I. Mose 41
Nachdem Joseph dem Pharao seine Träume gedeutet hatte, erkannte der Pharao die Weisheit Gottes in Joseph. Er setzte Joseph zum Verwalter über ganz Ägypten ein. Joseph war nun der zweitmächtigste Mann im Land, gleich nach dem Pharao selbst.
Joseph ordnete an, während der sieben Jahre des Überflusses einen Teil der Ernte zu speichern. Diese Vorräte sollten in den Städten gesammelt werden, um für die kommenden sieben Jahre der Hungersnot gerüstet zu sein.
Die sieben Jahre des Überflusses begannen, und Joseph sammelte große Mengen an Getreide. Als die Hungersnot eintrat, konnte ganz Ägypten durch die Vorräte versorgt werden. Sogar die Menschen in den umliegenden Ländern kamen nach Ägypten, um Getreide zu kaufen.
Josephs Weisheit und Gottes Führung bewahrten das Land vor dem Untergang. Durch seine kluge Verwaltung wurde Ägypten zu einer Zuflucht in Zeiten großer Not. Die Geschichte zeigt, wie Gott durch Josephs Treue und Weisheit seine Pläne erfüllte und viele Menschen rettete.
Ein Traum voller Zeichen und die Suche nach Deutung
Und nach zwei Jahren hatte der Pharao einen Traum. Er stand am Nil und sah aus dem Wasser sieben schöne, fette Kühe steigen. Diese Kühe gingen auf der Weide im Gras. Danach sah er weitere sieben Kühe aus dem Wasser aufsteigen. Diese waren hässlich und mager und traten neben den Kühen am Ufer des Nils.
Wir wollen hier nur festhalten: Falls Sie wegen der Lautstärke von außen bei den offenen Fenstern etwas nicht hören, heben Sie einfach die Hand. Ich weiß, dass Sie sich nicht zu Wort melden, sondern es merken – auch in der Kirche. Das ist auch eine Form von Hilfe, damit Sie es nicht erst nachher sagen müssen. Denn nachher ist das Kind in den Brunnen gefallen, und das ist vorbei. Sie müssen es so sagen: Wenn ich zu leise werde oder alles verschlucke, dann merken wir das schon, auch jetzt hier in der Bibelstelle.
Und die hässlichen und mageren Kühe fraßen die sieben schönen, fetten Kühe. Da erwachte der Pharao, schlief aber wieder ein. Ihm träumte abermals, und er sah sieben Ähren an einem Halmbüschel, voll und dick. Danach sah er sieben dünne Ähren aufgehen, die vom Ostwind versengt wurden. Die sieben mageren Ähren verschlangen die sieben dicken und vollen Ähren.
Da erwachte der Pharao und merkte, dass es ein Traum war. Als es Morgen wurde, war sein Geist bekümmert. Er schickte aus und ließ alle Wahrsager in Ägypten und alle Weisen rufen. Er erzählte ihnen seine Träume, aber keiner konnte sie dem Pharao deuten.
Da sprach der oberste Mundschenk zum Pharao: „Ich muss heute an meine Sünden denken.“ Der Mundschenk ist nicht einfach ein Kammerdiener oder Butler, sondern ein Minister. Man muss immer wissen: Derjenige, der das Getränk einschenkt, ist eine Vertrauensperson. Ein einziger Tropfen Gift genügt, und der Pharao ist weg vom Fenster. Deshalb sind die Mundschenke ganz hohe Beamte.
Der Mundschenk sagte weiter: „Als der Pharao zornig wurde über seine Knechte und mich zusammen mit dem obersten Bäcker ins Gefängnis legte, in des Amtmanns Haus, da träumten wir beide in einer Nacht, jeder seinen Traum. Dessen Deutung betraf uns. Bei uns war ein hebräischer Jüngling, des Amtmanns Knecht. Dem erzählten wir unsere Träume, und er deutete uns unsere Träume, jeden nach seinem Traum. Wie er es deutete, so ist es gekommen: Ich bin wieder in meinem Amt eingesetzt, aber jener wurde aufgehängt.“
Josephs Berufung und die Deutung der Träume
Da sandte der Pharao hin und ließ Joseph rufen. Er ließ ihn eilends aus dem Gefängnis holen. Joseph ließ sich scheren, zog andere Kleider an und kam zum Pharao.
Der Pharao sprach zu ihm: „Ich habe einen Traum gehabt, und es ist niemand, der ihn deuten kann. Ich habe aber von dir gehört, dass du Träume deuten kannst.“ Joseph antwortete dem Pharao: „Das steht nicht bei mir. Gott wird jedoch dem Pharao Gutes verkündigen.“
Der Pharao erzählte Joseph seinen Traum: „Mir träumte, ich stand am Ufer des Nils. Ich sah aus dem Wasser sieben schöne, fette Kühe steigen. Diese gingen auf der Weide im Gras. Danach sah ich weitere sieben dürre, sehr hässliche und magere Kühe heraussteigen. Ich habe im ganzen Ägyptenland nicht so hässliche Kühe gesehen. Die sieben mageren und hässlichen Kühe fraßen die sieben fetten Kühe auf. Doch als sie sie gefressen hatten, merkte man es ihnen nicht an. Sie blieben hässlich wie zuvor. Da wachte ich auf.
Dann sah ich abermals in meinem Traum sieben Ähren auf einem Halm wachsen, voll und dick. Danach kamen sieben dürre Ähren, dünn und versengt. Die sieben dünnen Ähren verschlangen die sieben dicken Ähren. Ich habe es den Wahrsagern erzählt, aber sie können mir es nicht deuten.“
Joseph antwortete dem Pharao: „Beide Träume bedeuten dasselbe. Gott verkündigt dem Pharao, was er vorhat. Die sieben schönen Kühe sind sieben Jahre, ebenso die sieben guten Ähren. Es ist ein und derselbe Traum. Die sieben mageren und hässlichen Kühe, die nach den fetten kamen, sind sieben Jahre, und die sieben mageren und versengten Ähren sind sieben Jahre des Hungers.
Das meinte ich, als ich zum Pharao sagte, dass Gott ihm zeigt, was er vorhat. Siehe, sieben reiche Jahre werden in ganz Ägyptenland kommen. Nach ihnen werden sieben Jahre des Hungers folgen. Dann wird man die Fülle in Ägypten vergessen. Der Hunger wird das Land verzehren, sodass niemand mehr von der früheren Fülle wissen wird. Die Hungersnot wird sehr schwer sein.
Dass der Pharao den Traum zweimal geträumt hat, bedeutet, dass Gott es gewiss und schnell tun wird. Nun soll der Pharao nach einem verständigen und weisen Mann suchen, den er über Ägypten setzt. Er soll Amtleute im Land ernennen und in den sieben reichen Jahren den fünften Teil des Ertrags sammeln lassen.
Sie sollen das Getreide in den Kornspeichern des Pharao in den Städten aufbewahren. So wird für Nahrung in den sieben Jahren des Hungers gesorgt, damit das Land nicht zugrunde geht.“
Diese Rede gefiel dem Pharao sehr. Er sprach zu seinen Großen: „Wie können wir einen Mann finden, in dem der Geist Gottes ist wie in diesem?“ Dann wandte er sich an Joseph: „Weil dir Gott all dies kundgetan hat, ist keiner so verständig und weise wie du.
Du sollst über mein Haus sein, und dein Wort soll mein ganzes Volk gehorsam sein. Nur über den königlichen Thron will ich höher sein als du.“ Weiter sprach der Pharao zu Joseph: „Siehe, ich habe dich über ganz Ägypten gesetzt.“
Er zog seinen Ring vom Finger, gab ihn Joseph an die Hand, kleidete ihn mit kostbarer Leinwand und legte ihm eine goldene Kette um den Hals. Dann ließ er ihn auf seinem zweiten Wagen fahren und rief vor ihm aus: „Der ist des Landes Vater.“ So setzte er ihn über ganz Ägyptenland.
Der Pharao sagte zu Joseph: „Ich bin der Pharao, aber ohne deinen Willen soll niemand in ganz Ägypten Hand oder Fuß regen.“ Er nannte ihn Zafenath-Paneach und gab ihm zur Frau Asenath, die Tochter Potipheras, des Priesters zu On.
Joseph war dreißig Jahre alt, als er vor dem Pharao, dem König von Ägypten, stand. Danach zog er durch ganz Ägyptenland.
Gottes Führung durch schwere Wege
Worum geht es in der Josefsgeschichte? Ich habe es am Sonntag in der Ankündigung nur ganz kurz erwähnt. Es ist ein Grundgesetz, wie Gott seine Leute führt. Wie? Er führt sie durch die Hölle.
Diejenigen, die heute Abend hier sind und sagen: „Mir geht es schweinemäßig dreckig“, wissen, dass das eine Führung Gottes ist. In unserem Denken ist oft fest verankert: Wenn Gott uns liebt, führt er uns durch Blumenwiesen im Frieden. Aber in der Bibel ist das nicht so.
Die treuen Boten Gottes während der babylonischen Gefangenschaft, die Bekenner wie Daniel, wurden in den feurigen Ofen geworfen. Ein Mann wie Daniel wurde in die Löwengrube geworfen. Gott hat mit ihnen solche schrecklichen Abstürze zugelassen. Der Nachfolgeweg mit Jesus ist ein schwieriger Weg.
Das ist das Faszinierende an der Josefsgeschichte: Man muss sie verstehen, aber man versteht sie nie ganz. Die Wege Gottes ziehen sich durch die ganze Bibel hindurch. Sie zeigen, dass Gott seine Leute oft in große Bedrängnis führt.
Bei Josef war die Gefängniszeit eine besonders schlimme Zeit. Es war nicht nur eine Gefängniszeit, sondern eine Zeit voller Gemeinheiten, auch von seinen Mithäftlingen. Warum hat gerade der Mundschenk ihn vergessen? Man vergisst ja mal Geburtstage, aber so etwas wie Josef zu vergessen, der den Pharao vor einem großen Verbrechen und Irrtum gewarnt hat – das kann man doch nicht vergessen!
Alles häuft sich auf Josef. In der Bibel gibt es nicht nur die Gestalt Hiob, sondern es zieht sich durch die ganze Schrift, dass Gott sein Volk schwer führt und dass seine Leute tief durch schwierige Zeiten gehen müssen.
Es geht also um die persönliche Lebensführung. Wenn man sich von Gott führen lässt, gehört das finstere Tal natürlich dazu. Es gibt Augenblicke, wie damals, als die Brüder Josef verkauft haben, oder als die Frau Potiphar das Schreckliche getan hat und Josef mit falschen Anschuldigungen vor die Richter gebracht hat – sie sagte, er habe sie vergewaltigen wollen.
In solchen Momenten fragt man sich: Wo ist eigentlich Gott? Warum geschieht so etwas Schreckliches in der Welt? Die Bibel sagt ganz nüchtern: Das sind die Wege, wie Gott seine Leute führt – in das Fiasko.
Aber jetzt müssen wir auch Folgendes verstehen: Das sind die Siegeswege Gottes. Kein Mensch ist von Gott so zum Sieg geführt worden wie Josef. Und Gott kann das nur mit Menschen tun, die er vorher in die Tiefe geführt hat.
Wen Gott zum Segen setzen will, den muss er vorher im Elend, in der Anfechtung und in der Schwierigkeit zubereiten. Ich hoffe, dass das heute Abend für Sie verständlich geworden ist und vielleicht ist Ihnen jetzt auch etwas klarer geworden.
Die Wahrheit über Gottes Wege und das Leben der Gläubigen
Im biblischen Sinne muss man einfach lernen. Das ist etwas, das heute oft stark unterschlagen wird. Wir haben viele Evangelisten. Ich habe gerade wieder eine Einladung aus Holland bekommen, von einem Pfingstevangelisten, der verspricht, die Lahmen gehen, die Blinden sehen und die Toten stehen auf. Diesem würde ich gerne ein paar Särge hinstellen, damit er seine Kraft mal zeigen kann. Solche Sprüche sind einfach weit hergeholt. Das seien die Wege Gottes – das ist doch verlogen. Man lässt sich doch nicht bluffen.
Wo der Herr wirkt, führt er seine Leute in der Bibel beschrieben auf sehr schwere Wege. Warum führt Gott diese schweren Wege? Man könnte jetzt sagen, ist Gott ein Sadist? Will er uns nur quälen? Es gibt ja Menschen, die Schadenfreude empfinden, wenn andere leiden. So ist Gott nicht, denn in seinem Herzen ist nichts Falsches.
Warum mutet er uns solche Wege zu? Oft begegnet man in der Seelsorge Menschen, die trauern, zum Beispiel Mütter, die ihre Kinder verloren haben. Da geht es so weit, dass man sagt: Ich verstehe es auch nicht. Aber wenn man die Geschichte von Josef betrachtet, sieht man mehr.
Gottes Herz ist nicht dunkel und auch nicht böse. Warum aber führt Gott so einen schweren Weg mit Josef? Weil Josef in dieser Tiefe zum Segen für andere wird. Wie könnte Gott sonst im Gefängnis an Mundschenk und Bäcker Segen wirken? Wie könnte er sonst im Hause Potifars Heil stiften?
Plötzlich fragen wir uns: Hat Gott das überhaupt gewusst? Dann wäre er ja Teilhaber oder Mitverursacher dieser schrecklichen Dinge. Das stimmt nicht. Menschen haben es getan, aus ihrer Bosheit heraus. Aber Gott, der große Geschichtsplaner und Gestalter der Geschichte, auch ihres Lebens, plant all diese Merkwürdigkeiten mit ein.
Auch die hundsgemeine Art der Brüder Josefs und die Sklavenhändler, die Josef kaufen, sind alle abhängig von dem, was Gott zulässt. Alles darf nur so weit gehen, wie es dem endgültigen Siegesplan Gottes dient. Am Ende steht der Sieg von Josef.
Gott wirkt auch im Dunkel, zum Beispiel im Hause Potifars. Dort bringt Josef ein Stück Zeugnis von Gott. Was war das in diesem grausamen Hause Potifars? Wie hat Josef dort Glück geschaffen? Dort war doch ein Segen, ein Lichtstrahl inmitten des Dunkels.
Wie war es im Gefängnis, als Josef dort war? Es heißt noch einmal: Alles, was Josef tat, dazu gab der Herr Glück. Wenn er die Zellentür aufschloss und Essen für die Mithäftlinge brachte, hatte er ein ermutigendes Wort für sie.
Josef wurde zum Segen, und zwar auf vielfältige Weise. Er wurde sogar so zum Segen, dass er dem König Pharao ein unentbehrlicher Ratgeber wurde.
Die Bedeutung des treuen Verbleibs am eigenen Platz
Und darum ist es so wichtig, dass wir die Führungen Gottes akzeptieren. Wenn ich treu in der Führung Gottes bleibe, kann ich an meinem Platz ganz viel bewirken.
Im Moment mache ich mir große Sorgen, dass wir oft meinen, man könne Gott erst dann dienen, wenn man auf ganz besondere Aktionen geht. In der Bibel heißt es jedoch immer wieder: Bleib an deinem Platz! Der größte Wirkungskreis, den Gott gibt, ist genau dein Platz. Das ist die Wegführung eines Joseph.
Joseph durfte nicht im Gefängnis denken: „Ach, wäre ich doch jetzt auf einer Kanzel.“ Im Gegenteil: Dort hat ihm Gott eine Einflusssphäre gegeben, die er sonst in keinem Amt gehabt hätte. Bleib in deinem Amt, bleib in deiner schwierigen Lebenssituation. Gott setzt dich zum Segen – das ist eine wichtige Erkenntnis.
Dann löst sich auch das Leiden auf, der Kreuzesweg, den Joseph geht. Er hat einen Sinn, weil Joseph in dieser Dunkelheit Ägyptens zum Segen wird. Das ist doch ein Missionsweg gewesen. Als Missionar kommt man nach Ägypten, sonst wäre er doch nie dorthin gekommen. Gott hat es so vorgesehen.
Wir haben das vor vielen Jahren erlebt, vor 14 Jahren in Äthiopien, als wir im Süden unterwegs waren. Unsere Begleiter erhielten gerade die Nachricht, dass wieder einige treue kirchenleitende Personen ins Gefängnis gebracht wurden. Einer von ihnen klopfte sich auf die Schenkel und sagte: „Jetzt müssen wir mal gucken, was im Gefängnis los ist.“ Dort wird gesungen und gepredigt.
Verstehen Sie: Wenn der Herr mir einen schweren Weg führt, dann möchte ich diesen Raum nutzen, um von ihm sein Lob zu verkünden.
Die Haltung im Leid und die Berufung zum Zeugnis
Und jetzt stellt sich die Frage: Kreisen wir immer nur um uns selbst, beklagen ständig unser Leid und sagen, mein Leben ist eine schwere Last? Oder können wir wie Joseph denken und von uns sagen: Gott steht hinter meinem Leben – auch hinter all den bösen Dingen, die geschehen sind, sei es durch meine Vorfahren oder durch eine vielleicht gescheiterte Ehe und all das, was in meinem Leben passiert ist?
Gott hat all das ganz bewusst geschehen lassen, nicht weil er mich strafen will, sondern weil er mich zum Segen setzen will. Und weil ich mit all dem sein Lob verkündigen darf und sein Zeuge sein darf – so wie Joseph es in Ägypten war.
Plötzlich erkennen wir, wie viele Ziele Gott hat. Wenn ich das einmal zusammenfassen darf: Gott hat viele Ziele. Er will Potiphar erreichen, auch Potiphars Frau soll von Gottes Liebe berührt werden. Deshalb lässt Gott Joseph in dieses Haus kommen. Als Potiphars Frau das Schreckliche tut, richtet sie sich damit selbst.
Wir sehen, wie sich das sogar bei dem Mundschenk weiterentwickelt. Nehmen wir den Mundschenk als Beispiel. Er ist mir ein ganz merkwürdiger Mensch. Warum hat er es vergessen? Man verdrängt das ja. Es ist doch klar: Sobald er aus dem Gefängnis draußen war, wollte er nicht mehr an diese dunkle Zeit seines Lebens zurückdenken. Deshalb hat er es vergessen.
Doch in dem Moment, als er vor dem Pharao stand – und der Pharao eigentlich ausweglos dasaß –, da sagt er mit hochrotem Kopf: „Mir wird auf einmal wieder bewusst, ich war ja im Gefängnis, und ich muss noch einmal von meiner Sünde reden.“ Er legt ein Bekenntnis ab. Man spürt direkt, wie Gott an ihm wirkt. Etwas in seinem Leben war unverarbeitet, und das musste noch einmal heraus.
Dann erzählte er die Geschichte: „Da habe ich einen Gefangenen getroffen, der etwas hatte, was nur von Gott kommen kann.“ Sehen Sie, Joseph war ein Zeuge Gottes in dieser dunklen Umgebung.
Darum ist es immer wieder wichtig, das so zu sehen: Gott hat viele Ziele mit vielen Menschen. Gott hat auch Ziele mit Ägypten. Im Alten Testament steht bereits, dass der Ägypter von Gott gesucht wird. Deshalb schickt Gott Joseph dorthin. Joseph wirkt dort als sein Zeuge – und das nicht nur, damit die Hungersnot ihnen erspart bleibt, sondern weil Gott die Ägypter liebt und sie sucht.
Das Geheimnis der göttlichen Führung und das Muster des Lebens
Jetzt folgt ein schönes Beispiel, das Ihnen allen bekannt ist: Wenn Sie einen gewebten Teppich von der Rückseite betrachten, sehen Sie all die wirren Fäden, die gezogen sind. Genau das ist das Geheimnis der Führung Gottes. Von der Rückseite aus sehen wir all das, was geschehen ist – was alles schiefgelaufen ist.
Von der Vorderseite hingegen erkennt man das Muster. Erst von der Ewigkeit her können Sie das Muster Ihres Lebens erkennen. Fliehen Sie nicht vor dem Kreuzesweg, den Gott auferlegt, denn grundsätzlich ist er allen Christen in irgendeiner Form auferlegt.
Bei Josef ist es so: Als er dreißig Jahre alt war, konnte er zurückblicken. Besonders deutlich wird dies, als seine Brüder schließlich zur Buße kommen. Das ist der Höhepunkt der Josefsgeschichte, am Ende – der Triumph. Nicht, weil sie sich vor Josef beugen, sondern weil sie sagen: „Wir haben es an unserem Bruder verschuldet.“ Alles, was passiert ist, haben wir uns selbst eingebrockt.
Wann sagt ein Mensch so etwas? Nur der verlorene Sohn sagt: „Ich habe gesündigt.“ Es fällt dem Menschen sehr schwer, so etwas auszusprechen. Umso bemerkenswerter ist die Geschichte, wie die Brüder plötzlich sagen: „Wir haben gesündigt, wir haben etwas ganz Furchtbares getan.“ Und das merken sie erst in der Bedrängnis ganz am Ende bei Josef.
Dann sagt Josef: „Im Rückblick hat Gott es wunderbar gefügt. Ihr hattet es böse mit mir vor, aber Gott hat es zum Guten gewendet.“ Wo können Sie auf Ihr Leben so zurückblicken? Ich sage es Ihnen offen: Wahrscheinlich werden Sie in Ihrem Leben kaum eine Station finden, an der Sie die schwierigen Lebensrätsel Ihres Lebens auflösen können.
Erst in der Ewigkeit werden Sie so zurückblicken und sagen können: Es war wunderbar. Wahrscheinlich werden Sie hier auf Erden nur mit Tränen in die Ewigkeit hinübergehen, vielleicht im ganzen Jammer eines schwierigen Lebens. Doch der Moment wird kommen, an dem Sie die verschlungenen Wege Gottes verstehen. Das ist das Mutmachende an der Josefsgeschichte.
Joseph als Modell für Glaubenswege in der Bibel
Ich hoffe, dass ich das noch einmal zusammengefasst habe. Es war mir wichtig, auch auf Kapitel 40 einzugehen, das die Gefangenenzeit beschreibt. Ich möchte jetzt nicht weiter ins Detail gehen, denn die praktische Übertragung auf das eigene Leben gelingt den Menschen meist ganz gut selbst.
Die Geschichte von Josef steht als Modell für Menschen wie Paulus, der viele Jahre seines Lebens im Gefängnis verbrachte, für Menschen, die lange krank waren, oder für David, der so viel erleben musste. Fast alle seine Kinder gingen einen schrecklichen Weg. Für den Vater David war das furchtbar, obwohl er herrliche Lieder sang. In seinem Kinderzimmer herrschte Chaos. David konnte nichts dafür. Es gab Mord, Blutschande und vieles mehr.
In der Bibel sieht man, warum Gott das zulässt: Er bereitet seine Kinder und sein Volk dadurch zum Zeugnis und zum Segen vor – nur so. Wir sollten endlich davon wegkommen, ständig Erfolgsstorys zu erzählen, denn diese entsprechen oft nicht der Wirklichkeit des Lebens.
Die heilsamen Zeiten im Leben sind jene, in denen Gott ihnen etwas abverlangt hat, in denen Gott ihnen Schweres zugemutet hat. Dort sind sie im Glauben gewachsen, aber nie in den guten Zeiten. Es gab im Leben Davids auch eine gute Zeit, in der er meinte, etwas ganz Tolles getan zu haben: als er Batseba zu sich ins Bett holte. Er sagte, Gott habe es gelingen lassen, alles sei super gewesen. Doch später musste er erkennen, dass das der falsche Weg war.
Die anderen Wege, die Gott ihm zeigte, passten ihm nicht und wurden ihm zuwider. Gerade diese Wege aber waren Gottes Wege. Wir müssen aufpassen, denn Gottes Wege sind für uns oft nicht sofort erkennbar. Vielleicht wollen wir sie auch gar nicht gehen.
Wenn man die Lieder vergleicht, die wir singen, ist es hochinteressant, dass immer wieder dieselbe Erfahrung mitschwingt: Kreuz und Leiden.
Gottes Reden durch Träume und die Bedeutung der Schrift
Und jetzt wenden wir uns den Einzelauslegungen zu. Was bedeutet es, wenn Gott durch Träume redet? Redet Gott tatsächlich durch Träume? Ja, Gott redet natürlich durch Träume. Gott kann überhaupt alles. Er kann durch Steine reden, durch Dachziegel, durch Kamine und vieles mehr. Gott kann alles.
Was tut Gott in der Zeit, bevor sein Wort offenbart wurde? In der Zeit, in der Gott sich festgelegt hat an sein Wort – und es steht so viel in der Bibel darüber, dass Gott sich gebunden hat und die Verheißungen in Jesus Christus bestätigt sind – haben Träume eigentlich immer nur wieder auf das Wort hingewiesen. Das ist mir jetzt auch wieder ganz wichtig.
Es gibt die schöne Geschichte der Diplomatenfrau Bilki Scheik aus Persien, die einen Traum hatte. Interessanterweise wird dieser Traum im Buch „Alla mein Vater“ beschrieben. Ich empfehle, das Buch zu lesen. Die Träume weisen nur auf die Bibel hin.
Ich möchte betonen, dass man in seinem Leben keinen Traum akzeptieren sollte, wenn er nur fromm geschildert wird, aber etwas anderes sagt als das, was bereits in der Bibel steht. Wir brauchen keine neuen Offenbarungen mehr. In der Schrift ist alles enthalten, und es gab im zwanzigsten Jahrhundert keine neuen Offenbarungen über die Schrift hinaus.
Aber in der Zeit, bevor die Schrift gegeben wurde, hat Gott natürlich durch alles gesprochen. Gott kann auch durch Ihre Träume reden. Ich bin immer wieder froh, dass ich nicht auf meine Träume hören muss, sondern das Wort habe. Dieses ist viel verständlicher als meine wirren Träume.
Die Welt als Bühne göttlicher Führung und die Rolle der Obrigkeit
Als Nächstes sehen wir die Welt, die durch den Pharao und die ägyptische Kultur symbolisiert wird. Wahrscheinlich werden wir im nächsten Jahr im März eine Ägyptenreise anbieten, um nochmals auf den Spuren dieser ägyptischen Kultur zu wandeln. Dabei begegnet uns die ungeheure Weisheit dieser Zeit, wenn man die Grabdenkmäler und Pyramiden betrachtet. Über einem kleinen Menschen wurde die Hoffnung gesetzt, ihm Größe zu verleihen, ihn mit Gold zu umgeben. Doch dann kam der Tod, und sie wussten nicht, was danach geschieht. Deshalb legten sie all die Grabgeschenke mit hinein.
Die Bibel zeigt uns in ihrer ganzen Hilflosigkeit des Pharaos, wie wichtig das ist. Wir stehen immer vor der Welt und sagen, Ägypten sei so stark und mächtig. Doch die Bibel sagt: Ohne Gottes Offenbarung sind sie alle hilflos. Wenn man heute sieht, dass die Weltvölker nicht einmal den Balkankonflikt lösen können, oder das Nationalitätenproblem, wird das deutlich. Jesus sagt einmal, die Weltvölker werden solange die Erde besteht weder das Hungerproblem noch das Inflationsproblem lösen können. Dabei wäre es doch eigentlich leicht zu lösen.
Die Welt ist unfähig und braucht den Geist Gottes, auch in der Politik. Sie braucht nicht Menschen, die von der Kanzel Ratschläge geben, sondern die Eingebung Gottes. Es braucht Leute, die beten. Wer in einem öffentlichen Amt ist, benötigt die Führung des Heiligen Geistes, damit er Weisheit hat. Das ist in der Tat schlimm. Wir wollen ja nicht Politiker kritisieren oder schelten, wie es üblich ist, aber es ist offensichtlich, dass die meisten Politiker diesen Geist Gottes nicht haben.
Alles wird nur wieder hin und her geschoben, es wird gesessen und getagt, und es kommt nichts heraus. Die UNO ist oft nur mit Kosten verbunden, aber ohne Ergebnis. Die Weltprobleme bleiben ungelöst, und die Zahl der Hungernden und Obdachlosen nimmt zu. Dann aber steht da, dass Gott seine Boten schickt, die als Seelsorger dieser Menschen dienen dürfen. Das finde ich ganz wichtig.
Wir sollten auch für die Obrigkeit beten und den Mut haben, ihnen zu sagen: Nur Gott kann euch Weisheit geben, um diese Probleme zu lösen. Ich finde es bedeutend, dass unser Bundeskanzler bei einer Begegnung der Allianz vor Jahren sagte: Wir brauchen Leute, die für uns beten. Vielleicht wissen Katholiken das noch besser – dass eine Obrigkeit, für die gebetet wird, ihren Dienst anders tun kann.
Ich würde auch sagen, das sollte man als Zeugnis geben, ohne sich in Detailfragen der Politik einzumischen. Aber immer wieder zum Ausdruck bringen: Die Welt kann das Reden Gottes nicht verstehen. Gott redet auch mit den Mächtigen, und deshalb brauchen sie Seelsorger, die zu ihnen gehen. Es gibt immer wieder Menschen, die das schaffen – die es fertigbringen, auch den Großen dieser Zeit Seelsorger zu sein.
In Russland war es im letzten Jahrhundert Lord Redstock aus England, der einfach in die noblen Salons von Petersburg ging, sein Testament mitbrachte und abends Bibelstunden hielt. Dort waren Minister anwesend, die sich bekehrten und nachher kniend beteten. Jetzt wünschen wir uns, dass so etwas auch heute gelingt, still und heimlich, dass Menschen Gottes Willen erkennen und ihn dann auch selbst durchbrechen.
Damals beteten die Adligen zusammen mit ihren Stallknechten nebeneinander in den Salons, weil eine geistliche Erwägung durchkam. Wir wünschen uns, dass wieder so etwas Echtes aufbricht.
Josephs Aufstieg und seine Abhängigkeit von Gottes Offenbarung
Joseph kommt zu dem Pharao – allerdings zunächst über den Umweg als Mundschenken. Diese Geschichte ist in der Bibel wunderbar beschrieben. Schon als Kind hat mich das fasziniert, wenn es mir so schön erzählt wurde.
Im Hebräischen steht dort: „Und sie holten ihn aus dem Loch, wo er als Gefangener saß.“ Verstehen Sie, wie Joseph plötzlich zum Friseur geschickt wird und alle für ihn die besten Kleider holen? Jetzt muss er vor den Pharao treten. Und auf einmal hat Gott etwas Großes mit ihm vor.
Joseph verfällt dabei nicht in den Irrtum, er sei der Macher. Stattdessen sagt er als Erstes zu dem Pharao: „Ich kann gar nichts.“ Ähnlich wie Daniel später betont er, dass nicht er die Macht hat, sondern Gott. Wenn Gott will, dann gibt er etwas, und Joseph ist abhängig von Gottes Fürbitte. Gott kann etwas offenbaren.
Christen sind keine besseren oder stärkeren Menschen. Aber wir können von Gott sprechen und sagen: Er kann dich aus der Not herausführen. Bei Gott ist die Sache nicht verloren. So wunderbar gibt Joseph in dieser kritischen Lage Zeugnis und deutet dem Pharao, was hier nötig ist.
Die Bedeutung von Vorsorge und Verantwortung
Ich möchte noch einmal etwas dazu sagen: Dieser Traum, den Gott sprechen lässt, ist ein Grundmuster. Für alle Verantwortlichen wäre es das Wichtigste, sich in guten Jahren einen Vorrat anzulegen, damit man in schlechten Jahren etwas hat.
Wir hätten unsere ganzen Wirtschaftsprobleme nicht, wenn wir nach diesem Rat handeln würden. Jeder Christ weiß, dass es zur Verantwortung gehört. Ich kann nicht einfach alles Geld wegschenken und opfern, sondern ich trage die Verantwortung, vorsorgen zu müssen. Wenn ich ins Krankenhaus komme, muss ich als Mensch, der etwas besitzt, vorsorgen. Das ist eine Christenpflicht.
Die Bibel sagt nicht einfach nur, dass man Gott vertrauen soll und dann leben kann wie Hans Kuck in die Luft. Nein, ich muss vorsorgen, planen und wissen, dass Gott mir heute etwas gibt. Ich will nicht auf das Geld vertrauen, aber auch nicht geizig werden. Ich muss es richtig einsetzen und verantwortungsvoll handeln.
Es ist problematisch, dass auf eine kommende Generation, die sowieso kaum mehr Kinder hat, einfach so massive Schulden gemacht werden. Dazu möchte ich nichts weiter sagen. Jeder merkt, dass da etwas nicht stimmen kann und dass niemand mehr zurückzahlen kann. Aber ich will nicht über Politik reden, sondern auf die Weisheit der Bibel hinweisen.
Es wäre so einfach. Eigentlich würde jeder Fabrikant so arbeiten. Ein großer Geschäftsmann hat mir einmal gesagt: Das ganze Geschäftsprinzip ist bei mir, niemals mit Fremdkapital zu arbeiten. Ich muss so viel Eigenkapital haben, dass ich meine Expansion finanzieren kann. Wenn ich einmal von Fremdkapital und Banken abhängig werde, ist der Niedergang schon eingeleitet.
Das wusste schon Joseph. Man kann das in der Bibel lernen. Das kann das Geschäft jetzt nicht machen. Wer Verantwortung trägt, muss Fürsorge treffen.
Herausforderungen in der Dritten Welt und die Notwendigkeit von Arbeit
Was mir auch in unseren Diensten mit unseren Leuten in der Dritten Welt immer wieder auffällt, ist Folgendes: Es beginnt oft ganz einfach in den großen Notgebieten. Zum Beispiel in Südtansania, wo unsere Ärzte regelmäßig tätig sind, etwa in Besa oder ähnlichen Orten. Dort wollen die Menschen oft einfach nicht arbeiten – das darf man auch mal so sagen.
Afrika leidet vielfach Hunger, weil viele Menschen nicht aufs Feld gehen. Gott hat das Land gegeben, und es gibt fruchtbaren Boden. Wenn sie anbauen, sind nach etwa drei Monaten die Bohnen alle. Warum sollte man dann auch mehr anbauen? Wenn sie mehr haben, verkaufen sie es oft, um Schnaps zu kaufen.
Die erste Frucht der Bekehrung ist, dass die Menschen anfangen, vorsorglich zu denken. Sie sagen: Es kommen zwölf Monate, und ich muss für diese Zeit etwas auf die Seite legen. So wie es bei unserem Missionstag erzählt wurde, als wir Vorratsbehälter beschafft haben, damit sie Vorräte anlegen können.
Das geschieht nicht, um geizig oder geldgierig zu werden oder um Kapitalisten zu sein. Sondern weil es zum Leben als Christ dazugehört, sein Leben planvoll zu verwalten und ganz einfach vorzusorgen. Das ist eine schlichte, praktische Sorge. Und es hilft uns allen, wieder natürlicher mit diesen Dingen umzugehen.
Die Dramatik der Träume und die Bedeutung der Führung Gottes
Gut, wir wollen uns hier nicht länger damit aufhalten. Die Geschichte spricht ja für sich. Wir möchten uns auch nicht mit schönen Beschreibungen aufhalten. Es ist ja wunderbar geschildert, wie Josef aufwacht, über den Traum erschrickt und es einfach nicht ordnen kann. Was soll das bedeuten? Er ist bestürzt und aufgewühlt, findet keine Ruhe mehr. Die anschauliche Erzählung ist so echt aus dem Leben.
Ich möchte zum Schluss noch etwas sagen, vielleicht einfach noch einmal zusammenfassend: Die schweren Wege sind Gottes Wegführung und Berufung für uns. Gott führt uns durch schwere Wege, weil er in diesen schweren Wegen einen Segen bereitet – auch für die Menschen, mit denen wir zusammenkommen.
Ich weiß, dass es manche Leute gibt, bei denen man auch nach 50 Jahren noch weiß, dass ihnen in der russischen Christgefangenschaft ein großer Segen widerfahren ist. Es gibt unheimlich viele Dinge und einen tiefen Sinn, weil sie in ihrem Leben etwas Schweres erlebt haben. Sie müssen es einfach wissen: Das ist eine biblische Grundlinie, an der man festhalten muss.
Dann das Zweite: Sie können nie sehen, wie es ausgeht. Wenn sie ihre Lebenssituation betrachten, so wie Josef, muss er sagen: „Ich gebe auf, wo ist Gott, der Liebe und alles?“ Sie haben keinen Überblick. Messen Sie sich nicht an, aus ihrer kleinen Lebensperspektive Gottes Wegführung verstehen zu wollen. „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, meine Wege sind nicht eure Wege.“ Das ist bei Josef so verzweiflungsvoll. Und dann, wenn die Stunden sich gefunden haben, bricht die Hilfe mit Macht herein.
Ganz wunderbar ist das in den Liedern beschrieben. Auf einmal geht es los, und dann geht es in Minuten schneller: Er wird zum Frisör geschickt, und dann wird ihm der Rock umgehängt. Sie haben es selbst in ihrem Leben oft erfahren, wo sie schon alles aufgeben wollten und nichts mehr wert war.
Ich will jetzt nicht anfangen, Geschichten zu erzählen, zum Beispiel von unserer Gemeinde vor einigen Jahren, als es um einen riesigen Millionen-Konkurs einer haftenden Gesellschaft, einer großen Wohnbaugesellschaft, ging. Nach zwei Jahren kam man plötzlich ohne Pfennige heraus, obwohl vorher gesagt wurde, es seien Millionen, die im Leben hängenbleiben. Und wie jemand später in der Kirche Zeugnis davon gab – von einem Wunder, das er Gott nie zugetraut hätte. Das kann man vorher gar nicht denken, wie Gott uns oft auch beschämen kann. Ich kann nicht damit rechnen.
„Lass es einfach stillhalten“, heißt es in der Bibel: Sei still zu Gott. Es gibt ein schönes Blumenlied im Gesangbuch: „Sei still, warte einfach, was Gott tut, wann er sein lösendes Wort spricht.“ Ich weiß nicht, wann das ist. Ich kann es nicht verstehen.
Das Tolle ist, dass Josef nie das tut, was wir so gern tun: neidisch auf die Welt schielen. „Ach, warum führt Gott mich so, wenn ich doch jetzt in Ägypten sein könnte?“ Er hatte nie die Sehnsucht, aus der Führung Gottes auszubrechen und in der Herrlichkeit der Ägypter zu leben. Für ihn war das so klar. Und Sie hören nichts von Aufmucken – das ist unglaublich.
Sie wissen natürlich, dass in der Bibel im Bild Josefs schon viel vom Kreuzesweg Jesu anklingt. Wir könnten jetzt viele Bibelstunden halten, um diese Vergleichspunkte zu machen: Josef wurde verkauft und vieles mehr. Bei Jesus wird das noch einmal viel deutlicher. Jesus sagte seinen Jüngern: „Wer mir nachfolgen will, der nehme sein Kreuz auf sich.“ Aber wenn jemand meint, er solle lieber die Welt gewinnen und das problemlose Leben suchen, der kann aus der Nachfolge Jesu ausbrechen.
Man kann Nachfolge Jesu nicht anders leben, als dass man Anteil hat an den Leiden Jesu. Dabei geht es nicht nach der Art der Welt. Ich habe oft den Eindruck, dass in unserer Generation die Versuchung besonders stark ist, ein erfolgreiches, glückliches Leben als christliches Leben zu sehen. Und Sie wissen, wie viele in diesem glücklichen Leben ihre Beziehung zu Jesus und ihren Glauben verloren haben. Ich weiß, dass das nicht der Weg Jesu ist.
Achten Sie also nicht auf das, was die Welt außerhalb der Führung Gottes verspricht. Schauen Sie auf die Aufgabe: Was kann ich an diesem Platz noch tun? Es ist nicht leicht, wenn Gott einem Schweres auferlegt. Sie haben das doch selbst erlebt.
Eine unter uns hat erlebt, wie ihr Mann im Krankenhaus war und dass er in Stuttgart einen der gottlosesten Leute zu Jesus führen durfte – den Jazzfan von Heslach, der aus unserer Bibelstunde war. Das geschah, weil sie ihren Mann besucht hat und sah, wer im Nachbarzimmer lag.
Man kann so viel tun. Ich glaube, Gott überlegt immer wieder: Warum wird mein Mann krank? Warum ist das jetzt so? Achten Sie darauf: Wie kann ich in dieser Situation anderen zum Segen sein?
Das war Josef wichtig. Er hat sich nie mitleidig in sich selbst versenkt, sondern war jemand, der suchte: Wie kann ich dienen? Ich bin überzeugt, dass Gott aus dem Kreuz einen großen Sieg machen will.
Gott hat aus dem Leiden seiner Leute schon so wunderbare, machtvolle Zeugnisse hervorgebracht. Und Sie wissen, dass es auch in Ihrem Leben die stärksten und eindrücklichsten Zeugnisse waren, die Sie aufgerichtet und ermutigt haben.