Einführung in den Predigttext und seine Bedeutung
Unser Predigttext steht im Zweiten Korintherbrief, Kapitel 13, Vers 13. In den ausgelegten Bibeln finden Sie ihn auf Seite 222 im Neuen Testament. Dieses Wort kennen Sie alle auswendig. Man hätte die beiden Verse davor mit einbeziehen können, aber wir wollen uns darauf beschränken.
Es ist interessant, dass Paulus im zwölften Vers rät, wir sollten einander nicht nur die Hand geben, wenn wir uns treffen, sondern uns mit dem heiligen Kuss grüßen. Jetzt keine Sorge, ich verlange das heute nicht von Ihnen.
Wissen Sie, dass die echte Herzlichkeit und die Liebe in der Gemeinschaft der Heiligen etwas Großes sind? Dort gibt es wirklich keine Schranken, sondern man achtet den anderen höher als sich selbst.
Und dann: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.
Heute habe ich ausnahmsweise noch ein zweites Wort, und das habe ich einfach dazugenommen. Ich wollte, dass es für Sie einen anderen Lebensbezug bekommt. Es hat sich ganz wunderbar zu dem Wort ergeben, das Frau Munsinger uns erzählt hat.
Psalm 42, Verse 1 bis 3 – wenn Sie die Bibel aufschlagen, lesen Sie bitte Psalm 42, 2 und 3: „Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele zu Gott. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?“
Die Herausforderung der Kirche in der modernen Zeit
Man kann heute eine merkwürdige Unsicherheit in den Kirchen beobachten. Es geht dabei immer um die Frage, wie wir eigentlich mit unserer modernen Zeit zurechtkommen.
Es wird betont, dass es wichtig sei, sich an die heutige Zeit anzupassen, mit der Zeit zu gehen und nicht rückständig zu sein. Ja, sagen viele, sind wir denn rückständig? Wir gehen doch mit der Zeit! Wir sind doch egoistisch wie die anderen, materialistisch wie die anderen, geldgierig wie die anderen. Wir leben doch genussorientiert, ganz im Sinne der Zeit.
Doch die Botschaft der Kirche ist noch die alte, richtig? Das Evangelium hat sich an unsere Zeit noch nicht angepasst. Viele sagen dann, das müsse man schnell ändern. Die einen fordern: Werft doch schnell die alten Dogmen über Bord, sie passen nicht mehr zu unserer Zeit. Andere schlagen vor, die Bibel nach unseren heutigen Erkenntnissen umzuschreiben. Wieder andere meinen, es gehe doch nicht, dass wir unser Leben nach Sätzen gestalten sollen, die nicht nach Gottes Gebot, sondern nach alttestamentarischen Vorschriften formuliert sind. Das sei für uns moderne Menschen nicht mehr tragbar.
Die Gebote seien doch längst überholt, so heißt es. Wir hätten also nichts mehr, woran wir uns orientieren könnten. Und das Ganze sei sehr dringend und wichtig, weil uns sonst die Menschen in Scharen davonlaufen würden. Das hört man heute an jeder Ecke.
Deshalb müsse man sich schnell an die Zeit anpassen, sonst verliere die Kirche endgültig ihre Anhänger.
Jesus Christus als Vorbild für ein gottgefälliges Leben
Ich muss mir einen Augenblick Zeit nehmen, um darüber nachzudenken. Es gab in der Geschichte der Menschheit nur einmal jemanden, der sich nicht an die Zeitmode angepasst hat. Er hat nicht gefragt, was die Menschen wollen, und es war ihm völlig egal, was die Menschen über ihn denken.
Dieser Eine suchte nur das, was Gott ehrt. Sein Blick ruhte nicht auf den Menschen. Er war nicht darauf fixiert, wie er bei anderen ankommt oder wie er sie erreicht. Er war nur an einem interessiert: Ich will Gott dienen mit allem, was ich bin.
Dieser Eine war Jesus Christus. Und allein dadurch, dass er auf Gott ausgerichtet war, hat er mit seinem Leben eine immense Leuchtkraft in diese Welt gebracht. So sehr, dass bis zu den entferntesten Menschenvölkern alle seinen Namen schon gehört haben.
Alle ahnen, dass das Geheimnis des Lebens in ihm liegt. Das sind zwei ganz verschiedene Lebensweisen: Entweder lebe ich so, wie die Welt heute lebt, oder ich merke plötzlich, dass ich leben muss, wie Christus gelebt hat — mit einer Ausschließlichkeit, konzentriert allein auf den lebendigen Gott. Ich will ihm dienen.
Die Ewigkeitssehnsucht des Menschen und die Suche nach Gott
Ich war die letzten Tage in Asien unterwegs. Die erste Zeitung, die ich im Flugzeug in die Hand bekam, enthielt einen Artikel eines Journalisten. Das hat mich fasziniert, und ich dachte, damit möchte ich heute beginnen.
Peter Bacher schrieb in der Welt zum Pfingstfest, dass jeder Mensch die Kluft zwischen Menschsein und Gott, zwischen Zeit und Ewigkeit spürt. In jedem Menschen lebt eine Ewigkeitssehnsucht. Wenn das heute schon die Welt begriffen hat – die Zeitung –, dann wäre es Zeit, dass wir es als Christen ebenfalls begreifen.
Jeder Mensch hat eine Ewigkeitssehnsucht. Die Menschen um uns herum suchen nicht eine angepasste Kirche, und sie suchen auch nicht angepasste Christen. Sie suchen Menschen, die ihnen etwas von der Größe, Macht, Schönheit und Güte Gottes bringen können. Etwas Echtes, etwas Erlebtes.
Haben sie in ihrem Leben Gott gefunden? Das ist mein erster Punkt: Wo kann man Gott überhaupt finden?
Begegnungen mit Gott in verschiedenen Kulturen
Für mich war es ein großes Erlebnis, zum ersten Mal hinter dem sogenannten Bambusvorhang in das durch ein brutales sozialistisches Militärregime beherrschte Land Burma, heute Myanmar, zu reisen. Dort, in der Stadt Rangun, gibt es eine riesige Pagode. Man fährt dort auf Rolltreppen nach oben. In diesem armen Land ist das schon merkwürdig, aber für diese Pagode und für den Buddhismus geben sie alles.
Es ist nicht nur diese riesenhafte Pagode in Rangun, sondern auch unzählige Tempel drumherum. Eigentlich ist es ein Heiligtum eines alten animistischen Götzen namens Shukadan. Doch als der Buddha kam, haben am Ende seine Freunde acht Barthaare von ihm dort platziert. Seitdem ist es eines der größten buddhistischen Heiligtümer der Welt.
Mich hat immer interessiert, wie in so einem Land überhaupt ein buddhistischer Mönch, der jahrelang nur in diesen Tempeln dient, dazu kommt, Christ zu werden. Es gibt erstaunlich viele bekehrte buddhistische Mönche in Birma. Ich habe all denen, die ich getroffen habe, immer wieder die Frage gestellt: Was hat euch dazu bewegt, Christ zu werden?
Sie erzählten mir, dass man sich die Tiefe der Weisheit Buddhas kaum vorstellen könne. Viele ihrer Erkenntnisse, etwa wie man die Zeit ertragen soll, denken sie oft noch nach. Aber als sie zum ersten Mal von Christus hörten, fanden sie keine Ruhe mehr, bis sie Christus ganz hatten, das Leben. Sie konnten nicht mehr Buddhisten bleiben, es zog sie so stark.
Dann erzählten sie mir von den ersten vier Birmesen, die getauft wurden. Die ersten Missionare im Jahr 1833 hatten gesagt: „Wir werden Sie am Fuß dieser Pagode taufen.“ Man kann sich kaum vorstellen, was das für eine Provokation bedeutete. Der burmesische König hatte erklärt: „Wenn dort einer getauft wird, werde ich unverzüglich alle töten lassen.“
Der erste Täufling sagte daraufhin: „Wer kann uns den Kopf herunterschlagen? Christus kann er mir nicht mehr nehmen, den habe ich.“ Und dann waren sie bei Christus. Diese Menschen hatten etwas entdeckt: Christus zu haben, Christus zu entdecken und Christus zu finden.
In Christus haben sie alles. Im Buddhismus finden sie vielleicht das Nirwana, das Nichts, aber Christus und Gott finden sie nicht. Am Ende bleibt es dort erstaunlich dunkel.
Die Offenbarung Gottes durch Gnade und Wahrheit
Christus finde ich zur Wahrheit. Die Zeugen des Evangeliums haben uns erzählt, was sie gesehen haben, als sie Christus begegnet sind. Wenn sie es uns in einem Begriff zusammenfassen wollten, dann sagten sie: Wir sahen seine Herrlichkeit – eine Herrlichkeit als eingeborener Sohn vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
Für sie war das das Faszinierende: Gnade und Wahrheit – verlässlich, gewiss und gnädig. Es tut mir immer leid, dass viele Christen sagen, das Wort Gnade sei für sie erstaunlich blass und abgegriffen. Geht es Ihnen auch so, dass Sie sagen: Gnade bedeutet mir gar nichts?
Wenn Sie Gott finden wollen, wo finden Sie Gott? Über seine Gnade, anders nicht. Sie finden ihn nicht über Ihre Vernunft, und Sie finden Gott nicht in mystischer Versenkung. In Psalm 42 ist das Heimweh groß – das Verlangen, zurück ins Heiligtum zu kommen.
Ich selbst habe keine besonders feierliche Ader, vielleicht leiden Sie darunter. Viele Menschen meinen, wenn sie den Orgelschall in einer halbdunklen Kirche hören, dann spüren sie Gottes Nähe. Ich weiß nicht, ich traue diesem Frieden nicht.
Wissen Sie, ich finde Gott nicht im Heiligtum, sondern dort, wo Gott sich durch sein Wort offenbart. Und es ist immer ein Wort, das sich in Gnade und Wahrheit offenbart. Es ist kein unverbindliches, schwammiges Wort, sondern ein Wort, das ins Gewissen trifft. Dort offenbart sich Gott.
Gott schwatzt nicht einfach los, sondern er spricht uns an und stellt uns zur Rede. Das ist immer ein Augenblick, den Sie kennen: das Unangenehme, wenn Gott unsere dunkle Vergangenheit ins Licht zieht.
Wie ist Gott überhaupt? Unsere Vorstellungen sind gar nicht so wichtig – wie ich mir Gott vorstelle, ob er ein liebliches Gesicht hat oder welche Erscheinung er zeigt. Ob Gott sympathisch oder unsympathisch ist – sehr sympathisch vielleicht.
Aber Gott ist auch ein grelles Feuer, Gott ist erschreckend, Gott ist heiliges Gericht. Wenn ich Gott begegne, ist das immer auch ein Erschrecken über all die Fehlentwicklungen meines Lebens. Im Licht Gottes zu stehen, ist immer wieder erschreckend.
Doch gerade da erfahren Sie seine Gnade. Sie können Gott nur erkennen über die Schuld Ihres Lebens. Das gilt für alle Menschen, aller Religionen, überall auf der Welt gleich: Sie können Gott nur über seine Gnade erkennen.
Die Erfahrung der Gnade am Beispiel des verlorenen Sohnes
Ich bin froh, dass Jesus diese Geschichte erzählt hat, die Sie alle in und auswendig kennen: von jenem jungen, bösen Schurken, der seinen Vater betrogen hat. Dann ist er weggezogen und hat gesagt: „Hauptsache, mir geht es gut, ich will mein Leben genießen.“
Nach einer gewissen Zeit geriet er in Schwierigkeiten. Er hatte kein Geld mehr und keine Freunde mehr. Dann erinnerte er sich und sagte: „Ich habe ja noch einen Vater. Vielleicht funktioniert das. Ich kann ja den Namen meines Vaters annehmen.“ Also ging er zurück zu seinem Vater.
Er erwartete kein hartes Richten oder eine Standpauke, sondern der Vater nahm diesen verlorenen Sohn in seine Arme und legte ihm ein kostbares Gewand an.
Das Evangelium können Sie nicht ändern und brauchen Sie auch nie zu ändern. Durch alle Zeiten offenbart sich Gott an uns durch seine Gnade. Wenn Sie das einmal erlebt haben, sagen Sie: „Ich bin kein bisschen besser als jeder andere schlechte Mensch. Aber Gott hat mir seine Güte erwiesen, mir als gottlosem Menschen. Er hat mich geliebt, er sucht mich und lässt mich nicht los.“ Das ist das Wichtigste.
Ich kann Gott nur über seine Gnade finden. Dort entdecke ich ihn.
Jetzt sehen Sie, wie wir einfach diesem einen Wort folgen: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.“
Die Sehnsucht nach Gott und die Haltung des modernen Menschen
Haben Sie eigentlich Sehnsucht nach Gott? In dem Artikel von Peter Bracher in der Welt hat mich das ebenfalls interessiert. Er erzählte eine nette Geschichte und berichtete von einem Bekannten, der ein eingefleischter Atheist ist. Dieser Bekannte sagt, es gibt keinen Gott. Doch als er jemanden in einer Kirche sah, fragte er: „Was machst du in einer Kirche? Du bist doch einer, der gar nicht an Gott glaubt.“ Darauf antwortete die Person: „Natürlich glaube ich nicht an Gott, aber ich bin mir nicht so sicher.“
Vielleicht ist das die Haltung des modernen Menschen: Irgendwo ist man überzeugt, dass es einen Gott gibt. Wenn ich an manche Gespräche denke, die man so führt, hört man oft: „Gott interessiert mich nicht.“ Aber wie ist das wirklich? Was interessiert mich überhaupt? Wie viel Schmutz und Dreck nehmen wir auf, was schauen wir uns alles für Blödsinn an? Welchem blöden Geschwätz folgen wir? Wir wollen von Gott nichts wissen.
Dabei hat unser Leben mit Gott zu tun. Kein Atemzug funktioniert in unserem Organismus ohne Gottes Güte und ohne Gottes Willen. Der ganze Kosmos, in dem wir leben, reagiert nur durch die Macht Gottes, weil er ihn in Gang gesetzt hat und erhält.
Aber das Allerschlimmste ist, dass wir gar keine Sehnsucht nach Gott haben. Wie es im Psalm heißt: „Ich dürste nach Gott, ich verlange nach ihm, nach seiner Gnade, nach seiner Güte.“ Das ist mir heute am schwersten bei denen, die sich Christen nennen, bei den Frommen. Sie kommen sich schon ganz überfromm vor, wenn sie morgens ab und zu noch zum Losungsbüchlein greifen und sagen: „Ich habe doch noch drei Minuten innegehalten beim Straßenbahnfahren und an Gott gedacht.“
Haben sie Hunger, Sehnsucht nach Gott? Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele zu dir, Gott. Wann kommt denn diese Sehnsucht nach Gott? Im Psalm war es ganz bestimmt so, so wie es bei uns oft auch ist: Die Sehnsucht nach Gott wacht erst auf in den Krisenstunden des Lebens, in den schweren, heftigen Erschütterungen. Wenn es in unserem Leben hart zur Sache geht und wir spüren: Halt mal, jetzt zerbricht dein Kartenhaus. Wenn wir merken, dass das alles nur eine Lüge ist, mit der wir uns durchs Leben schlagen.
Dann suchen wir uns: Gibt es wirklich einen Gott? Dann beginnt plötzlich das Interesse. Oft ist es nur ganz kurzfristig, solange der Engpass da ist. Danach sind wir wieder raus und froh, wenn alles hinter uns liegt.
In den nächsten Versen des Psalms heißt es: „Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht, wenn man täglich zu mir sagt: Wo ist nun dein Gott?“ Ich will mein Herz ausschütten in der großen Not und Krise meines Lebens. Wo kann ich denn Gott finden?
Die dreifache Wirklichkeit Gottes im Leben des Gläubigen
Jetzt wissen Sie, warum ich einen so langen Umweg gemacht habe. Ich wollte das gleich am Anfang der Predigt klären.
Wir haben heute drei Einigkeitsfeste. Ich finde es tragisch, dass man versucht, die Wirklichkeit Gottes mit kühlen, dürren und leeren Glaubenssätzen zu beschreiben. Das ist nicht möglich. Sie wissen aus Ihrem Leben, wie es oft ist, wenn man etwas nur auswendig gelernt hat.
Dennoch ist es eine Wahrheit des Evangeliums, dass Gott auf dreifache Weise in unserem Leben wirkt, handelt und sich bezeugt.
Im Segenswort ist das aber merkwürdig ungeordnet. Warum ist das so verdreht? Für unseren ordentlichen Sinn müsste man eigentlich mit Gott dem Schöpfer beginnen. Dort fängt es an mit der Gnade Jesu, dann folgt die Liebe Gottes. Erst danach kommt die Gemeinschaft des Heiligen Geistes.
Die Gnade Jesu als Eingangspforte zu Gott
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus. Ganz einfach: Die einzige Eingangspforte, durch die Sie zu Gott kommen können, ist die Gnade Gottes, die Sie selbst erlebt haben. Sie können sich keine trockenen, auswendig gelernten Sätze zurechtlegen, denn sonst stoßen Sie am Geheimnis der Einheit Gottes an Ihre Grenzen.
Sie können nur vor diesem Wunder stehenbleiben: Jesus Christus ist für mich am Kreuz gestorben, sein Blut macht meine Schuld wieder gut. Durch ihn kann ich Gott finden. Wenn Sie durch diese Pforte gehen, dürfen Sie mit einem Heißhunger darauf zugehen und sagen: „Jetzt will ich wissen, was ich dort finden kann.“
Sie finden die Liebe Gottes. Diese Liebe können Sie erst verstehen, wenn Sie durch die Pforte der Gnade hindurchgegangen sind. Dann erkennen Sie, was das heute bedeutet: Nichts kann mich von der Liebe Gottes trennen. Gott ist für mich. Wer kann dann noch gegen mich sein?
Es ist eine Tragik, dass es unter uns so viele falsche und unsinnige Vorstellungen von Gott gibt. Vielleicht schrecken wir dadurch viele Menschen ab. Es gibt keine Liebe auf der ganzen Welt, die mit der Liebe Gottes vergleichbar wäre. Selbst wenn Sie die beste Ehefrau aller Zeiten haben, ist die Liebe Gottes unvergleichlich größer. Gott ist die Liebe. In ihm gibt es nichts Dunkles.
Gott will das Beste für Ihr Leben. Seine Liebe können Sie erst wirklich erkennen, wenn Sie durch die Pforte der Gnade gegangen sind und verstanden haben, wie sehr er Sie liebt. Er sucht nur eines: Sie zu tragen, Sie zu umgeben, Sie zu schützen und bei Ihnen zu sein.
Die Gemeinschaft des Heiligen Geistes als Lebensquelle
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes sei mit Ihnen. Dazu kommt noch die Gemeinschaft des Heiligen Geistes.
Ich möchte meinen Text einfach überschreiben mit: „Trinken wie ein durstiger Hirsch“. Man kann sich gut vorstellen, wie so ein durstiges Tier trinkt. In einem Land, wo der Psalm entstanden ist, regnet es neun Monate lang nicht. Warum also ein Hirsch? Wenn er endlich die Wasserquelle gefunden hat, stürzt er sich auf das Wasser und saugt es gierig auf.
Wissen Sie, was Glauben ist? Trinken! Trinken von der Liebe Gottes, von der Gnade. Nehmen Sie es einfach an, ohne zu philosophieren!
Heute, am Dreieinigkeitsfest, wollte ich Ihnen genau das sagen: Wie ein Durstiger, mit großem Verlangen, zum Herrn zu gehen und zu sagen: „Ich habe keine Kraft, ich habe keinen Mut, ich kann nicht.“ Und doch will ich von dir trinken.
Merken Sie, wenn Sie anfangen, in der Bibel zu lesen, verändern sich die Worte. Plötzlich wird man satt, kann trinken und trinken.
Ich wünsche Ihnen eine solche Sehnsucht, einen solchen Heißhunger, dass Sie sagen: „Ich mache morgens eine Viertelstunde stille Zeit. Ich habe mir im Urlaub bewusst Zeit genommen und mich ganz hineingetaucht.“
Die verändernde Kraft des Heiligen Geistes
Jetzt kommt nämlich etwas Wunderbares. Bis vorhin wurde uns schon berichtet, aus ganz aktueller Lebenserfahrung: Diese Kräfte, die uns der Herr gibt, das ist sein Geist. Wenn dieser Geist zu mir kommt und ich von ihm trinke, dann sollen aus meinem Leib Ströme lebendigen Wassers fließen. Das verändert unser Leben. Wissen Sie das?
Die Kraft des Heiligen Geistes macht uns nicht zu irgendeinem blöden Menschen. Der Geist Gottes will uns vielmehr unserer Natur entsprechend harmonisch, freundlich, gütig, voller Liebe und voller Sanftmut machen. Wo dieser Geist Gottes in uns wirkt, hat die Bibel immer ein Bild dafür: einen Garten, in dem es plötzlich sprießt, gerade dort, wo Sonne ist und Wasser herkommt. Ein bewässerter Garten – da kann es plötzlich sprießen und grünen.
Es gibt unter uns so viel trainiertes, künstliches Christentum. Aber das, was wirklich durch die Vollmacht des Heiligen Geistes geschaffen ist, das ist Veränderung. Eine Veränderung, die durch und durch geht in unserem Leben. Ohne Wasser verdorren wir. Wenn man das abschneidet, dann hält das nicht lange.
Ich kann nur leben aus der Fülle der Gegenwart Gottes.
Die Herausforderung der Christen heute
Und jetzt wollte ich wissen, wie lange Sie sich eigentlich täglich Zeit nehmen, um in der Gegenwart Gottes zu verharren. Ich denke nicht, dass heute die Anpassung an die Welt das Hauptproblem der Christen ist. Wir sind alle viel zu sehr an die Welt angepasst.
Das eigentliche Problem heute ist, ob wir noch Ebenbild Gottes sind. Ob unser Denken, Arbeiten und Planen von der Gegenwart des Heiligen Geistes geprägt ist.
Lassen Sie mich dazu noch einmal ein Bild aus der Geschichte Burmas in diesem Jahr nehmen: Als die ersten Missionare damals kamen, waren viele von ihnen mehrere Monate im Gefängnis. Einer der ersten Missionare, Adoniram Judson, hatte seine Frau angekettet, die dort in Ketten ihr erstes Baby im Gefängnis unter Ratten und Dreck zur Welt brachte.
Es gab damals keine Frucht, und bis heute gibt es unter den Birmesen und den ursprünglichen Volksgruppen Burmas nur sehr wenige Christen. Einer dieser Bergvölker, einer der Volksstämme, lief Judson immer wieder nach. Es war ein ganz schwieriger, notvoller Mann. Ich habe Ihnen die Geschichte schon einmal erzählt, aber man muss sie im Auge behalten.
Schließlich hatte Judson Mitleid. Der amerikanische Missionar kaufte diesen Sklaven namens Kotabiu frei. Der Sklave sagte, er wolle bei ihm bleiben. Judson war das gar nicht recht, weil dieser Kotabiu so ungehobelt war, ein schlechter Charakter, ohne Sitten und Manieren, meist auch immer aufbrausend.
Kotabiu war einer der ersten, die Christen wurden. Und dieser ungehobelte, schwierige Charakter wurde bis heute das größte Evangelisationsinstrument Gottes in Burma. Tausende und Abertausende sind nur durch das schlichte Wort dieses Kotabiu zum Glauben gekommen, obwohl jeder die Mängel seines Charakters spürte.
Er war für jeden ein anstößiger, fehlerhafter, sündiger Mensch. Doch er rühmte die Gnade, und das hat die Menschen angezogen. Sie spürten etwas von der veränderten und erneuernden Kraft des Geistes Gottes.
Der Wunsch nach der Gegenwart Gottes
Das ist das Volk der Karen, das seit 50 Jahren in einem gnadenlosen Bürgerkrieg mit der sozialistischen Militärregierung lebt.
Mir stellt sich die Frage, ob Sie verstehen, was andere erlebt haben, wenn sie sagen: „Ich möchte die Gegenwart Gottes erleben, ich möchte, dass sein Geist mich treibt.“ Ich möchte Ihnen einfach dieses Segenswort zusprechen.
Die Wirklichkeit des dreieinigen Gottes will in Ihrem Leben sein und Sie umgeben. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Möge sie so sein, dass sie uns verändert, uns Leben bringt, erneuert und bekräftigt.
Es ist etwas Herrliches, wenn jemand Lebenshunger hat, wenn jemand eine Sehnsucht verspürt. In Psalm 42 heißt es so schön: „Wann werde ich dahin kommen und Gottes Angesicht schauen?“ Ach, das wäre herrlich, wenn ich diesen ewigen Gott sehen dürfte – ich!
Der Tag ist heute. Der Herr steht vor der Tür und will bei uns einkehren. Er will mir mit seiner Gnade begegnen, mich mit seiner Liebe umgeben und mich mit seinem Heiligen Geist erfüllen. Amen.