Herzlich willkommen bei der Christusgemeinde Emmending!
Ja, wir haben es tatsächlich geschafft, unsere erste Korintherreihe abzuschließen. Dort waren wir es gewohnt, dass wir uns immer Abschnitt für Abschnitt angeschaut haben. Diesmal ist es jedoch anders: Wir haben keinen einzelnen Abschnitt, den wir gründlich bearbeiten und uns dann dem nächsten zuwenden. Stattdessen nähern wir uns einem Thema eher thematisch, und damit haben wir schon im letzten Jahr begonnen.
Wer war letztes Jahr dabei und hat schon einige Einheiten davon mitbekommen? Es waren einige. Ich hatte nachgefragt, ob wir einfach fortsetzen oder nochmal von vorne anfangen sollen. Die meisten waren dafür, noch einmal von vorne zu beginnen.
Das ist auch ratsam, vor allem für diejenigen, die sich die Reihe zum zweiten Mal anhören. Dinge, die man beim ersten Mal vielleicht überhört oder nicht verstanden hat, können bei einer Wiederholung noch einmal tiefer betrachtet werden. Es kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass man mit jemandem über vier unterschiedliche Endzeitmodelle spricht.
Meine Erfahrung ist, dass in deutschen Diskussionen über das Thema Endzeit das, was wir hier jetzt erarbeiten, eigentlich gänzlich unbekannt ist. Das Bewusstsein für unterschiedliche theologische Modelle, wie man die Endzeitlehre der Bibel deutet, steht dort nicht unbedingt im Vordergrund.
Einführung in die Thematik der Endzeitmodelle
Wir steigen ein in unser Thema: Endzeitmodelle im Überblick. Für uns gilt heute etwas Schönes. Jedes Mal, wenn ich über die Endzeit spreche, ist das ein besonderer Moment. Niemand war so nah am Ende der Welt und am Finale wie wir heute. Das ist ein Grund zum Feiern.
Letztes Jahr, als wir darüber gesprochen haben, waren wir noch nicht so nah dran wie jetzt. Mit jedem Tag kommen wir dem Ziel ein Stück näher. Wenn wir uns in das Thema der Endzeit vertiefen, sollten wir uns eine Sache vergegenwärtigen: Das erste Kommen Jesu wurde von Gott über Jahrhunderte und Jahrtausende angekündigt. Jesus hat sein Ziel erreicht.
Es gab zudem neue Ankündigungen bezüglich seines zweiten Kommens. Wenn das erste Kommen erfüllt wurde, können wir auch sehr sicher und zuversichtlich sein, dass das zweite Kommen ebenfalls eintreffen wird. Selbst wenn wir nicht alle Details kennen und nicht genau verstehen, wann und wie es geschehen wird, können wir sicher sein, dass es so kommt, wie Jesus es vorgesehen hat.
Selbst wenn du sagst, du bist völlig ratlos, wird das eintreffen, was Jesus im Sinn hat. Denn die ersten Versprechen, die er für sein erstes Kommen gegeben hat, sind tatsächlich eingetroffen – obwohl viele ihn verpasst haben. Niemand hatte erwartet, dass das erste Kommen so aussehen würde, wie es dann kam.
Alle Endzeit-Theorien zur Lebenszeit Jesu, alle Theologen, die damals auf der Erde wandelten, scheiterten mit ihren Vorhersagen. Egal, welches Modell man sich angeschaut hat, keines hat funktioniert. Dann kam Jesus und machte erst einmal klar: Eure Modelle könnt ihr einpacken, jetzt habt ihr es mit mir zu tun.
Ich glaube, auch wenn ich Überzeugungen habe, werden wir an einen Punkt kommen, an dem wir sagen: Okay, wir hatten Ideen, aber es kam dann vielleicht doch anders, als wir gedacht hatten.
Überblick über die geplanten Endzeitmodelle und Herangehensweise
Wir werden uns unterschiedliche Modelle der Neuen Zürcher Zeitung (NZ) anschauen – insgesamt vier. Allerdings nicht heute, heute betrachten wir nur eines. Insgesamt werden es vier sein. Ich werde jedes Thema so erklären, als ob ich selbst der Vertreter des jeweiligen Modells wäre.
Ich hoffe, dass ihr nicht merkt, ob meine persönliche Meinung heute oder beim nächsten Mal referiert wird. Vielmehr möchte ich das jeweilige Modell für sich sprechen lassen, um die Bewertung nicht gleich vorwegzunehmen, sondern es auf sich wirken zu lassen. Was bewegt Menschen, dieses Modell anzunehmen?
Ich werde immer wieder auch kritische Fragen in das Modell hinein zulassen und dann die jeweilige Antwort darauf geben.
Aber bevor wir das machen, habe ich eine Frage an euch: Welche endzeitlichen Ereignisse gehören in ein Endzeitmodell? Endzeit ist ein sehr großer Begriff. Was sind Schlagworte, die euch einfallen und die irgendwie auftauchen müssen, wenn man über die Endzeit spricht? Wenn man eine Idee davon bekommen möchte, wie das auszusehen hat, was überhaupt passiert – welche Ereignisse würdet ihr nennen? Lasst uns das mal sammeln.
Okay, genau, die Wiederkunft Jesu. Was noch? Entrückung, das tausendjährige Reich, also die Rolle Israels. Ich nenne das mal kosmische Zeichen. Ja, Abfall, genau. Ich schreibe mal „Abfall vom Glauben“. Die große Trübsal – kann jemand noch ein anderes Wort für Trübsal sagen? Das ist wirklich ein sehr klassischer Begriff. Wir haben auch junge Leute hier. Was ist Trübsal? Bedrängnis, Bedrängung. Das ist ein besserer Begriff als Traurigkeit, denn wir kennen vielleicht Trübsalblasen, die große Trübsal ist aber noch viel mehr. Die Traurigkeit ist natürlich existenziell auch dabei.
Also: Evangelium weltweit – dass das Evangelium weltweit verbreitet wird, gekoppelt mit der Wiederkunft Jesu. Wenn wir so etwas machen, bauen wir schon sozusagen ein System, einen Plan. Das ist nicht verkehrt, das ist normal. Wir müssen die Dinge ja irgendwie zusammenbringen, damit sie Sinn ergeben.
Und wir haben jetzt hier schon zwei Vokabeln oder zwei Aspekte, die wir miteinander koppeln. Einige koppeln mehrere zusammen, andere sagen, da sind noch einmal Zeiten dazwischen. Was fällt euch noch ein? Satan, Tier, falscher Prophet. Übrigens als kleiner Hinweis: Der Antichrist kommt in der Offenbarung nicht vor. Nur mal so als Hinweis, weil wir immer mal wieder in die Offenbarung gehen werden. Einige fallen jetzt schon fast vom Glauben ab – einfach nur zum Mitdenken: Die Vokabel „Antichrist“ gibt es in der Offenbarung nicht.
Sind das die gleichen Dinge wie das, was dort steht? Satan, Tier, falscher Prophet, Antichrist – ist das alles austauschbar? Warum kommt das im Brief vor, aber nicht im Buch? Das sind alles Fragen, die man sich stellen kann.
Was noch? Ich schreibe mal „Reiter“ hin und würde dann dahinter einfach schreiben: Die Schalen, Posaunen – also diese ganze apokalyptische Symbolik, die es dann in der Offenbarung gibt. Siegel, genau, das wollte ich.
Leute, aber es fehlt doch noch etwas Entscheidendes für die Endzeitlehre. Das ist ja alles vielleicht ganz interessant. Wie würdet ihr, wenn ihr die Stimmung … Ja, warte mal, das schreiben wir noch: Endgericht, genau. Das ist doch perfekt, jetzt passt mal auf.
Atmosphärische Eindrücke und unterschiedliche Sichtweisen auf die Endzeit
Wenn ihr diese Begriffe lest, was für eine Atmosphäre kommt da auf? Da möchte man am liebsten nichts mit zu tun haben. Es ist nicht so, dass man richtig Freude daran hat. Vielmehr sind es viele schwere Begriffe, oder?
Das finde ich ganz interessant. Denn ich glaube, dass unsere Endzeit-Lehre – ich sage noch nicht, was ich davon halte, sondern stelle einfach nur grundsätzlich fest – dass es einige Modelle gibt, die eher pessimistisch auf die Endzeit blicken. Und es gibt Endzeitmodelle, die ein sehr optimistisches Bild zeichnen.
Ein optimistischer Endzeitlehrer würde jetzt hier sitzen und sagen: „Mensch, die schönen, leckeren Dinge tauchen dort gar nicht auf.“ Das liegt daran, dass die hier im Raum Sitzenden zu einem Großteil von bestimmten Modellen beeinflusst wurden, die das vielleicht gar nicht wissen, aber oft einen pessimistischen Fokus haben.
Der Optimist würde sagen: „Ja, auch das findet sich alles in meinem Modell wieder, aber gewisse Dinge fehlen euch jetzt schon.“ Was fehlt uns zum Beispiel? Wie ist es mit der Auferstehung? Haben wir die? Fehlt! Ach ja, stimmt, am Ende ist ja nicht einfach alles vorbei!
Auferstehung, Freunde! Auferstehung, Entrückung – das würdet ihr jetzt koppeln. Ja, da kommen wir genau in diese Thematik. Aber noch mehr: Auferstehung. Wohin werden wir denn dann auferstehen? Was ist ganz, ganz, ganz, ganz, ganz zum Schluss? Ja, neuer Himmel, neue Erde.
Es ist sehr, sehr bezeichnend, dass diese Dinge nicht so oft zur Sprache kommen. Jetzt fühlt ihr euch ertappt: neuer Himmel. Nein, es ist tatsächlich so. Jedes Modell hat eine gewisse Schlagseite und betont gewisse Dinge mehr und andere weniger.
Deswegen ist es heilsam, sich unterschiedliche Modelle einmal anzuschauen, um sich selbst zu prüfen. Das muss ja gar nicht bedeuten, dass ich dann von meiner Überzeugung abweiche. Aber ich prüfe mich in diesem Licht: Habe ich blinde Flecken?
Kennt ihr das aus eurem Leben? Einige sind schon Jahrzehnte im Glauben, und nach zehn, zwanzig Jahren denkt man: „Diese Facette theologischer Wahrheit kommt in meinem Denken gar nicht vor.“ Wenn ich mich dem stelle, dann tut sich etwas ganz Neues auf. Das bringt mich in eine Balance, in eine Ausgeglichenheit – nicht esoterisch, sondern ja, ich hoffe, dass das einige erlebt haben in ihrem Leben. Ich habe es schon oft erlebt und werde es wahrscheinlich auch noch oft erleben.
Wie ich jetzt schon öfter gesagt habe: Es gibt auf diese ganzen Dinge, die zu ordnen sind, nicht nur eine Sicht.
Ich würde mal bitten, dass jemand kurzgefasst sagt: Wie würdest du gewisse Schlagworte hintereinander nennen? Hat jemand in seinem Kopf einen entstehenden Ablauf? Bitte nicht alle, aber so drei, vier Events, so dass in Gottes Endzeitkalender das nächste, dann das, dann das kommt.
Ist jemand da so in der Lage, das ad hoc abzurufen? Wenn nicht, ist das überhaupt nicht schlimm. Es ist ein komplexes Thema.
Erste Zusammenfassung und persönliche Einschätzungen
Unheimlich Respekt vor diesem Thema. Wenn ich versuche, ein paar Punkte zusammenzufassen: Jesus Christus kommt wieder, und wir werden entrückt. Er will aber nicht sichtbar wiederkommen, sondern unsichtbar. Es ist seine geheime Wiederkunft. Genau, wir kommen zu ihm.
Irgendwann, buchstäblich in tausend Jahren, wird ein Friedensreich auf Erden errichtet. Nach diesen tausend Jahren folgt eine Art Explosion oder ein Abfall vom Glauben. Satan bricht sozusagen diesen Frieden oder darf ihn brechen. Dann gibt es auch einen großen Abfall, Menschen wenden sich von Jesus ab.
Für dich persönlich ist in der Endzeit die Entrückung das nächste Ereignis im Endzeitkalender. Wenn du jetzt nicht so viel verstanden hast, ist das überhaupt kein Problem. Eines hast du sicher mitbekommen: Es gibt Menschen, die schon ein bestimmtes Mindset haben, die diese Dinge formen können und eine gewisse Erwartungshaltung besitzen.
Je nachdem, zu welchem Modell ich neige, beeinflusst das meine geistige Haltung und meine Hoffnung – oder vielleicht auch weniger Hoffnung. Das hängt davon ab, was als nächstes im Endzeitkalender auftauchen wird.
Hier haben wir gerade gehört: Die Entrückung kommt, bevor große Turbulenzen und große Bedrängnis einsetzen. Das weckt bei vielen, die diesem Modell anhängen – ich verrate jetzt noch nicht, welches Modell das genau ist, das werden wir später erfahren – einen großen Trost. Sie sagen: Ich werde diese ganz, ganz dramatischen Zeiten nicht erleben. Das ist durchaus eine große Freude.
Diejenigen hingegen, die sagen, dass wir nicht vorbewahrt werden, sondern diese Zeiten miterleben, haben eine ganz andere Einstellung zu dieser Thematik. Sie fragen sich, wie wir mit großer Bedrängnis umgehen sollen und so weiter.
Überblick über die vier Endzeitmodelle
Vier Endzeitmodelle werden wir uns anschauen. Das Schwierige dabei ist, dass sie alle Namen haben, die man nur schwer behalten kann. Zum einen gibt es den Amillennialismus, dann den Postmillennialismus, den Prämillennialismus und schließlich den Dispensationalismus.
Wie ihr an den Begriffen seht, dreht sich alles um einen zentralen Begriff: das Millennium. Es geht um das tausendjährige Reich. Der Gedanke hinter den Begriffen a-, post- und prä- ist eine Beschreibung dessen, wann Christus wiederkommt. Kommt er vor dem Millennium zurück oder erst danach, also nach dem tausendjährigen Reich?
Einige sagen, dass er natürlich davor kommen muss, weil er irdisch regiert. Andere wiederum meinen, das sei nicht so buchstäblich zu verstehen. Sie interpretieren es anders und glauben, dass er erst danach wiederkommt.
Dann gibt es noch den Amillennialismus. Was das genau ist, werden wir uns gleich anschauen. Das wird unser heutiges Modell sein. Der Dispensationalismus ist eigentlich eine Form beziehungsweise eine Unterform des Prämillennialismus. Er hat jedoch eine eigene Geschichte und eigene Besonderheiten.
Ihr seht auch an der Skizze – auch wenn ihr die Details nicht genau erkennen könnt oder sie zu kompliziert erscheinen – dass einige Modelle sehr detailliert sind und viele Feinheiten aufschlüsseln. Der Dispensationalismus ist meiner Meinung nach das Modell, das am meisten Details und Feinheiten darstellt.
Der absolut simpelste ist der Amillennialismus. Dort ist der Endzeitfahrplan sehr reduziert. Das liegt daran, dass viele Ereignisse, die wir gerade aufgezählt haben, im Amillennialismus auf einen einzigen Zeitpunkt fallen. Sie werden nicht getrennt dargestellt – erst das, dann das, dann das und dann das –, sondern alles passiert gleichzeitig.
Deshalb ist der Amillennialismus von der Darstellung her recht einfach und übersichtlich.
Bedeutung und Diskussion um den Amillennialismus
Wichtig ist für uns, dass dieses Thema in evangelikalen Gemeinden oft heiß diskutiert wird. Wer hat das schon einmal erlebt, so in Kirchengemeinden, dass es nicht nur diskutiert, sondern wirklich heiß diskutiert wurde? Wer hat das schon einmal erlebt? Hier, da, da.
Das ist auch richtig so. Roland Hartmayr hat ein Buch geschrieben mit dem Titel "Zukunft, Hoffnung, Bibel". Das ist wirklich ein dicker Schinken. Wenn dich das Thema wirklich interessiert und du es in seiner ganzen Breite verstehen möchtest, dann versuche, es irgendwie antiquarisch zu besorgen. Es wird leider nicht mehr aufgelegt.
Er geht das Thema im Detail und sehr gut verständlich an. Am Anfang seines Buches beschreibt er, dass in der neutestamentlichen Gemeinde viel über theologische Wahrheiten gestritten wurde. Es gab zum Beispiel eine große Auseinandersetzung über die Rechtfertigungslehre, also darüber, wie jemand mit Gott versöhnt wird. Diese Debatte findet sich zum Beispiel im Galaterbrief. Dort wird richtig hart in der Sache diskutiert.
Auch über das Wesen Jesu wird von dem Jünger Johannes richtig hart debattiert. Interessant ist, was Hartmayr dazu sagt: Über die Endzeit-Lehre wird im Neuen Testament nicht hart debattiert. Es gibt keine Auseinandersetzung in den ersten Gemeinden darüber, dass sich aufgrund der Thematisierung dieser ganzen Fragen, die wir gerade haben, Gemeinden gespalten haben.
Das ist eine wichtige Beobachtung, die wir auch beachten sollten. Das Thema ist nicht unwichtig, aber es kann nicht denselben Stellenwert bekommen wie die Frage: Wer ist Jesus Christus? Oder: Wie werde ich gerecht in Gottes Augen? Es hat eine andere Intensität und Wichtigkeit, es liegt nicht so sehr im Zentrum.
Deswegen sollten wir an dieser Stelle auch miteinander demütig sein und uns manchmal aushalten. Denn ich sage euch: Ich muss auch manche Endzeit-Theorien von manchen Mitchristen echt aushalten. Wenn du denkst: "So, Heimatland, was ist das denn?" – okay, wenn da keine Köpfe rollen, dann ist das eben seine Haltung. Wenn ich dann erzähle, muss mein Bruder oder meine Schwester sagen: "Was, wirklich jetzt? Das kann doch nicht wahr sein." Okay, das müssen wir miteinander auch ertragen.
Bevor wir da reingehen, möchte ich auch sagen: Die Modelle, die wir uns anschauen werden, ich bin kein Endzeit-Spezialist. Ich weiß einiges, glaube ich, hoffe ich, aber ich bin kein Experte. Ich kann nicht auf jedes Detail unmittelbar eine Antwort geben. Meine Ausführungen, die ich mache, sind auch sehr verkürzt.
Das heißt: Wenn später bei YouTube so ein pro-Amillennialist sich das anschaut und denkt: "Moment, aber der hat doch das und das vergessen und das nicht im Detail erklärt" – seht es mir nach, dass ich die Dinge auch sehr, sehr reduziert erkläre, um die großen Linien zu zeichnen.
Aber wenn es euch wirklich weiter interessiert, dann kann ich euch genug Literatur empfehlen.
Vorstellung des Amillennialismus
Wir kommen nun zum Amillennialismus. Wie bereits erklärt, steckt die Idee schon im Wort selbst. Es besteht aus der Silbe „A“ und dem Wort „Millennium“. Der „-ismus“ beschreibt eine Lehre oder einen Gedankengang, der davon ausgeht, dass es kein Millennium gibt – zumindest kein irdisches Millennium. Es gibt also kein tausendjähriges Reich, das man mit eigenen Augen hier auf Erden sehen kann.
Wir haben gerade gehört, dass es ein Friedensreich geben wird, in dem Christus buchstäblich tausend Jahre hier auf Erden regieren wird. Der Amillennialismus hingegen hat die Grundidee, dass es diese Vorstellung gar nicht gibt. Er vertritt nicht die biblische Überzeugung, dass Jesus für tausend Jahre buchstäblich hier regieren wird.
Dieses Modell ist heutzutage, auch in unseren Kreisen, eher unüblich und unbekannt. Immer wenn ich über das Thema spreche, sehe ich meistens Fragezeichen in den Gesichtern, weil die meisten davon noch nie gehört haben. Doch geschichtlich betrachtet ist der Amillennialismus, wenn wir in die Kirchengeschichte schauen, eine der am häufigsten vertretenen Lehren.
Bekannte Vertreter sind zum Beispiel Augustinus, Luther und Calvin. An diesen Persönlichkeiten muss man zunächst vorbeikommen. Es ist nicht so, dass sie fehlerfrei sind – Luther, Calvin und Augustinus hatten alle auch theologische Fehler. Aber sie haben auch viel richtig gemacht und viel Klarheit in die Kirchenlehre gebracht.
Wenn so gewichtige Personen eine Lehre vertreten, sollte man sich als kleiner Theologe, wie wir es hier sind, schon ein wenig zurückhalten und nicht sofort sagen: „Das kann ja überhaupt nicht sein.“ Man sollte erst zuhören, bevor man große Worte macht.
Das Modell ist auch deshalb attraktiv, wie ich bereits sagte, weil es recht simpel ist. Man braucht kein Doktorstudium, um den Plan zu verstehen. Es ist einfach gehalten, so wie wir es hier darstellen.
Die Grafik ist recht simpel: Wir leben in einem Zeitalter, dem Gemeindezeitalter. Dieses beginnt nach Jesu erster Ankunft, also nach seinem ersten Advent. Als Jesus gekommen ist und sein Werk vollbracht hat, leben wir ab dann in der Zeit, die in Offenbarung 20, Verse 1 bis 6 beschrieben wird. Diese Verse werden wir gleich noch lesen.
Der Amillennialismus sagt, dass es kein zukünftiges Millennium gibt, auf das wir zusteuern. Das tausendjährige Friedensreich existiert bereits, aber geistlich. „A millennium“ bedeutet nicht tausend Jahre auf Erden, sondern dass Jesus Christus jetzt schon vom Himmel aus regiert. Wir leben jetzt bereits in diesem Millennium.
Wir warten nicht darauf, dass es kommt, sondern es ist schon da. Das Einzige, worauf wir warten, ist der nächste Schritt im göttlichen Plan: die Wiederkunft Christi. Damit verbunden sind die Auferstehung der Gläubigen und der Ungläubigen, das Gericht sowie der neue Himmel und die neue Erde.
An diesem Punkt kommt alles zusammen. Danach folgt der ewige Zustand, das ewige Leben, wie Emma vorhin auch sagte.
Bibeltext als Grundlage des Amillennialismus
Bevor wir zu den Hauptargumenten des Millennialismus kommen, wollen wir uns zunächst den Text aus Offenbarung 20, Verse 1 bis 10, ansehen und durchlesen. In der Theologie wird oft viel über Bibeltexte gesprochen, aber wenig davon tatsächlich gelesen. Daher ist es wichtig, den Text selbst zu betrachten.
Wer möchte die Verse laut und deutlich vorlesen? Reinhold, bitte.
Das ist natürlich nicht der einzige Text, es gibt noch viele weitere. Aber dieser Text ist der zentrale, wenn es um das Millennium geht. Er muss ausgelegt werden, wenn man eine Vorstellung davon bekommen möchte, was wann geschieht und welche Rolle wir dabei spielen.
Die tausend Jahre, die in diesen zehn Versen immer wieder erwähnt werden, werden als Zeitspanne verstanden, die – wie ich es eben in der Grafik gezeigt habe – zwischen Jesu erstem und zweitem Kommen liegt. Diese Idee muss man erst einmal nachvollziehen.
Das ist keine Erwartung, die Amillennialisten haben, die irgendwann eintreten wird. Vielmehr begann diese Zeit, als Jesus gekommen ist und sich verabschiedet hat. Sie dauert bis heute an und endet erst, wenn er wiederkommt.
Ihr merkt schon, es sind bereits mehr als tausend Jahre vergangen. Diese tausend Jahre sind für den Amillennialisten nicht wörtlich zu verstehen. Sie sind keine genaue Zeitangabe, sondern symbolisieren eine lange Zeitspanne. Jesus wollte ja auch nicht, dass wir wissen, wann er wiederkommt.
Da wir glauben, dass er am Ende dieser Zeit zurückkehrt, sind diese tausend Jahre nicht so zu berechnen, dass man sagt: Er ist ungefähr 33 nach Christus in den Himmel gefahren und wird dann im Jahr 1033 wiederkommen. So wird das nicht verstanden.
Stattdessen ist es eine lange Epoche, in der Christus regiert, und am Ende dieser Zeit wird er wiederkommen. Diese Sichtweise wird durch einen Satz belegt, den Jesus selbst sagt. In Matthäus 28, Vers 18 heißt es: „Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden.“
Jesus ist intronisiert, er regiert. Das ist nicht nur eine Erwartung, sondern eine gegenwärtige Realität. Seine Macht und Herrschaft erstrecken sich über Himmel und Erde.
Deshalb sagen Amillennialisten: Nein, wir machen das so. Ich habe das schon beim letzten Mal so erklärt. Wir nehmen die Abkürzungen: die Amils, die Premils, die Postmils und die Dispils. Die Dispensationalisten werden auch als Dispils bezeichnet, so hört man das im Gespräch.
Für die Amils ist die Herrschaft Jesu gegenwärtig, wenn auch himmlisch aufgerichtet. Sie ist jetzt schon da, wenn auch unsichtbar. Deshalb sagt man über die Amils, dass sie an ein verwirklichtes oder realisiertes Millennium glauben.
Die Amerikaner haben ein sehr starkes Gespür für die Königsherrschaft Jesu in der Gegenwart. Sie gehen nicht davon aus, dass Jesus erst noch Land gewinnen muss. Er hat es schon gewonnen, er ist schon durchgebrochen und hat den größten Wurf bereits gemacht.
Deshalb sagen Amillennialisten oft sehr abfällig über die Premills, dass diese auf das Millennium warten. Die Postmills, die wir uns beim nächsten Mal anschauen, arbeiten darauf hin, dass das Millennium endlich kommt.
Wir Amillennialisten hingegen genießen das Millennium. Die anderen müssen immer noch nach vorne schauen und haben oft einen beschwerlichen Blick auf die Zukunft. Wir sind realistisch: Das Millennium ist schon da, und wir freuen uns jetzt schon über die Königsherrschaft.
Wir warten nicht ständig darauf, wann es endlich so weit sein wird. Das Einzige, worauf die Amillennialisten warten, ist, dass wir den intronisierten König von Angesicht zu Angesicht sehen. Das ist das, was uns jetzt noch fehlt.
Aber den Rest hat Jesus schon erwirkt, was hier auf Erden möglich ist. Es gibt keinen Wunsch nach einem zukünftigen Friedensreich auf Erden, das tausend Jahre dauern wird und dann irgendwann in der Ewigkeit noch besser wird.
Es gibt keine Abstufungen. Wir sind jetzt gesegnet mit allen Segnungen, die man hier auf Erden empfangen kann. Ein weiteres Friedensreich, das noch mehr geben könnte, gibt es nicht.
Was noch dazukommt, ist die persönliche Begegnung mit Jesus Christus. Darauf warten wir.
Einwände gegen die Vergeistlichung des Millenniums
Das ist der Kerngedanke. Der erste Einwand, der an dieser Stelle oft kommt, lautet: Das Millennium ist nicht irdisch, sondern geistlich.
Ja, das ist der erste Punkt. Der Einwand, der dabei aufkommt, lautet: Es gibt keinen Grund, das Millennium zu vergeistlichen. Warum sollte man das tun? In Offenbarung 20 steht doch, dass es tausend Jahre sind. Warum nimmt man nicht einfach diese Zahl und glaubt daran, dass es tatsächlich tausend Jahre sind?
Amillennialisten würden darauf antworten: Es geht nicht darum, die Bibel nicht ernst zu nehmen, sondern darum, zwischen einer apokalyptischen Sprache zu unterscheiden, die oft sehr symbolisch ist. Diese Sprache kann man an vielen Stellen nicht einfach eins zu eins wörtlich nehmen. Wenn dort zum Beispiel von einem Drachen die Rede ist, glauben wahrscheinlich die wenigsten, dass plötzlich ein echter Drache um die Ecke kommt. Ein solches Tier steht für etwas anderes.
Aha, also machst du das auch, wenn du in die Endzeit schaust, in die Endzeit-Texte? Diese sind Metaphern, die für etwas anderes stehen. Die meisten Amillennialisten, zumindest die, die ich kenne und richtig deuten kann, gehen sogar so weit, dass sämtliche Zahlen in der Offenbarung symbolischen Charakter haben. Sie sehen diese Zahlen nicht als sprichwörtlich oder wörtlich an.
Damit haben die Amillennialisten tatsächlich einen Punkt. Denn auch viel alttestamentliche apokalyptische Literatur, die auf die Endzeit hinweist, ist oft sehr symbolisch aufgeladen.
Was geschehen wird und wie die Dinge geschehen, wird in Bildern dargestellt. Zum Beispiel heißt es, dass Bäume in die Hände klatschen. Ein Baum klatscht natürlich nicht wirklich in die Hände, aber damit soll etwas Bestimmtes transportiert werden.
Deshalb sagen einige Amillennialisten: Wir sind keine Bibelkritiker, sondern wir sehen hier eine Symbolik und nicht eine sprichwörtliche Zahl, die uns genannt wird.
Das ist der eine Punkt. Ich möchte gerne weitergehen.
Die Rolle Satans im Amillennialismus
In unserem Text, den wir gerade in Offenbarung 20 gelesen haben, geht es auch um die Rolle Satans. Wenn Jesus bei den Amillennialisten intronisiert ist, welche Rolle spielt Satan dann überhaupt noch?
Denn wir haben eben gelesen, was mit Satan passiert: „Und er griff den Drachen, die alte Schlange, Teufel und Satan, und band ihn tausend Jahre“ (Offenbarung 20, Vers 2). Das geschieht ganz zu Beginn der tausend Jahre.
Wenn wir uns in die Sichtweise der Amillennialisten hineinversetzen, wann war das? Wird das erst noch kommen? Der Amillennialist sagt an dieser Stelle, dass das schon geschehen ist. Und jetzt gerade – wo ist Satan? Er ist schon im Abgrund, dort ist er gebunden und gefesselt.
Für den Amillennialisten ist Satan also jetzt gerade gebunden. Das geschieht nicht erst in der Zukunft, sondern ist bereits Realität. Satan ist spätestens seit Christi Triumph am Kreuz gefesselt.
Der Amillennialist erklärt das mit dem Effekt, dass das Evangelium in die ganze Welt getragen werden kann. Menschen an allen Orten und in allen Ecken hören von Jesus und kommen zum Glauben an ihn.
So begann das tausendjährige Reich mit Jesu erstem Kommen, und somit auch die Bindung Satans. Jesus hat selbst darüber gesprochen, wie wir wissen. In Matthäus 12, Verse 28 bis 29 heißt es: „Wenn ich aber durch den Geist Gottes die Dämonen austreibe, so ist das Reich Gottes zu euch gekommen. Oder wie kann jemand in das Haus des Starken eindringen und sein Hausrat rauben, wenn er nicht vorher den Starken bindet? Und dann wird er sein Haus berauben.“
In Lukas 10, Vers 18 beschreibt Jesus den Bruch der Macht Satans, indem er sagt: „Er sprach aber zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen.“
Hier ist eine Ära zu Ende gegangen. Merkt ihr die Parallele zu Offenbarung 20 am Anfang? Wenn Christus sein Reich aufrichtet – sein geistliches Reich, das bis heute besteht –, dann muss zu Beginn Satan gebunden werden.
Jetzt kommt Jesus und sagt: „Ich treibe die Geister aus, also ist das Reich Gottes angebrochen.“ Das geht nur, wenn Satan gefesselt wird, ansonsten kann Jesus das nicht tun. Er muss ihn fesseln.
Deshalb sagt ein Amillennialist, dass Jesus selbst davon gesprochen hat, dass er jetzt schon Satan gebunden hat. Damit kann Jesus die Dinge tun, die er tun will: Menschen aus den Klauen Satans befreien, damit sie ihn kennenlernen, in Gemeinschaft mit ihm kommen und das Evangelium verkündet werden kann.
Einwände gegen die Bindung Satans und deren Beantwortung
Was denkt ihr? Selbst wenn man sagt, okay, das macht Sinn, welcher Einwand könnte an dieser Stelle kommen? Die Präsenz des Dämonischen, des Teuflischen in unserer Welt ist eigentlich ein Indiz dafür, dass es nicht so sein kann, wie der Amillennialist sagt. Denn die Gegenseite argumentiert: Wir haben gerade Offenbarung 20 gelesen. Dort wird Satan nicht nur in seinem Machtbereich eingegrenzt, sondern er wird komplett weggeschlossen und weggesperrt. Es gibt keine Wirkung mehr von ihm. Es sieht also nach einer vollständigen Beseitigung des Satans aus.
Und dafür haben wir natürlich auch biblischen Support. Es ist ja nicht so, dass die Bibel gar nichts zur Aktivität Satans im Hier und Jetzt sagt. Die Gegner der Amillennialisten verweisen zum Beispiel auf 1. Korinther 10,20: „Nein, sondern dass das, was sie opfern, sie den Dämonen opfern und nicht Gott. Ich will aber nicht, dass ihr Gemeinschaft habt mit den Dämonen.“ Wir gehen jetzt nicht näher in den Kontext, aber auf jeden Fall kann man Gemeinschaft mit Dämonen haben. Hier sprechen wir von Christen, die in Korinth lebten. Das sieht nicht so danach aus, als ob der Satan mit seiner Wirkungskraft gebunden wäre.
Auch in 2. Korinther 4,4 heißt es: „Den Ungläubigen hat der Gott dieser Welt den Sinn verblendet, damit sie den Lichtglanz des Evangeliums von der Herrlichkeit des Christus, der Gottesbild ist, nicht sehen.“ Wow, „der Gott dieser Welt“! Das sieht nicht so aus, als wenn er irgendwo im Abgrund verschlossen wäre.
In 1. Johannes 4,3 steht: „Jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, ist nicht aus Gott, und dies ist der Geist des Antichrists, der hier kommt, von dem ihr gehört habt, dass er kommt, und jetzt ist er schon in der Welt und nicht im Abgrund abgeschlossen.“
Und in 1. Johannes 5,19 lesen wir: „Wir wissen, dass wir aus Gott sind; die ganze Welt liegt in dem Bösen.“ Der Böse ist im Neuen Testament Satan. Das klingt sehr radikal.
Die Gegenseite sagt also: In der Offenbarung haben wir eine vollkommene Beseitigung des Satans, so liest es sich. Und dann gibt es noch diesen Support durch die genannten Passagen und viele weitere. Das Neue Testament ist voll von der Aktivität Satans. Evangelikale Christen lesen das manchmal meiner Meinung nach zu schnell oder übersehen es, aber er ist sehr präsent.
Da kann nicht sein, dass Satan gebunden und gefesselt ist. Ich bin jetzt noch gar nicht auf die Verse aus Matthäus 24 eingegangen, wo es um die Verführungskraft falscher Propheten geht, vor denen Jesus an vielen Stellen warnt. Matthäus 24,4-5,11 und 24 sprechen viel von falschen Propheten.
Der Amillennialist ist natürlich nicht naiv, sondern durchdacht. Er sagt: Ja, ich höre das, und ich würde auch nicht sagen, dass Satan gar nicht existent ist. Ich habe noch nie einen Amillennialisten gehört, der sagt, Satan sei gefesselt und habe deswegen keinerlei Verfügungsgewalt mehr. Nein, ein Amillennialist glaubt an alle Passagen, die wir gerade gelesen haben, und sagt, ja, Satan hat zuweilen ganz heftigen Einfluss.
Dennoch ist es wahr, dass er gefesselt ist. Denn es geht nicht um eine vollständige Beseitigung in Offenbarung 20, sondern um das, was Offenbarung 20 tatsächlich sagt. Vers 3: „Der warf ihn in den Abgrund und schloss zu und versiegelte über ihm, damit er nicht mehr die Nationen verführte, bis die tausend Jahre vollendet sind.“ Das ist der einzige Sinn dieses Bildes, dieser Metapher für den Evangelisten.
Offenbarung 20 spricht nicht von einer vollkommenen Beseitigung, sondern davon, dass Satan in seinem Wirken eingeschränkt wird. Und zwar so, dass das Evangelium nicht aufgehalten werden kann in seiner Ausbreitung. Es wird sich über den ganzen Globus verbreiten, so wie Jesus sagte: „Wartet, bis ihr Kraft aus der Höhe bekommt, dann werdet ihr Zeugen sein in Jerusalem, in Judäa, Samarien und bis an das Ende der Erde.“ Jesus sagt, diese Botschaft ist unstoppbar, also nicht aufzuhalten. Sie wird ihr Ziel erreichen.
Ein Evangelist sagt: „Ich bin voll bei dir, Satan ist aktiv, die Welt liegt im Bösen, das ist alles richtig.“ Dennoch gilt: Hier geht es um die Evangeliumsbotschaft, die läuft, und Satan kann sie nicht hindern. Satan knirscht jeden Sonntag mit den Zähnen, wenn sich Christen treffen, um das Evangelium zu feiern, und er kann es nicht aufhalten.
Das heißt nicht, dass er überhaupt keinen Einflussbereich hat, doch wir werden sehen, dass Menschen zum Glauben kommen und es von Zeit zu Zeit Erweckungen an verschiedenen Orten gibt. Warum? Weil Jesus Christus regiert und Satan Jesus nicht stoppen kann in seiner Mission. Ist dieser Gedanke nachvollziehbar?
Satan ist also nicht komplett ausgeschaltet, aber sein Einfluss ist verringert – deutlich verringert. Das sehen wir im Dienst Jesu, wie er mit geistlich belasteten und besessenen Menschen umgeht. Und auch, wie die frühe Kirche in der Apostelgeschichte mit dämonisch Besessenen oder Dämonisierten umging.
Wenn ein Mensch von einem Dämon beeinflusst wird und wir als Christen damit konfrontiert werden, gibt es für diesen Dämon keine Option. Er muss weichen. Das möchte ich als Verheißung mitgeben. Ich war einmal in einer sehr krassen Situation, wo sich das Dämonische stark manifestierte. Ich wusste gar nicht, was ich tun sollte. Aber eins wusste ich: Wo der Name Jesu ausgesprochen wird, muss Satan weichen. Er hat kein Recht, zu bleiben.
Ich war eigentlich total überfordert, aber ich wusste, dass der Name Jesu stärker ist. Ich habe den Namen Jesu über die Person proklamiert – nichts weiter, kein Hokuspokus, kein Feuer- oder Tanzritual. Einfach den Namen Jesu ausgesprochen. Die Situation hat sich dramatisch geändert. Die Person wurde sichtbar befreit und kam zu Ruhe und Frieden. Auch teuflische Verfolgung, Träume und Erscheinungen von Toten, die die Person gesehen hatte, waren weg.
Warum? Weil – jetzt spreche ich für den Amillennialisten – der Satan gefesselt ist. Wenn der Name Jesu erklingt, kann er nicht sagen: „Nein, ich bleibe.“ Das war auch das Problem, als die Jünger einen Dämon nicht austreiben konnten. Jesus schlug sich an die Stirn und fragte: „Wie lange muss ich das noch aushalten?“ Er geht davon aus, dass ein Christ, der damit konfrontiert wird, Vollmacht hat.
Das darf man nicht mit dem Thema Krankheit verwechseln. Viele vermischen das und sagen, ja, wir haben Vollmacht über alles, und können jede Krankheit sofort heilen. Nein, das Thema Krankheit und Heilung ist vielschichtiger als das Thema Dämonisierung. Dort, wo Dämonen Einzug halten, gibt es keine Option à la „Vielleicht soll das so bleiben.“ Dort gebieten wir im Namen Jesu, dass sie weichen sollen. Und dann müssen sie weichen, nicht bleiben.
Genau, wir gehen noch einmal zu Offenbarung 20, Verse 4 und 5. Dort schauen wir uns das Thema Auferstehung an. Das ist der nächste Punkt des Amillennialisten, der sagt: Es gibt nur eine einzige leibliche Auferstehung, nicht zwei unterschiedliche zu verschiedenen Zeitpunkten. Es gibt im Endzeitplan Gottes nur einen Moment, in dem die Toten, Gerechte und Ungerechte, zu einem Zeitpunkt auferstehen.
Vers 4-5: „Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf. Und das Gericht wurde ihnen übergeben. Und ich sah die Seelen derer, die um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen getötet worden waren und die das Tier und sein Bild nicht angebetet und das Malzeichen nicht an ihre Stirn oder an ihre Hand angenommen hatten. Sie wurden lebendig und herrschten mit Christus tausend Jahre. Die übrigen der Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung.“
Worum geht es hier? Immer wieder in Erinnerung rufen: Es geht um jetzt, nicht irgendwann. Für den Amillennialisten geschieht das jetzt gerade, in diesem Augenblick. Es geht um Märtyrer, um Menschen, die in Christus verstorben sind und jetzt mit Jesus regieren.
Die Seelen der verstorbenen und hingerichteten Christen haben noch keinen neuen Leib, denn der kommt erst bei der Auferstehung der Toten. Ihre Seele ist bei Christus und sie warten auf ihren neuen Leib. Wenn hier steht, sie seien lebendig geworden, meint das nicht, dass sie sprichwörtlich auferstanden sind, sondern dass sie lebendig geworden sind, indem sie ins Himmelreich eingetreten sind.
Das ist etwas tricky, aber so stellt es sich der Amillennialist vor. Die Auferstehung ist ja offensichtlich noch nicht da. Mein Kollege ist verstorben, ich habe ihn noch nicht wiederwandeln sehen. Aber er ist in Christus gestorben. Wenn das wahr ist, dann herrscht er jetzt mit Christus. „Lebendig geworden“ heißt also für den Amillennialisten: geistlich am Leben bei Gott und mit Gott sein. Das ist die erste Auferstehung.
Es gibt keine unterschiedlichen Auferstehungen. Die Prämillennialisten oder Dispensationalisten fordern zwei zeitlich versetzte Auferstehungen: Erst die Gerechten, die mit Jesus im Friedensreich auf Erden herrschen, dann nach den tausend Jahren die zweite Auferstehung der Ungerechten zum Gericht.
Der Amillennialist trennt das nicht. Es gibt nur diese eine Auferstehung. Was wir hier in Offenbarung 20 lesen, ist – wie alles andere bislang auch – geistlich zu deuten und nicht sprichwörtlich. Wenn wir von der ersten Auferstehung sprechen, ist das jetzt. Jesus herrscht synchron, Satan ist schon gebunden, Christen sterben jetzt und herrschen mit Christus an seiner Seite.
Diese Überzeugung kommt nicht von ungefähr. Lest mal diese drei Passagen:
Johannes 5,28-29: „Wundert euch nicht darüber, denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und hervorkommen werden, die das Gute getan haben zur Auferstehung des Lebens, die aber das Böse verübt haben zur Auferstehung des Gerichts.“
Jeder wird ein unterschiedliches Schicksal erfahren. Da sind wir uns einig. Es gibt zwei Gruppierungen, sagt der Amillennialist auch. Aber Jesus sagt nicht, dass es tausend Jahre gibt und am Anfang die eine Auferstehung und dann tausend Jahre später eine zweite. Jesus sagt: „Es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, auferstehen werden.“
Basierend auf diesem Jesuswort kommen die Amillennialisten zu dem Schluss: Offenbarung 20 ist apokalyptisch und wird oft geistlich gedeutet. Jesus regiert schon jetzt, das Reich Gottes ist angebrochen, Satan ist von ihm gefesselt, sonst könnte Jesus seine Dinge nicht tun. Deshalb ist es folgerichtig, weiterzulesen und zu erkennen, dass das eine geistliche Realität der Verstorbenen hier und heute ist, die mit Christus regieren.
Apostelgeschichte 24,15: „Ich habe die Hoffnung zu Gott, dass eine Auferstehung der Gerechten wie der Ungerechten sein wird.“ Eine Auferstehung der Gerechten und der Ungerechten in einem Atemzug, nicht separiert.
Daniel 12,2: „Und viele von denen, die im Land des Staubes schlafen, werden aufwachen, die einen zu ewigem Leben, die anderen zur Schande, zu ewigem Abscheu.“
Diese Passage ist wichtig, weil manche sagen, im Alten Testament habe man die Idee des ewigen Lebens nicht gekannt. Das ist sehr beliebt unter Theologen. Hier sieht man, dass auch im Alten Testament die Leute wussten, dass es Ewigkeit gibt und zwei Wege.
Auch hier wieder: Die Lehre zieht sich von den Propheten über Jesus bis zu den Aposteln durch. Es gibt eine Auferstehung mit zwei unterschiedlichen Ergebnissen.
Wir haben uns bis hierhin folgende Punkte zum Amillennialismus angeschaut: Das Millennium, also das Friedensreich, ist nicht irdisch, sondern geistlich und jetzt aktiv. Satan ist gebunden und kann nicht verhindern, dass das Evangelium auf der Erde verbreitet wird.
Es gibt eine einzige leibliche Auferstehung und keine Trennung dieser Auferstehung durch ein zwischengeschaltetes Millennium. Das Millennium läuft, und irgendwann werden alle zu einer und derselben Stunde auferstehen.
Die Rolle Israels im Amillennialismus
Und jetzt kommen wir zu dem heißen Thema Israel. Hahaha, das ist auch noch mal ein eigenes Fass. Das würde ich vielleicht auch in diese Reihe mit hineinnehmen: Wie sieht es aus mit dem dritten Tempel?
Ich kann darauf eine Teilantwort geben. Für eine finale Antwort müsste ich noch einmal studieren, aber meine Teilantwort kann ich dir geben.
Der Amillennialist betrachtet das Buch der Offenbarung als ein Buch, das komplette Relevanz für die Christen zu dieser Zeit hatte – und auch für uns heute. Der Amillennialist kritisiert moderne Christen jedoch dafür, dass viele der Texte ausschließlich auf unsere heutige Zeit gemünzt werden, als hätten die Christen vor zweitausend Jahren damit nichts anfangen können.
Wenn Johannes hier eine Prophetie an Christen richtet, dass sie aufpassen sollen, das Mahlzeichen nicht anzunehmen, dann hat das Relevanz nicht nur für uns heute, die wir fragen, wo jetzt das Mahlzeichen ist. Schon damals war das sozusagen aktiv, lebendig und bedeutungsvoll für die Christen.
Deswegen sagt der Amillennialist: Ihr schaut auf den Antichristen, eine Figur am Ende der Zeit. Wir sagen, der Antichrist ist schon die ganze Zeit am Werk. Ja, vielleicht gibt es eine Intensivierung gegen Ende hin, eine Dramatisierung der Ereignisse. Aber diese Prinzipien sind schon die ganzen zweitausend Jahre aktiv und lebendig.
Für den Amillennialisten ist es nicht so wichtig, zu schauen – ich mache es mal überspitzt – ob jetzt Corona im Kalender das Zeichen ist oder ob wir durch die Impfung einen Chip bekommen und dann alles vorbei ist. Der Amillennialist ist grundsätzlich entspannt, weil diese Fragestellungen die Christen schon damals getroffen haben. Die hatten zwar nicht den Chip, aber die Vorstellung, dass das Mahlzeichen relevant ist, war damals schon da.
Die Vorstellung, die Kirche wartet zweitausend Jahre, bis irgendwann im 21. Jahrhundert der Chip kommt, ist für den Amillennialisten erst einmal abwegig. Stattdessen hat das Thema schon damals Relevanz gehabt. Jede Generation muss in diese Texte hineinschauen und prüfen, was das in ihrem Kontext bedeutet.
Das ist nur eine Teilantwort. Ich müsste noch einmal näher zum Thema Mahlzeichen schauen. Können wir einen Deal machen? Schreibt mir mal eine Nachricht mit dem Stichwort „Mahlzeichen Amel“, dann weiß ich, was ich zu tun habe.
Der nächste Punkt, den wir uns anschauen, ist: Gläubige bilden das wahre Israel.
In den Endzeitmodellen des Amillennialismus wirst du keine eigene Endzeitepoche finden, in der Israel eine signifikante Rolle spielt. Israel ist – ich sage es mal ganz hart – obsolet. Das ist sehr holzschnittartig formuliert, aber im Grunde ist es so: Ob du über Israel sprichst oder nicht, ist eigentlich nicht so wichtig.
Der Amillennialist sieht die Staatsgründung Israels und sagt: Das ist ja nett, aber relevant ist es nicht. Das ist ganz krass gesagt – und das ist auch der emotionalste Punkt, gerade bei evangelikalen Christen. Da sind sie echt tief betroffen.
Es ist gut, vielleicht auch richtig, dass Israel eine Wiederherstellung erfährt. Wohl bemerkt, unter Amillennialisten gibt es keine einheitliche Meinung, es gibt auch Untergruppen. Es gibt zum Beispiel den präteristischen Amillennialisten. Das lassen wir jetzt mal an dieser Stelle außen vor.
Es gibt auch eine pro-israelische Amillennialistische Fraktion, die sagt: Nein, den Gedanken dürfen wir nicht ganz aufgeben. Aber ich sage es mal von den Grundzügen her: Das wahre Israel findet nicht im Blut statt, sondern im wahren Juden und Israeliten Jesus Christus.
In Christus erfüllen sich Gottes Verheißungen, und in Christus gründet sich das Volk Gottes. Das ist eine ganz, ganz wichtige Grundüberzeugung eines Amillennialisten.
Der Fokus liegt nicht auf deiner Abstammung, sondern auf Christus. Es ist ein sehr christozentrisches Endzeitbild. Es wird viel von Christus her gedacht.
Die Gemeinde besteht aus gläubigen Juden und gläubigen Heiden. Zusammen bilden sie das wahre Israel. Deswegen kann ein Amillennialist die Verheißungen aus dem Alten Testament nehmen und sagen: Diese Verheißungen haben ihre Erfüllung in Christus gefunden. Weil ich im Glauben an Christus verbunden bin, haben diese Verheißungen, die eigentlich an das ethnische Israel gerichtet sind, für mich heute Bedeutung.
Ein knallharter Dispensationalist würde sagen: Auf gar keinen Fall! Auch nicht einmal abends nach einer Verheißung suchen und im Alten Testament blättern. Das gilt nicht für dich als Christ. Diese Verheißungen betreffen allein das Volk Israel, die Juden.
Aber Calvin, Luther und andere Amillennialisten würden sagen: Hallo! Sie würden nicht nur Hallo sagen, sondern auch auf Römer 2,28-29 verweisen: Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, noch ist die äußerliche Beschneidung im Fleisch Beschneidung, sondern der ist ein Jude, der es innerlich ist. Die Beschneidung ist die des Herzens im Geist, nicht in Buchstaben. Sein Lob kommt nicht vom Menschen, sondern von Gott.
Ihr merkt, diese geistliche Interpretation liegt den Amillennialisten zugrunde, denn auch Paulus war ein geistlicher Interpretierer. Laut Römer 2 bist du, wenn du an Jesus Christus glaubst, ein wahrer Jude.
Römer 9,6 besagt: Nicht alle, die aus Israel sind, sind Israeliten. Auch nicht, weil sie Abrahams Nachkommen sind, sind alle Kinder. In Isaak wird dir eine Nachkommenschaft genannt. Das heißt, nicht die Kinder des Fleisches, sondern die Kinder der Verheißung werden als Nachkommenschaft gerechnet.
Nur weil du sagst: „Ich bin Israelit“, gehören dir nicht automatisch alle Verheißungen. Nein, es geht um Verheißung, Glauben, Vertrauensbeziehung und geistliche Verbundenheit zu Gott.
Abrahams Verheißung erfüllt sich nicht in Israel, sondern in Christus und durch Christus in der ganzen Welt – aktuell in der Gemeinde Jesu Christi.
Was ist mit den Juden? Sie sind eingeladen, dem ersten Oberjuden zu folgen: Jesus Christus. Für den Amillennialisten ist das keine Judenfeindlichkeit oder Abfälligkeit.
Eine Randbemerkung muss ich vielleicht doch machen: Daraus kann eine negative Haltung resultieren. Ja, das kann passieren. Aber heutzutage gibt es von Amillennialisten keine solche Haltung.
Der Fokus liegt nicht darauf, ob du Jude bist, sondern darauf, ob du Christus kennst. Das ist der Fokus.
Deswegen ist das keine Abgrenzung, sondern: Christus ist für dich gekommen – für die Juden zuerst, aber dann auch für uns.
Deswegen sagt Epheser 2: Christus hat die Mauer zwischen Juden und Heiden niedergerissen. Was macht ihr, wenn ihr wieder anfängt, die Steinchen draufzusetzen und in eure Endzeitpläne eine Israel-Epoche aufzubauen?
Es gibt keine Israel-Epoche, sondern eine Christus-Epoche. Darauf kommt es an.
2. Korinther 1,20 sagt: Denn so viele Verheißungen Gottes es gibt – und hier im Alten Testament gibt es eine ganze Menge – in ihm, in Christus, ist das Ja. Deshalb auch durch ihn das Amen, Gott zur Ehre durch uns.
Paulus spricht nicht nur zu Juden, sondern gerade zu Korinthern, die keine rein jüdische Gemeinde waren, sondern eine Mischgemeinde, so wie es sein sollte.
Es ist ein Jammer, dass keine Juden unter uns sind, keine Judenchristen. Denn so viele Verheißungen Gottes gibt es, in ihm ist das Ja, deshalb auch durch ihn das Amen, Gott zur Ehre durch uns. Wir partizipieren daran.
Deswegen würde ein Amillennialist sagen: Hey, wir gehören in dieses Team.
Es gibt daher eine geringe Erwartungshaltung, was in der Endzeit noch mit Israel passieren soll.
Natürlich gibt es den Einwand: „Ja, ja, ja, aber Römer 9 bis 11 spricht ja auch von einer Erweckung Israels.“ Das sind die bekannten Passagen, die Hoffnung für Israel lassen.
Selbst wenn du sagst, ja, ich sehe das mit der Glaubenszugehörigkeit so – man ist sozusagen geistlicher Jude – können wir deswegen Israel ganz abschreiben?
Ist die Staatsgründung nicht doch ein Wunderwerk Gottes, wofür man dankbar sein sollte?
Das wird aktuell unter Amillennialisten intensiv diskutiert.
Ich habe einen gelesen, der sagte: Die Staatsgründung Israels ist zwar bemerkenswert und erfreulich, aber nicht unbedingt eine explizite Erfüllung einer Verheißung.
Der Amillennialist schert sich nicht darum, ob die Landesgrenzen richtig liegen.
Auch der Gedanke an einen dritten Tempel ist für den „richtigen“ Amillennialisten fast schon Irrlehre. Denn welche Opfer möchtest du nach Christus noch bringen?
Habt ihr den Hebräerbrief nicht gelesen? Dort steht, dass das Opfer ein für allemal erbracht wurde.
Habt ihr nicht gelesen, dass Gott schon einen neuen Tempel errichtet hat – und zwar in Christus? Weil er unser Haupt ist und wir sein Leib, der neue Tempel sind?
Wenn ihr zurück zu Hesekiel 44 geht, zur Beschreibung des neuen Tempels: Wollt ihr wirklich so einen Tempel bauen?
Das ist eine Prophetie auf die Gemeinde, eine geistliche Erfüllung hier und heute.
Deswegen spricht Paulus auch ständig nicht von Bauplänen, wie man in Israel einen neuen Tempel errichten kann. Davon spricht er gar nicht.
Paulus spricht die ganze Zeit vom Tempel in der Gemeinde, weil Gottes Geist jetzt schon in uns wohnt. Eine neue Ära hat begonnen.
Das, worauf die Propheten hingeschaut haben und es nicht gesehen haben, ist jetzt schon da.
Ihr merkt, das ist nicht einfach nur so, dass uns das nicht gefällt. Das ist nicht einfach von der Hand zu weisen.
Tatsächlich gibt es auch einige Amillennialisten, die von einer zukünftigen jüdischen Massenbekehrung vor der Wiederkunft Jesu ausgehen.
Es gibt eine Gruppe, die Römer 9 bis 11 liest und sagt: Ja, es geht um Christus und nicht um das Judendasein, und dennoch sehen wir hier, dass Gott sich Ehre verschaffen möchte, indem er zu dem Volk nach dem Fleisch geht.
Wir werden dort eine Massenbekehrung erleben, was dann auch in anderen Endzeit-Theorien seinen Platz hat.
Deswegen wird die Staatsgründung als positiv gesehen, weil diese Massenbewegung erleichtert wird, wenn sie zentral an einem Ort geschieht.
Okay, wir müssen langsam die Kurve kriegen, damit ihr auch die nächsten Male wiederkommt.
Ist das Thema interessant für euch? Ich habe immer ein bisschen Respekt vor dem Thema. Ich finde es echt herausfordernd.
Endzeitlehre ist, glaube ich, für mich das schwierigste Thema von allen Bibelthemen.
Deswegen habe ich auch lieber über Haggai gepredigt als über Sacharja. Denn Sacharja ist hier Peanuts dagegen.
Umgang mit der Trübsal im Amillennialismus
Der nächste Punkt ist „Durch die Trübsal hindurch“. Die große Trübsal, die Bedrängnis, von der die Offenbarung und auch andere Texte sprechen, ist keine Phase am Ende der Zeit, die irgendwann kommt, wenn wir schon entrückt sind. Ich spreche hier als Amillennialist, so wie es vorhin erwähnt wurde. Die Vorstellung, dass ich entrückt werde und dann das ganze Chaos erst beginnt, wird vom Amillennialisten abgelehnt.
Der Amillennialist sagt, dass man in Luftschlössern lebt, wenn man so denkt. Wir sind Realisten und haben die Hoffnung, dass Gott und Christus wirklich regieren und dass Erweckung möglich ist. Gleichzeitig machen wir die Augen nicht davor zu. Realismus bedeutet auch, dass es hart wird. Die große Trübsal, die Bedrängnis, ist nicht irgendwann in der Zukunft, sondern sie begann bereits mit dem ersten Kommen Jesu.
Als Jesus kam, hat er gesagt, dass diese Bedrängnis kommen wird. Wir leben also in dieser Zeit. Diese Bedrängnis ist aber nicht einfach nur konstant oder steigend, sondern verläuft wellenförmig und wehenartig, ähnlich wie bei einer Geburt. Es gibt intensive Phasen, die Wehen, in denen die Bedrängnis wie ein Hammer zuschlägt, dann wieder zurückgeht, bevor sie erneut kommt und wieder zurückgeht.
Gegen Ende hin, so sagen die Amillennialisten, zeigen die biblischen Texte eine Intensivierung dieser Bedrängnis. Es spitzt sich also zu. Das ist ein wesentlicher Punkt, der den Amillennialisten stark ausmacht und ihn von den Postmillennialisten und den Dispensationalisten unterscheidet.
Der Dispensationalist hat eine sehr negative Sicht auf die Zukunft. Er sagt, es wird immer schlimmer, es wird alles schlechter. Erweckung wird es nicht mehr geben, weil es immer mehr Abfall gibt – Abfall, Abfall, Abfall. Und wenn du schon das Wort „Erweckung“ in den Mund nimmst, wird das abgelehnt. So etwas gibt es nicht mehr.
Der Postmillennialist hingegen, den wir uns beim nächsten Mal anschauen werden, steht eher auf der anderen Seite. Er sagt, es wird immer besser, und wir werden die Welt christianisieren. Es wird von einer Erweckung zur nächsten kommen.
Der Amillennialist sagt: Ich gehe in keine der beiden Schubladen. Ich sehe in den biblischen Texten, dass Gut und Böse parallel reifen werden. Das eine wird zunehmen, und das andere wird auch zunehmen. Licht und Finsternis werden noch deutlicher hervortreten.
Ihr merkt also schon: Der Amillennialist hat auch positive Sichtweisen, die realistisch sind, und aus seiner Perspektive Hoffnung auf Erweckung, was ein Dispensationalist nicht so oft hat. Der Weg ist schmal, alles scheint vor die Hunde zu gehen, eine Katastrophe folgt der nächsten. Dann werden auch die Nachrichten nach schlechten Meldungen durchsucht, was natürlich alles bestätigt.
Ich spreche hier aus der Sicht des Amillennialisten. Ihr wisst hoffentlich noch nicht, welcher ich bin – das werde ich am Ende offenbaren.
Die Gemeinde in der Trübsal und die Entrückung
Genau, also die Gemeinde wird nicht entrückt, wir bleiben hier.
Ein Einwand, der an dieser Stelle oft genannt wird, ist Offenbarung 3,10. Diese Stelle stammt aus einem Sendschreiben, das der Amillennialist ebenfalls nicht als eine Reihe von Epochen versteht. Er sieht die Sendschreiben vielmehr als Briefe an Gemeinden. Andere Modelle dagegen sagen, diese sieben Sendschreiben seien sieben heilsgeschichtliche Epochen.
Hier kommt der Amillennialist ins Spiel und sagt: „Und du wirfst mir Vergeistlichung vor? Für mich ist das wortwörtlich gemeint: Schreibe einen Brief an die Gemeinde in Sardis.“ Und wenn man dann sagt, „Nein, das ist nicht Sardis, sondern das gilt für eine bestimmte Zeit in der Kirchengeschichte“, dann antwortet der Amillennialist sehr wörtlich: „Nein, das scheint ein Brief an die Gemeinde zu sein. Wir können Grundprinzipien daraus lernen, aber es ist kein Heilsplan in diesen Sendschreiben.“
Wenn wir zum Modell kommen, werden wir auch diese Diskussion noch vertiefen. Aber als Amillennialist muss ich diesen Zahn ziehen.
Offenbarung 3,10: „Weil du das Wort vom Harren auf mich bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung. Ich werde dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, die auf der Erde wohnen.“
Gott wird uns bewahren vor der Versuchung, die auf dem ganzen Erdkreis kommen wird, für die, die auf der Erde wohnen. Das bedeutet, ich werde nicht mehr auf der Erde wohnen und werde diese Versuchung, diese große Betrübnis, diese Verfolgung, diesen Kampf nicht erleben.
Doch der Amillennialist sagt: Offenbarung 3,10 ist an die Gemeinde in Philadelphia gerichtet, nicht in Amerika, sondern in Kleinasien. Dieser Gemeinde wurde das zugesagt, und diese Gemeinde wurde nicht entrückt, sondern ihr wurde das versprochen. Sie haben also schon Verfolgung erlebt, die sich überall Bahn bricht.
Heute wissen wir statistisch, dass Christen – sage ich öfter – noch nie so viel verfolgt wurden wie jetzt. Das ist krass. Dieses Verständnis zeigt, dass es diese Intensität gibt, aber nicht heute, das können wir nicht sehen.
Des Weiteren wird angeführt, dass die andere Gemeinde in Smyrna treu sein muss bis zum Tod. Das sind Hinweise, bei denen der Amillennialist sagt: Wir können uns das nicht schön malen. Die Gemeinde ist in der Offenbarung immer wieder eine Märtyrergemeinde – eine Märtyrergemeinde –, nicht eine Gemeinde, die vor Versuchung oder Bedrängnis bewahrt wird.
Vielmehr heißt es: Ich werde hindurch bewahrt, so wie der Psalmist betet, durch das Todestal hindurch. Nicht: „Oh Todestal, ich gehe mal hier lang und werde das nicht mehr erleben“, sondern: Du wirst bewahrt, dass du durch diese Zeiten gehst. Du verbrennst nicht daran, sondern ich halte dich in dieser Zeit, ich halte dich dadurch.
Ein weiterer Einwand ist, dass die Jünger nach Zeichen für das Kommen Jesu fragten. Sie bekamen die Antwort, dass Verführung, Kriege, Erdbeben, Hungersnöte und Abfall vom Glauben kommen werden. Das sind Merkmale, die alle zunehmen und dramatischer werden.
Jesus sagt ausdrücklich, dass dies der Anfang ist. Einige denken: „Ah, Erdbeben nehmen zu, das nimmt zu, also scheint alles dem Ende zu neigen.“ Jesus sagt eigentlich genau das Gegenteil: Das ist nur der Anfang.
Also macht euch nicht wild wegen dieser Dinge. Sie werden geschehen, sie sind allgegenwärtig, aber kein Endzeitzeichen.
Die Gemeinde ist also zu allen Zeiten durch Verführung, Kriege, Erdbeben, Hungersnöte und Abfall vom Glauben gegangen. Jesus sagt nicht, das werde irgendwann geschehen und ihr werdet davor gerettet, sondern Verführung, Abfall, Kriege – all diese Dinge sind der Anfang. Ihr erlebt das gerade, weil ihr an diesem Anfang steht.
Es ist kein Zeichen für ein baldiges Ende, sondern wir leben in dieser letzten Endzeitphase – um das zu unterstreichen.
Abschluss: Berufung zur Bedrängnis und Ausblick
Und dann kommen wir zum Abschluss, genauer gesagt zu 1. Thessalonicher 3,3-4. Dort heißt es: „Denn ihr selbst wisst, dass wir dazu bestimmt sind…“ Das sind immer schöne Texte, die die Frage beantworten: Wozu bin ich bestimmt? Wozu bin ich berufen? Das wird ein schöner Text.
Denn auch als wir bei euch waren, sagten wir euch vorher, dass wir bedrängt sein würden. Das klingt jetzt nicht so angenehm, aber genau so ist es auch geschehen. Ihr wisst genau: Deine Bestimmung ist es, Bedrängnis zu erleben. Das ist der Realismus des Amillennialismus.
Der Realismus des Amillennialismus besagt, dass Christus eingesetzt ist und unaufhaltsam ist, aber Bedrängnis dennoch da ist und wir da durchgehen müssen. Es ist unsere Berufung und Bestimmung, dieses Kreuz auf uns zu nehmen und das, was Jesus durchgemacht hat, auch mit zu durchleiden. Dabei nehmen wir keine Abkürzung.
Das ist für Amillennialisten sehr, sehr wichtig. Man findet bei ihnen oft eine sehr solide und fundierte Leidenstheologie. Amillennialistische Theologen legen großen Wert darauf, dass Christen eine gute Theologie über das Leid haben, also wie ein Christ mit Leid umgeht. Das hat alles mit der Endzeit zu tun.
Sie sind davon überzeugt, dass diese massive Bedrängnis nicht irgendwann vorbei sein wird. Sie hoffen nicht die ganze Zeit nur darauf, wann sie endlich entrückt werden. Nein, sie bereiten sich darauf vor, durch das Leid zu gehen. Nicht mit dem Gedanken: „Ach, das wird so schwer, aber dann bin ich ja weg.“ Nein, sie brauchen eine saubere und gute Leidenstheologie, die sie durchträgt und dafür sorgt, dass sie an Gott nicht verzweifeln, wenn das Leid kommt.
Ganz interessant ist, dass man hier sehen kann, wie die Endzeitlehre ganz andere Facetten des Glaubenslebens betrifft. Es gibt jetzt die Gemeinde, und wir warten darauf, dass dieses Millennium zu Ende geht. Am Ende des Millenniums werden sich die Ereignisse überschlagen, und dort kommt dann alles zusammen.
Aber nicht in dem Sinne, dass es noch dreieinhalb Jahre gibt, dann noch einmal tausend Jahre, dann eine zweite Auferstehung und davor noch eine Entrückung. Nein, wir leben unser Leben und rechnen damit, dass Jesus Christus jederzeit sichtbar wiederkommen kann.
Wir warten also nicht darauf, dass er nur unsichtbar wiederkommt und später sichtbar. Nein, wir leben im Gemeindezeitalter, im Millennium, in diesem Reich Gottes, das angebrochen ist. Ganz zum Schluss, am Ende des Millenniums, sagen auch die Millennialisten, wird der Satan freigelassen. Es wird ein starker Abfall vom Glauben kommen, oder es wird etwas passieren.
Mit Christi sichtbarer Wiederkunft werden alle Verheißungen erfüllt. Das heißt: Er kommt wieder, und Entrückung und Wiederkunft bilden dasselbe Ereignis ab. Nur die Perspektive ist unterschiedlich – das eine ist seine Wiederkunft, das andere, dass wir entrückt werden.
Auch das ist ein spannendes Thema, für das wir jetzt nicht die Zeit haben. Aber es ist dasselbe Geschehen: Wiederkunft und Entrückung. Er kommt zu uns, wir zu ihm. Die Toten werden auferstehen, alle zum Jüngsten Gericht, in derselben Stunde alle, die entschlafen sind.
Nach diesem Jüngsten Gericht schafft Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde, die in Ewigkeit bestehen bleiben. So einfach ist das im Prinzip.
Gehen wir noch einmal ganz kurz die Skizze durch, um abzuschließen: Amillennialismus. Die Amillennialisten sagen, es gibt kein irdisches Reich, sondern ein geistliches Reich. Dieses Reich ist mit dem ersten Kommen Jesu angebrochen.
Wir leben in dieser Phase und warten darauf, dass Christus wiederkommt. In dieser Zeit ist der Satan gebunden, das Evangelium wird verkündet. Die Gemeinde hat Anteil an den Verheißungen, die Israel gegeben sind. Sie ist nicht ein Volk Gottes zweiter Klasse oder eine zweite Braut, wie einige das formulieren.
Nein, wir sind erste Wahl, wir sind die Crème de la Crème, wir sind vor Grundlegung der Welt auserwählt. Wir sind kein Notfallplan in Gottes Augen, sondern Gott hat mich vor Ewigkeit erdacht, und ich gehöre zu seinem Team.
Das bedeutet nicht nur eine innere Beziehung zu ihm, sondern nicht einfach eine äußere Abstammung. Einige unter uns sagen, dass es für Israel doch noch Hoffnung gibt. Gott möchte sich dort noch einmal besonders manifestieren, wegen Römer 9 bis 11.
Aber eigentlich warten wir darauf, dass das Evangelium jede Ecke dieses Planeten erreicht hat. Das ist der einzige Maßstab, an dem wir etwas erkennen können.
Wenn das Millennium vorbei ist, werden wir eine starke Aktivität des Satans erleben. Die Finsternis und das Licht stehen dann sehr krass im Kontrast zueinander. Dann wird Christus wiederkommen, es wird eine Totenauferstehung geben, wir werden das Jüngste Gericht erleben. Danach wird es einen neuen Himmel und eine neue Erde geben.
Alles geschieht an einem Tag – „Tag“ ist hier sehr salopp formuliert, aber im Prinzip ist das die Lehre des Amillennialismus.