Wir gingen alle in die Irre wie Schafe; ein jeder sah auch seinen Weg. Wir sind zu sehr den Vorstellungen und Wünschen unserer eigenen Herzen gefolgt.
Wir haben deine heiligen Gebote übertreten, wir haben unterlassen, was wir tun sollten, und getan, was wir unterlassen sollten. Und es ist nichts Heiles an uns.
Herr, erbarme dich über uns, unglückliche Übertreter! O Gott, verschone uns, die wir unsere Schuld bekennen. Richte die auf, die busfertig sind, nach deinen Verheißungen, wie du sie der Menschheit in Christus Jesus, unserem Herrn, verkündigt hast.
Hilf uns, dass wir von nun an ein frommes, gerechtes und besonnenes Leben führen zur Verherrlichung deines heiligen Namens. Amen.
Dieses Gebet stammt aus dem Book of Common Prayer, dem Gebetsbuch der anglikanischen Kirche.
Jetzt haben schon einige Amen gesagt, aber ich frage mich: Was halten Sie von so einem Gebet? Halten Sie das öffentliche Bekennen von Schuld für etwas, das zum Christenleben dazugehören sollte, oder ist es vielleicht doch ein bisschen befremdlich?
Einführung in das Sündopfer und seine Bedeutung
Nun, nachdem wir uns bereits mit den ersten drei Opfern beschäftigt haben, die zu Beginn im vierten Buch Mose beschrieben werden, wenden wir uns heute dem vierten Opfer zu: dem Sündopfer.
Das Sündopfer verdeutlicht die Bedeutung des Bekennens von Sünde und dessen Rolle für die Wiederherstellung der Beziehung zu Gott. Es unterscheidet sich dabei von den ersten drei Opfern, die wir betrachtet haben. Diese ersten drei Opfer waren jeweils freiwillige Opfer. Zwar waren sie in gewisser Weise vorgesehen, doch es wurde immer gesagt: Wenn jemand ein solches Opfer bringen möchte, dann soll er es tun.
Beim Sündopfer ist das anders. Ich lese die ersten Verse über das Sündopfer, beginnend im dritten Mose, Kapitel 4, Vers 1:
„Und der Herr redete mit Mose und sprach: Rede mit den Israeliten und sprich: Wenn jemand aus Versehen gegen irgendein Gebot des Herrn sündigt und etwas tut, was er nicht tun soll, wenn etwa der Priester, der gesalbt ist, sündigt, sodass er eine Schuld auf das Volk bringt, so soll er für seine Sünden, die er getan hat, einen jungen Stier darbringen, der ohne Fehler ist, dem Herrn zum Sündopfer.“
Das Sündopfer ist also ein zwingend vorgeschriebenes Opfer. In bestimmten Situationen konnte man nicht mehr überlegen: Heute will ich ein Sündopfer bringen – oder auch nicht. Man musste nun ein Sündopfer bringen.
Der Unterschied zwischen den ersten drei Opfern und dem Sündopfer ist vielleicht vergleichbar mit dem Unterschied zwischen der Kollekte, die wir gerade gesammelt haben, und einem Strafzettel. Die Kollekte ist eine Gabensammlung, in die wir freiwillig etwas hineinlegen. Natürlich haben wir die Erwartung an die Gemeindemitglieder, dass sie die Arbeit der Gemeinde finanziell unterstützen. Doch letztlich ist es immer noch eine freie Entscheidung, ob und wie viel man gibt. Diese Bereitschaft haben wir bereits zum Ausdruck gebracht, als wir Mitglieder der Gemeinde wurden.
Ganz anders verhält es sich mit dem Parkzettel, dem Strafzettel, den Sie später vielleicht an Ihrem Auto finden, wenn Sie falsch geparkt haben – zum Beispiel vor dem Gemeindehaus. Diesen müssen Sie bezahlen. Die Bezahlung ist zwingend vorgeschrieben. Es steht Ihnen nicht frei zu sagen: Das mache ich heute mal oder das mache ich nicht.
So ist es auch mit dem Sündopfer. Es gibt einen bestimmten Anlass, zu dem dieses Opfer gebracht werden muss.
Dabei passt das Bild mit dem Strafzettel für das Falschparken nur dann wirklich, wenn Sie versehentlich falsch geparkt haben. Denn, wie wir gelesen haben, ist das Sündopfer ein Opfer, das gebracht werden soll, wenn jemand aus Versehen gegen irgendein Gebot des Herrn gesündigt hat.
Die Heiligkeit Gottes und die Notwendigkeit des Sündopfers
Und klar, das versehentliche Handeln gegen ein Gebot des Herrn ist kein Kavaliersdelikt. Gott ist heilig, er ist perfekt, er ist vollkommen gut und vollkommen gerecht. Das Gleiche gilt für alle seine Gebote. Wer dagegen handelt, der wird vor Gott schuldig.
Ein solcher Mensch kann in der Gegenwart des heiligen und gerechten Gottes so nicht mehr bestehen. Der Grundsatz, den wir schon vom Strafzettel am Auto kennen, gilt auch bei Gott: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Genauso wenig, wie man der Politesse erklären kann: „Oh, das habe ich gar nicht wahrgenommen, dass dort ein Parkverbotsschild war“, gilt das bei Gott.
Wir sollten wahrnehmen, was Gott will. Wenn wir dagegen handeln, sind wir schuldig vor ihm. Daher ist die Einsetzung des Sündopfers Ausdruck von Gottes großer Gnade und Barmherzigkeit. Gott schafft einen Weg, damit versehentlich gegen ihn getane Sünden und die Schuld, die man dadurch auf sich geladen hat, wieder weggeräumt werden können. So kann der Weg zu Gott wieder frei werden.
Denn Sünde trennt von Gott.
Die Symbolik und Durchführung des Sündopfers
Das ist der zweite Aspekt, den wir in Bezug auf das Sündopfer betrachten sollten. Die Anweisungen zur Darbringung des Sündopfers machen dies besonders deutlich. Wir lesen mehrere Beschreibungen, doch die erste beginnt in Vers 4 und erstreckt sich im Prinzip bis Vers 12.
In diesem Abschnitt sehen wir, wie Sünde von Gott trennt und wie dieses Trennende beseitigt werden muss. Dabei treten verschiedene Aspekte hervor. Zunächst soll der Sünder seine Schuld auf das Tier übertragen. Er legt seine Hand auf den Kopf des Sündopfers und symbolisiert damit die Übertragung seiner Schuld. Das lesen wir in Vers 4.
Anschließend wird deutlich, dass das Tier, das nun die Schuld trägt, tatsächlich sündig ist. Dieses Tier kann nicht weiterleben; es muss sterben, also geopfert werden. Auch das steht in Vers 4.
In Vers 5 wird klar gemacht, dass vor Gott deutlich sichtbar sein soll, dass das Tier tot ist und sein Blut vergossen wurde. In den ersten beiden Beschreibungen, die wir hier lesen, wird dieses Blut an den Vorhang des Heiligen gesprengt und an die Hörner des Altars geschmiert. Das bedeutet: Gott soll sehen, dass das Tier gestorben ist, das Blut vergossen wurde und die Schuld gesühnt ist.
Dann wird das Fett des Tieres verbrannt, ein lieblich riechendes Opfer zur Versöhnung. Gott im Himmel soll es symbolisch wahrnehmen und erkennen, dass das Tier gestorben ist, die Schuld vergeben wurde und er es annimmt.
Schließlich sehen wir etwas ganz Außergewöhnliches, das bei keinem anderen Opfer vorkommt. Es erscheint nur in zwei der vier Beschreibungen in unserem Text, nämlich ab Vers 11. Dort wird beschrieben, was mit dem Rest des Sündopfers geschehen soll.
Das Sündopfer, das von einem Priester für versehentlich begangene Schuld gebracht wurde, und das Sündopfer, das von der ganzen Gemeinde für gemeinsam versehentlich begangene Schuld dargebracht wurde, durfte nicht gegessen werden. In Vers 11 heißt es: „Aber das Fell des Stieres mit allem Fleisch samt Kopf und Schenkeln und die Eingeweide und den Mist soll er alles hinaustragen aus dem Lager an eine reine Stätte, wo man die Asche hinschüttet, und soll es verbrennen auf dem Holz mit Feuer.“
Das bedeutet, dieser Rest des Tieres darf nicht am Altar bleiben und auch nicht gegessen werden. Er muss weg, denn an ihm haftet Sünde. Er muss von Gott entfernt werden, nicht nur aus dem Tempel, sondern aus dem ganzen Lager.
Sünde trennt von Gott, und deshalb muss dieses Trennende beseitigt werden, damit der Weg zu Gott wieder frei ist. So hat Gott durch das Sündopfer einen Weg geschaffen, damit versehentlich begangene Sünde getilgt und gesühnt werden kann. Dadurch können Menschen wieder zu Gott kommen.
Das Sündopfer als Zugangsweg für alle Menschen
Und dann sehen wir als Nächstes, dass Vergebung tatsächlich für jeden möglich ist. Das wird vor allem ab Kapitel 4, Vers 27 deutlich. Denn das Sündopfer war ein Opfer, das jeder bringen konnte.
In Kapitel 4, Vers 27 heißt es zuerst: Wenn jemand aus dem Volk gesündigt hat und seine Sünde erkennt, soll er eine Ziege zum Opfer bringen. Eine Ziege konnten sich einige leisten, also wer konnte, brachte eine Ziege.
Ab Vers 32 heißt es dann, dass auch ein Schaf als Opfer möglich ist. Und in Kapitel 5, Vers 7 steht: „Vermag er aber nicht, ein Schaf zu geben, so bringe er dem Herrn für seine Schuld, die er getan hat, zwei Turteltauben oder zwei andere Tauben.“
In Vers 11 heißt es weiter: „Vermag er aber auch nicht, zwei Turteltauben oder zwei andere Tauben zu geben, so bringe er für seine Sünden ein Zehntel Scheffel feinstes Mehl als Sündopfer dar.“
Ihr Lieben, wir sehen, dass Gott vorsorgt. Jeder konnte seine versehentlich begangene Sünde gesühnt bekommen. Im Notfall reichte ein bisschen mehr. Gott sorgt vor, dass...
Unterschiedliche Anforderungen je nach Verantwortung und Gemeinschaftsschuld
Das Dritte, was wir in Bezug auf das Sündopfer erkennen sollten, ist, dass von manchen mehr gefordert wird. Nicht jeder musste das Gleiche bringen.
Wir haben gerade gesehen, ab Kapitel 4, Vers 27, die Anordnung für jedermann. Für den Otto Normalverbraucher, den Normalbürger: Ziege, Schaf, meinetwegen auch nur zwei Tauben oder ein bisschen Mehl – jeder das, was er kann.
Davor, in Vers 22, sehen wir die Beschreibung für den Stammesfürsten. Der Stammesfürst, also ein politischer Würdenträger in gewisser Weise, musste einen Ziegenbock als Sündopfer bringen. Das war zwingend vorgeschrieben; es gab keine Alternativen. Das heißt, von einem Stammesfürsten wurde mehr gefordert.
Vers 14 bis 21 beschreibt, was notwendig war, wenn die ganze Gemeinde gemeinschaftlich versehentlich gegen Gott gesündigt hatte. Dann musste ein junger Stier gebracht werden – also wiederum etwas mehr und teurer. Ein Stier war ein selteneres und wertvolleres Tier.
Wenn ein Priester gesündigt hatte, war ebenfalls ein junger Stier zu bringen, und zwar einer ohne Fehler, wie es in den ersten Versen heißt.
Was wir hier letztendlich als Prinzip sehen, ist, dass von denen, die Verantwortung tragen, mehr gefordert wird. Leiter und vor allem geistliche Leiter haben, wenn sie Schuld auf sich laden, eine größere Verantwortung vor Gott. Sie werden in höherem Maße zur Rechenschaft gezogen.
Interessanterweise sehen wir auch, dass es so etwas wie eine Gemeinschaftsschuld gibt. Es gibt ein Sündopfer für versehentlich von der ganzen Gemeinde begangene Sünde. Für jeden dieser Fälle hat Gott klar festgelegt, wie der Zugang zu ihm wiederhergestellt werden kann und was dazu notwendig ist.
Das ist der fünfte und meines Erachtens wichtigste Punkt am Sündopfer: Diese Sünde musste identifiziert und bekannt werden.
Die Notwendigkeit des Bekenntnisses zur Überwindung der Trennung von Gott
Ohne das Bekenntnis der Sünde konnte die Trennung von Gott nicht aufgehoben werden. Das war zwingend notwendig. Versäumte Sünde machte uns schon schuldig vor Gott. Wir haben das schon gelesen, ob wir es wissen oder nicht – ähnlich wie wenn wir einen Parkzettel an der Autoscheibe haben.
Vielleicht denken wir noch: „Na, ich habe bestimmt heute gut geparkt, kein Problem.“ Doch wenn wir herauskommen und der Zettel ist da, sind wir bereits schuldig – ob wir es jetzt schon wissen oder nicht. So ist das mit der Sünde. Wenn wir versehentlich gegen Gottes gute Gebote gehandelt haben, sind wir schuldig vor Gott.
Aber die Schuld können wir erst loswerden, wenn wir diese Sünde erkennen und dann bekennen. Das ist der Aufruf in Kapitel 5, Vers 5. Wenn es also geschieht, dass jemand sich schuldig gemacht hat, soll er bekennen, womit er gesündigt hat.
Genau das ist es, was mit dem Sündopfer gemeint ist, das die Israeliten brachten. Sie kamen vor Gott und vor die Gemeinde, vor die Priester, und bekannten: „Ich habe gesündigt.“ Es wurde sichtbar gemacht. Wenn jemand ein Sündopfer brachte, musste man nicht lange überlegen, warum er das tat. Es war kein zufälliges Opfer, sondern ein Eingeständnis von Schuld.
In dem Moment, in dem dieses Bekenntnis vor Gott gebracht wurde, wurde das Tier geopfert. Dadurch geschah Sühnung, und dem Sünder wurde vergeben. Gott vergibt denen, die ihre Schuld bekennen.
Interessant, oder? Trotzdem wirkt das irgendwie ziemlich weit weg, oder?
Die Relevanz des Sündopfers für das heutige Leben und den Glauben
Sündopfer – was hat das jetzt mit uns zu tun?
Zu Beginn der Predigtserie haben wir durch die Beschreibung der Darbringung der verschiedenen Opfer darüber nachgedacht, dass diese Kapitel in der Bibel nicht dazu da sind, heute ignoriert zu werden. Paulus schreibt dem Timotheus, dass die ganze Heilige Schrift nützlich ist. Damit meint er das Alte Testament, was auch Jesus selbst bestätigt hat. Jesus sagte: „Die Schrift zeugt von mir.“
Ihr kennt die Schriften, aber ihr versteht sie nicht, denn sie zeugen von mir, sagt Jesus. Das entspricht dem, was Paulus im 2. Timotheus 3,15 sagt: Die Heilige Schrift kann uns zur Seligkeit unterweisen durch den Glauben an Christus Jesus.
Mehr noch: Die Schrift ist nützlich, sie kann uns zurüsten. Sie ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung und zur Erziehung in der Gerechtigkeit. So wird der Mensch Gottes vollkommen, zu allem guten Werk geschickt.
Daher dürfen wir wissen, dass die Beschreibung der Sündopfer für uns wichtig und relevant ist. Sie zeigt uns biblische Prinzipien, die auch heute Bedeutung haben. Zum einen weisen sie uns auf Christus hin, zum anderen lehren sie uns etwas für unser Leben.
Deshalb wollen wir uns die fünf Prinzipien, die wir gerade betrachtet haben, noch einmal anschauen – diesmal aus neutestamentlicher Sicht.
Prinzip 1: Unwissenheit schützt nicht vor Strafe
Das erste Prinzip, das wir gesehen haben, ist, dass Unwissenheit nicht vor Strafe schützt. Manchmal haben wir vielleicht die naive Vorstellung, dass wir das Problem der Schuld lösen können, indem wir es einfach ausblenden.
Ich persönlich tendiere vielleicht besonders dazu, diese Naivität zu haben. Vielleicht geht es Ihnen nicht so, aber ich habe zu Hause ab und zu Anschauungsbeispiele dafür, dass dieses Verhalten von klein auf in uns steckt. Es macht „kawusch“, irgendetwas ist kaputt. Man kommt ins Zimmer, sieht eine zerbrochene Vase oder Ähnliches.
Ich spreche jetzt nicht von meinen Kindern, sondern von mir in meiner Kindheit. Ich erinnere mich genau: Mit meinem Cousin habe ich einmal mit einem Tennisball bei meinem Onkel oben vom Regal eine Vase heruntergeschossen. Bum, kam sie runter! Schnell wurden die Scherben unter das Sofa geschoben. Meine Tante kam ins Zimmer und fragte: „Was war das? Ich habe doch eben etwas gehört. Da ist doch etwas kaputtgegangen.“ Das war komisch, denn die Scherben waren ja versteckt.
Wir haben dann überlegt: Was machen wir jetzt? Die Scherben liegen da unter dem Sofa, das ist ja auch blöd. Wie bekommen wir die jetzt weg? So ist die Vorstellung, man könne etwas einfach verstecken.
Früher oder später sagt die Tante: „Da oben stand doch mal eine Vase, wo ist die eigentlich hin?“ So ist das auch mit der Sünde in unserem Leben. Wir drücken sie weg, sagen: „Ah, ich will mich gar nicht mehr daran erinnern, das ist irgendwie gar nicht da.“ Das ist übrigens das, was alle Menschen von Natur aus tun.
Das beschreibt Römer 1 sehr deutlich. Dort wird das natürliche Verhalten des Menschen geschildert: Er unterdrückt die Kenntnis von Gott. Er will nicht wissen, dass es einen Gott gibt. Das heißt, wir haben ein Problem. Wir sind Sünder, wir brauchen Vergebung, wir brauchen Christus.
Der natürliche Mensch will das nicht. Er will selbst etwas sein, er will etwas darstellen. Er will nicht abhängig sein von Vergebung, er meint, er braucht das nicht. Und er unterdrückt die Sünde. Das ist das natürliche Verhalten. Römer 1 beschreibt das sehr plastisch.
Dann heißt es aber, dass wir ohne Entschuldigung sind. Kein Mensch hat eine Entschuldigung vor Gott. Gott weiß alles, er kennt die Scherben unter dem Sofa.
Paulus fährt im Römerbrief fort, Kapitel 3, und sagt: „Denn wir alle sind Sünder und ermangeln des Ruhmes, den wir bei Gott haben sollten.“ Er erklärt uns, dass auch die versehentliche, die unwissentliche oder die ausgeblendete Sünde letztendlich ein großes Problem darstellt. Denn der Sünde Sold ist der Tod.
Wir haben den Wochenspruch vorhin gesehen: Eines Tages werden wir alle vor Gott erscheinen müssen. Wir werden Rechenschaft geben müssen. Und Unwissenheit wird dann nicht vor Strafe schützen.
Wenn das so wäre, dann sollten wir sofort aufhören zu evangelisieren. Dann wäre Evangelisation potenzieller Mord oder zumindest fahrlässige Tötung. Denn solange jemand unwissend ist und vor Gott nicht verantwortlich wäre, dann müsste man am besten nichts sagen. Dann wäre alles in Ordnung.
So ist es aber nicht. Deshalb haben wir die Verantwortung, den Menschen zu sagen: „Schaut, ihr habt ein Problem.“ Wir verkündigen euch das Evangelium, aber das beginnt damit, dass wir euch erklären, dass ihr ein Problem habt, dass ihr Gott braucht, dass ihr Jesus Christus braucht.
Wenn wir das getan haben, dürfen wir zum zweiten Punkt kommen. Dann dürfen wir den Menschen sagen: „Aber wir haben ein Sündopfer, ein viel besseres Sündopfer als Israel.“
Prinzip 2: Jesus Christus als das vollkommene Sündopfer
Wir können die Scherben von unter dem Sofa wieder hervorholen und vor Gott bringen. Dabei dürfen wir wissen, dass Gott ein Sündopfer für uns gebracht hat: Jesus Christus. Er ist für uns gekommen, um die Trennung von Gott aufzulösen.
Jesus ist gekommen und hat genau das getan, was das Sündopfer tun sollte. Für alle, die – wie beim Sündopfer – ihre Hände auf ihn legen, sich mit ihm identifizieren und sagen: Ja, dieser Jesus ist mein Herr, mein Retter, dürfen wir wissen, dass unsere Schuld auf ihn übertragen wird.
Wir dürfen wissen, dass er tatsächlich gestorben ist, am Kreuz von Golgatha. Er hat sich für uns aufgeopfert, stellvertretend für unsere Schuld. Sein Blut wurde für uns vergossen. Am Mittwochabend, beim Bus- und Betag-Gottesdienst, werden wir uns im Rahmen des Abendmahls noch einmal in ganz besonderer Weise daran erinnern: Sein Blut wurde für uns vergossen.
Die Bibel beschreibt, dass sein Opfer ein lieblicher Wohlgeruch für den Herrn war. Über ihn heißt es, was mit ihm geschehen ist und wo er sterben musste: So wie das Sündopfer nicht im Lager bleiben durfte und nicht im Tempel, wurde Jesus Christus nicht im Tempelbezirk gekreuzigt und auch nicht in der Stadt Jerusalem.
Im Hebräerbrief 13,11 heißt es: „Denn die Leiber der Tiere, deren Blut durch den Hohenpriester als Sündopfer in das Heilige getragen wird, werden außerhalb des Lagers verbrannt.“ Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein Blut, draußen vor dem Tor gelitten.
Jesus nimmt die Trennung von Gott auf sich, damit wir zu Gott kommen können. Es gibt keinen Satz in der Bibel, der das deutlicher macht als der Satz, den Jesus am Kreuz ruft – ein Satz, der viele Menschen immer wieder verwirrt.
Wenn Jesus dort am Kreuz hängt und die ganze Sündenlast auf ihn kommt, die Trennung von Gott, die er nie gekannt hat, weil er frei von aller Schuld war, was ruft er da? „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Es ist nicht so, dass Jesus hier einfach sagt: „Hey, ich habe übrigens ein paar Psalmen auswendig gelernt.“ Jesus erlebt Verlassenheit von Gott, er erlebt die Trennung von seinem himmlischen Vater unvorstellbar. Theologisch kann ich nicht erklären, wie der dreieinige Gott Trennung untereinander überhaupt erleben kann. Aber ich weiß, es ist wahr, weil Jesus es selbst bezeugt – und weil das die Konsequenz der Sünde ist.
In seiner großen Liebe nimmt Jesus unsere Schuld, unsere Sünde, auf sich, damit wir mit Gott versöhnt sein können. Und das gilt für jeden, für jeden, der zu ihm kommt. Für jeden ist Vergebung möglich.
Genauso wie beim Sündopfer Gott vorgesorgt hat, damit niemand sagen kann: „Ich kann mir das nicht leisten“, hat Gott jetzt in noch größerem Maße vorgesorgt. Wir müssen nicht einmal mehr eine Handvoll Mehl bringen, wir müssen gar nichts mehr bringen. Alles ist schon gebracht worden.
Gott selbst hat das Sündopfer dargebracht – ein für allemal Sündopfer. Es genügt, es genügt für alle unsere Schuld. Tatsächlich genügt es nicht nur für die versehentlich begangene Sünde, sondern für jede Sünde, wenn wir sie denn vor ihm bringen.
Wenn wir unsere Rebellion gegen Gott aufgeben und ihm die Scherben, die Sünden unseres Lebens, geben, dann dürfen wir wissen: Dieses Sündopfer genügt für meine Schuld von gestern, von heute und von morgen. Der Weg ist frei, Vergebung ist möglich.
Ich hoffe, uns allen ist klar, wie dieses Sündopfer aus dem 3. Mose 4 und 5 auf Jesus Christus hinweist. Das ist eine ganz wesentliche Lehre. Danke, Sigrid.
Prinzip 3: Von Verantwortungsträgern wird mehr gefordert
Und doch können wir noch mehr lernen. Es gibt zwei weitere Prinzipien, die auch heute noch gelten. Von manchen wird mehr gefordert.
Das Sündopfer ist bereits bezahlt worden, das kann es also nicht sein. Nein, nicht einige von uns müssen größere Sündopfer bringen, denn das größte aller Sündopfer ist bereits gebracht worden. Dennoch wird dieses Prinzip ins Neue Testament übertragen.
Es ist interessant, dass damals die geistlichen Leiter eine besondere Verantwortung hatten – die Priester und auch generell die Stammesfürsten. So sehen wir dieses Prinzip auch heute noch. Jakobus schreibt im 3. Kapitel, Vers 1: „Liebe Brüder, nicht jeder von euch soll ein Lehrer werden; denn wir wissen, dass wir ein strengeres Urteil empfangen werden.“ Geistliche Leiter tragen eine besondere Verantwortung vor Gott.
Wir sind uns dessen bewusst. Mir ist klar, dass ich, wenn ich hier vorne stehe und Dinge sage, eines Tages Rechenschaft ablegen muss. Wir Ältesten wissen, dass wir als Unterhüter in dieser Gemeinde eines Tages Rechenschaft ablegen müssen für jedes Schaf, das uns anbefohlen wurde.
Liebe Älteste, unsere Verantwortung ist um ein Vielfaches gestiegen. Wir haben Verantwortung für euch. Liebe Gemeinde, betet für uns darin. Betet, dass wir uns immer wieder bewusst werden, dass wir eine besondere Verantwortung für euch tragen, und betet, dass wir dieser Verantwortung immer mehr gerecht werden. Vollkommen werden wir das nicht schaffen, wir brauchen das Sündopfer. Aber betet dafür, dass wir es immer mehr tun.
Dieses Prinzip, dass von manchen mehr gefordert wird, gilt nicht nur für geistliche Leiter. Es gilt auch für die Stammesfürsten, für diejenigen, die mehr haben. Bei manchem reicht ein bisschen Mehl, aber wer mehr hat, von dem wird mehr gefordert.
Auch dieses Prinzip finden wir im Neuen Testament wieder. Jesus selbst greift es auf. Er sagt: „Wem viel gegeben ist, von dem wird viel verlangt. Wem viel anvertraut ist, von dem wird umso mehr gefordert.“
Jetzt kann man sich umdrehen und schauen: „Wer hat hier mehr als ich? Von dem wird mehr gefordert.“ Oder wir können, wie in der Gebetsgemeinschaft, auf die Philippinen schauen. Wir können, wie letzten Mittwoch, als Open Doors hier war, auf unsere verfolgten Geschwister in Syrien oder in Pakistan schauen. Und wir können uns daran erinnern, dass uns viel gegeben wurde.
Wir leben in einem Land, in dem wir uns in Freiheit versammeln können, in dem wir gemeinsam beten können, ohne etwas dafür fürchten zu müssen. Wir sind in einem Land, in dem wir alle reich sind. Selbst die Ärmsten unter uns sind im Vergleich zu den Menschen auf den Philippinen reich. Uns ist viel gegeben worden.
Lasst uns Verantwortung übernehmen für die, die weniger haben.
Prinzip 4: Gemeinschaftliche Verantwortung in der Gemeinde
Und dann drittens: Wir hatten gesehen, dass auch ganze Gemeinden aufgerufen sind, Schuld zu bekennen, wenn sie versehentlich gesündigt haben, und ein Sündopfer darzubringen. Das heißt, Gott kennt nicht nur den Individualismus, „ich und Gott“. Gott kennt Gemeinde. Er kennt Gemeinde als eine Gemeinschaft von Menschen, die vor ihm gemeinsam Verantwortung tragen – füreinander.
Die beiden Verse, die ich vorhin dem Johannes vorgelesen habe, als die beiden Verse für seine Gemeindemitgliedschaft hier, sind auch zwei Verse, die uns alle letztendlich betreffen. Wir haben diesen biblischen Auftrag: Lasst uns aufeinander Acht haben und uns anreizen zur Liebe und zu guten Werken. Verlasst nicht unsere Versammlung, wie einige zu tun pflegen, sondern ermahnt einander, und das umso mehr, als ihr seht, dass sich der Tag naht, dass der Tag naht.
Diese Verse zeigen uns, dass wir Verantwortung füreinander tragen. Deswegen haben wir nachher eine Mitgliederversammlung, in der wir gemeinschaftliche Entscheidungen treffen. Und deswegen haben wir die Verantwortung, aufeinander Acht zu haben.
Es geht hier nicht darum, die NSA nachzumachen und in das Leben des Anderen hineinzuspionieren oder die Handygespräche zu belauschen. Aber es geht darum, aufeinander Acht zu haben und die Freiheit zu haben, einander auch mal anzusprechen, zu ermutigen, aber auch zu ermahnen. Wir tragen Verantwortung vor Gott gemeinsam.
Diese Verse machen das deutlich, das Sündopfer macht das deutlich, und wir sollten diese Verantwortung wahrnehmen – füreinander und vor Gott. Das Ziel ist nie, jemanden an die Wand zu stellen. Das Ziel sollte immer sein, diese Menschen dahin zu bringen, dass sie das Sündopfer erkennen, ihre Schuld erkennen und ihre Schuld bekennen.
Die Trennung von Gott, die Sünde immer aufrichtet, kann so wieder überwunden werden. Es kann wieder Harmonie herrschen – innerhalb der Gemeinde und zwischen Gott und den Menschen. Wir wollen einander zurechthelfen.
Prinzip 5: Die fortwährende Notwendigkeit von Schuld erkennen und bekennen
Und ich habe gerade schon angedeutet: Der letzte Aspekt ist auch hier sicherlich ein ganz wichtiger Punkt und vielleicht einer, den wir oft übersehen. Auch heute noch sollte Schuld erkannt und bekannt werden. Dass dies einmal notwendig ist im Leben eines jeden Menschen, hoffe ich, wissen wir alle.
Es gibt nur einen Weg zum Heil, nur einen Weg, die Schuld loszuwerden und im Gericht Gottes zu bestehen. Deshalb muss jeder Mensch, um gerettet zu werden, einmal zu Gott kommen und seine Schuld ihm bringen. Er muss erkennen: Ich bin ein Sünder, ich brauche Vergebung, ich brauche Jesus Christus. Jesus soll mein Retter, mein Herr und mein Sündopfer sein.
„Nimm das, was mich von Gott trennt, für alle Ewigkeit von mir, so dass ich für alle Ewigkeit zu ihm kann.“ Das zeigt uns zum Beispiel Johannes 3,16, dass jeder kommen kann, dass es kein Tabu gibt. Wir können alle zu ihm kommen. Dazu hat Gott seinen eingeborenen Sohn gesandt, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Aber das gilt auch für uns. Dieses Sündidentifizieren und Bekennen sollten auch wir, die wir Christus kennen, immer wieder tun. Keiner von uns braucht das nicht. Natürlich: Unsere Sünden werden uns nie, wenn wir zu Gott gehören, wenn wir Kinder Gottes sind, wenn wir Jesus Christus als unseren Retter und Herrn kennen und ihm nachfolgen, dann dürfen wir wissen, wir sind sicher.
Wir sind versiegelt mit dem Heiligen Geist. Nichts und niemand kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. Wir dürfen gewiss sein: Es ist vollbracht, unsere Schuld ist gesühnt, sodass wir am Tag des Gerichts vor Gott bestehen können.
Das ist der Grund, warum Paulus Gemeinden als heilig beschreibt, obwohl sie Sünder sind. In Gottes Augen sind sie gerechtfertigt. Er ist der gute Hirte, wie wir das vorhin gesungen haben, der alle seine Schafe sicher nach Hause bringen wird, auch wenn wir immer mal wieder blökend in die falsche Richtung laufen.
Er geht uns nach und holt uns zurück. Aber das ist eben auch notwendig, dass wir zurückkommen, dass wir nicht blökend irgendwo hinten stehen bleiben. Denn das trennt uns von Gott. Nicht letztendlich, wenn wir Kinder Gottes sind, aber doch immer wieder und ganz echt.
Wer schon einmal in seiner Phase als Christ erlebt hat, dass er irgendwie weit weg von Gott war und verstrickt in Sünde, der weiß genau, wovon ich spreche. Es gibt Phasen im Leben, in denen wir uns teilweise unbewusst, unmerklich von Gott entfernt haben. Wir leben ganz in der Welt, und die Sünde hat viel Raum in unserem Leben.
Das sind die Momente, in denen wir genau das brauchen, was uns das Sündopfer zeigt. Wir müssen diese Trennung von Gott überwinden. Wir müssen ihm unsere Schuld bringen.
Wir sind die Schafe, die laufen, die irgendwo ein kleines Grasbüschel sehen und denken: „Oh, das ist aber lecker.“ Der gute Hirte sagt: „Aber da geht es lang.“ Und wir laufen: „Nein, ich will aber dieses Grasbüschel.“ Dann nagen wir daran, die Herde ist weg, und wir stehen da und fragen uns: „Hm, irgendwie habe ich immer noch Hunger, aber ich weiß nicht wohin.“
Der gute Hirte weiß, da hinten sind die grünen Auen, und die sind schon alle los, und sie essen sich satt. Wir stehen da und erleben plötzlich, dass wir abgeschnitten sind vom Segen Gottes, weil wir uns von ihm abgewandt haben, weil wir dachten, wir wüssten es besser.
Das kennen wir doch alle, oder? So sagt uns Gott: „Kehr um, kehr um!“ Der gute Hirte wird seine Schafe immer wieder annehmen. Ja, in der Tat wirkt er sogar durch seinen Heiligen Geist an uns, damit wir immer mehr erkennen, dass wir Vergebung brauchen, dass wir Umkehr brauchen.
Aber er wirkt auch durch die Gemeinde. Lasst uns offen miteinander sein, damit wir einander in unser Leben hineinsprechen und einander den Weg zurück zum Herrn weisen können. Und lasst uns nie zögern, zurückzukommen.
Er ist der Vater, der auf den verlorenen Sohn wartet. Gott liebt seine Kinder, und seine Arme sind immer offen, egal was du getan hast. Er ruft: „Komm zurück!“ Und wenn du kommst, wird er dich wie den verlorenen Sohn liebend in die Arme nehmen und dir deine Sünden sofort vergeben.
Du bist sofort reingewaschen. Das war das Rätsel, das uns Dirk wohl mitgegeben hat: 1. Johannes 1,8-9 – diese großartige Zusage.
Das sollten wir tun. Die Sünde will uns einreden, dass wir das nicht brauchen, dass wir das nicht tun sollten. Sünde bekennen? Womöglich auch noch Menschen? Das ist ja peinlich. Schnell verstecken wir uns, damit niemand etwas sieht. Wisst ihr, was passiert? Die Sünden bleiben da. Vielleicht tritt man irgendwann darauf und schneidet sich den Fuß.
Sünde, die wir unterdrücken und verstecken, hat die Tendenz, wie Pilze im Dunkeln zu wachsen. Sie breitet sich aus. Aber wenn wir sie vor Gott ins Licht bringen, wird das Problem gelöst.
Umgang mit wiederholter Schuld und die Kraft des Bekenntnisses
Nun will dir die Sünde einreden, dass das für dich nicht gilt, dass es für dich nicht möglich ist. Sie sagt dir, dir könne nicht vergeben werden, weil du immer wieder dieselbe Sünde getan hast – und das auch noch wissentlich.
Früher hatte ich dieses Problem, als ich noch ein relativ junger Christ war. Ich war im Umfeld meines alten Fußballkumpels zum Glauben gekommen. Jeden Freitag und Samstag waren wir unterwegs, haben zu viel getrunken und Unsinn gemacht. Als ich dann Christ wurde, sagte ich mir: Das mache ich jetzt nicht mehr.
Doch dann war ich zuhause, und meine Freunde waren da – die einzigen, die ich hatte. Sie sagten: „Komm, wir gehen heute Abend los. Komm doch mit, du musst ja nicht trinken.“ Ich dachte: „Okay, kommst du einmal mit?“ Ein Bier, na gut. Dann noch eins. Abends kam ich halb betrunken nach Hause und dachte: „Was bist du für ein Idiot? Was bist du für ein Sünder? Gott kann dich doch gar nicht lieb haben.“
Du nimmst dir fest vor, nicht mehr so zu leben. Du hast verstanden, dass Trunkenheit Sünde ist. Und doch machst du immer wieder dasselbe, immer wieder.
Dann kam ich in diesen verrückten Gedanken: Jetzt muss ich Gott erst mal beweisen, dass ich es wirklich ernst mit ihm meine, bevor ich meine Schuld bekennen kann. Ich muss erst mal etwas tun, damit er mich wieder annehmen wird.
Das ist eine Lüge Satans.
Er steht da und sagt: „Komm einfach. Ich weiß, wie schwach du bist. Ich kenne dich besser als du dich selbst. Komm einfach, bekenn deine Schuld – am besten nicht nur mir, sondern auch anderen, damit sie für dich beten können, damit sie dir helfen können.“
Wir dürfen immer wieder zu Gott kommen. Wir müssen nichts verstecken. Wir müssen auch nichts voreinander verbergen. Ich kenne nicht jeden hier in der Gemeinde besonders gut, aber ich kann dir versprechen: Alle anderen, die um dich herum sitzen, sind Menschen mit Sünden. Und alle sehen von außen besser aus, als sie von innen sind. Jede einzelne Person.
Manchmal wäre es ganz hilfreich, wenn wir ein bisschen aufmachen, wenn wir einfach mal ein bisschen offenbaren, damit die, die neben uns sitzen, nicht das Gefühl haben, sie wären die einzigen, die so ernsthaft mit Sünde zu kämpfen haben.
Deshalb ist dieses öffentliche Bekennen von Sünde so hilfreich und so gesund. Ich wünsche mir das mehr für uns als Gemeinde und auch im Kleinen, dass wir uns einander öffnen – nicht nur zu unserem eigenen Besten, sondern auch zum Wohle der Menschen neben uns.
Persönliche Reflexion und Aufruf zur Offenheit in der Gemeinde
Ich kann euch zum Abschluss Folgendes sagen: Als Pastor kenne ich diese Versuchung sehr gut. Sollte ich nicht lieber versuchen, meine Fehler irgendwie zu verstecken oder meine Sünden zu rechtfertigen, anstatt sie einfach zu bekennen?
Was werden Sie von mir denken, wenn ich Ihnen sage, wie viel Schmutz in meinem Leben ist? Was, wenn ich Ihnen offen erzähle, dass ich in der letzten Woche schlecht über andere Menschen gesprochen habe? Was, wenn ich zugebe, dass ich sündige Gedanken in meinem Kopf Raum gegeben habe, auch in den letzten Tagen?
Was würden Sie von mir halten, wenn ich ehrlich eingestehe, dass ich manchmal die Wahrheit ein wenig dehne, damit ich besser dastehe? Herr, vergib mir und hilf mir, der Gemeinde ein Vorbild zu sein. Herr, schenke mir und uns als Gemeinde die Offenheit, einander unsere Sünden zu bekennen, damit sie immer weniger Raum in unserem Leben einnehmen – sowohl individuell als auch als Gemeinschaft.
Danke, dass du uns freigemacht hast. Danke, dass du als unser Sündopfer all unsere Schuld auf dich genommen hast, sodass wir jederzeit Zugang zu dir haben und Vergebung finden können. Herr, danke für deine großartige Zusage: Wenn wir unsere Sünden bekennen, bist du treu und gerecht und vergibst uns unsere Sünden. Du reinigst uns von aller Ungerechtigkeit. Danke!
Lasst uns diesen Gottesdienst mit einem Lied beenden.