Einführung und Rückblick auf Johannes Calvin
Dann beginne ich gerne mit einem Gebet. Vater im Himmel, wir danken dir auch für diesen Abend und für die Zeit, die wir uns nehmen können, um darauf zu achten, was du in der Geschichte getan hast. Wir möchten dich bitten, dass du uns ein Stück weit die Reformationszeit näherbringst. Gib mir die richtigen Worte und allen anderen die Aufmerksamkeit, um aufzunehmen, was du gesagt haben willst. Amen.
Wir waren das letzte Mal bei Johannes Calvin stehen geblieben. Ich habe davon berichtet, wie er geboren wurde, wo und wie er seine akademische Laufbahn begann. Wir waren mit dabei, wie er zum Glauben kam – zumindest in Gedanken. Diese verschiedenen Stufen waren geprägt durch einige seiner Lehrer in Frankreich. Auch habe ich erzählt, wie er in einige Auseinandersetzungen verwickelt wurde, die es in Frankreich mit den Hugenotten gab, zum Beispiel die Plakataffäre oder die Antrittsrede seines Freundes an der Pariser Universität. Beide Male musste er fliehen.
Schließlich war er eine Zeit lang in der Schweiz und verfasste dort sein Institutio, nämlich in Basel. Danach kehrte er wieder nach Frankreich zurück. Auf dem Weg zurück nach Basel musste er einen Umweg über Genf machen. Dort wurde er von Guillaume Farel, seinem Freund und ehemaligen Mitarbeiter, berufen, sich der Reformation in Genf anzuschließen. Das tat er schließlich auch.
Allerdings griff er sehr stark in das Alltagsleben der Menschen ein. Ich habe Beispiele dafür genannt, die nicht jedem passten. So wurde er nach relativ kurzer Zeit wieder vertrieben.
Calvins Wirken in Genf und seine Gemeindeordnung
Er war dann einige Jahre in Straßburg und besuchte von dort aus verschiedene Religionsgespräche. Anschließend wurde er von den Genfern wieder zurückgerufen, insbesondere nachdem der römisch-katholische Kardinal Sadolet ihm einen Einladungsbrief geschrieben hatte. In diesem Brief forderte er ihn auf, sich wieder dem Katholizismus zuzuwenden. Calvin antwortete darauf, und man merkte, dass er wohl alleine nicht bestehen konnte. Deshalb wurde er zurückgerufen.
Calvin kam zurück und arbeitete an einer neuen Gemeindeordnung. Darin wurden einige Details festgeschrieben, unter anderem die vier Ämter in der Gemeinde. Außerdem wurden ethisch strenge Maßstäbe festgelegt, an die sich die Bevölkerung halten sollte. Diese bezogen sich auf die Kleidung und das Betteln.
Darüber hinaus galten die Regeln auch für Feiern, Kneipen und Kneipenbesuche, Prostitution und viele andere Bereiche. Diese Aktivitäten wurden stark eingeschränkt und teilweise unter Strafe gestellt.
Zunächst gab es dafür das Konsistorium, eine Gruppe von Ältesten, die Gespräche führen sollten. Wenn diese Gespräche nicht fruchtbar waren, wurde die Angelegenheit als Anklage dem Stadtrat vorgelegt. Dieser konnte dann entsprechende Strafen aussprechen.
Die Strafen begannen häufig mit Ermahnungen. Bei wiederholtem Verstoß folgten schärfere Maßnahmen. Diese reichten von Körperstrafen über das Stehen am Pranger und Geldstrafen bis hin zu Verbannung oder sogar der Todesstrafe.
Konflikte und Auseinandersetzungen während Calvins Zeit
Das war nicht das einzige Problem. Es gab auch weitere Auseinandersetzungen, in die Calvin einbezogen wurde. Dabei spielte unter anderem der Humanist Sebastian Castelho eine Rolle. Calvin hatte ihn selbst als Schulleiter eingesetzt. Es war geplant, dass Castelho auch Pfarrer werden sollte.
Während dieser Gespräche stellte sich heraus, dass Castelho das Hohe Lied nicht für kanonisch hielt. Das bedeutet, er glaubte, dass das Hohe Lied nicht zum Kanon des Alten Testaments gehört. Für Calvin war das ein Grund, ihn nicht als Prediger vorzuschlagen. Calvin sagte unter anderem: „Das mag dir vielleicht wie eine Kleinigkeit erscheinen, aber du bist hier Vorbild für die Gesamtgemeinde. Wenn jemand den Eindruck erweckt, nicht die ganze Bibel ernst zu nehmen, geht das nicht.“
Daraufhin kam es zu einigen Auseinandersetzungen, die schließlich dazu führten, dass Castelho die Stadt verließ. Er verbrachte eine Zeit lang in Lausanne, später in Basel und kehrte dann nach Frankreich zurück.
Eine weitere Auseinandersetzung gab es mit dem Karmelitermönch Jerome Bolzek. Bolzek war ursprünglich katholisch, schloss sich in Genf der Reformation an und sprach sich öffentlich gegen die Prädestination aus. Er meinte, dass man mit der Prädestination Gott sowohl für das Böse als auch für das Gute verantwortlich machen müsse. Diese Ansicht wurde ebenfalls abgelehnt.
Bolzek verließ daraufhin verärgert die Stadt und ging schließlich nach Frankreich zurück. Dort war er noch eine Zeit lang als evangelischer Prediger tätig. Später trat er zum Katholizismus über. Er schrieb eine sehr negative Biografie über Calvin, in der er sich über ihn lustig machte und ihm verschiedene Vorwürfe anhängte. Diese wurden jedoch von den meisten nicht ernst genommen – außer von der katholischen Gegenreformation. Für sie kamen die Vorwürfe gerade recht, auch wenn wir heute wissen, dass sie nachweislich falsch sind.
Die Auseinandersetzung mit Michael Sevet und die Folgen
Eine große Auseinandersetzung gab es dann mit Sevet, und das führte schließlich auch zur Hinrichtung von Michael Sevet. Er wuchs in Spanien auf und hatte sich früh mit jüdischen und islamischen Schriften auseinandergesetzt. Während seines Grundstudiums in Toulouse hielt er zum ersten Mal die vollständige Bibel in der Hand. Besonders die Offenbarung sprach ihn an.
Auf einer Reise nach Deutschland und in die Schweiz traf er auf Öko Lampard und Buzer, zwei evangelische Reformatoren. Von ihrer Lehre fühlte er sich grundsätzlich angesprochen, meinte jedoch, dass sie mit ihren Ansichten noch nicht weit genug gegangen seien. So lehnten sie beispielsweise die Trinitätslehre nicht ab. Sevet hingegen hielt die Trinitätslehre für vollkommen falsch und sah sie als rein katholisch an. Er schrieb daraufhin ein Buch mit dem Titel „Der trinitarische Irrtum“. Dabei fällt auf, dass er stark von islamischer Argumentation beeinflusst war. Er vertrat die Ansicht, Jesus sei nur ein von Gott erfüllter Mensch und keinesfalls Gott selbst. Die Muslime lehnen die Trinitätslehre ebenfalls ab und betrachten sie als eine Dreigötterlehre, was Sevet in seinem Werk übernahm.
Er schrieb: „Der Sohn ist nicht vom Vater anders gesandt als irgendeiner der Propheten. Alle, die an die Dreieinheit des göttlichen Wesens glauben, sind Tritheisten und Leugner des einen Gottes. In Wirklichkeit seien sie sogar Atheisten.“
1532 wurde er vor das Inquisitionstribunal in Toulouse geladen und dort verhaftet. Er tauchte jedoch unter. Wenig später kam er nach Paris, wo er Medizin und Mathematik studierte. Daneben beschäftigte er sich intensiv mit Astrologie, das damals noch als wissenschaftliches Fach galt.
In Paris geriet er in Streit mit den Professoren. Er forderte auch Calvin, der zu dieser Zeit in Paris war, zu einem Streitgespräch heraus, zu dem Calvin jedoch nicht erschien. Sevet zog daraufhin in die Nähe von Lyon. Dort gab er eine lateinische Bibelübersetzung heraus und setzte sich besonders mit einigen prophetischen Stellen des Alten Testaments intensiv auseinander. Unter anderem meinte er, viele dieser prophetischen Aussagen seien gar nicht echt und würden missbraucht. Zum Beispiel die Prophetie von der Jungfrau, die ein Kind gebären würde: Er sagte, es handele sich dabei um die Frau Hesekiels und nicht um Maria, also sei es keine echte Prophetie. Hier zeigen sich erste Ansätze von Bibelkritik.
Medizinisch war er durchaus erfolgreich. Es wird berichtet, dass er der Erste war, der den kleinen Blutkreislauf korrekt beschrieb – also den Kreislauf vom Herzen durch die Lunge. Das war bis dahin noch nicht klar. Seine medizinischen Erkenntnisse waren somit bedeutend. Diesen Band schickte er auch an Calvin. Er blieb weiter im Gespräch mit ihm und schrieb später noch einige Thesen, in denen er versuchte, den Reformator davon zu überzeugen, dass Gott niemanden verdamme, der sich nicht selbst verdamme.
Diese Ansicht klingt modern und findet sich heute auch in esoterischen Lehren wieder: Wenn du dich selbst annimmst, wird Gott dich auch annehmen. Ähnlich äußerte sich auch der Ratsvorsitzende der EKD in einer öffentlichen Denkschrift. Er erklärte, die Lehre vom Sühnetod Jesu sei nicht christlich. Vielmehr sei sie eine philosophische Überdeckung, die Paulus hinzugefügt habe. Jesus habe nie von der Notwendigkeit eines Sühnetods gesprochen. Stattdessen habe er nur davon geredet, dass Gott reine Liebe sei. Wer Gott in dieser reinen Liebe akzeptiere, habe mit Schuld nichts zu tun. Schuld müsse nicht durch ein Opfer bezahlt werden.
Das ist eine offizielle Verlautbarung der evangelischen Kirche, nicht nur die Meinung einzelner Professoren. Solche Positionen gab es zwar schon immer, doch nun sind sie offiziell. Das wirft Fragen auf, was von der Bibel noch übrig bleibt und wofür man überhaupt noch in die Kirche gehen oder an Gott glauben sollte.
Man könnte nun einwenden, in der Bibel stehe doch eindeutig, dass Jesus sagt „Das ist mein Blut“ und Ähnliches. Doch diese Worte seien erst später von der nachösterlichen Gemeinde hinzugefügt worden. Ursprünglich habe Jesus so etwas nie gesagt. Deshalb sei das auch nicht der Kerngehalt des christlichen Glaubens. Der Kern sei vielmehr: Gott ist die reine Liebe, und wer diese akzeptiere, werde gerettet.
Solche Lehren finden sich also schon damals. Sie wurden jedoch deutlich als sektiererisch benannt. Wahrscheinlich werden wir es noch erleben, dass die Trinitätslehre aufgegeben wird, um den Muslimen kein großes Ärgernis mehr zu sein. Das ist bisher noch nicht so weit.
Bisher hat man schon die Lehre „Allein aus Gnade“ im Jahr 1998 im Kontakt mit den Katholiken fallen lassen. Im Kontakt mit der modernen Gesellschaft wird vor allem Jesus als derjenige dargestellt, der für uns gestorben ist. Da bleibt nicht mehr viel übrig. An die Hölle glaubt man sowieso nicht mehr, das ist klar.
Das ist die Position von Sevet: Gott würde niemanden verdammen. Er beschimpfte sogar Gott und schrieb an einen Kollegen Calvins, einen Mitpfarrer: „Euer Evangelium ist ohne den einzigen Gott, ohne den wahren Glauben, ohne gute Werke. Statt eines einzigen Gottes habt ihr einen dreiköpfigen Zerberus. Statt des wahren Glaubens lebt ihr in einem verhängnisvollen Traum. Die Menschen betrachtet ihr als untätige Klotze, Gott als Chimäre des knechtischen Willens. Das Reich der Himmel verschließt ihr vor den Menschen. Wehe euch, wehe euch!“
In diesem Brief ermahnt er seinen Kollegen, die Angelegenheit besser zu bedenken. Er selbst wolle sich nicht länger ermahnen lassen, sondern sich in den Michaelskampf stürzen. Er wisse, dass er dabei den Tod finden werde, doch er sei ohne Furcht, denn „er wird kommen, und er wird sicher kommen und wird nicht zögern“ (Offenbarung 10,37).
So sieht sich Michael Sevet als Prophet der Endzeit, der die Christen auf die wahre Reformation hinweist. Weil aber der übermächtige Antichrist wie die Reformatoren gegen ihn stünden, werde er leiden müssen. Das war seine Wahnidee.
Als in Genf auch die Werke Sevets verkauft wurden, fragte ein Freund Calvins, wie das möglich sei und warum man das zulasse. Daraufhin wurden diese Schriften in Genf verboten. Leute, die aus Frankreich nach Genf kamen, kehrten nahe Lyon zurück, wo Sevet vor der Inquisition angeklagt, verurteilt und festgenommen wurde.
Sevet kam ins Gefängnis, wurde dort zwar nicht gefoltert, sollte aber verurteilt werden. Er wurde schließlich zum Tode verurteilt, konnte aber durch Bestechung aus dem Gefängnis fliehen und wandte sich direkt nach Genf.
Dort trat er öffentlich in der Kirche auf, bezichtigte Calvin des Irrtums und versuchte, die Reformation in Genf an sich zu ziehen. Er unterschätzte die Lage oder schätzte sie falsch ein. Er meinte, Calvin stünde politisch auf unsicherem Posten, was durchaus stimmte. Zu diesem Zeitpunkt war ein Großteil des Stadtrats gegen Calvin. Glaubensmäßig stand jedoch die Mehrheit der Stadt hinter ihm.
Man legte Sevet nahe, die Stadt zu verlassen, doch er blieb und wollte einen Umsturz herbeiführen. Das führte schließlich dazu, dass man ihn einsperrte. Man bat darum, die Inquisitionsakten aus Lyon zu erhalten, um zu sehen, was ihm vorgeworfen wurde. Man sprach auch mit ihm.
Calvin selbst verfasste eine Anklageschrift mit 38 Irrlehren Sevets. Calvin war dabei eine Art Gutachter, nicht der Richter, der das Urteil sprach.
Calvin schrieb dazu: „Wenn schon die Papisten sich als so heftige und leidenschaftliche Verteidiger ihres Aberglaubens erweisen, dass sie in so strecklicher Raserei unschuldiges Blut vergießen, sollte nicht da die christliche Obrigkeit mit tiefer Scham erfüllt denselben Eifer für die Erhaltung der rechten Wahrheit zeigen?“
Hier wird deutlich, dass Calvin davon ausging, wenn die Papisten sich so für ihre Lehre einsetzen, dann müsse auch die christliche Obrigkeit sich mit gleichem Eifer für die wahre Lehre einsetzen. Es wäre ein schlechtes Zeichen, wenn der Irrlehrer in Genf frei leben könne, während er von den Katholiken verurteilt wurde.
Andere reformierte Kantone und deutsche Reformatoren wurden befragt, was mit Sevet geschehen solle. Die Mehrheit erklärte, er sei eindeutig ein Irrlehrer, der getötet werden müsse. Calvin setzte sich dafür ein, dass er schnell durch das Schwert getötet werde. Der Stadtrat entschied jedoch, dass er wie ein Ketzer verbrannt werden solle – was damals üblich war.
Er wurde schließlich verurteilt und am Tag seiner Hinrichtung besuchten ihn Calvin und Pharrell. Pharrell kam noch einmal nach Genf und bat ihn, umzukehren. Er konnte nicht fassen, dass man ihn wirklich töten wollte. Er dachte, das sei nicht mehr gewollt, und bat um Gnade. Calvin antwortete, man könne gnädig sein, aber nur, wenn er bereue und seine Lehren aufgäbe. Das tat Sevet nicht.
So starb er im Feuer und wurde verbrannt.
Dieses Ereignis hat der Reformation in Genf wahrscheinlich das negativste Image eingebracht. Aus heutiger Sicht wird oft gesagt, die Evangelischen hätten dasselbe getan wie die Katholiken. Calvin wird als Fanatiker gesehen, der für den „richtigen“ Glauben zu töten bereit war.
Dabei wird jedoch vergessen, dass damals nach dem allgemeinen Strafrecht ein Ketzer zum Tode verurteilt werden sollte. Es gab kein Sonderrecht. Calvin forderte nicht, jemanden zu töten, der seiner Reformation nicht zustimmte. Man berief sich auf das damals geltende öffentliche Recht. Das galt in Genf genauso wie in ganz Europa. Deshalb wurde Sevet auch in anderen Teilen der Welt verurteilt.
Andere Reformatoren wie Melanchthon schrieben an Calvin, dass der Magistrat das Recht getan habe, indem er einen Gotteslästerer der Ordnung gemäß verurteilte und hinrichten ließ. Auch Buzer und Bullinger äußerten sich zufrieden mit dem Urteil und unterstützten es. Sie sahen es als Schutz für den richtigen Glauben an.
Dass die Sache Jahrhunderte später ganz anders gesehen wird, hängt mit dem Aufkommen der Glaubensfreiheit und einer kritischeren Haltung gegenüber Körperstrafen zusammen. Diese Entwicklung kam vor allem durch den Humanismus und nicht unbedingt durch den christlichen Glauben.
Man berief sich damals darauf, dass im Alten Testament Hexer und Zauberer hingerichtet werden sollten. Im Neuen Testament heißt es, dass jemand, der der Seele schadet, schlimmer sei als jemand, der dem Körper schadet. Wenn jemand nicht reuig ist und nicht umkehrt, müsse er dieselbe Strafe erhalten wie ein Mörder.
Calvin schrieb dazu: „Es geht hier nicht um menschliche Dinge, sondern Gott ist es, der uns in seinem Wort sagt, und es bleibt uns nichts verborgen, was er seiner Kirche ein für allemal anvertraut hat. Was soll die unversöhnliche Strenge, wenn nicht uns bewusst werden lassen, dass Gott in seiner Ehre geschmälert bleibe? Solange wir ihm nicht die zustehende Ehrfurcht und alle menschlichen Dienste entgegenbringen, ja, dermaßen müssen wir auf die Ehre achten, dass alle mitmenschlichen Regungen aus unseren Gedanken und Beinen ausgetilgt werden.“
Hier wird deutlich: Das Höchste und Wichtigste für Calvin war die Ehre Gottes. Wenn jemand die Ehre Gottes antastet, ist das das schlimmste Verbrechen, das man begehen kann. Diese Ausrichtung teilen die meisten Menschen heute wahrscheinlich nicht.
Die Frage bleibt: Was ist richtig? Nach heutiger Auffassung ist das sicherlich nicht richtig. Aber man müsste fragen, was das Schlimmste ist, was man tun kann. Und ist das, was wir heute für die schlimmsten Dinge halten, wirklich das Schlimmste aus biblischer Sicht?
In der Bibel gibt es viele Gräuelsünden, die als besonders schlimm gelten. Viele davon werden heute als normal oder höchstens als Kavaliersdelikte angesehen. Zum Beispiel wird Homosexualität als Gräuelsünde betrachtet, Abgötterei, Zauberei, Abtreibung ebenfalls. Eine Gräuelsünde ist eine besonders schlimme Sünde, über die Gott besonders entsetzt ist.
Hier zeigt sich eine Umwertung. Dinge, die heute als schlimmer angesehen werden, werden in der Bibel nicht immer so streng bewertet. Zum Beispiel bestimmte Eigentumsdelikte werden zwar verurteilt, aber nicht immer so scharf wie heute.
Die Rechtsprechung spiegelt immer den Zeitgeist wider, also die Auffassung der Menschen zu der Zeit, in der sie lebt. Heute spiegelt die Rechtsprechung eine postmoderne, säkularisierte Gesellschaft wider und keine christliche. Deshalb werden heute Dinge, die biblisch als negativ gelten, oft als weniger schlimm empfunden.
Damit will ich nicht sagen, dass wir heute Irrlehrer töten sollten. Aber wir sollten Calvins Argumentation ernsthaft durchdenken und vielleicht an der einen oder anderen Stelle unsere heutige Wertung dessen, was als schlimm angesehen wird, überdenken und uns damit auseinandersetzen.
Calvins theologische Auseinandersetzungen und akademische Gründung
Calvin setzt sich auch mit der lutherischen Reformation auseinander. Er wird dort insbesondere wegen der Abendmahlslehre von einem Pfarrer namens Westphal angegriffen. Gegen ihn schreibt Calvin mehrere Bücher.
Im Jahr 1559 gründet Calvin die Akademie, die aus zwei Teilen besteht: einer Art Gymnasium und dem eigentlichen Studium. Diese Akademie ist der Vorläufer der heutigen Universität. Einige Professoren aus Lausanne, die im Streit mit dem Stadtrat stehen, kommen nach Genf, sodass die Akademie gleich einen guten Start hat.
Die eigentliche Universität hat zu Beginn etwa 300 Studenten. Gegen Ende von Calvins Leben sind es etwa 2000, also ein starker Zulauf. Die Universität wächst sehr schnell, was für die damalige Zeit eine beachtliche Zahl ist.
Im Jahr 1549 verhandelt Calvin mit Bullinger, dem Nachfolger von Zwingli in Zürich. Sie einigen sich bezüglich der Abendmahlslehre und bilden so eine einheitlich reformierte Kirche in der Schweiz.
Intensive Beziehungen hat Calvin auch nach England. Von 1548 bis 1553 steht er in Briefkontakt mit Eduard VI., dem Herzog von Somerset, und versucht, seine Reformvorschläge für die englische Kirche einzubringen.
Calvin setzt sich besonders stark für die französische Reformation ein. Während seiner gesamten Tätigkeit veröffentlicht er zahlreiche französische Bücher zu aktuellen kirchlichen Fragen. Er gibt immer wieder Ratschläge, besucht Gemeinden und bildet Pfarrer für Frankreich aus.
Beispielsweise warnt er 1537 die evangelischen Franzosen davor, zu viele Kompromisse einzugehen. Einige behaupten, es sei egal, in der katholischen Kirche zu bleiben und am katholischen Abendmahl teilzunehmen, solange sie im Herzen evangelisch seien. Calvin widerspricht dem und sagt, das könne man so nicht handhaben, da man dies auch äußerlich begründe.
Er vertritt die Auffassung, dass man, wie er es ausdrückt, Babylon verlassen müsse. Wenn man dort nicht Christ sein könne, müsse man fliehen. Die halbherzigen Christen nennt er Nikodemiten, nach Nikodemus, der spät abends im Dunkeln zu Jesus kommt. So deutet Calvin das, weil die Nikodemiten von den anderen nicht gesehen werden wollen.
Calvin wendet sich auch gegen eine andere Gruppe, die sich in Frankreich die Spirituellen nennt. Diese um Margarete von Navarra, bei der er zeitweise auch zu Gast war, vertreten die Ansicht, dass ein Unterschied zwischen Gut und Böse jeglicher Grundlage entbehre. Sie glauben, Gott offenbare sich insbesondere durch den Geist, und daher könne jeder Christ durch den Heiligen Geist selbst erkennen, was gut und was falsch sei. Die Bibel sei dafür nicht mehr nötig.
Noch vor 1555 entstehen in Frankreich verschiedene Gebets- und Bibelkreise. Calvin schickt einige Prediger dorthin, die dort ausgebildet werden.
Ab 1557 gibt es eine regelmäßige Synode. Zur ersten Nationalsynode 1559 schickt Calvin ein Glaubensbekenntnis, das bis auf einzelne Abänderungen von der französischen Kirche angenommen wird. Dieses Glaubensbekenntnis ist die Confessio Belgica. Obwohl der Name nach Belgien klingt, bezeichnet es nicht Belgien, sondern wurde manchmal auch Confessio Gallica genannt, also Gallien.
Die Confessio Belgica wurde fast wortwörtlich übernommen und dient als Grundlage der reformierten Kirche im französischsprachigen Raum.
Calvins Lehre: Prädestination und Verhältnis zur Obrigkeit
Dann noch einige Worte zu Calvin und seiner Lehre. Ich habe ja erwähnt, dass er zahlreiche Schriften veröffentlicht hat. Heute sind diese in 59 Bänden gesammelt, doch das ist nur ein Teil dessen, was er geschrieben hat.
Ich nehme hier einige wenige Punkte heraus, vor allem solche, die zum Teil umstritten sind – wie zum Beispiel die Frage der Prädestination. Calvin sieht das folgendermaßen: In einem ewigen Ratschluss hat Gott seinen speziellen und seinen allgemeinen Willen bezüglich der Menschen festgelegt. Biblischer Ausgangspunkt ist die Erwählung vor Grundlegung der Welt, Epheser 1,4, und Gottes freie Entscheidung bezüglich der Erwählung, Römer 9,11-21.
Demnach weiß Gott die Zukunft nicht nur, sondern er bestimmt sie aktiv. Damit grenzt sich Calvin erstens von der Lehre der Epikureer ab, die behaupten, Gott habe einmal die Welt geordnet und sich dann zurückgezogen. Sie sagen, Gott wisse zwar, was geschehe, überlasse die Entwicklung aber mehr oder weniger dem Zufall. Calvin wendet sich auch gegen die Stoiker, die davon ausgehen, dass Gott das Leben ein für alle Mal festgeschrieben habe.
Gott ist für Calvin ein handelnder Gott. Er schaut also nicht nur zu, sondern ist ein persönlicher Gott, dessen Wille aus der Schrift erkannt werden muss. Die Vorsehung Gottes, also die Prädestination, regiert nach Calvin alles. Der Mensch behält trotzdem eine gewisse Freiheit. Neben der Hauptursache – dem Willen Gottes – gibt es auch untergeordnete Ursachen, die auf das Geschehen einwirken. Diese stammen zwar auch von Gott, beziehen aber unser aktives Handeln mit ein.
Calvin schreibt: „Gottes Vorhersehung lenkt alle Dinge derart, dass sie bald unter Einschaltung von Mitursachen, bald ohne sie, bald gegen alle Mitursachen wirkt.“ Das heißt, Gott setzt seinen Willen durch, denn Gottes Wille ist absolut. Wenn Gott retten will, kann er das gegen den Willen des Menschen tun. Zumeist tut er es jedoch mit dem Willen des Menschen. Er beeinflusst also den Menschen oder lässt ihm Freiheit, wirkt mit ihm zusammen, aber letztendlich ist die Hauptursache Gottes Handeln.
Einige warfen Calvin daraufhin vor, man könne Unglücksfälle einfach tatenlos geschehen lassen. Wenn etwa eine Überschwemmung passiert, sagen manche: Das ist der Wille Gottes, also soll man Menschen ertrinken lassen. Dagegen wehrt sich Calvin. Er sagt, der Herr mache dir gerade deshalb eine Vorsichtspflicht zur Pflicht, weil er nicht will, dass dich das Unglück schicksalhaft überfällt. Auch Torheit und Klugheit sind Werkfolge seiner Leitung. Wenn du klug handelst und Menschen rettest, dann ist das auch Wirken Gottes. Wenn du es nicht tust, dann erfüllst du nicht, was Gott von dir verlangt, und wirst später dafür verurteilt. Das heißt, deine Mitursache spielt eine Rolle, aber sie ist nicht entscheidend.
Wenn du also Menschen rettest, kannst du dich nicht allein auf die Schulter klopfen und sagen, du hast das allein geleistet. Es ist auch Gott, der das bewirkt und deine Mitursache mitbenutzt. Der Mensch sündigt zwar nicht unter Zwang, sagt Calvin, Gott zwingt ihn nicht dazu, aber es geschieht als Notwendigkeit. Dabei hat der Mensch den Eindruck, frei zu entscheiden, wird aber vom Teufel angestiftet. Gott hingegen bewirkt keine Sünde und erlaubt sie auch nicht, da er sie in der Bibel verboten hat.
Da die Erwählung offenbar ist und nicht aus der Erfahrung abgeleitet werden kann, erübrigt sich jede Spekulation. Das heißt, dass wir erwählt sind, können wir nicht erfahrungsgemäß oder gefühlsgemäß feststellen, sondern nur, weil Gott es uns offenbart hat – so wie in Epheser 1 geschrieben steht, dass er uns erwählt hat.
Calvin schreibt dazu: „Ich verweise die Menschen nicht auf die himmlische Erwählung Gottes, als ob sie gähnend von dort her ihr Heil erwarten sollten, sondern ich heiße sie geradewegs zu Christus gehen. Denn wer nicht den geraden Weg des Glaubens geht, dem wird die Erwählung nur ein tödliches Labyrinth werden.“ Damit meint er: Denkt nicht zu viel über die Erwählung nach. Wir glauben daran, weil Gott sie offenbart hat. Wenn aber ein Ungläubiger kommt, weist man ihn auf Christus hin, damit er sich bekehrt. Das ist das, was Calvin als Prediger tut.
Die Erwählungslehre geht davon aus, dass der Gläubige im Glauben verharrt und dieser Glaube dann zum Mittel der Glaubensgewissheit wird. Die Verwerfung spricht Calvin kaum an. Sie ist für ihn eher eine Konsequenz des universalen Willens Gottes und der Tatsache, dass ein großer Teil der Menschen nicht glaubt.
So viel zur Prädestination.
Kommen wir zur Frage der Obrigkeit: Wie soll sich der Christ zum Staat verhalten? Nach Calvin lebt der Christ unter zwei Regimentern: dem Regiment des Spirituellen und dem Regiment des Zivilen. Das eine zeigt sich im anbrechenden Reich Gottes, das andere umfasst die bürgerlichen politischen Ordnungen.
Im Menschen gibt es sozusagen zwei Welten, die von verschiedenen Königen und verschiedenen Gesetzen regiert werden können. Das ist ähnlich wie bei Luther mit seiner Zweireiche-Lehre, nur sind die beiden bei Calvin nicht so stark getrennt wie bei Luther. Bei Luther gelten im Staat, also im Reich der Welt, andere Regeln als im Reich Gottes. Bei Calvin sind die beiden nicht so strikt getrennt.
Das geistliche Regiment Christi will das Gewissen in der Frömmigkeitsvorsehung Gottes unterweisen. Das bürgerliche Regiment soll den Bürger zur Erfüllung seiner Pflichten erziehen. Keinesfalls hebt das bürgerliche Regiment, also die staatliche Ordnung, das Gewissen oder den Glauben auf. Der Mensch ist immer sowohl im Staat als auch in der Gemeinde seiner Beziehung vor Gott, also auch seinem Gewissen, gebunden.
Das geistliche Regiment hat seinen Sitz im Herzen und zielt auf das Innerliche, das bürgerliche Regiment wirkt auf die äußeren Sitten. Beide Regimenter, so Calvin, „stehen in keinem Widerspruch zueinander“.
Calvin spricht auch ohne Hemmung von einem christlichen Fürsten, von christlichen Gerichtshöfen und von einem christlichen Staat, weil er die Obrigkeit an der Stelle Gottes sieht. So heißt es in Römer 13,1: „Keine Obrigkeit ist außer der von Gott eingesetzt.“ Gott steht also dahinter.
Die Obrigkeit ist auch dafür zuständig, den Menschen zum heiligen Leben anzuhalten. Sie muss den äußeren Gottesdienst pflegen und beschützen sowie die gesunde Lehre der Frömmigkeit und den guten Stand der Christen verteidigen. Deshalb hält Calvin es auch für richtig, dass der Staat die Ketzerverfolgung übernimmt. Denn er muss den einzelnen Bürger und auch den Staat vor Schaden bewahren – auch was den Glauben angeht.
Die Königsherrschaft Christi steht allerdings über dem bürgerlichen Regiment, weil das Königreich Christi zwar angebrochen, aber noch nicht erfüllt ist. In dieser Zwischenzeit braucht es noch den Staat. Wenn Christus ganz herrscht, wird der Staat nicht mehr nötig sein, dann herrscht Gott direkt.
Die Bergpredigt sieht Calvin nicht als konkurrierende göttliche Ordnung an, sondern als Worte gegen Veräußerlichung und Heuchelei. Er betrachtet sie nicht direkt als Anleitung für den Staat. Wenn zum Beispiel dort steht „Du sollst nicht schwören“, sagt er, das gehe im Staat gar nicht, denn im Staat muss man vor Gericht schwören oder Leute werden vereidigt. Deshalb handelt es sich hier nicht um Grundlagen des Staates, sondern um Ermahnungen gegen Heuchelei und Oberflächlichkeit.
Calvin bevorzugt eine Mischung aus Aristokratie und Demokratie. Er hat Bedenken, dass das Königtum in Tyrannei abgleiten kann, aber auch, dass die Demokratie zu Beliebigkeit führt. Gerade dort, wo einfache Menschen den Staat bestimmen, sieht er eine Gefahr für den moralischen Verfall.
Als Ersatz ist es gut, wenn eine Gruppe von Menschen, die Gott gegenüber verantwortlich sind, gewählt wird. Diese Gruppe kann auch abgewählt werden, kontrolliert sich gegenseitig und wird von der Pfarrerschaft ermahnt. Sie trägt die Verantwortung für den Staat.
Wenn man einen Tyrannen hat, darf der Privatmann ihn nicht töten. Das Widerstandsrecht gegen den Staat steht nur der Regierung selbst zu. Calvin sagt, sonst käme es zu Ungerechtigkeit, weil jeder seine eigenen Interessen durchsetzen würde. Immer gibt es jemanden, dem der Herrscher nicht passt. So soll Willkür vorgebeugt werden.
Auch Gott kann solche Herrscher einsetzen. Er tut das mit Bedacht und lässt die Menschen leiden, weil sie es vielleicht durch den Herrscher verdient haben.
Calvins Einfluss und Vermächtnis
Calvin hat viele Auswirkungen gehabt, sowohl auf die Kirche, was ganz klar ist, als auch auf die Theologie durch seine Bücher. Darüber hinaus hatte er auch Einfluss auf die Politik.
Beispielsweise war die Demokratie in den USA stark von den Pilgervätern geprägt. Diese wiederum waren stark vom Calvinismus beeinflusst. Viele Niederländer waren ebenfalls beteiligt. Auch die Trennung von Staat und Kirche, wie sie in Amerika vorgeschlagen wurde, orientierte sich durchaus am Bild Calvins.
Er war übrigens auch ein hugenottischer Pfarrer, der die Charta der Menschenrechte während der Französischen Revolution mitverfasst hat. Diese Charta wurde dort vertreten. Das zeigt eine gewisse Kontinuität.
Calvin hatte auch Einfluss auf das Wirtschaftsleben, wie ich bereits erwähnt habe. Er prägte den modernen Kapitalismus, allerdings nicht in dem Sinne von Gier – also „nimm so viel wie du kannst für dich“. Vielmehr ging es ihm um Liebe und den Einsatz zur Verherrlichung Gottes. Was Gott einem durch Fleiß gibt, soll man wieder einsetzen, um anderen Menschen zu helfen. Er brachte die Idee ein, dass der Beruf auch ein Dienst für Gott ist.
Auch die presbyteriale Kirchenordnung, das heißt, dass es nicht mehr eine einzelne Person an der Spitze gibt, die von oben regiert, sondern dass die Ältestenschaft die Kirche leitet, ist ein Erbe, das man Calvin verdankt. In der reformierten Kirche gibt es im Gegensatz zur lutherischen keinen Bischof an der Spitze. Die lutherische Kirche ist hierarchisch organisiert, das heißt, der Bischof steht an der Spitze, setzt ein und weiht, ähnlich wie in der katholischen Kirche. Das ist in der reformierten Kirche nicht der Fall.
Natürlich haben sich im Laufe der Zeit feste Strukturen entwickelt. Manche Kirchenratspräsidenten stehen an der Spitze – so nennen sie sich meistens. Aber eigentlich soll die Gemeinde den Pfarrer bestimmen und wählen. Der Pfarrer ist auch nur einer der Presbyter, also der Ältesten, und diesen untergeordnet.
Diese Ordnung wurde später auch von den Freikirchen übernommen.
Vielleicht lassen wir es an dieser Stelle einfach mal bei Calvin.
Die Täuferbewegung als linker Flügel der Reformation
Und dann komme ich zu einem neuen Bereich. Vielleicht ja noch! Gut, dann kommen wir hier zu den Streitigkeiten. Die lassen wir mal weg und wenden uns dem sogenannten linken Flügel der Reformation zu.
Unter dem linken Flügel der Reformation versteht man Gruppen von Radikalen, aber eben auch die sogenannten Täufer. Wir haben jetzt ja zwei große Gruppen in der Reformation besprochen – eigentlich drei, wenn man die katholische Kirche mit ihrer Position dazuzählt. Wir haben uns mit der lutherischen Reformation auseinandergesetzt und die reformierte Reformation angeschaut.
Immer wieder sind wir dabei auf einzelne Personen zu sprechen gekommen, die sich von diesen Gruppen getrennt haben, weil ihnen die Reformation selbst noch nicht radikal genug war. Zu denen, die es radikaler wollten, gehören einmal die Zwickauer Propheten und Thomas Münzer. Auch diese habe ich schon etwas näher besprochen – sie waren sozusagen die Sozialrevolutionäre.
Dann gibt es aber auch noch die Täufer. Bei den Täufern gibt es eigentlich drei große Gruppen, die unabhängig voneinander entstanden sind. Später kamen sie miteinander in Berührung, wurden aber gemeinsam als Täufer beziehungsweise von den Reformatoren als Wiedertäufer bezeichnet.
Ein Ursprung waren die Schweizer Täufer, ein anderer die süddeutschen Täufer aus den süddeutschen Städten, und ein weiterer die friesischen Täufer. Der Leiter der friesischen Täufer war Menno Simons. Er gab den Täufern später den Namen Mennoiden. Ursprünglich hießen sie jedoch nicht Mennoiden, sondern Täufer beziehungsweise Wiedertäufer.
In der Schweiz begann das Ganze zeitlich gesehen parallel zur Reformation, die Zwingli dort veranstaltete. Konrad Grebel, aus Zürich stammend, studierte in Basel, Wien und Paris. Durch einen lockeren Lebenswandel hatte er sich dort ausgezeichnet. 1522 kam er durch Zwingli zum Glauben.
Grebel forderte von dem Reformator eine tiefgreifende, dauerhafte Veränderung in der Kirche. Er war also einer seiner Mitarbeiter. Später warf er Zwingli vor, die Reform zu lasch vorangetrieben zu haben. Grebel wollte eine freie Gemeinde gründen, in der nur die wahrhaft Gläubigen wären. Außerdem forderte er die völlige Abschaffung der römischen Messe.
Zwingli war, wie wir wissen, eher dafür, die Kirche nach und nach zu verändern und nicht so radikal. Er ging auf Grebels Forderungen nicht ein. Deshalb traf sich Grebel heimlich mit Gleichgesinnten, und sie feierten selbst Gottesdienste. Zusammen mit Simon Stumpf und Felix Manns führten sie Bibelveranstaltungen und Bibellesen durch.
Zwingli hatte zunächst Vorbehalte gegenüber der Kindertaufe. In späteren Auseinandersetzungen, nämlich in der Disputation im Januar 1525, sprach sich der Rat der Stadt für die Kindertaufe aus. Seit diesem Zeitpunkt galt die Lehre der Wiedertaufe als verboten.
Alle Täufer wurden aufgefordert, ihre Kinder innerhalb von acht Tagen nach der Geburt taufen zu lassen. Die Täufer trafen sich weiterhin heimlich. In einer solchen Versammlung trat auch der Prediger Georg Blaurock auf. Grebel und Blaurock taufen sich dann gegenseitig als Erwachsene.
So entstand hier in der Reformationszeit die erste Freikirche im engeren Sinne. Nur diejenigen, die gläubig getauft waren, durften dabei sein. Innerhalb relativ kurzer Zeit organisierten sie eine eifrige Missionstätigkeit in Zürich, Basel und St. Gallen.
Innerhalb weniger Wochen ließen sich dort 500 Personen taufen und schlossen sich der Gemeinde an. Das Ganze wirkte jedoch nicht sehr lange, weil der Staat dies als Angriff auf seine Souveränität ansah.
Deshalb wurden Manns und Blaurock gefangen genommen und zu lebenslanger Haft verurteilt. Sie konnten später aus dem Gefängnis entkommen. 1526 starb Blaurock allerdings mit 28 Jahren an der Pest.
Felix Manns wurde mehrfach verhaftet und 1527, ein Jahr später, in Zürich ertränkt, weil er nicht reuig war und nicht bereit, umzukehren. 1529 wurde auch der letzte Täufervater aus der Gruppe verbrannt – in Tirol, Österreich. Dort war er weiterhin missionarisch tätig.
Innerhalb dieser Zeit kamen etwa tausend Menschen durch die Täufer zur Gemeinde hinzu.
Täuferbewegungen in Süddeutschland und Österreich
Zur gleichen Zeit breitet sich in Süddeutschland eine Täuferbewegung aus, die von Augsburg und Straßburg ausgeht. Besonders hervorzuheben ist Michael Sattler, ein ehemaliger katholischer Theologe. Er macht sich dort an die Arbeit und kommt später nach Schleidheim in der Nähe von Schaffhausen. Dort treffen erstmals Abgeordnete verschiedener Täufergemeinden zusammen und verfassen das Schleidheimer Bekenntnis.
Im Schleidheimer Bekenntnis werden Grundlagen gefordert, die bis heute für die meisten Mennoniten verbindlich gelten. Mennoniten sind jedoch sehr vielfältig. Wenn man heutige Mennonitenveranstaltungen betrachtet – etwa das alle paar Jahre stattfindende Mennoniten-Welttreffen – kommen dort Menschen von den Amish bis zu liberalen Mennoniten aus Deutschland zusammen. Letztere sind oft ebenso bibelkritisch wie die großen Kirchen. Die Bandbreite reicht also von ganz traditionell bis sehr modern und ist stark von der Friedensbewegung geprägt. Es gibt viele verschiedene Gruppen, doch was sie verbindet, ist die Glaubenstaufe, die als verbindlich erklärt wurde.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Kirchenzucht. Das bedeutet, wer nicht dem Wort Gottes gehorsam ist – besonders im Bereich der Ethik – soll aus der Gemeinde ausgeschlossen werden. Diese Entscheidung trifft die Gemeinde selbst. Außerdem wird eine strikte Absonderung von der Welt gefordert, also eine klare Trennung zwischen Staat und Kirche. Deshalb wurde den Mennoniten verboten, zu schwören. Wer nicht schwört, kann natürlich auch kein staatliches Amt übernehmen. Der Staat wird generell als schlecht angesehen, weshalb man sich davon fernhält.
Viele Mennoniten zogen sich deshalb in die Einöde zurück. Schon damals begannen sie, sogenannte Aussiedlerhöfe außerhalb der Stadt zu gründen, um für sich zu sein, ihren Glauben frei zu praktizieren und keinen Kontakt mit der Welt zu haben. Darüber hinaus führte das Verbot von Gewalt und Wehrdienst dazu, dass viele Mennoniten immer wieder in verschiedene Teile der Welt flohen. Sie weigerten sich, Militärdienst zu leisten oder zu schwören. Diese Punkte waren zentral für ihre Ethik und ihren Glauben, der natürlich auf der Bibel basierte – ähnlich wie bei den Reformatoren.
Michael Sattler, der an der Formulierung des Schleidheimer Bekenntnisses beteiligt war, wurde 1527, also nach nur zwei Jahren Tätigkeit, festgesetzt und getötet. Er stellte sich sowohl gegen die Reformation als auch gegen die katholische Kirche. Im gleichen Jahr schloss sich Pilgrim Marbeck, der in Tirol lebte, den Täufern an. Zeitgleich entstand in Straßburg eine Täufergemeinde, die das Kinderopfer beispielsweise als Molochsopfer bezeichnete – also als Opfer an den Moloch des Alten Testaments, quasi als Opfergabe an einen Dämon. Diese Formulierung war durchaus polemisch, doch in der damaligen Zeit wurden solche Argumente verwendet.
Marbeck wurde aus Straßburg ausgewiesen, wanderte durch verschiedene Regionen und kam schließlich nach Augsburg. Dort verfasste er mehrere Bücher. Besonders hervorzuheben ist seine scharfe Trennung zwischen dem Alten und dem Neuen Bund. Er vertrat die Ansicht, dass das Alte Testament keine Bedeutung mehr habe und nur noch das Neue Testament gültig sei.
Der wichtigste Theologe der Bewegung wurde schließlich Balthasar Hubmayr. Er war zunächst katholischer Priester und später Theologieprofessor in Ingolstadt, ein durchaus renommierter Mann. Hubmayr war ein enger Vertrauter von Johannes Eck, der als großer Gegner Luthers bekannt ist, und stand zudem mit Zwingli in Kontakt. Als sich in Waldshut, Österreich, die Reformation durchsetzte, schloss er sich ihr an. Durch den Kontakt mit Grebel und Zwingli kam er zum Glauben der Täufer.
Später verwirft Hubmayr auch die Kindertaufe und schreibt ein Büchlein darüber, was unter den Täufern weit verbreitet war, da es zu dieser Zeit theologisch als das Beste galt. 1528 wurde er in Wien verbrannt, nachdem er dort eine Täufergemeinde gegründet hatte.
Radikale Täufer und die Ereignisse in Münster
Aber es gab nicht nur diese Täufer, sondern auch die radikalen Täufer. Diese wollten ähnlich wie die Radikalen am Rande der lutherischen Reformation einen Gottesstaat errichten.
Am bekanntesten wurde in dieser Zeit Melchior Hoffmann, ein ehemaliger lutherischer Pfarrer, der überall, wo er hinkam, Massenaufläufe und Tumulte verursachte. Er predigte Gewaltlosigkeit, Glaubestaufe und Gewissensfreiheit. Sein Hauptaugenmerk richtete er auf die Endzeitereignisse, die seiner Ansicht nach bald bevorstanden. Er berechnete das Ende der Welt für das Jahr 1534 und behauptete, einer der zwei Propheten aus der Offenbarung zu sein.
1533 sandte er zwölf Apostel aus, die in aller Welt die Endzeit verkünden sollten. Ein befreundeter Prophet sagte ihm voraus, dass er in Straßburg bald verhaftet und eingesperrt werden würde. Doch durch ein Wunder Christi, wenn dieser direkt erscheine, sollte er wieder freigelassen werden. Dieses Zeichen sollte seine Beglaubigung sein.
Schließlich eilte Hoffmann freiwillig nach Straßburg und klagte sich selbst vor Gericht an, indem er zugab, ein Täufer zu sein, um ins Gefängnis zu kommen. Allerdings blieb die Befreiung durch Jesus Christus aus. Er verbrachte zehn Jahre im Gefängnis und starb dort schließlich 1543. Hier sollte man also eine gewisse Skepsis gegenüber Propheten haben, die im Namen Gottes auftreten. Das kann auch böse enden, wie dieses Beispiel zeigt.
Eine weitere Tragödie ereignete sich in Münster. Sie begann eigentlich durch einen Schüler Hoffmanns, nämlich Jan Mathis aus Haarlem. Er kam nach Münster, wo Bernd Rothmann sich für die Reformation eingesetzt hatte. Als Mathis zu ihm kam, bekehrte er sich zum Täufertum, schloss sich dieser Bewegung an und ließ sich schließlich als Erwachsener noch einmal taufen.
Innerhalb weniger Wochen erlangten sie in der Stadt Münster die Mehrheit und damit die Macht. Sie setzten den Oberbürgermeister Knipper Dolling ein, der aus ihrer Sicht dazugehörte. Die Glaubenstaufe wurde als Zwangshandlung eingeführt. Alle, die sich nicht als Erwachsene taufen lassen wollten, wurden aus der Stadt ausgewiesen, mussten sie aber natürlich in der Stadt lassen.
Die Stadt wurde daraufhin zum Königreich der Täufer erklärt. Täufer aus der Stadt wurden in alle Länder geschickt, um die Menschen zu einer letzten Möglichkeit zur Umkehr zu rufen, denn in Münster sollte die Ankunft Jesu erwartet werden.
Jan van Leyden regierte ab 1535 als Despot über die Stadt und führte unter anderem die Vielehe ein. Als Offenbarung Gottes offenbarte ihm dies, was zum Teil daran lag, dass sich mehr Frauen den Wiedertäufern anschlossen als Männer und so ein Frauenüberhang entstand, der verteilt werden musste.
Es kam auch zu Scheidungen, die er als Prophet aussprechen konnte. Er verstand sich als König von Gottes Gnaden und sammelte einen ganzen Harem um sich herum. Unter anderem erhielt er die Offenbarung, dass materieller Reichtum schädlich für die Seele sei und deshalb abgegeben werden müsse – natürlich ihm.
Auf dem Marktplatz sollten alle kostbaren Sachen abgegeben werden, denn er war so durchheiligt, dass ihm das Materielle nichts mehr ausmachte. Darüber hinaus wurde auch das Privateigentum generell aufgehoben.
Man suchte nun den Endkampf. Als die Stadt Münster vom katholischen Bischof und seinen Anhängern belagert wurde, gab es eine lange Auseinandersetzung, die vermutlich nicht so bald beendet worden wäre. Schließlich fiel die Stadt durch Verrat.
Zwischenzeitlich glaubte Jan van Leyden selbst daran, dass sie unverletzbar seien. Gott habe ihm offenbart, sie seien in der Schlacht unbesiegbar. So zogen sie motiviert aus der Stadt und machten einen Ausfall. Die Truppen, die die Stadt belagerten, konnten kaum glauben, dass die Leute nur leicht bewaffnet herausstürmten, weil sie dachten, nichts könne passieren.
Sie wurden nacheinander getötet, unter anderem auch Jan van Leyden, der erstaunt war, dass sich die Prophetie nicht erfüllte. Sein Nachfolger erhielt die Prophetie, dass die halb ausgehungerte Stadt von Gott versorgt werde. Die Pflastersteine auf der Straße sollten zu Brot werden, das sie essen könnten.
Diese Prophetie erfüllte sich selbstverständlich ebenfalls nicht. Als die Bevölkerung halb ausgehungert war, öffneten einige Verräter dem Bischof nachts die Tore. So wurden die Anhänger der Wiedertäufer gefangen genommen, verurteilt, getötet und ihre Leichen in drei Käfigen an der Lambertikirche aufgehängt.
Diese Käfige beziehungsweise deren Repliken hängen bis heute noch in Münster als Erinnerung an die Täufer. Dass die Wiedertäufer nach diesem Ereignis keinen positiven Ruf in Deutschland haben, ist kaum verwunderlich.
Wenn man bedenkt, dass die Reformatoren auch gegen andere Gegentäufer vorgingen, muss man das ganze Bild sehen. Die Täufer waren nicht nur liebe und nette Leute, sondern konnten sehr stark polemisieren. Sie vertraten auch falsche Lehren und scheuten weder falsche Prophetie noch Gewaltanwendung.
Ein Teil der Täufer wandte sich dagegen, aber ein anderer Teil setzte Gewalt ein und ging ebenso intolerant gegen Katholiken und Protestanten vor. Sie vertrieben und enteigneten sie im Namen Gottes. Dies führte dazu, dass das Münsterland bis heute als sehr katholisch gilt.
Eigentlich waren sie auf einem guten Weg der Reformation, aber weil sie es total überzogen hatten, konnte nach der Gegenreformation kein Evangelischer mehr dort Fuß fassen. Mit den Radikalen wollte man nichts mehr zu tun haben.
Menno Simons und die Entwicklung der Mennoniten
Der eigentliche Sammler und Namensgeber der Mennoniten ist Menno Simons. Er lebte von 1496 bis 1561. Menno war ursprünglich römischer Priester, der jedoch nur Latein und Kirchengeschichte studiert hatte. Er bekam zum ersten Mal eine Bibel in die Hand, als er bereits einige Jahre Pfarrer war.
Durch die Bibelllektüre und einige Schriften Luthers verwarf er die katholische Lehre. 1535 wurde er durch seinen eigenen Bruder in das Täufertum eingeführt. Sein Bruder wurde schließlich hingerichtet. In der Verfolgungswelle nach dem Königreich Münster ließ sich Menno Simons 1536 taufen. Danach wurde er Prediger einer Mennonitengemeinde.
Insbesondere arbeitete er zusammen mit Obbe Philips und dessen Bruder Dirk Philips. Nach der Verfolgung starben diese beiden ebenfalls. Menno Simons setzte sich dafür ein, die heimatlos gewordenen Gläubigen in kleinen Gemeinden in Friesland, also im Norden Deutschlands von Dänemark bis Holland, zu sammeln und zu betreuen.
Menno Simons wirkte viele Jahre lang, vor allem in dieser Region. Er schrieb 25 kleine und größere Schriften. Am bekanntesten wurde ein sogenanntes Fundamentenbuch. Dieses ist nicht unbedingt theologisch sehr brillant, versucht aber, für die Täufer eine Art Dogmatik, also Grundlehren des christlichen Glaubens, zusammenzufassen. Dieses Buch ist bis heute erhältlich und kann nachgelesen werden.
Er setzte sich für eine klare Trennung zwischen Kirche und Staat ein, ähnlich wie es bereits im Schleitheimer Bekenntnis formuliert wurde. Für ihn war die Gemeinde die Gemeinschaft der Wiedergeborenen und Glaubensgetauften, die sich von der Welt abgesondert halten müssen. Die Bibel ist für ihn das irrtumslose Wort Gottes und die unfehlbare Offenbarung.
Das war ähnlich wie bei Martin Luther. Auch Menno Simons hatte keine neue Lehre, sondern verstand sich als Schrifttheologe. Er wollte alle Argumente für seine Theologie aus der Bibel ziehen. Hier zeigt sich der starke Einfluss der Reformation.
Zusätzlich kam bei ihm die Trennung vom Staat, die Ablehnung der Kindertaufe und das Prinzip der Freiwilligkeitsgemeinde hinzu. Dies war für ihn zentral. Die Sakramente sah er, ähnlich wie Zwingli, in erster Linie als rein symbolisch an.
Evangelisation und Gemeindeaufbau standen für ihn im Mittelpunkt der Gemeindearbeit. Er legte auch großen Wert auf Gemeindezucht, um ein gutes Zeugnis vor der Welt abzulegen. Dies ist nicht ganz typisch für Täufer, sondern ähnelt eher der calvinistischen Praxis.
Die mennonitische Bewegung musste auch gegen einige Irrlehrer in den eigenen Reihen kämpfen. So zum Beispiel gegen Adam Pastor, einen Ältesten, der die ewige Existenz Christi und damit auch die Dreieinigkeit Gottes leugnete. Er wurde später ausgeschlossen.
Es gab zahlreiche Verfolgungen. Die Täufer wurden drangsaliert und gezwungen, ihren Glauben zu verleugnen. In den folgenden Jahren hatten sie nur wenige sichere Orte, an denen lokale Fürsten ihnen Schutz gewährten. Dazu gehörten unter anderem die Fürsten von Wied bei Neuwied, die ihr Gebiet zu einem der ersten festen Täufergemeinden erklärten.
In den Niederlanden wurde eines der ersten Gebäude Europas errichtet, das Religionsfreiheit gewährte. Dort konnten sich die Mennoniten niederlassen. Auch einige Fürsten in Norddeutschland und freie Handelsstädte gewährten Freiraum. In den folgenden Jahren führte dies dazu, dass viele Mennoniten nach Osteuropa auswanderten, wo ihnen Religionsfreiheit zugesichert wurde.
Menno Simons starb im Alter von 65 Jahren eines natürlichen Todes, was fast als Wunder bezeichnet werden kann. Bis 1574 starben mindestens 2500 Täufer durch Folter und Tötungen. Die Verfolgungen setzten sich in den folgenden Jahren fort.
Hierzu gibt es auch einige Abbildungen. Zum Beispiel in Alzey in Rheinland-Pfalz gibt es ein Bild aus jener Zeit, das die Tötung von Täufern zeigt. Eine weitere Abbildung verdeutlicht die verschiedenen mennonitischen Gruppen, die heute existieren, mit ihrem jeweiligen Hintergrund.
Dazu gehören die Hutterischen Brüder, die insbesondere von Jakob Hutter gegründet wurden. Er ist hier als Stammvater genannt. Diese Gruppe ist stark an der Bibel orientiert und will die Urgemeinde wiederherstellen. Sie fordern unter anderem die Aufhebung des Privateigentums. Bei den Hutterischen Bruderhöfen gehört allen alles, man lebt in einer großen Kommune.
Man sieht auch eine Aufteilung in mitteldeutsche, süddeutsche, untere Schweizer und Rüder Gruppen. Die Melchioriten, die ich erwähnt habe, haben Mystik und Apokalyptik als Hintergrund. Sie besitzen ihre eigene Offenbarung. Es handelt sich um Schweizer und Münsteraner Täufer.
Dann gibt es die Schweizer Täufer, die ich bereits erwähnt habe, wie Grebel, Manz, Blaurock und Sattler aus Süddeutschland. Sie gehörten zu den Mitverfassern des Schleitheimer Bekenntnisses. Sie sind stark von der Bibel geprägt, aber auch vom Humanismus. Sie sehen die Freiheit des Menschen, Askese und Urgemeinde als wichtig an. Sie beziehen sich stark auf Zwingli und entstanden in der Schweiz, ebenso wie die süddeutschen Täufer.
Hier habe ich besonders Hubmaier erwähnt, aber auch Hoffmann, der eine prophetische Sicht hatte. Marbeck, der in Österreich stark missionierte und dort hingerichtet wurde, gehört ebenfalls dazu. Diese Gruppen haben ihren Hintergrund bei Zwingli, Luther und Münzer. Einige vertraten auch radikale und schwärmerische Ideen.
Dies soll nur einen Überblick geben, wie diese verschiedenen Gruppen zusammengehören. Eine kleine Tafel erklärt, wie sich die Mennoniten in den folgenden Jahren weltweit verbreiteten beziehungsweise wie sie flüchteten. Dabei handelt es sich insbesondere um neuere Fluchtbewegungen.
Zunächst flohen sie von Deutschland aus in den Osten, teilweise nach Polen und an die Wolga. Von dort aus erfolgte im 19. beziehungsweise 20. Jahrhundert eine weitere Ausbreitung nach Osten. Bereits im 19. Jahrhundert, etwa 1820 und 1874, wanderten Mennoniten in die USA und nach Kanada aus. Von dort aus zogen einige weiter nach Bolivien, Uruguay und Südbrasilien.
In Südamerika kamen sie 1929 an, also nach der Kulturrevolution, aber bevor Russland vollständig geschlossen wurde und Stalin die Macht ergriff. Einige Mennoniten wanderten auch nach Südamerika aus.
Nach der Öffnung der Sowjetunion erfolgten große Auswanderungswellen. Diese gingen vor allem von Sibirien und Kasachstan nach Deutschland, Kanada und in die USA.
Heute sind Mennoniten besonders verbreitet in Kanada, den USA und Mexiko. Es gibt Kolonien in allen mittelamerikanischen Staaten, vor allem in Bolivien, Paraguay, Uruguay, etwas weniger in Argentinien und mehr in Brasilien. Auch in Afrika, beispielsweise in Tansania, Kenia, Sambia und Äthiopien, sind sie vertreten. In Indien, Indonesien und auf den Philippinen gibt es Mennoniten vor allem durch Missionsarbeit.
Hier noch einige Bilder typischer Kleidung der Mennoniten aus der Anfangszeit. Manche Gruppen, wie die Indihutterer, haben viel von der ursprünglichen Kleidung bewahrt.
Im 18. Jahrhundert sah die Kleidung der Mennoniten so aus: schwarze Kutte, schwarzer Rock, einfache Kleidung, dazu Kniebundhosen. Beim Beten trugen die Männer oft Bart, was damals üblich war.
Ein weiteres Bild zeigt einen Wanderprediger der Mennoniten aus dem 18. Jahrhundert. Das ist die Zeit, in der sie unter anderem auswanderungsbedingt unterwegs waren. Die Kleidung war einfach, mit schwarzem Mantel und Wanderstab, wie es damals für einfache Leute üblich war.
So sahen die Mennoniten damals aus – typische Vertreter einer religiösen Gemeinschaft, die sich durch Glauben und Lebensweise auszeichnete.
Das war ein Überblick zu den Täufern und insbesondere zu Menno Simons und der mennonitischen Bewegung.
Reflexion über Traditionen und Herausforderungen in der heutigen Gemeinde
Vielleicht möchte das auch jemand noch ergänzen, sei es aus eigener Erfahrung oder aus dem, was der eine oder andere so gelesen oder gehört hat. Genau.
Warum hat man eigentlich diese unabhängigen ökologischen Dinge? Wenn Sie gesagt haben, wir haben auch viele bestimmende Dinge, die man jetzt reformatorisch und ökologisch nennen würde, dann wird man auch sagen: Ja, da ist schon etwas vergessen worden, warum das so nicht geht. Aber warum führt das Geld dann weiter irgendwie?
Warum habe ich denn damals gedacht? Die Eheschließung wird ja tatsächlich neu diskutiert, weil nach dem Personenstandsgesetz Anfang dieses Jahres, das ja gültig geworden ist, die kirchliche Eheschließung auch losgelöst von der staatlichen Ehe akzeptiert werden soll.
An Traditionen denke ich an verschiedene Dinge. Beispielsweise glaube ich, dass man gelegentlich eine zu starke Überbewertung der Bekehrung im Vergleich zum restlichen geistlichen Leben hat. Das drückt sich auch darin aus, dass die Hauptmühungen vieler Gemeinden lediglich auf die Bekehrung ausgerichtet sind. Wenn wir in der Bibel schauen, hat die Bekehrung keinen so zentralen Stellenwert.
Viele Predigten Jesu und auch der Apostel richten sich an die Heiligung, das heißt an das Weiterleben der Christen. So sehen wir in den ganzen Briefen des Paulus, dass es ganz selten um Bekehrung geht. Es geht mehr darum: Wie ist das Leben des Christen?
Da gibt es, glaube ich, eine falsche Gewichtung. Sozusagen: Du musst alles dafür einsetzen, dass derjenige sich bekehrt. Wenn er bekehrt ist, dann ist alles geritzt, jetzt ist alles in Ordnung. Das ist, glaube ich, eine Fehlstellung, die zum Teil aus dieser Zeit herauskommt und zum Teil dann später verschärft wurde durch den Pietismus, von dem wir auch geprägt sind.
Der Pietismus versuchte sogar noch, eine äußere Form dieser Bekehrung festzuschreiben. Das wurde in der einen oder anderen Gemeinde sehr stark noch enger gefasst. Beispielsweise als Empirismus gehen wir davon aus, es muss eine Minuten-Bekehrung sein. Wer nicht sagt: „Jetzt bin ich Sünder, jetzt bekehre ich mich, dann bin ich gläubig“, der hat keine echte Bekehrung.
So eine hineinwachsende Bekehrung gibt es dabei nicht. Darüber hinaus muss diese Bekehrung auch noch möglichst mit großer Trauer verbunden sein, also eigentlich unter Tränen stattfinden. Das führte in manchen Gemeinden lange Zeit dazu, dass, wenn jemand seine Bekehrungsgeschichte erzählt hat, er dabei weinen musste. Wenn er nicht weinte, galt die Bekehrung nicht als echt, da war keine echte Buße dabei.
Das heißt, es gab äußere Formen, die diesem Inneren eigentlich nicht entsprachen. Äußere Formen, die auch dazu führten, dass Bekehrung heute, genauso wie die Taufe, häufig doch an ein bestimmtes Alter festgemacht wird.
In den meisten Gemeinden kann man nachschauen: Die Jugendlichen lassen sich taufen, gerade die Jugendlichen, meistens im Alter von 14 bis 16 Jahren. Dabei entsteht häufig in Gemeinden, ausgesprochen oder unausgesprochen, ein gewisser Druck, eine Tradition, genau in dem Alter, in dem sie die kirchliche Konfirmation haben. Seltsamerweise bekehren sich alle und lassen sich alle taufen.
Ich sage „seltsamerweise“, weil sich im Laufe der Zeit manchmal zeigt, dass sie gar nicht echt zum Glauben gekommen sind, sondern dass sie bloß genau wissen, was man in dem Alter tut und sagt und dann vorne steht und sich taufen lässt.
Wenig nimmt man es ernst, wenn beispielsweise ein Siebenjähriger sich bekehrt, das vielleicht noch, aber wenn er sich taufen lassen würde, wäre das in vielen Gemeinden schwierig. Warum? Weil man daran denkt, eigentlich brauche es eben dieses Alter.
Manchmal wird in diesem Alter auch ein Druck ausgeübt, dass Kinder eine Entscheidung treffen, die sie eigentlich gar nicht treffen wollen. Das führt dann im Alter von 16, 17, 18 häufig zu großen Krisen: Sie fallen scheinbar ganz ab, kommen in Alkoholismus, gehen in die Disco oder sonst etwas, geraten in eine große Krise. Vielleicht waren sie nie richtig bekehrt.
Also glaube ich, dass man hier eine eigene Bekehrungstradition entwickelt hat, die an vielen Stellen sogar unbiblisch ist. Sie kann bis dahin gehen, dass man in einer Predigt sagt: „Alle, die sich bekehren wollen, heben jetzt die Hände auf.“ Dann wird ein Gebet gesprochen, und danach wird gesagt: „Jetzt bist du gerettet.“
Wenn wir uns die Aussagen Jesu ansehen, zum Beispiel: „Wer meine Jünger sein will, der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Wenn du nicht bereit bist, alles aufzugeben, dann kannst du nicht mein Jünger sein.“ Wenn du das willst oder das noch machen willst, dann geh hin.
Das ist ganz anders beschrieben. Diese Art von Evangelisation, die mehr darauf ausgerichtet ist, den Menschen möglichst schnell zu drängen, jetzt schnell eine Entscheidung zu treffen, über deren Konsequenzen er sich häufig noch gar nicht im Klaren ist, wird ihm auch möglichst gar nicht genau nahegebracht, weil er sonst Angst bekommen könnte und das gar nicht will.
Hinterher wird er dann zum Christen erklärt. Ich glaube, das ist ein Trugschluss für viele, die das machen, die hinterher aufwachen und merken: Das wollen sie ja gar nicht.
Ich kenne einige solcher Leute, unter anderem meine Schwiegermutter, die als Atheistin gestorben ist vor ein paar Jahren. Als meine Frau zum Glauben kam, hat sie auch an der Evangelisation teilgenommen, hat die Hand gehoben, und am nächsten Morgen war das schon vorbei.
Das liegt daran, dass die Atmosphäre genau darauf drängt, zum Teil einfach auch deshalb, weil es innerhalb unserer Szene so eine Erfolgsstatistik gibt. Jeder Prediger hat so eine Erfolgsstatistik: Wie viele haben sich bei dir bekehrt? Daran hängt alles.
Wie viel Glaubenswachstum es gab, kann man ja nicht messen. Also geht es nur darum, wie viele sich bekehrt haben. Dann wird jedes Mittel benutzt, um eine Bekehrung zu bewirken. Man kann das bewerben durch Massenpsychologie, durch Druckausübung, durch das Vor Augen Malen der Hölle oder durch sonst irgendetwas.
Das ist total unbiblisch. Es klingt gut, aber in unseren Ohren sehr falsch. Das wäre zum Beispiel so ein Punkt, wo ich glaube, dass man hier eine Unausgewogenheit hat, wenn man die Bibel wirklich ernst nimmt.
Bekehrung ja, aber die sieht bei Menschen unterschiedlich aus. Bekehrung ist nur ein kleiner Teil des gesamten Christenlebens. Wir müssten mindestens ebenso viel, wenn nicht noch mehr Aufmerksamkeit darauf richten, wie das Christenleben aussieht.
Das führt ja auch in vielen Gemeinden dazu, dass das Christenleben sozusagen schon am Ende angelangt ist. In vielen Gemeinden gibt es relativ wenig konkrete Weiterführung, weil man davon ausgeht: Jetzt bist du Christ, jetzt weißt du ja alles, alles in Ordnung. Dann besuchst du halt den Gottesdienst, ab und zu mal die Bibelstunde, und das war's.
Der normale Heide, der zum Glauben kommt, weiß das ja gar nicht und kann das gar nicht. Deshalb klappt diese Art von Arbeit meistens nur bei den schon religiösen, also den Kindern der Gläubigen oder denen, die irgendwie durch Verwandte schon halbreligiös sind.
Bei denen klappt das, sie wissen, wie sie sich verhalten sollen. Alle anderen, vollkommen Fremde und Weltliche nicht. Wenn sie dann hinterher reinkommen, fühlen sie sich häufig auch verlassen. Jetzt haben sie sich bekehrt, und jetzt sagt man: „Jetzt bist du Gemeindeglied, jetzt weißt du alles, alles in Ordnung, jetzt verhalte dich auch so.“
Das funktioniert natürlich nicht. Solche Sachen sind zum Beispiel etwas, wo ich glaube, dass wir eigene Traditionen haben, die nicht unbedingt immer biblisch sind.
Manche andere Diskussionen, die ich immer wieder erlebe, sind zum Beispiel die Frage mit der Musik. Ich will gar keine revolutionären Thesen vertreten, aber vielfach in Gemeinden sind Diskussionen, egal welcher Art, gar nicht nach der Bibel ausgerichtet, sondern nach der eigenen Tradition.
Je nachdem, was in eurer Gemeinde gerade in ist, zum Beispiel Flügel. Wenn das so ist, dann ist der Flügel ein geistliches Instrument, das Schlagzeug nicht.
Wenn man jetzt rein biblisch argumentieren würde, dann schaut man mal, wie viele Instrumente in der Bibel erwähnt werden. Den Flügel findest du nicht, das Schlagzeug schon.
Da haben wir eigene Traditionen entwickelt. Ich finde das nicht schlecht, wir müssen ja nicht ein Schlagzeug einführen. Aber wir halten diese Traditionen für biblisch, obwohl sie es gar nicht sind, sondern es sind unsere Traditionen, die wir vertreten.
Sie müssen deshalb nicht schlecht sein, wir können sie weiterführen. Nur dürfen wir sie nicht als die biblische Musik deklarieren und etwas anderes, weil es unserer Tradition nicht entspricht, nicht so machen.
Genauso war es über lange Zeit mit anderen Traditionen in unseren Gemeinden, zum Beispiel die Kleidungsdiskussion. Es gibt natürlich auch Leute, die bei Musik und Kleidung total überziehen und sagen: „Wir müssen es so machen wie alle anderen Ungläubigen“, was ja auch nicht die Frage ist.
Aber auch hier wird häufig nicht auf der Grundlage der Bibel argumentiert, sondern auf Grundlage der eigenen Tradition.
In manchen Gemeinden hört man zum Beispiel: „Wenn du am Sonntagmorgen keine Krawatte anhast, kann ich dir nicht konzentriert zuhören, dann bin ich irritiert, weil das ja nicht geistlich ist.“
Es gibt andere Gemeinden, die etwas menonitisch geprägt sind. Dort ist die Krawatte schlimm, man darf sie nicht tragen. Dann muss man das Hemd möglichst bis oben zugeknöpft haben, Anzug tragen, möglichst dunkle Farben, nicht etwas Buntes.
Das ist auch nicht falsch, aber es ist auch nicht biblisch. Viele Dinge, die wir als äußere Regeln ansehen, sind so nicht biblisch.
Es gibt einen langen Streit darum, wenn eine Gemeinde diskutieren will, ob der Gottesdienst morgens oder abends stattfinden soll. Erstmal kann man sagen: Das ist biblisch gar nicht festgeschrieben.
Wo steht festgeschrieben, dass man am Sonntagmorgen Gottesdienst halten muss? Ich kann euch sogar garantieren – ich glaube, ich habe es schon gesagt –, dass die ersten Christen garantiert nicht um zehn Uhr am Sonntagmorgen Gottesdienst gefeiert haben.
Warum nicht? Weil das ein normaler Arbeitstag war. Der Sonntag wurde erst durch Konstantin den Großen als Feiertag eingeführt, und das war 325.
Bis zum Jahr 325 konnten Christen gar nicht am Sonntagmorgen um zehn Uhr Gottesdienst feiern, sondern höchstens morgens vor der Arbeit, also um halb sechs, oder abends nach der Arbeit, vielleicht um sieben.
Auch hier haben wir uns an ein Modell gewöhnt, das nicht schlecht ist. Ich bin ja gar nicht dagegen, ich fliege ja auch am Sonntagmorgen um zehn Uhr zum Gottesdienst.
Manche Sachen sind formal, andere theologischer Art. Manche Dinge gewöhnen wir uns theologisch an, andere formal.
Es gibt eine lange Liste, über die man alles diskutieren kann. Ich will eigentlich niemanden verärgern, denn umso konkreter ich werde, umso mehr Ärger kann ich mir einhandeln, weil ich dem einen oder anderen möglicherweise zu nahe trete, auch wenn er es nicht will.
Es ist immer leichter, die Fehler des anderen zu sehen als die eigenen. Und es ist leichter, die Tradition des anderen zu erkennen als die eigene.
Das ist ganz klar so, auch in der Ehe. Dort sieht man immer mehr die Fehler des Partners als die eigenen. Es gibt kritische Typen, die selbstkritisch sind, aber das ist eher die Ausnahme.
Meistens nervt es einen eher, wenn der andere etwas falsch macht. Das gilt in der Gemeinde genauso.
Es gibt bestimmte Dinge, die sich fest eingeschlichen haben. Manche Gemeinden sind begeistert von allegorischer Bibelauslegung. Prediger können ausführlich und herzerweichend über Gleichnisse oder Stellen des Alten Testaments sprechen, zum Beispiel Jesus im Alten Testament.
Manche Stellen haben mit Jesus gar nichts zu tun, aber weil es fromm klingt und man es gewohnt ist, ist man bereit, das zu akzeptieren.
Das ist eigentlich auch eine Form von Bibelkritik, wenn man Allegorie auf Dinge anwendet, die eigentlich mit der Aussage gar nichts zu tun haben.
In frommen Kreisen achtet man manchmal zu stark darauf, was einen anspricht. Sehr häufig gibt es ein „Gott hat mir gesagt“, und damit ist nicht prophetisch gemeint, sondern irgendein Bibelvers.
Dieser Bibelvers hat mit der Person gar nichts zu tun. Man steht in Gefahr, nicht zuerst darauf zu achten, was der Bibelvers eigentlich sagt, sondern schnell zu denken: Was lerne ich daraus oder welche Assoziation habe ich?
Dann werden diese Gedanken als Reden Gottes ausgegeben. Im Grunde ist das auch Bibelkritik.
Gott will durch das, was in der Bibel steht, eine konkrete Aussage machen, die sich auf einen historischen Kontext bezieht.
Das halten wir den Bibelkritikern entgegen, die versuchen, das zu schnell zu vergegenwärtigen oder zu kritisieren.
Wenn jemand sagt: „Ich habe da gelesen: ‚Gehe aus deinem Vaterland in das Land, das ich dir zeigen werde‘“, dann sagt er: „Gott hat mir gesagt, ich soll in die Mission gehen.“
Das ist so unmittelbar nicht richtig. Zuerst muss man sagen: Das ist ein Wort an Abraham.
Dann müsste man auch fragen: Wenn das Wort wirklich gilt, wo ist das Land, das du einnehmen wirst?
Da steht: Wo du die Fußsohle draufsetzt, ist dein Land. Gehst du also nach Kenia, musst du dort auftreten, als ob du Präsident von Kenia wärst.
Denn die Herrschaft war kein Gemeindegründungsauftrag für Abraham, sondern Land einnehmen, erobern.
Außerdem steht im Kontext, dass deine Nachkommen so zahlreich wie die Sterne am Himmel sein werden. Gilt das auch hier? Warum nur dieser kleine Detail, den Rest nicht?
Man merkt, das Ganze passt nicht, sondern man sucht assoziativ heraus, was in der eigenen Situation passt und lässt den Rest unter den Tisch fallen.
Es gibt manchmal auch eine selektive Bibellese: Bestimmte Verse kommen nie dran, weil sie nicht in die eigene Tradition passen, andere werden immer wieder genannt, manchmal sogar falsch interpretiert.
Manche Sachen werden zu schnell subjektiv auf sich bezogen.
Ich bin überzeugt, Gott spricht zu uns, aber zuerst müssen wir feststellen, was die objektiv feststellbare Aussage ist.
Das kritisieren wir ja auch an Sekten. Wenn ein Sektenanhänger auftritt, zum Beispiel Zeuge Jehovas, und alles Mögliche in die Bibel hineinliest, kritisieren wir das zu Recht.
Wir sagen: „Da steht doch eigentlich etwas anderes.“
Wir müssen uns selbst auch daran halten, was eigentlich da steht.
Manchmal finden wir dann Sachen, die auch für uns unangenehm sind.
Zum Beispiel steht in der Bibel: „Der Neid ist die Wurzel allen Übels.“
Was machen wir in der Gemeinde damit?
Wenn das wirklich stimmt und wir es glauben, wann habt ihr das letzte Mal in der Gemeinde eine Predigt über den Neid gehört?
Ich muss ehrlich zugeben, ich habe meines Wissens noch nie eine gehört, außer die, die ich selbst gehalten habe.
Es gibt auch andere Dinge. Manche Themen werden häufig gepredigt, andere, die deutlich in der Bibel als positiv genannt werden, so gut wie nie erwähnt.
Auch das ist reformbedürftig, eine Unausgewogenheit.
Genauso wie Luther, der zu seiner Zeit erkannte, dass man über die Gnade zu wenig gepredigt hat.
Das ist heute wahrscheinlich nicht mehr das Hauptproblem in den meisten Gemeinden, vielleicht in einigen schon.
Aber es gibt andere Dinge, die heute möglicherweise unterbelichtet sind.
Ich weiß nicht, ob das genug Herausforderung ist.
Ich könnte noch ein paar andere Dinge nennen, aber ich will, dass ihr das verdauen könnt.
Seid mir nicht böse, wenn ich irgendwo übers Ziel hinausgeschossen bin.
Ich will niemanden angreifen, sondern nur herausfordern, dass wir als Christen immer wieder Reform brauchen.
Wir müssen bereit sein, unsere Unausgewogenheiten zu erkennen und zu korrigieren.
Eine der gefährlichsten Sachen für uns als Christen ist, dass wir schnell meinen, jetzt haben wir alles in der Tasche.
Das führt meistens zu einem einschläfernden Christentum, das nur noch die eigene Tradition bewahren will und Recht haben möchte.
Diese Menschen sind schnell in Gefahr, keine lebendige Beziehung zu Gott mehr zu haben, die nur noch eine Vokabel ist.
Oder sie sind anfällig für umherlaufende Sekten, die sagen: „Bei uns bekommst du ganz besondere Erfahrungen mit Gott.“
Gerade diese Leute sind dafür anfällig, weil sie das nicht erleben.
Sie reden davon, merken aber innerlich, dass sie die lebendige Beziehung zu Gott nicht mehr haben, weil sie sich nicht von Gott ins Zeug reden lassen.
Dann kommt jemand und sagt: „Bei uns hast du die Segnung, die Taufe im Heiligen Geist, und noch mehr, dann hast du es.“
Dafür ist man besonders anfällig, wenn man sich nicht ständig neu in Frage stellt.
Das kann man nicht jede Woche machen.
Aber wenn wir uns alle fünf Jahre mal gründlich hinterfragen und analysieren: Stimmt das? Sollte ich etwas verändern? Habe ich Ungleichgewicht im geistlichen Leben?
Dann tut das gut und belebt das gemeindliche wie auch das eigene Glaubensleben neu.
Das merken wir in der Geschichte deutlich: Ohne ständige Reformbemühungen erstickt jeder noch so gut gemeinte Ansatz mit der Zeit in Traditionalismus.
Das sehen wir an der katholischen Kirche, als sie anfing, war alles super.
Die orthodoxe Kirche, die evangelische Kirche, die Täufer, die Baptisten – alle waren super am Anfang.
Nach zwei, drei Generationen setzt ein Erstarrungsprozess ein.
Das war zum Beispiel schon bei den Nachfolgern Luthers so.
Einer von ihnen vertrat die Lehre, dass gute Werke sogar schädlich für den Glauben seien.
Wie kann man auf so eine verrückte Idee kommen?
Wenn die Errettung nur aus Gnade ist, meinen Leute vielleicht, durch gute Werke mit errettet zu werden.
Deshalb besser keine guten Werke, dann bist du deiner Errettung durch Gnade umso gewisser.
Das hätte Luther so nie gepredigt.
Das ist Traditionalismus und Irrlehre.
Denn Paulus sagt: Heißt das, das Gesetz ist schlecht? Nein, das Gesetz ist heilig, gerecht und gut.
Wir sollen gute Werke tun, aber wir werden nicht aufgrund der guten Werke gerettet.
Weil man die Gnade zu sehr überbetont hat, führt das zu der Auffassung, gute Werke seien schädlich.
Bei Calvins Prädestination haben seine Schüler sich intensiv Gedanken gemacht, wer verflucht sei.
Sie brachten alle möglichen Thesen und Lehren hervor, gerieten in ein „Sägefeuer“ und wollten schließlich die Mission und Evangelisation aufgeben.
Denn alles sei Erwählung Gottes, man solle da nicht reinpfuschen.
Was Calvin nie gelehrt hat und was Irrlehre ist.
Ich habe Calvin selbst zitiert, der sagt: Wenn ich einen Ungläubigen sehe, heiße ich ihn, zu Christus zu gehen.
Er soll sich bekehren und sich nicht mit der Prädestination beschäftigen.
Denn die Prädestination ist für ihn wie ein tödliches Labyrinth.
Er denkt endlos darüber nach, ob er erwählt ist oder nicht, kann es sowieso nie wissen.
Warum also so viele Gedanken machen? Kehre um, dann weißt du: Ich bin erwählt von Gott.
So ist es bei Schülern und Enkeln häufig.
Da ist eine besondere Reformbewegung nötig.
Wir werden das alle in unserem eigenen Leben erleben.
Es gibt Phasen, in denen wir besonders offen sind, uns korrigieren zu lassen, und Phasen, in denen alles traditionalisiert wird.
Das ist ein Ansatz für Reform.
Zum Teil liegt das daran, dass unsere Umwelt sich gegen den christlichen Glauben richtet.
Aber manchmal legt sie auch den Finger auf Wunden, die tatsächlich da sind.
Nach Umfragen gelten Evangelikale in den USA zum großen Teil als unglaubwürdig.
Sie zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie sich fast nur auf sexualethische Themen konzentrieren.
Das kommt in der Öffentlichkeit fast nur negativ rüber.
Sie sind gegen Abtreibung, Scheidung und Homosexualität.
Das weiß jeder Amerikaner.
Aber Christen sollten doch eigentlich durch Nächstenliebe und frommen Lebenswandel bekannt sein.
Das kommt scheinbar erst an zweiter Stelle.
Nach einer Untersuchung eines Mennoniten – ich glaube, Sanders war das, ein etwas linker Mennonit – ist die Scheidungsrate unter Evangelikalen in den USA genauso hoch wie in der Gesamtbevölkerung.
Offiziell treten sie auf: Wir sind gegen Scheidung.
Intern machen sie aber dasselbe.
Das ist die freie Wahrheit und Glaubwürdigkeit.
Unter evangelikalen Pfarrern in den USA ist die Scheidungsrate sogar höher als in der Gesamtbevölkerung.
Da stellt sich die Frage: Was ist das für ein Christsein?
Das wirkt bei vielen Leuten unglaubwürdig.
Da braucht es wahrscheinlich Verhinderung.
Im nächsten Augenblick erfährt der andere Partner davon, wie er damit umgeht.
Manche vertreten das so genau und beziehen sich auf die Matthäus-Stelle, die ich meine.
Sie wird dort zu Unrecht so interpretiert.
Ich glaube, sie sagt einfach: Wenn der Ehebruch vom anderen begangen wurde, kannst du nicht nochmal Ehebruch begehen.
Das soll da durchaus gesagt sein.
Dann gibt es eine natürliche Regel, die auch in der Bibel steht: Wenn dein Bruder dich um Vergebung bittet, vergib ihm.
Das gilt auch für die Ehe.
Natürlich ist Ehebruch schlecht.
Aber das Ziel sollte sein, zu vergeben und nicht zu sagen: Jetzt habe ich einen guten Grund, wegzulaufen.
Manchmal wird die Matthäus-Stelle missinterpretiert und die anderen Evangelien werden unter den Tisch fallen gelassen, die das ganz deutlich anders sehen.
Das stimmt.
Dann gilt das als scheinheilig.
Natürlich ist es schwierig, in einer gottlosen Welt fromm zu leben, aber das ist die Herausforderung.
Deshalb ist die Christenheit anfällig für Scharlatane und Modewellen wie die Emerging Church.
Wenn man eine gesunde Beziehung zu Jesus hat, würden diese Modewellen die Gemeinde gar nicht berühren.
Meistens sind diese Modewellen eine Antwort auf die Sehnsucht der Gemeinde.
Eigentlich wollen wir ein anderes Christsein.
Das wird versprochen, also probieren wir es ein paar Jahre.
Dann merkt man: Ach, Willow Creek war es nicht, Saddleback war es nicht, Emerging Church war es nicht.
Dann kommt garantiert die nächste Modewelle.
Die sind nicht alle böse oder schlecht.
Sie versprechen nur etwas, was der Christ nicht erreichen kann.
Es gibt keine Methode, durch ein paar Konzepte lebendiges, dauerhaft an Gott orientiertes Christsein zu praktizieren.
Es sind immer wieder Dinge, die in der Bibel schon lange bekannt sind:
Bete regelmäßig, lies in der Bibel, habe Liebe zu deinem Nächsten und besonders zu deinem Bruder.
Versuche, nach Gottes Ratschlägen zu leben.
Zeuge deinen Glauben nach außen, habe Kontakt mit Leuten.
Das sind Grundlagen, die seit zweitausend Jahren in der Bibel stehen.
Sie werden immer wieder neu verpackt in Modeströmungen, die viel Zeit und Energie kosten und doch nicht das erreichen, was man will.
So ist meine Einschätzung.
Im Moment ist die Christenheit für Modewellen anfällig, weil sie Defizite in den eigenen Reihen spürt.
Ist es nicht auch die größte Gefahr des Individualismus, dass man die Funktion des Leibes als Ganzes nicht mehr erkennt?
Da sind wir als Christen stark mit einbezogen.
Dieser Individualismus wird zum Teil durch die Singularität des Bekehrungserlebnisses gefordert: Ich und Gott, das ist alles.
Die Geschwister spielen keine oder nur eine untergeordnete Rolle.
Ganz davon loszukoppeln können wir uns auch gar nicht.
Total unbiblisch ist das nicht, aber es wird überzogen.
Deshalb können wir auch die unheimliche Zersplitterung aller Gemeinden erklären.
Ich sage nicht, wir sollen alle Ökumene machen.
Aber diese Zersplitterung ist unbiblisch.
Es gibt immer einen Grund, warum Gemeinden sich spalten und noch kleinere Gemeinden entstehen.
Es gab nie so viele verschiedene Konfessionen und Gemeinden wie heute.
Das sollte uns an Jesu hohes priesterliches Gebet erinnern: „Vater, mach sie eins, damit die Welt erkennt, dass sie meine Jünger sind.“
Heute gibt es weltweit etwa 30.000 verschiedene christliche Konfessionen.
30-mal die bibeltreuen Christen, die bibeltreuen Mennoniten, die bibeltreuen Brüdergemeind-Christen, die Brüdergemeinde Mennoniten, die Brüdergemeinde Baptisten, die Baptisten Evangeliumschristen, Evangeliumschristen Baptisten und so weiter.
Das ist ein Fehler und ein Problem.
Ohne dass wir jetzt Ökumene fordern.
Diese Zersplitterung hat oft ihre Ursache im Individualismus.
Häufig stecken hinter Kirchenspaltungen nicht theologische Gründe, sondern menschliche Machtansprüche, Ärger.
„Der hat mich beleidigt, der ist nicht nett zu mir, ich habe nicht das Amt, das ich will, die hören andere Musik als ich.“
Jede Partei wirft der anderen die Schuld zu.
Die Jungen sagen: „Die Alten wollen sich nicht verändern.“
Die Alten sagen: „Die Jungen wollen nicht.“
Auch da gibt es Unversöhnlichkeit.
Beide Seiten haben Probleme.
Das ist ein Stück unseres Zeitgeistes.
Ich will nicht sagen, ihr Älteren müsst alles tun, was die Jungen wollen.
Wenn ich in einer Gemeinde bin, sage ich zu den Jungen: Hört auf die Älteren, seid bereit zu warten.
Es muss nicht alles nach eurem Kopf laufen.
Den Älteren sage ich: Es muss auch nicht so laufen wie vor 50 Jahren.
Es kann Veränderung geben.
Nicht alles kam vom Himmel.
Ihr könnt auch mal neue Lieder singen, die ihr nicht kennt.
Das führt häufig dazu, dass sowohl Ältere als auch Jüngere individualistisch und unflexibel sind.
Beide berufen sich auf Gottes Freiheit, aber die Jungen meinen die Freiheit ihres Geschmacks.
Die Älteren meinen, Gott habe ihnen schon damals den Segen gegeben, der heute noch gelten muss.
In Wirklichkeit geht es ihnen um Gewohnheit und gutes Gefühl.
Das sagt natürlich keiner so, aber es ist oft so.
Das kennen wir alle bei Liedern, mit denen wir in der Jugend groß geworden sind.
Natürlich singen wir die gerne.
Bei neuen Liedern sind wir kritisch.
Genauso könnte man ältere Lieder kritisch analysieren.
Viele ältere Lieder sind zum Glück vergessen, weil sie nicht gut waren.
Manche neuere Lieder sind wirklich gut, aber nicht alle.
Ich will das Thema Musik jetzt nicht weiter vertiefen.
Aber auch hier gibt es manchmal Aussagen, die als „Gott gegeben“ ausgegeben werden, es aber nicht sind.
Ich will nicht sagen, es gäbe keine Kriterien.
Man müsste sich erst hinsetzen und versuchen, diese Kriterien möglichst neutral aus der Bibel herauszuarbeiten.
Nicht mit der Absicht, die eigene Position zu bestätigen.
Wenn man mit dieser Absicht anfängt, nimmt man nur Argumente, die die eigene Position unterstützen, und ignoriert oder erklärt andere weg.
Man braucht einen anderen Ansatz.
Erstmal gründlich und vorurteilsfrei reflektieren, was die Bibel über das Thema sagt.
Dann versuchen, diese Prinzipien auf die Gemeindesituation anzuwenden.
Das würde manches, was Individualismus angeht, relativieren.
Auch andere Dinge würden relativiert.
Das ist eines der Probleme.
Wenn Gemeindeleben heute bei vielen Gemeinden hauptsächlich daraus besteht, eine Stunde am Sonntagmorgen zu verbringen, ist das Christsein unmöglich.
Dieses Christsein endet sicher im Traditionalismus.
Ohne Zeitaufwand geht christliches Leben nicht.
Wer sich nach Erweckung sehnt und meint, er geht irgendwo hin und bekommt besonderen Segen, irrt.
Man müsste die Erweckungsbewegungen studieren.
Erweckungsbewegungen gingen immer damit einher, dass man sich intensiv für den Glauben investiert hat: Gebet, Gespräche, Gemeinschaft.
Ohne das ist mir keine Erweckungsbewegung bekannt.
Das ist auch nicht möglich.
Es kostet.
Sonst müssen wir uns keine Illusionen machen.
Unsere Freikirchen werden in zwanzig, dreißig Jahren dort sein, wo die evangelische Kirche heute ist, nur zeitverzögert.
Manche Kirchen werden schon eher dort sein.
Manche werden trotzdem bestehen, weil Gott gnädig ist und die Gemeinde erhält.
Der Bestand der Kirche beruht nicht auf unserer Initiative, sondern auf Gottes Initiative.
Er beruft immer wieder Menschen.
Es ist schade, wenn das ohne uns läuft.
Wir wären gern dabei und würden mitmachen.
Ich glaube, das soll als Herausforderung und aktuelle Anwendung für heute Abend genügen.
Unsere Zeit ist abgelaufen.
Ich muss mal nachschauen.
Ich glaube, wir haben noch Zeit, oder?
Ja?
Ich schaue gerade auf die Einladung.
Nächstes Mal ist der siebte April.
Dann werden wir uns noch mit anderen Bereichen der Reformation beschäftigen.
Wir gehen kurz auf die Geschichte der Hugenotten ein, die Reformation in England, die anglikanische Kirche.
Dann die Gegenreformation, also die Reaktion der katholischen Kirche auf die Reformation.
So können wir das Ganze abschließen.
Dann ist auch Zeit für Rückfragen.
Ich werde gerne mit euch beten.
Vater im Himmel, vielen Dank für die Täufer, die versucht haben, sich treu nach deinem Wort zu richten und trotzdem manchmal fehlgeleitet wurden, Irrtümer begingen und Irrlehren vertraten.
Vielen Dank, dass du deine Gemeinde immer wieder reformierst und erneuerst, immer wieder Menschen berufst, die auf biblische Wahrheit hinweisen.
Deshalb existiert deine Gemeinde bis heute.
Auch wir haben von dem Glauben und von der Bibel gehört und durften deine Kinder werden.
Wir bitten dich, dass du uns in unserer Umgebung gebrauchen und bereit machen willst, immer wieder zu hören, was du uns zu sagen hast.
Wo du uns auf Fehler oder Einschränkungen hinweisen willst, wo du unser Leben neu lebendig machen möchtest.
Wo du in unser Leben hineinreden und Veränderung bewirken willst.
Wir bitten dich, gib uns Weisheit und Mut, das zu erkennen und andere damit anzustecken.
Begleite uns an diesem Abend und gib uns Kraft für alle Herausforderungen von morgen.
Amen.