Einleitung: Die Suche nach Sicherheit im Leben
Ich habe vorhin bei diesen Konferenzen erlebt, dass man immer etwas tun muss, zum Beispiel einen Helm aufsetzen. Ich möchte Ihnen das jetzt ersparen – so einen Helm, der billig 99 Mark kostet, und das auch noch in unserem Gemeindegeschäft. Das ist schon fast Schleichwerbung.
Es ist ja toll, wie die Werbung immer sagt, wie sicher so ein Helm ist: kratzfest, säurefest, feuerfest, kugelfest – das muss man ausprobieren. Ein Vater, den ich sehr gut kenne, erzählte, wie sein Sohn mit dem Motorrad unterwegs war, mit so einem Helm. Kurz vor Bordeaux passierte es: Er prallte gegen einen holländischen Lastzug und war tot. Der Helm hat nicht gehalten.
Es war ganz beeindruckend, wie dieser Vater bei der Trauerfeier vor der ganzen Clique junger Leute, die dort waren, über den Helm gesprochen hat. Er sagte: „Du brauchst etwas in deinem Leben, das noch fester ist als so ein Helm.“ Auch Notarzt und Hubschrauber konnten das Sterben dieses jungen Mannes nicht verhindern.
Und was ist das Feste, das Gewisse? Das ist das Wunderbare: In der Bibel wird immer wieder die Frage gestellt: Was ist gewiss und was ist fest? Wenn Sie das Wort Gottes lesen, geht es nie um einen billigen, unverbindlichen Glauben oder um bloßes Vermuten.
Schon auf den ersten Seiten der Bibel wird gefragt: Hat Gott wirklich gesagt, ist das wahr? Bibelleser wissen, dass es ganz, ganz wichtig ist, zu wissen, worauf man sich im Leben und im Sterben verlassen kann.
Die Erfahrung von Angst und Vertrauen in der Not
Deshalb will ich jetzt lesen. Sie haben Ihre Bibel, Matthäus 8, Seite 11 im Neuen Testament. Matthäus 8, Verse 23-27:
Jesus stieg in das Boot, und seine Jünger folgten ihm. Und siehe, da erhob sich ein gewaltiger Sturm auf dem See, so dass auch das Boot von Wellen zugedeckt wurde.
Jesus aber schlief. Sie traten zu ihm, weckten ihn auf und sprachen: „Herr, hilf, wir kommen um!“
Da sagt Jesus zu ihnen: „Ihr Kleingläubigen, warum seid ihr so furchtsam?“ Und Jesus stand auf, bedrohte den Wind und das Meer. Da wurde es ganz still.
Die Menschen aber verwunderten sich und sprachen: „Was ist das für ein Mann, dass ihm Wind und Meer gehorsam sind?“
Ich bin so froh an der Bibel, dass das ganz offen erzählt wird. Auch Jesus’ Jünger erleben viele dunkle Stunden und kennen Anfechtung und Not aus ihrem eigenen Leben. Jeder von ihnen könnte jetzt eine ganze Menge erzählen.
Vielleicht sind Sie heute da und sagen: Das ist gerade das, was mich so traurig macht. Ich sehe nicht mehr durch, ich weiß nicht, was morgen kommt, ich bin verzweifelt und ohne Hoffnung.
Jesus hätte doch seine Jünger um diesen Sturm herumführen können. Wie oft fragen wir so: Wenn Jesus doch alles weiß, warum erspart er uns das nicht? Warum kann Gott das überhaupt zulassen?
Er lässt es zu. Er lässt es zu, dass seine treuesten Leute in große Bedrängnis kommen, wo sie am Leben verzagen und verzweifeln.
Vom plötzlichen Wandel des Lebens und den inneren Stürmen
Es begann alles so lustig, vielleicht so lustig wie unsere Familien jetzt bei der Konfirmation feiern. Eine Bootsfahrt ist lustig, eine Bootsfahrt ist schön. Dabei greifen sie die Ruhe oder vielleicht singen sie noch zum Sonnenuntergang. Herr Maler ist schön am Seegenetz, seit jetzt in der Frühlingszeit, wenn alles blüht auf den Wiesen, dort, wo alles voller bunter Blumen ist.
Dann verwandelt sich plötzlich alles. Es kann bei jedem von uns ganz anders sein. Da wandelt sich das herrliche Liebesverhältnis in eine scheußliche Hölle. Der eine, der sich so gefreut hat an seiner Lebenslust, steht plötzlich vor der Krankheit und weiß nicht mehr weiter. Er sieht nur noch den angeschlagenen, kranken Leib.
Ganz schlimm kann es mit Mitmenschen sein, mit lieben Mitmenschen, vielleicht sogar mit den eigenen Kindern. Da werden Wunden gerissen, und jedes Wort – das kann man nie vergessen –, das einem in schrecklicher Bosheit an den Kopf geworfen wurde. Kennen Sie Stürme? Ich vergesse in meinem Leben nie den Bombenangriff. Wenn man das heute wiederhört, war ich ein Kind. Man vergisst das ja nie. Man vergisst nie die Stunden vor einer Operation.
Aber Jesus hat uns auch darüber nie im Unklaren gelassen, dass die schlimmsten Nöte und Anfechtungen die sind, wenn man an sich selbst verzagt. Haben Sie das auch schon erlebt oder haben Sie nur oberflächlich gelebt? Ganz oberflächlich beklagen es nur die, die Naturkatastrophen beklagen. Wenn man vor seinem Leben steht und sagt: Warum habe ich mich in diese dumme Geschichte hineinreißen lassen? Warum habe ich mich umstimmen lassen, bloß um einer ganz einfachen Verführung willen?
Es gibt ja keine einzige Sünde in unserem Leben, die es wert wäre. Der Teufel zahlt immer mit Falschgeld. Und später fragt man sich: Warum habe ich diese unrechte Sache gedreht? Warum habe ich mich von meinen Trieben treiben lassen? Warum bin ich da hineingerutscht? Es gibt unter uns gar keinen, der stehen könnte, wenn nicht nur die Winde toben, sondern wenn die Leidenschaften in uns sich aufbäumen.
Und wenn man dann sagen will: Du musst dich bloß zusammenreißen – tun Sie es doch mal! Mit Fleisch und Blut zu kämpfen, das sind so ungeheure Mächte, die uns in böse Dinge hineinreißen. Kein einziger Mensch kann sich selbst im Schach halten.
Im Neuen Testament wird erzählt, wie Petrus dasteht und verzweifelt weint, weil er Jesus das nie zumuten wollte. Er wollte doch für Jesus etwas Großes wirken und hat dann in der Stunde der Bewährung versagt. Wie hat uns Jesus vor der Stunde der Versuchung gewarnt, dass sie so gefährlich ist und man eben nicht durchhält? Dass man versagt.
Nur einer ist stark, nur einer.
Jesus als die feste Kraft inmitten der Stürme
Und das ist in dieser Erzählung so wunderbar. Ich habe vorhin dem Konferanten ein ganz kurzes Wort sagen können. Jetzt möchte ich es Ihnen ausführlicher sagen.
Wenn Sie in Ihrem ganzen Leben nur diesen einen Blick haben: Jesus schläft – ach, verzagen Sie doch nicht, wenn Sie meinen, Jesus schlafe! Dann wissen Sie doch, dass er alles noch lange in seiner Regie hat, während wir schon längst durchdrehen mit unserer kleinen Nervosität. Er hat doch alles in seinem großen, mächtigen Plan. Warum also verzagen?
Und wenn Sie Jesus wachrütteln – das dürfen Sie ja mit Ihren Gebeten: Herr, Herr, hilf, wir verderben! Es waren doch erprobte Männer, starke Leute, die schon viel erlebt hatten. Sie sagten: Jetzt sind wir am Ende mit unseren Möglichkeiten. Und jetzt rütteln sie Jesus wach.
Sie hatten sich noch ganz durchnässt an den Planken festgehalten. Schon oft hatten sie im Leben schwierige Stürme durchgestanden. Aber jetzt wussten sie: Jetzt geht es ums Letzte. Es gibt Stunden, in denen auch die härtesten Männer vor Angst verzagen.
Man kann ja so leicht sagen: Ich will stark sein. Neulich hat mir ein Schwerkranker erzählt und gesagt, man kann es nie theoretisch vorher sagen. Wenn es dann an dich kommt, dass dein Leben zerbrochen wird und du weißt, es wird nicht mehr besser und es geht zum Sterben, dann bricht alles unter deinen Füßen zusammen.
Es ist nur einer, der stark ist: Jesus. In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost und seid mutig, ich habe diese Welt überwunden. Was heißt das denn, diese Welt überwunden?
Da hat Jesus doch all das ausgehalten, wie man ihm ins Gesicht gespuckt hat. Wenn Sie das durchmachen müssen, dass Ihre Ehre zerbrochen wird – halten Sie das durch? Nein, Sie halten es nicht durch. Sie sind verletzt, Sie reagieren beleidigt.
Und Jesus hält das aus, als man ihn zu Unrecht schmäht, foltert und dem Tod überantwortet. Als man ihn ans Kreuz nagelt, hält er das durch, weil er diese Welt überwunden hat.
Er hat es ausgehalten, als die Freunde sich von ihm abwandten. Niemand stand mehr zu ihm, als er ganz allein war. Und das ist für Sie wichtig: Jesus kennt meine Not, und Jesus kennt die Stürme, durch die ich gehe.
Die Macht des Wortes Jesu über Angst und Verzweiflung
Und wenn es in meinem Leben so aussieht, als würden die Wellen zusammenschlagen und alles aussichtslos erscheinen, dann reicht es, wenn ich Jesus bei mir im Boot habe. Haben sie Jesus bei sich im Boot, ist Jesus da – und was tut Jesus dann?
Er steht auf. Schon das ist so groß. Man kann die herrliche, wunderbare Macht Jesu ganz einfach erleben: Jesus stellt sich über all die Dinge, die mich bedrängen. Jesus ist größer als meine Angst, größer als mein Versagen, größer als meine Untreue, größer als meine Sünde und größer als mein sterbender, zerfallender Leib.
Und was tut Jesus? Er spricht nur ein paar Worte. Im Markus-Evangelium steht es so: Er ruft in die tobenden Wellen der Stürme hinein: „Schweig und verstumme!“ Denn Jesus ist immer das Größte – nicht das, was man sieht, sondern das, was er sagt.
Unsere Generation tut sich heute ganz besonders schwer mit dem Wort Gottes. Das Wort Gottes ist das Allergrößte, das Reden Gottes. Was Gott je in dieser Welt an Herrlichem gegeben hat, ist sein Wort. Er spricht, und es geschieht. Er erfüllt sein Wort. Sein Wort ist wahr und trügt nicht.
Wenn man das immer nur weiß, will man in seinem Wort hören – gerade dann, wenn man nicht mehr weiterweiß, wenn man keinen Ausweg mehr sieht. Und das ist auch so schön: Wenn wir einander ein Wort Gottes zusprechen, ein Psalmwort zurufen, ein Wort der Verheißung, des Trosts. Er hat dich doch nicht verlassen. Er kann dich doch nicht aufgeben.
Jesu Wort ist nicht bloß ein Spruch, so wie wir Worte machen, sondern sein Wort erfüllt sich und wird eingelöst. Und da spricht Jesus hinein in diese tobende Welt das Wort ganz still: „Schweig und verstumme!“
Aufruf zum Gebet und Vertrauen auf Gottes Zusagen
Wir haben heute Sonntag Rogate. Rogate bedeutet beten. Beten Sie mit der Bibel in der Hand und sprechen Sie die großen Zusagen der Bibel aus.
Herr, du hast gesagt: Ich will es jetzt erleben. Es steht nie darin, dass es keine Probleme geben wird. Es steht auch nie darin, dass man immer gesund sein wird. Aber ich will dich nicht verlassen oder versäumen. Es steht darin: Ich will bei dir sein. Fürchte dich nicht, ich bin mit dir.
Er gibt seine Kraft und seine Stärke. Er lässt uns seinen Sieg erleben und niemand kann uns aus seiner Hand reißen. Sein Wort ist da, und wir dürfen mit diesem Wort rufen.
Jesus nennt das seinen Jüngern „übel“ und kritisiert sie als Kleingläubige. Das ist unentschuldbar: der Unglaube. Unglaube ist kein Kavaliersdelikt, er ist schlimm.
Warum sollte ich ihn mit Unglauben schmähen, wo er mir sein Wort gegeben hat? Es mag sein, dass Sie von Menschen enttäuscht sind. Aber Jesus enttäuscht Sie nicht.
Wenn er Ihnen sein Wort gibt, dürfen Sie sich darauf verlassen. Sie dürfen wissen, dass er dazu steht. Er wird es einlösen und erfüllen.
Schlussgedanken: Geborgenheit in Jesus trotz aller Lebensstürme
Wie hat Gorch Fuchs so schön geschrieben: Wenn ich einmal versinke, wenn mein Kreuzer im Ersten Weltkrieg untergeht, dann ist der ganze große Ozean nur die hohle Hand meines Heilands, die mich trägt. Was denn sonst?
Ich darf ganz geborgen und voller Ruhe und Frieden sein, weil er mich hält und mich nicht loslässt. Und am Ende sehen die Jüngeren im Boden, wer ist denn der? Ja, das ist doch die Frage des Glaubens: Wer ist denn der?
Unser ganzes Suchen muss immer wieder auf diese Frage zurückkommen: Wer ist der Jesus? Absolut fest und gewiss, nur deshalb, weil Jesus uns nicht betrügen kann. Sagen Sie das jetzt vielen, wenn Sie von diesem Gottesdienst weggehen.
Deshalb können wir Konfirmanden festmachen, nicht durch irgendwelche Handlungen, sondern indem wir es ihnen sagen. So wie wir jetzt die Kranken bitten und sagen: Blicke auf Jesus! Was ist das für ein wunderbarer Herr, der mich hält.
Auch in all der Not, in all den Fragen, in all den Stürmen, in der Unruhe, im Verzweifeln und im Müdewerden – gar nichts ist nötig, als ihm zu glauben und zu sagen: Ja, Herr, danke, dass du es auch mit mir fertig machst.
Ich will bloß dein sein, ich will bloß dich im Boot haben, und ich bin so froh, dass du mein Schifflein weiterführst. Das ist alles.
