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Über den Tod hinaus wirken

23.11.1980Johannes 4,14

Ein Versprechen, das Hoffnung schenkt

 Johannes 4,14 ist das Wort, das über unserer letzten Predigt dieser Reihe „Faustpfände des Glaubens“ stehen soll. Es ist eine Versprechung Jesu, an die man sich halten kann: „Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, der wird in Ewigkeit keinen Durst mehr haben, sondern das Wasser, das ich ihm gebe, wird in ihm eine Quelle werden, deren Wasser bis ins ewige Leben quillt.“

Herr, öffne uns die Augen, damit wir diese Quelle erkennen. Amen!

Wie Jesus doch die Menschen versteht! Dieses Wort stammt aus dem Gespräch, das Jesus am Brunnen mit der Frau führte, die ein so trauriges und belastetes Leben führte. Und das ist eine große Ermutigung für uns heute Morgen: Jesus versteht uns.

Es braucht bei ihm nicht lange. Er setzt sich nur kurz hin und spricht ein paar Worte, und dann spürt man, dass er uns viel besser versteht als andere Menschen, besser als Verwandte und sogar besser als die beamteten Seelsorger. Er sieht in die Tiefe unseres Lebens hinein und erkennt sofort, wo es uns schwerfällt, wo wir keinen Mut mehr haben und wo wir nicht mehr weiterkommen.

Heute ist Totensonntag, und viele von uns sind beschwert. Sie kommen nicht damit zurecht – wie soll auch ein menschliches Denken mit dieser Wunde fertigwerden? Wie sollen wir als Menschen je begreifen können, was im Tod überhaupt geschieht?

Und da sollen Sie wissen: Jesus redet jetzt gern mit uns. Er will dieses Gespräch mit Ihnen zu Hause in der Stille fortführen. Er hat viel Zeit und versteht Sie sehr gut. Sie dürfen ihm alles erzählen, Sie dürfen sich alles vom Herzen wegreden. Er hat das gerne, dafür ist er da, dafür hat er viel, viel Zeit.

Später hat er seinen Jüngern sogar gesagt, dass ihm das mehr wert ist als Essen und Trinken: Wenn er einen belasteten und traurigen Menschen aufrichten und ermutigen kann.

Die Gabe, die über Worte hinausgeht

Aber jetzt wollen wir darauf schauen, was Jesus gibt. Zuerst steht da eine Gabe im Mittelpunkt. Bleiben Sie nicht beim Gespräch stehen! Das ist heute bei uns so eine Mode geworden. Wir legen viel Wert auf Gespräche, und das stimmt ja auch, weil man oft keinen Menschen hat, mit dem man reden kann.

Meine Kinder kamen heute Morgen schon mit "Sonntag Aktuell" und hatten darin schon geblättert. Sie sagten, in Hamburg hat man eine Frau gefunden, die vier Jahre tot im Bett gelegen hatte, und niemand hat es bemerkt. Dass es so etwas in unserer Welt gibt, ist erschreckend. Mit dieser Frau hat niemand gesprochen, und niemand hat in vier Jahren bemerkt, dass sie tot war.

Aber so schön Gespräche auch sind, sie haben ihre Grenzen. Sie haben sicher auch schon erlebt, dass jemand mit Ihnen gesprochen hat und Sie sagten, es war richtig nett, dass derjenige einen Besuch gemacht hat, sich Zeit für Sie nahm, einfach zuhörte und sein Mitgefühl ausdrückte. Viele sagen dann auch, dass das Wort Gottes am Grab schön war, aber ist das alles? Sind das nur Worte? Decken wir damit nur das Geschehen hier zu?

Ich fürchte oft, dass manche auch im Gottesdienst nur Worte vermuten. Manche sagen: "Ach, das sind eben doch nur Worte, die Tatsachen sind ja ganz anders." Jesus spricht hier bei dieser Frau davon, dass er etwas gibt – etwas Reales, Handfestes, Wirkliches, das stärker ist als der Tod. Seine Worte sind nicht bloß dahingesprochen, sondern sie sind real, sie erreichen etwas und bewirken etwas.

Diese Frau konnte das nicht verstehen. Als Jesus mit ihr sprach und sagte: "Ich gebe dir Wasser", dachte sie: "Wer ist der denn?" Das mag daher kommen, dass wir, wie diese Frau, oft gar keine genaue Vorstellung haben, wer Jesus überhaupt ist. Das gehört zu den schlimmsten Verirrungen unserer Zeit, dass so viele Namenschristen nicht mehr wissen, wer Jesus ist.

Er ist der Sohn Gottes, wirklich. Er verfügt über die ganze Kraft Gottes. Er ist bei uns, bei Tag und bei Nacht. Er ist der Herr des Himmels und der Erde, der mächtige Heiland. Das ist nicht bloß irgendein großer Mensch, der einmal gelebt hat, sondern der Sohn Gottes heute unter uns. Und er will uns nicht bloß Worte geben, mit denen er uns in traurigen Augenblicken abspeist, sondern er will Gaben austeilen, die Traurigkeit, Lasten und Nöte ganz in den Schatten stellen.

Missverständnisse und wahre Bedürfnisse

Sie kennt Jesus nicht. Sie meint, er sei eben nur ein Mensch, so wie jemand, der zufällig vorbeikommt. So wie die Leute heute sagen: „Jesus, den will ich schon setzen und ehren. Das war sicher ein besonderer Mensch, aber er war eben doch nur ein Mensch.“ Die Frau gesteht Jesus zu, dass er besonders nett war – vielleicht sogar netter als sonst jemand zu ihr. Aber sie hat nicht begriffen, dass er über Gottes Gaben verfügt. Er kann jetzt die Traurigkeit durchbrechen und ein gescheitertes Leben von Grund auf erneuern.

Das lag auch daran, dass diese Frau sehr genaue Vorstellungen davon hatte, was sie braucht. Als Jesus sagt: „Ich gebe dir Wasser“, denkt sie: „Ah, Wasser, gut, dann muss ich nicht immer in der Mittagshitze zum Brunnen laufen.“ Es erscheint uns fast naiv und kindlich, wie diese Frau ihre äußeren Vorstellungen ihres Lebens auf das Gespräch überträgt. Doch seien wir ehrlich: Wie ist das bei uns?

Ich habe mich bei der Predigtvorbereitung tüchtig geschämt. Wie oft habe ich in solchen Augenblicken, wenn man mit einem Menschen zusammensitzt, der im Leben gescheitert ist, gedacht: „Die braucht jetzt jemanden, der sie versteht. Ich muss jemanden in der Nachbarschaft suchen, der sie täglich drei Stunden betreut. Wir brauchen jemanden, der ihr hilft, ihre Traumata zu bewältigen. Haben wir vielleicht einen christlichen Psychologen, der ihr hilft, ihre schrecklichen Erfahrungen mit Männern langsam zu überwinden? Oder gibt es in der Gemeinde einen Kreis, in den wir sie integrieren können?“

Das klingt doch alles gut. Und doch habe ich mich geschämt, weil ich oft gar nicht den Mut habe, den Menschen zu sagen: „Ihr braucht Jesus selbst, sonst nichts. Ihr braucht ihn. Er gibt euch Wasser.“ Wir sollten das in der Trauer sagen: „Ihr braucht Jesus.“ Wenn Menschen mit dem lebendigen Jesus zusammenkommen, dann wird ihre Traurigkeit überwunden.

Bei der Frau war es ja noch nicht die Traurigkeit des Todes. Es war nur das gescheiterte Leben, das verfehlte Leben, in dem man Genuss sucht, an der falschen Stelle bohrt und dann tief enttäuscht und mit schweren Wunden zurückkehrt. Jesus sagt dir: „Ich kann dir Gaben geben.“ Das ist viel größer als all die anderen Dinge, die wir oft an dieser Stelle setzen.

Wir sollten wieder neu lernen: Jesus will dir Gaben geben. Das ist heute so aktuell wie damals, als Jesus mit dieser Frau sprach. Die äußeren Dinge, die Hand, die mich hält – wir sagen oft: „Wir brauchen einen Menschen, der mich versteht.“ Doch das ist alles nur so äußerlich wie bei dieser Frau. Jemand soll ihr den Krug füllen, den sie zum Brunnen trägt – das ist doch nicht das Wichtigste.

Du brauchst jemanden, der deinen irdischen Tagen ewige Bedeutung gibt. Du musst dein Leben ganz neu leben können, aus der intensiven Füllung, die dir Jesus gibt.

Die Gabe des Heiligen Geistes als Quelle des Lebens

Eine Gabe will er geben. Er will selbst Menschen, die in Traurigkeit sind, etwas mitgeben – nicht die Worte, die ein Pastor am Grab spricht, nicht die Postkarten und Sprüche, die wir darauf schreiben, sondern das, was in diesen Worten steckt. Das will er selbst geben.

Jesus versteht uns viel, viel besser und weiß, was wir brauchen. Wir brauchen nicht nur Trostworte, sondern Heilung der Wunden, die uns belasten und uns so viel Not bereiten.

Jetzt müssen wir aber hinschauen, was diese Gabe ist – eine Gabe, die alles in den Schatten stellt. Was ist diese Gabe? Es sind nicht bloß Worte, die er gibt, obwohl es in den Worten steckt. Wie ist das? Jesus gibt sich uns selbst.

Jesus hat wenig später im Johannesevangelium noch einmal ganz deutlich davon gesprochen. Er sprach erneut von diesem Wasser. Es war mitten im Gottesdienst, da gab es eine Pause. Ich bin immer froh, wenn Sie den Gottesdienst nicht stören, aber Jesus stand einfach auf und rief mitten hinein in den Gottesdienst des Laubhüttenfestes: „Wer jetzt noch Durst hat, komme zu mir und trinke.“

Er bot den Menschen dieses Wasser an. Natürlich war das ein Bild, ein symbolisches Reden. Was meinte Jesus damit? Johannes sagt gleich dazu: „Er sprach aber von seinem Heiligen Geist, den er ausgießen wollte“ (Johannes 7,38).

Jetzt weiß ich nicht, wie ratlos viele sind am Toten Sonntag, wenn ich ihnen über den Heiligen Geist etwas sagen muss. Es ist erschütternd, wie viele Christen darüber keinen Bescheid wissen.

Doch das steht im Mittelpunkt der Verkündigung Jesu. Es ist das Wichtigste, was er uns geben will: Er will uns seinen Geist schenken. Das ist die Gabe.

Manche fragen: Was ist der Geist Gottes? In seiner Wirkung ist er gar nichts anderes als Jesus Christus selbst. Das ist eng verbunden mit dem, was Jesus heute in diesen Tagen tut. Wichtig ist, dass er durch seinen Heiligen Geist eine ganz enge Verbindung mit uns eingeht.

Unser trauriges, müdes, schwaches Leben wird plötzlich erfüllt von seiner Gegenwart. Im Alten Testament gibt es eine große Weissagung vom Geist Gottes: Ein Totenfeld, auf dem die Gerippe längst Verstorbener liegen. Da kommt der Geist Gottes und plötzlich werden diese Gerippe wieder lebendig.

Das ist eine ungeheure Prophezeiung. In einer Welt des Sterbens und des Todes, wo Menschen als einziges Lebensziel haben, in einen tiefen Abgrund zu stürzen – wo niemand sieht, wohin das führt –, kommt dieser Geist Gottes und macht lebendig!

Er will in das Leben dieser Frau eindringen und sie verwandeln und verändern. Das kann man kaum fassen. Er will das Leben völlig neu machen – bei dieser Frau.

Man kann sich das kaum vorstellen: Die Frau, die eben noch müde und bedrückt am Brunnenrand saß, hört das Versprechen Jesu: „Ich gebe dir Wasser zum Trinken.“

Und wenn du von diesem Wasser trinkst, wenn du den Geist Gottes empfängst, dann ist dein ganzes Leben, jeder Augenblick, den du noch hast, erfüllt von der Gegenwart Gottes.

Das ist ein Faustpfand, wenn Menschen Trost suchen. Ach, wenn sie nur Trostworte suchen, ist das zu wenig. Wenn sie sagen: „Ich suche nur Kraft, drei Pfund Kraft, vier Pfund Kraft, um meine Nöte zu bewältigen“, dann wird das nicht ausreichen.

Sie brauchen den Geist Gottes, der ihr Leben durchdringt. Wenn der Geist Gottes ihnen in ihrer Trauer geschenkt wird, können sie ganz neu aufschauen. Plötzlich sehen sie die Ewigkeit vor sich. Sie haben die Nähe Jesu vor Augen.

Wenn sie den Geist Gottes haben, können sie glauben. Dann können sie in der Traurigkeit Loblieder singen, weil der gute Heilige Geist Jesus in uns erfüllt.

„Trinke das Wasser, das ich gebe“, sagt Jesus. „Das wird bewirken, dass du in Ewigkeit keinen Durst mehr hast. Das wird dein Leben so erfüllen.“

Von Betreuungsfällen zu Segensquellen

Jetzt muss ich darüber sprechen, was all das in den Schatten stellt – alles andere, das man sonst hat. Die Frau war ein Betreuungsfall gewesen. Man hätte viele gebraucht, die sich um sie kümmern. Sie trug schwere Wunden aus ihrem Leben und konnte das, was ihre Vergangenheit an Schwerem mit sich brachte, nicht loswerden.

Doch Jesus verspricht ihr: Wenn du vom Geist Gottes nimmst, wirst du kein Betreuungsfall mehr bleiben, sondern zur Segensquelle für andere werden.

Liebe Schwestern und Brüder, hier liegt die Not unseres kirchlichen Lebens heute. Wir übernehmen uns mit vielfachen Betreuungsfällen. Hier müssen wir noch sein, dort ein Besüchle machen, bei anderen sitzen und die Hand halten. Es gibt so viele verzweifelte Menschen.

Wir wollen aber, dass verzweifelte, mutlose und zerbrochene Menschen selbst wieder Segensquellen werden. Geht das denn, wenn jemand einen psychischen Knacks hat? Geht das noch einmal? Natürlich! Denn der Geist Gottes kann sogar das Leben dieser Frau, die fünf Männer hatte und darüber jedes Gefühl für Liebe verloren hatte, neu machen.

So sehr, dass seinem Psychologen noch die Ohren wackeln würden. Das macht der Geist Gottes, der Totengebeine lebendig macht.

Sie verstehen meine Zurückhaltung, wenn ich nicht aus dem Nähkästchen plaudere, was wir in unserer Gemeinde erleben. Es gibt Erlebnisse, über die wir auch aus Rücksicht auf das Leben der Betroffenen Stillschweigen bewahren wollen. Seien Sie jedoch gewiss, dass ich nicht von dem erzähle, was wir hier erfahren haben, wie Gott im Leben so vieler Gottesdienstbesucher und Hauskreis-Teilnehmer in den letzten Monaten gewirkt hat.

Der Geist Gottes kam, und sie wurden verwandelt. Da wurde eine zerbrechende Ehe vollständig geheilt. Wenn Sie heute die beiden sehen, sagen Sie: „Die sind ja wie Brautleute!“ Was ist da passiert? Was ist geschehen, dass zwischen Sohn und Vater wieder etwas eingerenkt ist?

Was ist geschehen, dass aus einem verbitterten Menschen jemand wurde, der nicht aufhört, darüber nachzudenken, wie er Liebe weiterschenken kann? Jemand, der sich Tag und Nacht einsetzt – aus einem verbitterten und verkrampften Menschen wurde durch den Geist Gottes ein lebendiger Mensch.

Wer von dem Wasser trinkt, wird ein Brunnen werden. Das ist das bildhafte Sprichwort. Es geht darum, dass man das Wasser trinkt und dadurch selbst zum Brunnen wird. Das gibt es in unserem natürlichen Denken nicht, deshalb verstehen wir nicht, was sich da ereignen soll. Doch wirklich, das meint Jesus: Betreuungsfälle werden zu Segensquellen.

Es ist nicht der Sinn, dass die Kirche alle Nöte der Welt durch ihre Betreuungskapazitäten und eine Vielzahl von Mitarbeitern abdecken muss. Vielmehr soll sie einzelne Menschen herausholen – gestrandete Menschen, die keine Hoffnung mehr haben, die heute ihr Leben wegwerfen.

Diese Menschen empfangen den Geist Gottes und fangen im selben Augenblick an, zu Segensquellen verwandelt zu werden. Sie kehren zurück in die Welt des Leidens und des Trauerns und geben weiter, was sie empfangen haben.

Das Große daran ist, dass diese Gabe nicht von uns kommt, die wir von Natur aus etwas mitbringen, sondern vom Geist, der überströmend wirken will. Der Geist, durch den Jesus gewirkt hat, will heute in unserem sterblichen, müden Leib dasselbe vollbringen.

Man spricht heute viel von den Geistesgaben. Menschen fragen oft: Ist nicht das Außergewöhnliche das Große? Ja, sicher. Aber ich finde noch viel außergewöhnlicher als Visionen und andere Geistesgaben das, was geschieht, wenn ein Mensch, dessen Leben von tiefen Spuren geprägt ist, plötzlich herauskommt – wenn ein verbitterter Mensch lieben kann.

Gibt es etwas Größeres als die Liebe? Die Liebe, die einen Menschen antreibt, die Freude, die in der Traurigkeit aufbricht – das sind Geistesfrüchte unserer Tage. Wenn in der Welt des Streits Menschen anfangen, Frieden zu stiften, dann geschieht das durch den Geist Gottes.

Wer von dem Wasser trinkt, wird ein Brunnen werden. Was sich in der Urchristenheit ereignet hat, kann heute wieder geschehen. Ein Saulus wurde verwandelt. Andere Christen haben plötzlich ihre Verantwortung entdeckt, Liebe weiterzugeben – in ihrer Nachbarschaft. Sie haben entdeckt, wie sie selbst etwas tun können.

Der Herr hat gesegnet und daraus viel Frucht wachsen lassen.

In den Briefen des Neuen Testaments spielen die kleinen Dinge eine große Rolle. Wenn wir heute neidisch zurückblicken, steht uns die Urchristenheit mit ihren alltäglichen Erlebnissen groß vor Augen. Sie übten Gastfreundschaft, pflegten das Familienleben, hielten eine besondere Bruderschaft untereinander, nahmen einander an und suchten die Einsamen in ihren Tagen.

Wenn Sie das entdecken, dann will Jesus Ihnen Gaben geben. Er selbst ist die Gabe. Durch seinen Geist kommt er in Ihr Leben.

Jetzt, durch diesen Geist, wird alles auf den Kopf gestellt. Wo Sie vorher Not hatten, wird plötzlich überfließende Fülle sein.

Sprudelndes Leben trotz Tod und Trauer

Jetzt will ich es noch unter dem Stichwort „sprudelndes Leben“ zusammenfassen. Dort steht vom Quellen da, „sprudeln“ ist aber noch viel schöner, denn so wissen Sie, wie das überfließt.

Mir tut es immer leid, wenn ich mit dem schwarzen Rock auf den Friedhof gehe. Die Leute denken dann, der Rock passt so zum Sarg, obwohl die heute meist braun sind. Das ist eine Trauerfarbe, und wir müssen doch vom Leben reden. Jesus sprach vom sprudelnden Leben.

Manche denken, Christen hätten immer nur Worte vom Tod auf den Lippen. Nein, wir stimmen uns gegen den Tod, wir sagen Nein zum Tod. Noch in der Todesstunde will ich, dass Freunde um mein Sterben das Wort vom Leben sagen. Denn Jesus spricht nur von der Auferstehung und dem Leben. Dorthin richten wir unseren Blick.

Darum sprachen wir am letzten Sonntag vom umfunktionierten Tod, der für uns die Eingangspforte zum Leben wird. Aber nun müssen Sie noch einmal die Frau ansehen. Es war ein Leben, das im Grund schon gestorben war, ein gescheitertes Leben. Darum gefällt sie mir so: eine müde Frau, die nicht mehr viel erwarten konnte.

Da saß sie, ausgebrannt und leer, wie wir vor acht Tagen von der Raketenstufe sprachen, die verglüht ist, weg. Was hat ihr Leben noch zu bringen? Vorbei? Wie viele alte Menschen sitzen heute in der Kirche, die den Schock nicht überwunden haben und denken: Mein Leben ist eigentlich gelaufen, es ist vorbei.

Ja, wissen Sie, wie das ist, wenn es durch den Geist Gottes sprudelt? Wissen Sie, wie das ihr irdisches Leben noch einmal erfüllt? Ich verspreche Ihnen, dass sich 16-jährige Teenager umdrehen und sagen: So eine Lebensfülle, wie der 80-Jährige sie hat, das wollte ich auch mal haben. Denn das sprudelt.

Der hat eine Freude und eine Heiterkeit, die stillt die Probleme des Lebens und kann darüber hinwegsehen. Er hat eine Lebenskraft und Energie, die aus göttlichen Quellen gespeist wird. Da wischt man sich die tränenden Augen und hat doch wieder Mut. Man hat Interesse an den Dingen des Lebens, weil man auf die Ewigkeit zuwandert.

Menschen, die vom Geist Gottes erfüllt sind, auf die trifft wirklich das zu: Wasser, das bis ins ewige Leben quillt. Nicht bloß das Jenseits des Todes führt ins ewige Leben, sondern das heute schon lebendige, unbegrenzte Leben, das aus sich herausfließt.

Das Gleiche steht schon in dem Psalmwort: „Wenn sie gleich alt werden sollen, so blühen sie dennoch und bringen Frucht.“ Das ist das, was so oft geschehen ist. Denken Sie nur an unsere schönen Trostlieder, viele davon sind im Dreißigjährigen Krieg gedichtet worden, in einer Zeit, in der die Menschen sagten: Was soll das Leben noch?

Und da singt Paul Gerhardt: „Mein Herze geht in Sprüngen und kann nicht traurig sein, ist voller Freude und Singen, sieht lauter Sonnenschein.“ Woher hast du das? Durch den Geist Gottes. Ich habe das ewige Reich Jesu so vor Augen und meine eigene Todesstunde schon bewältigt, weil ich geborgen bin in seiner Hand.

Das, was mich singend macht, ist das, was im Himmel ist. Ich wünsche Ihnen ein Leben, das Sie heute schon leben und das weit über den Tod hinaus wirkt. Dass Sie heute beginnen und heute ganz intensiv leben können – in großer Freude, großer Erfüllung und großem Mut aus dem Geist Gottes.

Die Einladung zum Empfang des Geistes

Was muss man da machen? Die Frau dachte immer: Was muss ich da machen? Gar nichts. Trinke, nimm! Jesus bietet Ihnen heute seinen Heiligen Geist an.

Haben Sie den Geist Gottes, nehmen Sie ihn ohne Vorbedingungen. Er will Sie mit seinem Geist erfüllen – mit Liebe, Freude und einem sprudelnden Leben. Er will Ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen. Amen!