
Ich freue mich sehr, dass ich so oft hier sein darf. Das war eine liebe Begrüßung, vielen Dank dafür.
Ich freue mich, dass ich bei euch auf der Familienfreizeit dabei sein darf – bei der Jesus-Entdeckung.
Ihr Lieben, die wichtigste Entdeckung, die wir mit Jesus machen können, ist die, von der wir gerade gehört haben: Jesus allein ist genug.
Ich liebe diese Geschichte. So viel ist passiert: Die Jünger erleben einen Höhepunkt mit Jesus. Er geht mit ihnen auf den Berg der Verklärung. Dort erleben sie all das, was geschieht. Und dann, auf einmal, steht da niemand mehr, als sie ihre Augen aufhoben, als Jesus allein.
Das wünsche ich uns: Diese Jesus-Entdeckung, dass wir verstehen, dass Jesus in all dem Trubel unseres Lebens genügt. Ob als Familien oder in unseren beruflichen Herausforderungen – Jesus genügt, wenn wir ihn bei uns haben.
Denn es ist ja auch in keinem anderen Heil als im Namen Jesus.
Das war vor ziemlich genau zehn Jahren, am 11. November 2011. Inmitten der Unruhen in Ägypten, während des chaotischen Regierungswandels, des Militärputsches und allem, was damit verbunden war, versammelten sich verzagte Christen in Kairo. Sie trafen sich in der Cave Church, der Höhlenkirche, auch bekannt als Felsenkirche, zu einer Gebetsversammlung, die die ganze Nacht andauerte.
Die Gemeinde rief minutenlang nur „Jesus, Jesus, Jesus“. In ihrer Verzagtheit und Bedrängnis verstanden sie: Wenn nur Jesus bei uns ist, dann ist alles möglich. Wir hätten nicht gedacht, wie schnell sich die Situation in Deutschland und Europa verändern kann. So vieles stürzt auf uns ein, ganz gleich von welcher Seite wir es betrachten – Dinge, die uns Angst machen.
Wir müssen uns bewusst sein: Wenn nur Jesus bei uns ist, dann können wir standhalten. Jesus – das war das, was diese bedrängten Christen in Kairo in der Felsenkirche riefen: „Jesua, Jesua“. Der Name ist Programm. Jesus bedeutet nichts anderes als „Gott rettet“. Das ist der Name unseres Herrn und Heilandes: Gott rettet.
Jesus allein ist Trost und Halt für die Christen in den Ländern der Verfolgung. Und auch wir haben keinen anderen Trost. Der Katechismus fragt: „Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?“ Darauf dürfen wir antworten, dass wir mit Leib und Seele im Leben und im Sterben nicht uns selbst gehören, sondern unserem getreuen Heiland.
Ich finde das immer wieder so tröstlich: Jesus hat mich gekauft. Er hat mit seinem Blut für mich bezahlt. Ich gehöre ihm. Und wir passen ja schon gut auf unsere Sachen auf, damit uns niemand das Auto kaputtfährt und damit alles in Ordnung bleibt. Jesus hat uns gekauft, er ist verantwortlich, und er passt auf uns auf.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Ist das heute Abend wirklich so? Wir wollen ja nicht nur reden, sondern es auch erleben. Ist Jesus dein Trost? Stimmt das heute so in deinem Leben, in deiner Familie? Gehörst du Jesus, bist du dir dessen gewiss?
Jesus allein – das bedeutet natürlich nicht, dass Familie, Freunde und Kinder unwichtig sind. Wir sind auf einer Familienfreizeit, und all das ist wichtig. Natürlich brauchen wir das alles auch.
„Jesus allein reicht aus“ bedeutet, dass allein Jesus der angekündigte Erlöser ist. Allein Jesus ist der Helfer und der Retter. Nur er kann uns in den Stürmen des Lebens bergen.
Das erinnert an die wunderbare Geschichte im Markusevangelium und Matthäusevangelium, Markus Kapitel 4, in der Jesus zu Wind und Wellen spricht und dann große Ruhe entsteht. Jesus allein ist genug.
Er ist gekommen, sagt er selbst, damit wir das Leben in Fülle haben sollen. Jesus, der Retter, ist da – nur in ihm haben wir Heil. Weil das so ist, brauchen wir Jesus und müssen ihn auch heute Abend hören.
Das sind eigentlich unsere zwei Teile heute Abend: Zum einen, dass wir Jesus brauchen und hören. Zum anderen wollen wir uns Gedanken machen über die Gemeinde, die bedrängt und verfolgt ist. Wir wollen sehen, wie Gott auch aus Schwierigkeiten Wendepunkte machen kann und gerade in Tiefpunkten seine Macht bezeugt.
Das gilt nicht nur für heute, sondern war durch die ganze Missions- und Kirchengeschichte so. Unzählige Menschen haben mit ihrem Leben bezeugt: Jesus ist der Herr. Viele haben ihr Leben als Märtyrer hingegeben – und doch haben sie nichts verloren.
Jim Elliot, der Märtyrer der Auca-Indianermission, hat einmal gesagt: "Der ist keiner, der das loslässt, was er sowieso nicht behalten kann." Dieses Leben werden wir alle einmal lassen müssen, um das zu gewinnen, was wir nie wieder verlieren können – die Heimat, die ewige Gemeinschaft mit Jesus.
Und das gilt weltweit. Muslime riskieren alles, sogar die Todesstrafe, wenn sie sich zu Jesus bekennen. Das können wir uns kaum vorstellen, aber es ist so. Im hinduistischen Indien werden Jesusanhänger immer noch brutal verfolgt. In Nepal ist es unter Strafe gestellt, Jesus zu bekennen, aufgrund von Anti-Bekehrungsgesetzen.
Trotzdem sagt die Gemeinde – das haben sie mir selbst erzählt – sie sind bereit, alles zu geben. Die Regierung sagt Nein, die Christen sagen: "Wir sind bereit, alles zu geben." Sie bekennen Jesus trotz aller Drohungen und scharen sich um diesen Jesus – Jesus allein.
Ihr Lieben, was haben diese Christen vielleicht verstanden, was wir vielleicht gar nicht mehr so bewusst wissen? Was haben diese Christen begriffen, warum sie bereit sind, alles für Jesus zu geben?
In Ägypten habe ich mich mit einem Mann unterhalten, der nachts von Muslimen aufgegriffen wurde. Sie fragten ihn: "Bist du Moslem oder Christ?" Und er antwortete: "Ich bin Christ." Daraufhin schlugen sie ihn zusammen. Eigentlich hatten sie vor, ihn zu töten, weil er sagte: "Ich bin Christ."
Und uns fällt es ja schon manchmal schwer, ohne jede äußere Gefahr diesen Jesus zu bekennen. Warum hat Jesus diese Anziehungskraft auf so viele Christen weltweit, dass sie bereit sind, alles für ihn zu tun? Weil sie wissen: Nur von Jesus kommt die Hilfe.
Was wollen wir denn in diesem Leben ohne Jesus? Was wollen wir mit diesem Leben anfangen ohne Jesus? Wir haben es doch geschmeckt, wir haben es doch erfahren, wie er uns rausgeholt hat, wie er uns Schuld vergeben hat.
Nur Jesus kann helfen. Nur Jesus hat die Macht, diesen Strich unter unser Versagen und unsere Schuld zu ziehen und zu sagen: "Ihr dürft noch einmal neu anfangen." Nur Jesus kann Sünden vergeben. Nur Jesus kann Leben und volle Genüge schenken. Nur in Jesus kann mein Leben neu werden.
Jesus sagt: „Ich bin gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ Das habe ich 1988 erfahren dürfen, als ich in meinem Zimmer als Zivildienstleister vor dem Bett niedergekniet bin und Matthäus 7,7 gelesen habe: „Bitte, so wird euch gegeben.“
„Herr, du hast es gesagt, lass mich dieses Leben finden“, habe ich gebetet. Vor 33 Jahren hat mein Leben dadurch eine ganz neue Richtung bekommen. Du hast es gesagt, und so wurde aus einem Leben, das ich nicht kannte und von dem ich nicht wusste, was daraus werden würde, etwas ganz Neues geschenkt. Nur Jesus und Jesus allein genügt. Er ist der Retter.
Das ist auch die Grundlinie der biblischen Verkündigung: Erlösung ist nur in Jesus zu finden. Wir können kein sündloses Leben führen. Wir brauchen sein stellvertretendes Blut, seine Gnade – nicht unsere Werke. Nein, seine Gnade ist es, die bewirkt, dass es mit uns nicht aus ist. Das große Heilsangebot Gottes gilt für uns alle.
Es gibt ja auch keinen anderen. Jesus sagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ Und das ist heute, auch bei uns, langsam wieder umstritten. Wie kann man so intolerant sein? Wie kann man so engstirnig sein? Dabei ist es ja gar nicht engstirnig. Das Angebot gilt jedem. Gott möchte, dass die ganze Welt gerettet wird.
„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ Petrus sagt: „In keinem anderen ist das Heil, auch ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.“ Aber wir wollen doch selig werden.
Einen anderen Grund kann niemand legen, sagt Paulus, als den, der gelegt ist, welcher Jesus Christus ist. Und wir wollen doch, dass unser Leben auf einem festen Fundament, auf einem Grund, auf etwas wie Fels gebaut ist. Und das sagt uns die Bibel: Das ist Jesus.
Und so ruft Jesus: „Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.“ Ohne Jesus können wir nichts tun. Das müssen wir heute Abend noch einmal ganz klar hören, weil es natürlich auch für uns lebenswichtig ist: Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Nur durch ihn kommen wir zum Vater.
Und dann ist es immer wieder gut, sich selbst zu prüfen: Ist das bei mir so? Bin ich beim Vater? Ist Jesus mein Leben? Gehöre ich ihm? Ist bei mir einmal geklärt, dass Jesus mein Herr ist?
Er hat mir geholfen, und er kann auch dir helfen. Dann wollen wir das weitersagen. Den Menschen in unserer Umgebung sagen: Da ist jemand, der hat mein Leben wieder in Ordnung gebracht. Bei mir vor 33 Jahren, gestern und an jedem zweiten Tag, an dem ich wieder irgendwo hineinfalle und so weiter.
Ich brauche diesen Jesus, aber er kann dir auch helfen. Und das ist die gute Nachricht. Diese gute Nachricht breitet sich durch seine Jünger aus. Wir sind oft so schüchtern und zaghaft, aber die bedrängten Christen sind uns da ein Vorbild. Im Sturm der Verfolgung bauen sie die Gemeinde Jesu auf und bekennen diesen Namen über alle Namen.
Die Hoffnung, die sie weitergeben, ist die Hoffnung, von der wir auch wissen. Diese wollen wir ebenfalls weitergeben: Jesus allein rettet. Das ist das Alte Testament, das von dieser Hoffnung durchzogen ist. Irgendwann muss doch ein Retter kommen. Irgendjemand muss doch das lösen.
Neulich hat mir jemand unter Tränen gesagt: Manchmal bete ich jetzt, ach komm bald, Herr Jesus, weil so viel in Unordnung ist. Weil wir oft gar nicht mehr weiterwissen. Ach, komm bald, Herr Jesus! Irgendeiner muss das doch wieder in Ordnung bringen.
Und das ist die Hoffnung des Alten Testaments: Da muss doch einer kommen. Da muss doch einer der Schlange den Kopf zertreten. Da muss doch der Herr über den Herrn des Herrn erscheinen, der gute Hirte. Den brauchen wir doch, den, der den Segen bringt für alle Völker. Wo ist er denn?
Und dann sind da die Propheten, die Könige und die Psalmen. Überall schimmert das durch: Wir warten auf diesen Erlöser.
Dann lesen wir von dem alten Simeon, der plötzlich ganz aufgeregt vor dem Tempel steht. Da kommt eine Familie mit einem kleinen Baby. Simeon hebt das Baby hoch und dankt Gott: „Nun haben meine Augen deinen Heiland gesehen.“ Jesus allein ist genug. Diesen Jesus brauchen wir.
Im Alten Testament war das Hoffnung und Sehnsucht. Für uns ist es nach Weihnachten, Karfreitag, Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten Gewissheit. Jesus lebt, und dieser Jesus möchte uns begegnen, uns ausrüsten. Wir dürfen diese frohe Botschaft in die Welt hinaustragen, solange es noch Gnadenzeit ist.
Wir wissen ja gar nicht, wie lange wir noch Zeit haben. Wir wissen noch nicht, wie lange es noch so weitergeht, dass wir in Deutschland predigen und Zeugnis geben dürfen. Wir merken schon, wie schnell sich Dinge verändern können.
Kaufen wir die Zeit aus und nutzen wir die Zeit, die wir haben. Bekennt Jesus und baut sein Reich dort, wo er euch hingestellt hat.
Unser Land braucht heute nichts Dringenderes als Boten der Liebe Gottes und Boten der Hoffnung. Es gibt so viel Angst, Verzagtheit, Depression und Schwermut. Doch wir haben die Botschaft, dass Jesus rettet, hilft und alles wieder zurechtbringt.
Die Bibel ermahnt uns: „Verstockt eure Herzen nicht, wenn ihr seine Stimme hört.“ Es gibt keinen anderen, auf den wir hören sollten. Auf diesen Jesus müssen wir hören.
Übrigens, woraus rettet Jesus eigentlich, wenn er der Retter und Heiland ist? Was macht er denn genau?
Er rettet uns aus unserer Verlorenheit. Er gibt uns Orientierung in der Dunkelheit unserer Tage. Jesus befreit uns aus der Gebundenheit und Sklaverei. Er wird unser Herr, und die alten Herren müssen weichen.
Er rettet uns von der Sünde, von der Last und von den dunklen Gedanken, die uns niederdrücken. Er vergibt uns und befreit uns aus unserer Verkrümmtheit und Selbstbezogenheit.
Jesus schenkt uns seine bedingungslose Liebe und befähigt uns, selbst zu lieben. Er zieht uns aus dem alten Trott heraus und schenkt uns neues Leben.
Jesus allein ist der Retter.
Ein zweiter Gedanke: Jesus ist auch der verworfene Retter. Das ist so verblüffend, wenn wir am Anfang des Johannesevangeliums lesen: Er kam in sein Eigentum. Endlich ist er da! Die ganze alttestamentliche Gemeinde hat auf diesen Tag gewartet. Jetzt ist er da, und er kommt in sein Eigentum – doch die Seinen nehmen ihn nicht auf.
Was ist da passiert? Warum nehmen sie ihn nicht auf? Dabei wollen wir nicht mit dem Finger auf die Gemeinde damals zeigen, die jüdische. Vielmehr sollten wir uns selbst fragen: Nehmen wir ihn denn auf? Lassen wir Jesus Herr sein in unserem Leben? Ist er wirklich unser König? Oder ist er nur der Notnagel, der einspringt, wenn wir nicht mehr weiterwissen?
Wir dürfen ihn als Herrn und Heiland, als Erlöser und König annehmen. Die Welt tut das nicht. Die Welt verwirft diesen König. Aber wir empfangen diesen König. Dann lesen wir im Johannesevangelium: Die, die ihn aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden.
Die anderen jedoch haben ihn aus Nazareth hinausgestoßen, aus der Synagoge ausgestoßen, aus Jerusalem vertrieben und ans Kreuz genagelt. Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrscht. Und das ist genau unsere Zeit: Ausser Rand und Band. Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrscht und uns sagt, was Ehe ist, wie Ordnung geht und was ethisch gilt. Wir wollen das nicht.
Doch dann ruft Gott solche Einzelnen, dich und mich, die sich von ihm verändern lassen. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben.
Bei den anderen wiederholt sich bis in unsere Tage diese traurige Geschichte: Der Retter ist da, aber er wird verworfen. Er hat uns gemacht. Er hat uns erschaffen – unseren Leib, unsere Seele, unseren Geist. Alles gehört ihm. Jetzt kommt er und klopft an, und wir weisen ihm die Tür.
Aber die ihn aufnahmen – ihr Lieben, lasst uns solche sein, die ihn aufnehmen, jeden Tag neu durch sein Wort. Die morgens den Tag beginnen und sagen: Herr, ich möchte für dich da sein. Fülle du mich, segne du mich, führe du mich, leite du mich.
Die ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu sein. Gott sei Dank! Männer wie Simeon, die Jesus sehen, in die Arme schließen und ihn aufnehmen. Wie diese Sünderin, wie die Zöllner, die zum Festmahl kamen. Wie die Millionen und Abermillionen in der Missions- und Kirchengeschichte, die diesem Jesus ihr Leben anvertraut haben und bekannt haben: Er ist unser Herr und Heiland.
Jesus ist Gottes letztes Wort an die Welt, an die Menschheit. Es ist ein Wort der Vergebung der Sünden, ein Wort des Neuanfangs, ein Wort, das Leben schenkt. Doch es ist immer wieder ein Wort, das verworfen wird.
Warum wird Jesus verworfen? Warum ist die Welt so taub dafür? Weil Jesus der Welt einen Spiegel vorhält – den Spiegel der Wahrheit. Dieser Spiegel entlarvt alle Lügen, alle Verblendungen, alle Verirrungen und alle Verführungen. Er legt die Wunden bloß, nicht um uns Schmerzen zuzufügen, sondern um die Wunden zu reinigen. Doch zunächst tut es weh.
Jesus hält der Welt einen Spiegel vor – und das will die Welt nicht.
Platon hat das einmal in seinem berühmten Höhlengleichnis beschrieben: Die Menschen sind in einer Höhle, in der ein Feuer flackert. Sie können von der Welt draußen nichts sehen, weil sie an den Felsen gefesselt sind. Das Einzige, was sie von der Welt wahrnehmen, sind die Schatten an der Höhlenwand, die durch das flackernde Feuer entstehen.
Irgendjemand hat Mitleid mit ihnen, betritt die Höhle und sagt: „Das ist alles falsch, es ist ganz anders. Ihr lebt in einer Scheinwelt. Die echte Welt ist da draußen. Kommt heraus!“ Doch sie glauben ihm nicht.
So ist es auch mit dem Evangelium: Die Menschen sind gebunden und jagen nur Schatten nach. Immer flackert etwas, das sie für Wirklichkeit halten.
Dann kommen wir mit dem Evangelium und sagen: „Es gibt Freiheit!“ Doch wir gelten als intolerant, engstirnig und fundamentalistisch. Dabei ist in diesem Evangelium das Leben selbst.
Ihr Lieben, wir sind Zeugen des Lebens. Wir haben eine wunderbare Botschaft für diese Welt: dass man neu anfangen kann, weil Jesus den Triumph, den Sieg errungen hat. Dadurch kann unser Leben neu beginnen.
Doch der Weg führt über das Kreuz. Und das Kreuz ist das Ärgernis, es ist Torheit. Wie kann es sein, dass wir mit dem Blut kommen? Sühne – wer will denn so einen Gott?
Dann sagt uns die Bibel, dass gerade das der Weg des Heils ist. Das werden wir gleich noch tiefer beleuchten, wie Tiefpunkte zu Wendepunkten werden.
Das war der größte Tiefpunkt der Weltgeschichte: Gott starb am Kreuz. Und doch wurde es zum Wendepunkt und zum Erlösungsereignis für alle Menschen.
Unsere Zeit will es jedoch nicht wahrhaben und verwirft diesen Jesus. Und doch wirkt dieser Herr durch sein Kreuz weltweit.
In so vielen Ländern dieser Welt erleben wir in diesen Tagen Erweckung. Die Gemeinde wächst im Iran, in Nepal, in China und auf Kuba. Gott baut sein Reich allen Widrigkeiten zum Trotz.
Bonhoeffer sagt, es braucht auch Menschen, die bereit sind, sich die Dinge in ihrem Leben – gerade die schwierigen – zum Besten dienen zu lassen. Gott hat ja auch manches Schwere in unser Leben hineingelegt.
Wir könnten jetzt einiges zusammentragen, was es an Nöten in den Familien gibt, wo wir in Kämpfen stehen. Auch in der gesellschaftlichen Situation leiden wir, zum Beispiel durch die Pandemie. Viele haben Angst, was werden soll, wenn wir krank werden oder in der Zukunft. Ebenso sorgt die wirtschaftliche Lage für Unsicherheit.
Wir verstehen oft nicht, wie schnell sich alles entwickelt. Viele Menschen werden deshalb auch enttäuscht von Gott, weil das alles nicht in ihre Zeit oder ihr Weltbild passt.
Trotzdem ruft Jesus diejenigen, die auf ihn hören wollen, unter sein Kreuz zur Kreuzesnachfolge. Gehen wir mit? Vielleicht nur so lange, bis es schwer wird? Wenn wir in eine Krise geraten und alles zerbricht – was dann? Sind wir dann versucht, ebenso wie die Welt, diesen König zu verwerfen?
Jesus kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Nehmen wir ihn auf?
Ein dritter Gedanke: Jesus gibt die Macht, Gottes Kinder zu werden. Ich finde es in der Bibel so beeindruckend, dass das letzte Wort der Gnade gehört.
Im Amerikanischen gibt es ein Gospel-Lied mit dem Titel "Mercy Still No Die" – die Gnade sagt Nein, wenn die Sünde den Sieg davontragen will. Nein, wenn die Versuchung kommt. Nein, wenn ich abzustürzen drohe. Nein, Gottes Gnade hält uns fest. Das letzte Wort gehört der Gnade.
Und da sagt Johannes: „Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden.“ Mitten in der Ablehnung der Welt, mitten im Spott und in der Verhöhnung, mitten in der Verwerfung durch das Volk verwirklicht Gott doch seinen Heilsplan. Durch seinen Tod macht er es möglich, dass alle Menschen gerettet werden können.
Johannes 3,16: Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern ewiges Leben haben.
Abgelehnt von allen starb Jesus für alle. Für alle, die ihn ablehnen – damals wie heute. Durch seinen Tod und durch seine Auferstehung bringt er Vergebung der Sünden, schenkt Leben und Neuanfang.
Das ist die gute Nachricht für uns, und das ist das, was uns aufgetragen ist. Jesus sagte: „Ihr werdet meine Zeugen sein.“
Apostelgeschichte 1,8: Märtyrer, Zeugen – das ist unsere Botschaft.
Es gibt Hoffnung. Es gibt jemanden, der all diesen Schlamassel lösen kann. Es gibt einen Retter, einen Helfer. Es gibt jemanden, der in unserem Leben alles neu machen kann – und das ist Jesus. Er genügt.
Jesus sucht das Verlorene, bis er es findet. Und auch heute Abend steht er an unserer Lebenstür. Er möchte in unserem Leben aufräumen und einige Dinge in Ordnung bringen, die heute vielleicht schiefgegangen sind. Wo wir schuldig geworden sind – aneinander oder wo wir Dinge versäumt haben.
Er ist da und möchte uns mit seiner Gnade erreichen. Aber wie soll das gehen? Durch den Glauben, damit unsere Augen sich öffnen, so wie bei den Jüngern. Niemand außer Jesus allein. Jesus ist da, alles andere ist weg, aber er ist da – und er ist genug.
Darauf dürfen wir bauen. Darauf dürfen wir vertrauen. Das ist seine Verheißung: „Ich bin bei euch alle Tage.“ Verlassen wir uns darauf. Bauen wir unser Leben darauf. Bringen wir die Sorgen unserer Familien und unserer Ehe – was es auch ist – zu ihm und sagen: Herr, jetzt mach du.
Wir wissen, du kannst. Du erhörst Gebet. Du bist genug. Aber wir brauchen jetzt auch das, was nur du tun kannst. Wir brauchen dich.
Richard Wurmbrand, der Gründer unserer Arbeit, hat einmal gesagt: Psalm 23 ist ja schön und gut, aber eigentlich brauchen wir nicht nur Psalm 23. Wir brauchen den, von dem der Psalm spricht – den guten Hirten, wir brauchen Jesus.
Jesus ist da und möchte unser Leben segnen. Er möchte, dass wir ein Segen für die Menschen um uns herum werden. Dass er uns ermutigt, wissen wir durch sein Wort. Aber jetzt möchte er uns gebrauchen, damit wir die Menschen um uns herum ermutigen – durch das, was wir von Jesus gelernt haben.
Wer mich aufnimmt, dem gebe ich die Macht, Gottes Kind zu werden. Ich gebe ihm auch die Kraft, in Anfechtungen, Versuchungen und Verfolgungen standzuhalten. Das ist ein Wunder.
Oft fragen mich Leute: Wie kann man da überhaupt bestehen, wenn diese furchtbaren Dinge passieren? Ja, das frage ich mich auch. Aber genau das tut der Heilige Geist: Er gibt uns Kraft, er erinnert uns an die Bibelstellen, die wir gerade hören müssen, und er weist uns den Weg in der Dunkelheit.
Das brauchen wir auch in Deutschland. Gott will uns führen und leiten. Er will uns tragen, auch in den Nöten, die uns getroffen haben.
Jesus allein ist genug. Ergreifen wir diesen Jesus heute Abend ganz neu.
In seinem Namen ist Heil. Mit ihm an unserer Seite können wir auch in schwierigen Zeiten bestehen. An diesem Jesus wollen wir uns festhalten – nicht an irgendein Programm, nicht an irgendeine Partei, nicht an politische Richtungen, sondern an Jesus, an den Namen, der über alle Namen erhaben ist und vor dem sich eines Tages alle Knie beugen werden.
Dieser Name bedeutet: Gott rettet. Und genau das haben die Christen am 11. November vor zehn Jahren in Kairo gerufen: Jesus, Jesus, Jesus – Gott rettet, Gott rettet, Gott rettet.
Ich zeige euch dazu ein Video. Am 11. November 2011, vor knapp zehn Jahren, fand kein Wohlfühlkongress statt. Es war die bedrängte Gemeinde Jesu in schwerster Anfechtung in Kairo, Ägypten. Diese Gemeinde hat gebetet und gerufen: Jesus, Jesus, Jesus – Gott rettet, Gott rettet, Gott rettet.
Das ist die Erfahrung der bedrängten Gemeinde: Sie haben niemanden sonst. Wer soll sie im Gefängnis oder in schwierigen Situationen tragen? Richard Wurmbrand, der Gründer unserer Arbeit, war in Rumänien 14 Jahre im Gefängnis. Er war hier, in diesem Gefängnis in Jilawa, Bukarest, in verschiedenen Zellen in Dunkelhaft und Einzelhaft.
Was trägt einen in so einer Zeit? Nichts anderes als Jesus allein. Der Glaube, der aus der Schrift kommt, der Glaube an diesen Herrn und Heiland.
So sammelt sich die bedrängte Gemeinde um das Wort der Schrift. So streckt sich die bedrängte Gemeinde zu Jesus aus und klammert sich an seine Verheißung. Sie haben ja nichts anderes.
Wir hingegen haben so viele Dinge, die zwischen uns und Jesus stehen. Damit meine ich nicht einmal negative Dinge wie Schuld und Sünde – das gibt es überall. Aber bei uns sind es die Versicherungen, die ganzen Absicherungen und all die anderen Dinge, bis wir schließlich denken: Jetzt wissen wir wirklich nicht mehr weiter, jetzt brauchen wir Jesus, weil uns nichts anderes mehr einfällt.
Oft telefonieren wir erst und fragen diesen oder jenen, ob er helfen kann, hier und dort, und wer die Verantwortung trägt, was zu klären ist und so weiter.
Die bedrängte Gemeinde aber weiß: Wir haben niemanden außer Jesus allein. Bei uns ist es eigentlich ja auch nicht anders. Es scheint nur so, als hätten wir viele Helfer. In Wirklichkeit ist es bei uns auch so: Jesus allein.
Das lerne ich von der bedrängten Gemeinde: Das Wort Gottes bewährt sich gerade in den Schwierigkeiten des Alltags und trägt. Und Jesus trägt diese Geschwister in ihrer Not.
Einige der Christen, die 2011 gemeinsam gesungen haben, waren später diejenigen, die in Libyen so brutal am Strand ermordet wurden. Wie konnten sie das aushalten? Warum sind sie nicht weggelaufen? Alle hätten gehen können. Die Mörder, die Terroristen des sogenannten Islamischen Staates, boten ihnen an: Wenn ihr das muslimische Glaubensbekenntnis sprecht, dürft ihr gehen.
Stattdessen beteten sie: Jesua, Jesua, Jesua – genau so, wie wir es gehört haben, Jesus, Jesus, Jesus – und so sind sie gestorben.
Die bedrängte Gemeinde hält sich fest an das Wort Gottes und erlebt die Wunder Gottes. Gott baut gerade durch ihre schwere Wegführung sein Reich. Ein Beispiel dafür ist Indien, wo es zu Pogromen kommt, Christen ermordet, verfolgt und vertrieben werden.
In Indien gibt es die radikal-nationalistische, religionspolitische Ideologie Hindutva. Diese vertritt eine Blut- und Bodentheologie: Indien sei hinduistisch, andere Religionen gehörten nicht dazu. Darauf folgen Pogrome. Christen werden vertrieben, Häuser verbrannt, Kirchen zerstört, Menschen sind auf der Flucht.
Trotzdem weiß die Gemeinde, was ihre Berufung ist: Ihr sollt Menschenfischer sein! Die Gemeinde sucht nach Wegen, Brücken in die Gesellschaft zu bauen.
Und plötzlich werden diese Tiefpunkte zu Wendepunkten. Die Gemeinde in Indien wächst. Das ist bewegend. Gottesdienste in Indien sind dann schnell mit einigen Hundert, manchmal Tausend Menschen besucht – und drumherum herrscht Verfolgung.
Die Gemeinde hat nichts als Jesus allein, aber dieser Jesus ist genug.
Oder die Situation der Kirche in Nordkorea: Die Menschen in Nordkorea leben in einem Land voller geistlicher Finsternis. Viele haben noch nie den Namen Jesus gehört und haben überhaupt keine Ahnung von ihm. Stattdessen gibt es dort ein Regime, das eine quasi religiöse Staatsideologie aufgebaut hat – die Juche-Ideologie. Diese imitiert vieles aus der Bibel.
Deshalb ist die Regierung auch so daran interessiert, dass es keine Bibeln in Nordkorea gibt. Denn die Nordkoreaner würden sich wundern: Warum hat die Bibel alles von unserer Ideologie abgeschrieben? Und irgendwann könnten sie erkennen, dass es genau umgekehrt ist – der Staat hat seine Ideologie von der Bibel abgeschrieben. Es ist eine lächerliche Pseudoreligion, die in Nordkorea zelebriert wird. Doch für das Evangelium ist dort kein Platz.
Trotzdem findet Gott Wege, die Menschen in diesem verschlossenen Land zu erreichen. Die Gemeinde Jesu in Nordkorea wächst prozentual schneller als die Gemeinde Jesu in Südkorea. Das ist kaum zu erklären, aber Gott wirkt trotz aller äußeren Verfolgung.
Dabei dürfen wir mithelfen. Zum Beispiel schmuggeln wir Literatur mithilfe von Heliumballons nach Nordkorea. Es gibt auch andere Möglichkeiten: Missionare aus den Nachbarländern machen sich auf den Weg in dieses Land. So baut Gott seine Gemeinde in Nordkorea, in China, auf Kuba und in aller Welt auf.
Manchmal ist das auch mein Gebet, eigentlich ziemlich oft: Herr, tu das doch auch bei uns! In unserem Land erleben wir so wenig von Aufbruch und Erweckung. Da dürfen wir beten. Das lernen wir von der verfolgten Gemeinde. Die verfolgte Gemeinde ist eine betende Gemeinde.
Meine Sorge ist manchmal, ob wir nicht etwas schläfrig geworden sind. Gott sucht Beter – Menschen, die sich das aufs Herz legen und für die Verlorenen um uns herum beten. Menschen, die keinen Ausweg mehr sehen.
Beten wir für unsere Nachbarn, für unsere Kollegen und für unsere Verwandten, dass sie Jesus kennenlernen.
Der Weg der Gemeinde in aller Welt ist ein schwieriger Weg, und immer wieder gibt es Märtyrer. Ein Bruder, der im Gazastreifen eine ganz missionarische Arbeit begonnen hat, wurde vor zehn Jahren brutal ermordet.
Aber in der muslimischen Welt wächst die Gemeinde Jesu. Gerade im Gazastreifen gibt es auch eine kleine Gemeinde, die jetzt mitten in diesen Verwerfungen steht. Wir haben ja die Bilder noch vor Augen von den Raketenangriffen und der Verteidigung Israels gegen die Abschussanlagen. Mittendrin befinden sich die wenigen Christen, die zwischen allen Stühlen im Gazastreifen stehen.
Für diese bedrängte Gemeinde dürfen wir beten. Sie füllt dort ihren Platz aus, gibt Zeugnis für Jesus ab und verteilt Literatur. Das ist in diesen Ländern sehr wichtig, damit Muslime Bücher erhalten, in denen die Heilsgeschichte erklärt wird, Lebenszeugnisse dargestellt werden und von Jesus erzählt wird. Das ist sehr schwierig und verlangt oft einen hohen Preis.
Wegen Corona war meine letzte Projektreise vor einem guten Jahr im Frühjahr letzten Jahres. Damals war ich in Nordwestafrika. Die Arbeit dort wurde auch durch einen Märtyrer unterbrochen, der ein großes soziales Projekt aufgebaut hatte. Er kümmerte sich um die Ärmsten der Armen, schuf Schulungsangebote und mehr. Eines Tages kamen Terroristen vom sogenannten Islamischen Staat mitten am Tag auf dem Markt und erschossen ihn aus nächster Nähe. Das ist die Realität in vielen Ländern der Welt.
Aber das ist auch die Realität: Muslime kommen zum Glauben an Jesus, lassen sich taufen und die Gemeinden wachsen. Gerade dort, wo Christen die Länder verlassen, zum Beispiel in Syrien, gibt es solche Entwicklungen. In Syrien unterstützen wir jetzt Projekte, bei denen die Ausbildung von Theologen gefördert wird. Die Situation ist dort sehr schwierig. Früher lebten viele Christen in Syrien, doch sie haben das Land verlassen.
In den Bombenangriffen sind jedoch Muslime zum Glauben an Jesus gekommen. Die Gemeinden wachsen, aber sie haben jetzt keine Leiter mehr. Die Ironie der Geschichte ist, dass die Christen in Syrien jahrelang um Erweckung gebetet haben. Dann kamen die bürgerkriegsähnlichen Zustände und die Bomben. Niemand konnte wissen, dass das vielleicht eine Antwort auf diese Gebete ist.
Gebetserhörungen sehen oft ganz anders aus, als wir uns das im ersten Moment vorstellen. Gott baut seine Gemeinde allen Schwierigkeiten zum Trotz auf. Oft braucht Gott gerade die schwierigen Situationen, um die Menschen besonders zu segnen.
Auch wir könnten wahrscheinlich Erfahrungen aus unserem Leben zusammentragen, wo wir durch schwere Wege geführt wurden und Schlimmes erlebt haben. Im Rückblick sagen wir vielleicht: Ich möchte da nicht noch einmal durch, aber es war wichtig für mich. Solche Phasen haben viele von uns erlebt.
Die bedrängte Gemeinde ist eine betende Gemeinde, und das ermutigt mich immer wieder. Besonders, wenn mir die Geschwister sagen: „Wir beten für dich.“
Dann frage ich oft: „Wieso betet ihr für mich? Mir geht es gut, ich bin deutsch, bei uns ist alles in Ordnung.“ Doch sie antworten: „Nein, nein, wir beten für euch im Westen.“
„Warum?“ frage ich weiter. Sie sagen: „Weil wir die Sorge haben, dass ihr lau werdet.“ Und genau das ist die Not bei uns. Wir haben immer noch so viel, so viel Zerstreuung, so viele Angebote. Bedrängte Christen hingegen haben die Sorge, dass wir lau werden.
„Ach, dass du warm oder kalt wirst, aber lau – das kann Gott nicht gebrauchen.“ So beten bedrängte Christen für uns. Es ist gut, dass wir für die verfolgte Gemeinde beten. Aber es ist auch wichtig zu verstehen, dass die verfolgte Gemeinde nicht jemand ist, der unser Mitleid braucht oder eine Bittstelle ist.
Vielleicht ist die verfolgte Gemeinde uns an vielen Stellen einfach nur auf dem Weg voraus. Auf dem Weg, den wir vielleicht eines Tages, vielleicht bald, auch gehen müssen: den Weg der physischen Kreuzesnachfolge.
Die verfolgte Gemeinde ist eine betende Gemeinde. Sie ist natürlich auch eine Gemeinde, die Hilfe braucht – gerade in dieser Corona-Zeit. Es herrscht eine große Not in diesen Gegenden, in denen die Armut sehr groß ist. Oft kommen die Christen aus den unteren Schichten, wo die Armut besonders stark ist.
Durch die Corona-Maßnahmen, wie Ausgangssperren, wird die Situation noch verschärft. Und das betrifft vor allem Tagelöhner. Jetzt sagt mir mal, was macht ein Tagelöhner bei Ausgangssperren?
Auch die großen Entwicklungshilfeorganisationen, etwa Brot für die Welt, haben immer wieder darauf hingewiesen. Doch in Deutschland interessiert das kaum jemanden, welche Auswirkungen die Corona-Krise auf die Armutssituation in der Welt hat. Es ist eine Katastrophe.
In diesen Ländern helfen die Regierungen unter Umständen der eigenen Bevölkerung – aber unter der Vorgabe, dass sie der jeweiligen Mehrheit angehören. Also in Indien Hindus, in kommunistischen Ländern Kommunisten und in muslimischen Ländern Muslime. Christen werden von den Hilfslieferungen oft ausgeschlossen. Das erleben wir immer wieder.
Dann gibt es hämische Kommentare, zum Beispiel in Vietnam: „Da kann euch ja euer Gott helfen.“ Das ist nicht ganz verkehrt. Gott kann ja helfen, aber die Regierung hilft ihrer Bevölkerung – nur nicht den Christen.
Dann können wir Hilfsprojekte organisieren. In einem Fall etwa eine nächtliche Lieferung von Reis in die Dörfer, um die Gemeinden dort mit dem Nötigsten zu versorgen.
Die Gemeinde leidet natürlich unter der Verfolgung, physisch ganz klar. So viele Christen weltweit werden überfallen, misshandelt, gefoltert und verletzt.
Wir haben einen medizinischen Arbeitszweig, mit dem wir bei medizinischer Behandlung helfen können. Oft wird Christen in diesen Ländern die offizielle medizinische Behandlung verweigert, weil sie Christen sind.
Wir haben Projekte der Kinderhilfe, zum Beispiel in Nordnigeria, aber auch in anderen Ländern, in denen Christen bedrängt werden. Wenn es zu Fluchtsituationen kommt und Kinder ihre Eltern verloren haben, können wir mit Schulstipendien oder Waisenhäusern helfen, um die Kinder und die Gemeinde zu unterstützen.
Wir helfen auch Gefangenen. Es sind Hunderttausende weltweit in Gefängnissen oder Arbeitslagern – nur wegen ihres Glaubens. Dafür braucht es Rechtsanwälte und Unterstützung.
Die Justiz in diesen Ländern funktioniert oft so, dass Gefangene, auch im Krankenhaus, in vielen Entwicklungsländern kaum versorgt werden. Medizinisch werden sie behandelt, so gut es eben möglich ist, aber das Essen müssen die Familien bringen. Bei Gefangenen ist das oft sehr schwierig. Es ist schwer, dass sie überhaupt etwas zu essen bekommen. Auch hier unterstützen wir verschiedene Projekte.
Wir helfen beim Wiederaufbau, wenn durch Pogrome oder Übergriffe Zerstörungen entstanden sind und Christen alles verloren haben. Es ist eine große Freude, wenn ein Laden vorher und nachher wieder aufgebaut werden kann.
Es ist gut, wenn ihr da mithelft und mitbetet.
In weit über 60 Ländern dieser Welt gibt es keine Religionsfreiheit oder nur eine stark eingeschränkte Religionsfreiheit. Über 200 Millionen Christen stehen jederzeit in Gefahr, bedrängt und verfolgt zu werden. Es sind unsere Brüder und Schwestern, für die wir beten können und für die wir da sein dürfen.
Wir helfen unter anderem durch Kleinkredite. Damit kann sich vielleicht eine Familie einen Marktstand aufbauen und so Einkommen erwirtschaften. Auf diese Weise schaffen sie sich wieder selbst eine Lebensgrundlage.
Wir haben verschiedene Projekte. Zum Beispiel besuchen wir Gefangene. Ein solches Projekt findet in einem Frauengefängnis im Sudan, in Khartum, statt.
Wendepunkte
Gott kann aus Tiefpunkten Wendepunkte machen. Für mich wird das am eindrücklichsten durch das Vorbild der verfolgten Gemeinde sichtbar, zum Beispiel durch den Gründer unserer Mission, Richard Wurmbrand. Er war 14 Jahre lang in dem Gefängnis in Dschilawa in Bukarest inhaftiert. Doch dann hat Gott die ganze Geschichte auf den Kopf gestellt.
Dieser verfolgte Christ durfte weltweit Missionswerke gründen und bis heute Hunderten von Millionen Menschen Hilfe organisieren. Die Verfolger von damals, wie Ceausescu und andere, sind heute kaum noch bekannt. Die meisten Leute kennen die Namen gar nicht mehr. Aber genau das macht Gott: Er kann die Dinge auf den Kopf stellen. Das ist so tröstlich, auch für uns. Selbst in unserem Leben kann Gott alles noch einmal ganz anders ordnen.
Deshalb gibt es für Christen keine hoffnungslosen oder ausweglosen Situationen. Wir wissen, unser Gott kann alles. Er ist der Weg aller Wege und ihm fehlen die Mittel nicht. Das erlebt auch die bedrängte Gemeinde. Wurmbrand, der so lange weggesperrt war, durfte danach weltweit predigen. Überall rief er die Menschen zu einer radikalen Jesusnachfolge auf. Es war sein Wunsch, die westliche Kirche wachzurütteln.
Durch das Vorbild der verfolgten Kirche wollte er sagen: „Schaut mal, wie die Brüder und Schwestern dort Jesus radikal nachfolgen. Jetzt macht das doch auch! Hört auf mit euren Halbheiten und Lauheiten und macht ganze Sache mit Jesus.“ Er hat ein Buch über seine Erlebnisse in Rumänien während der Zeit der Verfolgung geschrieben. Es heißt „Gefoltert für Christus“. Dieses Buch schlug in den sechziger Jahren weltweit ein wie ein Fanal, auch in Deutschland.
Doch dann wurde diesem Zeugnis widersprochen. Man behauptete, es sei alles erfunden. Später fiel der eiserne Vorhang, und die Quellen sowie die Ereignisse konnten erforscht werden. Es zeigte sich: Es war alles wahr – und noch viel schlimmer. Manchmal denke ich, dass manche Bücher ein paar Jahre zu früh geschrieben wurden. Eigentlich müssten wir diese Berichte heute auch noch einmal lesen.
Ein Freund unserer Arbeit hat es ermöglicht, dieses Buch jetzt zu verschenken. Wer sich diese Seite merken möchte, kann www.gefoltert.org besuchen. Dort gibt es die Möglichkeit, das Buch kostenlos zu bestellen. Es ist ein ganz herausforderndes Buch, und ich denke, wir brauchen wieder den Mut der ersten Zeugen. Wir brauchen diese Radikalität in der Jesusnachfolge. Das brauchen wir auch in Deutschland.
Wurmbrand und seine Frau Sabina haben Verfolgung erlebt. Auch Sabina Wurmbrand war viele Jahre im Gefängnis. Doch in all den Jahren hat das Ehepaar erlebt: Jesus trägt. Jesus ist genug. Jesus allein – mehr hatten sie nicht, aber das hat gereicht.
Außerdem gibt es noch ein weiteres Buch mit dem Titel „Ungebrochen“. Auch dafür gibt es das gleiche Angebot. Ein Freund finanziert dies vollumfänglich. Über diese Seite kann man entweder das eine oder das andere Buch beziehen: www.gefoltert.org – die Kraft der Hoffnung.
Ihr Lieben, ich glaube, das ist das, was unserem Land im Moment am meisten fehlt.
Im Griechischen gibt es verschiedene Worte für Leben: Bios, Zoe und Psyche. Zurzeit ist die einzige Sorge, die wir in Deutschland haben, das Bios-Leben, also das reine Überleben, das rein physische Leben. Doch Leben ist so viel mehr.
Jesus ist gekommen, um uns Leben im Überfluss zu geben – ein Leben voller Hoffnung, ein Leben mit Vision und Zielen. Das ist in unserem Land jedoch in Vergessenheit geraten.
Ich bete darum und wünsche mir sehr, dass bei uns im Land noch einmal ein Aufhorchen geschenkt wird. Vielleicht mögt ihr dafür mitbeten.
Jeremia hat das so wunderbar formuliert: „Oh Land, Land, Land, höre das Wort des Herrn.“ Wenn Deutschland das tun würde, wären unsere Probleme zwar nicht sofort gelöst, aber die Weiche wäre gestellt, und es würde nur noch in die richtige Richtung gehen.
Viele haben taube Ohren; die Menschen haben diesen Retter, diesen Helfer, diesen König verworfen. Doch das Angebot der Gnade gilt weiterhin. Wer ihn annimmt, darf Gottes Kind werden.
Dafür dürfen wir beten. Betet mit für unser Land, dass Gott noch einmal ein Aufhorchen schenkt für sein Wort.
Und die verfolgte Gemeinde kann dabei helfen. Paulus hat gesagt: Was mir widerfahren ist – die Verfolgung, das Leid – in Philipper 1,12, ist nur zur Förderung des Evangeliums gereicht. Das heißt, Paulus sagt, dass Gott sogar durch seine Verfolgung seine Gemeinde baut.
Dann erklärt er, wie das funktioniert: Denn nicht wenige Brüder und Schwestern haben durch meine Gefangenschaft Zuversicht gewonnen und sind umso kühner geworden, das Wort zu reden, ohne Scheu.
Und genau das möchte die verfolgte Gemeinde für uns tun: Ihr Vorbild soll uns kühner werden lassen. Wir sollen sagen: Wenn sie sogar unter diesen großen Schwierigkeiten Jesus bekennen, dann möchten wir doch jetzt bitte beim nächsten Einkauf auch nicht schweigen, wenn sich an der Wursttheke vielleicht ein Gespräch ergibt.
O Land, Land, höre des Herrn Wort! Dafür wollen wir beten.
Ganz herzlichen Dank, dass ich euch etwas mit hineinnehmen durfte. Ich habe draußen oder am Ausgang einen kleinen Büchertisch aufgebaut. Andreas war so lieb, ihn mitten in den Weg zu stellen, zusammen mit mir – ihr kommt also gar nicht daran vorbei.
Wir haben dort das Magazin „Stimme der Märtyrer“. Es enthält Gebetsanliegen und Informationen, die ihr gerne mitnehmen dürft.
Ein Buch möchte ich zumindest empfehlen: „Zerbrechliche Gefäße – was wir von der verfolgten Gemeinde lernen können“. Es kostet 9,90 Euro. Die anderen Sachen und Schriften dürft ihr gerne so mitnehmen.