Es ist ein Brauch, dass wir an diesem Morgen, am ersten Tag des neuen Jahres, über die Jahreslosung predigen.
In diesem Jahr haben wir die Jahreslosung aus Jesaja 40,31. Dieses Wort ist vielen von Ihnen so vertraut, dass es schwerfällt, die neue Formulierung, die in der Jahreslosung gewählt wurde, anzunehmen.
Die neue Formulierung lautet: „Die auf den Herrn harren, schöpfen neue Kraft.“ Uns ist das Wort in der Lutherübersetzung so vertraut: „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“
Herr, mach das doch wahr an uns in diesem Jahr! Amen!
Neuanfang und Hoffnung im Jahreswechsel
Es ist immer wieder schön, ein neues Jahr beginnen zu können. Das alte Jahr legt man unfertig beiseite – mit all seinen Mängeln und Fehlern. Dann beginnt das neue Jahr, begleitet von Hoffnungen und kühnen Wünschen. Ein neuer Kalender liegt vor einem, in den man plant und bereits Termine für Urlaub und Familienfeste einträgt.
Es ist schön, so ins Neue hineinzugehen. Doch manchmal wird man auch nachdenklich. Man kennt ja nicht alle Daten und Ereignisse, die im neuen Jahr auf einen zukommen werden. Was wird in diesen Tagen geschehen? Was wird uns begegnen? Was wird uns überraschen?
Als ich vor ein paar Tagen einen Kalender aufschlug, fiel mir auf, dass auf der linken Seite „Finsternisse 1991“ vermerkt waren. Ich dachte: Aha, diese gehören auch dazu. Zeiten der Dunkelheit. Ich verstand, wie das gemeint war. Dort waren Sonnen- und Mondfinsternisse gemeint, die direkt unter den gesetzlichen Feiertagen abgedruckt waren.
Doch für mich war das auch ein Bild, das zeigt, dass in unserem Leben von Gott schon festgelegt ist, dass auch im neuen Jahr Finsterniszeiten, also dunkle Zeiten, dazugehören. Diese Zeiten haben ihre Stunde und ihre Begrenzung. Sie stehen unter der Macht und Anordnung unseres Gottes.
Warum ist das so? Weil wir diese Zeiten brauchen. In unserem großen Begeisterungssturm, wenn wir uns ins Neue stürzen, laufen wir alle Gefahr, uns in dieser vergänglichen Welt zu verlieren. Unser Herr und Meister weiß, dass er uns manchmal wieder lösen muss von unserer Begeisterung. Darum hat er auch manche dunkle Zeiten vorgesehen.
Diese dunklen Zeiten sollen uns daran erinnern, was wir so gern vergessen: dass diese arme Erde nicht unsere Heimat ist. Wir ziehen einer anderen Heimat entgegen. Das Jahr 1991 wird nicht unsere Heimat sein.
Deshalb müssen wir auch mit den dunklen Abschnitten in unserem Leben zurechtkommen. Ich bin so froh, dass uns diese Losung gegeben ist.
Die Bedeutung der Jahreslosung als Lebensparole
So eine Losung ist wie eine Parole bei den Soldaten früher an der Burg. Wenn sie die Losung gerufen haben, wurde das Burgtor geöffnet und sie konnten eintreten. Die Losung wurde als Erkennungszeichen ausgegeben. So tragen wir diese Losung auch durch dieses neue Jahr.
Wir werden immer wieder daran erinnert, gerade auch in manchen Stunden, die uns beugen und niederdrücken. Die Losung lautet: „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft“ oder „sich schöpfen neue Kraft“.
Wissen Sie, ich gliedere das gerne. Ich könnte es weglassen, aber ich mache es zur Gedächtnisunterstützung. Wir wollen ja auch etwas lernen, uns etwas einprägen. Wir wollen jetzt nicht bloß etwas über uns hinweggehen lassen.
Mein erster Punkt, auf den ich es bringen will:
Die Grenzen menschlicher Kraft im Lebenskampf
Wir schaffen den Lebenskampf nicht allein, schaffen den Lebenskampf nicht allein.
Es ist immer wieder schön zu sehen, wie junge Menschen sich mit ihrer ganzen Energie und Tatkraft ihren selbstgesteckten Zielen stellen. Es ist wunderbar, wenn man sieht, dass junge Leute ihre Schule mit guten Zeugnissen absolvieren, Erfolg haben und es zu etwas bringen. Man kann ihnen nur gratulieren.
Aber man erlebt ja oft genug auch, dass die Ziele junger Menschen zerbrechen. Sicher sind es heute mehr, als wir ahnen, die an ihrer eigenen Schwäche leiden. Vielleicht bereiten wir unsere Kinder gar nicht früh genug darauf vor, dass wir unser Leben nie ganz meistern können. Wir schaffen das nicht.
Ich habe sogar fast Sorge, wenn einem jungen Menschen alles so leicht zufällt – immer nur lauter Einser in der Schule, immer nur Erfolg und Anerkennung. Ob er dann später auch mit den Schwierigkeiten fertig wird, mit den Nackenschlägen, mit den Niederlagen, mit den Enttäuschungen? Das gibt es ja auch.
Es ist schwer, wenn man es erst im Alter lernt, dass wir den Lebenskampf nie meistern. Wir werden nie mit unserem Leben fertig. Irgendwo siegt das Leben über uns, und wir sind die Gebeugten, wir sind die Zerbrochenen.
Ich musste immer daran denken: Ich habe lange einen Gemeindemitglied besucht, der so gern im Alter erzählte, dass er einer jener Recken des Ersten Weltkriegs war, der das Fort Douaumont erobert hat. Die Älteren unter uns wissen noch, was der Kampf um Verdun war, wo eine Million Männer ihr Leben verloren hat.
Er war einer der wenigen, die diese stärkste französische Bastion, das Fort Douaumont, eroberten. Ich weiß nicht genau, es waren sechzehn oder achtzehn Soldaten, die dort oben auf den Mauern standen. Sie mussten sich bald wieder zurückziehen, sie konnten das nicht lange halten. Aber das war ein Ruhm, der bis ins Alter an diesem Mann hing: „Wir waren noch Männer.“
Und jetzt lag er als Wrack im Bett, zitternd, musste gepflegt und gehegt werden. Das Leben zerbricht die Stärksten.
Da steht ja in diesem Vers davor: Es ist gut, wenn wir das sehen, wenn wir im Zusammenhang lesen, dass die Knaben müde und matt werden und die jungen Männer fallen. Die Stärksten kippen um und haben keine Kraft mehr.
Es ist ein schlechter Trost, wenn wir einander zurufen: „Kopf hoch, es wird schon werden!“ Wenn man kämpft ums Überleben und spürt, dass man an der Grenze der Belastbarkeit ist, hilft einem das nichts mehr.
Vor ein paar Tagen wurde im Fernsehen ein Bild übertragen, wie ein Junge ins Eis eingebrochen ist. Es war ein erschütterndes Bild: den Hals so gerade über dem Wasser hängend, und die Helfer schrien immerzu: „Strample, strample, wir kommen, wir kommen!“ Aber sie konnten nicht über das Eis, weil die Decke noch zu dünn war. Sie hatten nicht das Gerät, um diesen Jungen zu retten.
Da ging es wirklich in den Minuten darum, ob er durchhält, bis Hilfe da ist.
Wir kennen das ja: So viele unter uns kämpfen und ringen bis über die Grenze der Belastbarkeit hinaus. Eine aus unserer Mitte sagte mir neulich, dass sie an einer Stelle ihres Körpers nun 15 Operationen hinter sich hat, in furchtbaren Schmerzen lebt und keine Hoffnung mehr sieht.
Wie soll man das denn durchstehen können?
Sie könnten jetzt aus Ihrem Leben erzählen, von den Lieben, um die Sie sich sorgen, dass das so ein Lebenskampf ist.
Darum hat es keinen Wert, wenn uns einer sagt: „Kämpfe, kämpfe, kämpfe, du musst ringen.“ Es hilft auch nichts, wenn uns einer trügerische Hoffnungen vorgaukelt, morgen werde es vielleicht doch besser. Wir wissen doch, dass das Leben allen Optimismus am Ende totschlägt.
Darum heißt unser Wort eigentlich, das gehört mir dazu: „Aber die auf den Herrn schauen.“
Aber die haben einen anderen Blick, die auf den lebendigen Gott schauen. Lassen Sie sich das nie rauben!
Es ist eine Rede, die unter uns umgeht und in unsere gottlose neue Zeit passt, dass man so tut, als ob das Vertrauen auf Gott eine windige Sache wäre, etwas, was wir uns selber einreden.
Nein, das ist eine Erfahrung, die wir machen können: dass Gott uns nahekommt in den Nächten, wenn wir nicht schlafen können, wenn wir das Licht anknipsen und sein Wort in die Hand nehmen, wenn wir uns die alten Gesangbuchverse wieder in Erinnerung rufen.
Dass er der Herr ist, der nicht müde und matt wird, der Herr, der die Enden der Welt geschaffen hat, der von Ewigkeit zu Ewigkeit regiert.
Es ist immer schade, dass wir hier im Gottesdienst nur so einen Vers herausgreifen. Aber wenn Sie das einmal im Zusammenhang in den Versen sehen, da heißt es, wie er den Himmel in seiner Hand hält, wie er die Ozeane in seiner hohlen Hand trägt.
Meinen Sie, Sie wären nicht in der Hand dieses starken Gottes?
Aber die auf den Herrn schauen, die haben plötzlich einen festen Grund unter ihren Füßen. Sie sind geborgen und sicher.
Warum sprichst du denn so?
Unser Wort an mein Weg ist dem Herrn verborgen. Warum meinen Sie denn, dass Gott nicht wüsste um Ihre Not? Mein Recht geht an meinem Gott vorüber? Weißt du nicht, hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, hat die Enden der Welt geschaffen. Er wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.
Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden.
Dann heißt es: Richte doch einen Blick hinauf ans Firmament, wo selbst die entferntesten Spiralnebel ihre Bahn haben, so wie Gott sie dort hingesetzt hat.
Dann darfst du doch wissen, dass dein Weg auch von Gott geführt ist in diesem neuen Jahr, was auch an Dunkelheit und Finsternis von Gott uns zugemessen ist.
Wir schaffen das nicht alleine, wir schaffen das nicht alleine.
Respekt vor jedem, der das versucht in eigener Kraft.
Ich kann meinen Respekt nicht verleugnen, wenn ich Menschen treffe, die als Atheisten versuchen, sich durchs Leben durchzukämpfen.
Ich schaffe es nicht alleine, ich schaffe es nicht alleine.
Ich bin so froh, dass ich in jeder Stunde dieses neuen Jahres auf den Herrn blicken kann.
Die Bedeutung des Harrens auf Gott
Da sind wir beim zweiten Harre des Herrn. Harre des Herrn!
Es ist ein Stolz, der auch bei uns Christen verbreitet ist: Ich möchte mit meinem Leben Gott gar nicht bemühen. Fällt Ihnen auf, wie oft wir über das Beten reden, aber das Beten selbst kaum praktizieren? Da sind wir schnell fertig.
Dass die Not uns so ins Gebet treibt, dass wir bloß noch zum Herrn schreien können – das ist doch die biblische Situation. Wir meinen, wir dürften Gott nicht bemühen, als ob Gott nicht da wäre. Stattdessen sollten wir das mit eigener Kraft irgendwo meistern.
Es gibt auch ein Sprichwort: Hoffen und Harren macht viele zu Narren. Deshalb erleben wir auch in diesen gottlosen Zeiten, in denen wir leben, so viele große seelische Zusammenbrüche. Menschen nehmen sich viel zu viel vor, wagen viel, beginnen vieles.
Der Mensch heute, der gottlose Mensch unserer Tage, glaubt, er könne unbegrenzt alles lösen. Er traut sich alles zu, setzt die Ordnungen seines Lebens selbst, kann alles tun. Und dann brechen wir plötzlich ein und scheitern an uns selbst, an unserer Kraft, an unserem Leben.
Darum ist das ein gutes Wort Gottes für das neue Jahr: Harre des Herrn. Harren meint doch nicht bloß warten auf Gott, sondern deine ganze Sehnsucht, deine ganze Erwartung, dein ganzes Streben allein auf den lebendigen Gott zu richten und auf ihn zu vertrauen!
Ohne dich – wo käme Kraft und Mut mir her? Ohne dich – wer nähme meine Bürde weg? Ohne dich zerstieben im Nu Glaube, Hoffnung, Liebe, alles. Herr, bist du!
Das ist doch wunderbar, wenn man so harren darf! Darum ist für uns auch die Finsternis, wo sie uns im neuen Jahr begegnet, die Dunkelheit, die uns umgibt, und das finstere Tal nicht unheimlich.
Weil wir darin auf den Herrn harren, kommt es plötzlich zu einem wunderbaren Erleben: Mitten in der Dunkelheit begegnet er mir und spricht aufs Neue mit mir!
Biblische Ermutigung zum Harren
Jetzt möchte ich mit Ihnen einen Durchgang durch einige Bibelworte machen. Nehmen Sie bitte Ihre Bibel zur Hand, Psalm 27 zum Beispiel. Neulich hat jemand gesagt: Wozu haben wir eigentlich eine Bibel, wenn du uns nie daraus vorliest?
Psalm 27, Vers 1: "Daher ist mein Licht und mein Heil. Vor wem sollte ich mich fürchten?" Das ist die Frage, ob wir das am Anfang des neuen Jahres schon festmachen können. "Ich will auf den Herrn harren, und er ist mein Heil und mein Licht. Was kann mich jetzt noch erschrecken? Der Herr ist meines Lebens Kraft, vor wem sollte mir grauen?"
Am Ende dieses Psalms, Vers 14, heißt es: "Harre des Herrn, sei getrost und unverzagt! Harre des Herrn!" An diesem Harren hängt das Unverzagtsein und das Getrostsein.
Wir können in der Bibel sehen, dass all die großen Glaubenszeugen – Frauen und Männer, die Gott gebraucht hat, um viel für ihn zu wirken – auch Menschen waren, die sehr angefochten waren. Elija zum Beispiel kämpfte gegen den gottlosen König Ahab und die Isebel. Er war ganz allein in einer ungläubigen Zeit und forderte das Volk auf dem Karmel zur Entscheidung heraus. Doch wenige Stunden später war er ein Mann, der an seinem Leben verzweifelte. Die Schwermut übermannte ihn. Niemand sollte sagen: Mich kann das nicht berühren. Er sagte: "Ach Herr, ich möchte sterben."
Dann führte ihn der Herr durch eine wunderbare Stärkung bis zum Horeb, wo er Gott ganz neu begegnete – im sanften, stillen Sausen. Das will Gott uns in diesem neuen Jahr erleben lassen.
Schlagen Sie Psalm 25, Vers 3 auf: "Keiner wird zu Schanden, der auf dich harrt." Nun möchte ich mit Ihnen das Lied singen: "Keiner wird zu Schanden, welcher Gott es harrt. Sollte ich der Erste sein, der zu Schanden ward? Nein, das ist unmöglich, du getreuer Hart, eher fällt der Himmel, ehmig täuscht dein Wort."
Diese Lieder rufen uns in Erinnerung: Ich kann doch nicht der Erste sein, der von Gott enttäuscht wird. Er wird mich erfahren lassen in diesem neuen Jahr.
Oder Jesaja 49, Vers 23: Am Ende dieses Verses steht: "Du wirst erfahren, dass ich der Herr bin, an welchem nicht zu Schanden werden die, die auf mich harren." Ich werde nicht zum Narren gehalten mit dieser Hoffnung.
Wer auf irdische Hoffnungen vertraut – auf Bleigießen, Wahrsagersprüche oder Ähnliches –, der mag enttäuscht werden. Das darf für uns auch keine Enttäuschung sein, wenn vielleicht irgendein Politiker seine Versprechen nicht hält. Aber dass der Herr sein Wort erfüllt, das ist klar.
Und dass er in den dunklen Zeiten unseres Lebens nahekommt, zeigt Psalm 42: "Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele Gott zu dir." Unser Glaubensleben ist oft abgestanden, so traditionell, dass es nicht mehr wie der Hirsch in Israel ist, der nach der Quelle schreit, wenn es neun oder zehn Monate nicht regnet. Er braucht Wasser und schreit und röhrt – so schreie auch ich nach Gott!
Es mag sein, dass wir durch dunkle Zeiten hindurchgehen. Im letzten Vers heißt es: "Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist."
Wir wollen nachher das schöne Lied singen: "Harre, meine Seele, harre des Herrn." Vielleicht ist das oft ein Trick des Teufels, dass manche Ästheten der Sprache und Musik an diesem Lied immer wieder etwas Schlechtes finden. Dieses Lied hat so vielen Menschen Glaubenstrust gegeben.
Wenn man die Entstehungsgeschichte dieses Liedes betrachtet – "Größer als der Helfer ist die Not" – dann müssen Sie wissen, dass der Verfasser ein Handlungsangestellter war, ein kleiner Mann in Elberfeld, der Räder herstellte. Er war wie mancher Kaufmann, der plötzlich dachte: Ich muss mein Geld vermehren. Er nahm seine ganzen Ersparnisse und beteiligte sich an einem Indigo-Geschäft. Das war damals ein großer Renner, ähnlich wie heute jemand in Dollar spekuliert. Er dachte, da kann man schnell Geld machen.
Dann passierte es, dass das Schiff unterging. Er erhielt schreckliche Nachrichten, wusste nicht, wie es mit seinem Geld weitergeht, und traute sich nicht, seiner Frau alles offen zu erzählen. Das ist oft ein schwieriges Stück.
In einer Nacht blieb das Bett leer, weil er sich herumgedreht hatte und nicht kam. Als sie ihn morgens am Schreibtisch aufsuchte, saß er da und dichtete dieses Lied: "Harre, meine Seele, harre des Herrn! Alles ihm befiehlt, hilft er doch so gern."
In wirtschaftlichen Schwierigkeiten habe ich das oft mit Gemeindegliedern erlebt, wenn der Gang zum Konkursrichter droht. Man darf die Hand Gottes auch in wirtschaftlichen Pleiten, Nöten und Ängsten erleben. Harre des Herrn!
Wir lassen uns das nicht von den Gottlosen unserer Tage ausreden, auch nicht von denen, die um uns herum den Namen im Munde führen, als ob sie Christen wären, aber nicht des Herrn harren. Wir wollen harren!
Ich habe mich schier heiß geschrien, ich habe mich müde geschrien, mein Auge ist nicht trocken geblieben, weil ich so lange harren musste auf meinen Gott. Es kann oft lange dauern, aber er kommt, tröstet und stärkt.
Die Kraft, die Gott schenkt
Noch ein letzter Punkt: Nimm von seiner Kraft!
Jetzt verstehen Sie, warum ich so wenig geordnet habe. Wir wollen nicht alles durcheinanderwerfen, sondern jedes Thema an seiner Stelle sehen. Wir schaffen das nicht allein. Es ist keine Schande, wenn wir es nicht alleine schaffen.
Kraft – weißt du nicht, hast du nicht gehört? Da redet Gott mit uns. Doch, wir haben es oft gehört. Aber wenn wir dann im neuen Jahr Wege gehen müssen, werden sie uns sehr, sehr schwer.
Es kann schon der Weg zu einem Arztbesuch sein, der Weg zu einer Operation. Jeder einzelne Schritt: „Ich schaffe das nicht.“ Der Weg zur Bestrahlung, zurück zu einer Prüfung oder mit einem vernichtenden Ergebnis wieder heim – dann kann man die Schritte kaum noch machen.
In unserer Welt sagt man immer nur: „Ja, da muss man aufpassen, dass sich keiner etwas antut.“ Das ist keine Lösung. So entfernt man sich nur noch weiter von Gott.
Weißt du nicht, hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, wird nicht müde. Nochmals: Die auf den Herrn Inharrenden bekommen neue Kraft. Jetzt steht da, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler.
Das ist etwas Großes: Wenn Adler plötzlich ihre großen Schwingen öffnen und über Felsklüfte hinwegfliegen. Das schenkt der Herr auch im Jahr 1991, dass man sich über Leid und Not erheben kann.
Uns ist immer bange, wenn wir vorher darüber nachdenken, wie unheimlich die Abgründe sind, durch die wir müssen. Wie tief es ist und was alles passieren kann. „Ich halte doch keine Schmerzen aus, ich bin doch nicht fürs Leiden geschaffen.“ Niemand ist das!
Aber der Herr hält sein Wort. Keine Last ist größer, als dass man sie tragen kann. Nimm von seiner Kraft!
Und die Kraft, die er gibt, ist immer seine Gnade, seine Huld. „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig, lass dir an meiner Gnade genügen.“ Es ist ein Wunder, dass wir immer wieder merken: „Ich bin jetzt an der Grenze meiner Leistungsfähigkeit.“
Dann darf ich alles auf ihn werfen und wieder sagen: Herr, du hast mich erkauft, dir gehöre ich. Du hast mein Leben gerufen. Jetzt will ich auch bloß in deiner Hand getragen sein, und du wirst mich hindurchtragen.
Dann erlebt man das und ist oft sprachlos. Wenn Menschen in großem Leiden plötzlich hindurchgetragen werden, wie ein Adler, hoch drüber sind, dann gilt das auch für uns.
„Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht: Christus.“ Amen.