Einführung in die christliche Lebenshaltung
Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass und seid dankbar in allen Dingen. Denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch.
Den Geist dämpft nicht, verachtet die prophetische Rede nicht. Prüft aber alles und behaltet das Gute. Meidet das Böse in jeder Gestalt.
Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt und untadelig für die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.
Treu ist er, der euch ruft; er wird es auch tun.
Liebe Brüder, betet auch für uns. Grüßt alle Brüder mit dem heiligen Kuss.
Ich beschwöre euch bei dem Herrn, dass ihr diesen Brief vor allen Brüdern lesen lasst.
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch! Zuerst: Seid allezeit fröhlich.
Die Bedeutung der Freude im christlichen Leben
Mit den Mahnungen ist es manchmal so: Heute Morgen dachte ich an die Losung. Haben Sie eine Erinnerung an die Losung? Es ging ums Essen, nein, ums Reden, ums böse Reden. Was war es genau? Wir essen etwas, und gestern ging es um das böse Reden. Es waren so praktische Losungen, bei denen man gar nichts mehr hinzufügen muss.
Ich weiß nicht, wie oft Sie die Sprüche in Ihrer stillen Zeit lesen. Es gibt Stellen in der Bibel, die man oft nur überfliegt. In der Fülle kann man sie manchmal gar nicht richtig verstehen. Manchmal muss man das Wort Gottes in der richtigen Portion bekommen, um es richtig zu begreifen. Jedes Wort Gottes eröffnet eine neue Welt.
Jetzt möchte ich Ihnen sagen: Seid allezeit fröhlich. Sie können sagen, was Sie wollen, aber Freude ist das äußere Merkmal eines Christen. Junge Leute kamen zu Zinzendorf und fragten ihn, was sie tun sollten. Man dachte, er würde sie vielleicht in die Weltmission schicken. Aber er sagte nur: Seid des Heilands fröhliche Leute. Eine kurze Antwort. Zinzendorf war immer originell, und dafür steht er einfach. Er hat etwas herausgepickt, das man nicht vergessen kann: fröhlich sein.
Ich bin aufgewachsen, wahrscheinlich wie Sie. Ich erinnere mich noch als Kind, wie in jeder Gemeinschaftsstunde gesagt wurde: Wir wollen ja nicht dauernd grinsend herumlaufen. Sie kennen das auch. Wir wollen Freude zeigen. Dann wurde gesagt, ich habe viele Christen erlebt, die haben die Freude nur vorgespielt. Ich habe viele Abhandlungen über das Lied gehört, das heute kaum noch gesungen wird: „Immer fröhlich, immer fröhlich, alle Tage Sonnenschein.“ Wenn man das Lied genau liest, war es eine Hilfe, aus der Schwermut herauszukommen.
Es ist interessant, wie man sich immer an Feindbilder klammert. Es ist eben so, dass Christen nicht kriesgrämig herumlaufen können. Dann stellt sich die Frage, was seelsorgerlich getan werden muss. Irgendetwas muss weg. Heute haben wir uns vielleicht unseren Mitmenschen angepasst. In unserem Volk ist es üblich geworden, zu jammern und zu klagen. Wir sind Weltmeister darin, niemand kann so gut klagen wie wir Deutschen. Alles ist schwer.
Für Christen ist es aber erst recht wichtig, die Freude zu leben. Warum? Wenn Sie es betrachten – vielleicht haben Sie ein Bibellexikon zu Hause oder nehmen Ihre Konkurrenten her – Freude ist ein Gut, das in der Ewigkeit das Klima bestimmt. Es ist ein Glaubensgut. Freude gehört zu den Geistestaten, zur Frucht des Geistes: Liebe, Freude, Friede, Freude.
Das ist nicht etwas, das mit unseren Schmerzen zusammenhängt. Oft erlebt man, dass schwer leidende Menschen von der Freude sprechen und vielleicht viel besser leben als wir, die wir geschunden sind. „Seid allezeit fröhlich“ – und sie waren fröhlich vor dem Herrn. Lesen Sie es mal in den Psalmen, da steht es richtig geschrieben: „Der Gott der Freude.“ In der Weihnachtsgeschichte heißt es: „Siehe, ich verkündige euch große Freude.“
Wenn Gott unter uns wirkt, möchte er fröhliche Leute haben. Das soll die Folge des Evangeliums sein. Dann ist es nicht klar, dass man nicht wie die Hampelmänner herumhüpft. Wenn es natürlich ist, habe ich gar nichts dagegen. Im Buch Maleachi, im letzten Kapitel des Alten Testaments, heißt es, er soll aus- und eingehen und hüpfen wie die Mastkälber.
So, wie es jetzt Ihre Natur ist, dürfen Sie die ganz selbstverständliche Freude leben, so wie es Kinder tun. Im Christenleben soll dieser befreite Raum gewinnen. Im griechischen Wort für Freude wirkt ein Bestandteil mit: char, darin steckt das Wort Gnade. Erlebte Gnade wirkt Freude.
Das, was mir bei der Gnade immer so wichtig ist: Ein Mensch, der aus dem Gefängnis kommt, der lebenslänglich verurteilt war und plötzlich frei ist, der lacht doch. Der sagt: Das kann mir niemand mehr wegnehmen. „Seid allezeit fröhlich.“
Das Tolle ist, dass wir im Neuen Testament genügend Beispiele haben, wie die Zeugen des Glaubens das bewährt haben, gerade in schwierigen Augenblicken. Paulus etwa, nachdem er in Philippi misshandelt worden war und im Gefängnis um Mitternacht in den Stock gespannt war, pries und lobte Gott. Da kam die Freude.
Freude ist ein Glaubensgut. Sie ist nicht abhängig von unseren Gefühlen. Sie wissen ja, wie man selbst im Urlaub, wenn man alles hat, trotzdem kriesgrämig sein kann. Die Launen unserer Gefühle dürfen uns nicht dauernd bestimmen. Im Glauben ist das nicht entscheidend. Wichtig ist, dass Sie beim Bibellesen fröhlich werden.
Deshalb genügt es nicht, dass Sie nur Ihre Bibel runterlesen. Sie sollen beim Bibellesen diese Freude finden.
Die Praxis des Glaubenslebens: Gemeinschaft mit Jesus und Gebet
Neulich hat mich Gunter Kiene darauf hingewiesen, dass er morgens im Büro einen englischen Text gelesen hat, der ihm sehr geholfen hat. Er wollte diese Erfahrung weitergeben, weil es wichtig ist, die Gemeinschaft mit Jesus wirklich zu erleben.
Er sagt oft, dass es nicht zwanghaft sein sollte, immer nur zu denken: „Das muss ich tun, das muss ich tun.“ Vielmehr sollten wir in der Stille sagen: „Jetzt ist Christus zu mir gekommen, jetzt ist er da.“ Er hat alles für mich schon getan. Er wird mir an diesem Tag alles bereiten, und ich darf ihm einfach folgen. Ich bin der Beschenkte und der Beglückte.
Oft begegnen wir Christen, die meinen, sie müssten erst alle Aufgaben abarbeiten, die vor ihnen liegen. Aber Jesus schenkt uns alles. „Ich verkündige euch große Freude: Euch ist heute der Heiland geboren.“ Erleben Sie in Ihrer Stille, dass Jesus zu Ihnen kommt, Ihr Leben heilt, Ihre Sorgen aus der Hand nimmt, bei Ihnen einkehrt, Wohnung bei Ihnen macht und sagt: „Lass alles mich jetzt machen, ich will Dein Herr sein.“ Dann können Sie unbekümmert in die Zukunft blicken und allezeit fröhlich sein.
Natürlich ist es klar, dass wir oft besorgt sind, wie sich die Dinge lösen. Ein anderes Musterbeispiel für Freude finden Sie bei Paulus im Philippabrief. Ausgerechnet in einer dunklen Lage – wir können uns gut vorstellen, dass der Brief vielleicht in Cäsarea geschrieben wurde, als Paulus nicht wusste, wie es weitergehen würde. Er wurde von Bernice, Drusilla, dem Landpfleger Porcius Festus und anderen schlecht behandelt und verklagt.
Doch Paulus sagt: „Ich freue mich in dem Herrn alle Wege.“ Er lebte in dem Herrn, und dadurch wurden die Misshandlungen durch die Wärter, das schlechte Essen, die Gliederschmerzen und das Kopfweh unwichtig. In dem Herrn lebte er, und das machte ihn allezeit fröhlich. Das heißt auch: Seid fröhlich in der Trauer, seid fröhlich in der Bedrückung, seid fröhlich, wenn ihr von Sorgen umgeben seid. Seid allezeit fröhlich, denn die Freude ist ein Glaubensgut.
Diese Freude ist nicht so, wie viele denken, dass man einen bunten Abend veranstalten muss, mit Harlekinen oder lauten Spielen, um sich vor Lachen auf die Schenkel zu klopfen. Es geht um eine Freude, die aus dem Glauben kommt, aus einer Gelöstheit. Diese natürliche Freude soll uns prägen – im Leben, in der Gemeinde und auch wenn wir zu Menschen gehen, die bedrückt sind.
Dabei braucht man nicht zu grinsen oder etwas Gekünsteltes zu zeigen. Es ist eine echte Freude, die nur aus dem Glauben wachsen kann, aus dem Wort, das man hört und das einen prägt und gestaltet.
Als Parallelstelle kann man Philipper 4,4 nennen: „Freut euch in dem Herrn allewege.“ Und Paulus sagt noch einmal: „Freut euch!“ Das Wort „Eurelindigkeit“ gibt es kaum noch. Es beschreibt diese ganze Gelöstheit.
Ringen Sie darum, dass Ihr Glaube Ihre dunkle Sorgenwelt überwindet und dass der Glaube in Ihrem Leben siegt. Helfen Sie einander, zu dieser Freude zu finden!
Paulus gibt auch den Rat, dass Freude durch das Singen kommt – verbunden mit Danken und Lobpreis. Wie Sie Ihre Freude leben, dürfen Sie selbst entscheiden. Es sollte nichts Extremes sein, sondern dem Gefühl und der Art entsprechen, die Ihnen angemessen sind.
Das Schöne ist, dass Sie die Freude auch im Alltag leben können – in dem, was Sie genießen, bei dem Essen, das Sie zu sich nehmen, und auch im Urlaub, den Sie machen. Oft trennen Christen diese Dinge und haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie Urlaub machen oder Geld ausgeben. Aber es ist wichtig, in der Freude zu bleiben, in der Dankbarkeit und im Loben. Freude, Loben und Danken gehören zusammen.
Darauf werden wir später noch einmal zurückkommen. Das Wort möchte ich für heute Abend einfach so stehen lassen. Ich denke, es fordert uns heraus, weiter dem nachzugehen.
Die Kraft des Glaubens in Trauer und Dankbarkeit
Sehen Sie, wenn ich auf meinen Zettel schaue, vergesse ich auch immer das Beste. Eure Freude wird niemand von euch nehmen. So sage ich es: Ihr werdet euch mit unaussprechlich herrlicher Freude freuen.
Gehen Sie überhaupt in die Trauersachen so hinein. Ich unterhalte mich auch mit vielen Menschen, und das ist oft schwer. Wenn man dann merkt, da komme ich gar nicht durch, und ich weiß ja auch, mich würde es ja genauso treffen. Ich bin ja vielleicht noch anfälliger emotional als Sie. Dann frage ich mich, wie stehe ich darin?
Aber wir ringen miteinander und sagen: Jetzt wollen wir das erleben, die Zusagen des Herrn, der mit seiner Freude durchdringen will und verheißt: Ihr werdet euch mit unaussprechlicher Freude freuen. So redet der Herr in allem zu uns.
Oder Jeremia 31: Sie können einfach mit der Konkurrentin entlanggehen. Jeremia 31 spricht vom großen Weinen, von der reinen Rahel, von den Leiden Israels. Und dort, wenn der neue Bund gemacht wird, kommt der Lohn der Tränen.
Ich will mit Freude – wo ist es? Jeremia 31, Sie haben das Vers nicht hingeschrieben, vielleicht finden Sie es. Es lohnt sich auf jeden Fall, noch einmal nachzuschauen: „Ich will dein Trauern in Freude verwandeln.“
Wissen Sie, wie Gott das macht? Wie bei Israel: Niemand hat so gelitten wie Israel. Dann sagt Gott: Ich will Freude daraus machen, und ihr werdet staunen, wenn ich handle.
Sie dürfen in Ihrem Leben das wissen, wenn der Herr wirklich hineinredet und Ihre Trauer umwandelt. Das will er tun. Sie dürfen nicht in der Trauer bleiben, sondern öffnen sich dem Wirken Gottes.
Darum brauchen Sie nichts Künstliches zu machen. Das wäre Unglaube, wenn Sie ihm etwas vorgaukeln. Gehen Sie ins Wort und lassen Sie das Wort auf sich wirken. Suchen Sie die Gemeinschaft, gehen Sie zu betenden Christen, gehen Sie in die Seelsorge befreundeter Leute und lassen Sie sich helfen, damit Sie zur Freude kommen und Freude erleben.
Ich habe jetzt den Vers erst recht nicht, Vers 13 richtig: Jeremia 31,13.
Gehen Sie es mal durch, durch Ihre Konkurrentin, wie oft die Freude vorkommt. Das Fröhlichsein und die Freude sind natürlich ganz wichtige Kennzeichen eines Christen. Fröhliche Christen wollen wir sein – gelöste, fröhliche Christen.
Deshalb können wir trotzdem ernsthaft sein. Wir wollen ja auch von den Menschen ernst genommen werden und sie mit all dem, was sie bewegt, ernst nehmen. Aber sie sollen spüren, dass wir eine Freude haben, die niemand von uns wegnehmen kann.
Die Bedeutung des ununterbrochenen Gebets
Jetzt das Nächste: Betet ohne Unterlass. Was bedeutet es, ohne Unterlass zu beten? Euer Gebet soll Tag und Nacht in einer stillen Zwiesprache weitergehen.
Wir brauchen feste Gebetszeiten, und hoffentlich habt ihr solche Zeiten, in denen ihr ungestört beten könnt. Es ist wichtig, dass niemand gestört wird. Doch es ist auch schön, wenn ihr tagsüber die Tür offen lasst, als hättet ihr ständig den Telefonhörer neben euch liegen und wüsstet, dass immer jemand auf der anderen Seite ist. Noch schöner ist es, wenn ihr sagt: „Ich lebe mit Gott so auf Du und Du. Ich lasse ihn an meinem Leben teilhaben und spreche den ganzen Tag mit ihm – über meine Arbeit, über das, was mir widerfährt. Ich breite alles vor ihm aus und sehe alles mit den Augen meines Herrn.“
Bringt alles vor ihn und besprecht alles mit ihm – betet ohne Unterlass. Wenn die Verbindung abreißt, haben wir keine Kraft mehr, und unser Glaube sinkt dahin. Betet ohne Unterlass! Es ist wie bei Mose, der gegen die Midianiter die Hände erhob: Wenn seine Hände sanken, wichen die Israeliten zurück. Wenn er die Hände erhob, gingen sie vorwärts. Ohne dieses Gebet geht es nicht.
Das ist die Fürbitte, die wir füreinander brauchen. Habt ihr Menschen, die ununterbrochen für euch beten und an euch denken? Denkt auch ihr an andere. Es ist schön, in der Nachbarschaft und in Beziehungen füreinander zu beten und miteinander zu beten. Das ist die ganze Stärke, die wir haben.
Ich habe das ja in der Hofhacker-Konferenz in Stuttgart erzählt. Dort erlebte man eindrücklich die schwierigen Kämpfe in der Landessynode, wo die Zahl der Bekenner so klein war und der Spott gegen das Evangelium so groß. Da saß Fritz Grünsweg, der nicht schlief, und immer wusste: „Es wird gebetet.“ Das war die Kraft. Der Spott und der Hohn waren zwar am Mikrofon zu hören, aber es konnte nichts schaden, solange Beter da waren.
Wenn ihr wisst, dass es Evangelisation ist, und ihr seid in einem Gottesdienst, dann betet doch vor den Menschen. Ich kann euch sagen: Das hat Wirkung. Ladet niemanden ein, vor dem ihr nicht schon mehrfach gebetet habt, denn ohne Gebet kann nichts wirken. Unsere ganze Kraft nehmen wir nur aus dem, was wir erbitten. Gott muss es uns schenken, und deshalb ist es so wichtig, dass wir Gott überhaupt einlassen.
Gott will nicht durch unseren Ruhm etwas bewirken, das hat er klar gesagt. Darum will er das Gebet haben. Das Gebet ist für uns wichtig, denn ohne Gebet erreichen wir nichts. Jakobus erinnert an Elija, der ein Mensch wie wir war, aber betete – und das war entscheidend.
Aus dem Gebet sind alle Dinge entstanden und gegangen. Wenn wir rückblickend aus der Ewigkeit beobachten, fragen wir uns manchmal, warum wir so unklug waren. Oft sind wir ganz gerührt, wie viel wir leisten, wie viele Wege wir gegangen sind, die gar nicht nötig gewesen wären, wenn wir aus dem Gebet heraus gehandelt hätten.
Die Dienste in der Vollmacht, die der Herr schenkt, sind wichtig. Es gibt schöne Büchlein über das Gebet, zum Beispiel vom Hallesbiet, die man immer wieder zur Hand nehmen und lesen sollte. Deshalb will ich jetzt nicht mehr dazu sagen.
Auch die Gleichnisse, die Jesus uns über das Gebet gegeben hat, sprechen dafür: Betet ohne Unterlass! Jesus hätte auch sagen können: „Bemüht euch nicht in allen Dingen.“ Doch nein, ihr könnt selbst handeln, auch in Krisen, in Ehen und Familien. Durch Gebet könnt ihr sogar Weltpolitik machen.
Das ist es, was die Gemeinde kann: Wenn Leute denken, dass sie auch politisch handeln können, sagen sie: „Ihr könnt das doch gar nicht.“ Doch durch Gebet könnt ihr Einfluss nehmen. Das Gebet ist so wirksam und stark.
Wir haben durch viele Geschichten gehört, wie durch Gebet viele Wunder erlebt wurden und Ereignisse ganz anders liefen, als man je dachte. Als Petrus und Johannes inhaftiert waren, betete die Gemeinde ohne Unterlass: „Gib ihnen Freimut zu reden, dein Wort.“
Die Haltung der Dankbarkeit in allen Lebenslagen
Seid dankbar in allen Dingen.
Man könnte jetzt sagen: Seid dankbar, wenn ihr Grund dazu habt. Aber nein, es heißt: Seid dankbar in allen Dingen. Das ist genau entscheidend. Seid dankbar auch für die Dinge, die euch nicht passen und die euch ärgerlich machen. Seid dankbar.
Wie kann ich Gott danken, wenn mir etwas gegen den Strich geht? Das setzt voraus, dass ich mich in allen Dingen der Führung Gottes anvertraue. Sei dankbar in allen Dingen.
Wenn man auch für die schwierigen Dinge dankt, das habe ich erst in der dritten Welt gelernt. Zum Beispiel, wenn man zwei Plattfüße gleichzeitig am Auto hat und nur einen Ersatzreifen da ist. Dann steigt man aus und sagt: Herr, du hast auch diese Situation unter deiner Kontrolle. Wie, wissen wir nicht, aber jetzt sind wir gespannt, wie du das Problem löst. So beten die Menschen dort.
Sie danken zuerst, dass Gott das irgendwie löst. Sie sagen: Herr, jetzt gib uns auch noch Weisheit, und wir wollen abwarten, wie du das löst.
Das Wissen, dass vor Gott nichts ist, was ihm entgleitet oder aus seiner Kontrolle gerät, gibt uns Grund zum Danken. Denn er, der Herr, bleibt, auch wenn wir viele Dinge nicht durchschauen. Er bleibt Herr, wenn wir sterben, und auch wenn unsere Krankheit nicht besser wird, bleibt er der Herr.
Das müssen wir immer im Blick haben. Er herrscht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Darüber dürfen wir danken und ihn loben. Nicht alles wird nach unserer kurzen Perspektive gelöst, aber danken sollen wir trotzdem.
Im Danken kommt Neues ins Leben hinein. Danken ist eine ganz wichtige Haltung. Vielleicht müssen wir uns wieder daran erinnern und erkennen, dass bei uns etwas nicht stimmt, weil wir so gerne klagen, jammern und uns beschweren.
Wir sollen ihm danken. Ja, ich kann es nicht zwangsweise tun, aber ich muss mich wieder daran gewöhnen. Denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch.
Epheser 5,20 steht bei mir immer dabei. Dort steht: „Sagt Gott Dank dem Vater allezeit für alles im Namen unseres Herrn Jesus Christus.“ Das bedeutet, dass alles durch Jesus zu unserem Besten dient.
Manches dient auch uns zum Besten, auch wenn wir es nicht verstehen und es uns wirklich ärgert. Auch wenn wir es als ein Verhängnis sehen, sollen wir danken.
Umgang mit geistlichen Herausforderungen und Gemeinschaft
Jetzt haben wir also heute Abend so viel mitgenommen, dass man es kaum noch überschauen kann. Wir hätten es beim letzten Mal wirklich fast noch hinten abgeklärt und dann nicht mehr gehabt. Denn der Geist lässt sich nicht dämpfen.
Man kann natürlich Bibelworte immer als Waffe nehmen. Im Augenblick erleben wir ja eine ganz schwierige Situation unter dem Volk Gottes, das bibeltreu ist, unter den Bibeltreuen. Unter den Bibeltreuen ist eine schreckliche Not entstanden: die Zersplitterung in verschiedene Gemeindeformen.
Wenn ich nur erlebe, was täglich bei mir anruft – wie Leute also selbst aus Gruppen –, das heißt ja, aber Sie gehören heute wieder einer anderen Gemeinde an. Da ruft jemand an, der wollte Leute, die sich von einem Hauskreis abgespalten haben, wieder ihrer Gemeinde anschließen. „Sie machen doch gar nicht in der Allianz mit“, wird gesagt. Ich rede nie so über diese Dinge, aber es geht tagtäglich weiter.
„Ja, aber wir haben die richtige Gemeinde. Wir haben keine Kinder, da ist mir schnuppe, was sie mit ihrer Kindertaufe haben.“ Da lehrt jeder seine Gemeinde, und meine Gemeinde ist die richtige Heilsgemeinde. Die Gemeinde ist heute die Hauptfrage geworden. Für viele Christen ist das die entscheidende Sache. Und dann noch die Taufe und womöglich nur das Herrenmahl – und dann sind das die Auserwählten.
Da kommt ein Sektierertum in unseren Tagen wieder in der evangelikalen Gemeinde auf, das mir leid tut. Vor zwanzig Jahren waren wir in Stuttgart so, dass sich diejenigen fanden, die Jesus und sein Wort liebten – über alle Verschiedenheiten hinweg.
Aber ich will an dieser Stelle nicht streiten. Jeder soll seinen eigenen Weg gehen, möge selig werden und dem Herrn in dem Weg dienen, wo er meint, den Herrn zu finden. Und da gibt es dann auch die Parole, dass einer sagt: „Ja, du dämpfst den Geist.“
Ich rede normalerweise nicht viel über diese Dinge, obwohl ich weiß, dass viele natürlich immer wieder von Gruppen angezogen werden, die meinen, in gewissen äußeren Erscheinungen das Wirken des Heiligen Geistes finden und zeigen zu können.
Auch hier meine ich, ist es so, dass eine Auseinandersetzung nichts erreicht. Sie können das ausprobieren, indem man einfach mal hilfreich ist. Sonst sage ich immer wieder: Lasst uns da einfach mal hinsetzen, lasst uns lesen – 1. Korinther 12, 1. Korinther 14.
Lesen wir einfach langsam, mit Pausen, und reden darüber: Was sagt die Schrift? Wenn wir das getan haben – so haben wir es mal auf der Freizeit in Pellworm gemacht – da waren Leute, die vorher fast die ganze Freizeit gespalten und in ihre neue Gemeinde überführt hatten. Als wir das gelesen haben, wussten wir gar nicht, dass Paulus das so sagt.
Bitte, lasst uns das Wort von Paulus einfach lesen. Es gibt ganz klare Regeln. Er sagt, die verständlichen Worte sind am Ende viel, viel mehr wert als alle unverständlichen Worte. Aber ich will darüber nicht streiten.
Und da ist jetzt die Frage: Was meint er mit „Geist dem für sich“? Was meint er mit Geist? In der Bibel steht häufig, dass es auch einen falschen Geist gibt, und das macht die Sache sehr schwierig.
Wenn Sie sagen: „Es ist aber unverschämt, dass einer sagt, es gäbe auch einen falschen Geist“ – das sagt die Bibel. Die Frage, wo ein falscher Geist ist, müssen Sie immer wieder unter der Gabe des Geistes Gottes erkennen, und das ist schwierig.
Wir Christen können uns nie beruhigen. Es steht auch sehr viel darin, dass Wunder ein Zeichen der Verführung sein können, obwohl wir doch so viele Wunder im Herrn erleben.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir den Geist dort suchen, wo es uns der Herr gegeben hat. Der Geist bricht auf, der Geist belebt, und wir brauchen immer wieder den neuen Geist: „Wach auf, du Geist der ersten Zeugen! Komm, du Geist der Wahrheit! Komm, du Geist des Lebens! Du gewisser neuer Geist, komm doch!“
Was ist der Geist? Der Geist, der uns das Wort lehrt, der Geist, der uns Christus klar macht, der Geist, der uns glauben lässt und Jesus einen Herrn nennen lässt. Er muss immer wieder aufbrechen, denn es geht nicht mit einer toten Gläubigkeit. Den Geist dämpft man nicht.
Und trotzdem hat der Apostel sehr stark davon gesprochen, dass es einen falschen Geist gibt – einen Geist, der verwirrt und erschüttert. Bei Micha steht, dass er gegen 420 Propheten steht und sagt, ein Lügengeist sei vom Herrn ausgegangen. Dass Saul mit einem Geist behaftet ist, der nicht von Gott ist – kein heilbringender Geist.
Wir stehen in dieser Spannung. Paulus sagt: „Dämpft ihn nicht.“ Wir freuen uns immer wieder, wenn der Geist aufbricht und neues Leben bringt. Wir werden es nur an der Frucht sehen können, ob er auf Christus hinzielt, ob er Christus groß macht.
Der Heilige Geist macht immer Christus groß und nie Menschen – und nie Gruppierungen, sondern immer Christus und sein Wort. An dem wird es sich zeigen.
Wir brauchen den Geist. Und das, was mir immer schwerfällt bei all den Diskussionen, ist, dass wieder zurückgedrängt wird, dass wir alle das Feuer des Heiligen Geistes brauchen.
Wir brauchen mehr. Wir müssen uns nach dem Heiligen Geist ausstrecken. Er muss uns entzünden und entflammen. Aber es soll kein Geist sein, der unsere Emotionen losreißt, sondern der Geist Gottes, der lebendig macht, der die Geheimnisse Gottes erklärt, der das Wort deutet, der den Blick öffnet zum Glauben.
Das ist doch das Große an seinem Geist. Mehr möchte ich nicht sagen.
Deshalb ist es gut, dass man sich erinnert. Gerade hier ist als Parallelstelle 1. Korinther 14 angegeben, wo Paulus sich mit den Fehlentwicklungen in Korinth auseinandersetzt.
Paulus hat das ganz streng angemeint. Er hat gesagt: Was hat das für einen Sinn, wenn sie da miteinander reden? Zum Beispiel hat Paulus nicht erlaubt, dass mehrere zusammen in Zungen reden.
Für mich ist das ein Kennzeichen. Ich habe mit manchen schon gesprochen, die sagen: „Wir reden doch nicht in Zungen, wir singen in Zungen.“ Da haben wir herumgetreten und sind weggelaufen.
Wenn einer meint, so darf man mit dem Wort Gottes umgehen, dann habe ich kein Vertrauen mehr. Man sagt: „Wir reden nicht in Zungen, sondern wir singen in Zungen“, und damit ist es auf einmal erlaubt.
Paulus ging es um die verständliche Rede, damit Ungläubige überführt werden. Denn der Geist Gottes will so reden, dass Menschen es verstehen können. Das steht in 1. Korinther 14.
Umgang mit prophetischer Rede und dem Bösen
Prophetische Rede verachtet man nicht. Wenn man an prophetische Rede denkt, kommt einem oft eine Aussage in den Sinn wie: „Im Jahr 2017, am 17. Mai, geht die Welt unter.“ Das wird dann als Prophetie bezeichnet, ähnlich wie bei Indira, der Wahrsagerin, die angeblich den Tod von Barschel vorausgesagt hat. Manche meinen, das sei Prophetie – das ist jedoch Unsinn.
Was haben die Propheten wirklich gesagt? Lesen Sie doch die Propheten! Sie deckten Sünde auf und überführten im Licht Gottes. Sie sagten nicht: „Wir sonnen uns im Heiligtum und behaupten, wir sind des Herrn.“ Das sind sie nicht, wenn sie so leben. Das ist prophetische Rede: in der Vollmacht Gottes zu überführen und das Heil zu verkündigen. Die Propheten taten dies und wiesen zugleich auf den kommenden Heiland hin.
Es geht nicht darum, irgendwelche Geheimnisse auszuplaudern, die uns der Herr nicht offenbart hat. Wir wollen aus der Schrift erkennen, dass das prophetische Wort aufdeckt – auch uns selbst. Es ist wie ein Scheinwerfer in dieser dunklen Zeit, damit wir unseren Weg klar sehen und Orientierung haben, wohin wir heute gehen müssen.
Prophetische Rede ist kein wundersames Reden über Geheimnisse, sondern die Fähigkeit, heute den Weg zu erkennen. Das brauchen wir. Es ist wunderbar, wie Gott alle Menschen begabt, alle Gläubigen. Besonders schön ist es im Hauskreis, wenn plötzlich jemand anfängt, uns Dinge in der Schrift zu zeigen, die uns verborgen waren. Ich höre immer gern zu, wenn andere das Wort der Schrift auslegen.
Meidet das Böse in jeder Gestalt! Gott kann unter uns nicht wirken, solange wir mit dem Bösen paktieren. Darum sollten klare Trennungen erfolgen – in jeder Gestalt. Bei der Hochwacker-Konferenz wurde deutlich, wie der Teufel versucht, uns mattzusetzen – mit allen trickreichen Versuchungen. Meidet das Böse in jeder Gestalt!
Es ist sehr schlimm, dass in weiten Teilen der Christenheit das Böse nicht mehr gefürchtet wird. Man kann sich darüber erregen, und manchmal ist es fast läppisch, wie heute alles umgedeutet wird. Ich kann das Neue Gemeindeblatt kaum noch lesen, wenn es um die gleichgeschlechtliche Liebe geht und neue Ideen vorgestellt werden. Da sagt eine Pastorin: „Vierzehn Jahre lebte ich in meiner Familie, nun habe ich meine gleichgeschlechtliche Liebe zu meiner Partnerin entdeckt. Das Evangelium lässt mir Raum, meine Liebe zu leben.“ Das ist alles Quatsch.
Hier liegt die Verdrehung des Bibelwortes vor. So machen wir es ja auch: Der Teufel hat überall seinen Fuß bei uns drin. Prüfen Sie sich! Jetzt kommt das Wort von der Heiligung: Wir sollen uns durch und durch dem Herrn heiligen und zur Verfügung stellen.
Wenn ich heute immer wieder überlege, was dran ist, habe ich nicht den Eindruck, dass dies unsere Zeit ist – mit diesem überschnellen Gefühlschristentum. Vielmehr sehe ich es, wenn ich Rockkonzerte anschaue: Dort erkenne ich fast dieselben Symptome. Da habe ich immer die Befürchtung, dass das nur Zeiterscheinungen sind.
Was heute von Christen gelebt werden müsste – und wo wir vielleicht, wenn Gott uns noch einmal einen Aufbruch schenkt, eine neue Heiligungsbewegung erleben – ist, dass Menschen sich Gott weihen und sagen: „Ich möchte dem Herrn ganz dienen mit meinem Leben. Ich möchte mit allen meinen Gaben brauchbar werden.“
Ich freue mich, dass es unter jungen Menschen viele gibt, die sich Gott so zur Verfügung stellen. Sie müssen auch wissen: In Ihrem Leben können wir heute nicht einfach mit dem Strom mitschwimmen. Gottes Friede heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt – Leib, Seele und Geist.
Unser Gemüt gehört dazu, unsere Gedankenwelt soll untadelig sein für die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus, damit er uns bewahren kann bis zu seiner Wiederkunft. Das hat Paulus den Thessalonichern vor zweitausend Jahren geschrieben. Sie sind schon lange in der Ewigkeit. Jetzt sind wir in ihre Fußstapfen getreten, und vieles erscheint uns so unwichtig.
Heute Mittag habe ich einen Seniorenkreis aus dem Schwäbischen Wald durch Stuttgart geführt und ihnen ein bisschen von der Geschichte Gottes in unserer Stadt erzählt. Dabei dachte ich: Das war doch toll! Da waren ein paar Leute, die begriffen, worum es geht. Ich erzählte ihnen, wie es war, als mein Großvater als 15-Jähriger im CVJM-Haus hörte, dass man ganz dem Herrn folgen muss. Diese Entscheidung bestimmte sein Leben und trug ihn bis ins hohe Alter.
Diese Entscheidung in der Jugend: „Ich will dem Herrn dienen“ – er war Kaufmann und lebte danach. Aber desto herrlicher ist: Darum geht es doch, dass ich mein Leben Gott zur Verfügung stelle und ihm diene.
Heute geht man durch Stuttgart und sieht die Geschäfte, das Geld und alles, was diese Stadt zu bieten hat. Die Gemeinde aber ist an den Rand gedrängt. Wir sind Menschen, die Jesus gebrauchen kann, damit er in uns wirken kann. Er ist treu, der euch ruft, und er wird es auch tun.
Liebe Brüder, betet für uns und so weiter und so fort. Die Gnade des Herrn Jesus sei mit euch. Ich brauche nicht viel mehr zu sagen, aber es ist so wichtig, dass wir diese Botschaft begreifen. Und es ist immer wieder so, dass es weitergeht – und dass Sie fröhliche Leute sind, fröhliche Leute!