Wer ist schuld an Jesu Tod? Fünf Verdächtige, die du kennen solltest.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt.
Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Einführung in die Karwoche und ihre Bedeutung
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um einen Dieb. Wir sind in der Osterwoche angekommen. Gestern war Palmsonntag.
Palmsonntag ist der Sonntag vor Ostern, mit dem die Karwoche beginnt. Wer sich schon einmal gefragt hat, warum die Karwoche Karwoche heißt und der Karfreitag Karfreitag, dem sei erklärt: Die Vorsilbe „Kar-“ leitet sich vom althochdeutschen Wort für Klage und Trauer, „kara“, ab.
Der Karfreitag ist also der Freitag der Klage, und die Karwoche ist eine Klagewoche.
Und warum heißt der Sonntag vor Ostern Palmsonntag? Weil an diesem Tag an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnert wird. Dieser Einzug wird vom Apostel Johannes beschrieben, und zwar in Johannes 12,12-13:
Am folgenden Tag, als die große Volksmenge, die zu dem Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem komme, nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus, um ihm entgegenzugehen. Sie schrien: „Hosanna, gepriesen sei der, der da kommt im Namen des Herrn, und der König Israels!“
Der Palmsonntag heißt also wegen der Palmzweige so.
Symbolik der Palmzweige und die Stimmung in Jerusalem
Und warum Palmzweige? Palmzweige waren in der Antike so etwas wie ein politisches Statement. Sie standen für Unabhängigkeit.
So heißt es zum Beispiel im apokryphen Buch 1. Makkabäer 13,51: „Am 23. Tag des zweiten Monats im Jahre einhundertsiebzig zogen die Israeliten mit Lobgesang und Palmzweigen beim Spiel von Leiern, Zimbeln und Saiteninstrumenten unter Hymnen und Lobliedern dort ein.“ Gemeint ist damit Jerusalem.
Denn ein gefährlicher Feind in Israel war vernichtet worden. Mit Palmzweigen, Lobgesang und Musik feierte man also den Sieg über diesen Feind.
Als Jesus in Jerusalem einzog, dachten die Israeliten, dass ihr neuer König komme. Er hatte gerade nicht weit entfernt einen Toten auferweckt, Lazarus. Die Menschen waren natürlich begeistert.
Doch diese Begeisterung sollte sich innerhalb einer kurzen Woche ins Gegenteil verkehren.
Die zentrale Frage der Podcast-Reihe
Und die Frage, der wir in dieser Podcast-Reihe nachgehen wollen, lautet: Wer ist schuld an Jesu Tod?
Ich möchte mit demjenigen beginnen, an den man vielleicht sofort denkt. Ich fange mit Judas an. Judas ist schuld an Jesu Tod. Warum? Weil er ihn verrät.
Judas als Apostel und Verräter
Folgen wir kurz der Spur dieses Mannes. Judas gehört zu den Männern, die Jesus nach einer Nacht im Gebet als Apostel beruft. In Lukas 6,12-16 heißt es: „Und es geschah in diesen Tagen, dass er auf den Berg hinausging, um zu beten. Und er verbrachte die Nacht im Gebet zu Gott. Als es Tag wurde, rief er seine Jünger herbei und wählte aus ihnen zwölf, die er auch Apostel nannte.“
Es folgt eine Aufzählung, und in Vers 16 steht: „Und Judas, des Jakobus Sohn, und Judas Iskariot, der zum Verräter wurde.“ Judas Iskariot, der Verräter, war also ein Apostel Jesu Christi. Er erlebte alles mit, was auch die anderen Jünger erlebten.
Dabei ging es nicht nur um die Wunder, die Jesus tat. Über ihn und die anderen heißt es vor der Aussendung in Matthäus 10,11: „Als er seine zwölf Jünger herangerufen hatte, gab er ihnen Vollmacht über unreine Geister, sie auszutreiben, und jede Krankheit und jedes Gebrechen zu heilen.“
Vor der Aussendung der zwölf Jünger erhielten sie also Vollmacht – Vollmacht über Dämonen und Krankheiten. Judas gehörte dazu. Er war ein vollwertiges Mitglied im Kreis der Jünger.
Und doch verrät er seinen Rabbi. Warum? Die Antwort ist so simpel, dass man sie kaum hören möchte: Judas verrät Jesus aus Habgier. Er war ein Dieb, und daran konnte auch das Zusammensein mit Jesus nichts ändern.
Judas’ Habgier und die Salbung Jesu
Man erkennt seine Haltung gut an seiner Reaktion auf die Salbung Jesu durch Maria, die Schwester des Lazarus. Sie salbt Jesus kurz vor seinem Einzug in Jerusalem mit einem sehr teuren Salböl aus echter Narde. Narde ist eine indische Heilpflanze. Das stark duftende Öl war so viel wert wie ein Jahresverdienst.
In Johannes 12,4-6 lesen wir: „Es sagte aber Judas Iskariot, einer von seinen Jüngern, der ihn überliefern sollte: Warum ist dieses Salböl nicht für dreihundert Denare verkauft und der Erlös den Armen gegeben worden?“ Er sagte dies jedoch nicht, weil er für die Armen besorgt war, sondern weil er ein Dieb war und die Kasse verwaltete. Er schaffte heimlich etwas von dem Geld beiseite, das eingelegt wurde.
Judas war also ein Dieb. Irgendwie hatte er es geschafft, die Kasse mit den Spendengeldern zu kontrollieren. Wenn größere Summen eingingen, legte er einen Teil für sich zurück. Die Salbung war für ihn deshalb ein echtes Fiasko. Wäre das Salböl für dreihundert Denare – umgerechnet vielleicht zwanzigtausend Euro – verkauft worden, hätte er davon eine ordentliche Summe für sich abzweigen können.
Das war nun aber nicht mehr möglich, und das ärgerte ihn so sehr, dass er sich den Vorwurf nicht verkneifen konnte. Ein Scheinheiliger, Judas der Dieb – was für eine traurige Gestalt! Wer ist schuld am Tod Jesu? Auf alle Fälle Judas, weil er ihn verrät.
Judas’ Verrat und seine Folgen
Es ist übrigens direkt nach der Salbung, dass Judas Kontakt mit den Hohen Priestern aufnimmt.
Wir lesen das in Matthäus 26,14-16: „Dann ging einer von den Zwölfen, Judas Iskariot mit Namen, zu den Hohen Priestern und sprach: ‚Was wollt ihr mir geben, und ich werde ihn euch überliefern?‘ Sie aber setzten ihm dreißig Silberlinge fest. Und von da an suchte er Gelegenheit, ihn zu überliefern.“
Wenn sich das nicht so billig anhören würde, könnte man sagen, dass Judas, weil er sauer darüber war, dass ihm eine große Menge Geld entgangen war, eine Gelegenheit suchte, seinen Verlust wieder hereinzuholen.
Ich weiß, das klingt total banal, aber das ist die naheliegende Interpretation: ein Verrat aus Habsucht. Völlig verblendet von der Gier nach Geld verliert er jeglichen Sinn für Gottesfurcht, Freundschaft oder Loyalität.
Was bleibt, ist der Entschluss, seinen Freund für dreißig Silberlinge zu verraten.
Judas’ Reue und tragisches Ende
Erkennt Judas seinen Fehler? Ja, das tut er. Als Jesus nach dem Verrat verurteilt wird, reut es Judas. Er merkt, dass er zu weit gegangen ist. Es kann sein, dass er niemals damit gerechnet hatte, dass Jesus tatsächlich zum Tod verurteilt werden würde.
Als es zu spät ist, will er seinen Fehler wieder gutmachen. Er sagt sogar so fromme Dinge wie: „Ich habe gesündigt, denn ich habe schuldloses Blut überliefert.“ Diese Worte zeigt seine Reue, doch Judas kommt nie an den Punkt, an dem er wirklich Buße tut.
Stattdessen wirft er das Geld in den Tempel und bringt sich um. Am Ende bleibt ein Leben, von dem Jesus sagt: „Der Sohn des Menschen, also Jesus selbst, geht zwar dahin, wie über ihn geschrieben steht, aber wehe jenem Menschen, durch den der Sohn des Menschen überliefert wird! Es wäre jenem Menschen gut, wenn er nicht geboren wäre.“
Was für ein trauriges Schicksal! (Markus 14,21)
Ausblick und Einladung zur Vertiefung
Was könntest du jetzt tun? Du könntest auf Bibelserver.de das Stichwort „Judas“ eingeben. Bitte setze Anführungs- und Schlusszeichen und lese dir die Stellen über ihn durch.
Das war's für heute. Morgen geht es weiter. Die Skripte zum Podcast findest du auf frogwords.de und in der App.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.