Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter ist, Weg, Wahrheit und Leben.
Episode 25: Eine bemerkenswerte junge Frau.
Von Judäa nach Galiläa: Ein Ortswechsel mit Bedeutung
Heute verlassen wir Elisabeth und Zacharias. Die beiden leben im Süden Israels, in Judäa, dort, wo auch die Hauptstadt Jerusalem liegt.
Wir gehen jetzt in den Norden. Wir folgen dem Fluss Jordan bis zu der Stelle, an der er aus dem See Genezareth herausfließt, und wenden uns dann nach Westen. Dort liegt Galiläa, oder wie es von den Juden etwas abfällig genannt wurde, das Galiläa der Nationen, also der Heiden.
Man muss zu Galiläa wissen, dass es erst spät, um das Jahr 104 vor Christus, von den Juden erobert worden war. In der Folge kam es zu Zwangsbekehrungen und zur Ansiedelung von Juden aus Judäa. So wurde Galiläa ein Teil Israels, aber eben immer eine Region, auf die die „echten“ Juden aus Judäa etwas verächtlich herabsahen. Es war halt das Galiläa der Heiden.
Trotzdem muss Gabriel, der Engel, den wir schon aus der Begegnung mit Zacharias im Tempel kennen, jetzt dorthin.
Die Begegnung mit Maria: Eine junge Frau im Mittelpunkt
Im sechsten Monat aber wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa mit Namen Nazareth gesandt. Er ging zu einer Jungfrau, die einem Mann namens Joseph aus dem Haus Davids verlobt war. Der Name der Jungfrau war Maria.
Der Engel kam zu ihr hinein und sprach: „Sei gegrüßt, Begnadete, der Herr ist mit dir.“ Sie aber wurde bestürzt über das Wort und überlegte, was für ein Gruß dies sei.
Da sprach der Engel zu ihr: „Fürchte dich nicht, Maria! Denn du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus nennen. Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Der Herr, Gott, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakobs herrschen in Ewigkeit, und sein Königtum wird kein Ende haben.“
Maria aber sprach zu dem Engel: „Wie wird das geschehen, da ich von keinem Mann weiß?“
Der Engel antwortete ihr: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Sohn Gottes genannt werden. Siehe, Elisabeth, deine Verwandte, erwartet auch einen Sohn in ihrem Alter. Und dies ist der sechste Monat bei ihr, die unfruchtbar genannt wurde. Denn kein Wort, das von Gott kommt, wird kraftlos sein.“
Maria aber sprach: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn. Es geschehe mir nach deinem Wort!“
Und der Engel schied von ihr.
Maria: Eine bemerkenswerte junge Frau voller Mut und Vertrauen
Am Ende dieses Textes denke ich immer wieder daran, was für eine bemerkenswerte junge Frau Maria war. Sie war ein Teenager, vielleicht etwa vierzehn Jahre alt, als sie Besuch von einem Engel bekam. Der Engel erklärte ihr, dass sie vom Heiligen Geist schwanger werden würde. Ihre Antwort darauf war: „Ich bin die Magd des Herrn.“ Großartig!
Großartig, weil Maria sich der Problematik bewusst war. Sie war nämlich nicht mehr Single, sondern die Verlobte von Joseph. Im Gegensatz zu unserem heutigen Verständnis von Verlobung war die Verlobung damals bindend. Es handelte sich nicht einfach um ein Eheversprechen, sondern um den ersten Schritt in die Ehe hinein.
Wer eine Verlobung lösen wollte, musste sich scheiden lassen. Eine Verlobte war rechtlich gesehen bereits eine Ehefrau. Der einzige Unterschied war, dass das Ehepaar noch nicht zusammengezogen war. Die Hochzeitsfeier stand noch aus – ebenso wie die Hochzeitsnacht.
Die Verlobung war also der rechtliche Schritt in die Ehe hinein. Das Zusammenziehen, die Feier und der eheliche Verkehr folgten erst später.
Die Gefahr und das soziale Risiko für Maria
Und nun zum Problem: Eine Verlobte, die schwanger wurde, galt rechtlich als Ehebrecherin. Auf Ehebruch stand die Todesstrafe. Es mag sein, dass diese Strafe nicht in jedem Fall vollstreckt wurde.
Auch Josef denkt, als er davon hört, dass seine Verlobte schwanger ist, und natürlich genau weiß, dass das Kind nicht von ihm ist, nur an eine heimliche Scheidung. Grundsätzlich aber steht auf Ehebruch die Todesstrafe.
Selbst wenn es nicht so weit kommt, ist der Ruf einer Ehebrecherin völlig ruiniert. Wie sollte sie irgendjemandem erklären, was der Engel ihr gerade verkündet hatte? Das Thema Jungfrauengeburt ist für viele Christen schon heute schwer zu glauben.
Aber damals? Dass eine Jungfrau vom Heiligen Geist schwanger wird? Das würde ihr niemand abkaufen. Ihre Eltern würden ihr nicht glauben, ihr Verlobter würde ihr nicht glauben, niemand würde ihr glauben.
Maria als Heldin des Glaubens trotz sozialer Ausgrenzung
Für uns ist Maria die Heldin der Weihnachtsgeschichte. Für ihre Eltern und für Josef war sie jedoch einfach nur Maria.
Diese junge Frau wusste, dass niemand ihr glauben würde. Jeder würde in ihr nur eine Frau sehen, die fremdgegangen war. Möglicherweise würde sogar jemand ihre Steinigung fordern.
Trotzdem sagt sie: „Ich bin die Magd des Herrn.“ Versteht ihr, warum ich sie so großartig finde?
Erinnert ihr euch an die Königin Esther, wie sie kurz vor ihrem Auftritt vor dem König sagte: „Und wenn ich umkomme, so komme ich um“? Diese Einstellung zeigt, dass man bereit ist, alles zu riskieren – selbst das Leben –, um treu den Weg mit Gott zu gehen.
Diese Haltung, die viele Märtyrer zu allen Zeiten hatten, findet sich auch bei Maria. Wir sehen, dass Gott sich definitiv die richtige Frau für das Projekt Menschwerdung ausgesucht hat.
Glaube und Herkunft von Maria und Joseph
Wir dürfen davon ausgehen, dass Joseph und Maria beide gottesfürchtige Juden waren. Wenn die Eltern von Johannes dem Täufer bereits gerecht und untadelig waren, wie viel mehr können wir das von den Eltern des Herrn Jesus erwarten?
Sie waren nicht reich, denn Joseph war Zimmermann. Dennoch waren sie zutiefst gläubige Menschen, denen man eine so bedeutende Aufgabe wie die Erziehung des Sohnes Gottes anvertrauen konnte.
Maria sucht Unterstützung bei Elisabeth
Maria ist allein. Sie weiß, dass niemand ihr die Geschichte mit dem Engel glauben würde. Keiner – bis vielleicht auf eine Frau: Elisabeth, die Mutter von Johannes dem Täufer, die gerade im sechsten Monat schwanger ist.
Man kann sich vorstellen, dass die ganze Verwandtschaft über diese merkwürdige Schwangerschaft, den stummen Zacharias, den Engel im Tempel und die ungewöhnlichen Vorhersagen über dieses Kind sprach.
Elisabeth würde ihr vielleicht glauben. Elisabeth würde sie vielleicht verstehen. Deshalb verlässt Maria Galiläa und besucht ihre Verwandte Elisabeth in Judäa.
Elisabeth als Fürsprecherin und das Wunder der Schwangerschaft
Für Elisabeth war es kein Problem gewesen, schwanger zu werden. Sie war eine verheiratete Frau, und ihr Mann war der Vater des Kindes. Trotzdem waren die Umstände der Schwangerschaft ungewöhnlich.
Gott hatte wundersame Dinge im Leben dieses alten Ehepaares getan. Wenn jemand einer jungen Frau die Geschichte von einem Engel abkaufen würde, wenn Maria jemanden auf ihre Seite bekommen könnte, dann vielleicht Elisabeth.
Elisabeth als Fürsprecherin – das ist die Idee. Deshalb erinnert Gabriel sie an die einzige andere Frau, die unfruchtbar genannt wurde, aber jetzt auf Ankündigung eines Engels hin schwanger geworden war.
Die Seltenheit von Wundern und die Herausforderung des Glaubens
Wenn wir mit Gott rechnen, dann ist nichts unmöglich. Dennoch sollten wir nicht vergessen, dass Wunder damals genauso selten waren wie heute.
Wir befinden uns in der Zeit der göttlichen Funkstille zwischen Maleachi und Johannes dem Täufer. In dieser Zeit gab es keine Propheten, keine Wunder und keine Zeichen. Das, was wir später im Neuen Testament lesen und was uns im Zusammenhang mit dem Dienst des Herrn Jesus so vertraut vorkommt, entsprach nicht der Realität der Menschen, von denen hier die Rede ist.
Wunder in der Bibel sind äußerst selten. Das letzte große Auftreten von Wundern lag über achthundert Jahre zurück. Es war zur Zeit von Elija und Elisa. Davor gab es noch einmal einen etwa fünfhundert Jahre zurückliegenden Wunderhöhepunkt zur Zeit von Mose und Josua.
Wunder in der Bibel sind selten; sie sind die Ausnahme.
Maria als Vorbild für Glauben und Hingabe
Und deshalb dürfen wir nicht denken, dass es für irgendjemanden leicht war, die Worte des Engels Gabriel zu verstehen und zu verarbeiten. Umso großartiger ist es, eine junge Frau zu erleben, die angesichts einer völlig ungewissen Zukunft ihr ganzes Vertrauen auf den Gott Israels setzt.
Sie ist bereit, Ablehnung zu erfahren, missverstanden und ausgegrenzt zu werden – ja, womöglich sogar ihr Leben zu verlieren. Möge Gott uns die Kraft schenken, mit demselben Mut und derselben Hingabe unser geistliches Leben zu führen.
Praktische Anregung und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Werfe einen Blick auf eine Karte von Israel zur Zeit Jesu und präge dir die Lage von Judäa, Jerusalem, Samaria und Galiläa ein.
Das war's für heute.
An dieser Stelle ein Dank an alle, die durch eine ermutigende E-Mail oder ein Video mein Herz erfreut haben. Ihr seid so klasse, danke!
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.