Wir setzen heute unsere Predigtserie durch das Lukasevangelium fort, genauer gesagt im Mittelteil des Evangeliums.
Heute betrachten wir Kapitel 11, Verse 37 bis 54. In diesem Bibeltext lesen wir von einer Einladung zu einem Essen, die völlig schiefgeht. Diese Essenseinladung endet in einem richtigen Desaster.
Wir befinden uns in dem Abschnitt des Lukasevangeliums, in dem wir Jesus auf dem Weg zum Kreuz sehen.
Jesus offenbart sich und bereitet seine Jünger vor
Wir haben in den ersten neun Kapiteln gesehen, wie Jesus sich offenbart hat als der, der er wirklich ist: als der Allmächtige, als der Sohn des ewigen Gottes, der Mensch gewordene Gott. Er hat mit einer Autorität und einer Vollmacht gelehrt, die den Menschen völlig fremd war.
Er hat Wunder getan, Kranke geheilt und sogar Tote zum Leben zurückgebracht. Zudem hat er seine Vollmacht über die Natur gezeigt, indem er einen Sturm stillte. So sehen wir dann in Kapitel neun, dass die Jünger anfangen zu verstehen, wer Jesus ist. Sie begreifen, dass er tatsächlich der Messias ist, der lang erwartete Christus, der Retter, der gekommen ist, um sein Volk zu befreien.
Doch die Menschen hatten eine falsche Erwartung. Sie dachten, Jesus würde sein Volk aus der Umklammerung der römischen Besatzungsmacht befreien. Sie erwarteten, dass er vielleicht nach Jerusalem gehen würde, um sich dort auf einen Thron zu setzen.
In diesem Mittelteil des Lukas-Evangeliums sehen wir, wie Jesus seine Jünger immer wieder lehrt, warum er zum Kreuz gehen musste. Durch verschiedene Begegnungen, Gespräche und Gleichnisse macht er deutlich, dass sein Tod am Kreuz notwendig war. Er musste sterben und würde erst danach wieder auferstehen.
So sehen wir heute in unserem Predigttext, wie Jesus das den Menschen deutlich macht, die dieses Verständnis dringend noch brauchten. In Lukas 11,37-54 konfrontiert Jesus zwei bestimmte Menschengruppen. Er spricht sehr harte Worte gegen sie.
Die Frage für uns lautet: Was machen wir mit den harten Worten, die Jesus hier spricht? Was hat das eigentlich mit uns zu tun?
Einladung zum Essen und erste Konfrontation
Nun, wir gehören nicht zu diesen beiden Gruppen; wir sind weder Pharisäer noch Schriftgelehrte. Dennoch möchte ich uns ermutigen, die Worte, die Jesus zu ihnen spricht, sehr genau zu hören. Dabei sollten wir überlegen, welche Konsequenzen sich für uns aus dem, was Jesus dort sagt, ergeben.
Bevor ich den Text auslege, möchte ich beten. Ich bitte darum, dass der Herr uns die Demut schenkt, uns wirklich unter sein Wort zu stellen. Dass wir Ehrfurcht vor dem heiligen Gott haben, der heute Abend durch sein Wort zu uns sprechen will. Außerdem bitte ich um Belehrbarkeit, damit wir sein Wort wirklich aufnehmen und uns durch sein Wort verändern lassen.
Ich bete mit uns:
Himmlischer Vater, wir wollen dir danken, dass du ein Gott bist, der redet. Danke, dass du dein heiliges Wort gesandt hast – dieses Wort, das lebendig und kräftig ist. Es zeigt uns auch heute noch deutlich, wer du bist, wer wir sind und warum wir dich so dringend brauchen.
So möchte ich dich bitten: Schenk uns Demut, auf dein Wort zu hören, und Ehrfurcht vor dir, dem lebendigen Gott. Schenk uns Herzen, die belehrbar sind, damit wir wirklich hören, damit dein Wort uns trifft und in uns Veränderung bewirken kann. Lass uns dir immer ähnlicher werden.
Tu dies zum Lobpreis deiner Herrlichkeit und zu unserem Besten. So bitten wir im Namen Jesu. Amen.
Aufbau des Predigttextes und zentrale Botschaft
Unser Predigttext ist sehr einfach in seiner Struktur. Er besteht aus einem langen Mittelteil, der tatsächlich aus zwei Teilen zusammengesetzt ist: Anklagen gegen die Pharisäer und Anklagen gegen die Schriftgelehrten.
Beide Teile enthalten jeweils drei Unterpunkte. Es heißt dreimal „Weh euch, ihr Pharisäer“ und dreimal „Weh euch, ihr Schriftgelehrten“. Davor steht eine sehr kurze Einleitung, und am Ende gibt es ein kurzes Fazit.
Wir wollen den Text Schritt für Schritt durchgehen. Ich werde ihn nicht auf einmal ganz vorlesen, sondern wir betrachten ihn Stück für Stück gemeinsam. Das klingt heute vielleicht etwas kompliziert, ist aber eigentlich ganz einfach, denn all diese sechs „Weh euch“ machen zusammen einen Punkt.
Jesus spricht hier zu Menschen, die großen Wert auf Äußerlichkeiten legen, auf bestimmte fromme Handlungen und auf ihre Gesetze und deren Einhaltung. Er sagt diesen Menschen, dass sie vielmehr bedacht sein sollten auf das, was innen ist, auf ihre Herzen.
Es geht Jesus hier um Reinheit. Die rein äußerliche Reinheit, mit der er konfrontiert wird, entlarvt er als einen frommen Anstrich. Stattdessen ruft er zur inneren Reinheit des Herzens auf, denn diese Reinheit ist diejenige, die wirklich zählt.
So wollen wir uns nun den Text anschauen.
Die Einladung und die Erwartung der Pharisäer
Wir sehen in Vers 37, wie Jesus eingeladen wird. Vor zwei Wochen haben wir betrachtet, wie Jesus unterwegs nach Jerusalem war, wie er lehrte und verschiedene Diskussionen sowie Auseinandersetzungen hatte.
Dann heißt es hier in Vers 37: „Und als er noch redete, bat ihn ein Pharisäer, mit ihm zu essen. Und er ging hinein und setzte sich zu Tisch.“ Das klingt erst einmal recht nett, nicht wahr?
Pharisäer – das muss uns klar sein – waren eine sehr anerkannte Gruppe unter den Juden. Es waren Männer, die in besonderer Weise darauf bedacht waren, die biblischen Gebote zu halten. Nicht nur das, sie beachteten auch die Satzungen der Väter. Sie waren besonders fromme Leute, gute Juden.
Das waren Menschen, die, um ehrlich zu sein, nicht wie ihr sich hinten gesetzt hätten, sondern in der ersten Reihe saßen. Wahrscheinlich wären sie topgekleidet gewesen, vielleicht sogar im Abendgottesdienst mit Anzug und Krawatte, gebügeltem Hemd und polierten Schuhen. Diese Leute hätten auch gut gerochen, wären natürlich sauber rasiert gewesen, die Fingernägel sauber. Sie hätten definitiv niemals Alkohol getrunken oder geraucht. Im Gottesdienst, in der Gebetsgemeinschaft, wären sie die Ersten gewesen, die aufstehen, in der ganzen Gemeinschaft stehen bleiben und sehr lange sowie perfekt ausformulierte Gebete sprechen.
Ich möchte deutlich sagen: Das sind eigentlich gute Sachen. Ich hätte nichts dagegen, wenn nächste Woche mehr Leute in den ersten Reihen sitzen würden. Ihr dürft gerne gut riechen und euch gut anziehen. Ihr dürft gerne gut formulierte Gebete sprechen. Daran ist nichts verkehrt.
Das waren also die Pharisäer – die ganz besonders frommen, feinen Leute. Und Jesus wird nun von einem solchen Pharisäer eingeladen. Das ist ja eigentlich erst einmal nett.
Der Pharisäer erwartet sicherlich, dass Jesus zu Gast kommt und das tut, was man so tut. Wenngleich das Alte Testament nicht vorschreibt, dass man sich vor dem Essen die Hände waschen muss, so war das damals, wie auch heute, gute Sitte. Das entsprach den Satzungen der Ältesten.
So war der Pharisäer. Er war sehr verwundert, dass Jesus offenbar gar nicht auf diese äußerliche Reinheit bedacht war.
Die erste Konfrontation: Äußere und innere Reinheit
Vers 38: Als der Pharisäer sah, dass Jesus sich direkt an den Tisch setzte, wunderte er sich, weil Jesus sich vor dem Essen nicht die Hände gewaschen hatte. Jesus aber wusste genau, was der Pharisäer dachte. Wahrscheinlich hatte er sogar mit seiner Handlung die Gedanken des Pharisäers in gewisser Weise provoziert.
So sehen wir nun, dass Jesus den Pharisäer direkt auf seine Gedanken anspricht. Das führt uns zum Hauptteil, zu den ersten Versen, in denen Jesus die Pharisäer anklagt. Dies ist eine Einleitung zu den Versen 39 bis 41, in denen wir lesen: Der Herr sprach zu ihm: „Ihr Pharisäer, ihr haltet die Becher und Schüsseln außen rein, aber euer Inneres ist voll Raubgier und Bosheit. Ihr Narren, hat nicht der, der das Äußere geschaffen hat, auch das Innere geschaffen? Gebt doch, was drinnen ist, als Almosen, siehe, dann ist euch alles rein.“
Jesus stellt dem pedantischen Bedachtsein auf die äußere Reinheit nun die viel wichtigere innere Reinheit gegenüber. Er veranschaulicht das mit Dingen, die wahrscheinlich vor ihm auf dem Tisch standen: Schüsseln und Bechern. Er sagt: „Schaut, diese Schüsseln und Becher sehen von außen sehr rein aus, so wie ihr. Aber stellt euch vor, ihr nehmt den Becher, der von außen vielleicht sogar goldumrandet und ganz edel ist, und wollt euch gerade vom besten Wein einschenken. Und seht, da drin ist Schimmel, Dreck, Würmer, Käfer – alles krabbelt darin. Und bei der Schüssel, aus der ihr essen wollt, ist es genau dasselbe.“
Jesus sagt: „Wisst ihr, ihr seid so wie diese Becher und Schüsseln: von außen sauber, von innen voller Dreck.“ Er sieht die Pharisäer mit einem quasi röntgenartigen Blick an. Er schaut durch das, was man von außen sieht, direkt ins Herz. Es mag sein, dass die Becher und Schüsseln auch von innen sauber waren, aber die Pharisäer waren es nicht.
Jesus nennt die Probleme beim Namen. Er nennt den Dreck in den Bechern und Schüsseln beim Namen. Er sagt, der Dreck in euch ist Raubgier und Bosheit. Er weiß, was in ihrem Herzen vor sich geht, und er sagt: „Ihr seid Narren, Narren, weil ihr denkt, vor eurem Schöpfer eine fromme Schau abziehen zu können.“ Aber der, der euch das Äußere gegeben hat, hat auch euer Inneres gemacht. Und das interessiert ihn viel mehr. Also handelt aus dem Inneren, aus der Reinheit des Herzens heraus.
Drei Anklagen gegen die Pharisäer
Und weil die Menschen das nicht tun, weil der Pharisäer und die anderen Pharisäer, die dort mit dabei sind, es nicht tun, hat Jesus jetzt sehr harte Worte für sie.
Wir wollen uns diese drei „W“-Worte kurz anschauen. Das erste lesen wir in Vers 42: „Aber weh euch, Pharisäern! Denn ihr gebt den Zehnten von Minze und Raute und allerlei Gemüse, aber am Recht und an der Liebe Gottes geht ihr vorbei.“ Doch dies sollte man tun, und jenes nicht lassen.
Jesus knüpft hier unmittelbar an die Aufforderung an, dass man aus dem, was drinnen ist, Almosen geben sollte. Er sagt: Ihr Pharisäer zelebriert lieber eine äußere Frömmigkeit, als dass ihr wirklich diese innere Heiligkeit habt.
Tatsächlich stand im Gesetz nicht, dass man seinen Zehnten geben musste aus seinem Gemüsegarten oder aus seinem Kräutergarten. Aber das taten die Pharisäer. Wahrscheinlich hatten sie sogar vor ihren Häusern an der Straße einen kleinen Kräutergarten.
Wir können uns das gut vorstellen: Vielleicht ist Jesus eingeladen worden, und die Frau des Pharisäers war gerade bei der Ernte. Sie sagte: „Ach, die Minze, eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn Minzeblätter, eins für Gott; elf, zwölf, dreizehn, vierzehn, fünfzehn, sechzehn, siebzehn, achtzehn, neunzehn, zwanzig, eins für Gott.“
Und hier sagt Jesus: So eine fromme Show ist ja lächerlich. Diese kleinen Dinge, diese Nebensächlichkeiten, da seid ihr so bedacht darauf, über das Gesetz noch hinauszugehen und die Satzung der Väter womöglich noch einzuhalten. Aber dann geht ihr auf den Marktplatz, und da verhaltet ihr euch ganz anders.
Dort werden die Armen ausgebeutet mit Wucherzins. Dort wird einem Bettler verächtlich vorbeigegangen: „Ach, ihr aus dem Weg!“ Anstatt dass ihr dem Almosen gebt, denn das ist es, was Gott wirklich wichtig ist.
Der Zehnte ist kein Selbstzweck. Es geht Gott darum, dass mit dem Zehnten Gutes getan wird. Sein Reich soll erbaut werden, und den Menschen soll zeugnishaft die Liebe Gottes offenbart werden.
So solltet ihr Almosen geben an diejenigen, die Not leiden, anstatt eure Minzeblätter abzuzählen.
Ja, das klagt Jesus hier an: Ihr betäuscht eine Großzügigkeit vor, aber in euren Herzen seid ihr geizig.
Stolz und Scheinheiligkeit der Pharisäer
In Vers 43 lesen wir das nächste Wehwort: "Weh euch, Pharisäer, denn ihr sitzt gern oben an in den Synagogen und wollt gegrüßt sein auf dem Markt." Die Pharisäer waren also nicht nur geizig, sie waren auch stolz. Ja, die Pharisäer hatten ihre Plätze und wollten, dass die Menschen vorbeikommen und sagen: "Oh, Pharisäer Matthias, schick gekleidet. Wir ehren dich sehr." Sie standen nach dem Gottesdienst an der Tür und erwarteten diese Anerkennung.
Was Jesus hier deutlich macht, ist die Frage: Wisst ihr, wozu ihr da seid? Wisst ihr, was Gott wirklich mit euch tun will? Wisst ihr, was eure Berufung hier auf Erden ist, nämlich dass ihr etwas seid zum Lobpreis seiner Herrlichkeit? Es geht darum, dass er die Ehre bekommt in allen Dingen. Und ihr raubt ihm die Ehre, weil ihr die Ehre für euch wollt.
Ihr weist Menschen nicht auf Gott hin, sondern zieht die Aufmerksamkeit auf euch. Ihr seid aufgeblasene Hühner, ihr seid stolz, und ihr beraubt Gott, denn ihm gebührt alle Ehre. Das ist die zweite Ermahnung, das zweite Weh euch.
In Vers 44 folgt ein drittes Wehwort, das im ersten Moment etwas schwerer zu verstehen ist: "Wehe euch, denn ihr seid wie die verdeckten Gräber, über die die Leute laufen und wissen es nicht." Wir wissen aus dem Alten Testament, im 4. Mose 19, dass es Reinheitsanordnungen gab, die besagten, dass Juden nicht mit Toten in Kontakt kommen durften. Der Tod machte unrein.
Das ist auch nachvollziehbar, denn der Tod ist die Konsequenz der Sünde, und der Sünde folgt der Tod. Mit dem Tod in Kontakt zu kommen, macht dich unrein. Man ist sieben Tage unrein, selbst wenn man nur versehentlich ein Grab betritt. Dann ist man zu nah an einen Toten gekommen und gilt für sieben Tage als unrein.
Das wussten die Pharisäer, und sie achteten sehr darauf, dass niemand zu nahe an Gräber kam. Die Grabsteine wurden besonders sauber gehalten, damit man sie gut sehen konnte und weit drum herum ging. Die Pharisäer machten natürlich den größten Bogen darum.
Aber Jesus sagt: "Ihr Pharisäer, ihr seid selbst so wie diese Gräber." Wer mit euch in Kontakt kommt, wird verunreinigt, weil ihr Menschen nicht Gott näherbringt, sondern vielmehr dafür sorgt, dass die Menschen von Gott weiter entfernt sind. Mit eurem ganzen frommen Getue und eurer Scheinheiligkeit steht hier die wahre Anbetung Gottes im Weg.
Wer mit euch in Kontakt kommt, wird unrein. Das ist eine harte Anklage. Man könnte sagen, die Pharisäer sind Verführer, und das ist schlecht für die Menschen. Ich denke, wir werden das alles bedenken. Dann wird klar, warum Jesus hier so direkt spricht und warum er sie so sehr konfrontiert.
Die Reaktion der Schriftgelehrten und ihre Anklage
Nun, kaum hat Jesus diese anklagenden Worte gegen die Pharisäer gesprochen, ergreift ein anderer Mann, ein Schriftgelehrter, das Wort.
Beim Schriftgelehrten muss man wissen, dass auch er einer Gruppe im jüdischen Glauben angehörte. Ihre Aufgabe bestand darin, den Juden anhand der Gesetze des Alten Testaments bis ins kleinste Detail zu erklären, was erlaubt ist und was nicht. So sollte man durch ein richtiges Leben bei Gott Anerkennung finden. Man kann in gewisser Weise sagen, die Schriftgelehrten lehrten das, was die Pharisäer taten. Das heißt, die beiden Gruppen waren eng miteinander verbunden.
Tatsächlich hatte der Pharisäer wohl auch Schriftgelehrte mit eingeladen, und der Schriftgelehrte hakt jetzt hier also bei den Worten gegen die Pharisäer ein. So lesen wir in Vers 45: Da antwortete einer von den Schriftgelehrten und sprach zu ihm: Meister, mit diesen Worten schmähst du uns auch.
Ich habe keine Ahnung, was der Schriftgelehrte sich von dieser Ansprache erhoffte. Ich kann es mir aber vorstellen: Wenn jemand mal so richtig über die Münchner herzieht – und schließlich wohne ich in München, bin natürlich nicht von hier – dann könnte ich sagen: Damit meinst du aber hoffentlich nicht mich, oder? Nein, entschuldige, Matthias, dich natürlich nicht. Oder wenn ich mal wieder in den USA bin und die Deutschen kritisiert werden. Vielleicht war das seine Hoffnung, dass die Pharisäer hier von Jesus in die Schranken gewiesen werden – das sei ja noch okay – aber nicht sie selbst. Nur damit das mal klar ist und alle das hören. Vielleicht war das seine Motivation, wir wissen es nicht genau.
Was auch immer seine Motivation war, es geht richtig schief. Denn Jesus sagt gleich darauf: Ach, dann habe ich für euch auch noch drei Weh-Worte. Er klagt auch sie direkt an.
Drei Anklagen gegen die Schriftgelehrten
Wir wollen uns diese drei Weh-Worte anschauen.
Vers 46: "Weh auch euch, Schriftgelehrte, denn ihr beladet die Menschen mit unerträglichen Lasten, und ihr selbst rührt sie nicht mit einem Finger an."
All die Gesetze und Satzungen der Schriftgelehrten waren eine völlige Überforderung für die Menschen. Daran konnten sie nur scheitern. In den Lehren der Schriftgelehrten gab es keinen Raum für Versagen. Es wurde nicht einmal ein Finger gereicht für diejenigen, die daran scheiterten. Sie wurden plattgemacht. Kein Raum für Versagen, kein Raum für Gnade. Im Gegenteil: Mit ihren Gesetzen und Regeln trieben sie die Menschen direkt in die Verzweiflung – die Verzweiflung, niemals gut genug für Gott zu sein. Diese menschenfeindliche Gesetzlichkeit klagt Jesus hier als Erstes an.
Dann folgt die mit Abstand längste Anklage, Vers 47: "Wehe euch, denn ihr baut den Propheten Grabmäler, eure Väter aber haben sie getötet. So bezeugt ihr und billigt die Taten eurer Väter, denn sie haben sie getötet, und ihr baut ihnen Grabmäler."
Darum spricht die Weisheit Gottes: "Ich will Propheten und Apostel zu ihnen senden, und einige von ihnen werden sie töten und verfolgen. Damit gefordert werde von diesem Geschlecht das Blut aller Propheten, das vergossen ist seit Erschaffung der Welt, von Abels Blut an bis hin zum Blut des Sechaja, der umkam zwischen Altar und Tempel. Ja, ich sage euch, es wird gefordert werden von diesem Geschlecht."
Die Schriftgelehrten waren natürlich fromme Leute und hatten eine sehr hohe Achtung vor ihren Schriften, vor dem Alten Testament, vor dem Tanach. Die Propheten wurden sehr hoch geachtet, aber ihre Botschaft wurde ignoriert.
Das erinnert mich ein wenig an manche Dinge, die vor zwei Jahren geschehen sind, als Martin Luther überall gefeiert wurde. Ich war leicht schockiert, als ich Kirchenobere hörte, die im Reformationsjahr jubilierten, dass Luther, dieser progressive Reformator, sich gefreut hätte und sicher mit der Kirche gefordert hätte, was die Politik endlich auch im Reformationsjubiläumsjahr umsetzte – nämlich endlich die Homo-Ehe einzuführen. Das ist absurd. Ihr feiert Luther, aber verspottet das, was er gelernt hat.
Oder passend zum heutigen Tag wäre es so, als würden wir eine große Feier zum 30-jährigen Mauerfall machen, aber wenn dann Leute aus den Ostbundesländern kommen, würde man sagen: "Euch Ossis wollen wir hier aber nicht haben." Das ist absurd! Ihr habt Lippenbekenntnisse, doch das passt überhaupt nicht zu dem, was ihr tut und wie ihr lebt.
Jesus macht deutlich, dass er sie nicht nur anklagt, sondern auch klarstellt: Ihr werdet dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Ihr werdet zur Rechenschaft gezogen für all die Ablehnung, die eure Vorväter den Propheten entgegenbrachten, denn die haben sie ja getötet. Die meisten Propheten wurden von den Juden selbst getötet. Und er sagt: "Und ihr steckt mit ihnen unter einer Decke." Schlimmer noch: Diese Propheten haben alle auf einen hingewiesen – auf wen? Auf Jesus Christus selbst!
Jetzt ist hier Jesus, und mit ihm die Propheten und Apostel, die noch mehr von ihm zeugen. So wie eure Väter sie verfolgt haben, macht ihr euch ganz eins mit ihnen, denn ihr lehnt den größten und letzten aller Propheten ab. Und ich sage euch eins: Ihr werdet dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Jesus klagt das also an.
Schließlich folgt in Vers 52 noch ein letztes Weh-Wort: "Wehe euch, Schriftgelehrten, denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen, ihr selbst seid nicht hineingegangen und habt auch denen gewehrt, die hinein wollten."
Was er hiermit sagt, ist: Die Schriftgelehrten, als diejenigen, die die Schrift kennen, müssten eigentlich den Schlüssel der Erkenntnis haben. Sie müssten wissen, was die Bibel wirklich lehrt, was das Alte Testament wirklich sagt. Sie müssten die Botschaft der Propheten kennen und wissen, was sie verheißen haben – wie Menschen hineinkommen können ins Reich Gottes.
Aber nicht nur, dass die Schriftgelehrten die Botschaft der Propheten missachten, sie lehrten auch den Menschen Dinge, die nicht im Einklang standen mit dem, was das Alte Testament lehrt. Damit haben sie den Menschen den Weg zu Gott versperrt und sie auf den falschen Weg geschickt.
Dort, wo die Pharisäer durch ihr schlechtes Vorbild Verführer waren, sind die Schriftgelehrten durch ihre falsche Lehre Irrlehrer. Beide stehen den Menschen im Weg auf dem Weg zu Gott. Sie sind Feinde des Evangeliums, Feinde Gottes.
Sie geben zwar vor, dem Herrn besonders nahe zu sein. Sie brüsten sich mit ihrer Gesetzestreue und ihrer äußeren Reinheit. Doch dabei sind sie meilenweit von Gott entfernt. Ihre Herzen sind voller Schmutz und Dreck. Jesus sieht das mit seinem Röntgenblick. Er, der menschgewordene Sohn Gottes, lässt sich nicht blenden durch Äußerlichkeiten. Er sieht, was im Herzen ist, und das spricht er hier schonungslos an.
Die Reaktion der Pharisäer und Schriftgelehrten auf Jesu Worte
In den letzten zwei Versen sehen wir, wie die Pharisäer und Schriftgelehrten auf Jesu Worte reagieren. Als Jesus von dort hinausging, begannen die Schriftgelehrten und Pharisäer, heftig auf ihn einzudringen. Sie löcherten ihn mit vielen Fragen und belauerten ihn, um etwas aus seinem Mund zu erjagen.
Jesus ging also hinaus, und die Pharisäer sowie Schriftgelehrten schmiedeten einen Plan: Sie wollten Jesus nachgehen und ihm alle möglichen Fragen stellen. Dabei setzten sie alle möglichen Spitzen ein, um ihn zu einer Aussage zu bringen, die sie gegen ihn verwenden konnten. Ihr Ziel war es, etwas Falsches von ihm zu hören, um ihn anklagen zu können. Denn derjenige, der sie gerade so bloßgestellt hatte, sollte ihrer Meinung nach bestraft werden.
Genau das taten sie auch. Im weiteren Verlauf des Lukasevangeliums sehen wir, dass die Schriftgelehrten und Pharisäer immer wieder zu Jesus kamen, ihm Fragen stellten und versuchten, ihn zu einer Aussage zu bringen, die man gegen ihn verwenden konnte.
Das Problem der Pharisäer und Schriftgelehrten war jedoch, dass sie nichts fanden. Jesus hatte ein reines Herz und war die Weisheit Gottes. Er ließ sich von Menschen nicht austricksen und tat immer das Richtige.
Das war den Schriftgelehrten und Pharisäern aber letztlich egal. Sie verbündeten sich mit dem Hohen Rat und brachten falsche Anklagen vor. Sie verbreiteten Lügen und gingen zum römischen Statthalter Pontius Pilatus, um Christus anzuklagen.
Sie klagten Jesus an und brachten Pilatus letztlich dazu, ihn zu kreuzigen. So sorgten sie dafür, dass Jesus, wie auch die anderen Propheten, die auf ihn hingewiesen hatten, getötet wurde. Ihre Herzen waren voller Bosheit und Hass.
Persönliche Anwendung und Herausforderung
Und was hat das mit uns zu tun? Was hat das mit dir zu tun? Was sollst du aus diesem Text lernen? Vielleicht, dass Jesus klüger gewesen wäre, wenn er die Schriftgelehrten und Pharisäer nicht so direkt angegriffen hätte? Vielleicht sollten wir uns ab und zu mal auf die Zunge beißen? Nein, nein. Oder sollten wir nach den Pharisäern und Schriftgelehrten unserer Zeit suchen? Schließlich sind wir Botschafter in Christi Stadt und könnten vielleicht auch mal ein paar „Weh euch“-Worte loswerden – gegen die Liberalen, gegen die, die was auch immer Gesetzliches vertreten.
Nein, ich glaube nicht, dass der Text uns das vorschlägt. Was denkst du? Was will der Herr dir durch diese Worte sagen?
Ich bin davon überzeugt, dass der Herr uns durch diese Worte ganz direkt ansprechen will. Denn du und ich, wir sind oft gar nicht so anders als diese Pharisäer und Schriftgelehrten.
Mal ganz ehrlich: Sind wir nicht auch immer wieder mehr auf die Äußerlichkeiten bedacht als auf unsere Herzen? Verbringen wir nicht mehr Zeit vor dem Spiegel als in der Bibel? Sind wir nicht vor allem dann großzügig, wenn andere das sehen? Sind in unseren Herzen nicht vielleicht doch auch noch Geiz und Gier? Sind wir nicht immer wieder mehr auf unsere eigene Ehre und unser eigenes Ansehen bedacht, als darauf, dass Gott in allen Dingen die Ehre bekommt?
Halten wir nicht vor allem die Gesetze hoch, die wir selber einhalten und bei denen wir gut aussehen? Und fordern das natürlich auch von allen anderen, während wir bei anderen Dingen ganz nonchalant darüber hinwegsehen? Hören wir wirklich zu, wenn die Propheten dem Volk Juda, dem Volk Israel sagen, wo sie nicht das tun, was Gott gefällt? Oder bekennen wir uns zwar zur tollen Bibel, ignorieren aber ihre Botschaft immer wieder?
Und leben wir womöglich denen, die Christus noch nicht kennen, immer wieder vor, dass es vor allem darum geht, etwas frommer zu sein als die anderen? Etwas gesetzestreuer? Ihr liebt mir auch auf die Gefallen, dass ich dem einen oder anderen hier vor den Kopf stoße – so wie Jesus das hier im Bibeltext übrigens auch tut.
Ich glaube, in dir und in mir steckt mehr Pharisäer, als wir vielleicht wahrhaben wollen. Unsere Herzen sind nicht rein. Wir lieben weder Gott noch andere Menschen so, wie wir sollten. Wir alle haben es dringend nötig, dass unsere Herzen rein werden.
Das heißt: Wenn du jetzt aus diesem Predigttext für dich mitnimmst, ich muss mich jetzt mehr anstrengen, weniger stolz und weniger geizig zu sein, ich muss mich mehr bemühen, dann nimmst du das Falsche mit. Denn ich kann dir sagen, was passiert: Du strengst dich an und strengst dich noch mehr an. Bestenfalls. Und du merkst: Ich packe es nicht, ich schaffe es einfach nicht. Und weil du dir dann nicht die Blöße geben willst, fängst du an, dir eine Maske aufzusetzen, anderen etwas vorzumachen, damit du nicht blamiert dastehst. Und dann tust du letztendlich genau das, was Jesus hier anklagt.
Nein, was wir wirklich brauchen, ist ein neues Herz. Was wir wirklich brauchen, ist die Reinigung unseres Herzens.
Ihr Lieben, das ist es, was Jesus hier vermitteln will. Er ist auf dem Weg zum Kreuz, und die Pharisäer und Schriftgelehrten haben überhaupt keinen Raum in ihrem Denken für das Kreuz. Sie denken: Wir sind doch gut genug, Gott ist sicher beeindruckt durch unsere Frömmigkeit, sogar das zehnte Minzeblatt haben wir ihm gegeben. Gott muss von uns doch beeindruckt sein, weil wir ja nicht nur die Gebote der Bibel halten, sondern noch mehr Gesetze gemacht haben.
Sie haben keine Kategorie für das Kreuz. Aber Jesus ist gekommen, gerade weil all das, was die Pharisäer und die Schriftgelehrten und wir so oft tun, ein Irrweg ist. So geht Jesus den Weg zum Kreuz, um dort die gerechte Strafe für den Schmutz dieser Welt auf sich zu nehmen. Für den Schmutz, den wir oft hinter den rein polierten Fassaden verstecken.
Jesus nimmt Gottes Zorn über all das Böse und Übel in dieser Welt auf sich – diesen Zorn, den wir hier aus Jesu Worten hören können. Die Gerichtsworte, die Jesus hier spricht, nimmt er auf sich. Er geht ans Kreuz als der Einzige, der allein rein ist, der nie ein Gesetz wirklich gebrochen hat, der allein wirklich so lebt, wie es Gott gefällt – und zwar von innen heraus.
Er geht ans Kreuz, um zu sterben für die, die das nicht tun, für Menschen wie dich. Er gibt sein Leben, damit alle, die zu ihm kommen und sagen: „Ja, Herr, ich bekenne dir, ich mache keine fromme Show mehr. Mein Herz hat Dreck, meine Gedanken, die ich so schön verstecke, da ist so viel Schmutz im Verborgenen. Ich tue so viele Dinge, die dir nicht gefallen. Und die Worte, die ich spreche, wenn ich nicht mehr im Gottesdienst bin, die ehren dich nicht.“ Ja, ich bekenne dir das alles. Ich gebe dir meinen Schmutz, reinige mich, gib mir ein neues Herz, weil ich mit diesem Herz dich nicht so liebe, wie ich sollte, mit diesem Herz liebe ich die Menschen nicht so, wie ich sollte.“
Und ihr sagt: Ja, das will ich tun.
Nicht nur, dass ich deine Schuld bezahle, nein, ich werde auch meinen Geist zu euch senden, meinen Heiligen Geist, durch den ich euch von innen her erneuern will. Ich will euch eure alten, steinernen, schmutzigen Herzen nehmen und euch neue Herzen geben.
Und das ist übrigens genau das, was die Propheten verheißt haben. Nachdem sie all die Anklagen gegen Juda und Israel gebracht haben, haben sie immer wieder das eine getan: nicht nur zu sagen, ihr müsst jetzt einfach anders leben – da passt schon alles –, sondern zu sagen, es wird einer kommen, der euer grundsätzlichstes Problem lösen wird.
So spricht der Prophet Jeremia in Jeremia 33,8 im Namen Gottes diese Worte von Gott: „Ich will die Menschen reinigen.“ Vielleicht kannst du deinen eigenen Namen da einsetzen: „Ich will Matthias, ich will Winfried, ich will Johann reinigen von aller Missetat, womit sie wider mich gesündigt haben, und will ihnen vergeben alle Missetat, womit sie wider mich gesündigt und gepfuscht haben.“
Oder durch den Propheten Hesekiel versprach der Herr: „Ich will reines Wasser über euch sprengen, dass ihr rein werdet von aller Unreinheit. Und von allen euren Götzen will ich euch reinigen. Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun.“
Wenn du bisher versucht hast, aus eigener Kraft vor Gott zu bestehen, hoffe ich, du hörst diese Worte und kapitulierst vor Gott. Ich hoffe, du versuchst nicht mehr, dein steinernes Herz von außen ein bisschen zu kneten, damit es weicher wird. Sondern ich hoffe, du sagst: Herr, ich brauche ein neues Herz – und lässt dich beschenken. Dafür ist Jesus gekommen, dafür geht Jesus zum Kreuz.
Und so ruft er dich: Komm zu mir! Und er ruft uns nicht nur einmal.
Wenngleich die unter uns, die zu Jesus gekommen sind und ihn als ihren Retter und Herrn anerkennen, wissen dürfen: Er hat uns seinen Geist gegeben und er hat uns neue Herzen gegeben. So wissen wir doch auch, dass der alte Dreck noch immer in uns drin ist. Er kriecht wieder rein, füllt unsere Herzen wieder, und sie fangen an, sich von ihm wieder zu verhärten.
Deshalb müssen wir immer wieder, immer und immer wieder zum Herrn Jesus kommen und ihn bitten: Reinige mein Herz!
Wenn du behauptest, das brauchst du nicht, das hast du nicht nötig, dann hat Gott ein Wort für dich: Du lügst. Du betrügst dich selbst.
So spricht Gott durch den Apostel Johannes: „Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde“, so schreibt er zu Christen, „so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Aber jetzt kommt das Gute: Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns von aller Ungerechtigkeit reinigt.“
Preist den Herrn!
Und wenn wir das erleben, wenn wir immer wieder diese Reinigung unserer Herzen erleben, dann können wir aus unseren reinen, unseren gereinigten Herzen heraus anfangen, immer mehr so zu leben, wie es Gott gefällt. Dann können wir anfangen, Gott zu lieben und die Menschen zu lieben. Dann können wir mehr und mehr das tun, was Gott gefällt.
Und da, wo wir scheitern, da gehen wir wieder erneut zu Gott, bitten ihn erneut, bekennen ihm unsere Sünden und vertrauen auf seine Gnade.
Amen, Amen.
Darf ich uns einladen, miteinander zu beten? Ich möchte uns einladen, ein biblisches Gebet miteinander zu beten, ein Gebet, von dem es heißt, dass ein Mann nach dem Herzen Gottes war – ein Mann, der gebetet hat, obwohl er, obwohl er ein Mann nach dem Herzen Gottes war, immer wieder auch Dreck in seinem Leben hatte.
Es ist Psalm Davids, Vers Psalm 51. Überschrieben ist er mit „Ein Psalm Davids vorzusingen“. Keine Sorge, das tue ich nicht. Der Anlass dieses Psalms war, als der Prophet Nathan zu ihm kam, nachdem er mit Bathseba zusammengekommen war. Die meisten unter uns wissen, worum es hier geht: David hat Ehebruch begangen, und Nathan kommt, konfrontiert ihn und er ist überführt von seiner Sünde – wie vielleicht auch du gerade überführt bist von deiner.
Dann betet David.
Lasst uns aufstehen und ab Vers 3 diesen Psalm gemeinsam lesen. Vielleicht ist es ein guter Psalm, den du dir immer mal wieder vornehmen kannst und zu deinem Gebet machen kannst – vielleicht einzelne Verse davon.
Wir lesen miteinander:
„Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit! Wasche mich rein von meiner Missetat und reinige mich von meiner Sünde! Denn ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist immer vor mir.
An dir allein habe ich gesündigt und übel vor dir getan, auf dass du Recht behaltest in deinen Worten und rein dastehst, wenn du richtest.
Siehe, ich bin als Sünder geboren, und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen.
Siehe, dir gefällt Wahrheit, die im Verborgenen liegt, und im Geheimen tust du mir Weisheit kund.
Entsündige mich mit Isop, dass ich rein werde, wasche mich, dass ich schneeweiß werde.
Lass mich hören Freude und Wonne, dass die Gebeine fröhlich werden, die du zerschlagen hast.
Verbürge dein Antlitz vor meinen Sünden und tilge alle meine Missetat.
Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, beständigen Geist.
Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir.
Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe, und mit einem willigen Geist rüste mich aus.
Ich will die Übertreter deine Wege lehren, dass sich die Sünder zu dir bekehren.
Errette mich von Blutschuld, Gott, du bist mein Gott und Heiland, dass meine Zunge deine Gerechtigkeit rühme.“
Die Verheißung der Propheten auf ein neues Herz
Nachdem sie all die Anklagen gegen Juda und Israel vorgebracht haben, haben sie immer wieder das Gleiche getan. Sie sagten nicht einfach: „Ihr müsst jetzt anders leben, so passt schon alles.“ Stattdessen verkündeten sie: Es wird einer kommen, der euer grundlegendstes Problem lösen wird.
So spricht der Prophet Jeremia im Namen Gottes in Jeremia 33,8 diese Worte: „Ich will die Menschen reinigen.“ Vielleicht kannst du deinen eigenen Namen einsetzen: Ich will Matthias, ich will Winfried, ich will Johann reinigen von aller Missetat, womit sie wieder gegen mich gesündigt haben, und ich will ihnen alle Missetat vergeben, womit sie gegen mich gesündigt und rebelliert haben.
Oder durch den Propheten Hesekiel spricht der Herr: „Ich will reines Wasser über euch sprengen, damit ihr rein werdet von aller Unreinheit. Von all euren Götzen will ich euch reinigen. Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben. Ich werde das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Ich will meinen Geist in euch geben und solche Menschen aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun.“
Wenn du bisher versucht hast, aus eigener Kraft vor Gott zu bestehen, hoffe ich, dass du diese Worte hörst. Ich hoffe, du gibst vor Gott auf. Ich hoffe, du versuchst nicht mehr, dein steinernes Herz von außen irgendwie weicher zu machen, sondern dass du sagst: „Herr, ich brauche ein neues Herz“ und dich beschenken lässt.
Dafür ist Jesus gekommen, dafür geht Jesus zum Kreuz. Und so ruft er dich: „Komm zu mir!“ Er ruft uns nicht nur einmal. Diejenigen unter uns, die zu Jesus gekommen sind und ihn als ihren Retter und Herrn anerkennen, dürfen wissen: Er hat uns seinen Geist gegeben und uns neue Herzen geschenkt. Doch wir wissen auch, dass der alte Dreck noch immer in uns ist. Er kriecht wieder hinein, füllt unsere Herzen und sie verhärten sich erneut.
Deshalb müssen wir immer wieder, immer und immer wieder, zum Herrn Jesus kommen und ihn bitten: „Reinige mein Herz!“
Wenn du behauptest, das brauchst du nicht und hast es nicht nötig, dann hat Gott ein Wort für dich. Du lügst, du betrügst dich selbst. So spricht Gott durch den Apostel Johannes: „Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde“, schreibt er zu Christen, „so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Aber jetzt kommt das Gute: Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns von aller Ungerechtigkeit reinigt.“
Preist den Herrn!
Leben aus gereinigtem Herzen
Und wenn wir das erleben, wenn wir immer wieder die Reinigung unserer Herzen erfahren, dann können wir aus unseren reinen, unseren gereinigten Herzen heraus beginnen, immer mehr so zu leben, wie es Gott gefällt.
Dann können wir anfangen, Gott zu lieben und die Menschen zu lieben. Wir können mehr und mehr das tun, was Gott gefällt.
Und dort, wo wir scheitern, gehen wir erneut zu Gott, bitten ihn um Vergebung, bekennen ihm unsere Sünden und vertrauen auf seine Gnade. Amen, Amen.
Einladung zum Gebet mit Psalm 51
Ich möchte einladen, gemeinsam zu beten – ein biblisches Gebet, das von einem Mann stammt, der als ein Mann nach dem Herzen Gottes bekannt war. Dieser Mann hat gebetet, obwohl auch er immer wieder mit Schuld in seinem Leben zu kämpfen hatte.
Es handelt sich um einen Psalm Davids, genauer gesagt Psalm 51. Überschrieben ist er mit „Ein Psalm Davids vorzusingen“. Der Anlass für diesen Psalm war, als der Prophet Nathan zu David kam, nachdem dieser zu Bathseba gegangen war. Die meisten von uns wissen, worum es hier geht: David hat Ehebruch begangen. Nathan konfrontiert ihn mit seiner Schuld, und David ist von seiner Sünde überführt – vielleicht bist auch du gerade überführt von deiner eigenen Schuld.
Daraufhin betet David. Lasst uns aufstehen und gemeinsam ab Vers 3 diesen Psalm lesen. Vielleicht ist es ein guter Psalm, den du dir immer wieder vornehmen und zu deinem Gebet machen kannst – vielleicht einzelne Verse davon.
Wir lesen gemeinsam:
„Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit. Wasche mich rein von meiner Missetat und reinige mich von meiner Sünde, denn ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist immer vor mir.
An dir allein habe ich gesündigt und übel vor dir getan, auf dass du Recht behaltest in deinen Worten und rein dastehst, wenn du richtest.
Siehe, ich bin als Sünder geboren, und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen.
Siehe, dir gefällt Wahrheit, die im Verborgenen liegt, und im Geheimen tust du mir Weisheit kund.
Entsündige mich mit Isop, dass ich rein werde, wasche mich, dass ich schneeweiß werde.
Lass mich hören Freude und Wonne, dass die Gebeine fröhlich werden, die du zerschlagen hast.
Verbürge dein Antlitz vor meinen Sünden und tilge alle meine Missetat.
Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, beständigen Geist.
Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir.
Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe, und mit einem willigen Geist rüste mich aus.
Ich will die Übertreter deinen Wegen lehren, dass sich die Sünder zu dir bekehren.
Errette mich von Blutschuld, Gott, du bist mein Gott und Heiland, dass meine Zunge deine Gerechtigkeit rühme.“