Philipper 2,13-30 lautet:
Denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.
Tut alles ohne Murren und ohne Zweifel, damit ihr untadelig und lauter seid, Kinder Gottes ohne Tadel mitten unter einem verkehrten und verdrehten Geschlecht, unter dem ihr leuchtet wie Lichter in der Welt.
Haltet fest am Wort des Lebens, damit ich am Tag Christi rühmen kann, dass ich nicht vergeblich gelaufen bin und nicht vergeblich gearbeitet habe.
Ja, auch wenn ich geopfert werde, als Trankopfer eurer Glaubensgabe und eures Glaubens, freue ich mich und freue mich mit euch allen.
Ebenso freut euch auch ihr und freut euch mit mir.
Ich hoffe aber im Herrn Jesus, bald zu euch zu kommen und euch wieder aufzufrischen.
Ich habe euch sehr im Herzen, allezeit in meinen Gebeten, wenn ich mit euch allen um eure Teilnahme an der Gnade Gottes bitte.
Denn ihr seid mir geworden wie ein Schatz, wie meine eigenen Kinder. Darum ermahne ich euch, dass ihr so wandelt, wie es des Evangeliums würdig ist.
Damit ich, wenn ich komme und euch sehe, von euch ermutigt werde durch euren Glauben.
Dass ihr aber auch miteinander und miteinander einmütig seid, nach dem Beispiel des Glaubens an Christus Jesus.
Darum ermahnt einander und erbaut einer den anderen, wie ihr es auch tut.
Ich freue mich im Herrn sehr, dass ihr nun wieder an mir denkt. Ihr habt ja allezeit an mich gedacht, aber ihr hattet keine Gelegenheit.
Nicht dass ich des Mangels wegen rede; denn ich habe gelernt, in dem Zustand, in dem ich bin, zufrieden zu sein.
Ich weiß, was es heißt, gering zu sein, und ich weiß, was es heißt, Überfluss zu haben; in allem und in jedem bin ich unterwiesen, sowohl satt zu sein als auch zu hungern, sowohl Überfluss zu haben als auch Mangel zu leiden.
Ich vermag alles durch den, der mich stark macht, Christus.
Dennoch habt ihr wohl getan, dass ihr Anteil an meiner Drangsal nehmt.
Ihr wisst ja auch, Philippa, dass am Anfang des Evangeliums, als ich aus Mazedonien wegzog, keine Gemeinde mit mir teilnahm an meiner äußeren Not außer euch allein.
Denn auch in Thessalonich habt ihr mir einmal und zweimal geholfen zu meinem Bedarf.
Nicht, dass ich nach der Gabe suche, sondern ich suche den Fruchtbringenden Zuwachs, der euch zugutekommt.
Ich habe aber alles und habe Überfluss; ich bin reich geworden durch den, der mich stärkt, Christus.
Denkt an die, die euch vorangegangen sind und im Evangelium gesprochen haben, wie ihr dem Glauben folgt und dem Beispiel ihres Lebens.
Timotheus aber habe ich euch gesandt, meinen geliebten und treuen Sohn im Herrn, der euch an meine Stelle erinnert, wie ihr wandeln sollt im Herrn, wie ich es euch lehre, damit ihr feststeht.
Darum ermahnt ihn, dass er ohne Furcht mit den Widersachern des Evangeliums umgeht.
Denn viele wandeln als Feinde des Kreuzes Christi; ihr Ende ist der Verderben, ihr Gott ist ihr Bauch, und sie rühmen sich dessen, was auf Erden schandhaft ist.
Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus erwarten als Retter.
Er wird unseren Leib der Niedrigkeit verwandeln und wird ihn gleichgestalten seinem Leib der Herrlichkeit, nach der Kraft, mit der er sich auch alle unterwerfen kann.
Darum, meine geliebten Brüder, seid fest, unerschütterlich und nehmt immer zu im Werk des Herrn, weil ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist im Herrn.
Ich ermahne Evodia und ich ermahne Syntyche, dass sie einmütig seien im Herrn.
Ich bitte auch dich, mein wahrer Gefährte, hilf ihnen, die mit mir für das Evangelium gekämpft haben, zusammen mit Klemens und meinen übrigen Mitarbeitern, deren Namen im Buch des Lebens sind.
Freut euch im Herrn allezeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!
Eure Milde soll allen Menschen bekannt werden. Der Herr ist nahe!
Sorgt euch um nichts, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden.
Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus.
Weiter, Brüder, was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was wohllautend, was Tugend ist und was Lob verdient, darauf seid bedacht!
Was ihr gelernt und empfangen und gehört und gesehen habt bei mir, das tut; und der Gott des Friedens wird mit euch sein.
Ich freue mich im Herrn sehr, dass ihr nun wieder an mich denkt. Ihr habt ja allezeit an mich gedacht, aber ihr hattet keine Gelegenheit.
Einführung in die Berufung zum Licht
Also, meine Lieben, wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, so seid es nicht allein in meiner Gegenwart, sondern auch vielmehr in meiner Abwesenheit. Schafft, dass ihr selig werdet mit Furcht und Zittern. Denn Gott ist es, der in euch wirkt, sowohl das Wollen als auch das Vollbringen zu seinem Wohlgefallen.
Tut alles ohne Murren und ohne Zweifel, damit ihr ohne Tadel und lauter Gotteskinder unsträflich mitten unter einem verderbten und verkehrten Geschlecht seid. Unter diesem scheinet ihr als Lichter in der Welt, indem ihr an dem Wort des Lebens haltet. Das geschieht mir zum Ruhm am Tage Christi, damit ich nicht vergeblich gelaufen bin noch vergeblich gearbeitet habe.
Und ob ich auch geopfert werde bei dem Opfer im Gottesdienst eures Glaubens, so freue ich mich und freue mich mit euch allen. Dessen sollt ihr euch auch freuen und mit mir freuen.
Ich hoffe aber in dem Herrn Jesus, dass Timotheus bald zu euch gesandt wird, damit auch ich erquickt werde, wenn ich erfahre, wie es um euch steht. Denn ich habe keinen, der so ganz meines Sinnes ist und so herzlich für euch sorgen wird. Denn sie suchen alle das Ihre, nicht das, was Christi Jesu ist.
Ihr aber wisst, dass er sich bewährt hat, denn wie ein Kind dem Vater hat er mit mir am Evangelium gedient. Ihn hoffe ich alsbald zu senden, wenn ich erfahren habe, wie es um mich steht. Ich vertraue aber in dem Herrn, dass auch ich selbst bald kommen werde.
Ich habe es aber für nötig angesehen, den Bruder Epaphroditus zu euch zu senden, der mein Gehilfe und Mitstreiter sowie euer Bote und Helfer für mich ist. Denn er hatte nach euch allen Verlangen und war tief bekümmert, weil ihr gehört hattet, dass er krank gewesen sei. Er war auch todkrank, aber Gott hat sich über ihn erbarmt, nicht allein über ihn, sondern auch über mich, damit ich nicht eine Traurigkeit über die andere hätte.
Ich sende ihn nun desto eiliger, damit ihr ihn seht und wieder fröhlich werdet und ich auch weniger Traurigkeit habe. So nehmt ihn nun im Herrn mit allen Freuden auf und habt solche Leute in Ehren. Denn um des Werkes Christi willen ist er dem Tode so nahe gekommen, dass er sein Leben gering achtete, um euch in eurer Stadt zu dienen.
Die Herausforderung der Berufswahl und die wahre Berufung
Nun sind wir beim dritten Abschnitt unseres Briefes angekommen. Es geht weiter: der erste Teil, dann das letzte Mal, „Leben ist möglich“ – heute lautet die Überschrift „Berufen zum Licht“. So möchte ich es zusammenfassen und überschreiben: Berufen zum Licht.
Schon öfter habe ich es erwähnt: Für unsere jüngere Generation ist die Berufsfrage sehr schwierig geworden. Wie wird heute ein Beruf entschieden? Die einen meinen, und es ist auch so, dass beim Beruf oft die Note entscheidet – etwa beim Abitur.
Ein Beispiel: Jemand sagt, eigentlich wollte ich Metzger werden. Aber nun habe ich 1,2 im Examen. Was bleibt mir anderes übrig, als Medizin zu studieren? Also mache ich eben Medizin, weil ich eine gute Note habe und deshalb diese Laufbahn einschlage. Die Note entscheidet. Ebenso bei einem anderen, der sagt: Eigentlich wollte ich Englisch studieren, aber das hat nicht geklappt. Jetzt werde ich eben Polizeibeamter. Er lässt sich vielleicht von der Note leiten, die er geschrieben hat. Die Note entscheidet.
Bei anderen entscheiden die Berater. Sie erklären, dass es eigentlich nur noch zwei Bereiche gibt, in denen man sein Brot verdienen kann: die Elektronik und die Datenverarbeitung. Alles andere könne man vergessen. Nur befürchte ich, wenn alle Elektronik und Datenverarbeitung machen, wer backt dann übermorgen die Brötchen für uns? Das ist eine andere Frage. Aber alles andere sei sinnlos – so sagen es die Berater, die gegenwärtig sehr gefragt sind.
Eine dritte Möglichkeit ist, dass die Verwandtschaft entscheidet. Bei uns in der Familie ist es seit Generationen so: Der Vater ist Schornsteinfeger, es gibt gar keine andere Möglichkeit, als dass du auch schwarz wirst. Du musst einfach, weil es in der Familie ist, dieses Geschäft einmal übernehmen.
Sicher gibt es auch noch die Möglichkeit, dass der Zufall entscheidet. Man läuft an etwas vorbei, weiß nicht warum, und der Zufall führt einen dorthin.
In dieser Problematik meldet sich auch Paulus mit diesem Text zu Wort. Er sieht sicher die Probleme, auch die Frage, welchen Beruf und welchen Weg man einschlagen soll. Doch von hier aus kann man sagen: Letztlich ist es zweitrangig, welchen Beruf man ergreift. Erstrangig ist immer unsere Berufung.
Und diese Berufung ist nach Paulus glasklar: Ob als Mediziner, Jurist, Polizeibeamter oder Kanalarbeiter bei der TWS – ganz gleich. Hauptsache, sagt er, du lässt dich berufen zum Licht. Nicht zum Kirchenlicht, sondern zum Himmelslicht.
Das ist die Mitte, Vers 15: „Dass ihr scheinet als Lichter in der Welt.“ Darauf kommt es an, dass ihr als Lichter in der Welt scheint. Dann ist es egal, ob man diesen Beruf oder jenen hat, ob man an dieser oder jener Stelle sein Geld verdient. Wenn wir unserer Berufung treu bleiben, wird unser Weg erfüllt sein, auch wenn es der Weg ist, den wir nicht einschlagen wollten. Auch wenn unsere Situation heute noch nicht gefällt – wenn wir nur an dieser Stelle Lichter sind.
Die Bedeutung des Lichts als Orientierung
Wichtig ist die Bedeutung hier: Wenn wir Licht hören, denken wir natürlich zuerst an Kerzenlicht oder an das Licht, das hier oben herunterscheint. Wir denken an Neonlicht, an die Lichter an unserem Auto, an Nebelscheinwerfer oder an Dampflampen. Doch richtig übersetzt müsste es hier heißen, dass ihr scheinet als Sterne in der Welt.
Darauf kommt es nicht an – ein bedeutendes Kirchenlicht zu werden –, sondern darauf, Stern zu sein. Bitte nicht starr, das ist die falsche Richtung des Denkens, sondern ganz Stern, denn dieser Begriff, der hier steht, taucht schon im Schöpfungsbericht auf, im ersten Kapitel Mose 1. Dort hat Gott die Gestirne an den Himmel gestellt, und so will er uns in der Welt auch haben: wie diese Sterne.
Wenn wir es mit den Sternen zu tun haben, dann vielleicht die meisten von uns aus Hobby. Man besorgt sich oder lässt sich zum Beispiel zu Ostern ein Spektiv schenken, und dann geht man bei ordentlichem Wetter ans Dachfenster und schaut mit diesem Fernrohr hinauf. Sie müssen das einmal machen und ausprobieren. Sie werden merken, wie schlecht die Luft tatsächlich bei uns ist und an wie wenigen Tagen Sie den Sternenhimmel wirklich so über Stuttgart sehen können, dass Sie nach den Sternen schauen können.
Aber trotzdem gelingt es manchmal. Dann ist es ein Hobby, ein Zeitvertreib, Sterne zu suchen und Sternbilder ausfindig zu machen. Hier sind die Sterne anders gemeint. Damals war es eine Zeit ohne Radargerät, ohne Kreiselkompass, ohne Funkwellen. Man fuhr zur See nur nach den Sternen. Auch heute noch lernen Piloten und Kapitäne, sich nach Sternen zu orientieren, falls ihre Geräte ausfallen.
Man weiß: An Sternen kann man sich orientieren. Andere sollen sich an Sternen orientieren können. Das ist die Bedeutung dessen, was hier gemeint ist: Ihr sollt scheinen als Lichter, als Sterne in der Nacht. An euch soll man sich orientieren können, an euch sollen andere den Kurs bestimmen, an euch sollen andere den Weg zum Ziel finden.
Sterne – man muss hier noch einmal daran denken – sind immer eingebunden in ein Sonnensystem. Ein Stern gehört, egal wo er steht, in ein größeres System hinein. So ist es auch bei uns. Jesus sagt: „Ich bin das Licht der Welt“, oder in Offenbarung 22: „Ich bin der helle Morgenstern“. Nur die, die um diese Mitte kreisen, die von diesem Mittelpunkt, Stern oder Himmelskörper angezogen sind, gelten tatsächlich als Sterne und bringen einen Nutzen.
Sterne sind eingebunden in ein System, und wir sind eingebunden in diesen Herrn. Sterne von sich aus haben überhaupt nichts zu sagen. Die Zukunft liegt nicht in den Sternen, wir können letztlich keine Auskunft geben. Nur durch unsere Stellung haben wir eine Orientierungsaussage. Die Sterne können durch den Winkel, in dem sie stehen, den Kapitänen als Lotse dienen.
So ist es: Ein auf die Erde heruntergefallener Stern ist dunkel, schwarz, verbrannt – eben fast wie ein Stein, wie jeder andere auch. Manche Christen gleichen solchen herausgefallenen Sternen, die kurz aufgeglüht sind und dann verbrannt, jetzt aber nur noch herumliegen. Sie waren einmal, aber sie sind es nicht mehr.
Wer aus diesem System, aus dieser Beziehung zu dieser Mitte herausbricht, ist nichts mehr. Er gehört ins Museum, kann angestaunt und beschrieben werden, nützt aber nichts mehr zur Orientierung. Sterne haben von sich aus nichts zu sagen, sondern nur in ihrer Beziehung zu diesem Herrn.
Und es kommt nicht auf die große Zahl dieser Sterne an. Wenn gestern und vorgestern wieder in Mutlangen oder anderswo demonstriert wurde, dann hat das gar keinen Wert, wenn da nur zwei Menschen sind. Dann nützt das nichts, es kommt nicht in die Zeitung, und es hat keinen Effekt. Das heißt, das sind zwei Wanderer irgendwo da oben, die kein Aufsehen erregen und nichts bewirken.
Eine Demonstration wirkt erst durch die vielen. Oder bei einem Demonstrationsgottesdienst – ich habe immer Angst bei diesem Wort, als ob man Gottesdienste gegen etwas oder für etwas halten könnte. Gottesdienst ist immer Dienst für Gott und sonst nichts. Ich halte Demonstrationsgottesdienste für eine gefährliche Geschichte.
Es müssen viele sein, liebe Freunde. Ein einziger Stern genügt, ein einziger Stern, der richtig steht, um einer ganzen Flotte den Weg zu weisen. Ein einziger Stern am Himmel, der leuchtet, genügte, damit die Schiffe richtig ankommen. Einer, und alle anderen fahren richtig.
So müssen Sie es sich vorstellen: In der Schulklasse genügt ein einziger, der richtig steht, für die ganze Klasse. Ein einziger im Betrieb kann für den ganzen Betrieb genügen. Einer in einer Stadt oder drei oder fünf können Orientierung sein für viele.
Also, so ist es. Das ist unsere hohe Berufung. Daran werden wir heute Abend erinnert, unabhängig vom Doktortitel oder von der BAT-Stelle, vom Zahltag, völlig unabhängig.
Ich möchte es besonders denen sagen, die vielleicht an ihrer Stelle etwas traurig geworden sind, aus welchen Gründen auch immer. Die sich fragen, ob sie an der richtigen Stelle sind, ob sie nicht doch etwas anderes hätten lernen sollen oder vielleicht den Arbeitsplatz wechseln müssten. Ja, bis hin in die eigene Familie: Bin ich dort als Großmutter oder Tante am richtigen Platz?
All denen, die mit der Platzanweisung ihres Lebens nicht zufrieden sind und vielleicht sogar darunter leiden, ist dieser Vers gleichsam als Trost und Evangelium persönlich zugesagt an diesem Abend: Egal, wo du stehst – Hauptsache, du stehst als Stern. Als Richtungsstern an dieser Stelle, und alles andere wird dann richtig und ist richtig.
„Dass ihr scheinet als Sterne in der Welt“ – das ist diese großartige Berufung, und jeder von uns ist dazu berufen.
Die Quelle, Energie und Frucht des Lichts
Und nun drei Dinge zu diesem Licht: die Quelle des Lichtes, die Energie des Lichtes und die Frucht dieses Lichtes. In diesen drei Stufen möchte ich Sie durch diesen Text führen.
Die Quelle des Lichtes
Einmal ist die Quelle des Lichts, die hier klar angegeben ist, uns auch klar: Vers 16 fordert, dass ihr an dem Wort des Lebens festhaltet. Ganz klar, ein Licht leuchtet nur, wenn es Kontakt hat. Ein Licht leuchtet nicht einfach auf, sondern es ist mit der Energiequelle verbunden.
Das Wort des Lebens, die Bibel, ist unsere Energiequelle. Wir müssen dort verbunden sein, und zwar richtig verbunden. Ich erinnere mich an unser altes Tonbandgerät, das schon längst den Geist aufgegeben hat. Damals funktionierte es noch manchmal. Als wir es einmal zur Reparatur gaben, war ich höchst erstaunt, als die Reparatur hundert oder hundertzwanzig Mark kostete.
Ich fragte den Elektriker, das war noch vor fünfzehn Jahren, warum denn hundertzwanzig Mark. Er sagte, in diesem Gerät sei eine kalte Lötstelle gewesen. Die sieht man nicht. Es ist eine unterbrochene Verbindung. Bis man diese kalte Lötstelle findet, kostet das Zeit und Geld. Das sieht man nicht, aber es ist keine Verbindung da.
So denke ich manchmal, so ist es auch bei uns. Äußerlich ist alles in Ordnung, aber es gibt kalte Lötstellen in unserem Leben. Diese finden wir nicht, wir sehen sie gar nicht. Doch sie unterbrechen die Kraft, den Energiezufluss von der Quelle zu uns. Wo sind die kalten Lötstellen unseres Lebens? Wer findet sie? Sie müssen repariert werden.
Verbunden sein – Johannes 6: Du hast Worte des ewigen Lebens, nur du. Wer diesem Wort gehorsam ist, wer mit ihm verbunden bleibt, der wird Licht.
Mir ist gerade noch einmal diese Geschichte eingefallen, die, so großartig, ich glaube, das vorletzte Gemeindeblatt noch einmal berichtet hat. Eine alte Geschichte, die mich damals, als ich sie zum ersten Mal hörte, tief beeindruckt hat. Es ist die Geschichte von Georg Wölflin. Sie hat auch mit unserer Stadt zu tun.
Im Jahr 1634, nach der verlorenen Schlacht im August bei Nördlingen, waren die Evangelischen geschlagen. Die Katholischen rückten voran. Kroaten drangen in unser Land ein und machten alles nieder, was ihnen in den Weg kam. Heute weiß man kaum noch, wie schlimm das war.
Als wir kürzlich mit unseren Konfirmanden draußen in Scherndorf waren, erzählte uns Dekan Schiffbuch, wie damals Scherndorf niedergemetzelt wurde. Nur noch siebzig Leute blieben in dieser Stadt zurück. Diese Katholischen, diese Kroaten, kamen auch in unser Gebiet nach Kirchheim.
Georg Wölflin war Pfarrer in Auen unter Teck, damals noch Stadt Auen, ein kleiner Flecken. Ihm blieb nichts anderes übrig, als zu fliehen. Was er einpackte, war seine berühmt gewordene Reisebibel, die es damals schon gab. Er steckte sie ein.
Er hörte, dass nach Kirchheim keine Flucht mehr möglich sei, weil die Stadt besetzt war. Doch Nürtingen sei noch evangelisch. So kam er, soweit ich die Gegend gut kenne, über das Tiefenbachtal hinten herüber nach Nürtingen. Er kam in die Stadt, aber die Kroaten waren auch schon dort.
In seiner Verzweiflung floh er bis hinein in die Schlosskirche, wohl wissend, dass ihn das letztlich auch nicht retten würde. Dort muss er gesessen haben, die Bibel aufgeschlagen und lesend: 1. Timotheus 4,7-8: „Du hast deinen Lauf vollendet, du hast einen guten Kampf gekämpft.“
In diesem Augenblick drang ein Kroate herein und schlug mit dem Schwert zu. Wölflin muss versucht haben, den Schlag mit der Bibel abzuwehren. Die Bibel, die heute noch in der Stuttgarter Landesbibliothek aufbewahrt wird, hat einen tiefen Einschnitt von einem Schwert. Gerade die Seiten im Timotheus sind mit Blut bespritzt.
Danach wurde er mit einigen Pistolenschüssen niedergemacht. Diese Blutbibel, die Nürtinger Blutbibel, wird hier in Stuttgart aufbewahrt. Sie ist ein lebendiges Zeugnis für all jene, die es so hielten, wie es der Apostel meinte: dass ihr das Wort des Lebens haltet.
Nicht nur dieses Wort nach Hause tragen als Bibel von der Konfirmation, nicht nur hin und wieder lesen. Sondern sich daran halten, festhalten bis zum Tod – wie diese Blutzeugen. Das ist es. Das ist die Quelle des Lichts: dieses Wort zu halten, daran festzuhalten. Wenn alles andere bricht, daran will ich bleiben.
Die Energie des Lichtes
Die Energie des Lichtes ist die zweite Energiequelle, die Energie des Lichts. Wer mit diesem Licht, mit dieser Energiequelle in Kontakt kommt, fängt an, sich zu bewegen. Er beginnt zu arbeiten und zu schaffen, wie es hier steht: schaffen. Das verstehen die Schwaben sehr gut, denn für sie bedeutet schaffen nicht nur arbeiten wie ein Roboter, der an eine Kraftquelle angeschlossen ist und einfach funktioniert.
Der Mensch funktioniert nicht einfach so. Er ist kein Roboter, kein Computer und keine Marionette, sondern ein Geschöpf, das mit Gottes Verstand und Willen begabt ist. Das Geschöpf wird von seinem Geist angetrieben, lebendig und leuchtend gemacht, um zu schaffen.
Im Schwäbischen klingt „schaffen“ in Richtung „wühlen“ – einfach etwas tun. So wie ich kürzlich einen Mann beerdigt habe, und man mir erklärte: „Ja, wissen Sie, wir wohnten vorher in der Konrad-Adenauer-Straße in einem Haus. Dort gab es einen Hinterhof, und der Mann hatte seinen Umtrieb.“ Das versteht eigentlich nur ein Schwabe, was es bedeutet, einen Umtrieb zu haben. Er kehrte dort, machte Holz und war nicht faul, er hatte seinen Umtrieb.
Nun musste er aus diesem Haus ausziehen, weil es verkauft wurde. Er wurde in die Uhlenstraße verpflanzt, in ein Mehrfamilienhaus mit drei Zimmern und einer Glastür, mehr nicht. Kein Vorder- und kein Hinterhof, er hatte keinen Umtrieb mehr – und er starb.
Das ist hier nicht nur gemeint, sondern auch, dass man einen Umtrieb hat. Der Begriff „schaffen“, der hier steht, bedeutet nicht, auf halbem Wege stehenzubleiben, sondern zum Ziel zu kommen. Das ist das Schaffen im griechischen Sinn.
Es ist wie bei einem Schwerkranken: Wenn er bis in den Rettungswagen geschafft ist, ist er noch lange nicht gerettet. Er ist erst auf halbem Wege. Er muss ganz bis auf die Intensivstation gebracht werden. So meint es der Text auch: Wenn ihr schafft, schafft nicht nur, dass irgendetwas geschafft ist, sondern dass ihr bis zum letzten Ziel kommt und nicht auf halbem Wege stehenbleibt.
Mit Furcht und Zittern – das haben wir schon oft gehört und auch oft bedacht. Übrigens steht das schon im zweiten Psalm, Vers elf: „Dienet dem Herrn mit Furcht und freut euch mit Zittern.“ Man fragt sich: Ist das nicht nur alttestamentlich? Sind wir nicht berechtigt, mit Gott inniger umzugehen als jene Frommen des Alten Testaments, nachdem wir durch Christus in den Stand der Kindschaft aufgenommen worden sind?
Es stimmt, dass wir aus Sklaven, aus Knechten Kinder geworden sind. Aber der Gott, der uns als Kinder angenommen hat, hat sich nicht gewandelt. Er ist und bleibt der heilige Gott. „Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth.“ So gewiss wir ihm in kindlicher Zuversicht nahen dürfen, so wenig hat er mit jenem Herrgott zu tun, den wir so leichtfertig im Munde führen.
Nicht nur jener Bub, der nach Hause kam und sagte: „Mama, ich habe einen ganz frommen Lehrer, einen ganz frommen Lehrer.“ Und man fragte: „Wieso ist der so fromm?“ Er antwortete: „Ach, jedes Mal, wenn ich meine Aufgaben zeige, sagt er: ‚Ach Gott, ach Gott.‘“ Sie kennen das immer wieder – dieses „ach Gott, mein Gott“, dieses so leichtfertige, über die Zunge und über die Lippen gehende. Das ist hier nicht gemeint.
Wer sich doch diesem Herrn naht, im Gebet mit Gott Zwiesprache hält, der bleibt und muss sich seiner Majestät bewusst bleiben. In der Pfingstgeschichte heißt es, es kam aller Seelen Frucht an – so wird von den ersten Christen berichtet, die sich am Pfingstsonntag dort versammelten.
Albrecht Bengel, der schwäbische Theologe, kommentiert dazu: „Habebant enim Deum praesentem“ – sie hatten nämlich Gott gegenwärtig. Wer Gott gegenwärtig hat, der weiß um diese Frucht. Wer weiß um diese Ehrfurcht, der kennt noch etwas von diesem „Heilig, heilig, heilig“.
Dann ist dieser Gott nicht zum Freund geworden, zum Kumpel, den man auf die Schulter schlagen kann, sondern vor dem man liegt und den man im Gebet nur anruft: „Herr, sei du mir gnädig!“ Paulus ist in bester Gesellschaft, wenn er uns auffordert, ihn mit Furcht und Zitter anzurufen.
Vielleicht die Frage noch: Warum dieses schroffe Nein zur Sicherheit? Darum, weil wir, was unser Heil betrifft, ganz auf Gott angewiesen sind. Gott ist es, der in euch wirkt – sowohl das Wollen als auch das Vollbringen zu seinem Wohlgefallen. Wenn er nicht beides wirkt, würde keiner ans rettende Ufer gelangen. Es liegt ausschließlich an ihm.
Ihn nun zu sehen, darauf kommt es an. Diesen Gott nicht mehr als Stockmeister und Henker zu sehen, wie Luther gesagt hat, aber doch als den, der heilig ist und in der Heiligkeit lebt. Nur so sind wir imstande, den Kampf des Glaubens durchzuhalten, das heißt, als Lichter zu brennen.
Wenn wir fragen, was diese Energie schafft, müsste einmal auf die Beweglichkeit hingewiesen werden. Liebe Freunde, es ist nicht wahr, dass wir immer und in allem dem alten Atem in uns treu bleiben müssen. Manchmal denken wir, es ändere sich nichts und es ließe sich auch nichts in unserem Leben ändern.
Es ist nicht wahr, dass sich nichts ändert. Sicher werden wir nicht alles von uns abstoßen können, was diesem Gott nicht gefällt. Aber Dinge lassen sich bewegen durch diesen Herrn der Wollen und Vollbringenschaft.
Christsein bedeutet eben doch einen Bruch mit der Lebensart des natürlichen Menschen. Im Leben der Kinder Gottes darf etwas Neues, Lebendiges werden durch diesen Herrn. Gott schenkt dieses Neue mitten unter einem krummen und verdrehten Geschlecht.
Krumm, weil es krumme Touren liebt, und verdreht, weil es Gott den Rücken zudreht, eine verkehrte Lebensrichtung einschlägt und alle Maßstäbe verrückt. Wir können das nicht ändern, so sehr wir gegen den Strom schwimmen.
Die Welt bleibt Welt, bis der Herr kommt und sagt: „Ich mache alles neu.“ Aber wir können erleuchten und anderen Richtung geben, also Beweglichkeit zeigen. Und das andere ist die Gelassenheit.
Die Gelassenheit ist das, was alles tun lässt, ohne Murren, ohne Meckern, liebe Freunde. „Christ sein ohne Meckern, das wär’s, wenn man das fertig kriegte.“
Das Wort „Gorgismus“, das hier steht, ist lautmalend und bedeutet Nachvollziehen, Meckern. Es kommt im Alten Testament nur an einer einzigen Stelle vor, die Sie auch kennen, nämlich dort, wo das Volk unterwegs ist, so viel erlebt und dann anfängt, zu murren und unzufrieden zu sein.
Der Hebräerbrief, der diesen Gedanken aufnimmt, sieht uns auch so. Man ist auf dem Weg, Gott hat uns unendlich viel getan bis zum heutigen Abend, und wir sind so unendlich unzufrieden. Wir meckern, wir meckern sicher auch an uns herum, aber vor allem an den anderen, die auch vor allem schuld sind, an jenem, und das passt uns nicht.
Eine einzige Meckerei. Und Paulus sagt, dieses Leben als Licht ohne Meckern – dieses Meckern, dieses Murren – muss abgestellt werden. Wissen Sie, Freunde, Gott will es machen, dass die Sachen gehen, wie es heilsam ist.
Lass die Wellen höher schwellen, wenn du nur bei Jesus bist. Und wenn Sie morgen früh wieder an eine Sache denken und zum Meckern anfangen wollen, ist es doch gar kein Wert. Es bringt Ihnen auch nichts, außer Kummer und Sorge.
Gott will es machen, dass die Sachen gehen, wie es heilsam ist – auch in Ihrem Leben. Gelassenheit und das Dritte ist die Lauterkeit.
Die Lauterkeit als Reinheit des Lebens
Lauterkeit ohne Tadel. Das Wort Akeiros bedeutet eigentlich „unvermischt“ und stammt aus dem Weingeschäft. Dort ging es um Wein und Milch, eine Mischung, die wir auch kennen. Besonders nach dem Krieg wurde Milch oft gepanscht. Die Milch hatte dann einen bläulichen Rand, den ich noch genau vor Augen habe – so blau wie der Himmel.
Ich erinnere mich auch an eine berühmte Milchhandlung in Kirchheim, die passend „Lauter Wasser“ hieß. Manchmal hatte man den Eindruck, dass Milch und auch Wein gepanscht waren. Ich möchte dem Weingärtner nicht zu nahe treten, aber bei einfachen Weinen war oft billiger Wein oder ausländischer Zuckerzusatz enthalten. Wenn man Wein trinkt oder kauft, möchte man doch einen reinen, unvermischten Wein. So will Gott auch unser Leben: nicht vermischt, nicht „lauter Wasser“, nicht gemischt mit allem Möglichen.
Christsein soll pur sein, rein und lauter – das ist hier gemeint. So sollen wir sein: eindeutig, ein Licht, das nicht aufdringlich ist. Es ist ein stilles Licht, aber dennoch hell genug, um den Verirrten den Weg zu zeigen. Die Welt mag sich an solchen Christen stoßen oder ihnen dankbar sein. Ein Orientierungspunkt ist ein solcher Christ auf jeden Fall.
Nun frage ich, ob wir nicht alle, so wie wir heute Abend hier sind, in unserem Leben schon solchen Christen begegnet sind. Es waren keine Heiligen oder Halbgötter, sondern Menschen mit Fehlern, Schwächen und Gebrechen. Doch man spürte ihnen an, dass sie wussten, wem sie gehörten. Sie waren anders als die große Masse. Weniger durch ihre Worte, sondern durch ihr ganzes Wesen wirkten sie auf uns. Sie gaben uns Mut, trotz aller Zweifel und Enttäuschungen noch einmal mit Jesus und seiner Botschaft zu versuchen.
Von vielen Seiten wird heute Kritik an der Christenheit geübt, und das Lamento über ihr Versagen will kein Ende nehmen. Dennoch möchte ich behaupten, dass Gott keinen von uns so stiefmütterlich behandelt, dass er ihm nicht doch ein solches Licht in den Weg gestellt hätte.
Als ich an dieser Stelle für mich überlegte, wer es bei mir war, fiel mir plötzlich ein Mann in einer ganz schweren Zeit ein: 1945, als es noch drunter und drüber ging, bevor die Franzosen das Land einnahmen. Mein Vater sollte noch einmal in den Krieg ziehen oder verhaftet werden, weil er immer noch kein Parteimitglied war. Meine Mutter stand mit den kleinen Kindern da, als es läutete. An unserer Haustür stand der katholische Priester, der katholische Pfarrer, und übergab einen Hausspruch, der heute noch in meinem Haus hängt – ein Spruch, den ich geerbt habe.
Dort steht nur der Segensspruch: „Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit.“ Er sagte nichts, er gab ihn nur ab. In schwerster Zeit war dieser katholische Priester ein Licht mitten in der Nacht. Ich erinnere mich, wie mein Vater den Spruch selbst im Hausgang aufhängte. Von da an wusste man wieder besser: Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang.
Oder am letzten Samstag, als wir einen 76-jährigen Fabrikanten beerdigten. Er hatte sich sein Leben lang der Sache Jesu verschrieben, insbesondere in Eberstadt. Dort gab es ein Meer von Kränzen und Blumen. Interessant war, dass in den vielen Nachrufen immer wieder eines betont wurde: Er war anders als andere, er war Christ.
Seine Mitarbeiter wussten es. Jeden Morgen hatte er in seinem Betrieb in der Chefstube eine Gebetsgemeinschaft mit acht Abteilungsleitern und vier Arbeitern. Jeder wusste es, und jeder wusste auch, warum in dieser Fabrik bis heute kein Schluck Alkohol getrunken werden darf. Wer eine Flasche trinkt, wird entlassen – bei sieben Arbeitern.
Das sind eindeutige Zeichen, Lichter in einer Welt. Und ich habe auch den Wunsch für mein Leben und sicher auch für Ihres, an der Stelle, an der man steht, ein Stückchen aufleuchten zu können. Zeigen zu können, dass es sich lohnt, auf diesem Weg weiterzugehen, mitzumachen, mit denen, die schaffen, dass man selig wird.
Die Früchte des Lichts: Paulus, Timotheus und Epaphroditus
Noch ein letztes und kurzes Nachfolgen des Lichtes: Hier sind gleich drei Folgen beschrieben, drei Früchte könnte man auch sagen – Paulus selbst, Antimochius und Epaphroditus.
Paulus selbst ist eine Frucht dieses Lichtes. Er sagt ja, er gebe sich zum Opfer hin – nicht zu einer Kollekte, sondern zum Opfer. Dabei denkt er an 2. Mose 29. Damals im Tempel, in Jerusalem, wurde jeden Abend und jeden Morgen ein Versöhnungsopfer dargebracht. Lämmer wurden geschlachtet. Morgens und abends wurde in diesem großen Feueropfer ein kleiner Kelch mit Wein als Beigabe hineingeschüttet. Das war das kleine Trankopfer, das hinzukam.
Paulus sagt, das große Opfer ist geschehen: Jesus Christus. Aber sein kleines Leben soll als Trankopfer dazugeschüttet werden. So sieht er es und sagt: Wenn ich dabei umkomme, wenn mein Leben verschüttet wird, dann ist das nur Anlass zur Freude. Dann freut euch, dass ich Beigabe zum großen Opfer werden darf und mit Freuden dazu bereit bin.
Die Hingabe seines Lebens zum Martyrium ist wohl die letzte Stufe des Glaubens überhaupt. Warum das überhaupt möglich ist, hat, liebe Freunde, mit Ostern zu tun. Paulus weiß, dass die letzte Stunde nur der Anbruch der neuen Stunde der Ewigkeit sein wird. Ohne Ostern wäre das nicht zu begreifen. Paulus ist eine Frucht dieses Lichtes.
Die zweite Frucht ist Timotheus, dieser treue Diener, der zeitlebens immer der treue Diener war, die rechte Hand des Paulus, der alle Aufträge erfüllte. Und ich meine, es stimmt schon, wenn einer schrieb: Timotheus gilt als Schutzheiliger aller Menschen, die sich gern mit dem zweiten, dritten oder vierten Platz begnügen, wenn sie nur dienen können. Schön, Timotheus als Schutzheiliger für die, die immer im Licht von anderen stehen müssen und stehen – treue Diener, die darin die Erfüllung ihres Lebens finden.
Die letzte Frucht ist Epaphroditus. Er ist mit nach Rom gegangen, hat viel gegeben, sich zu einem Verbrecher stellen müssen und dort bei Paulus gelebt. Er hat sein ganzes Leben aufs Spiel gesetzt. In Rom ist er schwer erkrankt, dem Tode nahe. Aber Gott verschonte Epaphroditus, er wurde noch einmal gesund. Paulus entschied sich daraufhin, ihn zurückzuschicken.
Dabei bestand die Gefahr, dass die Leute zuhause sagten: Epaphroditus ist abgehauen, er ist Feigling geworden, er hat sich gedrückt. Deshalb gibt Paulus ihm hier einen Empfehlungsbrief mit. Er ist kein Feigling, er ist kein Rüggeberger. Paulus nennt ihn "Bruder", "Helfer", "Apostel" – empfangt ihn entsprechend!
Paulus will ihm den Heimweg und die Rückkehr erleichtern. Selbst im Schatten des Todes macht sich Paulus Gedanken, wie es seinem Helfer geht. Er sagt von ihm, er habe sein Leben gering geachtet. Er hat sein Leben aufs Spiel gesetzt, unbekümmert wagte er um Jesu willen sein Leben.
Und da ist mir zum Schluss noch Folgendes eingefallen: In der Frühkirche gab es eine Gemeinschaft der Parabolanis, genannt die Tolkünen. Sie hatten sich zur Aufgabe gemacht, Kranke und Gefangene zu besuchen, auch wenn sie ansteckend waren.
Als im Jahr 252 n. Chr. in Karthago die Pest ausbrach, warfen die Einwohner die Heiden alle Leichname hinaus und flohen voller Entsetzen. Zyprian, der christliche Bischof von Karthago, versammelte daraufhin seine Gemeinde um sich und befahl, die Toten zu begraben und die Kranken in der Stadt zu pflegen – trotz allem.
So retteten sie unter Einsatz ihres Lebens die Stadt vor Verödung und Untergang. Die Welt, liebe Freunde, lebt davon, dass es solche Menschen gibt. Die Welt lebt davon, dass es Epaphroditus gibt, solche Parabolanis, die ihr Leben ganz für Christus einsetzen und damit ganz ihm gehören – dass ihr scheinet als Lichter in der Nacht.
Schlussgebet
Wir wollen beten, Herr Jesus Christus. Du weißt, wie es in unserem Leben aussieht. Wir haben nicht nur viel Dunkelheit um uns herum, sondern auch Dunkelheit in uns. Deshalb können wir nichts weitergeben oder hinaustragen.
Herr, Du kannst das ändern. Du kannst unser Leben dazu benutzen, dass andere Orientierung finden – unsere Kinder, unsere Enkel, unsere Freunde und Nachbarn, die Menschen in dieser Stadt und in dieser Welt. Wir bitten Dich, dass Dein Licht scheine und wir in diesem Licht selbst zu etwas werden, das Dir gefällt.
Mach aus unserem Leben etwas Besonderes. Mach es wertvoll und erneuere es.
Wir danken Dir, Herr, für Ostern, für diese Osterfeiertage und für die Botschaft der Auferstehung und des neuen Lebens. Wir danken Dir für diesen strahlend schönen und warmen Tag und für diesen Abend.
Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt.