Die Schöpfung des Menschen als Bild Gottes
Jetzt lesen wir weiter an der Stelle, an der wir das letzte Mal aufgehört haben: 1. Mose 1, Vers 26. Die Seitenzahl muss ich heute nicht nennen.
Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel, über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.
Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bild, zum Bilde Gottes schuf er ihn. Er schuf sie als Mann und Frau.
Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch, füllt die Erde und macht sie euch untertan. Herrscht über die Fische im Meer, über die Vögel unter dem Himmel, über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht.
Noch Vers 31: Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.
Herr, hilf uns zur Selbsterkenntnis! Amen!
Die Tragödie der Menschheit und die Frage nach dem Sinn
Liebe Schwestern und Brüder,
wie ich gestern Abend im Fernsehen die Bilder von diesem schrecklichen Massaker gesehen habe, bei dem die Leichen mit Planierraupen zusammengeschoben wurden, hat mich ein tiefes Entsetzen ergriffen. Und nun sollen wir heute über den Menschen sprechen. Nicht, um das Geschehen irgendwo in politische Schuldzuweisungen einzuordnen, sondern weil es für unsere ganze Zeit, für unser Jahrhundert steht.
Man kann es kaum noch ertragen, wenn von den Millionen Toten des letzten Krieges gesprochen wird. Was sind schon sechs oder fünfzig Millionen? Wer kann sich das überhaupt noch vorstellen? In unseren Tagen ist der Mensch weniger wert als ein Wegwerfartikel unserer Zeit. Das gilt sogar für die Kinder, die im Mutterleib sterben, und für die Kinder, die verhungern.
Was ist der Mensch? Wer bin ich? Was ist mein Leben eigentlich noch wert angesichts der Vielzahl der Menschen?
In Frankreich ist kürzlich ein Buch erschienen, das Ratschläge für einen sicheren und sanften Tod gibt – für den Selbstmord. Bis jetzt wurden 40 Exemplare verkauft. Das sind absolut sichere Tipps.
Dass der Mensch heute in einer Zeit des Friedens lebt – einer Zeit, wie wir sie wohl kaum je zuvor in der Geschichte dieser Welt erlebt haben –, und in einem Reichtum, wie er noch nie da war, und sich dennoch den Tod herbeisehnt, weil er mit seinem Leben nicht mehr fertig wird, das ist ein deutliches Kennzeichen unserer Zeit.
Die Schöpfungsgeschichte als Wegweiser zum Leben
Wenn wir die Schöpfungsgeschichte lesen, geht es dabei nicht um entfernte Spekulationen über Jahrmillionen, die weit zurückliegen und das Werden der Welt betreffen. Vielmehr geht es immer darum, wenn Gott hier spricht, um das Finden meines Lebens und meines Weges. Es geht um meine Probleme, die plötzlich von Gott erhalten werden, die ich verstehen kann und bei denen ich meinen Weg sehe.
So schwer ist es in meinem Leben, dass wir Menschen unseren Weg oft nicht kennen. Wer bin ich? Wozu lebe ich? Solche Fragen stellt kein Tier. Fragen Sie einen Regenwurm: Er weiß, was er tun muss. Er lebt seinem Instinkt nach. Ein Vogel zieht seine Bahnen am Himmel. Jedes Tier lebt seinem Instinkt und seiner Spur. Ein Fuchs ist ein Fuchs, daran ändert sich nichts. Es kann ein kleiner oder großer Fuchs sein, ein männlicher oder weiblicher, aber es bleibt ein Fuchs. Ein Wolf bleibt ein Wolf.
Doch der Mensch – wer ist der Mensch? Wer ergründet das Wesen des Menschen? Sie selbst sind ja in diese Fragen hineingerissen: Wer bin ich? Bin ich Mensch? Es gibt diese Stunden, in denen wir aufwachen und erkennen, wie Konrad Ferdinand Meyer einmal sagt: Der Mensch ist im Widerspruch, er kommt mit sich selbst nicht ins Reine.
Das Leben als Meisterentwurf Gottes
Wer bin ich? Heute möchte ich Ihnen aus dem Wort Gottes nur einige Dinge besonders hervorheben.
Zuerst: Unser Leben ist ein Meisterentwurf Gottes. In dieser Welt gibt es viel Glück, Lebensfreude und Lebenslust. Zwei junge Menschen stehen da, umarmen sich zärtlich und sind sehr glücklich. Doch sie wissen genau, dass dieses Glück nicht ewig währt. Sie spüren, dass diese Welt, in der sie leben, ihnen keine endgültige Heimat bieten kann. Sie sind heimatlos in der Welt.
Dieses Gefühl der Leere und Sinnlosigkeit trifft uns oft nur in bestimmten Momenten, besonders an Krisenpunkten. Zum Beispiel, wenn uns eine Krankheit plötzlich aus dem Arbeitsalltag reißt oder wenn wir vor einem Grab stehen und fragen: Was jetzt? Was kommt als Nächstes? Wer bin ich eigentlich und wohin soll mein Leben führen?
In uns lebt eine wunderbare Sehnsucht nach mehr Leben. Diese Sehnsucht ist groß und kostbar. Gerade ihr, junge Menschen, lasst euch eure Lebenssehnsucht niemals zerstören! Gott hat dieses Unerfülltsein in uns hineingelegt, damit wir nicht wie Tiere leben und uns nicht mit dem zufrieden geben, was wir haben. Denn Gott hat uns zu mehr und zu Größerem geschaffen.
Da steht es geschrieben: Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde. Menschen werden niemals durch irgendeine Aufgabe oder durch ihre Lebenspläne voll erfüllt sein. Sie werden nicht so leben, dass sie dankbar zurückblicken können. Deshalb ist an vielen Gräbern oft viel gelogen, wenn von einem erfüllten Leben gesprochen wird. Häufig war das Leben leer und hart.
Wir alle haben eine Sehnsucht nach einem erfüllten Leben. Mein Leben wird nur dann erfüllt, wenn es ein Spiegelbild Gottes wird. Es soll die ganze Größe Gottes darstellen – seine Güte und Liebe, sein Erbarmen und seine Freundlichkeit, seine Größe und Geduld.
Man muss in der Bibel lesen, um zu verstehen, wie groß Gott den Menschen geplant hat. Dieser Mensch, der die Welt zerstört, der die Welt zum Leiden bringt und seinen Mitmenschen Qual bereitet – diesen Menschen hat Gott erwählt, um etwas von seiner Herrlichkeit widerzuspiegeln.
Ich kann kaum begreifen, wie es Christen geben kann, die sich mit der Erlösung ihres Lebens in Christus zufriedengeben, diese aber nur geistlich verstehen und nicht erkennen, dass dieses Bild Gottes sie heute prägen will. Sie sollen leutselige, freundliche Menschen werden, durchdrungen von der Güte Gottes. So soll der Schöpfungsplan Gottes in uns zur Vollendung gelangen.
Die Verantwortung des Menschen und die Freiheit zur Entwicklung
Dann gibt es bei uns immer wieder Diskussionen über die Schöpfungsgeschichte. Dazu gehört auch die Frage: Warum hat Gott mich so geschaffen, wie ich bin, sodass ich in meinem Leben so viel Böses wirke?
Manche sagen: Das ist ja nicht meine Verantwortung, sondern Gott ist dafür haftbar. Er ist mein Konstrukteur, und er hat schließlich so eine Niete gemacht, wie ich bin. Doch das stimmt nicht. Gott hat uns nicht geschaffen, wie man Maschinen produziert – im Automatensaal von Daimler-Benz, wo die Muttern herausfallen und man sie mit der Schieblehre genau auf den hundertsten Millimeter messen kann.
Gott als Menschheit muss ein ganz anderes Bild wählen. Dieses Bild wird in der Bibel an dieser Stelle immer wieder gebraucht: So wie wir als Kinder von unseren Eltern sehr viel von ihren guten Erbanlagen mit uns tragen, damit wir sie entwickeln und zur Entfaltung bringen. Es ist in uns hineingelegt, so sind wir geschaffen.
Dann geschieht das Furchtbare: Ein Mensch erhebt sich im Geist des Widerspruchs. Und Sie sehen das in unseren Tagen so oft, wie dieser verneinende, lebenszerstörende Geist alles von sich abstreifen will, was ihm ja gegeben war. Er soll sich entwickeln, auf seinen Eltern aufbauen, in einem normalen Lösungsprozess. Dabei soll er seine ganzen Gaben entfalten, die ihm naturgemäß mitgegeben sind.
Wir sind von Gott so geschaffen, dass unsere ganze Lust und Veranlagung nur vor Gott in der Freude zur Entfaltung kommen kann, in seinen Ordnungen. Doch der Mensch wendet sich von Gott ab, löst sich von ihm und will sich selbst haben. Er hält den kleinen Rest des irdischen, vergänglichen Lebens wie ein Pfand in der Hand und lässt ihn nicht los.
Das wird bei uns so sein, selbst wenn wir auf dem Sterbebett liegen: „Herr, gib mir noch einen Tag von diesem zerrinnenden Leben“, als ob da das Leben drin wäre. Doch da liegt es nicht. Das vergeht. Was ich fassen und spüren kann, das ist gar nicht das Leben, das ich aus Gott lebe. Dieses Leben ist die Entsprechung, auf die ich geschaffen war, auf ihn zum Bilde. Das ist das Ziel.
Jesus Christus als Erfüllung des Lebensentwurfs
Ich bin so froh, dass Gott dies im Kommen Jesu noch einmal deutlich gemacht hat: Er hat seinen Sohn in die Gestalt des sündigen Fleisches gesandt. Jesus hat gerungen – es ist ihm nie leicht gefallen, diesen irdischen Leib, dieses irrende Kleid, das wir tragen, Gott darzubringen.
Es ist so wertvoll, dass wir dies noch einmal lesen können, besonders in der letzten Nacht Jesu vor seinem Sterben. Dort sehen wir, wie Jesus gerungen hat, bis er Ja zum Vater sagen konnte. Er verbrachte Stunden im Gebet, um das Leben zum Bild Gottes zu machen. Dieses Leben sollte vor Gott bestehen und ihm entsprechen, sodass es nur Gott in dieser Welt verherrlicht und seinem Willen gerecht wird.
Dann sahen die Jünger plötzlich die Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu. Dabei ging es nicht um das Äußere, sondern um das erfüllte Leben. In diesem kargen, kurzen Leben erkannten sie ein Leben, das wirklich erfüllt ist. Die entscheidende Frage ist, ob sie vor Gott leben.
Leben sie ihre Stunden und Tage gefüllt vor Gott? Was will Gott heute von mir? Wie kann ich ihm entsprechen und vor ihm als Spiegelbild leben, sodass er seine ganze Art in mich hineinlegt? Wir sind geschaffen nach seinem Bild.
Leben aus der unerschöpflichen Quelle Gottes
Der zweite Gedanke lautet: Wir sollen aus der unerschöpflichen Quelle leben. Dieses Leben ist vergänglich, und gerade darin liegt für uns die Wehmut. Das haben wir bereits am letzten Sonntag besprochen, wie alles in der schnellen Zeit an uns vorbeirauscht und wir den Augenblick nicht zurückholen können.
Gott schenkt uns nun Leben und haucht es in dieses irdische Kleid hinein. Dabei steht geschrieben, dass sich manche daran gestoßen haben, dass der Mensch in seiner Leiblichkeit aus Erde geformt wird. Doch das stimmt. Wir sprechen es bei jedem Begräbnis aus: Auch meine Seele ist irdisch und vergänglich.
Nun haucht Gott in dieses irdische, leibliche Geschaffene seinen Atem. Das, was den Menschen zum Menschen macht und ihn von aller anderer Kreatur unterscheidet, ist dieser göttliche Lebensatem.
In der Kürze der Zeit will ich mich jetzt nicht weiter aufhalten, sondern Ihnen gleich die Schöpfungsgeschichte so auslegen, wie man sie überhaupt nur lesen kann. Das Spannende daran ist, dass Gott noch einmal weitergemacht hat – selbst nach den bitteren Erfahrungen mit all den frommen Leuten im Alten Testament. Er hat seinen Sohn gesandt, damit dieser Lebensatem noch einmal eingehaucht werde.
Da kniet diese große Sünderin vor Jesus, mit ihren zerbrochenen Empfindungen und ihrem wüsten Leben. Jesus gibt ihr Leben.
Ich möchte heute sagen, dass dies für jede krisenhafte Ehe gilt, auch für die, die Sie hier heute in der Kirche finden, bis hinein in unsere Welt der Depressionen und Traurigkeiten: Gott schenkt diesen Lebensatem.
Wer da dürstet, der komme zu mir und trinke; wer an mich glaubt, dem werden Ströme lebendigen Wassers aus seinem Inneren fließen. Das war das Angebot Gottes von Anfang an.
Ich kann mich abwenden und meinen, das Leben liege doch in dieser kreatürlichen Welt. Wir gehen oft durch die Wälder, durch die Berge und freuen uns an der Schönheit. Doch nein, dort liegt das Leben nicht.
Gott lenkt unseren Blick immer wieder weg davon.
Die Erneuerung des Inneren durch Gott
Ich musste daran denken, wie es heute unseren Kranken geht, die an unserem Gottesdienst teilnehmen, obwohl ihre Organe nicht mehr richtig funktionieren. Paulus spricht davon, wenn unser äußerer Leib, dieser kreative Erdleib, den wir tragen, vergeht. Dann wird doch der innere Mensch von Tag zu Tag erneuert.
Das ist ein Geheimnis unseres Herrn: Er verspricht, dass er uns den Blick auf Gott frei macht und heute sein Leben in uns hineingeben will. Das beginnt damit, dass ich vor Gott mein Inneres bereinige, ihm Raum gebe und sage: „Ich will dir gehören, wohne in mir und erfülle mich.“
Von dieser Leiblichkeit, von diesem Einwohnen des Atems Gottes, wird auch die Leiblichkeit geprägt. Das muss man Christen oft mehrmals sagen, weil sie ihren Glauben manchmal nur im Herzen einschließen und nichts davon wissen, dass dieser Lebensatem unseren Körper durchdringen will – auch unseren müden und sterbenden Körper.
Und ihr jungen Leute, geht zu den alten Menschen, geht an die Krankenbetten und erlebt etwas von der Vitalität und Lebensfreude der Älteren. Sie strahlen im Angesicht des Todes oft mehr Lebensfreude aus als viele junge Menschen heute.
Diejenigen, die vom Lebensatem Gottes her leben, geliebt und angenommen sind, verwandeln diesen Erdleib in einen Tempel des Heiligen Geistes, weil Gott seinen Atem hineinbläst.
Die Verantwortung des Menschen als Herrscher der Schöpfung
Drittens: Ich habe vier Punkte. Eine riesenhafte Verantwortung gibt Gott aus seiner Hand. Er setzt diesen Menschen ein als Herrscher über die Welt. Man kann es nur im Kopf erfassen und fragen: Wie konntest du das tun, heiliger Gott, uns Menschen diese Schöpfung anvertrauen?
Und genau das steht ja da. Es gibt doch nichts Aufregenderes, als das zu lesen. Noch einmal hier in diesen Versen sehen wir, wie dieser erste geschaffene Mensch mit dem Lebensatem Gottes, der nicht einmal weiß, dass es Böses gibt, sich nicht zu schämen braucht, weil er von keiner Schuld weiß. Da steht er und bewundert die Frucht am Baum und sagt: Nichts ist so schön wie dies.
Wir Menschen lassen uns von dem bezaubern, was uns in die Augen sticht. Dann stehen wir da, bewundern das Geschaffene und geben die Ordnungen Gottes daran. Sein Wort geben wir daran. Die Hingabe für ihn ist uns gleichgültig. Das wiederholt sich doch in jedem Menschenleben.
Und die Kinder dieses Adams und seiner Eva, Kain und Abel: Kain läuft von Gott davon, sehr sicher, dass er sein Leben selbst meistern kann. Er meint, mit seiner Schuld selbst fertig zu werden. Er hat genug an seiner Schöpfung. Was für ein Wunder, dass uns diese Welt zum Fluch wird! Was für ein Wunder, dass wir nicht mehr damit fertig werden! Warum, wieso, wozu, mit all den tausend Problemen unseres Alltags?
Es gibt nur eine Antwort: dass es aus Gott leben kann, vor ihm. Dieser stolze Mensch, der das für sich braucht. Gott hat dem Menschen den Auftrag gegeben zu herrschen. Wir meinen gern, das Herrschen sei das Ausnutzen für uns. Das hat Gott nicht gemeint.
So wie Kain diese Welt in Besitz nimmt, und nachher Lamech, der das Lied der Rache singt und sagt: Siebenmal, siebzigmal, ich werde das Blut rächen, die kleinste Schramme werde ich den anderen totschlagen. So wird die Welt in Zukunft regiert: vom Menschen, der sich von Gott ablöst.
Was hat denn Gott gedacht, als er uns den Lebensatem einblies? Dass wir dienen, das Dienen an der Kreatur. Und da müssen Sie wissen, ob Sie noch in die Zeithäute hineinpassen. In unserer Zeithäute, in der Welt, in der Sie leben, ist für das Dienen kein Platz mehr.
Verdienen, sich beschenken lassen und Ansprüche stellen – merken Sie wieder, dass es vor Gott nur eine Haltung gibt dieser ganzen Welt gegenüber: Dienen im Angesicht Gottes. Vor all der großen Natur stehen bleiben, im Angesicht Gottes.
Das erlaubt uns keine Naturvergötterung. Wir haben das letzte Mal viel gesprochen über die Ideologie des Grünen heute. Das erlaubt uns keine Naturvergötterung. Aber das führt uns dorthin, wo wir die Natur schaffen, zur Ehre Gottes.
Die Bedeutung der Kultur und der irdischen Aufgaben
Der Kulturbegriff unserer Zeit klingt ganz anders. Wenn man weiß, was in der Kultur und in der alternativen Kultur gegenwärtig läuft, erkennt man, dass wir Christen ebenfalls etwas von Kultur verstehen. Allerdings verstehen wir unter Kultur die Bewahrung und Bearbeitung dieser Welt zum Lobe Gottes und zu seiner Ehre.
Das stellt uns in die irdischen Aufgaben hinein. Es soll keiner mehr sagen, dass diese Aufgabe in der Welt eine zweitrangige sei. Ich halte es nicht für richtig, dass junge Menschen ihre Aufgabe für Gott nur finden können, wenn sie auf eine Bibelschule gehen und einen hauptamtlichen Beruf ergreifen.
Wir müssen wieder erkennen, dass all die Dienste in dieser Welt, angefangen bei der Pflege meines Körpers, ein Dienst für Gott sind. Mein ganzes Leben ist ein Dienst – natürlich auch das Arbeiten als Hausfrau und Mutter ist ein großer Dienst.
Alle Arbeiten in dieser Welt, in unseren Berufen und im Kulturschaffen des Menschen, stehen vor Gott, der uns ein Ziel gibt. Welch eine Verantwortung hat Gott uns da in die Hand gelegt!
Der Mensch gebraucht diese Verantwortung. Ich habe es im Kapitel zwei gelesen – Sie müssen es lesen –, indem er den Tieren einen Namen gibt und sie damit entzaubert. Sie sind nicht mehr die Tiere, die den anderen dienen als Göttersymbole, sondern die Tiere, über die der Mensch herrscht.
Der glaubende Mensch kann diese Welt gebrauchen und beherrschen, auch diese Welt, die uns manchmal unheimlich erscheinen kann. Im Namen Gottes soll er sie beherrschen und zum Heil führen.
Es ist eine große Sache, wenn heute jemand in der Wirtschaft tätig ist. Davon lebt unsere ganze Sozialversorgung. Es ist eine große Verantwortung, wenn heute jemand in irgendeinem Betrieb Dienst tut, in der Verantwortung, dass überhaupt Gutes geschehen kann und Menschen daran teilhaben. Eine große Verantwortung.
Die Ehe als Lebensordnung und Erfüllung
Ich muss noch über das Geheimnis der Ehe sprechen. Am liebsten hätte ich eine gründlich ausgearbeitete Predigt gehalten, doch ich muss dieses Thema hier als vierten Punkt anfügen. In der Kürze der Zeit kann ich heute nicht ausführlich auf die Ehelosen eingehen. Doch das wird sich klären, wenn man erkennt, dass der Lebensatem Gottes und das Leben des Menschen, so wie er nach Gottes Meisterplan geschaffen ist, jedem Menschen – auch dem Ehelosen – eine volle Erfüllung schenken.
Heute geht es um etwas anderes. Viele Menschen heiraten heutzutage in großer Zahl oder, noch schlimmer, sie suchen eine Partnerschaft und werden nicht glücklich. Auch junge Christen gehen oft auseinander und geraten in eine Krise. Deshalb muss ich kurz etwas erklären: Man kann nicht heiraten und gleichzeitig sein Selbst bewahren wollen. Wenn Mann oder Frau in der Ehe Emanzipation suchen und sich selbst verwirklichen wollen, funktioniert das nicht.
Die Ehe ist das Gegenteil von Selbstverwirklichung. Ich sage manchmal scherzhaft: Seit ich geheiratet habe, bin ich allein nicht mehr fünf, sondern nur noch ein Teil von dem, was wir miteinander sind – mit meiner Frau. Aber genau das ist das biblische Geheimnis, das im zweiten Kapitel der Bibel so ausführlich beschrieben wird. Dort heißt es, dass Gott dem Mann etwas nahm, woraus die Frau geformt wurde. Dadurch wird ausgedrückt, dass die Frau genauso viel wert ist wie der Mann, weil sie ein Stück von ihm ist. Er sagt: „Das ist ja mein Fleisch, das ist genau das Gleiche.“
Mann und Frau entsprechen einander vollkommen und ergänzen sich. Erfüllung kann nur in diesem völligen Aufgehen der beiden ineinander gefunden werden. „Ein Fleisch sein“ ist nicht nur eine Aussage über die körperliche Geschlechtlichkeit, sondern ein planvoller Gedanke der Lebensordnung. Schon das gemeinsame Leben, das Treffen von Entscheidungen und das Füreinander-Dasein sind das Erfüllende unseres Lebens.
Ich möchte nicht sagen, dass das Ehelossein weniger wert sei, auch wenn es in der Bibel heißt: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.“ Paulus hat das deutlich klargestellt. Er war stolz darauf, als Junggeselle durchs Leben zu gehen und die Vorteile davon zu sehen. Doch wer eine Partnerschaft sucht, muss wissen: Es gibt keinen Flirt, der wirklich etwas bedeuten kann, und keinen Seitensprung, der nicht letztlich zur Hölle führt.
Denn es gibt nur eine Ordnung vor Gott: das Entsprechen von zwei Menschen. Das kann man nicht zweimal machen. Wir sind einmal aufeinander angelegt. Unsere Erfüllung finden wir nur im Anderen, nach dem großen Plan Gottes. Das ist keine Rechtsordnung der Ehe, wie wir sie heute oft verstehen, und auch kein Problem von Papier oder Scheinen. Es ist eine Frage unserer Konstruktion und des göttlichen Meisterplans.
Paulus sagt zudem, dass das Geheimnis der Ehe groß ist. Es gibt nur noch eine Entsprechung, die größer ist: die Liebe Jesu zur Gemeinde, zu seinem Volk. So hoch setzt Paulus die Liebe zwischen den Ehepartnern an.
Ich weiß, wie unsere jungen Frauen heute durcheinander sind. Sie sagen: „Das kann doch nicht meine Erfüllung sein, wenn ich nur für die Kinder lebe und den Haushalt führe.“ Dann meinen sie, sie müssten ein Zweitstudium beginnen oder noch einmal etwas Neues anfangen. Das ist das sicherste Mittel, um ihre Ehe und ihr Leben zu zerstören. Es geht nicht darum, dass die Frau weniger wert sei.
Der Mann muss auf die Frau hinleben, und die Frau muss das auch tun. Aber die beiden können nicht aneinander vorbeileben. Sie müssen bis ins Letzte eins werden. Anders gibt es keine Ehe. Sie werden ihre Erfüllung finden und „ein Fleisch“ sein.
Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.
Der Weg zu erfülltem Leben und Neugeburt in Christus
Gott hat uns in der Schöpfungsgeschichte viel über ein erfülltes Leben gezeigt.
Man kann jedoch von diesem Weg Gottes abweichen und aus der Bahn geraten. Dann landet man in der Hölle – und schon hier in dieser Welt in großer Not. Manche Menschen, die an diesem sinnlosen, leeren Leben mitleiden, erzählen, dass sie sich das Buch vom sicheren und sanften Tod kaufen, damit sie nicht zurückgeholt werden, wenn sie diesen Weg gehen.
Andere hingegen sagen: „Ich will leben – ein erfülltes Leben voller Lebenslust und Lebensfreude, mit den großen Gaben, die Gott mir gegeben hat.“ Heute will Gott diese Menschen zurückführen. Er kann selbst zerstörtes Leben heilen und seinen Lebensatem einhauchen.
Es gibt eine Neugeburt und einen neuen Anfang, weil Jesus Christus heute neue Menschen macht.