Nachdenken über die Lebensumstände in der Weihnachtsgeschichte
An dieser Weihnachtsgeschichte kann man an vielen Stellen innehalten, denn dabei entgeht einem manches leicht. Man wird immer wieder berührt davon, wie schwer es manche Menschen mit ihrem Lebensschicksal haben. Zum Beispiel Maria, die ihr Kind in einem Stall unter den allerärmsten Verhältnissen zur Welt bringt.
Man bleibt auch einfach mit seinen Gedanken hängen, wenn man daran denkt, wie schwer es die Hirten mit ihrer Nachtarbeit hatten. Niemand setzte sich für ihre Rechte ein. Die Bürger Bethlehems hatten ihre bequemen Wohnungen, während die armen Leute draußen Tag und Nacht im Freien waren.
Oder man denkt über die ungerechten politischen Verhältnisse nach und sagt: Das ist doch schlimm! Die Erhöhung der Mehrwertsteuer ist ja noch wohltätig im Vergleich zu der Steuerpraxis der Römer damals. Jeder musste an seinen Heimatort zurückkehren, wo die Steuerlisten erstellt wurden. Dieses ganze Wirrwarr und die kleinen Leute mussten marschieren.
Für diejenigen, die schon auf dem Hirtenfeld bei Bethlehem waren, ist es heute sehr schwierig, dorthin zu gelangen. Denn es ist eines der Gebiete, in dem die radikalsten Palästinenser wohnen, in Beit Schahur. Das ist nur elf Kilometer entfernt von dem merkwürdigen Hügelkegel namens Herodion.
Das Herodion ist der einzige Berg und die Trutzburg, die den Namen Herodes des Großen trägt. Er hatte sich dort oben eingeigelt und wurde dort auch beerdigt. Wenn man von den Hirtenfeldern nach Osten blickt, sieht man direkt gegenüber diesen Hügel. Das deutet schon an, in welchem Umfeld das Weihnachtswunder, die Liebe Gottes und die Barmherzigkeit geschehen sind.
Herodes war ein grausamer Tyrann. Er hat mit Vorliebe seine eigenen Kinder höchstpersönlich umgebracht, ebenso seine Lieblingsfrau. Der Augustus, der römische Kaiser, soll einmal gesagt haben: „Lieber des Herodes Schwein sein als sein Sohn, dann geht es einem besser.“ Und genau in diesem Umfeld spielt die Weihnachtsgeschichte.
Die wahre Botschaft der Bibel im Weihnachtsgeschehen
Man könnte überall stehen bleiben. Es mag manchmal verlockend sein, jetzt Gedanken darüber anzustellen, was das alles zu bedeuten hat. Aber wissen Sie, das ist nicht die Botschaft der Bibel.
Die Bibel erzählt viel von dem, was in unserer Welt tagtäglich passiert. Sie ist ein realistisches Buch. Doch Sie kennen das ja: Die Grausamkeit der Welt, die Ungerechtigkeit, das Leid, der Hunger, die Armut – das ist nicht die Botschaft der Bibel.
Wir können es manchmal kaum mehr hören, wenn es in den Nachrichten und Zeitungen immer und immer wieder kommt. Die Bibel hat eine Botschaft, eine Nachricht, eine Kunde, ein Evangelium, das uns fröhlich macht, das uns aufrichtet und Zuversicht gibt. Auf das wollen wir unsere Gedanken richten.
Was ist das hier in dieser Weihnachtsgeschichte? Mittendrin in dem schweren Geschehen bricht plötzlich der helllichte Strahl der Gegenwart Gottes an.
Sie merken schon an meinen Worten, dass ich es nicht richtig beschreiben kann. Die Bibel kann es auch nur andeuten: „Die Klarheit des Herrn leuchtete um sie.“ Plötzlich ist alles in der dunklen Nacht erleuchtet und hell – und das ist das Wunder der Christnacht.
Was war das? Der lebendige Gott offenbart sich den Menschen. Die unsichtbare Wirklichkeit Gottes wird plötzlich für Menschen erkennbar.
Zweifel und Glaubenserfahrungen im Angesicht Gottes
Jetzt möchte ich noch einmal einen Einschnitt machen, wenn ich das so sagen darf. Heute stand in der Zeitung eine Notiz, dass ein Theologieprofessor wieder behauptet hat, die Bibel erzähle nur ein Märchen und Jesus sei im Grab verwest. Er ist nicht der Erste, der das entdeckt hat.
Es gibt viele Zweifler und Zweifel in ihrem eigenen Herzen. Man muss sich die Frage stellen: Ist das überhaupt wahr oder nur ein Märchen? Gerade an der Stelle, wo unsere Erfahrung und das, was wir tagtäglich sehen, gesprengt wird, passiert etwas Besonderes. Gibt es das wirklich, dass Gott, der unsichtbare Herr, in unserer Welt plötzlich den Vorhang wegzieht und sich den Menschen erkennbar macht?
Sehr interessant ist, dass die Hirten das auch noch nie erlebt hatten. Und nach allem, was wir hier lesen, waren das keine zartbesaiteten, flötenspielenden Gemüter mit märchenhaften Fantasien. Es waren realistische, harte Männer, die von der Gegenwart des lebendigen Gottes regelrecht überrumpelt wurden.
Wenn ich sie so ansehe und die Berichte von unzähligen gläubigen Menschen lese, beobachte ich, dass überall dasselbe erzählt wird: Wir wollten gar nie glauben, hatten keinen Gedanken daran, wurden aber überrumpelt von der plötzlich offenbarten Gegenwart des lebendigen Gottes. Und im ersten Moment haben wir überhaupt nicht begriffen, was wir da sahen.
Deshalb muss man fragen: Ist das wirklich wahr? Es gibt unzählige Menschen, die den Kopf schütteln oder lächeln. Aber es gibt noch viel mehr von den Evangelisten, den Augenzeugen damals, die mit Jesus zusammengelebt haben und uns die Berichte aufgeschrieben haben. Ebenso berichten unzählige Menschen durch die Jahrhunderte, die uns genau das bestätigen: Gott tut das. Er tritt plötzlich aus der Unsichtbarkeit heraus.
Wir, mit unseren Augen, die so viel Nichtiges und Unsinniges sehen können, erkennen die Heiligkeit Gottes oft gar nicht. Aber es kann Gott gefallen, sich plötzlich sichtbar zu machen.
Gottes Herrlichkeit als Licht und Macht in der Welt
Sie brauchen nicht darauf zu warten, dass vor Ihnen ein merkwürdiger Lichtstrahl aufsteigt. Gott wirkt ganz anders. Er hat es oft getan. Das, was hier mit „Lichtstrahl“ beschrieben wird, übersetzt Luther ganz richtig mit „Herrlichkeit Gottes“. Das bedeutet die Größe, Macht, göttliche Würde und Schönheit, die Gott als Herr um sich trägt.
Sie merken schon aus unserer Erfahrung und unserem Begreifen heraus, dass wir keine Worte haben, um das zu fassen. Dieser Gott, der am Anfang bei der Schöpfung der Welt in das Chaos hinein das Licht leuchten ließ, dieser Gott, der einst in der Stiftshütte in der Wüste seine Herrlichkeit wohnen ließ, der einem Jesaja im Tempel etwas von der Größe und Macht Gottes ahnen ließ – wie können wir heute als Menschen, die mit unseren Erfahrungen leben und die Macht und Größe Gottes erkennen, das verstehen?
Man hat den Eindruck, dass es bei Gott noch viel gewaltiger ist als ein großer, heller Blitz, der durch die Nacht zuckt. Wie Gott durch sein Wort in unser Gewissen hineinredet – die meisten Menschen haben die Macht und Größe Gottes so erfahren. Es war fast dasselbe Erlebnis wie bei den Hirten: Plötzlich ein Erschrecken, ein Auffahren. Ist Gott wirklich so real in unserem Leben?
Alle haben dieselbe Erfahrung gemacht: Das Erste, was man empfindet, wenn man Gott begegnet – prüfen Sie sich selbst – ist, dass man zuerst über die Schuld seines Lebens erschrickt. Die Hirten konnten es kaum beschreiben, sie hatten Angst vor der Realität Gottes. Dann lebt er also doch! Gott ist mir auf den Fersen. Gott sieht mich. Dann ist alles vor ihm offenbar, auch das, was ich verkehrt gelebt habe.
Ein Schrecken fällt über die Menschen. Manche haben das vielleicht bei einem plötzlichen Unfall oder bei einer wunderbaren Heilung erlebt, die Gott ihnen geschenkt hat. Doch das Tiefste ist, wenn Gott in unser Gewissen hineinredet und wir auffahren, wenn unser Gewissen erleuchtet wird und messerscharf Dinge erkennt, die wir jahrelang beschönigt und geleugnet haben – Dinge, die im Licht Gottes falsch und unrichtig sind.
Doch das ist nur eine Seite dieses Lichtstrahls der Klarheit Gottes. Sofort ruft Gott durch seinen Boten, durch seinen Engel zu den erschreckten Hirten, die vor Angst die Augen zusammenkneifen: „Fürchtet euch nicht!“
Sehen Sie, das ist die Wahrheit, die Sie erfahren können. Das Erschrecken über die Wirklichkeit Gottes ist ganz anders, als man sich Gott in seinen Gedanken zusammengedichtet hat. Die Realität des lebendigen, ewigen Gottes, der Herr meines Lebens ist, vor dem man erschrickt, hört dann auf.
Und dann kommt das andere: Dieses Wort, das wieder ins Gewissen hineingesprochen wird. So wie Gott immer redet: „Fürchtet euch nicht! Ich verkündige euch große Freude!“
Die frohe Botschaft von Weihnachten als Quelle der Freude und Zuversicht
Ich will es Ihnen heute zurufen: Deshalb feiern wir Weihnachten, weil Gott in Ihrem schwierigen, traurigen und komplizierten Leben viel, viel Freude hineinbringen will. Heute Abend will er damit anfangen. Er will Sie fröhlich machen, aufrichten und Mut geben.
Ich habe vorhin gesagt, die Bibel hat mehr zu sagen, als nur das, was wir bereits aus den vielen Unheilsgeschichten der Welt kennen. Sie enthält eine Botschaft, eine Freudenbotschaft, die uns Mut macht. Gott will Sie beschenken, er will Sie aufrichten und mutig machen. Er will in Ihr Leben eingreifen und Sie fröhlich machen.
Ich verkünde euch große Freude: Er will Sie beschenken. Jetzt kommen Sie ja alle gerade von Ihren Feiern, von Ihren häuslichen Weihnachtsfeiern. In den letzten Tagen haben Sie in einem dicken Buch gelesen, in dem einiges über Weihnachtsbräuche und Weihnachtssitten steht. Es ist ja toll, was man alles an Weihnachten machen kann.
Man kann Christbaumkugeln aufhängen, Pistazien essen, Hutzelbrot, Bärentatzen und vieles mehr. Man kann herrliche Lieder singen und Musik auflegen. Ich denke, Sie haben die ganze Vielfalt der Freude von Weihnachten eingefangen.
Man hört ja manchmal Prominente sagen: „Ja, ich freue mich auf Weihnachten, das Fest der Familie. Und an Weihnachten will ich einem armen Kind Freude machen.“ Jeder hat unendlich viele Ideen, wie man Weihnachten gestalten kann.
Das Wichtigste aber ist, dass dieser helle Lichtschein der Klarheit Gottes, die Herrlichkeit Gottes, in Ihr Leben fällt. Das müssen Sie entdecken und finden. Das müssen Sie erleben.
Christus als das wahre Licht in der Weihnachtsnacht
In diesen Tagen hat mir jemand gesagt, es ist eigentlich eine komische Sache, wie wir Weihnachten feiern. Es ist eine miese Party. Alle kommen zusammen, essen und sagen, dass es ihnen schmeckt und sie Riesenfreude haben. Das Geburtstagskind aber ist irgendwo in der Kammer versteckt oder ganz ausgesperrt. Es darf nicht mit dabei sein. Dabei geht es doch an der Christnacht um Christus.
Kann Christus in ihr Leben hineinreden? Das ist das Wichtigste der Weihnachtsfeier, heute Abend am Abschluss dieser Christnacht: dass er sein Licht hineinleuchten lassen kann.
Es war ja bei den Hirten auch merkwürdig, dass die äußere Erscheinung sehr früh wieder erlosch. Vielleicht sogar noch viel früher, als die Kerzen ausgebrannt sind, die sie anzündeten. Dann ist all das wieder vorbei. Sie müssen in den Lichtschein Gottes treten, der nie verlischt.
Darum ist es auch nicht genug, sich nur an äußere Erlebnisse zu halten. Sie mögen in ihrem Leben Dinge gehabt haben, die sie aufgewühlt haben. Ich habe das noch oft erlebt bei der älteren Generation. Sie haben erzählt von tiefgehenden Erlebnissen im Krieg und im Gefangenenlager. Aber das liegt dann so weit zurück. Sie müssen im Licht Gottes stehen bleiben und sich von den äußeren Erlebnissen lösen.
Was hat Gott diesen Hirten zugerufen? Geht dorthin, dort ist Christus! Ihr müsst Christus finden, er war das Licht!
Das haben die Evangelisten oft erzählt. Da war Licht, nicht bloß so ein kurzes, aufflammendes Licht. Wir sahen seine Herrlichkeit, so bezeugt schon Johannes gleich am Anfang seines Evangeliums das gleiche Wort, das im Alten Testament den Lichtglanz beschreibt, der Gott in der ewigen Welt umgibt und den Menschen mit ihren Augen gar nie sehen können.
Diesen Lichtglanz haben wir in Jesus gesehen. In Jesus von Nazaret ist die Herrlichkeit der Ewigkeit hervorgeleuchtet. Die Menschen, die Jesus begegnet sind, haben das immer wieder erzählt und gesagt: Das war so groß, wenn wir ihm gegenüberstanden.
Zweifel, Ablehnung und die Herausforderung, Jesus anzunehmen
Ich verstehe Ihre Zweifel, Ihre Bedenken und Ihre Fragen sehr gut. Den Hirten war es ebenfalls ganz merkwürdig, dass gerade das ein Erkennungszeichen sein sollte: ein Baby, in Windeln gewickelt. Sollte dieser Säugling wirklich der Messias Gottes sein? Sie konnten nicht ahnen, dass in diesem irdischen Menschen die Herrlichkeit Gottes ihnen so entgegenstrahlen würde.
Viele Menschen haben sich auch an Jesus gestoßen. Hoffentlich gehören Sie nicht dazu. Sind Menschen an Jesus irre geworden? Haben sich Menschen über Jesus geärgert? Es ist furchtbar, wenn Menschen sich an Jesus stoßen, der ihnen doch das Heil bedeuten kann.
Deshalb möchte ich es immer wieder betonen: Wenn wir hier in der Christnachtfeier sind, dann ist das Kreuz viel größer als der Christbaum. Am Kreuz hat Jesus alles noch einmal erlitten. Dort ist der Lichtstrahl der Liebe Gottes. Diesen Lichtstrahl können Sie nur erleben, wenn Sie unter dem Kreuz stehen und sagen: „Jesus, meine Schuld ist viel zu schwer. Ich kann sie nicht allein tragen. Du kannst sie nur in die Tiefe des Meeres versenken.“
„Ich werde mit meinem Leben nicht mehr fertig, ich werde mit meinem Wesen nicht mehr fertig, mit meiner Bosheit, mit den Abgründen in mir. Schaffe in mir, Herr, ein neues Herz!“ Dann kann man Jesus immer nur ansehen – mit seiner Dornenkrone und mit den Wundmalen, dem Christus.
Dann stimmen die Lieder an, die Paul Gerhardt gedichtet hat: „Ich sehe dich mit Freuden an und kann mich nicht sattsehen.“ Was ist denn da Besonderes daran? „Deine Liebe – so kann kein Mensch lieben, so liebt der ewige Gott! Eine solche Barmherzigkeit gibt es nirgendwo als nur bei dir!“
Und so zeigt uns Jesus die ganze Güte Gottes. Diese Güte müssen Sie finden!
Die Freude Gottes trotz Leid und Trauer in der Weihnachtszeit
Ich bin immer wieder traurig, wenn in Weihnachtspredigten nur über den Jammer der Welt gesprochen wird und dabei nur das mildtätige Herz in uns gerührt wird. Es geht um die Umgestaltung unseres Herzens. Wir sollen die Freudenbotschaft hören von der großen Güte Gottes, die uns umfängt. Dann möchte Gott, dass es in unserem Herzen hell wird.
Ich weiß, wie viele Menschen gerade an Weihnachten traurig sind, weil sie Schmerz empfinden. Trauer tut besonders weh in diesen schönen Tagen der Christnacht. Verletzungen durch Menschen tun weh – sei es, wie Eltern mit einem umgehen, wie Kinder miteinander umgehen oder wie Eheleute miteinander umgehen. Auch wie Menschen allgemein miteinander umgehen und was alles an Gemeinheiten und Bosheit in der Welt geschieht, schmerzt.
Doch wenn es nur in meinem Herzen hell wird, dann ist das entscheidend. Diese Helligkeit kann bis hinein in die tiefste Schmerzmut, in die Traurigkeit, in die Angst und in die Hoffnungslosigkeit leuchten, unter der Menschen leiden.
Gerade Paul Gerhardt, der sonst immer wieder in seinen Liedern singt: „Die Sonne, die mir lacht, ist mein Herr Jesu Christ, heller als tausend Sonnen.“ Es gibt keine Traurigkeit mehr, wenn ihr Trauergeist weicht. Seien wir Freudenmeister, denn Jesus tritt herein.
Die Kraft des Glaubens und das Licht des Lebens in Jesus Christus
Was sollen wir sonst hier von der Kanzel predigen? Immer wieder den Blick auf Jesus zu richten. Wenn wir ihn haben, kann uns nichts schaden – weder Teufel, noch Welt, Sünde oder Tod, was auch immer kommen mag.
Du hast alles in den Händen und kannst alles wenden, auch wenn die Not so schwer ist wie Eisen. Wir richten unseren Blick auf ihn, und dann wird es hell.
Viele sitzen da und sagen: „Ja, ich wünsche mir auch, dass es bei mir hell wird.“ Blicke auf Jesus! Lege dein Leben ganz unter die Herrschaft Jesu, und es wird hell. Es ist nicht bloß ein Lichtschein, der am Firmament aufblitzt, sondern er macht dein Leben hell.
Jesus will alle Finsternis erleuchten und hell machen. Christus spricht: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben.“
Ob jemand einen kranken Körper hat, ob schwierige Menschen um ihn sind oder er mit seinem Leben nicht mehr weiter weiß – er hat das Licht des Lebens, weil er alles in die Hand Jesu legt, der Herr ist.
Die Geschichte von Johannes Falk und die Botschaft von „O du fröhliche“
Lassen Sie mich schließen mit der immer wieder bewegenden Erinnerung an den Mann, der uns das Lied „O du fröhliche“ geschenkt hat. Es war Johannes Falk, ein großer Spötter, einer der bedeutenden Literaten und Satiriker in Weimar. Im christlichen Glauben war bei ihm keine Spur zu finden; er höhnte und lachte darüber.
Dann geschah es, dass innerhalb weniger Wochen vier seiner Kinder starben. Merkwürdig ist, dass es manchmal gerade die schweren Erlebnisse sind, die einen wachrütteln. Sie führen über das Erschrecken hinaus, wie unheimlich diese Welt sein kann.
Johannes Falk erinnerte sich daran, dass er selbst als Kind ein Stipendium für seine Schulbildung in seiner Heimatstadt erhalten hatte. Die Stadtväter hatten damals gesagt: Vielleicht kannst du es im Leben heimzahlen. Daraufhin nahm er in Weimar Straßenkinder auf, die es in großer Zahl gab, verursacht durch die schrecklichen Folgen der napoleonischen Kriege.
Bis zu zweihundert Kinder nahm er auf, obwohl er selbst kein Geld hatte. Er wusste nie, wie er die Kosten decken sollte. Doch alle, die Johannes Falk kannten, berichteten, wie er mit seinen Kindern Weihnachten feierte. Er stand da und sagte: „Schaut euch die Kinder an! Das sind Kinder, die eigentlich im Gefängnis gelandet wären, mit Fesseln an den Armen, eingekerkert, mit zerbrochenem Leben. Und ich darf ihnen etwas von der Liebe Gottes weitersagen?“
Für diese Kinder dichtete er das Lied „O du fröhliche“:
O du fröhliche, o du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit,
Welt ging verloren, Christ ist geboren,
freue dich, o Christenheit!
Es wäre schön, wenn Christus in ihnen so hell leuchten würde, dass sie nicht an der Traurigkeit ihres Lebens stehenbleiben, sondern wie die Hirten vielen Menschen von der Freude weitersagen könnten, die in Jesus angebrochen ist. Amen.
