Herr, dieses Jahr geht zu Ende, und wir haben deine Güte und Liebe erfahren, auch an diesem Tag.
Es ist immer wieder wichtig, dass wir in einer zerrinnenden Zeit, in der auch unsere Lebenszeit wie unser Leben zerrinnt, bei dir Ordnung finden. Wir sollen immer aus deiner Kraft leben.
Danke, dass du etwas aus uns machen kannst. Vielen Dank, dass dein Wort lebendig ist, Kraft hat und erneuert. Amen!
Einführung in das Leben im Geist
Beim letzten Mal sprachen wir über die Freiheit. Das Leben als Christ soll in Freude und Freiheit gelebt werden, nicht in Angst oder Beklemmung. Ganz klar gibt der Text Auskunft darüber, aus welcher Kraft wir leben, wenn es nicht die Willenskraft ist und auch nicht der Katalog der Gebote.
Vers 16 dient als Einleitung zu dem Neuen, was hier vorgestellt wird: „Lebt im Geist“, das heißt im Heiligen Geist. Wenn ihr im Heiligen Geist lebt, werdet ihr die Begierden des Fleisches nicht vollbringen.
Denn das Fleisch begehrt gegen den Heiligen Geist, und der Heilige Geist gegen das Fleisch. Diese beiden sind gegeneinander, sodass ihr nicht das tut, was ihr wollt.
Ich füge oft hinzu, dass manche vom Geist Goethes sprechen oder Ähnliches. Aber wenn euch der Heilige Geist regiert, dann seid ihr nicht unter dem Gesetz.
Werke des Fleisches und Frucht des Geistes
Offenkundig sind aber die Werke des Fleisches, nämlich Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Spaltungen, Neid, Saufen, Fressen und Ähnliches.
Davon habe ich euch vorausgesagt und sage es noch einmal: Die, die solche Dinge tun, werden das Reich Gottes nicht erben.
Die Frucht des Geistes hingegen ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Keuschheit. Gegen all dies ist das Gesetz nicht.
Die aber Christus Jesus angehören, haben ihr Fleisch samt den Leidenschaften und Begierden gekreuzigt. Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln. Lasst uns nicht nach eitler Ehre trachten, einander nicht herausfordern und nicht beneiden.
Die Sehnsucht nach Erneuerung in der Welt
Darin sind sich alle Menschen in der Welt einig: Es muss irgendeine Wende kommen, es muss irgendetwas neu werden. Am Ende dieses Jahrhunderts wird das sicher noch oft beschworen werden. Dann wird man auch fragen: Was hat dieses Jahrtausend alles in sich beschlossen?
Es ist ja immer interessant, wie sehr solche Einteilungen durch Zeitabschnitte die Menschen bewegen. Sie laden zum Rückblick ein und zum Überlegen. Unser Jahrhundert hat sich ganz besonders die Veränderung der Welt auf die Fahnen geschrieben.
Mir war das lange Zeit immer sehr eindrücklich, wenn man nach Den Haag kommt und dort den Internationalen Gerichtshof sieht. Der Völkerbund von Genf war doch immer mit der Forderung und Hoffnung verbunden, dass es unserer Generation geschenkt werden würde, einmal eine neue Welt zu schaffen. Doch nach jeder Neugrenzung kam die neue Katastrophe, der neue Weltkrieg.
Dann kamen die Vereinten Nationen. Heute fühlt man sich oft hilflos. Ich erinnere mich noch, wie der Balkankrieg ausbrach. Genscher sagte damals, wir hätten jetzt das Instrumentarium in der OSZE, um in Europa solche Konflikte sofort im Keim zu ersticken. Man weiß ja, wie es dann tatsächlich ablief.
Ich bin immer wieder froh, dass Kohl in der Regierung war. Sonst hätten wir wahrscheinlich einen Bürgerkrieg in unserem Land bekommen. Die Grünen mussten den Krieg führen – das war auch eine geschenkte Geschichte.
Es ist schwierig, darüber nachzudenken. Es fühlt sich hilflos an. Man meint immer, mit anderen politischen Rezepten hätte man es besser machen können. Aber wie hätte man es denn machen wollen?
Die Notwendigkeit der inneren Erneuerung des Menschen
Und wir spüren auch, dass der Mensch erneuert und verändert werden müsste. Über alle Jahrhunderte hinweg war es der Glaube, dass der Mensch sich ändern kann, wenn er es nur will.
Im deutschen Idealismus hieß das: Man muss nur nach den Idealen Reinheit, Wahrheit und Treue streben. Ich habe das eigentlich bei mir im Edward-Ludwigs-Gymnasium so erlebt, mit dem humanistischen Bildungsziel. Wir hatten Pädagogen, die sagten, der Mensch sei gut, er müsse nur wollen.
Dieses alte Erziehungsziel geht auf Erasmus zurück oder auf Reuchlin, der an der Leonhardskirche bestattet ist. Der Humanismus lehrt, dass der Mensch sich ändern kann, wenn er will. Er muss sich nur ändern wollen, und dann kann er alles schaffen. Er kann die Welt verändern, er kann die Welt erneuern.
Am deutlichsten wurde das vielleicht noch einmal 1968 bei der großen Studentenrevolte erlebt. Man kann es auf einen Punkt bringen: Es gab ein Interview im Fernsehen mit Rudi Dutschke, an dem ich es immer deutlich mache. Rudi Dutschke wurde von Günther Gauss interviewt, der später Berliner Beauftragter der Bundesregierung war. Gauss fragte ihn: „Herr Dutschke, Sie kommen doch aus der Jungen Gemeinde, also aus der DDR, Sie haben doch christliche Ziele und so weiter.“
Dutschke antwortete: „Ja, das habe ich bei den Christen gelernt.“
Was hat er bei den Christen gelernt? Dass der Mensch gut ist und die Welt verändern kann, wenn er nur will.
Dann sagte Dutschke: „Aber die Christen wissen doch auch etwas von der Sünde und von der Fehlbarkeit.“
Darauf antwortete er: „Nein, nein, das ist ein Irrtum. Nichts muss aus dem Menschen herausoperiert werden, er ist original gut. So wie er ist, kann er die Welt verändern. Er muss nur die Ungerechtigkeit der Welt beseitigen, und dann bricht die neue Welt an. Der Mensch ist soweit in Ordnung.“
Kritik an weltlichen Heilsversprechen
Es war der Trugschluss dieser Studentenrevolte, dass man nur das zerstören muss, was uns unfrei macht. Sie können dies an vielen anderen Beispielen sehen, ebenso bei all diesen Lebensanschauungen, die grundverschieden sind.
Etwa auch bei der Weltanschauung des Kommunismus, wie sie heute in China gelebt wird. Dort glaubt man, der Mensch könne optimistisch in die Zukunft blicken, wenn nur die Ungerechtigkeiten des Kapitalismus beseitigt werden. Wenn eine gleiche Gesellschaftsordnung geschaffen wird, dann könne man eine neue, gerechte Welt aufbauen. Man müsse gar nicht auf ein Jenseits hoffen, denn das könne man hier auf Erden erreichen.
Lesen Sie doch noch einmal solche Texte wie die Hymne in der DDR auf den Menschen, auf die Größe des Menschen, auf den schaffenden, wirkenden Menschen. Das Evangelium Jesu sagt uns jedoch, dass dies der größte Trugschluss aller Zeiten ist.
Man muss es immer auf den Punkt bringen: Wer so denkt, steht schon ganz isoliert da. Die meisten Menschen halten ihn für verrückt, wenn er dem Evangelium so folgt. Denn die Bibel sagt, der Mensch ist in seinem Wesen nicht in der Lage, den Willen Gottes zu erfüllen.
Die biblische Diagnose des Menschen
Ich habe Ihnen beim letzten Mal mit Zitaten aus dem Alten Testament gezeigt, dass der Mensch gefallen ist. Heute wollen wir das Thema anhand des Wortes „Fleisch“ betrachten. Dieses Wort wird oft missverstanden. Viele meinen, es beziehe sich nur auf den Körper. Paulus meint damit jedoch nicht nur den Körper.
Für Paulus umfasst „Fleisch“ den gesamten Menschen, so wie er in dieser Welt lebt – mit seinen Idealen, Wünschen und seiner Seele. Alles zusammen ist „Fleisch“. Es bezeichnet den diesseitigen Menschen, der ohne Gott lebt, also den Menschen so, wie er geboren wird.
Paulus will mit „Fleisch“ also nicht einfach die irdische Verhaftung meinen, wie manche annehmen. Er meint schlicht den Menschen, so wie er von Natur aus ist. Der natürliche Mensch kann den Geist Gottes nicht empfangen und auch nicht verstehen. Er ist ein diesseitiger Mensch, der versteht, wie man isst, Geld ausgibt, lebt und genießt. Doch dieser Mensch steht allem Göttlichen widerstrebend gegenüber.
Überprüfen Sie für sich selbst, ob das nicht wahr ist: Wenn Sie anfangen, die Bibel zu lesen, gibt es oft einen inneren Widerstand gegen göttliche Dinge. Man kann zu vielen weltlichen Dingen offen sein, aber gegenüber dem Göttlichen zeigt sich häufig ein Widerstand.
Paulus stellt diese Diagnose am schärfsten und steht damit genau in der Auslegung des Alten Testaments. Man könnte das anhand der Propheten zeigen. Im Römerbrief macht Paulus deutlich: Wir sind alle Sünder. Wir neigen dazu, das zu verharmlosen, aber eigentlich ist es erschütternd – wir sind alle gefallen.
Paulus sagt, dass sowohl die Heiden als auch die Juden, die das Gesetz haben, keinen einzigen finden, der Gottes Anspruch genügt. Wir werden ohne Verdienst, ohne unser Zutun, gerecht gesprochen durch den Sühnetod Jesu. Das ist das Thema der ersten Kapitel im Römerbrief: Wir werden gerecht gemacht, niemand tut wirklich Gutes, keiner kann Gott genügen.
Ich möchte noch ein Zitat aus dem Alten Testament anführen: Jesaja 64,5 sagt: „Alle unsere Gerechtigkeit ist vor dir wie ein unflätiges Kleid.“ Schon im Alten Bund wurde erkannt, dass wir vor Gott auch mit dem besten Leben nicht genügen.
In Römer 7 sagt Paulus: „In mir, das ist ja der Apostel Paulus, wohnt nichts Gutes.“ So wie ich als Mensch in meinem ganzen Denken und Wollen bin, muss ich alles kritisieren.
Diese Erkenntnis des Evangeliums hat natürlich viel Ablehnung und Widerspruch in der Welt erfahren. Aber sie ist der entscheidende Punkt, über den man reden muss.
Ich möchte Sie immer wieder dazu anregen, beim Evangelium auf den Kern vorzudringen: Der Mensch ist ein gefallener Mensch, der Gott nicht genügen kann.
Gottes Anspruch an Frucht und das neue Leben in Jesus
Wenn in diesem Kapitel von Frucht die Rede ist, denken wir sofort an das Alte Testament. Wir kennen das Beispiel aus Jesaja 5. Dort beginnt Jesaja mit dem Gleichnis vom Weinbergbesitzer. Dieser hat einen Weinberg und erwartet, dort Früchte zu ernten. Doch er sagt: „Schau mal, das sind gar keine Trauben, das sind nur missratene Früchte.“ So beschreibt sich die Situation Israels. Gott wartet auf Frucht, doch es ist keine da.
Wir können keine Frucht für Gott bringen. Vielleicht sind wir in der Lage, schön Geige zu spielen oder gute Autos zu bauen, aber wir können Gottes Anspruch nicht erfüllen. Was Gott wirklich will, ist, dass wir ihm von Herzen dienen und die Gebote gerne erfüllen. Das gelingt nicht durch Zwang oder Druck. Es muss eine innere Änderung stattfinden, und genau davon sprach Jesus.
Nun betrachten wir das Gespräch Jesu mit einem gesetzestreuen Pharisäer, Nikodemus. Nikodemus sagt zu Jesus: „Ich ahne, dass du ein großer Lehrer bist.“ Jesus antwortet ihm: „Eins ist nötig, du musst neu geboren werden.“ Nikodemus fragt verwundert, wie das möglich sei, denn man könne doch nicht noch einmal in den Mutterleib zurückkehren. Jesus erklärt: „Nein, nicht eine zweite fleischliche Geburt, sondern es gibt eine neue Geburt.“
Diese Botschaft ist die größte und befreiendste Nachricht: Jesus kündigt Nikodemus ein neues Leben an, geboren aus Wasser und Geist. Was bedeutet das? Mit Wasser ist nicht die Taufe gemeint, wie wir es oft interpretieren, sondern das Reinigungswasser. Du musst dich reinigen lassen und den Heiligen Geist empfangen – Wasser und Geist. Das bedeutet, das Alte wird abgewaschen, und du empfängst den Geist.
Jesus sprach sicher nicht von einer Zeremonie, sonst hätte er das deutlich gesagt. Es geht um einen Vorgang, der im Glauben geschieht: die Neugeburt. Wenn ein Mensch neu geboren wird, kann er das Reich Gottes erkennen und sehen. Er kann Jesus verstehen und den Willen Gottes tun – und zwar von innen heraus. Er ist ein neuer Mensch.
Die Bedeutung des neuen Lebens in Christus
Jesus hat noch einige andere Worte gesagt, an die wir jetzt denken sollten. In der Bergpredigt wird ganz deutlich, dass das bloße Erfüllen der Gebote nicht durch eigene Willenskraft möglich ist.
Jesus sagt in Matthäus Kapitel 7: Ein guter Baum bringt gute Früchte. Zuerst muss der Baum gut sein, und dann sind auch die Früchte richtig. Du kannst nicht von Dornen Feigen suchen, wie Jesus es drastisch formuliert hat. Es muss der richtige Baum sein.
Ein weiteres Beispiel von Jesus ist das Bild vom Weinstock: „Ich bin der Weinstock, und wer in mir bleibt, der bringt viel Frucht.“ Die Frucht kann nur aus einer völligen Erneuerung des Lebens kommen.
Das ist sicher tragisch in unserer Kirche: Man achtet diesen Mittelpunkt des neuen Lebens oft zu gering. Es wird über viele Themen gesprochen, aber das Wichtigste ist, einem Menschen zu sagen, der gescheitert ist, dessen Leben zerbrochen ist und der an sich selbst verzweifelt: Jesus will dein Leben neu machen.
Das ist ein bisschen schwierig mit den Begriffen. Sie haben vielleicht schon gemerkt, dass ich das Wort „Wiedergeburt“ nicht verwenden möchte. Dieses Wort wurde durch Esoteriker und fernöstliche Religionen missbraucht. Es geht vielmehr um eine Neugeburt.
Heute kann dein Leben neu werden, wenn du Christus aufnimmst. Mit Christus kommt der Geist Gottes in dein Leben. Du musst die alte Lebensweise abwaschen lassen, und dann wirst du eine neue Geburt erleben. Diese neue Geburt muss natürlich wachsen, aber dann ist der neue Baum da, der gute Früchte bringt.
Es ist die Einpflanzung in den Weinstock, und dieser Punkt ist ganz wichtig.
Leben im Geist und die Einheit mit Christus
Wie wird man ein neuer Mensch? Paulus sagt: Im Geist leben, im Heiligen Geist leben. In der Bibel stehen diese Begriffe nicht im Gegensatz zueinander. Ob man Christus aufnimmt oder den Heiligen Geist empfängt – beides ist miteinander verbunden. Es sind Personen der Dreieinigkeit, ein Geheimnis, das angedeutet wird.
Wenn Sie Christus haben, haben Sie auch seinen Geist. Und wenn Sie Christus haben, haben Sie auch den Vater. Leben Sie im Geist, leben Sie mit Christus! Dann wird auf einmal Ihr normales, natürliches Leben – das Paulus auch als „Fleisch“ bezeichnet – überwunden sein. Ihr Ich-Bezogenheit, Ihr natürliches Leben wird überwunden.
Sie werden plötzlich Dinge tun können, die Ihnen vorher trotz aller Anstrengung nicht möglich waren – und zwar fast automatisch. Leben Sie mit Christus! Das ist eine ganz wichtige Sache.
Wenn Sie mit Menschen zusammenkommen, die in einer Krise leben, deren Ehe kaputt ist, wo große Spannungen herrschen und Streit vorherrscht, wie können Sie dann handeln? Sie können versuchen, Stück für Stück etwas zu verbessern. Doch Sie werden merken, dass Sie den Sumpf nicht austrocknen können. Sie können die Probleme nicht lösen.
Ein Mensch wird neu, indem er Christus aufnimmt. Wenn Christus in unserem Leben durch seinen Heiligen Geist Raum gewinnt – das ist ein Geheimnis –, dann wird ein Mensch plötzlich lieben können, wo er vorher hasste. Wo er vorher böse Gedanken hatte, wird er gute Gedanken haben. Denn nur durch diese Verwandlung geschieht das.
Beispiele aus der Missionsgeschichte
Jetzt hat mich das natürlich beeindruckt. Wie kann ich Ihnen ein Beispiel deutlich machen? Ich habe Ihnen immer wieder aus der Missionsgeschichte erzählt, etwa von Charles Darwin, der unten in Feuerland bei den Pescheren war. Er sagte, das sind Menschen, die zu keiner Veredlung mehr fähig sind. Darwin dachte ja an den Entwicklungsgedanken. Doch plötzlich, in dem Moment, als er dort unten nach großen Widerständen in diesem unwirklichen Gebiet lebte – einem Ort, an dem es im Grunde nur einen Monat im Jahr gibt, in dem man ohne Frost leben kann –, erlebte er, dass das Evangelium neue Menschen macht.
Genau dasselbe war dann in Australien der Fall. Darwin sagte, das gibt es ja überhaupt nicht, was das Evangelium unter Menschen bewirkt hat. Vielleicht erzählt man das aus der Missionsgeschichte viel zu selten. Die Anthropologen sind dann immer ein bisschen traurig, dass sich die Menschen verwandelt haben.
Doch bei den Indianerpionieren, den Missionsleuten – Horst Wagner kann das ja erzählen – war es oft so, dass die Menschen in ihren dunklen Bindungen lebten. Die Stämme sterben heute, weil sie gar keine Zukunftschancen mehr haben. Aber dort, wo sie Jesus aufnehmen, wird ihr Leben so vollständig erneuert, dass sie plötzlich wieder Freude am Leben bekommen und eine Bejahung finden.
Wir wollen ihre kulturellen Besonderheiten ja nicht zerstören. Kein Missionar hat Eifer entwickelt, ihnen Kleider zu bringen. Es ist eine hochinteressante Sache, dass dieser Wunsch bei ihnen schon vorher da war. Nein, es kommt etwas ganz anderes. Sie erfahren wirklich das Leben neu in der Liebe, in der Harmonie. Die Alkoholzucht wird überwunden, das Töten hört auf, ebenso die Blutrache und all diese schrecklichen Dinge, die in diesen Stämmen stark gelebt wurden.
Sie waren Kopfjäger und rühmten sich mit den erschlagenen Köpfen. Doch durch die Erneuerung durch den Geist Gottes verändert sich alles.
Die persönliche Erneuerung durch den Geist Gottes
Aber jetzt beziehen wir uns wieder auf unser Leben. Ihr Leben kann neu werden, Ihre Ehe kann neu werden, Ihr Familienleben kann neu werden, und Ihre eigene Lebenseinstellung wird durch Christus erneuert.
Schauen wir uns nun noch einige Stellen an. Vers 16: Die Begierden des Fleisches – was will meine Ichsucht haben? Meine Ichsucht ist immer diesseitig orientiert. Es geht dabei nicht nur um sündige Begierden, sondern um meine gesamte Ichbezogenheit. Es ist ein geistlicher Kampf. Deshalb ist der Widerstand gegen das Evangelium sehr groß, ebenso die Feindschaft dagegen. Sie werden das immer wieder merken, wenn Sie Menschen ansprechen oder einladen. Dann bricht oft die Feindschaft los, denn der natürliche Mensch ist den Einflüssen des Heiligen Geistes entgegengesetzt und feindlich eingestellt.
Vers 17: Das Fleisch begehrt gegen den Heiligen Geist, und der Heilige Geist gegen das Fleisch. Diesen Kampf können Sie nur beenden, indem Christus Wohnung in Ihnen nimmt. Vorher ist es immer ein Kampf, bei dem Sie auch sagen: Ich versuche, in meinem Leben gewisse Dinge zu unterdrücken. Es gibt ja schreckliche Dinge, die Menschen unter Vorstellungen, Selbsttötung und anderem leiden lassen. Sie können beten: Herr, du kannst mich freimachen von all diesen schrecklichen Dingen.
Was lebt in einem Menschen, wenn er kriminell wird? Die herrliche Sache, die man immer wieder erlebt, ist, wenn ein Mensch in einer klaren Bekehrung, Buße und Glaubensentscheidung Christus aufnimmt und ein befreiter Mensch wird. Das geschieht dann echt, wenn Christus wirklich den Sieg gewinnt. Wir nennen das Heiligung des Lebens. Das bedeutet nicht, dass mein Leben fehlerlos ist, sondern dass die Kraft des Geistes Gottes jetzt über meine sündigen Regungen in meinem Leben siegt. Geiz, Neid, Missgunst, Hass und Ähnliches werden besiegt.
Das beginnt zuerst im Leben eines Christen vielleicht mit Überheblichkeit – da müssen Sie aufpassen. Aber dann beginnt es echt damit, dass Sie plötzlich sagen: Oh, das war nicht richtig, wie ich da gesprochen oder gedacht habe. Sie fangen ganz von allein an, beim Bibellesen zu merken: Da ist etwas falsch in meinem Leben, das müsste sich ändern. Das bewirkt der Geist Gottes. Er überführt Sie.
Je länger Sie dem Geist Gottes in Ihrem Leben Raum geben, desto mehr wird Ihre Erkenntnis wachsen. Sie werden plötzlich merken, dass Ihnen das andere gar keine Freude mehr bereitet. Es kommt von innen heraus durch einen neuen Menschen eine Erneuerung.
Die Herrschaft des Geistes im Leben
Der Geist – sei dir bewusst, du bist nicht mehr unter dem Gesetz. Der Geist regiert. Wie regiert uns der Geist? Indem ich sage: Herr Jesus, ich möchte mich dir unterstellen, deinem Kommando, deiner Befehlsgewalt. Ich möchte mich nicht mehr selbst regieren, sondern du sollst mein Herr und Hirte sein.
Ein Lied dazu lautet: "O Gottes Sohn, du Licht und Leben, schön ausgerichtet, ich will mich nicht mehr selbst führen, du sollst als Hirte mich regieren."
Bei den vier geistlichen Gesetzen ist es ganz ähnlich. Das Ego wird entthront, und Christus kommt in die Mitte des Lebens und bestimmt mich. Genau das ist mit der Heiligung gemeint.
Darum ist evangelische Heiligung kein Krampf oder eine ethische Anstrengung, sondern eine natürliche Auswirkung meines Lebens mit Christus. Ich habe keine Freude mehr an anderen Dingen, weil ich nur noch mit Christus lebe und die Freude mit ihm erlebe.
Die Werke des Fleisches als Warnung
Paulus schildert zunächst sehr deutlich, was die Werke des Fleisches sind. Diese Darstellung hat besonders die Humanisten geärgert, denn sie sagen, Paulus stellt das sehr negativ dar. Dabei gibt es ja auch viel Edles. Goethe hat zum Beispiel gesagt: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.“ Der Mensch muss sich also anstrengen. Warum beschreibt Paulus es dann so?
Diese Darstellung belastet natürlich, gerade in unserer Kulturwelt. Auch in der Kunst und im Theater unserer Zeit, am Ende dieses Jahrhunderts, ist es oft erschütternd, wie in jedem Theaterstück die Hilflosigkeit des Menschen in seiner Sexualität thematisiert wird. In Filmen zeigt sich immer wieder die Ohnmacht gegenüber Verbrechen und all den ungelösten Lebensproblemen, das kaputte Leben wird sichtbar.
Ist es wirklich so extrem, wie Paulus es schildert? Er spricht von Unzucht, Unreinheit und Ausschweifung. Menschen suchen ihr Leben in anderen Götzenbildern, in Zauberei und Aberglauben. Es herrschen Feindschaft, Hader und Streit. Der Mensch kann sich oft nur im „Nein“ behaupten. Zorn, Zank, Zwietracht, Spaltungen, Neid und Missgunst gehören zum natürlichen Leben dazu.
Auch Saufen, Fressen und Ähnliches nennt Paulus und sagt, dass dies nicht mit dem Reich Gottes vereinbar ist. Dennoch hält er nicht damit zurück, diese Dinge offen zu benennen. Das kann jeder selbst sehen und sich daran prüfen.
Die Frucht des Geistes als Lebensziel
Und dann spricht er davon und sagt, der Heilige Geist wirkt eine Frucht. Er sagt nicht viele Früchte, sondern es ist eine Frucht. Diese eine Frucht hat verschiedene Aspekte, die man betrachten muss. Sie will in unserem Leben Raum gewinnen.
Liebe ist ein wichtiger Aspekt. Es ist interessant, dass Freude schon als die zweite Seite der Geistesfrucht sichtbar wird. Freude ist eine Gabe des Heiligen Geistes. Wie leicht übermannt einen die Schwermut des Alters, dann kommen Friede und Geduld hinzu. Geduld hat keiner von seiner natürlichen Art her. Freundlichkeit und Güte folgen, ebenso die Treue.
Ich denke an einen Humanisten, den ich in der Gemeinde betreue. Er ist weit über neunzig und hält nicht viel vom Evangelium. Trotzdem sagt er immer wieder, unsere Generation geht dem Ende entgegen, weil die Treue der Jugend in den Zweierbeziehungen schwindet. Für so einen Humanisten wäre das ein Volk zum Untergang, was für ihn furchtbar ist. Er hat immer geglaubt, die Treue bleibt, doch heute wird die Treue oft mit Füßen getreten.
Treue ist eine Eigenschaft Gottes, die im Menschen sehr fremd ist. Sanftmut, Keuschheit und Unsucht waren einst Thema. Später ist bei der Frucht des Geistes Keuschheit das letzte Thema, aber auch in das Neue mit eingeschlossen.
Paulus sagt auch noch einmal: Gegen diese Frucht ist das Gesetz gar nicht. Das Gesetz ist der letzte Prüfstein, ob ich wirklich auf dem richtigen Weg bin. Deshalb ist es gut, dass wir Gebote haben. Sie sind Warnsignale. Wenn ich sie überschreite, lande ich im Straßengraben, sie sind wie letzte Markierungen auf der Straße.
Ein Christ handelt jedoch nicht wegen der Gebote. Diese sind, wie gesagt, Warninstrumente. Er lebt aus seiner Christus-Nähe und will den gehorsamen Christus erfüllen.
Der Empfang des Heiligen Geistes
Jetzt möchte ich noch einige Punkte ansprechen. Für uns ist es einfach wichtig zu wissen: Wie bekomme ich den Heiligen Geist? Ich bekomme ihn, indem ich einfach darum bitte, den Heiligen Geist zu empfangen.
In Lukas 11 heißt es: So wie Kinder um Brot schreien, so wird der Vater im Himmel umso mehr den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten. Es herrscht heute bei vielen Christen Unklarheit über den Heiligen Geist. Viele sind immer wieder auf der Suche und suchen nach außergewöhnlichen Erlebnissen. Davon spricht Paulus jedoch nie.
Er nennt zwei Voraussetzungen: Zum einen die Rechtfertigung – ich muss mein Leben mit Gott in Ordnung bringen und als sündiger Mensch gerecht werden. Zum anderen muss ich mein Leben, mein Alltagsleben Christus unterstellen. Das ist ganz klar. Dann kann der Geist Gottes in meinem Leben wirken.
In Epheser 1 steht: Ihr habt den Geist Gottes empfangen, da ihr gläubig wurdet.
Es gibt ein Problem: Wenn man mit Charismatikern und Pfingstlern spricht, wird man oft auf Stellen in der Apostelgeschichte hingewiesen. In der Apostelgeschichte gibt es dreimal besondere äußere Erscheinungen, nämlich in der Pfingstgeschichte (Apostelgeschichte 2), beim Hauptmann Cornelius (Apostelgeschichte 10) und in Ephesus (Apostelgeschichte 19). Diese Stellen werden heute stark betont, obwohl Paulus diesen äußeren Erscheinungen eigentlich keine besondere Bedeutung beimisst.
Im Gegenteil: Er sagt, dass das Zungenreden, das in diesen drei Stellen vorkommt, eine besondere Sprachengabe sei, aber keine besondere Bedeutung habe. Das sagt Paulus ausdrücklich, wenn man 1. Korinther 12 bis 14 liest. Das Zungenreden hat keine höhere Bedeutung gegenüber dem verständlichen Wort.
In der Apostelgeschichte, an diesen drei Stellen, beschreibt Lukas als Historiker, wie das Evangelium in neue Kulturkreise vorgedrungen ist. Das ist dreimal geschehen: Das erste Mal bei der Pfingstgeschichte in Jerusalem, das zweite Mal in die römische Welt des Hauptmanns Cornelius und das dritte Mal in die hellenistische Welt in Ephesus.
Lukas schildert uns rein historisch, was für ein Durchbruch das war. Es wäre jedoch vermessen, daraus zu schließen, dass man den Heiligen Geist nur dann empfängt, wenn man Zungen redet.
Das erleben wir auch bei uns: Ein Mann namens Lütjehan hat oft unsere Gottesdienste gestört. Er hat plötzlich mitten im Gottesdienst gebrüllt oder in der Stiftskirche Zungenreden und Botschaften in ekstatischer Rede gegeben. Diese Leute sagen immer: Nur wer Zungen redet, hat den Heiligen Geist. Das steht aber bei Paulus so nicht.
Deshalb muss man aufpassen. Es sind nur diese drei Erlebnisse des Durchbruchs in einen neuen Kulturkreis, die ich so verstehe, dass sie in der Bibel als äußere Begleiterscheinungen eines neuen Abschnitts in der Geschichte Gottes gesehen werden. Für Paulus haben sie keine besondere Bedeutung.
Für Paulus ist wichtig, dass ich mein Leben ordne, meine Sünde vor Gott bekenne und mein Leben im Gehorsam unterstelle. Regiert mich der Geist, dann kann der Geist in meinem Leben wirken.
Je mehr der Geist Raum bekommt – meine Gedanken, mein Gemüt, mein Herz, meine Hände und alle meine Gliedmaßen beherrscht – desto mehr kann der Geist Gottes in mir wirken.
Die innere Wirklichkeit des Geistes
Wo finden wir von Paulus die schönste Beschreibung des Heiligen Geistes? In Römer 8. Das können Sie einfach nachlesen. Ihr seid jetzt nicht mehr fleischlich, sondern geistlich, weil der Geist Gottes in euch wohnt.
Für Paulus ist nichts Äußeres wichtig – weder Taufe noch Handauflegen oder Ähnliches. Entscheidend ist der Glaube, das Bitten darum. Über dieses Thema haben wir viel gesprochen, und ich wiederhole es gern, falls bei Ihnen noch Unklarheiten bestehen.
Jesus hat in seinen Abschiedsreden im Johannesevangelium ebenfalls ganz klar darüber gesprochen. Wir haben das immer wieder analysiert. Ich habe Ihnen auch Übersichten gezeigt, in denen die verschiedenen Bibelstellen zusammengefasst sind.
Um es noch einmal zu betonen: In Römer 8 spricht Paulus von der Vergänglichkeit unseres irdischen Leibes und davon, wie der Geist Gottes in uns das Sehnen und die Vorfreude auf die Ewigkeit weckt. Das neue Leben durch den Geist Gottes ist da bei denen, die Jesus Christus angehören, die ihr Leben Jesus ausgeliefert haben und die die Neugeburt erfahren haben.
Es ist für mich immer wieder tragisch, dass heute viele meinen, sie müssten aus den bisherigen Grenzen einer Glaubensgemeinschaft ausbrechen oder etwas Außergewöhnliches erleben. Das scheint mir eine Not der heutigen Zeit zu sein, die von esoterischen Vorstellungen geprägt ist. Viele glauben, sie müssten immer übersinnliche Erfahrungen machen.
Ich möchte Sie deshalb bitten, davon Abstand zu nehmen. Sie bringen sich dadurch nur in Abhängigkeit von Menschen, und solche Erfahrungen halten nicht lange an.
Der Geist Gottes wirkt still und wohnt in Ihrem Leben, wenn Sie gläubig werden und Ihr Leben Christus ausliefern. Es war mir immer wichtig, auch in Gesprächen mit Pfingstlern bei der Evangelischen Allianz klarzustellen: Es gibt keinen dritten Schritt. Das kommt weder bei Paulus noch im Evangelium von Jesus vor.
Ein solcher „dritter Schritt“ wird zwar dreimal in der Apostelgeschichte des Lukas erwähnt. Doch man kann das von anderer Seite besser erklären. Überall ist klar: Durch Wasser und Geist wird ein Mensch erneuert und verändert.
Der fortwährende Kampf und die Heiligung
Und wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln. Paulus war es jedoch wichtig, dass wir unser Fleisch kreuzigen. Wenn der Geist Gottes beginnt, in unserem Leben zu wirken, beginnt der Kampf in unserem Innersten. Plötzlich leiden wir unter unseren eigenen Regungen.
Früher hat es uns kaum etwas ausgemacht. Wir konnten zürnen und Schmutz reden. Doch wenn der Geist Gottes in unserem Leben Raum schafft, werden wir plötzlich traurig über die Sünde. Dann beginnt ein Kampf, und wir sagen: Herr Jesus, ich möchte auch diese negative Seite meines Lebens dir ausliefern und kreuzigen lassen. Ich will meinen Hochmut und meinen Stolz unter deinem Kreuz festnageln lassen.
Deshalb leiden Christen, solange sie leben, unter ihrer Sünde. Je länger sie im Heiligen Geist leben, desto mehr. Am Anfang der Bekehrung merkt man nur ganz wenig, meist nur grobe Sünden. Doch mit der Zeit erkennt man immer mehr: Oh, was bin ich doch für ein schlechter Mensch.
Das muss man kreuzigen. Das heißt, man legt sich unter das Kreuz Jesu und sagt: Herr, nimm mir diese Art weg. Es wird immer schwerer, unsere schlechten Gewohnheiten noch an uns zu tragen.
Darum ist der Gedanke, wir wären reine Menschen, falsch. Ich bin gereinigt und geheiligt durch das Blut Jesu, weil er mich freispricht.
Lasst uns nicht nach eitler Ehre trachten, einander nicht herausfordern und beneiden. Die Zeit reicht dafür nicht mehr.
Ermutigung zur Heiligung und Christus in uns
Im zweiten Petrusbrief finden sich einige schöne Aussagen zum Heiligen Geist. Im zweiten Korintherbrief, Kapitel drei, wird gerade vom natürlichen Menschen gesprochen. Dort heißt es auch, dass der Geist der Freiheit unser Leben beherrscht – ein Geist der Freude, der Liebe und des Sanftmuts.
Es macht Freude, auch in der Bibel nachzuschlagen und nach der Heiligung zu streben. Wie steht es um die Heiligung? Nicht durch Verkrampfung im Leben, sondern durch Christus. Im Galaterbrief, Kapitel 4, Vers 19, steht es: „Bis Christus in euch Gestalt gewinnt.“
Es geht darum, dass Christus in euch Raum gewinnt. Darum dreht sich alles.
