Babylon als Symbol globaler Machtzentren
In diesem Sinne liegt Babylon eindeutig in Madrid oder inzwischen auch in London. Niemand weiß, ob nicht auch Rom noch dazu kommt. Rom und Babylon passen sowieso gut zusammen.
Wir verfolgen das Geschehen in Brasilien mit Aufmerksamkeit und sehen, welche interessanten Bezüge zu unserem Thema sich noch ergeben. Leider werden wir den Ausgang dessen hier nicht mehr gemeinsam erleben.
Unser Blick richtet sich nun auf eine andere Metropole, eine andere Hauptstadt, nämlich auf unsere eigene Stadt Berlin.
Wenn ich euch frage, liebe Geschwister, welches zurzeit das lächerlichste Großbauprojekt in Deutschland ist, dann denken die meisten wahrscheinlich an den Berliner Großflughafen.
Erst kürzlich schrieb die Berliner Morgenpost, dass nach Aussagen des Bürgermeisters Wowereit der BER, also dieser Berliner Großflughafen, nach wie vor das größte ungelöste Problem in Berlin sei. An der Situation hat sich nichts Grundsätzliches geändert.
Der Spiegel formulierte im Mai letzten Jahres die Lage so: Der Berliner Großflughafen entwickelt sich zur wohl teuersten ruhenden Baustelle der Republik. Seit dem vorigen Sommer, also seit 2012, sind die Arbeiten an dem weitgehend fertiggestellten Terminal fast zum Erliegen gekommen.
Der Titel dieser Meldung lautete: „Berliner Chaosprojekt Flughafenbaustelle kostet 20 Millionen Euro im Monat“. Dauerbeleuchtung auch nachts und Klimaanlagen auf Hochtouren – vor allem die Energiekosten machen den Debakel-Flughafen zur wohl teuersten Baustelle der Bundesrepublik.
Gedacht war er als Prachtexemplar überlegener Technologie und genialer Logistik. Heute ist er nur noch Objekt des Spottes der Kabarettisten, ein Beispiel für Misswirtschaft und klägliches Scheitern.
Er reicht fast nur noch an die Elbphilharmonie in Hamburg heran.
Das biblische Vorbild eines gescheiterten Grossprojekts
Auch die Bibel berichtet von einem Prestigeobjekt, einem Großprojekt, das niemals über den Status einer Baustelle hinauskam. Das Projekt war mindestens so ehrgeizig und ambitioniert wie der Berliner Flughafen. Nur das Motiv hinter dem Bau war noch ideologischer. Es ging um Einheit im Weltformat.
Damals wurde das Modell Globalisierung geboren. In unseren Tagen wirkt das Wort „Einheit“ wieder wie ein Zauberwort. Wenn es um die Lösung der großen Probleme geht, wird Einheit geradezu wie ein Mantra beschworen. Nur gemeinsam sind wir stark. Je stärker die Einheit, umso größer die Wirkung.
Das gilt nicht nur im Bereich der Politik, sondern auch für religiöse Anliegen im weitesten Sinne. Einheit war nicht nur ein großes Schlagwort, etwa bei der Europawahl kürzlich, sondern auch – um ein im wahrsten Sinne des Wortes naheliegendes Beispiel zu nennen – vorgestern beim Christustag hier nebenan in Stuttgart.
Im IDEA-Interview hat im Vorfeld einer der Leiter des Christustages, Ralf Albrecht, gesagt: „Der Christustag fördert die Einheit unter den Christen, und Einheit wird ein Schlüssel sein, um Europa wieder näher an Gottes Herz zu führen.“
Einheit wird also ein Schlüssel sein, so Ralf Albrecht, um Europa wieder näher an Gottes Herz zu führen. Das ist eine interessante Perspektive.
Die Herausforderung der Einheit in der Gegenwart
Zur Vorbereitung des Christustages gab es bekanntlich die große Aktion „Zeit zum Aufstehen“. Die Thesen an sich waren nicht besonders aufregend. Spannend war jedoch die Auswahl der Erstunterzeichner. Dort wurde ganz gezielt eine breite Koalition gebildet – und zwar im Interesse der Einheit.
Die Frage ist nun: Wie sollen wir uns dazu verhalten, liebe Geschwister? Wir als Malachi-Kreis, wir als einzelne Christen, müssen uns dazu äußern. Wir können uns nicht wegducken. Wir müssen Fragen beantworten – unseren Kindern, den Jüngeren und Älteren in unseren Gemeinden sowie anderen Glaubensgeschwistern.
Vor einigen Monaten schrieb mir der Geschäftsführer eines Glaubenswerks, als dieser Aufruf erschien: „Was haltet ihr davon? Was haltet ihr davon?“ Wir müssen Stellung beziehen und auch Entscheidungen treffen.
Der Bibeltext, der heute zum Abschluss der Konferenz auf dem Programm steht, konfrontiert uns genau mit diesem Thema: Einheit und Vielfalt im weltweiten Maßstab.
Die biblische Perspektive auf Einheit und Zerstreuung
Auf der Suche nach Einheit könnte man dieses Kapitel auch überschreiben.
Wer hoch hinaus will, wird tief fallen
Untertitel: Auf der Suche nach Einheit
Die Frage nach Globalisierung im großen Stil ist eine Frage, die seit der frühesten Geschichte der Menschheit besteht. Ihr Lieben, die Rede von der einen Welt stammt ursprünglich nicht von Esoterikern oder grünen Ideologen, sondern sie steht bereits im elften Kapitel der Bibel. Vielen Dank, im elften Kapitel der Bibel wird von einer Welt gesprochen. Es ist typisch für die Urgeschichte, dass sie diese großen Fragen thematisiert.
Sie nimmt uns mit hinein in Gottes große Perspektive mit seiner Welt. Das heißt, wir müssen uns damit auseinandersetzen, wir müssen das durchdenken. Wir dürfen uns nicht nur – wie Andreas Vett das ja gestern auch schon zu Recht gesagt hat – auf den kleinen Maßstab unserer persönlichen Frömmigkeit zurückziehen. Wir dürfen nicht immer nur gleich fragen: „Ja, und was bedeutet das jetzt für mich in kleiner Münze?“ Das müssen wir auch fragen, aber darauf dürfen wir uns nicht reduzieren, liebe Geschwister.
Geistiger Provinzialismus ist keine geistliche Tugend, sondern die Weigerung gegenüber dem Auftrag des Schöpfers: „Macht euch die Erde untertan.“ Es ist auch eine Form der Verweigerung. Und deswegen ist das gut, was wir in der dritten Strophe gesungen haben: Wie weit kann ich denken? Wie komme ich dahin, nicht nur für mich selber zu leben?
Das betrifft auch unser Denken, unser Durchdringen. Gottes Wort mutet uns mehr zu als die Reduktion auf unsere persönliche Frömmigkeit. Wie sollen wir und andere klarkommen? Wie sollen wir einwirken? Wo sollen wir Einfluss nehmen – mit den Mitteln, die Gott uns gegeben hat?
Deswegen dürfen wir auch Orientierung und Antworten erwarten, wie wir mit der großen Einheitsfrage umgehen sollen. In dieser Erwartung lesen wir miteinander 1. Mose 11, Verse 1-9.
Die Geschichte des Turmbaus zu Babel
Ich lese nach Schlachter 2000:
Und die ganze Erde hatte eine einzige Sprache und dieselben Worte. Als sie nach Osten zogen, fanden sie eine Ebene im Land Chinäar und ließen sich dort nieder.
Sie sprachen zueinander: „Wollan, lasst uns Ziegel streichen und sie feuerfest brennen.“ Sie verwendeten Ziegel statt Steine und Asphalt statt Mörtel. Dann sagten sie: „Wollan, lasst uns eine Stadt bauen und einen Turm, dessen Spitze bis an den Himmel reicht, damit wir uns einen Namen machen und nicht über die ganze Erde zerstreut werden.“
Da stieg der Herr herab, um die Stadt und den Turm zu betrachten, die die Menschenkinder bauten. Der Herr sprach: „Sie sind ein Volk und sprechen alle eine Sprache. Dies ist erst der Anfang ihres Tuns. Nun wird sie nichts davon abhalten, das zu tun, was sie sich vorgenommen haben.“
Darauf sagte der Herr: „Lasst uns hinabsteigen und dort ihre Sprache verwirren, damit keiner mehr die Sprache des anderen versteht.“ So zerstreute der Herr sie von dort über die ganze Erde, und sie hörten auf, die Stadt zu bauen.
Daher gab man ihr den Namen Babel, weil der Herr dort die Sprache der ganzen Erde verwirrte und sie von dort über die ganze Erde zerstreute.
Man sieht, dass der Begriff „die gesamte Erde“ unseren Text wie eine Klammer einschließt. In Vers 1 und in Vers 9 wird dies jeweils deutlich: Die ganze Erde hatte eine einzige Sprache, und in Vers 9 heißt es, dass der Herr die Sprache der ganzen Erde verwirrte und sie von dort über die ganze Erde zerstreute.
Das ist die Klammer und die Schicksalsfrage, die sich durch den gesamten Text zieht: Einheit – oder, als Gegenbegriff, Zerstreuung.
Der erste Satz beschreibt eine weltweite Form der Einheit, die man sich heute kaum noch vorstellen kann: eine Welt, in der die ganze Erde eine einzige Sprache und dieselben Worte hatte.
Man bedenke: Zu diesem Zeitpunkt war der Sündenfall bereits geschehen, die Sintflut war schon Geschichte. Doch Gott hatte die Menschheit noch immer nicht aufgegeben.
Nach wie vor gilt sein Auftrag aus 1. Mose 1,28, der in 1. Mose 9,1 noch einmal bekräftigt wird.
Gott segnete sie und sprach in 1. Mose 1,28: „Seid fruchtbar, mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan und herrscht über sie.“
In Kapitel 9, Vers 1 wird dieser Auftrag erneut aufgenommen: Gott segnete Noah und seine Söhne und sprach zu ihnen: „Seid fruchtbar, mehrt euch, erfüllt die Erde, breitet euch aus, beherrscht sie und füllt sie.“
Dazu teilen die Menschen eine Gabe, die der Schöpfer ihnen als besondere Ausstattung geschenkt hat: die gemeinsame Sprache, diese Universalsprache.
Die geschenkte Einheit der Sprache
Am Anfang unseres Textes steht also erstens die geschenkte Einheit. Es ist die Einheit der Sprache. Die Fähigkeit, sich in Wörtern auszudrücken, gehört zu den Alleinstellungsmerkmalen des Menschen. Das ist ein Kennzeichen unserer Gottebenbildlichkeit: Wir können Gedanken in Worten ausdrücken und mit Sprache kommunizieren.
Ihr wisst das, liebe Geschwister: Gott hat der Sprache von Anfang an eine Gestaltungsmacht verliehen, eine schöpferische Kraft. Gott hat selbst die Sprache geschaffen. In 1. Mose 1 geschieht dies durch das Wort: „Und Gott sprach“. Am Anfang des Johannes-Evangeliums wird das wieder aufgegriffen: „Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Alles ist durch das Wort gemacht.“
Als Adam in die Gestaltung der neugeschaffenen Welt einbezogen wurde, sollte er dies mit welchem Instrument tun? Mit dem Instrument der Sprache. In 1. Mose 2,19-20 steht, was ein Teil seines Kulturauftrages war:
„Und Gott der Herr bildete aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes, alle Vögel des Himmels und brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde. Damit trage jedes lebendige Wesen den Namen, den der Mensch ihm gebe.“
Adam wird gewissermaßen als Hilfsschöpfer beteiligt. Er benennt die Geschöpfe, und damit wird die Macht der Sprache deutlich. Worte sind nicht Schall und Rauch, Wörter haben Macht. Das sehen wir etwa im Jakobusbrief Kapitel 3. Dort kann man lesen, welch zerstörerische Macht Worte haben können.
Das ist auch der Grund, warum sich Diktatoren vor Dichtern fürchten. Warum hat denn das diktatorische Regime der DDR einen Dichter wie Rainer Kunze verfolgt, bis hin zur Bedrohung seiner Gesundheit und zur Androhung, ihn ins Gefängnis zu bringen? Was hat der Mann denn gemacht? Er hat Verse geschrieben, sprachlich großartige Verse, aber er war ein Dichter. Und eine waffenstarrende Diktatur hat sich vor ihm gefürchtet.
Sprache, gerade gemeinsame Sprache, hat eine starke Bedeutung für die Identität eines Volkes. Deswegen gibt es ja keine Integration ohne Sprache. Deshalb ist der Sprachenstreit in Belgien eine dauernde politische Wunde zwischen den Flamen, die Niederländisch sprechen, und den Wallonen, die Französisch sprechen.
Oder denken wir an Kanada, an die Kontroverse zwischen den Franko-Kanadiern und den Anglo-Kanadiern. Das geht so weit, dass an der Universität von New Brunswick neulich ein blinder Franko-Kanadier, der 39 Jahre alt war (das war 2004, also inzwischen vor 20 Jahren), von einem Englischsprachkurs ausgeschlossen wurde. Warum? Weil sein Hund nur auf französische Befehle hörte.
Der Student musste dem Hund während des Unterrichts ab und zu einen Befehl geben, und der Hund verstand eben nur Französisch. Die Universität sagte: „Sorry, dann kannst du nicht an unserem Sprachkurs teilnehmen, denn in unserem Kurs darf nur Englisch gesprochen werden.“ Der Student erklärte, dass der Hund Französisch gut versteht, aber mit Englisch hapert. Das könnte für den Hund sehr verwirrend werden, wenn er plötzlich von Französisch auf Englisch umschalten müsste.
Deshalb musste der Blinde ab und zu mit seinem blinden Hund Französisch sprechen, auch wenn das eigentlich in diesem Englischkurs verboten war. Zunächst blieb die Universität hart. Erst als der Student die Öffentlichkeit einschaltete, ließ sich die Institution erweichen.
Nun sehen wir die Bedeutung von Sprache. Sprache ist gewichtig, und das gilt sogar schon für die Worte sündiger, sterblicher Menschen. Wie viel mehr gilt das für die Worte, die von Gott beglaubigt sind! Der deutlichste Beweis dafür ist, dass Gott Menschen für die Ewigkeit rettet – wodurch? Durch das Wort.
So kommt der Glaube aus der Predigt, die Predigt aber durch das Wort Christi (Römer 10,17). Paulus schreibt in Römer 1,16, dass das Evangelium eine Kraft Gottes ist, durch die Menschen aus der Hölle in den Himmel gerettet werden. Es ist eine Dynamis Theu, eine Kraft Gottes, die in der verkündigten Wahrheit im Wort liegt.
1. Mose 11,1 unterstreicht die Wichtigkeit der gemeinsamen Sprache durch einen Parallelismus: „Sie hatten eine einzige Sprache und dieselben Worte.“ Das erste kann man mit „Lippe“ übersetzen, also das Instrument des Sprechens, das zweite ist Sprache oder die Worte, das Produkt des Sprechens. Dieser Parallelismus entfaltet die Bedeutung extra, um sie zu betonen.
Das Vorhandensein einer gemeinsamen Sprache ist nun die geschenkte Möglichkeit zum Handeln – und das gilt trotz der bereits erfolgten Brüche. Trotz des bereits geschehenen Sündenfalls und trotz der bereits passierten Sintflut besteht noch die von Gott geschenkte Einheit der Sprache als Voraussetzung der Kommunikation.
Das Ziel, das damit erreicht werden soll, hat Gott vorgegeben: Man soll sich ausbreiten über die ganze Erde. Kapitel 10 schildert, wie die Menschen diese Aufgabe teilweise in Angriff genommen hatten. Nur zu eurem Verständnis: Kapitel 11 folgt nicht streng chronologisch auf Kapitel 10. Das Ereignis von Kapitel 11 schildert eine Situation, die sich mitten in Kapitel 10 ereignet hat.
Man kann gewissermaßen in Kapitel 10 nach der Schnittstelle suchen. In Vers 5 etwa werden die Folgen schon vorausgesetzt: „Von diesen haben sie sich auf die Gebiete der Heiden verteilt in ihre Länder, jeder nach seiner Sprache“ (1. Mose 10,5).
Das wird in Vers 5 also schon vorausgesetzt. In Vers 25 gibt es diesen Hinweis: „Heber wurden zwei Söhne geboren, der Name des einen war Pelek, denn in seinen Tagen wurde die Erde geteilt.“ Einige nehmen an, dass sich das möglicherweise auf die Kontinentaldrift bezieht. Andere sagen, möglicherweise ist hier gemeint, dass die Erde durch das Auseinanderbrechen der sprachlichen Einheit geteilt wurde.
Nimrod und die Machtkonstellation von Babel
Nimrod spielt bei dieser Machtkonstellation in Babel eine ganz besondere Rolle. Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus bezeichnet Nimrod als den Kopf des babylonischen Gründungsprojektes. Von Nimrod lesen wir in Kapitel 10, Verse 8 bis 10. Dort heißt es in 10,10: „Und der Anfang seines Königreiches war Babel.“ Nimrod ist also einer der Köpfe hinter dieser Machtkonstellation.
In Vers 2 wird eine größere Bewegung sowie eine Völkerwanderung signalisiert: „Und es geschah, als sie nach Osten zogen, da fanden sie eine Ebene im Land Sinea und ließen sich dort nieder.“ Dort, in Mesopotamien, lebt die Menschheit noch als eine Familie, eine große Einheit, geeint durch das Band der Sprache.
Diese gemeinsame Bewegung ist etwa vergleichbar mit dem Aufbruch der germanischen Völker während der Völkerwanderung, ausgehend von diesem Mittelpunkt am Euphrat in Babylonien. Doch diejenigen, die mit dieser Einheit beschenkt sind, entdecken ihre geschenkten Möglichkeiten nicht als Auftrag, um Gott zu dienen. Stattdessen sehen sie darin einen Anreiz, sich gegenüber Gott zu erheben und sich zu emanzipieren.
Deshalb hören wir das zweimalige „Wohlan“, das wie eine gegenseitige Anfeuerung und Anstiftung wirkt. Das gemeinsame Projekt lebt von der gemeinsamen Kommunikation. „Wohlan, lasst uns Ziegel streichen und feuerfest brennen.“ Sie verwendeten Ziegel statt Stein und Asphalt statt Mörtel.
Dann sprechen sie: „Wohlan, lasst uns eine Stadt bauen und einen Turm, dessen Spitze bis an den Himmel reicht, damit wir uns einen Namen machen.“
Die gemachte Einheit als Ausdruck menschlicher Selbstbehauptung
Gemeinschaftsprojekt
Helmut Frey, der Alttestamentler, schreibt dazu: Leise klingt in dieser sich gegenseitig anfeuernden Gemeinschaftsverbundenheit die Freude und das Kraftgefühl einer Gemeinsamkeit an, die nicht mehr als Geschenk von oben wahrgenommen wird, sondern losgelöst von oben. Der Mensch besinnt sich auf seine eigenen Möglichkeiten.
Kulturelle Gestaltungsmöglichkeiten werden in Vers drei und vier geschildert. Diese können zum Guten genutzt werden. Ziegel und Asphalt sind als Baumaterial für die Region Babylon durchaus bekannt. Wir können Kultur gestalten und entwickeln, durchaus in der Linie von 1. Mose 1,28: „Macht euch die Erde untertan“.
Doch der Mensch trägt immer sein Herz mit sich, und seine kulturelle Betätigung wird nie mehr neutral erfolgen können. Das gilt für alles, was wir kulturell gestalten – es ist niemals neutral. Gottes Wort legt den Finger schonungslos auf die offene Wunde, auf das sündige Motiv, in Vers vier am Ende. Gott sagt, warum sie das machen, mit welcher Ausrichtung: dass sie sich einen Namen machen wollen, damit sie nicht zerstreut werden über die ganze Erde.
Hier zeigt sich ein Doppelmotiv: sich einen Namen machen, Eigenruhm zwecks Machterhalt, und die Verweigerung des Gehorsams gegenüber dem Auftrag der Zerstreuung.
Helmut Frey hat das sehr schön beschrieben. Er sagt, das Kraftbewusstsein, also das Bewusstsein der eigenen Möglichkeiten, schwillt an zum Streben. Dieses Streben will alle Schranken zerbrechen, die letzte Abhängigkeit von einer ewigen Macht abschütteln, den Fuß in den Himmel setzen und den Namen Mensch an die Stelle Gottes in die Sterne schreiben.
Der Mensch will sich selbst verewigen. Der geplante Turm dient als Mittel zum Zweck und als Motivation, die Leute zusammenzuhalten und zu hüten. Das gemeinsame Projekt soll sie aneinander binden, miteinander verbinden und zusammenschweißen.
Hier finden wir, liebe Geschwister, zum ersten Mal programmatisch ausgedrückt, was es heißt, eine von Menschen organisierte, eine von Menschen gemachte Einheit. Eine künstliche Einheit im Dienst der Selbstbehauptung und Selbstverherrlichung gegenüber Gott.
Dieses Bauprojekt soll es jedem ins Herz schreiben und der ganzen Welt vor Augen führen: Gemeinsam sind wir stark. Wenn wir zusammenhalten, dann werden wir es schaffen. Wir müssen nur zusammenhalten. Dann können wir sogar Gottes Pläne durchkreuzen.
Wir müssen nur zusammenhalten.
In Babylon sehen wir den Prototyp für die gemachte Einheit. Punkt eins war die geschenkte Einheit, und jetzt sind wir schon bei Punkt zwei: die gemachte Einheit im Dienst der Selbstverherrlichung.
Der Turm als Symbol menschlichen Größenwahns
Der Turm an sich ist nicht so wichtig. Es wird hier nicht behauptet, dass die Menschen mit einem primitiven Weltbild glauben, sie könnten Gott erreichen, wenn sie einfach nur genügend Stockwerke bauen. Das steht hier nicht.
Vielmehr soll die Höhe des Bauwerks einen Anspruch markieren und dokumentieren. Ähnlich wie Wolkenkratzer in den Bankenvierteln von Frankfurt oder New York oder wie der teilweise größenwahnsinnige Bau der Elbphilharmonie. Es muss dabei nicht immer nur die Höhe sein, sondern auch die Ausstattung eines solchen Bauwerks kann einen Anspruch ausdrücken.
Beim Bau der Hamburger Elbphilharmonie zum Beispiel wurden für einfache Papierhandtuchspender, hier meine Anregung für Horst Felsenrund in den Toilettenanlagen des Stücks, 957 Euro bezahlt. Da wundert es nicht, dass die Kosten so explodiert sind. Die Elbphilharmonie hat insgesamt etwa 866 Millionen Euro verschlungen, wovon rund 800 Millionen von den Steuerzahlern getragen werden müssen. Das ist ebenfalls eine Form von Größenwahn und auch ein Ausdruck des Selbstverständnisses derer, die dort bauen.
Es ist interessant, dass man sich aufgrund archäologischer Funde recht gut vorstellen kann, wie dieser Turm damals angelegt war. Diese babylonische „Elbphilharmonie“ ist heute als Ziggurat bekannt – ein religiöser Prachtbau, eine Pyramide aus mehreren abgestuften Plattformen, die nach oben hin zulaufen. Könnt ihr euch das vorstellen? Die Stockwerke sind durch Treppen miteinander verbunden. Im obersten Stock befindet sich ein geweihtes Heiligtum. Man hofft, dass sich die verehrten Götter dort einfinden werden. Das ist der Gedanke: Wir machen es euch schön, wir kommen euch so weit wie möglich entgegen, vielleicht setzt ihr euch dort nieder.
Babel bedeutet in der Sprache der Turmbauer „Tor der Götter“. Für die Menschen dient dieser Turm und die Stadt als Projekt zur Identitätsstiftung. Er ist eine gemeinsame Idee, eine gemeinsame Bauidee, ein Prestigeobjekt. Man beweist sich selbst und anderen, was man kann.
Damit setzen sie sich ein Denkmal gegen die Vergänglichkeit. Sie geben sich gegenseitig Halt, bleiben eng beieinander und schaffen sich einen Raum der Geborgenheit. So sichern sie sich gegen mögliche Zukunftsgefährdungen.
Auf diese Weise feiert der Mensch sich selbst in seiner Machtentfaltung. Er inszeniert sich als Maß aller Dinge in diesem Prachtwerk von Stadt, in diesem Monstrum von Turm.
Historische und mythologische Dimensionen des Turmbaus
Und der Turmbau zu Babel – ist das damals wirklich so passiert, liebe Geschwister?
Das ist der Anspruch des biblischen Textes: Er beschreibt Geschichte, die tatsächlich so stattgefunden hat. Wenn wir die Bibel ernst nehmen, können wir das nicht anders sehen.
Bis heute bedienen sich Regime und Herrschaftssysteme immer wieder solcher symbolischer Prachtarchitektur – als Zeichen der eigenen Macht und als Anschauungsunterricht für die Massen. Denken wir nur an die Bauwerke der Kommunisten oder der Nazis. Es müssen nicht nur Bauwerke sein, es können auch andere Prestigeobjekte sein, wie Großveranstaltungen.
Der Turmbau zu Babel ist damals wirklich so passiert, aber dieser Aufstand damals war auch prototypisch. Er war ein Prototyp für einen menschlichen Impuls, der sich in der Geschichte immer wieder wiederholen sollte.
Jetzt kommt noch etwas Wichtiges, das gerade auch für die Schüler wichtig ist, die im Religionsunterricht mit dieser Fragestellung immer wieder befasst werden: Es ist kein Wunder, dass es mythologische Restbestände des wirklichen Geschehens in vielen anderen Kulturen gibt.
Wer daran interessiert ist, kann dazu ein kleines Büchlein von Fred Hartmann lesen: „Der Turmbau zu Babel – Mythos oder Wirklichkeit?“ Darin vergleicht er die Turmbausagen der Völker mit dem Turmbau-Bericht der Bibel.
Die evolutionistische Ideologie hat eine spezielle Erklärung für diese unterschiedlichen Berichte und Textformen. In der evolutionistischen Glaubensanschauung heißt es: Am Anfang war der Mythos, am Anfang standen diese märchenhaften Vorstellungen von Göttern und Türmen. Später habe Israel diese Texte übernommen, gereinigt, entmythologisiert und daraus einen Bericht gemacht.
Das ist die evolutionistische Deutung – vom Polytheismus zum Monotheismus, wenn man so will.
Die biblische Sicht ist eine andere. Die Bibel sagt: Am Anfang war das Ereignis, also der reale Turmbau zu Babel und seine historische Aufzeichnung in 1. Mose 11. Die verschiedenen Völker nahmen bei der Zerstreuung die Erinnerung mit und malten sie später mythologisch aus. Sie verbanden sie mit ihrer Religion.
Das ist die biblische Erklärung: Am Anfang steht das Ereignis, und später erfolgt die Mythologisierung, inspiriert von den Religionen der Völker.
Die bekannteste Form und Fassung dieser Mythologisierung ist das babylonische Schöpfungsmythos „Enuma Elisch“. Viele von Ihnen haben es bestimmt schon einmal gelesen. Enuma Elisch ist in Keilschrift verfasst. Dort wird auch von der Erbauung Babylons und eines Tempelturmes gesprochen. Es ist sogar von der Herstellung von Ziegeln die Rede – das ist Mythologisierung!
Daneben gibt es noch eine sumerische Tradition, die eine Zeit beschreibt, als alle Welt die gleiche Sprache sprach. Die Geschichte heißt „Enmerkar und der Herr von Arata“. Dort wird erzählt, dass Enki, der Herr der Götter, die Sprache in ihrem Mund änderte und Zwiespalt in jene Sprache brachte, die bis dahin einheitlich gewesen war.
So also ist dieses sumerische Epos eine spätere Mythologisierung dessen, was wir in dem biblischen Bericht vorliegen haben.
Zu Nebukadnezars Zeiten, also mehr als eineinhalb Jahrtausende nach dem Ereignis, gab es in Babylonien einen Tempel für den Gott Marduk, ein Heiligtum namens Esagila. Man kann es übersetzen als „Haus des sich aufhebenden Hauptes“ – also auch dieses nach oben Streben.
Es gab einen siebenstöckigen Turm, berühmt unter dem Namen Etemenanki, „Haus der Fundamente von Himmel und Erde“. Er war etwa 91 Meter hoch, mit einer Seitenlänge von 90 Metern. Der Etemenanki gehörte auch zu den Weltwundern.
Das zeigt: Der Turmbau zu Babel hat Folgen gehabt. Es entstand eine mythologische Folgegeschichte, die immer wieder in verschiedenen Religionen umgesetzt wurde.
Die Rebellion gegen Gott und ihre Folgen
Der Turm wurde nicht nur zur Selbstbestimmung errichtet, sondern hier zeigt sich auch der verzweifelte Versuch, dem Willen Gottes zu widerstehen und dennoch erfolgreich zu sein.
Wir begegnen einer tragischen Verbindung von titanenhafter Rebellion und zugleich kleinmütiger Hilflosigkeit. Diese Menschen meinen, gegen Gott aufzustehen, sagen aber zugleich ängstlich: „Wir wollen uns nicht zerstreuen.“
Auf den ersten Blick sieht man den menschlichen Macher, der vor Selbstbewusstsein strotzt und vor Kraft kaum laufen kann. Er hält sich für unverwundbar. Genau diese innere Haltung finden wir auch bei den Machern der Titanic. Auch sie waren wie besoffen von ihren eigenen Möglichkeiten und sagten: „Wohlan, lasst uns dieses Riesenschiff bauen. Nicht einmal Gott kann es zum Sinken bringen.“
Der Philosoph Gadamer hat gesagt, Titanismus sei das trotzige Auf-sich-selbst-Bestehen des Menschen gegenüber dem Göttlichen. Vielleicht kennst du das auch von dir. Genauso haben sie in Babel gedacht, gefühlt und gehandelt: „Wenn wir uns zusammentun, erreichen wir alle Ziele.“
Dieser Glaube treibt die Globalisierer aller Couleur bis heute voran: ein Europa, eine Welt, eine Religion, eine große Ökumene, eine gemeinsame europäische Anstrengung. Der Glaube, Einheit schaffen zu können, war letztlich der Treibstoff aller Diktaturen.
„Wir werden alles einen, wir werden alles zusammenführen, wir werden alles gleichmachen.“ Das heißt auch: „Wir werden alles plattmachen.“ Dann schaffen wir die klassenlose Gesellschaft, das tausendjährige Reich, das Paradies auf Erden.
Dahinter steckt etwas Urmenschliches: die gemachte Einheit als verzweifelter Versuch der Selbstbehauptung gegen Gott. Darum geht es hier. Wenn wir diesen Geist verstehen, verstehen wir auch die Einigungsprojekte heute.
Natürlich durchschaut nicht jeder seine Motive. Aber das Streben nach gemachter Einheit zur Erreichung bestimmter Ziele ist auch für die Gemeinde Jesu eine immer wiederkehrende Versuchung, ihr Lieben.
Die wahre Einheit in Christus
Deshalb hat der Herr Jesus noch vor seiner Kreuzigung seinen Jüngern deutlich gemacht, worin die wahre Einheit besteht (Johannes 17). Nämlich im gemeinsamen Glauben an ihn und an seine offenbarte Wahrheit. Diese Einheit ist unsichtbar, aber unzerstörbar. Sie besteht darin, dass wir ihm folgen, so wie die Heilige Schrift ihn offenbart.
Diese Einheit Jesu gewinnt immer wieder sichtbare Gestalt in seiner Gemeinde. Sie zeigt sich auch in einer Konferenz wie dieser, in der sich die Gemeinde Jesu versammelt, um sein Wort. Die Einheit besteht in der gemeinsamen Bindung an seine Wahrheit.
Die Bibel warnt jedoch vor einer künstlichen religiösen Einheit (siehe Offenbarung 17). Sie warnt vor dem pragmatischen Irrtum, man brauche nur den kleinsten gemeinsamen Nenner. Und Sie wissen das: Die Bibel verbindet diese Warnung vor dem kleinsten gemeinsamen Nenner und der künstlichen religiösen Einheit mit jener Stadt, in der der Prototyp dieser gemachten Einheit stand – nämlich Babel.
Deshalb begegnet Babel in Offenbarung 17 wieder, wo es um die religiös organisierte Einheit geht. Diese verbindet sich dann mit der politisch organisierten Einheit in Offenbarung 18. Die Reformatoren haben in der Hure Babylon von Offenbarung 17 das Papsttum gesehen.
Wohl an, könnte man Vers 4 auch so übersetzen: Lasst uns eine ökumenische Bewegung organisieren, damit wir gegenüber der Gesellschaft eine bessere Position haben. Lasst uns eine ökumenische Bewegung konstruieren, damit der säkulare Staat das christliche Anliegen ernster nimmt und die Presse uns nicht an den Rand drängt. Lasst uns Ökumene machen, damit wir uns nicht zerstreuen und nicht in gesellschaftlicher Bedeutungslosigkeit versickern.
Unter diesem Gesichtspunkt müssen wir einige Worte zum Christustag sagen, der vorgestern hier quasi in der Nachbarschaft stattgefunden hat, am Donnerstag. Er hat sich in diesem Sinne auch als Großprojekt organisiert und gefeiert. Zwanzigtausend Menschen in einem Stadion – dagegen ist erst einmal nichts zu sagen. Gegen das Großprojekt als solches nicht. Wir würden uns auch freuen, wenn hier zwanzigtausend Menschen säßen – das ist noch ausbaufähig, Kurt Philipp.
Das Problem, liebe Zuhörer, ist nicht das Großprojekt an sich. Das Problem wird deutlich, wenn man das heutige Projekt des Christustages mit den Anfängen vergleicht. Die Eltern unter euch werden das noch wissen: Der Christustag begann einmal als Gemeindetag unter dem Wort in den Siebzigerjahren – viele nicken, die wissen das noch.
Dieser Gemeindetag unter dem Wort wollte eine bibeltreue Position beziehen gegen die Bibelkritik, gegen den Liberalismus und gegen die Unterwanderung der Kirchen und Gemeinden durch eine gegen die Bibel gerichtete Ideologie. Er war ein Positionslicht der Bibeltreuen.
Daraus wurde im Laufe der Jahre der Christustag. Aus einer Gegenveranstaltung wurde ein Gemeinschaftsprojekt mit den Liberalen. Noch nicht ganz mit den Liberalen, das kommt erst noch, aber das Ziel ist schon klar definiert: Nächstes Jahr ist Kirchentag in Stuttgart, und nächstes Jahr wird der Gemeindetag seine Veranstaltung unter dem Dach des Kirchentages feiern. Das ist Programm, das ist schon so festgelegt.
Es ist auch interessant, wie zurückhaltend sich die Führer des Christustages schon heute gegenüber dem Kirchentag äußern. Der Leiter, Ralf Albrecht, der Vorsitzende der Christusbewegung Lebendige Gemeinde – das ist diese konservative Gruppe in der württembergischen Synode – hat kürzlich gesagt: „Der Kirchentag ist ein Festival, das die gesamte Bandbreite der Kirche zeigt, der Kirchentag.“ Und dann verglich er: „Beim Christustag geht es mehr um das Spirituelle und um den Gottesdienst.“
Aber merkt ihr, was hier geschieht? Er verzichtet auf jegliche Wertung. Er sagt nicht, der Kirchentag sei ein Tiegel der Irrlehre, sondern er nennt es unterschiedliche Akzente: Dort die ganze Bandbreite, hier stärker auf Spiritualität und Gottesdienst. Keine Wertung.
Dieses „Keine Wertung“ geht so weiter, dass man sich offensichtlich leise von der früheren Geschichte distanziert. Ein Bruder hat mich gestern darauf hingewiesen: In den Stuttgarter Nachrichten vom 18. Juni, also letzten Mittwoch, ist ein Artikel erschienen, in dem Rolf Hille zitiert wird, einer der Sprecher der Evangelikalen.
Er erinnert sich an die alten Zeiten der theologischen Auseinandersetzungen und wird mit den Worten zitiert: „Man ließ Professoren gegeneinander antreten wie Gladiatoren.“ Ich würde sagen, das war gut – da hat man wenigstens die Gegensätze noch ausgetragen.
Jetzt klingt das wie eine leise Distanzierung davon. Es wurde ein Antikirchentag gegründet, sagt Hille. Der Journalist schreibt, dass es so den Eindruck macht, als ob Hille froh wäre, dass das überwunden sei.
Die Stuttgarter Nachrichten schreiben weiter: An diesem Feiertag, also vorgestern am Donnerstag, soll das Kriegsbeil nun begraben werden. Man will nicht in alten Wunden wühlen, man will die Gräben zuschütten.
Obwohl sich die Seite der Liberalen und Bibelkritiker in keiner Weise gewandelt hat. Es ist ja noch viel schlimmer geworden im Vergleich zu 1969: Inzwischen dürfen homosexuelle Partnerschaften in evangelischen Pfarrhäusern leben. Wer hat sich da gewandelt?
Hille wird noch einmal zitiert mit dem Satz: „Es gibt nur noch das Positive, die Gemeinsamkeiten, ganz ohne Gegenpositionen.“ Rolf Hille ist froh über diese Entwicklung.
Dann wird Ralf Albrecht zitiert: „Wir wollen lieber darüber sprechen, was unser gemeinsamer Schatz ist.“ Ja, man sucht die Einheit, und man lädt dann eben auch Frau Kessmann ein.
Das Fazit der Stuttgarter Nachrichten lautet: Die Signale stehen auf Annäherung. Im kommenden Jahr wollen der Kirchentag und der Christustag in Stuttgart gemeinsame Sache machen. Und dann wird noch einmal Albrecht zitiert: „Wir feiern dann unter dem Dach des Kirchentags, Anfrun Leichnam in der Porsche Arena, den Christustag.“ Das ist der neue Weg zur Einheit.
Wenn dieser Artikel ganz falsch gewesen wäre, dann hätte ja die Möglichkeit bestanden, dass sich die Verantwortlichen am vergangenen Donnerstag davon distanzieren. Aber ich habe bisher noch nicht den Hauch einer Distanzierung wahrgenommen.
Tja, und dann ist Frau Kessmann am letzten Donnerstag aufgetreten und hat die Bibelkritik vor dem Forum des Christustages verteidigt. Sie sagte wörtlich: „Evangelischer Glaube bindet sich nicht an Dogmen, wir dürfen die Bibel kritisch lesen.“ Damit meint sie historisch-kritisch. „Das ist reformatorische Freiheit“, sagte Frau Kessmann auf dem Christustag.
Mir ist nicht bekannt, dass einer der Verantwortlichen ans Pult getreten wäre und gesagt hätte: „Frau Kessmann, das ist nicht unsere Position und auch nicht die Position der Reformatoren.“ Wenn er das getan hätte, wäre es bestimmt berichtet worden.
Liebe Zuhörer, das ist gemachte Einheit!
Diese Öffnung zum theologischen Liberalismus geht schon seit langem einher mit einer zunehmenden Öffnung auch gegenüber der römisch-katholischen Kirche.
Es ist euch aufgefallen, dass die Vorbereitung des Christustages begleitet war von diesem sogenannten Aufruf „Zeit zum Aufstehen“? Viele von euch haben das gelesen?
Das ist eigentlich zunächst ein ordentlicher Text. Sieben biblische Grundwahrheiten werden dort festgehalten, zum Beispiel: Jesus ist der Sohn Gottes, und die ganze Bibel ist Gottes Wort. Das steht da in diesem Aufruf.
Aber das ist verwirrend: Einerseits sagt man das, andererseits lädt man Leute ein, die genau das Gegenteil behaupten. Wie Frau Kessmann, die eben genau sagt, Jesus sei nicht von der Jungfrau geboren. Das hat sie an anderer Stelle wiederholt festgehalten.
Und sie hat wirklich die Chuzpe, muss man sagen, auf dem Christustag selbst hinzustehen und zu sagen, die Bibelkritik sei reformatorisch.
Man distanziert sich vom früheren Streit gegen die Bibelkritik und legt gleichzeitig diese sieben Punkte vor. Das ist ein Verwirrspiel.
Damit beruhigt man die einen, die sagen: „Warum, die haben doch sieben gute Punkte.“ Man kooperiert mit Leuten, die eigentlich genau gegen diese sieben Punkte stehen und das Gegenteil behaupten.
Man signalisiert sozusagen Offenheit nach allen Seiten.
Noch wichtiger als der Text „Zeit zum Aufstehen“ sind die zwölf Erstunterzeichner, die diesen Text verantworten.
Dort finden Sie den Allianzvorsitzenden Michael Diener, Ralf Albrecht und Hartmut Steep. Aber Sie finden auch Henning Dobers, den Chef der charismatischen geistlichen Gemeindeneuerung in Deutschland.
Unter den zwölf Erstunterzeichnern ist auch Gerhard Pross aus Esslingen.
Wer ist Gerhard Pross aus Esslingen? Er ist dort der Vertreter der ökumenischen Bewegung „Gemeinsam für Europa“. Gerhard Pross ist der Sprecher des deutschen Koordinationsteams der Organisation „Gemeinsam für Europa“.
Was will die Aktion „Gemeinsam für Europa“? Wie stellt sie sich selbst vor? Ich lese das nun einmal vor:
Sie ist ein internationales Netzwerk, das sich über Europa hinaus erstreckt. In diesen Gemeinschaften sind evangelische, katholische, anglikanische, orthodoxe und freikirchliche Christen engagiert.
Sie suchen als eigenständige Gruppierung ein Miteinander in der Vielfalt der unterschiedlichen Spiritualitäten, Charismen und Strukturen. Eine gelebte Gemeinschaft aus dem Reichtum der verschiedenen Gaben. Ein Bündnis der gegenseitigen Liebe ist die Grundlage dieser Vision.
Man anerkennt gegenseitig: Wir sind alle in gleicher Weise Christen, wir stehen alle in gleicher Weise auf dem Boden der Bibel und haben unterschiedliche Traditionen und Prägungen. Deshalb wollen wir nun in dieser Weise zusammenarbeiten.
„Miteinander für Europa“ hat 2014 den europäischen Sankt-Ulrichs-Preis erhalten.
Das ist ein Preis, den auch schon etwa Helmut Kohl oder der polnische Erzbischof Alfons Nossol bekommen haben. Es geht um alle, die Europa in der einen oder anderen Weise spirituell fördern und Europa eine Seele geben wollen.
Die Überreichung dieses Preises an „Gemeinsam für Europa“ erfolgte am 9. Mai durch einen römischen Kardinal. In seiner Laudatio im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes würdigte er die Arbeit von „Miteinander für Europa“ und sagte:
„Das ist bezeichnend: Die Gemeinschaften haben im ‚Miteinander für Europa‘ ihre gelegentlich eng gefasste Weltanschauung hinter sich gelassen. Ihre gelegentlich eng gefasste Weltanschauung hinter sich gelassen, um anderen Christen entgegenzugehen und Räume der Liebe zwischen den Getrennten zu ermöglichen.“
Pross, wie gesagt, als Erstunterzeichner dieses Aufrufs, macht deutlich: „Miteinander für Europa“ sitzt mit im Boot, und diese sieben Thesen sind durchaus offen für eine ökumenisch orientierte Interpretation.
Das ist die Situation, liebe Geschwister, und das ist auch der Hintergrund des Christustages.
Ein aktuelles Beispiel für gemachte religiöse Einheit – nicht auf Grund gemeinsamer Wahrheit, sondern zur Erreichung bestimmter strategischer Ziele.
Wir können in den ersten Interviews, die als Reaktion über YouTube geschaltet sind, sehen, dass die Menschen fasziniert sind. Wir können auch nicht von jedem verlangen, dass er diese Zusammenhänge versteht. Deswegen müssen wir sie ja deutlich machen. Das liegt gewissermaßen im Verborgenen, das steckt dahinter.
Faszination der gemachten Einheit – und so war es auch hier.
Wohlan, lasst uns eine Stadt bauen und einen Turm, dessen Spitze bis an den Himmel reicht.
Doch Gott lässt die Türme nicht in den Himmel wachsen. Gott legt die Axt an jene Fähigkeit, die er selbst geschenkt hat und die für die Einheit so unverzichtbar war – nämlich die gemeinsame Sprache.
So kommt als Drittes nach der geschenkten und der gemachten Einheit die gerichtete Einheit.
Das ist das Dritte, wenn ihr mitschreibt: Drittens die gerichtete Einheit.
Die gerichtete Einheit: Gottes Eingreifen und Zerstreuung
Ihr Lieben, aus der Zusammenrottung wird jetzt Zerstreuung. Da stieg der Herr hinab, Vers fünf. Das ist eine ironische Formulierung.
Ja, Sie bauen ihr Großprojekt, und so nehmen sich unsere Großprojekte in den Augen Gottes aus. Da stieg der Herr hinab – das ist aus Gottes Perspektive wie ein Ameisenhaufen, und die Ameisen fühlen sich wie der Nabel der Welt. Aber Gott muss im bildlichen Sinne herabsteigen, und wir werden an Psalm 2, Vers 4 erinnert: Der im Himmel wohnt, lacht ihrer.
Dann Vers 6: Und der Herr sprach: Siehe, sie sind ein Volk, sie sprechen alle eine Sprache, und dies ist erst der Anfang ihres Tuns. Jetzt wird sie nichts davon zurückhalten, das zu tun, was sie sich vorgenommen haben.
Wohlauf, lasst uns hinabsteigen und dort ihre Sprache verwirren, damit keiner mehr die Sprache des anderen versteht.
Alle unsere Möglichkeiten, ihr Lieben, sind geschenkt. Alle unsere Möglichkeiten sind gewährt und können von Gott jederzeit innerhalb kürzester Zeit zurückgenommen werden. Und das ist tröstlich, ihr Lieben: Keine menschliche Logistik und keine menschliche Strategie wird über Gottes Pläne siegen können.
Schaut hin, selbst noch im Gericht schützt Gott den Menschen vor der Eigendynamik seiner eigenen Sünde. Hier haben wir die gleiche Grundstruktur wie nach dem Fall von Adam und Eva. Was hatten wir da gelesen? Gott hat sie rausgeschmissen aus dem Paradies – warum? Um sie zu schützen.
1. Mose 3,22: Und der Herr sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unser einer, indem er erkennt, was gut und böse ist. Nun aber, dass er nicht seine Hand ausstrecke und auch vom Baum des Lebens nehme und esse und ewig lebe, also dass der Mensch sich in seiner Sündhaftigkeit verewige.
Um das zu verhindern, schmeißt Gott ihn raus aus dem Paradies. Gott schützt noch im Gericht den Menschen vor der Eigendynamik seiner eigenen Sünde. Und genau das Gleiche passiert hier, damit sie sich nicht noch mehr verrennen. Die Sprachverwirrung hindert die Menschen daran, ihr verirrendes Projekt noch weiter voranzutreiben.
Ihr Lieben, alle Projekte, die Gottes Willen zuwiderlaufen, müssen scheitern – alle, alle!
Vers 8: So zerstreute der Herr sie von dort über die ganze Erde, und sie hörten auf, die Stadt zu bauen. Gottes Wille kommt immer zum Ziel, notfalls durch unsere Sünde hindurch. Dass Gott seinen Willen durchsetzt, darum müssen wir uns keine Sorgen machen.
Für uns ist es wichtig, dem Willen Gottes zu entsprechen. Seht, der Turmbau zeigt, was zum einheitsstiftenden Symbol werden sollte – das wird zur Initialzündung für die Zerstreuung.
Ja, was der eigensinnige Mensch um jeden Preis verhindern wollte, das wird durch seine eigene Schuld umso schneller zu seinem Schicksal. Helmut Frey hat darauf aufmerksam gemacht, dass es in Vers 7 heißt: Dort hat Gott sie zerstreut, dort! Das heißt, genau an jenem Punkt, wo die Menschheit ihre Größe und ihre Unsterblichkeit durchzusetzen glaubte, da hat Gott sie den Weg in die Machtlosigkeit und in die Zerstreuung geführt.
Seht hin, Gott reagiert exakt auf die Rebellion dort, und Gott markiert das durch die Aufnahme des Wohl an. Zweimal haben die Menschen gesagt, in Vers 3 und Vers 4: Wohlan, lasst uns die Ziegel bauen, wohlan, lasst uns den Turm und die Stadt konzipieren und realisieren. Und ja, sagt Gott, wohlan, Vers 7: Wohlan, lasst uns hinabsteigen und ihren Ameisenhaufen betrachten. Lasst uns das tun!
Das kann den Majestätsplural ausdrücken, das kann eine Vorschattung der Trinität enthalten. Das kann auch die Aufforderung des Engelheeres einschließen: Lasst uns jetzt eingreifen!
Ihr Lieben, noch der Name, den dieser Ort erhält: Babel wird den Stempel des Gerichts tragen und wird die Niederlage der Rebellen dokumentieren. Jetzt wird Babel zum Synonym, zum Etikett für Hochmut, zum Etikett für moralische Verkommenheit, für Babelzustände, zum Etikett der Auflehnung gegen Gott.
Babel wird zum Synonym für Selbstüberhebung, die scheitert. Was für eine Ironie! Nach babylonischem Selbstverständnis bedeutet Babel „Tor der Götter“ – denkt an die Ziggurat und das Quartier da oben. Und was macht Gott aus dem Tor der Götter? Den Prototypen für Chaos und Hilflosigkeit.
Für hebräische Ohren klingt Babel wie eine Lautmalerei und erinnert an das hebräische Verb balall, und das bedeutet verwirren. Deswegen steht hier in Vers 9: Daher gab man ihr den Namen Babel, weil der Herr dort die Sprache der ganzen Erde verwirrte.
Balall – das ist Gottes Perspektive, der Prototyp des Chaos und der Hilflosigkeit. Denkt an den Berliner Großflughafen: Was als Prestigeobjekt und Weltwunder der Architektur geplant war, endet als Bauruine. Wo Nimrod scheitert, scheitert auch Wobereit.
Für uns persönlich heißt das: Es lohnt sich nicht, dem Willen Gottes zu widerstehen. Es endet immer im Scheitern, ihr Lieben, es endet immer im Scheitern.
Wir sollten uns vielmehr die Mühe machen, den Willen des Herrn zu erforschen. Wir sollten uns vielmehr darauf konzentrieren, den Herrn zu bitten: Zeige mir deinen Willen und lass mich in deinem Willen beten!
Der CLV hat ja dieses wunderbare Andachtsbuch mit Gebeten von Luther herausgegeben. Wolfgang Bühne hat mir vorhin gezeigt, dass genau unter dem 21.06., also unserem Datum, ein Hinweis steht, eine Auslegung, die sich bezieht auf Matthäus 8,2: Dort kommt der Aussätzige zu Jesus und sagt zum Herrn: Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen.
Luther schreibt dazu: Darum gefiel dem Herrn das Gebet dieses Aussätzigen so gut, dass er es alsbald erhörte. Denn wenn wir alles seinem Willen anheimstellen und nur begehren, was ihm gefällt, so kann er es nicht lassen, wiederum das zu tun, was uns gefällt.
So bewirkt ein Gebet, schreibt Luther, dass Gott ergeben ist und uns gibt, was wir erbitten.
Lasst uns darum verstärkt den Herrn bitten, dass wir seinen Willen erkennen und dass wir seinen Willen nicht nur erkennen, sondern dass wir dann auch wirklich den innersten Wunsch und die Sehnsucht haben, seinen Willen zu tun.
Die Fortsetzung der Babelgeschichte und die geistgewirkte Einheit
Ich komme langsam auf die Zielgerade. Wie ist die Babelgeschichte weitergegangen?
Anderthalb Jahrtausende, wahrscheinlich noch länger, später wurde die Stadt zum Mittelpunkt des Babylonischen Reiches unter Nebukadnezar im siebten Jahrhundert vor Christus. Ihr wisst, das Volk Israel wurde dann nach Babylon deportiert, und zwar bis 587 v. Chr. Gott gebraucht die Babylonier, um sein Volk zu erziehen.
Im letzten Buch der Bibel, in der Offenbarung, richtet die Heilige Schrift den Blick nach vorne auf dieses große religiöse Einheitsprojekt, das seinen Mittelpunkt in Babel hat. Ob das nun die Stadt Babel selbst ist oder Babel als Synonym für möglicherweise Rom als Zentrum dieses religiösen Großprojektes, denkt an die ganzen Sammlungen der Weltreligionen und der päpstlichen Führung. Offenbarung 17 macht deutlich, dass all dies von Jesus endgültig gerichtet werden wird.
Aber schon im ersten Buch Mose – und das ist so schön – behalten Verwirrung und Zerstreuung nicht das letzte Wort. Auf 1. Mose 11 folgt 1. Mose 12, bekanntlich. Bereits am Beginn von 1. Mose 12 beginnt Gott seine neue Sammlungsbewegung. Da beruft er nämlich Abraham und sagt: „In dir sollen gesegnet werden...“
Und jetzt haben wir wieder so eine Universalaussage: alle Geschlechter auf der Erde. Da haben wir wieder alle auf der Erde – das ist die neu angekündigte Einheit. Gott erwählt Abraham, macht daraus sein erwähltes Volk und ruft die Heiden zum Glauben. „In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“
Der Prophet Stephanus in Apostelgeschichte 7, Vers 9, wird dann in die Zukunft schauen und sagen: Ich will den Völkern, Zephanja 3, Vers 9, reine Lippen geben, damit sie alle den Namen des Herrn anrufen und ihm einträchtig dienen. Reine Lippen, einträchtig dem Herrn dienen, ihn gemeinsam anrufen.
Der nächste epochale Schritt, ihr wisst es, war dann Pfingsten. Pfingsten kehrt die Sprachverwirrung um durch das Sprachwunder. Wo in Babel Nichtverstehen einzog, zieht in Jerusalem Verstehen ein. Da heißt es dann in Apostelgeschichte 2, Vers 7: „Sie entsetzten sich, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa? Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache?“
Und in Vers 11 noch einmal: „Wir hören sie in unseren Sprachen von den großen Taten Gottes reden.“ Das waren echte Fremdsprachen von Leuten, die nie gelernt hatten, diese zu reden. Gott stiftet Verstehen. Bis dahin dachten viele Juden, Gott würde nur auf Hebräisch reden. Gott beweist, dass er alle sprachlichen Barrieren und Hürden überwindet.
So steht hier am Ende nach der geschenkten Einheit, der gemachten Einheit, der gerichteten Einheit viertens und letztens die geistgewirkte Einheit. In der Vielstimmigkeit der Sprachen der Völker wird die eine Wahrheit Gottes verkündigt und verstanden. Und es ist wieder genauso wie in Kapitel 11, Vers 1: Das ist keine menschliche Möglichkeit. Auch diese geistgewirkte Einheit ist ganz Geschenk, ganz Gottes souveränes Geschenk.
Ihr wisst, was die charismatische Bewegung und Pfingstbewegung daraus gemacht haben, die immer auch wieder versucht, sich dieses Geschenkes zu bemächtigen, es auch wieder zu machen, Zungenreden zu lernen und die Bedeutung des Zungenredens umzufunktionieren. Der Mensch versucht immer, sich dessen zu bemächtigen. Aber Gott lässt es sich nicht aus der Hand nehmen.
Echte Einheit, die des Geistes gewirkte Einheit, wieder setzt Gott bei der Sprache an. Das ist doch auffällig. Gegen die Sprachverwirrung von Babylon setzt unser Herr das Sprachwunder von Jerusalem.
In Offenbarung 15, Vers 4 gibt es dann diese große Perspektive, dass alle Welt Gott mit einer Stimme loben wird: „Wer sollte dich, Herr, nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig. Ja, alle Völker werden kommen und anbeten vor dir, denn deine gerechten Gerichte sind offenbar geworden.“ Alle Welt wird mit einer Stimme Gott loben, alle Völker werden kommen und anbeten vor dir.
Pfingsten vereint die Menschen aus den Völkern zum Gotteslob, so wie es in dieser herrlichen Hymne von Wesley besungen wird: „Er ruft aus allen Völkern, doch als ein Volk gezählt.“ So wird Pfingsten auch zum Startschuss für die Weltmission: die geistgewirkte Einheit im Dienst des Gotteslobes und der Weltmission.
Weltmission hat dann wieder mit Sprache zu tun. Wycliffe zeigt: Durch Gottes Geist wird das Evangelium alle sprachlichen Barrieren durchbrechen. Matthäus 28 sagt: Geht hin in alle Welt und verkündigt das Evangelium allen Völkern. Das ist der Auftrag: Geht hin in alle Welt, lernt die Sprachen der Völker, findet Wege, mit allen Völkern zu kommunizieren!
Nicht immer nimmt Gott uns die Arbeit durch ein Wunder ab. Mancher muss Grammatik und Vokabeln lernen. Viele Missionare haben viel Schweiß investiert, um viele Sprachen zu lernen.
Ihr Lieben, als Gott die Völker zerstreute, da war es ein Gericht. Aber jetzt sendet der Herr seine Gemeinde bis in die letzten Winkel der Erde. Wir könnten sagen: Jetzt streut Jesus seine Gemeinde wie einen Samen in die Völkerwelt, damit wir dort in vielen Sprachen die eine ewige Wahrheit ausrichten.
Blühe dort, wo der Herr dich hinsät. Blühe dort, wo der Herr dich als den Zeugen seiner Wahrheit in der Sprache, die er dir geschenkt hat, gebrauchen will.
Abschluss: Gottes souveräne Einheit und unser Auftrag
Kommt der Herr zum Ziel. Er erreicht sein Ziel, vollendet seinen Plan und handelt souverän. Ihm gebührt alle Ehre. Amen.
