, auch wenn sie zunächst sehr allgemein gehalten sind. Eliphas sagt zum Beispiel in Kapitel 4, Vers 9: „Die Unheilbflügen vergehen vom Hauch der Nase Gottes.“ Dabei benutzt Eliphas genau das Wort, das in Kapitel 1, Vers 19 für den Wind steht, durch den Hiobs Kinder umgekommen sind. Das ist kein Zufall. Es klingt fast so, als wolle er sagen: Deine Kinder sind durch den Geruchshauch aus der Nase Gottes umgekommen.
Betrachten wir diesen Gedanken weiter in Kapitel 8, Vers 4, wo Eliphas zu Hiob sagt: „Wenn deine Söhne gegen Gott gesündigt haben, dann hat er sie aus ihrer Übertretung ausgeliefert.“ Oder in Kapitel 5, Vers 5 lesen wir von Eliphas: „Dem Toren schnappen die Durstigen sein Vermögen weg.“ Zunächst denkt man vielleicht, das sei allgemein gemeint. Aber diese Formulierungen sind keine Zufälle. Hiob hatte sein ganzes Vermögen verloren, weil Räuber es ihm weggenommen hatten. Eliphas will damit sagen: Hiob, du bist der Tor, von dem hier die Rede ist.
Wenn ihr diese Debattenrunden lest und immer wieder zwischen den Zeilen lest, fragt euch, wovon die Freunde eigentlich sprechen. Unterstreicht euch Stellen, an denen sie in Wirklichkeit von Hiob reden, auch wenn sie es allgemein formulieren. Ihr werdet viele solcher Stellen finden.
Kein Wunder, dass Hiob in Kapitel 6, Vers 29 mahnt: „Kehrt um, noch bin ich hier im Recht!“ Und in Kapitel 12, Vers 2 sagt er sarkastisch: „Wirklich, ihr seid die rechten Leute, und mit euch wird die Weisheit aussterben!“ Oder in Kapitel 16, Vers 2 sagt er ganz direkt: „Mühsame Tröster seid ihr alle, haben die windigen Worte nun ein Ende!“
Man merkt, wie Hiob sich hier versucht zu wehren, weil er versteht, was die Freunde ihm eigentlich sagen. Wer solche Freunde hat, der braucht keine Feinde mehr. Im Laufe der Debatte scheint es den Freunden immer weniger darum zu gehen, Hiob wirklich zu helfen. Vielmehr wollen sie Recht behalten und sagen: „Das ist deutlich, wir haben hier Recht.“
Wer diese Debattenrunden liest, stellt fest, dass viel Wahrheit darin steckt. Es ist nicht alles Unsinn, was sie sagen. Ihre Motivation stimmt im Grunde auch – sie wollen für Gott streiten. Aber sie machen Hiob damit fertig. Man hat den Eindruck, sie wollen nur Recht haben.
Die Gespräche waren gut gemeint, aber schlecht gemacht. Deshalb sagt Gott zu Eliphas, der Wortführer, der immer wieder die Reden gestartet hat: „Mein Zorn ist entbrannt gegen dich und gegen deine beiden Freunde, denn ihr habt über mich nicht Wahres geredet wie mein Knecht Hiob.“
Diese Geschichte soll uns mahnen: Wenn wir seelsorgerliche Gespräche mit anderen Menschen führen, sollten wir uns davor hüten, zu schnell Schlussfolgerungen zu ziehen und auf diesen Schlussfolgerungen zu beharren.
Das ist es, was ich ganz wesentlich aus dieser Beschäftigung für die erste Predigt mitgenommen habe. Man kann so überzeugt sein von seiner eigenen Schlussfolgerung, und im Licht Gottes betrachtet ist diese eigene Schlussfolgerung absoluter Müll. Doch trotzdem stellt man sich selbst in keiner Weise in Frage.
Natürlich heißt das nicht, dass ich keine geistlichen Verbindungen mehr herstellen darf. Ich darf auch weiterhin nach Sünde fragen und ganz klar der Sünde widerstehen. Aber ich muss genau hinhören, was der andere sagt, und manchmal muss ich Dinge auch stehen lassen.
Auch wenn Hiobs Geschichte sehr ungewöhnlich ist und man sie nicht eins zu eins übertragen kann, sind manche seelsorgerlichen Beobachtungen daraus sehr hilfreich.
Wenn man die Debattenrunden zusammenfasst, könnte man sie folgendermaßen auf den Punkt bringen: Hiob und seine Freunde kennen Gottes Gerechtigkeit. Das wissen beide Seiten.
Während Hiobs Freunde jedoch behaupten, Gott straft nur die Sünder und segnet die Gerechten, ist Hiob davon überzeugt, dass auch Gerechte leiden müssen. Außerdem meint er, dass es manchmal den Gottlosen sogar besser geht als den Gerechten.
Deshalb sieht Hiob sich selbst als gerecht an und sein Leiden als sinnlos. Von außen betrachtet wirkt es so, als stünde Gott in diesem Fall wie ein Ungerechter da, der Hiob ohne Grund leiden lässt.
Dieser Gedanke ist für die Freunde völlig undenkbar. Sie sagen, Hiob habe gesündigt, sei unaufrichtig und seine Frömmigkeit niemals echt gewesen. Das ist ihr Denksystem.
Solche Denksysteme gibt es viele. Man ist oft in seinem eigenen System gefangen und kann anderes gar nicht denken. Deshalb muss man dann womöglich viel heruminterpretieren, um das Unvereinbare doch irgendwie zu erklären.
Dann kommen wir zu Kapitel drei. Dort steht: Danach öffnete Hiob seinen Mund und verfluchte seinen Tag. Hiob begann und sagte: „Vergehen soll der Tag, an dem ich geboren wurde, und die Nacht, die sprach: Ein Junge wurde empfangen! Dieser Tag sei Finsternis, Gott in der Höhe soll nicht nach ihm fragen, und kein Licht soll über ihm glänzen.“
Wenn man die Debattenrunden liest, stellt man fest, dass Hiob seine anfänglichen Überzeugungen verlässt. Er, der gesagt hatte: „Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen“, verflucht hier den Tag seiner Geburt. In Kapitel 33, das wir noch besprechen werden, sieht man sogar, dass sein Gottesbild wankt. Er denkt: „Gott ist mein Feind.“ In Kapitel 27, das ebenfalls noch vor uns liegt, sagt Hiob: „Gott hat mir mein Recht entzogen, und der Allmächtige hat meine Seele bitter gemacht.“
Wie kann es sein, dass Hiob hier so anders spricht als am Anfang? Wenn du mal in ähnlichen Situationen gesteckt hast, weißt du, dass es normal ist, in der Achterbahn des Glaubens unterwegs zu sein. Manchmal fühlst du dich Gott ganz nah, und an anderen Tagen scheint Gott sehr, sehr weit weg zu sein.
Wenn du diese Debattenrunden liest, fragst du dich manchmal: Warum reden sie und reden sie und reden sie? Könnte man das Buch nicht auf zehn Kapitel eindampfen? Ich glaube, es ist sehr realistisch, dass ich in solchen Situationen immer wieder rede. Gut, wir haben hier relativ viele Anklagen, aber es ist auch ein Prozess, wieder zu dem Punkt zu kommen, Gott zu vertrauen, auch wenn ich ihn nicht verstehe.
Es gibt Passagen in diesen Debattenrunden, in denen Hiob seine Not herausschreit, an manchen Stellen auch seine Not, die er mit Gott hat. Der Mann ist verzweifelt. Aber jemand hat mal gesagt: Es ist kein Jammern, das nur bei sich selber bleibt. Es ist ein Klagen, ein Klagen vor Gott, ein Gespräch mit Gott.
Im Grunde genommen erinnert dieses innere Rufen des Hiob an den Schrei des Herrn Jesus: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Das ist der Schrei, der hinter dem steht, was Hiob hier sagt. Nur dass Jesus immer dieses tiefe Vertrauen zu seinem Vater hatte, während bei Hiob dieses Vertrauen zum Vater ins Wanken gerät. Aber seine Grundhaltung ist dennoch: „Ich glaube, hilf mir aus meinem Unglauben heraus, ich will dir glauben und vertrauen, auch wenn ich dich nicht verstehe.“
In Hiob 9, Vers 33 sehnt sich Hiob nach einem Schiedsmann oder nach einem Mittler, der dieses tiefe Verhältnis zu Gott wieder möglich macht. Wenn Hiob in einer solchen Achterbahnfahrt des Glaubens unterwegs ist, kann das für dich ein Trost sein, wenn du in ähnlichen Situationen stehst. Er war am Anfang ziemlich sicher: „Ich will diesem Gott vertrauen.“ Über die Zeit wurde es immer wankender in seinem Leben.
Wenn du genau das Gleiche in deinen Problemen erlebst, weißt du: Okay, das hat Hiob auch erlebt, und vielleicht erlebe ich eigentlich nur das Gleiche. Das kann ein Trost für dich sein. Wichtig ist, zu seinem Zweifel zu stehen, auch an Gott. Aber nicht zu denken: Weil ich zweifle, ist mein Glaube authentisch. Zweifel ist immer ein Angriff auf meinen Glauben.
Die Frage ist, wie ich damit umgehe. Gehe ich damit zu Gott selbst? Rede ich mit anderen Christen darüber? Bete ich? Wie gehe ich mit diesem Zweifel um? Dass er da ist, ist nichts Außergewöhnliches. Wenn du Menschen in Krisen begleitest, musst du nicht überrascht sein, wenn an einem Tag das Vertrauen in Gottes Wort und in ihn selbst vorbildlich ist und am anderen Tag im Keller.
Wichtig ist diese grundsätzliche Einstellung: Herr, halt mich nah bei dir jeden Tag, dass ich nicht fallen und abirren mag. Lass mich dir vertrauen, auch wenn ich dich nicht verstehe. Es ist keine Sache von Tagen, oft eine Sache von Monaten, manchmal auch von Jahren, über erlebtem Leid zur Ruhe zu kommen und leidvolle Erfahrungen eben auch als Möglichkeit zu sehen, Gott in besonderer Weise zu erleben.
Ich versuche hier einfach mal deutlich zu machen: Was bewirkt das Problem in meinem Leben? Bringt es mich näher zu Gott? Oder erlaube ich dem Problem, zwischen mich und Gott zu treten und mich weiter von ihm zu entfernen?
Dabei gibt es oft eine Zeit dazwischen. So war es zum Beispiel auch bei Ida von Bodelschwing, die zusammen mit ihrem Mann Bethel gegründet hat. Zuvor musste sie jedoch erleben, dass innerhalb von zwölf Tagen vier ihrer Kinder an Keuchhusten und dessen Folgeerscheinungen starben. Das bedeutet, innerhalb von zwölf Tagen stand sie am Grab ihrer vier Kinder.
Man kann sogar in Wikipedia nachlesen, dass sie vor ihrem Schmerz Haarausfall bekam, ein Jahr lang nur noch zitternd schreiben konnte und sehr oft schluchzend am Grab ihrer Kinder stand. Ihr Mann baute dann eine kleine Bank an dieses Grab, damit sie dort nachdenken konnte, was Gott ihnen durch dieses Leid sagen wollte.
Hiob hingegen bekam keine Antwort. Die Bodelschwings sahen in ihrem Leid jedoch einen Auftrag: für die Kinder da zu sein, die sonst niemand wollte. Deshalb gründeten sie Bethel, das zu einer Heimat für behinderte Kinder wurde. Das war ihre Antwort, die sie durch ihr Leid erhielten, während Hiob keine Antwort bekam.
An Hiobs Schicksal wird ein Grundprinzip deutlich: Gott benutzt oft Leid in unserem Leben, um uns eine geistliche Tiefe zu schenken, die wir auf anderem Wege vielleicht nicht erreicht hätten. Leid soll uns in die Arme Gottes treiben.
In Jesaja 38,17 heißt es: „Siehe, zum Heil wurde mir bitteres Leid.“ Das ist genau das, was Jesaja dort schreibt. Doch das ist nicht automatisch so. Durch Leid können Menschen auch bitter oder verhärtet gegenüber Gott werden.
Diese Spirale kann ich nur durchbrechen, wenn ich mit meiner Not zu Gott komme, wenn ich das Leid aus seiner Hand annehme – auch wenn ich es nicht verstehe. Dabei muss ich wissen, dass Gott nicht verpflichtet ist, mir auf meine Fragen eine Antwort zu geben.
Ja, auch der Gerechte wird leiden. Wenn ich mit Jesus unterwegs bin, läuft nicht alles glatt. Gottes erstes Ziel ist nicht mein Wohlbefinden, sondern seine Ehre. Das wird auch im Leben Hiobs deutlich, durch die vielen Auf und Abs, die ihr gerade gelesen habt.
Aber weißt du, es ist wie beim Fußball: Die Zwischenstände sind nicht entscheidend wichtig. Entscheidend ist, wie es am Ende des Spiels aussieht. Und da sehen wir bei Hiob, das wird dann die dritte Predigt sein, dass Gott großgemacht wird.
Neben dieser Tatsache erfahren wir auch, dass der Gerechte leiden wird. Es gibt eine Ermutigung: Es ist möglich, wie Hiob im Leiden auszuharren und seinen Glauben nicht hinzuschmeißen. Wie jedes Buch der Bibel, so will auch das Buch Hiob meinen Blick für den Gott schärfen, der voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist.
Auf diesen Gedanken würdest du gar nicht kommen, wenn du das Buch Hiob liest. Aber so steht es im Neuen Testament: "Siehe, wir preisen die Glückseligen, die ausgeharrt haben. Vom Ausharren Hiobs habt ihr gehört, und das Ende des Herrn habt ihr gesehen, dass der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist." Das ist das Ende der Story.
Es ist tröstlich zu wissen, dass wir auch im Leid einen solchen Gott haben, der voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist. Deshalb lasst uns ihm vertrauen, auch wenn wir ihn nicht verstehen. Amen.
Ihr dürft euch jetzt kurz Zeit nehmen, um für euch selbst Gott eine Antwort zu geben, für das, was euch wichtig geworden ist. Danach wird Horst den Gottesdienst abschließen.