Die Gemeinschaft der Heiligen – Fünf Dinge, die du wissen solltest
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Persönliche Ambivalenz gegenüber der Gemeinschaft der Heiligen
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um Gottesfurcht. Ich weiß nicht, wie es euch mit dem Thema Gemeinschaft der Heiligen geht. Ich selbst bin da immer irgendwie zwiegespalten.
Ich habe genug schlechte, komische oder zumindest suspekte Erfahrungen mit Christen gemacht, um dieser Gemeinschaft kritisch gegenüberzustehen. Die Gemeinschaft der Heiligen finde ich aus sich heraus nicht sympathisch. Es sind einzelne Christen, die mich begeistern, aber eine ganze Gemeinde ist für mich eine ganz andere Sache.
Oft tue ich mich mit dieser Gemeinschaft schwer. Ich sage das so offen, weil ich diese Woche bewusst eine Lanze dafür breche, dass wir unseren Individualismus mal beiseitelegen und ein volles Ja zur Teilnahme an der Gemeinschaft einer Gemeinde vor Ort finden.
Trotzdem will ich ehrlich sein und meine Schwierigkeiten mit diesem Konzept nicht unter den Tisch kehren. Für mich ist die Liebe zur Gemeinde ein Akt des Gehorsams. Ich bin eher der Typ einsamer Wolf. Ich bin gerne allein mit einem guten Buch, ohne dass mich jemand mit seinen Problemen belästigt oder mir sagt, wie sehr ihn meine letzte Predigt aufgeregt hat.
Ich bin allein, auf dem Balkon, mit einem guten Buch und einem Pott Kaffee – das reicht mir. Ich brauche nur ein paar wenige Bezugspersonen, und dann bin ich glücklich. Die Gemeinschaft der Heiligen ist für mich ein Konzept, das sich bis heute nicht ganz erschlossen hat. Ich wäre nie und nimmer auf den Gedanken gekommen, mit so einem Konstrukt mein Reich zu bauen.
Die Berufung und Liebe zur Gemeinde als Ausdruck des Gehorsams
Wenn ich mir anschaue, wie treulos, halbherzig und schräg ich selbst manchmal drauf bin, schüttle ich immer wieder den Kopf darüber, dass der Herr Jesus den Bau seines Reiches auch in meine Hände gelegt hat. Und doch sind es Typen wie ich, die Gott berufen hat, Teil der Braut Christi zu sein.
Deshalb ist die Liebe zur Gemeinde – also zur gelebten Gemeinschaft der Heiligen – für mich ein Akt des Gehorsams, auch wenn es für manche Leute vielleicht komisch klingt. Ich will lieben, was mein Herr liebt. Und ich kann nur jedem raten, diesem Grundsatz ebenfalls zu folgen.
Lasst uns lieben, was unser Herr Jesus liebt, so wie es in Epheser 5,25 heißt: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch der Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat.“
Es gibt einen Grund, warum man die Gemeinschaft der Heiligen auch als Braut Christi bezeichnet. Der Grund ist, dass Gott sie lieb hat, so wie es prophetisch in Jesaja 62,5 heißt: „Denn wie der junge Mann die Jungfrau heiratet, so werden deine Söhne dich heiraten. Und wie der Bräutigam sich an seiner Braut freut, so wird dein Gott sich an dir freuen.“
Der Herr Jesus liebt die Gemeinschaft der Heiligen. Seine Liebe zeigt sich darin, dass er für diese Gemeinschaft gestorben ist. Sie zeigt sich auch darin, dass er sich jeden Tag um diese Gemeinschaft kümmert.
Oder, wie es im messianischen Psalm 16,3 heißt: „An den Heiligen, die auf Erden sind, habe ich meine ganze Lust.“ Für mich ist das ein ganz wichtiger Bibelvers. So sieht der Herr Jesus die Menschen, die mir manchmal so unglaublich auf den Senkel gehen.
Die Herausforderung, die Gemeinschaft der Heiligen zu lieben und zu ehren
Und weil es niemals klug sein kann, die Welt mit anderen Augen zu betrachten, als es ihr Schöpfer tut, bemühe ich mich, die Gemeinschaft der Heiligen zu lieben, ihr zu dienen und mich, soweit es möglich ist, an ihr zu freuen.
Während ich das tue, fällt mir auf, wie gefährlich es ist, genau das nicht zu tun. Wie gefährlich es ist, die Gemeinschaft der Heiligen zu missbrauchen oder zu missachten.
So kommen wir zu einem vierten Lernfeld: Gottesfurcht. Zwei Episoden im Neuen Testament bringen mich immer wieder zum Nachdenken, weil sie mir so fremd sind.
Warnung vor Täuschung und Unehrlichkeit in der Gemeinde
Die erste Geschichte handelt von einem Ehepaar, Hananias und Zaphira. Die beiden verkaufen ein Feld und spenden das Geld der Gemeinde. Doch sie sind nicht ehrlich und behaupten, sie hätten den gesamten Betrag gespendet, obwohl sie in Wirklichkeit einen Teil des Kaufpreises für sich behalten hatten. Es ist also mehr Schein als Sein.
Die großzügigen Spender waren in Wirklichkeit gar nicht so selbstlos. Sie belügen die Apostel und damit auch Gott. Die Gemeinde wird zur Bühne, zur Bühne der Selbstdarstellung. Das Leben in der Gemeinschaft der Heiligen findet jedoch mit Hintergedanken statt.
Ich denke, wir kennen alle den Ausgang der Geschichte. Am Ende sterben Hananias und Zaphira. Gott straft sie für ihre Täuschung und ihre Uneinsichtigkeit. So ernst ist es Gott, dass wir die Gemeinschaft der Heiligen nicht belügen und nicht missbrauchen.
Wir tun gut daran, uns diese Geschichte vor Augen zu halten, wenn wir überlegen, wie wir die Gemeinde unterstützen. Es scheint eine sehr gefährliche Sache zu sein, nur so zu tun, als würden wir uns voll einsetzen, während wir tatsächlich nur mit angezogener Handbremse dienen.
Soweit ich das sehe, müssen wir extrem vorsichtig sein, den Heiligen Geist nicht vorsätzlich zu belügen. Keine Spielchen – das wäre mein Rat.
Die Konsequenzen von Missachtung innerhalb der Gemeinde
Und es gibt eine zweite Stelle im Neuen Testament, die mich immer wieder fassungslos macht. Fassungslos, weil ich so etwas nicht erwartet hätte.
In 1. Korinther 11,30 heißt es: „Deshalb sind viele unter euch schwach, krank und ein Gutteil sind entschlafen.“ Hier schreibt Paulus an die Christen in Korinth und erklärt ihnen, warum es in ihrer Mitte auffällig viele Schwache, Kranke und Tote gibt.
Der Apostel zögert nicht, diesen Sachverhalt als ein Gericht Gottes über die Gemeinde zu deuten. Die Frage lautet: Was haben die Christen in Korinth eigentlich falsch gemacht?
Die Antwort ist: Die wohlhabenden Gemeindeglieder haben beim Essen vor dem gemeinsamen Abendmahl nicht auf die später kommenden ärmeren Geschwister gewartet. Stattdessen feierten sie schon mal fröhlich miteinander. Am Ende waren die Reichen angetrunken, und für die zu spät kommenden war nichts mehr übrig.
Paulus fragt deshalb die wohlhabenden Geschwister vorwurfsvoll in 1. Korinther 11,22: „Habt ihr denn nicht Häuser, um zu essen und zu trinken? Oder verachtet ihr die Gemeinde Gottes und beschämt die, welche nichts haben? Was soll ich euch sagen, soll ich euch loben? Hierin lobe ich euch nicht.“
Es geht hier um die Missachtung von Geschwistern, ums Beschämen und damit um die Verachtung von Gemeinschaft. Genau das lässt Gott sich nicht bieten. Deshalb straft er mit Schwäche, Krankheit und Tod.
Einladung zur Reflexion und Gebet
Und auch wenn es komisch klingt: Wenn du dich unnatürlich schwach, kraftlos oder krank fühlst, dann kann das einfach so sein. Auch Christen werden krank.
Aber es könnte genauso gut Gottes Züchtigung sein, weil er dir eine Lektion beibringen will, die ihm besonders wichtig ist. Diese Lektion lautet: „Missbrauche und missachte nicht die Gemeinschaft der Heiligen.“
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, wie du durch dein Leben zum Ausdruck bringst, dass dir die Gemeinschaft der Heiligen lieb und wertvoll ist.
Das war's für heute. Lass dich noch einmal anreizen, dafür zu beten, dass der Ukrainekonflikt ein friedliches Ende nimmt. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.