Dankbarkeit als Herzenshaltung und Lebensbestimmung
Guten Morgen nochmals, ganz offiziell danke für die Liedbeiträge – es ist super, sie zu hören. Das Lied von Julie, von Bailey, ist eines meiner Lieblingslieder. Der Inhalt, dass Christus in mir lebt, hat mein Leben als Christ sehr verändert. Darum gefällt mir das Lied so gut.
Das Thema für heute ist Dankbarkeit. Dietrich Bonhoeffer hat einmal gesagt: Dankbarkeit öffnet den Weg zu Gott. Negativ formuliert bedeutet das, Undankbarkeit verschließt den Weg zu Gott.
Dankbarkeit hat zunächst wenig mit unseren Umständen zu tun. Vielmehr ist Dankbarkeit in erster Linie eine Herzenshaltung. Sie bestimmt letztlich unser Leben. Deshalb ist Dankbarkeit kein Nebenthema, sondern eigentlich ein Hauptthema.
Es gibt einen Spruch, der lautet: „Du säst einen Gedanken und du erntest eine Tat. Du säst eine Tat und du erntest eine Gewohnheit. Du säst eine Gewohnheit und du erntest einen Lebensstil. Du säst einen Lebensstil und du erntest eine Bestimmung.“ Es beginnt mit einem Gedanken und endet mit der Bestimmung deines Lebens.
Unser Leben kann von Dankbarkeit bestimmt sein. Es kann aber auch von Bitterkeit bestimmt sein. Bei Menschen, die Suizid begehen, hat man festgestellt, dass nicht unbedingt ein katastrophales Ereignis sie dazu führte. Vielmehr war Verzweiflung ihr Lebensstil geworden. Dann braucht es oft nur eine Kleinigkeit, um das Leben zu beenden.
Die Geschichte von John Tauler: Dankbarkeit trotz Leid
Eine Geschichte, die mich seit langem beeindruckt hat, erzählt von einem gewissen John Tauler. Er war ein Mystiker im vierzehnten Jahrhundert. Acht Jahre lang betete er, dass Gott ihm den Weg zur Vollkommenheit zeigen würde.
Eines Tages, während er betete, hörte er eine Stimme, die zu ihm sagte: „Geh vor die Kirche hinaus, dort triffst du deinen Meister.“ Er stand auf und ging auf die Straße. Dort stand ein Bettler, barfuß, verletzt und blutig.
Tauler grüßte diesen Bettler herzlich und sagte: „Guten Morgen, mein Bruder, möge Gott dir einen guten Tag und ein glückliches Leben schenken.“ Der Bettler antwortete: „Lieber Herr, ich kann mich nicht daran erinnern, jemals einen schlechten Tag gehabt zu haben.“
Erstaunt fragte Tauler ihn, wie das möglich sei, wo doch Trauer Teil eines jeden Menschen ist. Darauf sagte der Bettler: „Sie haben mir einen guten Tag gewünscht, und ich antwortete, dass ich noch nie einen schlechten Tag hatte. Wissen Sie, ich danke Gott jeden Tag, egal ob mein Bauch voll oder leer ist. Wenn ich abgestoßen und verachtet werde, preise ich dennoch meinen Herrn. Ich vertraue Gott einfach, dass er es absolut gut mit mir meint, und darum gibt es für mich keinen schlechten Tag.
Sie haben mir auch ein glückliches Leben gewünscht. Nun, ich bestehe darauf, dass ich immer glücklich bin. Etwas anderes zu sagen, wäre die Unwahrheit, denn meine Erfahrung hat gezeigt, dass alles, was Gott in meinem Leben tut, gut ist. Alles, was ich im Leben empfange, empfange ich aus der liebenden Hand Gottes, sei es Reichtum oder Armut. Sei es bitter oder süß, ich empfange beides aus seiner gebenden Hand.
Ich habe erkannt, dass der Wille Gottes für mein Leben die Liebe Gottes ist. Und weil ich seine Gnade täglich empfange, will ich das, was er für mich will, und darum bin ich immer glücklich.“
Ich könnte das nicht so schreiben, aber das Prinzip stimmt.
Glaube an Gottes Fürsorge trotz Leid
Im Römer 8,28 sagt Paulus: Wir wissen, dass alle Dinge zum Besten dienen, die Gott lieben. Glauben wir das wirklich? Glauben wir, dass alles, was uns geschieht, letztlich zum Besten dient? Wenn wir das wirklich glauben würden, hätten wir keinen Grund, Gott nicht zu danken.
Ich würde es gerne glauben, aber oft fällt es mir schwer. Es ist schwer zu glauben, dass Gott es gut mit mir meint, wenn man erlebt, dass ein junges Kind stirbt, Eltern geschieden werden, jemand vergewaltigt wird oder ein Kind vergewaltigt wird. Dann stellt sich die Frage: Ist das wirklich gut? Kann ich Gott dafür danken?
Und doch sagt das Bibelwort, das für heute gegeben ist, 1. Thessalonicher 5,18: "Sagt Gott Dank in allen Dingen, in allen Umständen." Wie funktioniert das? Wie kann man das tun?
Es ist täglich ein Kampf in unserem Kopf. Dieser Kampf spielt sich ab zwischen dankbar sein oder undankbar sein, die Situation anzunehmen oder damit zu hadern und sich zu beklagen. Es gab Zeiten in meinem Leben, da habe ich mich entschieden, für alles zu danken – vor 25 Jahren. Aber es gab auch Zeiten dazwischen, in denen ich gesagt habe: "Gott, jetzt reicht es mir. Jetzt geht zu viel schief. Jetzt höre ich auf mit dem Danken."
Doch ich habe festgestellt, dass das auch nichts bringt. Dann werde ich noch schlechter gelaunt und launischer. Meine Frau hat auch nichts davon. Also habe ich doch wieder angefangen zu danken.
Die Freiheit der Entscheidung und ihre Folgen
Aber es ist so: Wir haben die Freiheit, unseren Weg zu wählen. Du kannst bestimmen, was du glaubst, um es so auszudrücken. Doch der Glaube bestimmt dann dich.
Das heißt, du kannst wählen, welchen Weg du gehst, aber das Ziel kannst du nicht mehr bestimmen. Nachdem du deinen Weg gewählt hast, ist das Ziel vorgegeben.
Was meine ich damit? In der Seelsorge spreche ich ab und zu mit Menschen, bei denen ich zwischen den Zeilen merke, dass sie bitter geworden sind. Da ist Zorn, da ist Unmut in ihnen.
Manchmal frage ich diese Personen dann: Ist es dein Ziel, ein bitterer, zorniger und unguter Mensch zu werden? Ist das das Ziel für dein Leben? Bis jetzt haben alle gesagt: Nein.
Dann sage ich: Beginne heute zu danken. Denn wenn du nicht heute beginnst zu danken, wirst du ein bitterer, zorniger und unguter Mensch.
Den Weg kannst du wählen, das Ziel nicht. Das wird dir vorgegeben. Letztlich wirst du das, wofür du dich heute entscheidest.
Es gibt einen Spruch, der lautet: Zuerst machen wir die Entscheidungen, und dann machen die Entscheidungen uns.
Die Verbindung von Denken und Danken
Der Apostel Paulus stellt im Römer Kapitel 1 eine sehr interessante Verbindung her, die heute auch von Hirnforschern bestätigt wird. Er zeigt auf, wie eng Denken und Danken miteinander verbunden sind.
Im Römer 1,21 schreibt Paulus: „Weil sie Gott kannten, ihn aber weder als Gott verherrlichten noch ihm Dank brachten, wurden ihre Gedanken töricht und dunkel.“ Das bedeutet: Weil sie nicht dankten, wurde ihr Denken verfinstert. Es gibt also einen direkten Zusammenhang zwischen Danken und Denken.
Ein Mensch, der nicht dankt, dessen Denken wird finster. Ein Mensch, der dankt, dessen Denken wird hell.
In Philippa 4,8 finden wir einen fast schon mahnenden Vers, in dem Paulus sagt, worüber wir denken sollen. Er spricht hier zu den Brüdern und Schwestern und fordert sie auf: „Alles, was wahr ist, alles, was ehrbar, was liebenswert, was wohltuend, was rein ist und wenn es sonst irgendeine Tugend gibt, daran denkt.“
An was sollen wir also denken? An alles, was ehrbar, rein, liebenswert und wohltuend ist.
Ich stelle eine rhetorische Frage: Wäre es für dich völlig in Ordnung, wenn alle Gedanken, die du in den letzten drei, vier oder fünf Stunden seit deinem Aufstehen gedacht hast, jetzt hier auf der Leinwand für alle zu lesen wären? Wäre das für dich okay? Waren all deine Gedanken rein, liebenswert, wohltuend und ehrbar?
Wenn du so bist wie ich, wirst du wahrscheinlich sagen: „Eher nicht.“ Wenn es dir nichts ausmacht, komm später zu mir, ich würde dich gerne kennenlernen.
Nun ist es so: Ich kann nicht einfach sagen, heute hatte ich ein paar schlechte Gedanken, aber ab morgen wird alles anders. Ab morgen stehe ich um sechs Uhr auf und denke nur noch an das, was rein, ehrbar, liebenswert und wohltuend ist.
Ich kann dir heute schon garantieren: Es wird dir nicht gelingen, denn du kannst deine Gedanken nicht kontrollieren.
Aber hier kommt der Schlüssel: Wir können nicht bestimmen, was wir denken, aber weißt du, was du bestimmen kannst? Ob du dankst. Du kannst lernen zu danken.
Und in dem Maße, in dem du dich entscheidest zu danken, wird dein Denken rein. Das ist der biblische Weg zu einem reinen Denken.
Vater Bodelschwing hat gesagt: „In Christus zu reifen bedeutet, Christus zu danken.“
Da wird ein Herz hell, wo es beginnt, dankbar zu sein – auch für die kleinsten Dinge. Da wird das Denken hell, wo wir anfangen zu danken.
Denn Dankbarkeit ist nichts anderes als der Ausdruck meines Vertrauens zu Gott. Ich sage: „Gott, ich verstehe dich zwar nicht, aber ich vertraue dir. Darum danke ich dir – nicht, weil ich mich danach fühle.“
Herausforderungen des Dankens im Leid
Aber Hans-Peter, das ist doch verrückt! Wie soll ich Gott danken für meinen Ehemann, der Krebs hat? Wie soll ich Gott danken für meinen Vater, der Alkoholiker ist? Wie soll ich Gott danken für den Missionar, den sie gerade umgebracht haben? Wie kann ich Gott danken für alltägliche Dinge, wenn mein Kind gerade wieder eine Fünf nach Hause gebracht hat? Wie kann ich Gott danken für meine Tochter, die sich gerade wieder zwei Finger gebrochen hat? Es scheint, als ob das dumm wäre.
Nun, eine Geschichte hat mich schon lange fasziniert. Sie steht im Alten Testament, im ersten Buch Mose. Es ist die Geschichte von Joseph. Die meisten von uns kennen sie: Joseph war der elfte von zwölf Brüdern. In seinen jungen Jahren hat er viel geträumt. Später wurde er besser darin, aber weil er so viel geträumt hat, konnten ihn seine Brüder nicht leiden. Seine Träume waren für sie nicht sehr aufbauend.
Eines Tages brachten die Brüder die Lunchpakete zu den anderen Brüdern, die auf dem Feld arbeiteten. Joseph brachte ihnen die Lunchpakete und sie sagten: „Jetzt werden wir diesen lästigen Bruder los, diesen Träumer.“ Sie verkauften ihn nach Ägypten. Das war eine gemeine Sache, die sie da gemacht haben. Joseph wurde dort weiterverkauft und so weiter. Die meisten von uns kennen die Geschichte. Er war 17 Jahre alt, als er verkauft wurde.
Als er ungefähr 38 Jahre alt war, also etwa 20 Jahre später, trafen ihn seine Brüder wieder in Ägypten. Damals herrschte eine Hungersnot. Joseph sagte zu seinen Brüdern Folgendes. In 1. Mose 45,5 heißt es: „Und nun seid nicht bekümmert und werdet nicht zornig auf euch selbst, dass ihr mich hierher verkauft habt, denn zur Erhaltung des Lebens hat Gott mich vor euch hergesandt. Denn schon zwei Jahre sind Hungersnot im Land, und es dauert noch weitere fünf Jahre. Doch Gott hat mich vor euch hergesandt, um einen Überrest zu bewahren.“
Und weiter in Vers 8: „Und nun, nicht ihr habt mich hierher gesandt, sondern Gott.“
Jetzt etwas Interessantes: Als die Brüder Joseph verkauften, war ihre Motivation total böse. Sie hatten keine Gebetsgemeinschaft, in der sie gefragt hätten: „Lieber Gott, sollen wir Joseph verkaufen? Ist das dein Wille oder nicht?“ Nein, ihre Motivation war böse. Joseph sagte: „Ihr habt mich hierher verkauft.“ Aber dann fügte er hinzu: „Aber darüber hinaus will ich euch etwas sagen: Nicht ihr habt mich hierher gebracht, Gott hat mich hierher gestellt.“
Wisst ihr, warum wir für Dinge danken können, auch wenn sie böse sind? Weil Gott weiß, was läuft, und letztlich zulässt, was für dein Leben gut ist. Oft wird gesagt: „Natürlich, aber Satan ist doch der Fürst dieser Welt.“ Das stimmt auch, das steht im Johannesevangelium, wo Jesus das dreimal sagt. Aber wisst ihr, Satan ist zwar der Fürst dieser Welt, aber Satan ist nicht mein Fürst. Mein Fürst ist der Friedefürst, Jesus Christus.
Darum interessiert mich nicht, was der Fürst dieser Welt macht. Mich interessiert, was mein Fürst mit mir macht. Denn er ist stärker. Und weil Jesus mein Fürst ist, kann ich für alles danken. Ich weiß, er meint es nur gut mit mir. Das heißt nicht, dass du vom Leid verschont bleibst. Aber alles, was dir als Kind Gottes geschieht, ist – ich nenne es „Vater-gefiltert“. Es läuft zuerst durch den Filter des Vaters, bevor es zu dir kommt. Und es ist immer gut.
Ausschließlich darum können wir Gott in allen Umständen danken – nicht weil immer alles so gut läuft.
Dankbarkeit als Gebot und Lebensstil
Es gibt auch Menschen, die sagen: „Ja, aber wenn ich jetzt danke sage und mich nicht danach fühle, dann bin ich ja ein Heuchler.“
Nein, bist du nicht. Denn dankbar zu sein ist ein Gebot. Die Bibel sagt: Dankt in allen Umständen. Der Epheserbrief fordert sogar dazu auf, für alles zu danken.
Das bedeutet, dass ich Gott immer ganz ehrlich sage, was ich denke. Wenn etwas für mich überhaupt nicht angenehm ist, sage ich nicht: „Danke, Vater, super, genau, das ist toll.“ Nein, ich sage zu Gott: „Das ist eine schlechte Idee, glaube ich. Ich habe mir das völlig anders vorgestellt. Ich denke nicht, dass es sinnvoll ist.“
Außerdem kann ich auch sagen: „Es tut mir weh“ oder „Es tut mir leid.“ Aber dann füge ich hinzu: „Herr, ich habe keine Ahnung, warum du das tust. Ich bin auch nicht deiner Meinung, aber Vater, ich danke dir trotzdem.“
Denn du bist größer als ich, du bist klüger als ich, und du meinst es letztlich nur gut mit mir.
Persönliche Erfahrungen mit Dankbarkeit im Leid
Ich kann mich erinnern, dass ich in jüngeren Jahren, bevor ich am Dauernhof begonnen habe, hauptberuflich Bergführer und Skilehrer war. In dieser Zeit habe ich geheiratet – das ist inzwischen 25 Jahre her. Meine Frau Hannelore hat damals die Ausbildung zur Krankenschwester gemacht. Ich war als Bergführer oft auf Berghütten unterwegs.
Zu dieser Zeit war ich auch auf einem Gletscher in Österreich. Bei einer Ausbildung war ich im Team für österreichische Skiführer. Plötzlich bekam ich eine Allergie gegen die Sonne. Ich ging zu vielen Ärzten, aber über zwei Jahre lang wusste niemand genau, was es war. Ein Winter lang konnte ich nicht einmal mehr aus dem Haus gehen, weil ich Wasser unter der Haut hatte. Das war sehr schmerzhaft und unangenehm.
Zur selben Zeit musste meine Frau ihre Krankenschwesterausbildung abbrechen, weil sie eine Allergie gegen Desinfektionsmittel entwickelte. So konnte sie das letzte Jahr nicht fertig machen. Sie hatte einen ziemlich starken Ausschlag, vor allem hier, aber auch teilweise am ganzen Körper. Diese Allergie begleitete sie zwanzig Jahre lang, bis sie vor zwei Jahren endlich verschwand.
Ich erinnere mich, dass wir frisch verheiratet in unserem kleinen Zimmer waren. Um ein oder zwei Uhr morgens standen wir wieder auf. Ich kratzte hier, sie kratzte dort. Man kratzt immer ein bisschen, bis es blutet – dann spürt man ein wenig Erleichterung. Wir fragten uns: Was sollen wir tun? Ich erinnere mich, dass ich ab und zu sagte: „Weißt du was, lass uns beten und Gott dafür danken.“ Warum habe ich das gesagt? Weil ich damals schon etwas wusste: Wenn Gott wollte, könnte er uns beide in einer Sekunde heilen. Das ist für Gott kein Problem.
Wir beteten auch um Heilung. Bei mir speziell geschah das: Nach einem Tag war ich geheilt. Ich glaube an Wunder, ich habe es selbst erlebt. Bei meiner Frau beteten wir ebenfalls, doch da half es nicht sofort. Erst vor zwei Jahren ging es auch bei ihr weg.
Das Interessante war: Warum haben wir Gott gedankt? Weil ich wusste, dass er heilen kann, aber aus irgendeinem Grund tat er es nicht sofort. Ich muss ehrlich sagen, dass ich in diesen zwei Jahren, bevor ich meine Arbeit am Dauernhof begann, mehr in meiner Abhängigkeit zu Gott gelernt habe als in allen Jahren zuvor. Es war eine Vorbereitung.
Ich bin heute sehr dankbar, dass ich damals gedankt habe. M. W. Schlink hat einmal gesagt: „Die Wege Gottes kann man meistens erst hinterher als richtig erkennen, aber vorher kann man ihn anbeten, weil er immer recht führt. Darauf kommt es an.“ Die Wege Gottes kann ich oft erst hinterher als richtig erkennen – sehr oft nicht in der Mitte.
Dankbarkeit als Lebensstil trotz Einschränkungen
Aber Dankbarkeit ist nicht nur eine Phrase, die man vor dem Essen sagt oder wenn man nachts ins Bett geht und nichts weh tut. Dankbarkeit ist ein Lebensstil.
Ich möchte gerne noch eine Geschichte erzählen, die mir sehr gefällt. Es geht um eine alte Frau im Krankenhaus. Eine Studentin besuchte diese Frau etwa einmal im Monat, weil sie von ihr sehr beeindruckt war. Die Frau konnte nur noch ihren Kopf und ihre rechte Hand bewegen, sonst nichts mehr.
Sie sagte zu der Studentin: „Ich bin Gott so dankbar, dass ich noch meinen Kopf und meine Hand bewegen kann.“ Einen Monat später kam die Studentin wieder. Die Frau konnte nur noch ihren Kopf bewegen. Sie sagte: „Ich bin Gott so dankbar, dass ich meinen Kopf noch bewegen kann.“
Einen weiteren Monat später konnte die Frau auch den Kopf nicht mehr bewegen. Trotzdem sagte sie: „Ich bin Gott so dankbar, dass du mich immer noch besuchen kommst.“
Dankbarkeit hat wenig mit den Umständen zu tun. Es ist ein Lebensstil.
Ich möchte uns alle ermutigen: Nimm deine Bibel oder ein anderes Buch, das du oft liest, und schreibe vorne fünf Gründe auf, wofür du Gott danken möchtest. So musst du sie nicht jeden Tag neu erfinden.
Danke Gott für die Dinge, die dir leicht fallen, für die Momente, in denen es dir gut geht. Schreibe dann eine Sache dazu, für die es dir besonders schwerfällt, dankbar zu sein. Vielleicht ist es ein Mensch, der dir lästig ist – danke Gott auch für diesen Menschen. Vielleicht ist es eine Krankheit, die dich sehr belastet – danke Gott auch dafür.
Entscheide es für dich.
Mitgefühl und Ermutigung im Leid
Ein letztes noch: Wenn man in der Seelsorge im Gespräch ist und jemandem geht es schlecht – vielleicht hat diese Person einen lieben Menschen verloren – dann ist das Letzte, was ich diesem Menschen sagen würde, „Danke Gott dafür“. Das wäre eine Gemeinheit.
Denn die Bibel lehrt: Weint mit den Weinenden, lacht mit den Lachenden.
Wenn dieser Mensch aber an einen Punkt kommt, an dem er sagt: „Letztlich meint es Gott ja doch gut mit uns“, dann kannst du ihn ermutigen. Sag ihm: „Ja, das stimmt. Aber für dich liegt die Entscheidung darin, zu danken.“
Dann wird dein Denken hell, und wir werden zu einem Segen für die Menschen. Amen.
