Liebe Schwestern und Brüder,
in Trauer, aber auch in großer Dankbarkeit denke ich an den kürzlich verstorbenen Redakteur Klaus Annel vom Evangeliumsrundfunk. Er hat mir schließlich noch im Alter beigebracht, auf schwierige Fragen mit einem Satz zu antworten.
Wenn er fragte: „Bruder Chefbuch, was ist Ihre Heimat?“ Dann habe ich gesagt: Ich bin zwar in Calw geboren, aber aufgewachsen bin ich in Stuttgart. Nun lebe ich nach verschiedenen Stationen momentan in Korntal.
Daraufhin konnte Klaus Annel sagen: „Ich habe um einen Satz gebeten. Probieren wir es noch einmal: Was ist Ihre Heimat?“ Meine Antwort war: Stuttgart. Er sagte dann: „Ich habe gesagt, einen Satz, nicht ein Wort!“
In der modernen Medienlandschaft ist das immer wichtig. Man muss bei solchen Interviews darauf achten, nicht alles zu sagen, sondern einen präzisen Satz zu formulieren.
Mir ist in diesen Wochen nach Ostern aufgegangen, dass die erste Christenheit in der Lage war, das, was sie überhaupt zu melden hatte, in einen Satz zu fassen: „Gott hat diesen Jesus von den Toten auferweckt.“ Punkt.
Die Kraft eines prägnanten Glaubensbekenntnisses
Der Satz hat es in sich. Man kann eigentlich jedes einzelne Wort betonen: Gott war es, der diesen Jesus von den Toten auferweckt hat.
Oder man kann auch sagen: Gott hat diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, von den Toten auferweckt.
Oder aber: Gott hat diesen Jesus von den Toten auferweckt. Vor allem kann man sagen: Gott hat diesen Jesus von den Toten auferweckt. Auferweckt.
Mit diesem jubelnden Satz, mit dieser Information, ist die erste Christenheit hineingegangen in die Mittelmeerwelt des römischen Reichs, des griechischen Geistes. Das war Neues.
Wir wissen es aus der Apostelgeschichte 17. Als Paulus vom auferstandenen Jesus geredet hat, sagten die Philosophen von Athen: „Sieht so aus, als wollte er etwas Neues verkündigen.“
In der Mittelmeerwelt gab es in all den Religionen Vorstellungen von Reinkarnation. Der normale Mensch macht sich Gedanken darüber, was nach dem Tod kommt. Es gab Wiederbringungsgedanken, Seelenwanderungsgedanken – aber das war neu: Gott hat diesen Jesus von den Toten auferweckt.
Das soll uns heute Mittag beschäftigen. Aber vorher wollen wir beten: Du guter Heiliger Geist, hilf uns, Jesus so zu erkennen, dass wir nur noch den Vater im Himmel preisen können. Amen!
Nun also: Gott hat diesen Jesus von den Toten auferweckt.
Die Bedeutung der Auferstehung am dritten Tag
Es hat mich gerade diese Tage ein Gemeindeglied in Konthal gefragt, warum eigentlich so viel Wert darauf gelegt wird, dass Jesus am dritten Tag auferstanden ist. In unseren Osterliedern heißt es: „Drei Tage lag er im Grabe“. Das hat eine symbolische Bedeutung. In der Bibel kommt die Zahl drei oft vor, zum Beispiel bei der Trinität, der Dreieinigkeit.
Diese Zahl hat eine ganz einfache Bedeutung: Niemand soll sagen können, Jesus sei nur scheinbar tot gewesen. Man erzählt uns etwa von Bethanien. Dort war der Freund von Jesus, Lazarus, gestorben. Jesus kam am vierten Tag nach dem Todesfall und ließ sich zum Grab führen. Er sagte zu den Mitarbeitern auf dem Friedhof: „Hebt den Stein vom Grab!“ Martha antwortete: „Bitte nicht, er ist schon längst in Verwesung, er stinkt schon!“
Nach dem dritten Tag ist niemand mehr scheinbar tot. Dann kann auch kein Arzt mehr Wiederbelebungsversuche machen. Tot bleibt tot – da helfen keine Pillen. Aber Gott kann selbst Totes lebendig machen, sogar Hoffnungsloses. Durch die ganze Bibel zieht sich der Gedanke, dass dort, wo nichts mehr zu hoffen war, der lebendige Gott eingreifen kann.
Für den achtzigjährigen Mose war die Geschichte doch am Ende. Einst hatte er eine Prinzenerziehung genossen, doch dann war er durch seinen eigenen Mut aus dieser Karriere herausgefallen. Nun war es schon vier Jahrzehnte her, dass er im Dienst des Jethro Schafe gehütet hatte. Inzwischen war er achtzig Jahre alt geworden.
Ich kann Ihnen erzählen, wie es einem Achtzigjährigen zumute ist. Vorgestern bei einer Untersuchung sagte mir der Arzt: „Ewig hilft unsere Medizin nicht.“ Da habe ich gesagt: „Ich brauche sie auch nicht mehr ewig.“ Mose war achtzig und wusste, dass nicht mehr viel zu erwarten war.
Doch Gott griff ein und sagte: „Ich habe Großes mit dir vor, dass du ein Erlöser Ägyptens wirst.“ Schon vorher, wie hat sich Abraham gefühlt, der Fremde in einem Land, in dem er sich nicht auskannte? „Bin ich eigentlich einer fremden Stimme gefolgt, oder war das wirklich Gott, der gesagt hat: Dein Nachkomme soll dieses Land besitzen?“ Er hatte noch nicht einmal einen Sohn. Es war eine aussichtslose Situation. Doch Gott hat Neues geschaffen.
Gottes Eingreifen in hoffnungslosen Situationen
An Ostern war der Predigttext über Hanna, die Mutter des Samuel. Der Vater Elkanah hatte zwei Frauen, wie es früher üblich war. Penina hatte eine ganze Schar von Kindern, während Hanna keine Kinder hatte. Penina spottete über Hanna und sagte: „Bei dir ist doch nichts los. Ich bin die geschätzte Frau, aber du hast ja keine Nachkommen.“
Doch Hanna jubelte, als Gott in ihr Leben eingriff. Der Herr macht lebendig. Er holt von den Toten heraus und ist immer auf Erweckungstaten aus, besonders wenn in hoffnungslosen Situationen der lebendige Gott eingreift.
Es ist die Logik der Bibel, dass Gott immer wieder Schneisen geschlagen hat. In Karlsruhe zum Beispiel können Sie sehen, dass aus der Laune eines badischen Großherzogs diese Stadt entstanden ist. Die Straßen führen fächerförmig auf das Schloss zu.
Ähnlich gibt es im Alten Testament Hinweise, die auf diese Tatsache hinweisen: Gott hat von den Toten auferweckt. In hoffnungslosen Situationen hat Gott erweckt.
Noch ein Beispiel: Der Greis Mose, nach Gottes Führung aus Ägypten und nachdem Gott das Volk durch die Wüste geführt und in der Dürre getränkt hatte, sagt Mose seinem Volk zum Abschied: „Einen Propheten wie mich wird Gott der Herr erwecken aus euch und euren Brüdern. Den sollt ihr hören, dem sollt ihr gehorchen.“
Man hat in Israel nachweislich so verstanden, dass Gott einen berufen wird, den er erweckt, befähigt und groß herausstellt. Doch die Apostel Petrus und Johannes haben es gleich an Pfingsten gesagt: Mose hat das angekündigt, Gott wird einen wirklichen Erwecken.
Das, was Menschen unmöglich erscheint, wird Gott möglich machen. Gottes Tat ist es, dass er diesen Jesus von den Toten auferweckt hat.
Die zentrale Botschaft der Apostelgeschichte
Und das zweite: Gott hat diesen Jesus von den Toten auferweckt. Wenn man einmal Apostelgeschichte 2 liest, taucht dort zum ersten Mal in der Predigt des Petrus, damals am Pfingstfest, erfüllt vom Heiligen Geist, dieser Satz auf: Gott hat diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, den ihr durch die Hand der Heiden ans Kreuz hat nageln lassen, Gott hat diesen Jesus auferweckt.
Dann wird in der Apostelgeschichte und im Römerbrief immer wiederholt – ich habe das vorher gar nicht gewusst, wie mir das jetzt in der Osterzeit aufgegangen ist – dass das ein Leitsatz der Christenheit war: Gott hat diesen Jesus von den Toten auferweckt. Diesen Jesus, von dem alle überzeugt waren, wenn wir auf einen verzichten können, dann auf diesen Jesus.
Schon um der Ehre Gottes willen ist es eine Belastung für die Ehre Gottes, wenn dieser Schreiner, Zimmermannsgeselle von Nazareth, sagt, er sei der Sohn Gottes. Wir müssen für die Ehre Gottes eintreten: Weg mit diesem Gotteslästerer! Der Hohepriester hat sein vornehmes Gewand zerrissen. Ihr habt die Gotteslästerung gehört. Es ist ja unerhört, wenn dieser Rabbi da behauptet, er sei der Sohn Gottes. Weg mit ihm!
Viele Professoren sagen, es ist eigentlich unerträglich, wie in der Leidensgeschichte immer wieder gesagt wird: „Und die Juden schrien, kreuzige ihn!“ Ursprung der Judenfeindschaft in der Bibel? Von wegen! Lassen Sie sich auf diese Torheit nicht ein! Wenn die Bibel von den Juden spricht, dass sie Jesus weg haben wollen, ist mit großer Hochachtung gesagt: Dieses Volk, das die Führungen Gottes erlebt hat, dieses Volk, das wie kein anderes Volk der Welt den lebendigen Gott erlebt hat, zu dem die Propheten gesprochen haben, das gegründet war in der Schrift Israels – selbst sie konnten mit Jesus nichts anfangen.
Mit großem Schmerz ist das gesagt. Und zugleich, um uns zu wecken, die wir mittags jetzt in die Bibelstunde kommen: Sie sind mal schon aufgegangen. Sie können es mal durchrechnen, wie viele Stunden und Minuten am Tag Ihnen alles Mögliche wichtig ist, aber nicht Jesus. Das brauche ich gerade nicht. Gut, wenn ich schwer krank bin, dann rufe ich ihn auch mal an, gell. Wir sind doch auch solche Leute, die sagen: „Elend lang ohne Jesus brauche ich gerade nicht.“
Die Zurückweisung Jesu in der Welt und Kirche
Deshalb wird immer wieder von den Juden erzählt, wie die Frauen von Jerusalem geweint haben, als sie diesen Jesus sahen – den Gepeinigten, Ausgepeitschten, Blutenden –, der das Kreuz zur Schädelstätte hinauftrug.
Doch sie sagten nicht: „Das darf nicht passieren.“ Es gab keine Demonstration mit dem Ruf: „Das hört auf!“ Die vielen, die von Jesus geheilt worden waren, sagten nicht: „Stopp, den brauchen wir als Heiler.“ Die vielen, von denen Dämonen ausgetrieben waren, sagten nicht: „Das hört aber auf, den brauchen wir.“ Keine Hand regte sich für Jesus.
Manchmal können wir uns wundern, wie wenig Jesus heute noch eine Rolle spielt – selbst weit hinein in unsere Kirchen, bis in die Christenheit hinein. Da wird lieber Gott angerufen, genauso wie Muslime ihren Allah anrufen können. Aber Jesus? Das gilt doch als fundamentalistisch, evangelikal, fremlerisch. So arg soll es nicht sein.
Letzte Woche hatten wir eine Klassenzusammenkunft derer, die vor über sechzig Jahren Abitur gemacht haben. Es sind nur noch wenige übrig geblieben. Da wurde so über den Tisch hinweg gefragt: „Rolf, was machst du eigentlich so?“
Bis ich schließlich herausbrachte, dass ich von Jesus sprach. Ich hätte auch von der Kirche sprechen können, von der Synode, von der Lübecker Vereinigung, von Gemeindetagen. Aber wenn ich Jesus nenne, was sagen die dazu?
Merken Sie die Zurückhaltung, die Angst? Passt das denn hinein, oder sollen wir das Licht lieber weglassen?
Die Bedeutung des gekreuzigten und auferstandenen Jesus
Diesen Jesus, den ihr als überflüssig angesehen habt, hat Gott auferweckt. Bei einer Tagung von Evangelisten war dies das Thema: Wie reden wir heute vom gekreuzigten Jesus?
Ein Professor, ein lieber Bruder, der als bibeltreuer Bibelausleger bekannt ist, sagte: Vielleicht sollten wir in unseren Kirchen nicht so oft das Bild vom gekreuzigten Jesus zeigen. Das störe die Menschen, sie können damit nichts anfangen. Vielleicht sollten wir viel mehr Bilder vom auferstandenen Jesus zeigen.
Da ist mir dieses Wort eingefallen: Gott hat diesen Jesus, den verachteten und gekreuzigten Jesus, von den Toten auferweckt – genau den.
Als Thomas daran zweifelte und sagte, das könne doch nicht sein, die Wundmale müssten doch wenigstens zugewachsen sein, wäre es eine Blamage, wenn Jesus mit seiner Seitenwunde auftauchen würde. Dann hätte er ein schlechtes Beispiel gegeben.
Ich als alter Mann habe oft Schrammen an meinem Auto. Wenn ich in die Garage fahre, sind es rechts und links oft kleine Schäden. Meine Frau sagt dann: So kannst du nicht mehr lange herumfahren, lass die Schrammen ausbeulen. So hat Thomas gesagt, es wäre peinlich, wenn Jesus mit seinen Wundmalen kommen würde. Er ist doch der Herr.
Da hat Jesus gesagt: Komm mal her! Bevor Thomas ihn überhaupt berühren konnte, zeigte Jesus ihm die Zeichen der scheinbaren Niederlage. Jesus rief: Das ist ja Gottesherrlichkeit, Gottesglanz, Gottesvollkommenheit. Mein Herr und mein Gott!
Gott hat diesen Jesus von den Toten auferweckt. Bis in die Ewigkeit hinein wird in der Offenbarung immer gesagt, das Lamm, das gekreuzigte Lamm, wird das Ehrenzeichen des Herrn Jesus sein. So habe ich mich für euch eingesetzt, so wart ihr mir wichtig.
So viel ist dem Vater im Himmel daran gelegen, dass er seinen Sohn für euch in diese Welt gegeben hat. Gott hat diesen Jesus auferweckt.
Glücklicherweise haben wir immer wieder das Zeichen des Gekreuzigten in unseren Versammlungsräumen, in unseren Gotteshäusern. So wissen wir: Die Welt draußen kann mit diesem Jesus nichts anfangen. Nicht, weil sie böse sind, sondern weil es schwierig ist und unser Verstand es nicht begreift.
Aber Gott hat diesen Jesus auferweckt, von den Toten. Damit sind wir beim Dritten: ein großer Trost für uns, die wir tot und verfallen sind seit unserer Geburt. Das ist bei uns allen so – Zellen sterben ab.
Der Trost der Auferstehung für das menschliche Leben
Wir gehen todsicher unserem eigenen Sterben entgegen, auch wenn wir es ausblenden wollen. Wenn es heißt, Gott hat diesen Jesus von den Toten auferweckt, dann bedeutet das nicht, dass er einfach von den Toten weg ist – von uns, den tot verfallenen Menschen. Vielmehr ist er derjenige, der gewesen ist und bis heute unser Heiland ist, der weiß, was der Tod ist. Er selbst hat den Tod durchschritten.
Man kann vor dem Sterben Angst haben, und es wäre unnatürlich, wenn das nicht so wäre. Vor allem aber kennt der Herr Jesus auch, was dem Sterben vorausgeht: das Altwerden, die Vergesslichkeit, das Hineinkrallen in diese Welt. Der erste Trost in diesem kurzen Satzteil ist: von den Toten auferstanden. Er hat unsere Welt durchschritten und gekannt.
Im großen Bekenntnis in Philipper 2 heißt es: „Er erniedrigte sich selbst, nahm Knechtsgestalt an, wie wir Knechte und Mägde des Todes sind, und erniedrigte sich bis zum Tod am Kreuz.“ Wenn Sie einmal die letzten Stunden der Schwachheit erleben, dann soll Sie das trösten: Mein Heiland versteht mich. Ich kann kaum ausdrücken, wie es mir in meiner Schwachheit zumute ist, aber mein Heiland versteht es.
Und es bleibt dabei, dass er nicht von den Toten weggegangen ist. Er ist nicht von seiner Aufgabe dispensiert worden, Retter und Seligmacher zu sein. Gott hat diesen Jesus, diesen Retter, als den Befreier bestimmt, den, der uns zum Himmel führt, und von den Toten auferweckt.
Bei dieser Aufgabe des Herrn Jesus ist es geblieben, auch als er von den Toten auferweckt wurde. Großer Trost: Jesus versteht uns.
Das, was Jesus von seinem Vater in dem großen Gebet erfleht hat, wird in Kraft treten. Er sagt: Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen.
Das steht hinter dem Satz: Gott hat diesen Jesus, der für uns gestorben ist, von den Toten auferweckt, damit das wahr wird. Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast – und liebe Schwestern und Brüder, hoffentlich gehört jeder dazu – dass wir wissen: Ich bin von Gott diesem Jesus anvertraut. Er ist jetzt für mich zuständig im Leben und im Sterben.
Jesus hat gesagt: Vater, ich will, dass die bei mir sein sollen, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen. Von den Toten auferweckt heißt nicht bloß, von den Toten weg, sondern für die Toten schon zum Vater gerufen.
Die Auferweckungskraft Gottes im Leben der Gläubigen
Steckt noch ein Geheimnis dahinter? Der Apostel Paulus hat im Epheserbrief einmal gesagt, dass wir überhaupt glauben können, weil mehr dahintersteckt.
Es sind ja nicht nur unsere Großeltern oder unsere Mütter schuldig, die für uns gebetet und uns den Glauben an Jesus liebgemacht haben. Es sind auch nicht nur die Freizeiten, die wir erlebt haben, vielleicht der Konfirmandenspruch oder andere Einflüsse, die mitgewirkt haben. Wenn ein Mensch zum Glauben kommt, steckt darin nicht einfach eine religiöse Ader, sondern die gleiche Auferweckungskraft, die Gott bei der Auferstehung von Jesus eingesetzt hat, wirkt auch in uns.
Im Grunde genommen sind wir, wenn wir normale Menschen sind, tot für Gott und tot fürs Evangelium. Die Menschen, die nichts mit dem Glauben an Jesus anfangen wollen, sind doch ganz normal denkende Menschen. Sie sind auch nicht böse, das ist ein ganz normaler Fall. Wenn man daher herausgerettet wird, kann man nicht sagen: „Ich war eben ein gläubiger Mensch.“
Leider ist es ein Wunder, dass die Auferweckungskraft Gottes nach uns für gottverlorene Menschen gegriffen hat. Sie sind ja alle, so wie Sie da sitzen, ein Wunder der Auferweckungskraft Gottes. Sorgen Sie dafür, dass Gott bei Ihnen weiterwirkt und Sie nie sagen: „Jetzt ist aber genug, jetzt reicht es.“
Fühlen Sie sich mit deinem Geist, du lebensschaffender Gott! Gott hat diesen Jesus, den verachteten Jesus, von den Toten auferweckt – aus unserer totverfallenen Welt.
Zeichen der Auferstehung in Jesu Wirken
Wie war es damals, als Jesus als Zeichen für die Gegenwart des lebendigen Gottes sogar tote Menschen erweckte?
Erweckt wurden Lazarus in Bethanien, die Tochter des Synagogenvorstehers Jairus sowie der einzige Sohn der Witwe in Nain.
Bei Jairus heißt es, dass Jesus ihn bei der Hand griff und sprach: „Talitha, Mägdlein, Kummi, steh auf!“ Ein tolles Wort.
Als ich im Jugendwerk tätig war, haben wir einmal den Kantor der jüdischen Gemeinde in Stuttgart eingeladen. Er sollte uns über jüdische Gesänge, Gebräuche und Riten informieren. Danach waren wir im Gespräch, und meine Frau sagte: „Hebräisch ist also doch sicher schwierig.“
Er antwortete: „Hebräisch ist überhaupt nicht schwierig.“ Dabei machte er eine Handbewegung zu meiner Frau, und sie sagte: „Kumi.“ Und sie stand auf, als wäre sie an einem Draht gezogen.
Daraufhin sagte er: „Sie können schon Hebräisch.“ Kumi heißt „los, auf, steh auf“. Das können Sie also auch schon ein bisschen.
Wenn Jesus zu dem Mägdlein sagte „Talitha, Kumi“, bedeutete das nicht nur „steh auf“, sondern auch „komm“. Unser deutsches Wort „komm“ steckt ähnlich dahinter, vielleicht ist es sogar die gleiche Wurzel.
Aber als der lebendige Gott über Jesus rief „Kumi“ – sein heiliges Kumi – war es zugleich ein „Komm, komm heim“, dorthin, wo du hingehörst.
Die Auferstehung von Jesus, als Gott diesen Jesus auferweckte, war der Beginn der Himmelfahrt, der Beginn der Inthronisation.
Die Erhöhung Jesu als Zeichen göttlicher Macht
Ich habe vorher Philipper 2 erwähnt – das große Bekenntnis, wohl eines der ältesten Bekenntnisse der Christenheit. Dort heißt es, dass Jesus sich selbst erniedrigte bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn auch Gott erhöht.
In der Bibel hat jedes Wort eine Bedeutung. Es heißt nicht, dass er nur gehorsam bis zum Kreuzestod war, oder dass Gott ihn „trotzdem“ erweckt hat. Sondern es heißt: Darum hat Gott ihn erhöht. Das zeigt, dass Gott genau dort eingreift, wo menschlich gesehen keine Hoffnung mehr besteht.
An dieser Stelle kommt seine Schöpferkraft zur Geltung. Gott hat deutlich gemacht, wohin dieser Jesus gehört: Damals von Menschen verachtet und heute von Menschen gering geachtet, gehört er eigentlich an den Thron der Ehre, um mit Gott die Fäden der Weltgeschichte in der Hand zu halten. Darum hat Gott ihn erhöht.
Die Auferweckung ist ein großes Werk Gottes über Jesus. Menschlich gesehen war das eine – wie man heute im Englischen sagt – „mission impossible“, eine unmögliche Aufgabe, den Menschen Gott nahezubringen. Jesus hat sich in die Feindschaft begeben. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.
Wissen Sie, wie es weitergeht? Es gibt aber auch Menschen, die ihn aufnahmen. Es gibt noch einige in unserer Menschheit, die sagen: „Ich brauche dich, ich nehme dich an.“ Gott schenke, dass viele dazugehören dürfen, die ihn aufnehmen.
Denen, die ihn aufnahmen, gab er die Kraft, Gottes Kinder zu heißen – und zwar ewig. Als Jesus zum Vater erhöht wurde, war das nicht, um sich von uns zu entfernen. Nein, es war, damit er uns erst recht in seiner Gewalt, Kraft und Macht behält.
Die Nähe Jesu in Krankheit und Schwäche
Jetzt gilt die Fürsorge des Heilands erst recht den Seinen. Wenn man einmal krank und schwach ist, sehnt man sich nicht nach vielen Besuchen. Schwerkranke sollten nicht mit zahlreichen und langen Besuchen belastet werden.
Die engsten Angehörigen sollten zumindest da sein, die Hand halten und wenigstens am Krankenbett sitzen. Mehr braucht es oft gar nicht.
Doch wenn die Kranken in diese Lage kommen und sich fragen: „Wann kommt denn endlich meine Frau? Wann schauen meine Kinder nach mir?“ – dann soll ihnen der Heilige Geist sagen: Jesus schaut schon längst nach dir, auch in den einsamen Stunden der Nacht.
„Mein Jesus, zum Vater erhöht, hat mich nicht aus dem Blick verloren.“ Das alles steckt in dem Auferweckten, der mit besonderen Vollmachten vom Vater hineingerufen wurde. Gott hat diesen verachteten Jesus, auf den die Menschen meinten und bis heute meinen verzichten zu können, von den Toten und der Hoffnungslosigkeit auferweckt und zu Ehren gebracht.
Die Freude des Heimkommens und die Bedeutung des Auferstandenen
Ich durfte in meinem langen Leben viele wunderbare Reisen unternehmen, auch im Auftrag der Christenheit, der Kirche, der Evangelikalen und der Lausanner Bewegung. Freunde haben oft zu mir gesagt: Bei dir wird der Spruch wahr – mit der Kirche reisen zu billigen Preisen.
Ich habe viel sehen dürfen und wurde immer wieder gefragt, was denn das Allerschönste bei diesen Reisen war. Das Allerschönste – Sydney oder die norwegischen Fjorde? Wenn ich ehrlich bin, konnte ich nur sagen: Das Schönste war das Heimkommen. So viel man auch gesehen hat, das Heimkommen ist das Schönste.
Gott hat diesen Jesus von den Toten auferweckt. Das ist die Freude des Vaters: Jetzt bist du wieder zu Hause, dort, wo du hingehörst – an einem Thron der Ehre.
Vor 14 Tagen durfte ich in Bethberg und Seefelden bei Bruder Wolfsberg ein bisschen mithelfen. Am Samstagvormittag vor Ostern sind meine Frau und ich nach Freiburg gefahren, um etwas einzukaufen. Wir wussten nicht, dass aus den Schwarzwaldtälern, vom Elsass und von der Schweiz alles zusammenströmt.
Wir sind zweimal um Freiburg gekurvt, um irgendwo einen Platz zu finden, wo wir unser Auto abstellen konnten. Im Parkhaus hieß es, es seien noch sechs Plätze frei. Doch bis wir dort ankamen, war alles besetzt. Seitdem weiß ich, wie schwierig es ist, eine kleine Möglichkeit zum Abstellen zu finden.
Viele verstehen Himmelfahrt so: Gott hat verzweifelt nach einem Platz gesucht, wo er Jesus auch mal abstellen kann – nach dieser Mission Impossible. Jetzt hat er endlich fast die Bewährungsprobe bestanden. Jetzt kann er für alle Welt da sein und vor allem für seine Gemeinde, weil er zur Rechten des Vaters erhöht wurde.
Gott hat diesen Jesus, der oft so unbrauchbar erscheint und bei uns leider oft zweitrangig angesehen wird gegenüber all dem, was uns sonst den Tag über beschäftigt, von den Toten auferweckt. Dieser Jesus ist auch für dich wichtig. Er ist noch nicht gekündigt. Mit ihm kannst du leben, mit ihm sollst du leben. Ich will, dass du mit ihm leben wirst.
Gott hat diesen Jesus von den Toten auferweckt. Halleluja! Amen!
Schlussgebet um Erkenntnis und Erweckung
Darf ich beten: Vater im Himmel, du heiliger Gott, der du das Leben liebst und uns Menschen im Blick hast – auch wenn wir oft so verschlossen sind für alles Göttliche. Unser Verstand und unser Herz sind blockiert für das, was du an Heiligem vorhast.
Wir bitten dich: Lass uns die Herrlichkeit entdecken, dass du uns Jesus zugedacht hast, uns todverfallenen Menschen. Er sitzt nun zu deiner Rechten und kann auch in unser Leben hineinwirken.
Wecke uns, auch wenn wir satt sind, noch einmal dafür, dass wir begierig werden nach deinem Heil und nach deiner Gerechtigkeit. Lob sei dir. Amen.