Als Daniel gerade die Geburtstage von 14 Tagen aufgelistet hat, dachte ich: Für arme Leute wäre das eine ganze Gemeinde – so viele Menschen.
Wenn wir das auf das ganze Jahr beziehen, ist es schön zu sehen, wie viele wir sind. Es ist gut, dass wir einander haben und unseren Glauben teilen dürfen. Es ist ein Geschenk, einen solchen Vormittag miteinander verbringen zu können, um uns gemeinsam im Glauben stärken zu lassen.
Wie gut ist es, einander zu haben und unter so guten Umständen zu leben – sowohl gemeindemäßig als auch persönlich. Das macht uns natürlich zufrieden und dankbar.
Es ist gut, dankbar zu sein, und es ist auch gut, in gewissem Sinne zufrieden zu sein. Allerdings kann zu starke Zufriedenheit auch gefährlich sein.
Gestern Abend haben die Fußballfreunde das Spiel verfolgt, und überraschenderweise ist Russland ausgeschieden. Damit hatten sie nicht gerechnet. Vielleicht haben sie sich auf den Ergebnissen der vorangegangenen Spiele ein bisschen ausgeruht, ich weiß es nicht.
Jedenfalls ist auch Deutschland noch nicht durch. Es kann heute Abend noch schiefgehen, damit müssen wir rechnen.
Nun, keine Angst: Ich werde heute Vormittag keinen Vortrag über Fußball halten, obwohl ich oft abends predige. Aber wie Daniel schon angedeutet hat, gibt es da eine Parallele zwischen unserem Bundestrainer und dem Apostel Paulus.
Unser Bundestrainer hat so eine Erfolgsparole, die er seinen Spielern immer wieder ins Stammbuch schreibt: „Ich erwarte höchste Disziplin, höchste Disziplin.“ Ich habe das gestern, als ich auf dem Jugendtag in Birkenfeld war, auch erwähnt. Die Leute dort im Badischen haben das natürlich sehr gut verstanden. Höchste Disziplin – wir schmunzeln ein bisschen darüber.
Aber was dahintersteht, ist so wahr: Wenn man im Sport ein bisschen nachlässig wird, dann ist es ganz schnell vorbei. „Selbstbeherrschung ist die Mutter des Sieges“, hat mal jemand gesagt.
Selbstbeherrschung ist die Mutter des Sieges – das bezieht sich ja nicht nur auf den Fußball. Die Vorbereitung auf irgendeine Meisterschaft, einen Wettkampf oder ein Turnier erfordert von Sportlern Disziplin, ganz egal, in welcher Disziplin sie antreten.
Im Blick auf eine Olympiade hat Timo Boll einmal gesagt: „Ich habe gelernt, mich zu quälen.“
Eine Frage, die ich heute Morgen stellen möchte, ist: Müssen wir uns als Christen quälen, um ans Ziel zu kommen? Manche Christen werden gequält. Manche sind Opfer von Angriffen – von verbalen Angriffen, aber manchmal auch von sehr brutalen Angriffen in der weltweiten Christenverfolgung.
Aber die Frage ist, ob wir uns als Christen quälen müssen, um ans Ziel zu kommen – so in dem Sinne, wie Timo Boll das gesagt hat.
Der Apostel Paulus schreibt im Philippabrief Kapitel 3, dass er die Kraft der Auferstehung Christi erfahren, aber auch die Gemeinschaft seiner Leiden erkennen möchte. Gehört Leiden also zum Leben eines Christen dazu?
Können wir als Christen vollkommen werden und ein durchgehend siegreiches Leben führen? Vielleicht habt ihr euch schon einmal persönlich mit dieser Frage beschäftigt oder sie, wie wir es auf der Gemeindefreizeit gemacht haben, kurz mit eurem Nachbarn besprochen. Ich glaube, das ist eine wichtige Frage.
Ihr habt das wohl eher als Stillarbeit verstanden, was auch gut ist, wenn ihr persönlich darüber nachgedacht habt und nicht zu sehr mit dem Nachbarn diskutiert habt. Zu welchem Ergebnis seid ihr gekommen? Vielleicht bekomme ich ja ein oder zwei kurze Rückmeldungen von euch.
Steffen da hinten würde gerne etwas sagen, aber er sitzt hinter dem Glas, das verstehen wir nicht so gut, schade. Doch er kommt – oh, guck mal, ich habe ihm wirklich angesehen, dass er etwas auf dem Herzen hat. Warten wir mal ab. Habe ich dir das angesehen, Steffen? Möchtest du gerne nach vorne kommen?
Ja, ich habe eben gerade zur Kerstin gesagt, dass das eine schwierige Frage ist. Theologisch würde ich sagen: Nein, du kannst dich anstrengen, so viel du willst, du brauchst Gott dafür. Nur er kann etwas bewirken. Auf der anderen Seite wäre es aber auch falsch, sich zurückzulehnen und zu sagen, dass man sowieso nichts machen kann, sich nicht anzustrengen und auf der anderen Seite vom Pferd zu fallen.
Also ist das wirklich eine ziemlich knifflige Frage, die du uns da gestellt hast. Danke für deine Bestätigung. Ja, das sind diese beiden Seiten. Danke, dass du das so nochmal ausgedrückt hast.
Meine persönliche Erfahrung, das ist die eine Seite, von der Steffen spricht, sagt eindeutig Nein. Ich stehe hier auch als lebendiger Beweis vor euch, dass ein vollkommenes geistliches, christliches Leben nicht möglich ist. Und auch der Apostel Paulus sagt eindeutig Nein.
Wir wollen heute Morgen einen Abschnitt aus dem dritten Kapitel des Philipperbriefes lesen, der uns beschäftigen soll. Es handelt sich um Philipper 3,12-16:
„Nicht, dass ich es schon ergriffen habe“, sagt Paulus, „oder schon vollendet bin. Ich jage ihm aber nach, ob ich es auch ergreifen möge, weil ich auch von Christus Jesus ergriffen bin. Brüder, ich denke von mir selbst nicht, es ergriffen zu haben, eins aber tue ich: Ich vergesse, was dahinten ist, strecke mich aber aus nach dem, was vorn ist, und jage auf das Ziel zu, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus. So viele nun vollkommen sind, lasst uns darauf bedacht sein. Und wenn ihr in irgendetwas anders denkt, so wird euch Gott auch dies offenbaren. Doch wozu wir gelangt sind, zu dem lasst uns auch halten.“
Es scheint, als sei christliche Vollkommenheit vollkommen unmöglich. Der Apostel Paulus, der große Apostel, sagt von sich selbst nicht, dass er sie schon erreicht hat. Er betont, dass es egal ist, wer wir sind, welchen Hintergrund wir haben, auch welchen gemeindlichen Hintergrund oder welche Erfahrungen wir in unserem christlichen Leben bereits gemacht haben.
Paulus sagt, dass er nicht der Auffassung ist, dass es irgendeiner von uns zur Vollendung oder Perfektion bringen kann. Ich denke, Paulus ist die bedeutendste christliche Persönlichkeit in der gesamten Kirchengeschichte. Und dennoch sagt er nicht, dass er es schon ergriffen oder vollendet hat. Die Verse 11 und 13 klingen ebenso unsicher: „ob ich irgendwie hingelangen möge“, sagt er in Vers 11, und in Vers 13: „Ich denke von mir selbst nicht, es ergriffen zu haben.“
Damit zeigt sich der Apostel realistisch und sehr bescheiden. Bescheidenheit steht uns als Christen immer gut. Paulus ist kein Krösus, der sich vorne hinstellt und sagt: „Ihr habt nichts mehr zu lernen, ich habe genug Erfahrungen gesammelt, ich habe alles erreicht.“
An der Freien Theologischen Akademie, wie sie damals noch hieß, hatten wir einen alten Dozenten, Hans Kasdorf, einen Missionstheologen, der an vielen Universitäten der Welt Vorträge gehalten hat. Er verbrachte viele Jahre seines Lebens auf dem Missionsfeld in verschiedenen Ländern. Er war ein Mann mit sehr viel Erfahrung als Christ und Missionar.
Als er 70 Jahre alt war und seine letzte Gastvorlesung an der FTA hielt, sagte er in seinem Vortrag: „Ich bin immer Lernender unter Lernenden.“ Das sagte er zu jungen Studenten, die zum Teil gerade erst ihr Abitur gemacht hatten und nun da saßen. Er identifizierte sich mit ihnen und zeigte damit seine Bescheidenheit. Auch er war sich bewusst, dass er noch nicht alles ergriffen hatte, obwohl er sehr viele Erfahrungen gesammelt hatte. Für uns alle war er ein großes Glaubensvorbild.
Allerdings fällt in dem Text, den wir gelesen haben, eine gewisse Ungereimtheit auf. Vers 15 klingt so, als hätte Paulus schon alles erreicht: „So viele nun vollkommen sind, lasst uns darauf bedacht sein.“ Offensichtlich identifiziert er sich hier schon mit Leuten, die vollendet sind. Erst sagt er, dass er nicht vollkommen ist, im nächsten Moment zählt er sich zu denen, die es sind.
Was meint Paulus hier? Wenn wir uns den neunten Vers in diesem Kapitel anschauen, ist es immer gut, ein ganzes Kapitel im Blick zu haben, auch das, was vor und nach einem Abschnitt gesagt wurde. Dort unterscheidet Paulus seine eigene Gerechtigkeit nach dem Gesetz von einer anderen Gerechtigkeit, die Gott einem Menschen aufgrund seines Glaubens an Jesus Christus zuspricht.
Das ist genau das, was Steffen eben unterschieden hat: Es gibt eine Gerechtigkeit, die am Gesetz orientiert ist und damit an meinen eigenen Leistungen. Und es gibt eine Gerechtigkeit, die Gott uns zuspricht, wenn wir an Jesus Christus glauben, der für unsere Sünden gestorben ist, der alles gut gemacht hat und der von uns diesen Glauben und dieses Vertrauen auf sein Werk erwartet.
Die Position eines Christen, der an Jesus Christus glaubt, ist also die, dass er in ein Spiel einsteigt, bei dem der Sieg eigentlich schon vorprogrammiert ist. Jesus hat alles dafür getan, dass wir am Ziel ankommen. Das ist so, als ob die Punkte heute Abend ausreichen würden und es völlig egal wäre, wie wir gegen die Dänen spielen – wir kommen auf jeden Fall weiter. Natürlich sieht in der nächsten Woche in der K.o.-Runde alles wieder ganz anders aus.
Aber die Position eines Christen ist: Der Sieg steht schon fest. Wenn Paulus in den Versen 11, 12 und 13 sagt, er habe es noch nicht erreicht, dann spricht er von seiner eigenen Heiligung, von dem, was er als Christ lebt. Er sieht auch sein Versagen.
Man könnte es so umschreiben: Wir sind perfekt, aber noch nicht vollendet. Wir sind fertig, aber noch nicht abgeschlossen. Fertig im Sinne von angenommen und gerecht gesprochen, aber im Prozess der Heiligung noch auf dem Weg.
Wir haben eben gehört, dass die kleine Mia geboren ist. Markus, warst du bei der Geburt dabei? Super! Das stelle ich mir wirklich sehr aufregend vor. In der Haut der Frau möchte ich nicht stecken, aber ich denke, dass der Mann auch ein bisschen mitleidet.
Dann wird so ein rosafarbenes Bündel an den Beinen in die Luft gehalten, bekommt einen kleinen Klaps – ist das so? Nein! Ich war jedenfalls noch nie dabei. Möchtest du kurz Zeugnis geben und berichten?
Wenn das Kind geboren ist, schaut sich der Arzt es zunächst einmal an. Ich stelle mir das so vor: Die Mutter ist fix und fertig, der Vater schweißgebadet, beide schauen den Arzt erwartungsvoll an. Dann sagt der Arzt: „Alles in Ordnung.“ So war es ja immerhin.
An der kleinen Mia ist alles dran – mit anderen Worten: perfekt. Zwei Beinchen, zwei Ärmchen, das reicht ja auch. Die Organe funktionieren. Früher gab es den Klaps, damit die Lunge anfängt zu arbeiten und das Kind einen Schrei von sich gibt – ein Lebenszeichen. Die Organe funktionieren, das heißt, das Kind ist gesund, es ist perfekt.
Aber wenn wir ehrlich sind, sieht es mit der Perfektion eines Babys ja auch wieder nicht so dolle aus. Klar hat es Beinchen, aber was macht man mit Beinen? Laufen. Das kann es aber nicht. So perfekt ist das also nicht. Es hat zwar Arme, aber einem Neugeborenen kann man keinen Besen in die Hand drücken, damit es mal ums Haus herum sauber macht – das macht es nicht.
Also klar, es hat Beine, Arme und alles, was man zum Leben braucht, aber perfekt ist ein Neugeborenes noch nicht. Es ist fertig, aber nicht abgeschlossen. Als Wickelkind ist es zwar schon ein vollkommener Mensch, aber es muss sich erst entwickeln. Vielleicht heißt es deswegen Wickelkind, um irgendwann auch als solcher ernst genommen zu werden.
Ganz ehrlich gesagt kann ich mit so einem Kleinkind noch nicht so viel anfangen. Wenn du nicht mehr als „Rrrr“ kommunizieren kannst, ist das noch nicht sehr viel. Das hat damit zu tun, dass es noch nicht fertig ist.
Und das, was Paulus hier in den Versen 11, 12 und 13 meint, ist, dass Perfektion erst nach einem gewissen Reifeprozess abgeschlossen ist oder man überhaupt davon sprechen kann. In diesem Reifeprozess stecken wir alle mehr oder weniger drin. Obwohl wir von unserer Stellung als Kinder Gottes in Gottes Augen perfekt sind – durch unsere Position in Jesus Christus – haben wir alle noch einen weiten Weg zu gehen.
Die nächste Frage, die sich stellt, ist: Woran erkennt man eigentlich, wann ein Reifeprozess abgeschlossen ist? Oder, wenn wir nicht so weit gehen wollen, woran erkennt man, dass wir in unserem Reifeprozess schon sehr weit vorangeschritten sind?
Vielleicht gibt es dazu auch eine spontane Äußerung von euch. Woran erkennt man das?
Ich blicke mal ein wenig mit euch voraus. Den Vers haben wir nicht mitgelesen, es ist Vers 21. Dort spricht der Apostel von Christus, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird. Das betrifft uns alle, egal wie alt wir sind – ob Säuglinge, Menschen im besten Alter oder alte Leute.
Er wird den Leib unserer Niedrigkeit umgestalten zur Gleichgestalt mit seinem Leib, dem Leib Christi, also der Herrlichkeit. Das geschieht nach der wirksamen Kraft, mit der er auch alle Dinge sich zu unterwerfen vermag.
Das Ziel, das Paulus hier definiert, ist, wie Jesus zu sein. Das ist ein hoher Anspruch. Darum geht es: dass wir umgestaltet werden, dass wir zu neuen Menschen werden und dass wir Christus zum Verwechseln ähnlich sind – zumindest in seinen Eigenschaften, nicht äußerlich gesehen.
Trotzdem geht es hier um den Leib, der unvollkommen ist, der aber umgestaltet werden soll. Ich fürchte, dass wir als Jünger Jesu, als solche, die ihm nachfolgen und an ihn glauben, solange unzufrieden sind, bis wir dem Bild des Sohnes Gottes entsprechen.
Das ist unser gemeinsames, von Gott definiertes Ziel.
Auf was müssen wir achten auf dem Weg dahin, also während dieses Reifeprozesses? Laut Paulus sind es zwei Dinge, die wir beachten sollen. Das erste ist: Sei unzufrieden. Das zweite: Sei diszipliniert. Also: Sei unzufrieden, sei diszipliniert.
Zunächst einmal: Sei unzufrieden! Am Anfang habe ich gesagt, wir können uns freuen, dass wir einander haben, und wir können zufrieden sein, dass wir unter guten Umständen leben. Jetzt aber sage ich ganz bewusst: Sei unzufrieden! Dass Paulus sich auf der vielleicht letzten Etappe seines Lebens nicht zufrieden zurückgelehnt hat, macht er in Vers 12 deutlich. Es ist also nicht so, dass er alles schon erreicht hätte oder schon am Ziel wäre. Er ist sich dessen bewusst, dass das Ziel immer noch vor ihm liegt.
Steh bitte mal von deinem Platz auf, wenn du meinst, schon so perfekt wie Jesus zu sein. Alle, die jetzt noch sitzen, haben keinen Grund, zufrieden zu sein. Und wenn du trotzdem zufrieden bist mit deinem geistlichen Leben oder mit deinem Stand in deiner geistlichen Reife, dann hast du vielleicht keine Lust, mit Jesus zu gehen oder etwas für ihn zu tun, zu investieren, an deiner Heiligung zu arbeiten.
Das Problem ist: Wenn du mit deinem geistlichen Stand zufrieden bist, wirst du wahrscheinlich nicht mehr wachsen. Und wenn man nicht wächst, dann ist man krank. So fasziniert die Familie und alle Freunde und Verwandten jetzt wahrscheinlich von der kleinen Mia sind – diese winzig kleinen Fingerchen und Nägel sind schon dran, das ist perfekt. Wenn sie aber in drei Jahren immer noch so winzig ist und eigentlich genauso fasziniert, aber nicht gewachsen, dann wird die Faszination in Entsetzen umschlagen, weil da etwas nicht stimmt.
In unseren Gemeinden, glaube ich, haben wir uns daran gewöhnt, dass Leute, die zum Glauben gekommen sind, irgendwie bleiben, wie sie sind und nicht unbedingt vorankommen. Wir sind zumindest oft nicht entsetzt, wenn wir mitbekommen, dass jemand nicht wächst.
Zufriedenheit, so hat William Macdonald mal gesagt, ist das Grab des Fortschritts. Das ist wohl wahr: Zufriedenheit ist das Grab des Fortschritts. Wenn ich sage: So wie ich bin, bin ich ganz zufrieden, ich möchte gar nicht unbedingt weiter vorankommen, dann bleibe ich stehen.
Ein ganz häufiger Grund, warum Christen zufrieden sind, ist, dass sie sich an Durchschnittschristen orientieren, am frommen Standard. Der Standard sieht so aus, dass man den Gottesdienst regelmäßig besucht, da ist man dabei, dass man sich auch ein bisschen in der Bibel auskennt, und wenn man das erreicht hat, dann ist man zufrieden. Und die anderen sind auch mit einem zufrieden. So scheint es in manchen Gemeinden zuzugehen.
Dann versuchst du, irgendjemandem, einem Menschen, nachzuahmen und ihm vielleicht sogar zu gefallen. Und wenn du das erreicht hast, na ja, dann hörst du auf.
Studenten, die ein Auslandssemester machen, denen rät man: „When in Rome, do as the Romans“ – wenn du in Rom bist, dann mach es so, wie die Römer es machen. Das heißt mit anderen Worten: Pass dich an. Eine andere Kultur, du kommst in ein anderes Land, vielleicht sogar auf einen anderen Kontinent, die Menschen sind ganz anders dort, dann sei einer von ihnen.
Das mag im Blick auf ein Studium ein guter Rat sein, aber im Blick auf die Gemeinde passt es nicht. Wenn wir uns an Menschen orientieren, wenn wir uns Menschen anpassen, dann sind wir schnell am Ziel. Das hat man relativ leicht erreicht. Aber die Herausforderung ist Christus, so wie Paulus sagt.
Was passiert, wenn du dich den Standards der anderen angleichst? Na ja, du lebst auf relativ niedrigem Niveau. Du gehst irgendwo in der Menge unter, du wirst nicht hervorstechen, du wirst niemand Besonderes sein, keiner, der ein besonderes Licht wäre, an dem sich andere orientieren können, keine große Hilfe für dein Umfeld.
Wenn der Maßstab nicht der ist, den Gott vorgibt, dann bist du zufrieden, aber na ja, du bist wahrscheinlich auch geistlich krank, weil du eben nicht wächst.
Johannes berichtet im Buch der Offenbarung von der Endzeit, im Brief an die Gemeinde in Laodizea. Dort heißt es: „Du sagst, ich bin reich und habe alles im Überfluss, es fehlt mir an nichts.“ Du sagst: „Wenn ich alleine schon die Geburtstage von vierzehn Tagen höre, oh, sind wir reich!“ Und dann merkst du gar nicht, in welchem jämmerlichen und erbärmlichen Zustand du bist. Du bist arm, blind und nackt, so steht es in Offenbarung 3,17.
Die damals in Laodizea waren reich und waren zufrieden, äußerlich war alles in bester Ordnung. Sie meinten, reich zu sein, aber in Wirklichkeit waren sie arm wie Bettler.
Paulus sieht sich selbst als einen Athleten – jemanden, der in der Sportarena steht, alles gibt, kämpfen möchte und vorankommen will. Er hat sich große Ziele von Gott zeigen lassen und wollte diese mit aller Kraft erreichen. Wie ein Sportler in einem Wettbewerb kämpft er um einen Preis. Dabei geht es um etwas Wichtiges, sein Herz rast, Paulus’ Puls schlägt schnell.
Die Herzen der Apostel damals waren von Jesus bewegt. Viele von ihnen hatten ihn persönlich kennengelernt, und das hatte sie angesteckt. Wenn man Jesus persönlich kennt, muss einen das mobilisieren. Die Begeisterung der Apostel im ersten Jahrhundert schlug im gesamten Mittelmeerraum unübersehbare Wellen. Das spürt man. Warum sollte es im Landdillkreis heute nicht ähnlich sein? Man spürt, dass es hier viele Christen gibt, dass es eine regelrechte Bewegung ist, die ansteckend wirkt. Ständig kommen Menschen in unserer Umgebung zum Glauben an Jesus.
Ich für meinen Teil bin glücklich, aber nicht zufrieden. Das ist ein Unterschied. Ich bin glücklich, aber nicht zufrieden. Ich bin nicht zufrieden mit der Gestaltung meiner freien Zeit. Ich könnte mehr Zeit mit Gott verbringen, so wie der Herr Jesus es tat. Er suchte immer wieder Momente, in denen er mit seinem Vater sprechen konnte und betete.
Ich bin nicht zufrieden mit der Anzahl der Menschen, die ich mit dem Evangelium konfrontiere. Es könnten mehr sein. Auch mit dem Satz in Dillenburg bin ich nicht zufrieden. So viele Menschen kommen hierher, und das ist schön. Aber in Dillenburg leben viele junge Menschen, die Jesus immer noch nicht kennen. Das macht mich unzufrieden.
Nimm dir doch mal eine Minute Zeit und schreibe drei Bereiche in deinem Leben auf, mit denen du nicht zufrieden bist. Es ist gut, konkret zu werden und das zu artikulieren. Dafür sind diese drei Zeilen gedacht. Du musst deinen Nachbarn ja nicht hineinschauen lassen. Oder nimm dir einen Extrazettel, den du geheim halten kannst. Aber es ist auch nicht schlimm, wenn andere es erfahren. So können wir uns gegenseitig darauf ansprechen: „Du, was du aufgeschrieben hast, geht mir genauso. Sollen wir gemeinsam dafür beten?“ Schreibe drei Bereiche deines Lebens auf, mit denen du nicht zufrieden bist.
So viel zu diesem ersten Punkt: Solange wir und andere um uns herum nicht so sind wie Christus, sollten wir nicht zurückschalten. Sei unzufrieden!
Der zweite Punkt ist: Sei diszipliniert. In Vers zwölf sagt Paulus, dass er alles daran setzt, um ans Ziel zu kommen. Wörtlich sagt er: „Ich jage auf das Ziel zu.“ Da gibt man alles. Er jagt darauf zu und ist sich dessen bewusst, dass ihm alles andere egal ist, weil er nur das eine vor Augen hat.
Stell dir eine Formation von Rennpferden vor, die jede Faser ihres Körpers anspannt. Sie setzen ihre ganze Stärke ein, um ihr Ziel zu erreichen – den Preis. Für sie ist das ein Stück Zucker, für die, die darauf gewettet haben, ein Batzen Geld. Und für die, die Christus nachjagen, ist es ewiges Leben.
Worin zeigte sich die Disziplin von Paulus? Er sagt es weiter in Vers 13: Er schließt Zweitrangiges aus und lässt sich nicht von seinem Ziel ablenken.
Geschwister, hier noch einmal aus einer anderen Übersetzung Vers 13:
„Geschwister, ich bilde mir nicht ein, das Ziel schon erreicht zu haben. Eins aber tue ich: Ich lasse das, was hinter mir liegt, bewusst zurück und konzentriere mich völlig auf das, was vor mir liegt.“
Paulus schließt Nebensächlichkeiten aus, weil das Leben zu kurz ist, um sich auf irgendwelchen Nebenwegen zu verlieren. Wir haben gar nicht so viel Zeit zur Verfügung. Ich fühle mich nicht alt, aber ich bin mir sicher, dass über die Hälfte meines Lebens bereits hinter mir liegt. Das Leben ist überschaubar, wir haben nur einige Jahre zur Verfügung. Es ist zu kurz, um es zu vergeuden.
Deshalb sagt Paulus: Konzentriert euch auf das Wesentliche, konzentriert euch auf das Ziel, richtet eure Wünsche und eure Kraft auf den einen – auf Jesus. Er ist der Weg.
Seinem Mitarbeiter Timotheus schreibt Paulus Folgendes: „Übe dich vielmehr darin, den Willen Gottes zu tun“ (1. Timotheus 4,7). Dieses Wort „übe dich“ stammt ursprünglich aus dem Griechischen und bedeutet „gymnos“, was „nackt“ heißt. Das Wort „Gymnasium“ wird ebenfalls davon abgeleitet.
Bei antiken griechischen Wettbewerben traten die Sportler ohne Kleidung an. Warum? Weil Kleidung nur hinderte und im Weg stand. Frauen durften dort nicht zuschauen. Die Männer traten nackt an – nicht nur oben –, um sich nicht behindern zu lassen.
So wie die Athleten damals alles ablegten und „gymnos“ antraten, befreit von allem, was sie hindern könnte, sollen auch wir uns freimachen von schlechten Gewohnheiten. Lass die Dinge los, die dich hindern und aufhalten – du weißt ganz genau, was ich damit meine. Es gibt Dinge in deinem Leben, die dich behindern.
Wenn du geistig etwas erreichen willst, musst du Lasten abschütteln. Der Hebräerbrief erklärt das so:
„Deshalb wollen auch wir, wie Läufer in einem Wettkampf, mit aller Ausdauer dem Ziel entgegenlaufen. Wir wollen alles ablegen, was uns beim Laufen hindert, und uns von der Sünde trennen, die uns so leicht gefangen nimmt – die leicht umstrickende Sünde“ (Hebräer 12).
Wir sollen unseren Blick auf Jesus richten, den Wegbereiter des Glaubens, der uns ans Ziel vorangegangen ist. Er ist unser Vorbild, so steht es auch in Hebräer Kapitel 12.
Das Erste ist also, dass wir Zweitrangiges ausschließen. Lass weg, was dich hindert! Es gibt Hindernisse in deinem Leben – gib sie auf und konzentriere dich auf ihn, auf Jesus.
Das Zweite ist das Vergessen der Vergangenheit. Ich lasse das, was hinter mir liegt, bewusst zurück (Vers 13). Wahrscheinlich wird kaum jemand zu großer geistlicher Reife gelangen, der seine Vergangenheit nicht bewältigt hat. Du musst die Dinge, die dich belasten, vergessen.
Paulus sagt: „Ich vergesse, was hinter mir ist, ich vergesse es einfach.“ Die Vergangenheit macht einen zum Großteil nur fertig. Und es kann nur gelingen, negative Vergangenheit hinter sich zu lassen, wenn man sie ganz bewusst bekennt.
Bekenne deine Sünden! Sprich sie vor dem Retter Jesus Christus aus. Ordne oder lass dir deine Vergangenheit ordnen. Du musst zu Jesus kommen, ihm sagen, dass du gesündigt hast. Du musst das Problem deines Lebens beim Namen nennen, deine Sünde bereuen und loslassen. Dann kannst du vergessen, was dich an Sünde behindert hat.
Viele Gläubige kommen deswegen nicht voran, weil sie ihre Vergangenheit wie einen Trainingsschlitten hinter sich herziehen. Klinsmann hat diesen Begriff aus dem Amerikanischen übernommen. Solche Trainingsschlitten habt ihr sicher schon gesehen. Sie sind gut im Training, um die Kondition zu üben, aber im Spiel rät man den Spielern, den Trainingsschlitten wegzulassen.
Ein Spieler, der mit einem Trainingsschlitten antreten würde, wäre lahm und würde seinem Namen keine Ehre machen. So ein Ding hinter sich herzuziehen, ist im Wettkampf nicht gut. Doch wir ziehen oft so einen Schlitten aus Vergangenheit hinter uns her, der uns lahm werden lässt.
Du musst dich mit deiner Vergangenheit befassen, sonst befällt deine Vergangenheit dich. Ohne das Aufräumen deiner Vergangenheit behinderst du deinen geistlichen Fortschritt. Wie viele Christen stolpern über ihre Altlasten!
Vielleicht denkst du manchmal: Ich würde so gerne die Uhr zurückdrehen und alles noch einmal anders und besser machen. Du weißt, dass vieles in deinem Leben nicht so gelaufen ist, wie es hätte laufen können. Wenn ich doch nur die Zeit zurückdrehen könnte!
Der Apostel Paulus sagt: Es geht einfacher als die Uhr zurückzudrehen – du kannst vergessen. Und das ist kein psychologischer Trick, sondern hat mit der Erlösung durch Jesus zu tun.
Wenn er dir deine Sünden vergeben hat, dann lass sie zurück und vergiss sie einfach. Gestehe es, korrigiere es, wenn es möglich ist, und bring Dinge in Ordnung. Wenn du das nicht tust, läufst du mit einem Handicap.
Wir haben wahrscheinlich alle alte Ankläger in unserer Vergangenheit, die uns fertig machen wollen. Vielleicht sitzt jemand hier, der heute Morgen das Brot mitgebrochen hat, obwohl sein Herz gebrochen ist. Er ist verletzt worden und trägt einem anderen diese Verletzung nach. Du kannst nicht vergeben.
Vielleicht ist es etwas, das dich, wenn du beten willst, nicht zur Ruhe kommen lässt, dir den Frieden raubt und deine Gemeinschaft mit Christus stört.
Das Wort Gottes heute ist: Wenn du weißt, dass Jesus für dich sein Blut vergossen hat, dann vergiss das, was wahr ist. Ist das nicht schön, dass man all diese schlechten Dinge hinter sich lassen und nicht mehr daran denken muss? Das ist ungeheuer befreiend.
Wenn du dagegen nicht vergessen kannst, bleibt deine bittere Erinnerung. Sie wird alles zerstören versuchen, was du für Gott tust. Diese Erinnerungen rauben dir wahrscheinlich nicht deine Seele – wenn du einmal Christ geworden bist, steht Gott zu dieser Entscheidung.
Aber sie rauben dir vielleicht deinen Schlaf, deinen inneren Frieden und deine Ausstrahlung, die dir als Christ gut stehen würde.
Es gibt eine Geschichte aus dem alten Rom über einen jungen Stoiker. Die Stoiker waren eine Philosophenschule, die alle Emotionen ausschloss. Man konnte ihnen nicht ansehen, ob sie sich freuten oder traurig waren.
Dieser junge Stoiker war beim Militär und besaß einen Fuchs. Als ein Offizier auf ihn zukam, wusste er nicht, wo er den Fuchs so schnell verstecken sollte. Deshalb nahm er ihn unter seine Jacke und verbarg ihn dort. Die beiden standen Auge in Auge, und der junge Stoiker verzog keine Miene.
Währenddessen machte sich der Fuchs unter seiner Jacke an ihm zu schaffen. Er biss ihm in den Bauch, riss ihm die Nieren, die Leber und andere Organe heraus. Der junge Mann fiel tot um, ohne irgendeinen Ausdruck in seinem Gesicht.
Wenn du deine Verletzungen, Ängste, Erinnerungen oder Albträume versteckst, dann wird es nicht lange dauern, bis sie dich innerlich auffressen. Manchmal zeigen wir nach außen nichts, machen den Eindruck, als sei alles in Ordnung. Doch in Wirklichkeit nagt es in uns und kann uns zerstören.
Nun stellt sich die Frage: Wie kann man seine Vergangenheit vergessen? Diese Frage möchte ich euch noch einmal stellen. Sprecht gerne darüber, tauscht euch aus oder denkt kurz darüber nach: Wie kann man seine Vergangenheit vergessen?
Einfach nur zu sagen „Vergiss es“ ist vielleicht zu wenig. Vielleicht können wir uns ein paar Tipps geben. Hat jemand einen Rat, was man tun kann, um seine Vergangenheit zu vergessen?
Der Haupttipp, den wir geben können, ist folgender: Raimund sagt, wir sollen unsere Sünden Jesus bekennen, und er vergibt uns aufgrund unseres Bekenntnisses. Das sagt auch der erste Johannesbrief im ersten Kapitel, und daraufhin können wir sie vergessen.
Ich glaube, dass Schuldgefühle so lange nützlich sind, wie sie uns zu Jesus hinführen, damit wir sie bekennen. Danach nützen uns Schuldgefühle nichts mehr. Sie werden eher hinderlich und machen uns fertig. Aber Schuldgefühle sind nützlich, wenn sie uns zur Vergebung, also zu Jesus Christus, der Quelle der Vergebung, führen.
Das ist der Haupttipp. Wenn du dich noch nicht bekehrt hast und dir deine Sünden noch nicht hast vergeben lassen, dann tu das doch heute. Du kannst heute den Anfang machen, deine Vergangenheit aufzugeben. Gib deine Schuld und deine Sünde Jesus Christus ab. Er ist gerne bereit, dir zu vergeben und dir neues Leben zu schenken.
Von heute an kannst du durchstarten und ein Leben als Christ kennenlernen, das du bisher nicht geahnt hast – dass es das überhaupt gibt und dass es möglich ist.
Der zweite Tipp, den ich anschließen möchte, ist: Tu keine Sünde mehr. Wann vergesse ich etwas? Na ja, ich vergesse etwas, wenn ein großer zeitlicher Abstand dazwischen liegt, oder? Wenn mich jemand nach einer Evangelisation fragt, die schon 15 Jahre zurückliegt, muss ich stark nachdenken, mit wem ich damals zu tun hatte, ob sich damals Leute bekehrt haben. Vieles habe ich von dem, was vor 15 Jahren war, vergessen.
Tu also keine Sünde mehr und versuche, den Abstand groß werden zu lassen. Dann vergisst man eine Sache leichter. Es hat natürlich keinen Zweck, etwas zu vergessen, das du morgen wieder tun willst, übermorgen wieder und immer wieder. Dann wirst du es nicht vergessen.
Das ist der zweite Tipp.
Ein dritter Tipp ist: Trage anderen ihre Fehler nicht nach. Wenn dich jemand verletzt hat, versuche, mit dieser Person darüber zu reden und ins Reine zu kommen. Wir haben kein Recht, einem anderen seine Sünde vorzuhalten oder sie ihm wie ein nasses Handtuch ins Gesicht zu schlagen.
1. Korinther 13 sagt: Die Liebe trägt keinem etwas nach, sei nicht nachtragend und vergiss, was dahinter liegt.
Vielleicht geht es hier aber nicht nur um die negative Vergangenheit, also um Sünde und Versagen. Vielleicht ist auch die positive Vergangenheit gemeint.
Paulus sagt: „Ich vergesse, was hinter mir liegt.“ Wir wollen ihm nicht allzu viele Sünden unterstellen, obwohl er selbst im Römerbrief zugibt, dass er ein großer Sünder ist – so wie wir alle.
Wenn wir am Anfang des Kapitels schauen, zählt Paulus eine ganze Reihe von Errungenschaften aus seiner Biografie auf. Er beginnt bei seiner Geburt: „Ich bin Hebräer von Hebräern, aus dem Stamm Benjamin“, einem angesehenen Stamm, aus dem auch der erste König Israels stammte – Saul.
Der Apostel Saul, später Paulus, wurde offensichtlich nach dem ersten König Israels benannt. Er hatte eine Vergangenheit, auf die er wirklich stolz sein konnte. Außerdem war er ein Eiferer, gehörte der Schule der Pharisäer an und war dem Gesetz treu. All das zählt er auf.
Früher, vor seiner Bekehrung, war er stolz darauf. Doch das, was ihm Gewinn war, sah er später als Verlust an. So beginnt ja das dritte Kapitel im Philipperbrief.
Auch nach seiner Bekehrung hätte Paulus stolz sein können. Er hätte auf viele Gemeinden stolz sein können, die auf ihn zurückgehen, die er gegründet hat. Er hätte auf Hunderttausende von Seelen stolz sein können, die er zu Christus geführt hat. Er hätte auf alles stolz sein können, was er für Christus erlitten hat.
Doch für Paulus war seine Vergangenheit kein Ruhekissen, auf das er zurückgeblickt hätte, um zu sagen: „Jetzt habe ich so viel erreicht.“
Zu unseren Mitarbeitern beim Sonntagabend-Treff in Dillenburg sage ich manchmal: Wir wollen uns nicht auf dem ausruhen, was gewesen ist.
Wir haben eine jetzt fünfjährige Geschichte hinter uns und sind sehr dankbar dafür. Aber je größer das Kissen der Vergangenheit, desto tiefer wird der Schlaf sein, wenn wir uns darauf ausruhen.
Ich glaube, dass es auch manche Gemeindebewegung gibt, die so positiv angefangen hat – mit einem großen Kissen. Doch je größer das Kissen, desto tiefer der Schlaf bei den Nachfahren, die dann nur noch glauben und tradieren.
Wer Großes in der Vergangenheit erreicht hat, den verpflichtet es auch zu einem großen Heute.
Und noch ein Letztes, worin sich die Disziplin von Paulus äußerte: Nach dem Ausschluss von Nebensächlichkeiten und dem Vergessen der Vergangenheit war das Dritte, dass sein Fokus auf die Zukunft gerichtet war.
Ich glaube, viele von uns, auch in unseren Kirchen und Gemeinden, die sich Christen nennen, haben keinen Blick mehr für die Zukunft. Oft sehen wir die Gegenwart sehr deutlich – die Leute und die Umstände um uns herum. Natürlich beschäftigt uns die Gegenwart. Aber wenige schauen voraus. Wenige sind weitsichtig, wenige haben das große Ganze im Blick.
Also das ganze Reich Gottes, was auch in diesem Geburtstagswunsch zum Ausdruck gebracht wurde: „Trachtet doch zuerst nach dem Reich Gottes, trachtet nach dem großen Ganzen.“ Hast du diese Panoramasicht, dass du das große Ganze siehst?
Paulus hatte das große Ziel vor Augen. Er sagt dann später in Vers 20: „Unser Bürgerrecht ist in dem Himmel.“ Da sind wir verwurzelt, da sind wir zu Hause, nicht hier. Wir wollen doch nicht die Heringe unseres irdischen Zeltes zu tief in diese Erde hineinschlagen, dass wir uns hier bequem einrichten.
Es sind ganz wenige, die über die Köpfe hinwegsehen, über die Schwierigkeiten, über die Katastrophen und über den Tod hinausblicken. Aber die Leute, die das tun, die vorausschauen, das sind wirklich Gläubige.
Was ist Glaube? Er ist ein Rechnen mit der Erfüllung dessen, worauf man hofft, ein Überzeugtsein von der Wirklichkeit unsichtbarer Dinge (Hebräer 11). Das ist Glaube: ein Überzeugtsein von einer Wirklichkeit, die eigentlich unsichtbar ist.
Und Paulus glaubte. Darum gibt er sich nicht mit dem Vorhandenen zufrieden, sondern lief diszipliniert mit aller Kraft diesem Ziel entgegen. Dabei, wie wir gesagt haben, schloss er Zweitrangiges aus, das Vergangene vergaß er, und den Fokus hatte er fest auf die Zukunft gerichtet – auf das Ziel, auf den Siegespreis, auf Christus selbst.
Glaubst du, dass sich so ein Leben lohnt, Jesus ein und alles sein zu lassen? Im Philipperbrief sagt der Apostel Paulus: „Christus ist mein Leben, und Sterben ist für mich Gewinn.“
Setz mal statt Christus Geld ein: „Geld ist mein Leben.“ Was ist dann Sterben? Dann ist Sterben Verlust. Wenn du sagst: „Oh, Bodybuilding, mein Körper, das ist mein Leben,“ was ist dann Sterben? Großer Verlust. Dann ist alles mit einem Mal zerstört.
Paulus sagt: „Christus ist mein Leben, und deswegen ist Sterben Gewinn.“ Dann werde ich bei ihm sein, dann werde ich zu Hause sein, und dann kann ich auch mit diesem großen Siegespreis rechnen.
Glaubst du, dass sich ein solches Leben lohnt? Dann mach ernst. Es geht hier um einen Wettkampf, der eine Fußball-Europameisterschaft aussehen lässt wie ein Schulsportfest.
Deswegen sei mit im Rennen, spann deine Muskeln an, sei hellwach und denk an den Preis. Der große Schiedsrichter sieht dich vom Himmel aus und winkt dir mit dem Siegespreis entgegen.