genommen haben.
Die Bedeutung des Handelns für den Glauben
Da gibt es zum einen diesen Satz: „Du bist, was du tust.“ Der ist mir persönlich absolut wichtig. Du bist das, was du tust.
Ich sage das deshalb so deutlich und so oft, weil die Gefahr besteht – bis hoch in die Leitungskreise hinein – dass wir uns nicht wirklich darüber Rechenschaft geben, wie unser Leben aussieht. Dass wir eine Woche lang quasi nicht beten können, eine Woche lang keinen einzigen geistlichen Gedanken verschwenden. Dass wir einen Monat lang leben können, ohne in der Heiligung auch nur einen winzigen Schritt voranzukommen.
Und dann stellen wir uns hin und singen ein Lied: „I will follow“ oder, wie wir das im letzten Lied gesungen haben: „Ja, mein ganzes Leben soll dir gehören, was auch immer das kostet.“ Das ist überhaupt kein Problem – solange es nicht mehr als zwei Euro fünfzig kostet. Denn das ist etwa die Grenze, die ich festgestellt habe. Bis zwei Euro fünfzig sind die Leute gut dabei, und sobald es dann drei Euro kostet, wird es schon schwierig.
Du bist das, was du tust, nicht das, was du denkst zu sein. Es ist heilsamer, einen ehrlichen Blick auf das eigene Leben zu werfen und zu sagen: „Ich habe ein Problem“ und es anzupacken. Statt die ganze Zeit so zu tun, als sei alles in Ordnung, während man in Wirklichkeit vor der Realität davonläuft.
Wir sind Nachfolger Jesu Christi. Im Wort „Nachfolge“, „Nachfolger“ geht einer voran, und wir laufen hinterher. Ich kann euch nur dringend raten, immer wieder zu prüfen, ob das, was du lebst, wirklich Nachfolge ist oder ob du es nur Nachfolge nennst. Vielleicht steht der Herr Jesus im Himmel, schüttelt den Kopf und sagt: „Entschuldigung, ich habe keinen blassen Schimmer, wie du das noch Nachfolge nennen kannst.“
Heiligung als Prozess der kleinen Schritte
Wir haben uns über Heiligung unterhalten. Heiligung ist ein Weg der kleinen Schritte, nicht ein einmaliges Ereignis, bei dem man sagt: „Ich mache das jetzt nicht noch einmal, das ist wie ein Erdbeben in Österreich.“ Es geht vielmehr um die kleinen Schritte, jeden Tag. Jeder Tag, den du lebst, ist eine Chance, dich an irgendeiner Stelle in deinem Leben zu verändern.
Das ist das unglaubliche Potenzial. Diejenigen, die bei meinem Seminar waren, ihr seid stark. Ihr werdet nie wieder in eurem Leben diese Dynamik, diese Stärke und dieses Durchschlagsvermögen besitzen wie heute. Ihr seid jetzt einmalig drauf. Es ist unglaublich, ihr steht total im Saft. Das müsst ihr einfach begreifen.
Du kannst jeden Tag diesen kleinen Schritt gehen, der heute dran ist. In jedem Moment, in jeder Situation, in die Gott dich hineinstellt, kannst du dich entscheiden, so zu reagieren, wie Gott es sich vorstellt. Damit kannst du in der Heiligung wachsen. Oder du reagierst triebgesteuert, lustgesteuert, aus dir heraus, wie dein alter Mensch es tun möchte. Dann verpasst du diese Chance. Und...
Die Notwendigkeit der Bibelkenntnis für geistliche Entscheidungen
Damit du an dieser Stelle weiterkommst und weißt, wie man sich in der konkreten Situation richtig verhält, ist es notwendig, dass du die Bibel kennst. Das mag altbacken klingen, ich weiß, aber es ist wichtig, dass du, wenn du in eine konkrete Situation kommst, weißt, ob du links oder rechts gehen sollst. Die Entscheidung dafür ist die Bibel.
Deswegen gibt es die Sprüche. Die Sprüche sind gemacht für diese ganz kleinen Entscheidungen im Leben, bei denen ich mich entscheiden muss: Sage ich die Wahrheit oder nicht? Rege ich mich jetzt auf oder nicht? Werde ich jetzt bitter oder nicht?
Ich habe euch den Tipp gegeben, der in meinem Leben mehr bewirkt hat als irgendetwas anderes: Bibelverse auswendig lernen. So ist das Wort Gottes in meinem Herzen und parat, wenn ich in die Situation hineinkomme – sei es eine Versuchungssituation oder etwas ganz Banales.
Der ganz normale Wahnsinn passiert, wenn hundert Leute ein Freizeitheim aufräumen wollen. Du hattest heute Morgen genug Gelegenheiten, heiliger zu werden, da bin ich mir ganz sicher. Das fängt mit geduldigem Warten im Treppenhaus an und geht so weiter: Der andere hat seine Sachen noch nicht weggeräumt, obwohl es so ausgemacht war. Ah, weiter! Ja, das sind Momente, in denen wir entweder die Chance begreifen, lieber und heiliger zu werden – mehr so wie Jesus – oder wir verpassen sie einfach.
Im Zentrum meines Lebens stehen Bibelverse, die ich auswendig gelernt habe.
Eine Vision von leidenschaftlicher Ehe
Ich möchte euch eine Vision von Ehe mitgeben – vielleicht eine, die in Gemeinden nur selten oder gar nicht gepredigt wird: eine Vision von leidenschaftlicher Ehe.
Für diejenigen, die gerade keinen Partner haben, mag das etwas unangenehm sein. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Ich bin verheiratet und spreche daher aus einer Position der Stärke. Das mag für euch, die noch niemanden habt, schwierig sein. Trotzdem war es mir wichtig, euch diese Vision vor Augen zu führen.
Es geht darum, sich nicht mit einer durchschnittlichen Ehe zufrieden zu geben – mit einer Ehe, die irgendwie läuft und sich um Haus, Kinder, Gemeindebesuch, Arbeit, Urlaub oder Hobbys dreht. Vielmehr soll die Ehe sich um Jesus drehen und wirklich leidenschaftlich sein, so wie Gott es sich vorstellt.
Dann haben wir uns damit beschäftigt, wie man ein Fundament legt und was vor der Ehe richtig gemacht werden muss, damit man in der Ehe darauf aufbauen kann. Das war der erste Vortrag, erinnert ihr euch?
Es ging um Dinge, die ich lernen muss, wie zum Beispiel Rücksichtnahme, Verantwortung und einen realistischen Blick auf die Probleme, die kommen können. Man sollte diese Dinge vorher lernen.
Das sind Dinge, die ihr einfach in euren Alltag mitnehmen könnt – sei es als Jugendgruppenleiter oder wenn ihr in der Jugendgruppe überlegt, welche Themen ihr in den nächsten Wochen behandeln wollt. Nehmt doch einfach diese fünf Themen auf. Wie kann ich Rücksichtnahme lernen? Wo fängt das an?
Lasst es praktisch werden. Lasst es nicht einfach an euch abperlen, wie Öl in einem Ölanzug aus Ostfriesland, wo alles abtropft. Lasst das nicht zu! Lasst euch vom Wort Gottes durchdringen. Nehmt es tief in euch auf, bringt es in die Jugendgruppen mit ein.
Lasst es nicht einfach platt ablaufen, als wäre es nur ein kurzer Pfingst-Jugend-Impuls, der schnell vorbei ist. Nehmt es mit, redet darüber, denkt darüber nach. Lernt zu jedem Punkt noch Bibelverse auswendig, damit sich das ganz tief bei euch verankert.
Das war vor der Ehe.
Mann und Frau – Ergänzung und Herausforderungen
Dann haben wir uns über Mann und Frau unterhalten, über dieses Hanuta-Prinzip, wie wir uns ergänzen. Dabei ging es darum, wie Frauen auf der einen Seite Kraft, Wärme und Schönheit in diese Welt hineinbringen. Männer ergänzen das durch Liebe, Sicherheit und Führung.
Bei all dem, was ich gesagt habe, möchte ich nicht aufhören, ohne eine Warnung auszusprechen. Vorsicht, da steckt eine Menge Frust dahinter. Man kann das so darstellen und sagen: „So ist es richtig.“ Dann sitzen alle da und meinen: „Schön, du hast es geschafft, ich weiß gar nicht, wie ich das anpacken soll.“
Im Hintergrund lauert jedoch schon der Teufel. Eine Methode, die er heute sehr zielsicher nutzt, um junge Menschen kaputtzumachen, ist Entmutigung. Das äußert sich in Gedanken wie: „Das schaffe ich ja sowieso nicht.“ Dahinter steckt tatsächlich die Lüge: „Ich stehe hier, habe das Ideal gepredigt bekommen, das irgendwo da vorne ist, und nächste Woche muss ich schon dort sein – am besten sofort.“
Das ist falsch. Ich habe euch das gepredigt, weil ich mir wünsche, dass ihr jeden Tag nutzt, um einen kleinen Schritt darauf zuzugehen.
Der Weg zum geistlichen Kämpfer
Ihr seid alle am Anfang. Ihr seid das, was die Bibel „die jungen Männer im Glauben“ nennt. Ihr kämpft gerade damit, die Bibel kennenzulernen, das Richtige zu tun und den Teufel zu überwinden. So steht ihr alle zusammen.
In den nächsten zehn Jahren wird es eure Aufgabe sein, euch zu geistlichen Kämpfern zu entwickeln. Kämpfer, die dem Teufel mit Wissen, gutem Bibelverständnis, Lebenserfahrung und Freunden, die für euch beten und mit euch kämpfen, entgegenstehen. Das ist euer Job.
Ihr müsst nicht auf einmal reife Ehemänner oder Ehefrauen sein. Das werdet ihr nicht schaffen. Aber in zwanzig Jahren solltet ihr an diesem Punkt angekommen sein.
Um dorthin zu gelangen, geht man jeden Tag einen kleinen Schritt. Man nutzt jede Chance im Leben zur Heiligung. Wenn eine Entscheidung ansteht, überlegt man, welche Wahl aus Gottes Perspektive richtig ist, und geht diesen Weg.
Wenn ihr sagt, ihr habt keinen blassen Schimmer, was ihr tun sollt, dann lest die Bibel. So werdet ihr klüger und findet Orientierung.
Ermutigung durch das Buch der Sprüche
Ich möchte euch in diesem Zusammenhang einen Bibelvers zeigen. Vielleicht ist das hilfreich, wenn ihr anfangen wollt, Bibelverse zu lernen. Das wäre ein guter Vers, um damit zu starten: Sprüche 24,16 – für diejenigen, die eine Bibel dabei haben.
Das Buch der Sprüche ist ein Buch, das Gott in die Bibel hineingesetzt hat – für euch. Es ist ein Buch, das besonders für junge Menschen gedacht ist, die lernen wollen, wie Gott sich das Leben vorstellt. Es ist auch das Buch, das Väter ihren Kindern beibringen sollen. Heutzutage geschieht das jedoch meistens nicht mehr.
Insofern liegt eure Verantwortung darin, das, was ihr nicht gelernt habt, noch nachzuholen. Das ist ja öfter mal so. Sprüche 24,16 sagt: „Denn siebenmal fällt der Gerechte und steht doch wieder auf, aber die Gottlosen stürzen nieder im Unglück.“
Worum es mir dabei geht, ist Folgendes: Wir definieren den Gerechten oft so, dass er keine Fehler macht. Der Gerechte ist häufig derjenige, der nicht hinfällt, der weder von einer Versuchung, noch von den Umständen, noch von seiner eigenen Dummheit zu Fall gebracht wird.
Die Bibel ist da etwas entspannter. Ich möchte jetzt nicht dem Sündigen das Wort reden – ihr sollt nicht sündigen – aber das, was hier steht, ist: Der Gerechte wird fallen. Es wird dem Gerechten passieren, dass er auf der Nase liegt, ob er will oder nicht.
Das, was einen Gerechten, also jemanden, der mit Gott lebt, auszeichnet, ist nicht, dass er nicht hinfällt, sondern, wie es hier steht: Der Gerechte steht wieder auf.
Das heißt, wenn du darauf aus bist, perfekt zu sein, nie einen Fehler zu machen und immer alles richtig zu machen, dann bist du in dem Moment frustriert, wenn dir doch wieder etwas passiert ist. In diesem Fall liegt dein Fokus an der völlig falschen Stelle.
Ja, du sollst nicht sündigen. Ja, du sollst die Dinge richtig machen. Aber es ist ganz entscheidend, dass du auch verstehst – so wie es im ersten Johannesbrief heißt –, dass wenn wir sagen: „Sünde in meinem Leben gibt es nicht“, wir in dem Moment schon lügen.
Der Gerechte wird fallen, aber der Gerechte steht wieder auf. Es ist wichtig, dass ihr, wenn ihr diesen Prozess der Heiligung durchlauft, nicht frustriert seid an bestimmten Punkten, an denen tief in eurem Charakter eingeprägte Sünden liegen. Ihr denkt vielleicht, diese werdet ihr nie überwinden. Aber es kommt darauf an, dass ihr immer wieder aufsteht.
Praktische Tipps zum Umgang mit Sünde
Ich habe eine Gebetskladde. Das ist eine Vorlagemappe, in der ich unterschiedliche Rubriken habe, und ich bete sie einfach von vorne nach hinten durch. Für ein Mal Durchbeten brauche ich ungefähr zwei Monate, weil so viel Zeugs darin steht. Aber das mache ich halt.
Ein Abschnitt davon heißt „Ich und meine Probleme“. Das bedeutet, immer wenn mir eine Sünde auffällt, schreibe ich sie auf diesen Zettel und daneben, wann sie mir aufgefallen ist. Ich habe diese Kladde schon einige Jahre.
Es ist total schön zu sehen, wie bestimmte Sünden, wenn man wirklich anfängt, dagegen vorzugehen, sich verändern. Wenn man dann drei, vier, fünf Jahre dagegen betet, ein paar Bibelverse hat und immer wieder aufsteht, sieht man eine ganze Reihe von Sünden. Auf meinem Zettel steht dann zum Beispiel: „7.2005“ – also Juli 2005. Dann weiß ich: Im Juli 2005 ist mir die Sünde aufgefallen, ich habe angefangen zu kämpfen.
Wenn ich mir das heute anschaue, sehe ich entweder, dass es schon weniger geworden ist, oder ich bin noch voll dabei zu kämpfen, oder vielleicht ist es auch schon weg. Das ist der Horizont, den ich euch einfach vor Augen malen will: Es dauert Jahre, wenn ihr kämpft.
Lasst euch nicht frustrieren, wenn ihr drei, vier, fünf Jahre an einer Sache wirklich eisern kämpft. Es gibt Dinge, die so tief in euch drin sind, dass es einfach seine Zeit braucht, bis sie rausgewachsen sind. Und es braucht auch Anstrengung.
Ich möchte es euch von hier aus einfach sagen: Ich habe mit Jähzorn 15 Jahre gekämpft. Das klingt brutal, und das war brutal. Ich habe meine Familie damit sehr, sehr belastet. Aber es gab irgendwann den Punkt, an dem es einfach erledigt war.
Zwischendrin hätte ich gedacht, das geht nie. Ich hätte gedacht, ich schaffe das nie, mich so unter Kontrolle zu haben, dass das mal kein Thema mehr für mich ist. Aber irgendwann merkte ich: Zack, es ist wirklich durch.
Die Kraft Gottes will euch verändern, aber nicht von heute auf morgen, sondern in einem Prozess, der manchmal wirklich länger dauert, als uns das lieb ist.
Dank und Ausblick auf die Fragenrunde
So viel zum Rückblick. Wir haben von euch einige Fragen erhalten. Vielen herzlichen Dank an diejenigen, die sich getraut haben, etwas zu sagen. Wir möchten diese Fragen gerne nach bestem Wissen und Gewissen beantworten.
Bärbel war es, als wir die Fragen durchgelesen haben, ganz wichtig, auch etwas zum Thema zu sagen – insbesondere, um die Männer ein wenig aufzubauen. Wir haben nämlich den Eindruck, dass Männer in dieser Beziehungsthematik oft nur Kritik einstecken müssen. Irgendwie kommen sie dabei nie gut weg.
Draußen gibt es ein Buch von Gary Smalley, das wir vor etwa 15 Jahren gelesen haben. Darin werden Männer mit Elefanten im Porzellanladen verglichen. Ich fand das damals schon merkwürdig und etwas überzogen. Warum kommen Männer immer so schlecht weg?
Bärbel wird euch später noch einmal aufbauen. Bis dahin fangen wir an, einige Fragen zu beantworten. Die erste Frage – hast du das sortiert? Okay, ich gehe das jetzt einfach mal durch, so wie es hier aufgemacht ist und vorliegt.
Frage 1: Ist Selbstbefriedigung Sünde?
Die erste Frage lautet: Ist Selbstbefriedigung Sünde?
Im Internet findet man unter dem Stichwort „Frogwords/Hohe Lied“ ein kleines Buch, das hier heißt „Crashkurs Leidenschaft“. Im Anhang gibt es auch eine Sammlung von Fragen rund um Ehe und Sexualität. Dort habe ich auch etwas zu diesem Thema geschrieben, und ich möchte das jetzt kurz vorstellen.
Auf Seite 100, nach der Frage, ob Viagra ein Medikament ist, das Christen verwenden dürfen, folgt das Thema: Ist Masturbation oder Selbstbefriedigung Sünde? Meine Antwort darauf lautet: Gute Frage.
Gute Frage deshalb, weil ich tatsächlich nicht weiß, ob Masturbation grundsätzlich Sünde ist. Das liegt daran, dass Selbstbefriedigung als eigener Tatbestand in der Bibel nicht auftaucht. Das wird euch auch aufgefallen sein, sonst würdet ihr die Frage wahrscheinlich nicht stellen.
Es gibt zwar die Geschichte von Onan, dessen Name zum Begriff „Onanie“ wurde, einem anderen Wort für Selbstbefriedigung. Wer aber den Herrn Onan genauer studiert, wird feststellen, dass das nichts mit Selbstbefriedigung zu tun hatte. Was Onan getan hat, wird technisch unter dem Stichwort „coitus interruptus“ zusammengefasst. Er sollte mit seiner Schwägerin ein Kind zeugen, hat aber kurz vor dem Samenerguss aufgehört. Das ist genau das, was wir nicht mit Selbstbefriedigung meinen.
Also, ist Selbstbefriedigung Sünde? Wer aus der Landeskirche stammt und eine Lutherbibel besitzt, hat in seiner Bibel die Apokryphen enthalten. In den Apokryphen gibt es ein biblisches Buch namens Jesus Sirach. Dort findet sich ein Vers zum Thema Selbstbefriedigung: Jesus Sirach 23,23.
Dieser Vers ist für uns im Allgemeinen kein verbindliches Wort Gottes, aber es ist interessant, dort nachzulesen, was das Problem des Autors mit Selbstbefriedigung ist. Er nennt es „Unzucht“ und sagt, das Schlimmste an der Selbstbefriedigung sei, dass man, wenn man einmal damit anfängt, nicht mehr aufhören kann.
Jeder, der genug Erfahrung mit Selbstbefriedigung hat, weiß, dass man danach eigentlich nicht wirklich befriedigt ist. Das Feuer, das man entfacht hat, brennt weiter. Das ist der große Unterschied zwischen Selbstbefriedigung und Beischlaf. Wenn ich mit meiner Frau schlafe, bin ich danach wirklich befriedigt. Bei Selbstbefriedigung aber brennt das Feuer weiter. Deshalb hat es oft einen Suchtcharakter, bis das Feuer ausgebrannt ist, also bis der Hormonspiegel nicht mehr in der Lage ist, noch etwas in einem zu bewegen.
Man merkt an dieser Stelle, dass Selbstbefriedigung und Beischlaf grundsätzlich verschieden sind. Das eine macht wirklich befriedigt, das andere eigentlich nicht. Das ist aber Jesus Sirach, ihr könnt das für euch annehmen oder nicht. Er bringt es mit Unzucht in Verbindung.
Die Bibel, die wir normalerweise lesen, hat keinen Vers, der dieses Thema direkt anspricht. Allerdings gibt es Dinge, die wir anwenden können. Ich mache mal ein paar Beispiele.
Wenn ich eine andere Frau begehre – denn Selbstbefriedigung ist ja kein rein technischer Prozess, bei dem im Kopf nichts passiert –, sondern man stellt sich in der Regel etwas vor. Wenn ich mir also eine fremde Frau vorstelle und sie begehre, dann greift so etwas wie Matthäus 5,28: „Du sollst nicht begehren.“ Wenn die Frau verheiratet ist, wäre das eigentlich Ehebruch.
Man könnte fragen: Was ist, wenn sie nicht verheiratet ist? Das ist wahrscheinlich kein Ehebruch. Aber so richtig richtig ist es auch nicht, denn das wäre dann so etwas wie vorehelicher Sex im Kopf. Und das soll eigentlich auch nicht sein.
Das ist ein Punkt, an dem ich, wenn ich über Selbstbefriedigung nachdenke, mir überlege, dass es aus dem Ruder laufen kann.
Der zweite Punkt: Solltest du verheiratet sein und Interesse an Selbstbefriedigung entwickeln, dann heißt das natürlich, dass du etwas für deinen Partner wegnimmst. Du bist ja nicht grenzenlos leistungsfähig, sondern hast eine bestimmte Menge an Potenz. Wenn du diese Kraft dir selbst gibst, also im Handbetrieb, dann fehlt sie an anderer Stelle.
Das ist eigentlich unfair. Man muss sagen: Wenn Selbstbefriedigung in der Ehe zum Konkurrenten für den eigenen Partner wird, dann ist das eigentlich falsch.
Dann gibt es natürlich den Punkt, wenn Selbstbefriedigung mit dem Konsum von pornografischem oder erotischem Material einhergeht. Das betrifft das Gebot, dass man nicht den Schambereich eines anderen aufdecken darf. Das ist für Männer, glaube ich, der Hauptpunkt. Da muss man sagen: Sorry, das geht eigentlich nicht.
Oder wenn Selbstbefriedigung einen Suchtcharakter gewinnt, was durchaus passieren kann. Ich glaube, dass viele junge Männer genau dieses Problem kennen. Dann merkt man, dass etwas aus dem Ruder läuft.
Vielleicht kann ich das nicht genau mit einem biblischen Gebot greifen, aber ich merke, dass es mir einfach nicht gut tut.
Oder wenn ich während der Selbstbefriedigung an Dinge denke, die eindeutig Sünde sind, wie Vergewaltigung, Grausamkeit, Rache oder Entwürdigung von Frauen, dann ist klar, dass hier etwas passiert, das Gott ablehnt. Auch wenn es kein klares Gebot gibt, läuft es in eine Richtung, die Gott nicht will, und die Heiligung bleibt auf der Strecke.
Daher: Ist Selbstbefriedigung Sünde? Die Bibel sagt nichts direkt dazu. Aber ich denke, dass es sehr oft in den Bereich eindeutiger Sünde abgleitet.
Jetzt muss ich noch etwas hinzufügen: Ich kenne persönlich wenige Sünden, die stärker sind als das Thema Selbstbefriedigung – gerade für Männer. Ich glaube, ich kenne fast keinen Mann, der sagen würde, er habe diese Sünde irgendwann völlig unter Kontrolle bekommen, zumindest nicht, wenn er als junger Mann damit ein Problem hatte.
Das Wichtigste ist, was ich bereits mit Sprüche 24,16 gelernt habe: Es kommt darauf an, wieder aufzustehen. Was niemals passieren darf, ist, dass diese Sünde einen am Boden hält und davon abhält, sofort wieder zu Gott zu rennen und um Vergebung zu bitten.
Die Scham, die man empfindet, wenn man als Christ so etwas denkt und dann tut – und sich dabei auch selbst befleckt, was sehr real ist –, diese Scham muss sofort durch Vergebung abgewaschen werden.
Das heißt: Wenn das passiert, bittet im Vaterunser darum, dass Gott eure Schuld vergibt, wie auch wir unseren Schuldigern vergeben. Jesus geht davon aus, dass wir jeden Tag Vergebung brauchen.
An dieser Stelle bitte ich euch, das, was in 1. Johannes 1,8-9 steht, immer wieder in Anspruch zu nehmen: Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt.
Das größere Problem bei Selbstbefriedigung ist oft, dass man am Boden liegen bleibt und nicht wieder aufsteht. Man schämt sich so sehr, dass man irgendwann dem Teufel glaubt, der einem einredet: „Mit dir kann Gott nichts anfangen.“ Das stimmt einfach nicht.
Wenn du ein tiefsitzendes Problem mit Selbstbefriedigung hast, kann es helfen, für eine Weile auszusteigen. Das gilt auch für den Bereich der Pornografie. Ich war erstaunt, wie gut es tut, mal sechs Wochen in Neuseeland zu verbringen, wo nicht an jeder Ecke nackte Frauen als Werbung zu sehen sind.
Das war total bemerkenswert, wie die Sinne zur Ruhe kamen, wenn man keinen Zugriff auf das Internet hat und der mediale Tornado einfach aufhört.
Vielleicht musst du einfach mal raus aus dieser Gesellschaft, drei, vier, fünf oder sechs Wochen Abstand gewinnen, um innerlich zur Ruhe zu kommen. Wenig Menschen, kein Internet, kein Fernsehen, viel Natur – so kannst du den Druck von außen ein Stück weit abbauen.
Dann würde ich dir raten, wenn du das Problem hast, viel mit anderen Männern oder Frauen zu beten, je nachdem, was du bist, gleichgeschlechtlich. Betet viel dafür.
In Berlin haben wir Männerkreise, und dort gehört das Thema eigentlich immer dazu. Männer haben solche Probleme, und man darf gemeinsam dafür kämpfen.
Der letzte Punkt gilt nur für Verheiratete: Wenn du verheiratet bist und dieses Problem hast, dann entwickle eine Sexualität, die an die Stelle der Selbstbefriedigung tritt – eine wirklich erfüllende Sexualität mit deinem Ehepartner.
Das ist, was ich dazu sagen kann. Vergebt mir, wenn ich nicht einfach mit einem klaren Ja oder Nein antworte, sondern das Thema etwas breiter aufziehe. Ich versuche immer, das wiederzugeben, was ich persönlich in der Bibel sehe.
Frage 2: Ist Verhütung Sünde?
Nächste Frage: Ist Verhütung Sünde? Das war zwei Seiten weiter, das steht auch hier. Also nach der Frage „Ist Polygamie Sünde?“ – immerhin hatte Salomo kein moralisches Problem mit seinen vielen Frauen – kommt das Thema: „Was sagst du zum Thema Kinderanzahl und Verhütung? Ist Verhütung Sünde?“
Die Antwort lautet: Ja und nein.
Warum ja und nein? Ich glaube persönlich, wir müssen aufpassen, wenn wir über Verhütung reden, dass wir nicht vergessen, dass Kinder ein Segen Gottes sind. Mal ganz grundsätzlich.
Wer sagt: „Ich will verhüten, weil ich eigentlich alle Ressourcen für mich haben möchte und auf keinen Fall will, dass so ein kleiner Balg mein Leben bestimmt.“ Na ja, ihr habt das gesehen: Hast du erst mal so einen kleinen Rüpel, der bestimmt dein Leben – ganz ehrlich –, und das zu Zeiten, wo du eigentlich schlafen möchtest. Das heißt, es gibt so eine Tendenz: „Ich will keine Kinder, weil Kinder eben nur eine Last sind. Meine guten Freundinnen haben auch alle keine Kinder, denen geht es so gut, die können jeden Abend weggehen, ich will mich nicht binden.“ Wenn du gedanklich in diese Richtung gehst und die Frage der Verhütung aus dieser Perspektive betrachtest, dann muss ich sagen: Nein. Kinder mögen ein Armutsrisiko sein, aber Kinder sind ein Segen des Herrn, sie sind ein Geschenk. Ich kann euch nur dringend dazu raten, Kinder zu bekommen, wenn es irgendwie geht.
Die andere Seite ist: Es gibt kein Gebot in der Bibel, das lautet: „Bekomme so viele Kinder, wie auf natürlichem Wege nur irgendwie möglich.“ Das gibt es nicht in der Bibel. Das würde dazu führen, wenn das in der Bibel stünde, dass jeder von euch wahrscheinlich mit einem Dutzend Schwangerschaften nach Hause geht von den Schwestern. Also ganz nüchtern betrachtet: Ja, Kinder sind ein Segen – das ist die eine Seite. Das eine Schutzziel lautet: Sorge dafür, dass auch wirklich Kinder geboren werden.
Die andere Seite ist: Sei nüchtern und denk einfach mal darüber nach, was in deinem Fall tatsächlich drin ist. Oder anders ausgedrückt: Wir erleben, dass zu viele christliche Ehepaare sich zu spät Gedanken darüber machen, wie Kinder ihr Leben beeinflussen und wie Kinder auch einfach ein finanzielles und zeitliches Stoppschild in ihrem Leben setzen.
Wir kennen mehr Ehepaare, bei denen wir denken, sie haben zu viele Kinder bekommen, als solche, die zu wenig haben. Es gibt so magische Schwellen beim Kinderkriegen. Eine ist zum Beispiel, wenn du vom Kombi auf den Bus umsteigen musst. Wenn du diese Schwelle nimmst, musst du dir darüber im Klaren sein, dass du in dieser Welt, in der du lebst, mit den Anforderungen, die man an dich in puncto Kindererziehung stellt, das finanziell, zeitlich, emotional und mental überhaupt packen musst.
Es geht nicht, zu sagen: „Ich kriege erst mal so viele Kinder, wie ich will, und irgendwie wird es schon werden.“ Das finde ich persönlich blauäugig. Ich kenne zu viele Kinder, gerade auch aus christlichen Familien, die niemals von ihrem Vater vernünftig erzogen worden sind, weil einfach zu viel los war, weil zu viel Geld verdient werden musste, weil man einfach nicht darüber nachgedacht hat, was man noch wirklich gut schaffen kann.
Deswegen rede ich bei seelsorgerlichen Fragen immer von Schutzzielen. Einmal das Schutzziel: Wenn du sagst, „Ich will gar keine Kinder, ich will mein Ding durchziehen, möchte mir auch mal so einen RS6 kaufen, wie er da hinten stand – das wäre so mein Traum“ – dann muss ich sagen: Nein, das ist irgendwie nicht biblisch.
Auf der anderen Seite: „Ach, gib mir Kinder, Kinder, Kinder, Kinder, Kinder, Kinder, Kinder, Kinder, Kinder, Kinder“, so wie wir noch erzogen worden sind. Jemand sagte zu mir: „Wer Häschen gibt, gibt auch das Gräschen“, sprich: „Kriege so viele Kinder, wie du willst, Gott kümmert sich schon um die Versorgung.“ Das ist auch bei der Familie, wo dir das gesagt hat, nicht aufgegangen. Von daher: Finanziell schon, aber emotional nicht mehr. Weil irgendwann steigst du einfach aus. Du lebst in einer Welt, die so fordernd ist.
Wenn du einen Bauernhof hast, viel Zeit und die Kinder eh alle zu Hause sind, dann kannst du von mir aus acht Kinder kriegen. Das ist lebbar. Aber wenn du in einer Stadtwohnung lebst, wo du viel hin und her fahren musst, dann überleg dir gut, wo du lebst.
Und wenn du sagst: „Ich möchte Gemeindegründungen machen, ich möchte viel mit Leuten zu tun haben, möchte viel Zeit für Hauskreise haben.“ Als wir 35 waren, sagte ich zu meiner Frau: „Schatz, wollen wir noch zwei Kinder?“ Ja, das war so die Zeit, ich dachte mir: Zwei haben wir schon, das lief ganz gut, komm, noch zwei. Und meine Frau sagte dann: „Schatz, das schaffst du nie.“ Sie hat es vielleicht etwas freundlicher gesagt, aber das war die Kernbotschaft.
Und soll ich euch was sagen? Sie hat recht. Weil das, was wir gerade dabei waren, mit Mitte dreißig zu machen – dieses Vollzeitlehrer-Dasein, dieses Durchstarten, dieses für Gemeinden Dasein, Zeltlagerarbeit und so weiter – wenn ich noch zwei Kinder damals bekommen hätte, dann wären die heute ungefähr sechs und acht Jahre alt. Dann wäre ich heute nicht hier.
Denn meine erste Verantwortung würde meinen Kindern gelten, und dann würde ich Pfingsten mit meinen Kindern verbringen. Also die Entscheidung war damals durchaus bewusst und klug zu sagen: Wir haben zwei Kinder, die sind in fünf Jahren so weit, dass sie langsam aus dem Haus gehen, oder in zehn Jahren so langsam aus dem Haus gehen. Und dann können wir das, was wir jetzt angefangen haben, zu Ende leben, ohne dass die Kinder darunter leiden.
So, und in dieses Spannungsfeld hinein: Sei nüchtern, was die Anzahl der Kinder angeht, aber verbanne die Idee, Kinder grundsätzlich aus deinem Leben zu verbannen.
Kommen wir zur Frage: Verhütung – ist Verhütung Sünde? Und jetzt sage ich: Ja und Nein.
Ja, an der Stelle, wo du Verhütungsmethoden verwendest, die menschliches Leben umbringen. Also da, wo Verhütung zur verkappten Abtreibung wird, da muss Verhütung schlicht und ergreifend falsch sein.
Ich glaube daran – und da müsst ihr für euch irgendwann mal eine Position finden –, dass das Leben in dem Moment beginnt, wo eine Eizelle und eine Samenzelle aufeinandertreffen und miteinander verschmelzen. Und dass das, was da verschmolzen ist, Mensch ist. Da fängt es für mich an.
Du kannst für dich eine andere Definition finden, aber du musst irgendwann eine finden. Und sobald dieser erste Zellklumpen Mensch da ist, geht es nur noch darum, dass man ihn in der richtigen Umgebung am Leben erhält. Das ist am Anfang der Uterus, damit er sich dort einnisten kann.
Aber selbst wenn das noch so ein kleiner Wurm ist, wie er jetzt hier herumkriecht – ja, die kleinen Würmer können ja auch noch nicht alleine. Sie brauchen dann keine Gebärmutter mehr, sie brauchen eine Familie. Und wenn du die ihnen nicht gibst, gibt es so hässliche Studien aus Russland, wo man Kinder einfach in Bettchen gesperrt hat und ihnen zwar genug zu essen und zu trinken gab, aber sonst gar nichts. Sie sind alle gestorben.
Warum? Weil sie danach Familie brauchen. Das heißt, sie brauchen immer die richtige Umgebung.
Für mich startet das Leben an der Stelle, wo Eizelle und Samenzelle verschmelzen.
Wenn ich jetzt Verhütungsmethoden anwende, die diesen ersten Menschen kaputtmachen, dann ist das für mich Sünde. Das kann zum Beispiel die Spirale sein, die eine hohe Schwermetallionenkonzentration im Uterus produziert. Diese führt dazu, dass der Keim entweder geschädigt wird oder keine Nidation, also keine Einnistung im Uterus, stattfinden kann.
Das kann auch die „Pille danach“ sein. Dort hat womöglich schon eine Einnistung stattgefunden, und ich gebe so eine hohe Hormonkonzentration, dass zwangsweise die Monatsregel ausgelöst wird und damit auch die eventuell befruchtete Eizelle mit ausgespült wird.
Diese Dinge sind für mich Sünde, weil man einen Menschen in seinem frühesten Stadium wegmacht.
Aber es gibt auf der anderen Seite natürlich Verhütungsmethoden, die das definitiv nicht tun. Ein Herr Goodyear hat vor ungefähr 150 Jahren nicht nur den Autoreifen erfunden, sondern auch andere Dinge, die man nutzen kann. Und die sind an der Stelle natürlich völlig problemlos, weil sie verhindern, dass sich Ei und Samenzelle überhaupt erst treffen.
Deswegen würde ich sagen: Nutzt etwas, das von vornherein das Aufeinandertreffen von Ei und Samenzelle unmöglich macht. Wenn ihr alt genug seid, könnt ihr das dann auch durch eine kleine Operation restlos erledigen. Und dann ist es gut.
Also: Ist es Sünde, wenn du das Falsche machst? Ja, es ist Sünde – und zwar Mord. Wenn du das Richtige machst, ist alles in Ordnung.
Frage 3: Wie kann eine alleinstehende Frau Wertschätzung erfahren?
Wenn eine Frau von ihrem Ehemann Wertschätzung erfährt, etwa durch Komplimente, stellt sich die Frage, wie eine alleinstehende Frau diese Wertschätzung erfahren kann – vor allem von wem, abgesehen von Gott.
Wenn man sich daran erinnert, was ich gestern gesagt habe: Mir war es wichtig, den Begriff Mann und Frau in einem allgemeinen Sinn zu verstehen. Wenn ich alleinstehend bin – und das gilt für Männer wie für Frauen – dann sollte ich meine Wertschätzung von meiner Umgebung bekommen. Das heißt, eine alleinstehende Frau hat biblisch gesehen das Recht, von anderen Männern Wertschätzung zu empfangen. Für Männer gilt das genauso.
Wir sind dazu berufen, einander zu ermuntern, zu ermutigen und zu loben. Wir sollen eine Kultur schaffen, in der jeder, wenn wir auseinandergehen, tatsächlich ermutigt wird. Ich weiß, das klingt komisch, weil viele von uns die Gemeinde nicht als einen Ort erleben, wo man hingeht, vielleicht etwas deprimiert ist und dann wieder aufgemuntert herauskommt. Das ist eher wie im Fitnessstudio.
Die Gemeinde ist oft ein Ort, an dem man ein bisschen deprimiert hinein- und, wenn man Pech hat, genauso deprimiert wieder herausgeht. Aber das ist nicht biblisch. Biblisch ist, dass wir einander mit Wertschätzung und Bewunderung begegnen. Wenn wir uns treffen, sollen wir uns das auch sagen.
Deshalb ist es so wichtig, dass man das nicht nur vor der Ehe lernt, um seinem Ehepartner zu sagen: „Du bist schön.“ Sondern dass man schon vorher anderen Leuten Wertschätzung sagen kann.
Nun kommen wir zu einem großen Problem. Wer hat das heute Morgen gesagt? Simon, ich weiß es nicht mehr genau. Irgendjemand meinte, Jürgen, das mit der Wertschätzung sei so: Wenn ich einer Frau die Tür aufhalte, denkt sie schon, ich möchte etwas von ihr.
Das heißt, wir leben in einer so kaputten Gesellschaft, in der man schon einen kleinen Akt der Höflichkeit falsch interpretiert. Wenn ich jemandem sage: „Du hast eine hübsche Bluse an“ oder „Der Lippenstift steht dir“ oder „Der Beitrag zum Brotbrechen hat mir richtig gut gefallen“, dann gehen bei dem anderen schon alle Alarmglocken an. Man denkt: Da ist was im Spiel.
Das ist unser Problem. Weil man keine falschen Signale senden will, sagt man sich: „Na ja, wenn ich die Tür aufhalte und dann denkt jeder, ich bin mit der schon halb verlobt, dann halte ich keine Türen mehr auf.“
Theoretisch sehe ich schon, dass sich jemand Mühe gegeben hat, eine schicke Frisur zu machen. Ich könnte schon sagen: „Hey, deine Frisur ist schick.“ Aber wenn sie gleich glaubt, ich möchte sie heiraten, dann lasse ich das lieber sein. Ist das wirklich so?
Wir haben ein gigantisches Problem in den Gemeinden, weil wir eine Kultur der Verachtung fördern. Ich will das ganz bewusst so nennen, weil das der biblische Begriff ist: eine Kultur des Desinteresses, in der man sich nicht traut, einander mit Bewunderung zu begegnen.
Wir bräuchten eine Kultur der Bewunderung, damit man einander das geben kann, was man braucht. So wird auch klar, dass ich gar nichts von dir will. Ich sage dir einfach mal: Das, was du hier gemacht hast, ist toll. Ich kann ihm sagen, seine Leistung am PC ist toll.
Ja, jetzt, da ich verheiratet bin, ist da natürlich auch der Wunsch. Das geht. Aber das bleibt natürlich auf der Strecke, weil ich überhaupt nicht mehr lerne, Wertschätzung weiterzugeben.
Ich habe noch kein richtiges Patentrezept für dieses Problem. Trotzdem kann ich euch für eure Jugendgruppen nur sagen, dass das, was heutzutage praktiziert wird – nämlich so wenig Höflichkeit wie möglich, weil es nur falsch verstanden werden kann – der Tod im Topf ist.
Von Jahr zu Jahr lernt ihr immer weniger, einander zu lieben. Und wenn eure Liebeskompetenz den Bach runtergeht, dann geht euer Glaube gleich mit den Bach runter. Wir sind dazu berufen, einander zu lieben.
Das heißt, vielleicht schafft ihr es in euren Jugendgruppen, euch mal zusammenzusetzen und miteinander darüber zu reden, wie Regeln aussehen könnten, damit wir höflich, ermutigend, lobend und bewundernd miteinander umgehen. Ohne dass jeder gleich denkt: „Der will was von mir“ oder „Jetzt ist sie irgendwie spitz auf mich.“
Sondern dass man einfach eine Kultur der Liebe schafft – in unseren Gruppen. Das ist eine Herausforderung. Das kann ich euch nicht abnehmen. Es ist ein bisschen leichter, wenn man erwachsen ist.
Wenn ich einer Frau sage, eine Bluse sei schön, dann kann ich das einfach tun, weil sie weiß, ich will nichts von ihr. Aber vorher ist das ganz heikel.
Meine Tochter hat damit unheimlich viele Probleme, weil sie ein ganz lieber Typ ist, so von ihrer Art her. Immer wieder haben wir Männer, die ein bisschen deprimiert sind, auch mal gefragt: „Wie geht es dir denn? Aha, erzähl doch mal.“ Dann tauschen sie auch mal E-Mails aus.
Ich habe ihr gesagt: „Hör auf, immer wenn du das bei einem Jungen machst, dich ehrlich um seine Probleme zu kümmern, verliebt der sich automatisch in dich. Du kannst machen, was du willst.“ Und es ist immer wieder passiert. Eine total üble Sache.
Trotzdem müssen wir da ran. Es kann nicht sein, dass wir eine Jugendgruppe von Christen sind, die sagen: „Wir sind Nachfolger von dem, der für Liebe steht“, und wir trauen uns nicht, die billigsten Formen von Liebe – wie Höflichkeit – zu leben.
Das ist vielleicht mal ein Jugendabend wert. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Ach so.
Frage 4: Wie kann man höflich und angemessen auf Komplimente reagieren?
Das war schon hier die Frage: Wie kann man höflich und angemessen auf Komplimente oder Aufmerksamkeiten reagieren, ohne den Eindruck zu vermitteln, Interesse am anderen zu haben?
Ja, keine Ahnung. Das ist eine Kulturfrage. Solange ihr eine Kultur habt, in der so wenig Liebe gelebt wird, dass das kleinste Fuzzelchen Liebe schon als Liebeserklärung gesehen wird, ist es tatsächlich schwierig.
Ihr müsst Liebe als Ganzes hochfahren. Es muss irgendwie total normal sein, dass man einander bewundert, füreinander da ist, einander lobt und einander fördert.
Dann wird hoffentlich irgendwann der Punkt erreicht, dass man auch dieses normale, gute Miteinander nicht immer gleich mit dem Eindruck von Interesse verbindet.
Mehr fällt mir dazu tatsächlich nicht ein.
Frage 5: Wie kann man männliche Bewerber schmerzfrei loswerden?
Das ist eine lustige Frage: Wie kann man männliche Bewerber so schmerzfrei, aber auch so klar wie möglich loswerden? Aus männlicher Perspektive ist die Frage gar nicht so schmerzfrei.
Ich übergebe das Wort mal – hast du das Mikro auch an? Ich übergebe das Wort einfach mal an meine Frau. Es passiert natürlich, dass sich Jugendvereine für jemanden interessieren. Aber man sollte sich vorher überlegen, bevor man jemanden schmerzfrei loswird, ihn erst einmal kennenlernen und überlegen, ob das wirklich ein so völlig falscher Mann ist.
Was ich erlebe, ist, dass Jungs zum Teil auch massiv frustriert sind und die Nase voll haben, noch aktiv auf Mädchen zuzugehen, weil sie schon einen Korb nach dem anderen bekommen haben. Das ist natürlich auch nicht unbedingt der Sinn der Sache.
Also, wenn sich jetzt ein Junge für euch interessiert, dann gebt ihm doch erst einmal eine Chance, ihn kennenzulernen, und schmettert ihn nicht gleich ab – es sei denn, ihr kennt ihn schon absolut gut und wisst, er passt überhaupt nicht zu euch.
Was ich oft bei Mädchen erlebe, ist, dass sie einen super hohen Anspruch an den Jungen haben. Da denke ich dann, seid bitte mal realistisch: Ihr seid auch nicht das Topmodel. Vor allem die meisten Mädchen um zwanzig herum sind oft noch ganz schöne Zicken und müssen dann auch entsprechend in ihrer zickigen Art von den Jungs ertragen werden.
Wenn sich also ein Junge für euch in eurer unfertigen Art interessiert, dann gebt ihm zumindest mal eine Chance, ihn kennenzulernen, um zu sehen, ob er vielleicht passt.
Ich finde, es gibt ein paar Kriterien, die wichtig sind, und andere Dinge, die nicht ganz so wichtig sind: Zum Beispiel, dass er ein geistlicher Mensch ist, ein Christ, der es wirklich ernst meint. Wichtig ist auch, dass er korrekturfähig ist und sich wirklich von Gott verändern lässt.
Dass er ein lieber Kerl ist und keine Heimlichtuereien hat, keine falschen Versprechungen macht oder mit Mädchen flirtet. Wenn er an sich ein lieber Kerl ist, ist das schon mal eine gute Voraussetzung.
Dass man mit ihm über alles Mögliche reden kann, ist auch wichtig. Und auch, dass man sich sagt: Okay, ich finde ihn körperlich anziehend, ich kann mir vorstellen, später mal mit ihm zu schlafen, wenn wir verheiratet sind.
Wenn diese groben Sachen stimmen und er sich müht, sich zu verändern, und du dich auch mühst, dich zu verändern, dann gib ihm doch mal eine Chance und lerne ihn kennen. Schmettere ihn nicht gleich von dir.
Ich erlebe immer mehr Mädchen, die sagen: „Oh, jetzt bin ich aber schon Mitte zwanzig, Ende zwanzig und habe keinen.“ Aber wenn man dann hört, haben sie vielleicht schon zig Jungs, die echt nett waren, in der Zwischenzeit abgeschmettert, die dann auch kein Interesse mehr an ihnen haben. Im Nachhinein sagen sie dann: „Der Werber war eigentlich nett gewesen, aber dann war es zu spät.“
Denkt auch mal darüber nach, was ihr bei den Jungs anrichtet, bevor ihr sie abschmettert. Wenn ihr es sagen müsst, dann sagt es liebevoll. Er muss mindestens hören: „Ich finde dich toll.“ Sag ihm: „Du bist ein wirklich lieber, wertvoller Mensch. Du hast Eigenschaften, die wirklich gut sind, nur wir beide passen einfach nicht zusammen. Das merke ich. Ich kann es mir nicht vorstellen, aber gib nicht auf, du wirst die Richtigen finden.“
Ich möchte noch einen Satz ergänzen. Wir haben kein Eheseminar, aber es wäre ein Eheseminarsatz, und der heißt: Ehe ist das, was du daraus machst. Du wirst immer den Falschen heiraten. Ja, ist einfach so.
Du heiratest sowieso immer den oder die Falsche. Es gibt nicht die zwei. Oder vielleicht gibt es sie – ja, und vielleicht gibt es in der gesamten Kulturgeschichte fünf Paare, die optimal zusammengepasst haben. Aber ansonsten wirst du jemanden heiraten, der suboptimal ist – von seinem Charakter, er ist ein Sünder, von seiner Herkunft, er wird nicht genau zu dir passen.
Als wir uns befreundet haben, hat uns niemand eine Chance gegeben, weil wir so unterschiedlich waren. Da haben eigentlich alle gesagt, das kann nichts werden.
Deshalb: Ehe ist das, was du daraus machst. Wenn ihr das gemeinsame Fundament in Christus habt, euch vertrauen könnt und euch einander halbwegs attraktiv findet, dann könnt ihr eine Ehe darauf zimmern, die so leidenschaftlich und fantastisch ist, dass ihr euch irgendwann nicht mehr daran erinnert, dass es da vielleicht mal einen Zweifel gab.
Kann man einem männlichen Bewerber schmerzfrei loswerden? Nein, das geht einfach nicht. Wenn er schon mit seinem ganzen Herzen brennt und du löscht dieses Feuer, das geht nicht schmerzfrei. Mach es nett, aber schmerzfrei geht nicht.
Vielleicht denkt mal darüber nach: Ist die Suche nach dem optimalen Partner, die eigentlich bei kaum einem richtig gelingt und zu viel Frust führt, wirklich gut? Ich bin sehr skeptisch.
Das heißt aber nicht, du sollst jeden heiraten, der um die Ecke kommt. Also bleibt ausgebogen.
Ich sehne mich immer wieder nach einer Beziehung, teilweise sogar so sehr, dass ich neidisch auf Paare bin. Was kann ich außer Beten ganz praktisch tun, damit die Sehnsucht nicht so sehr mein Denken beherrscht? Was kann ich tun, um nicht völlig kopflos zu handeln, wenn sich eine Beziehung anbahnt?
Okay, ich verstehe die Frage so: Ich möchte unbedingt gern einen Partner haben, was kann ich praktisch außer Beten tun?
Na ja, was man halt so tut, um andere Menschen kennenzulernen. Im Zeitalter des Internets gibt es durchaus Börsen und Partnerschaftsdienste, wo man einfach mal schauen kann, ob da jemand dabei ist. Das ist ja keine Sünde, einfach mal zu schauen, ob es außerhalb meiner eigenen Gemeinde noch jemanden gibt.
Ich würde ganz persönlich noch zwei Tipps anschließen. Der eine Tipp – ihr werdet mich wahrscheinlich steinigen – aber der andere, ich will erst mal den, der okay ist: Man findet gute Eheleute da, wo gearbeitet wird. Das steht auch im Hohelied.
Im Hohelied wird Sulamit als eine Frau dargestellt, die arbeitet. Du findest eine geeignete Ehefrau nicht in der Disco, sondern da, wo gehobelt wird, wo Späne fallen – sprich, wo in der Gemeinde Arbeit gefragt ist. Da würde ich mir mal anschauen, was da rumläuft. Das gilt für Männer wie für Frauen.
Wollt ihr noch einen Tipp haben, von dem ich nicht glaube, dass ihr ihn beherzigen werdet, der aber total lustig wäre? Schnappt euch die Ältesten von Gemeinden, die ihr kennt, und schickt ihnen eine Bewerbung.
Als Ältester – also ich – weiß ich genau, wer in meiner Gemeinde was taugt. Ich weiß ungefähr, wer wie tickt und was er sich wünscht. Ein kluger Ältester, manchmal auch die Frauen von Ältesten, sind halb Heiratsvermittler, weil ja logisch diese Not überall da ist.
Du kannst dich alleine auf die Suche machen, du kannst irgendwo mitarbeiten, aber du wirst unterm Strich selbst bei einem großen Zeltlager einen Abend brauchen, um abzuchecken, ob irgendwas Sinnvolles dabei ist, korrekt? Und dann weißt du, der Rest der Woche ist eigentlich vertane Zeit.
Das Problem, wenn du in eine andere Gemeinde gehst, wenn du sagst, ich schaue mir mal die Gottesdienste an – könnte man ja strategisch tun – ist erstens, du weißt nicht, ob alle da sind, die theoretisch heiratsfähig sind, und zweitens weißt du nicht, ob der, der dir gegenüber sitzt, schon vergeben ist oder nicht.
Das ist ein Riesenproblem. Du brauchst an deiner Seite jemanden, der diese Informationen mitbringt. Und das ist üblicherweise der Älteste der Gemeinde.
Was ich damit sagen möchte: Die meisten Jugendlichen sind einfach viel zu passiv, wenn es darum geht, einen Partner zu finden. Ich würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, wenn ich noch mal eine Frau suchen müsste.
Wenn Bärbel – was ich mir von ganzem Herzen nicht wünsche – vor mir sterben sollte, werde ich mir noch mal eine Frau suchen, weil ich ohne Frau einfach nicht sein kann. Das ist für mich fast undenkbar. Ich brauche jemanden an meiner Seite.
Ich würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, jeden, den ich kenne, fragen: Kennst du jemanden, der zu mir passen könnte? Und ich würde mutig nach vorne gehen und eifrig scannen.
Ich würde das Thema „Wo ist mein Partner?“ nicht so lange aufschieben. Ich würde einfach sagen, ich möchte mit 25 echt verheiratet sein, weil ihr lebt in einer Welt, die so sexistisch ist, ihr macht euch das Leben einfach nur gnadenlos schwer.
Noch einmal: Ehe ist das, was ihr daraus macht. Ihr könnt natürlich dieses Hollywood-Ding nach oben hängen – irgendwann kommt er durch die Tür geritten mit seiner glänzenden Rüstung, mein Prinz, und ich werde ihn erkennen.
Ihr könnt das glauben. Aber was, wenn er erst durch die Tür reitet und du bist schon sechzig?
Was ich euch damit sagen möchte: Seid pragmatisch, nehmt jemanden, der halbwegs passt und vor allem ehrlich mit Gott unterwegs ist, und macht dann etwas daraus, das brummt, rauscht und echt Spaß macht.
Okay, Bärbel will noch etwas ergänzen, das ist vielleicht jetzt auch nötig.
Ihr habt ja noch die Chance, euch tatsächlich auf solchen Jugendtagen und Freizeiten kennenzulernen. Was ich aber immer wieder erlebe, ist, dass die Leute sich nicht trauen.
Zum Beispiel trauen sich Mädchen nicht, sich neben den Jungen zu setzen und einfach mal mit ihm zu reden, weil sie denken, er könnte denken, ich will was von ihm.
Aber wie wollt ihr ihn kennenlernen, wenn er euch interessiert und nett ist, wenn ihr überhaupt nicht mit ihm redet, sondern ihn nur von Weitem anhimmelt? Das hat überhaupt keinen Sinn.
Deshalb traut euch ruhig mal, euch wirklich zu der Person hinzusetzen, euch mit ihr zu unterhalten und ihr eine Chance zu geben.
Viele sagen: „Ja, ich bete für den richtigen Mann.“ Wenn ich dann die Mädchen frage: „Okay, was hast du bisher getan? Wer interessiert dich? Hast du schon mal jemanden kennengelernt? Hast du dich mit ihm unterhalten?“, dann heißt es: „Nee, das mache ich nicht. Der Junge muss kommen.“
Aber woher soll der Junge wissen, dass du dich für ihn interessierst, wenn du dich überhaupt nicht mit ihm unterhältst?
Also traut euch ruhig auch mal, Gespräche zu führen.
Die Antwort auf die Frage „Gibt es den einen, den Gott für mich berufen hat?“ lautet: Nein.
1. Korinther 7: Du darfst heiraten, wen du willst, es soll im Herrn geschehen. Es gibt keinen, der da draußen von Gott aus erwählt wurde für dich. Es gibt ihn und sie nicht. Du entscheidest dich völlig frei.
Es ist einer der Bereiche, wo Gott sagt: Ist mir völlig wurscht, solange es jemand ist, mit dem du beten kannst, mit dem du für sein Reich arbeiten kannst, mit dem du Kinder geistlich erziehen kannst, mit dem du also mit Gott auf dem Weg sein kannst – solange ist es völlig wurscht.
Also warte nicht auf den einen, er wird nicht kommen. Warte nicht auf die eine, es gibt sie nicht. Gott hält sich raus. Ende 1. Korinther 7 zum Nachlesen.
Die Frage war doppelt: Was kann ich tun außer Beten? Ganz praktisch haben wir das jetzt gesagt.
Was soll ich tun, damit ich nicht völlig kopflos handle, wenn sich mal eine Beziehung anbahnt? Ich glaube, es liegt in der Natur einer Beziehung, dass man kopflos handelt. Das lässt sich nicht ganz vermeiden, weil entweder ist man verliebt, und Verliebtsein hat etwas mit Kopflosigkeit zu tun, oder man ist es halt nicht so.
Vielleicht ist es ganz gut, wenn du dir eine ältere Schwester suchst, mit der du das dann zusammen durchstehst. Mehr fällt mir dazu nicht ein.
Die nächste Frage, vorvorletzte Frage: Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Heiraten?
Ich glaube, es ist gut, nicht zu spät zu heiraten. Heiratet einfach so früh wie möglich! So in erster Näherung!
Der Bibelvers dazu findet sich in 1. Korinther 7. Dort heißt es in Vers 9 – ein Vers, der heute eine unglaubliche Brisanz hat:
„Wenn sie sich aber nicht enthalten können, so sollen sie heiraten, denn es ist besser zu heiraten, als vor Verlangen zu brennen.“
Paulus ist ganz nüchtern: Wenn du verliebt bist, wenn ihr ein Paar seid, dann sehnst du dich nach mehr als nur Händchenhalten. Du sehnst dich so sehr danach, dass du innerlich brennst. Wenn du innerlich brennst, heirate.
Vielleicht ist es gut, vorher mit jemandem zu reden, ob das mit 15 geht oder nicht, 16. Deswegen ist es auch Quatsch, eine Freundschaft anzufangen, bevor man wirklich in Richtung Ehe gehen kann.
Wenn du dich vor 18 oder 19 befreundest und schon weißt, wir müssen jetzt die nächsten drei, vier Jahre aufeinander warten, dann ist das ein Wahnsinn, das ist einfach unklug.
Man kann sich ja verpflichten, dass wir jetzt erst mal zwei Jahre nichts machen und keiner sucht sich einen anderen, und dann fangen wir nochmal an. Aber wenn du glaubst, dass du drei, vier Jahre durchhältst in dieser Gesellschaft, ohne dass Dinge wie Petting, Sex und andere Dinge passieren, das glaube ich nicht. Das nehme ich niemandem ab.
Die zwei, drei, die es geschafft haben, sind einfach die Ausnahme von der Regel.
Deshalb ist die Bibel so nüchtern: Wenn du vor Verlangen brennst, heirate.
Lieber eine Studentenehe, wo man wenig Geld hat, in einem kleinen Dachzimmer wohnt und ohne Scham einfach Freude aneinander haben kann, als später zu heiraten und dann doch Dinge passieren, die eigentlich nicht hätten passieren sollen.
Man merkt, dass das tiefe Risse in der Beziehung anrichtet, Vertrauensbruch stattfindet, man tiefe Scham empfindet, geistliches Leben auf der Strecke bleibt, die Freude an Gott verloren geht und man versucht, sich durchzumogeln.
Es gibt einen Bibelvers in den Sprüchen: „Bestelle erst dein Feld und dann baue dein Haus.“
Das hat man mir gesagt, als ich Anfang zwanzig war: „Jürgen, man muss erst sein Feld bestellen“, sprich seinen Job haben, „und dann kann man sein Haus bauen“, sprich heiraten.
Das ist ein total kluger Rat.
Wenn du Bauer bist, heißt das: Heirate erst am Ende der Ernte, wenn alle Zeit haben mitzufeiern.
Wenn du vor der Ernte heiratest, ist keine Zeit da. Also mach die Ernte fertig, und wenn es Winter ist und alle nicht so viel zu tun haben, dann mach eine richtig große Feier. Warte doch einfach noch ein halbes, dreiviertel Jahr, und dagegen hätte ich nichts.
In meinem Fall hieß das: Ich war damals einundzwanzig. „Jürgen, wenn du fertig bist mit deiner Ausbildung“, sprich in vier Jahren dein Studium, dann nochmal drei, vier Jahre Doktorarbeit obendrauf und dann vielleicht ein Jahr, bis du einen richtigen Job hast – in neun Jahren kannst du heiraten.
Ihr merkt, da wird ein Bibelvers genommen, der an sich gut ist. Man kann sich überlegen, wann ein optimaler Zeitpunkt zum Heiraten ist.
Ich sage mal: Examensarbeiten schreibst du im nächsten halben Jahr, dann brauchst du nicht auch noch deine Hochzeit reinlegen.
Aber wenn das heißt, ich muss zwei, drei, vier Jahre warten, dann würde ich nüchtern sagen: Zieh das vor, mach das in den Semesterferien, nimm eine Woche Urlaub, zieh das vor.
Wer vor Verlangen brennt – das ist wieder dieses Abwägen: Nicht jeder Zeitpunkt ist optimal zum Heiraten. Manchmal hat man wirklich etwas anderes zu tun, was auch Kraft kostet.
Aber bitte nimm das ernst: Wer vor Verlangen brennt, soll heiraten. Heirate früh. Man kann mit wenig Geld auskommen. Wir haben das lange gemacht.
Ich möchte noch etwas dazu sagen: Wenn man früh heiratet, muss man damit leben, dass man jemanden heiratet, der unreif ist, der sich noch entwickelt. Man heiratet ein bisschen die Katze im Sack. Das lässt sich nicht vermeiden.
Du heiratest immer die Katze im Sack, das weiß man nur nicht. Auch später nicht, denn du veränderst dich ja bis zum Ende deines Lebens.
Wenn ihr früh heiratet, heiratet ihr jemanden, der sich noch entwickeln muss. Bitte gesteht ihm das auch zu.
Das ist ein bisschen das, was Bärbel gesagt hat. Wenn du einen achtzehnjährigen Jungen vor dir hast und von ihm die Geistlichkeit eines Ältesten erwartest, wird er die nicht haben.
Achte lieber darauf, ob sein Fundament stimmt und er sagt: „Ich möchte da mal ankommen.“ Achte darauf, ob er die kleinen Schritte der Heiligung geht und du den Eindruck hast, das geht zu Ende.
Das ist wichtig. Wenn dieser extrem hohe Anspruch kommt, dann kann es leicht passieren, dass der richtige Zeitpunkt zum Heiraten nie kommt.
Darf eine Frau kurze Haare haben? Er lacht sich – das ist ernst gemeint.
Darf eine Frau kurze Haare haben? Antwort: Ja, darf sie. Aber wir wollen uns den Vers anschauen, um den es dabei immer geht.
Die Stelle, die wir hier haben, ist 1. Korinther 11. Ich hatte sie schon kurz angerissen.
In 1. Korinther 11 steht etwas über lange Haare. Eigentlich steht da auch etwas über die Haare der Männer, das nehme ich einfach mal mit rein.
Ich habe jetzt keine Lust, ganz 1. Korinther 11 auszulegen.
Wenn ich euch erschrecken darf: Ich bin einer der letzten Dinosaurier, die glauben, dass das mit dem Kopftuch ernst gemeint ist.
Das Blöde ist, ich kann das richtig gut erklären. Ihr könnt das, wenn ihr wollt, auf Frogwords mal anhören.
Ich will aber jetzt nicht auf das Thema eingehen, sondern die Stelle vorlesen, die immer wieder angeführt wird: Frauen müssen lange Haare haben.
Ich habe schon gesagt, dass, wenn man sich weltweit das Schönheitsideal durch die Kulturgeschichte anschaut – ob antike Skulpturen oder Bilder von Models heute –, fast immer Frauen mit langen Haaren dargestellt werden.
Das können lange, herabhängende Haare oder aufwendig drapierte Frisuren sein.
Trotzdem hat die Stelle, die ich jetzt vorlese, nichts damit zu tun, dass die Haarlänge eine Frage der Ethik wäre.
Ethik heißt, es ist richtig oder falsch, etwas zu tun.
Hier heißt es: Urteilt bei euch selbst: Ist es anständig, dass eine Frau unverhüllt zu Gott betet? Das ist die Frage, die im Raum steht, die werde ich nicht beantworten.
Oder lehrt euch nicht selbst die Natur, dass wenn ein Mann langes Haar hat, es eine Schande für ihn ist?
Also ein Mann mit langen Haaren – und langes Haar ist noch nicht das, was Tobi da hat –, langes Haar fängt ungefähr da an, wo es über die Schulter hinausgeht.
Bis zur Schulter ist völlig entspannt.
Der Text sagt erst einmal nicht, dass langes Haar für den Mann Sünde ist, sondern es ist eine Schande – im Sinne von, es sieht im Allgemeinen einfach schlecht aus.
Ich habe Internet? Nein.
Schaut euch einfach mal Orlando Bloom an in seiner Rolle als blonder Elf und dann in einer Rolle, wo er kurze Haare hat. Schaut ihn euch an und sagt, was besser aussieht.
Ihr werdet feststellen, dass die meisten, die ich gefragt habe, sagen, dass es bei Männern mit kurzen Haaren besser aussieht.
Wenn ihr die Mädchen fragt, mit wem sie lieber ausgehen wollen, mit dem blonden Elfen oder dem schwarzhaarigen Kurzhaarigen, wählen die meisten den Kurzhaarigen, weil der einfach viel sexy aussieht.
Lange Haare sind für Männer eine Schande, das steht einfach so. Es gibt ein paar Ausnahmen, aber im Großen und Ganzen funktioniert das nicht wirklich.
Captain Jack Sparrow: Warum funktioniert das bei ihm? Weil er sich in seiner Rolle auf einer Grenze bewegt zwischen männlich und nicht männlich.
Er fährt einen ganz scharfen Kurs, das ist gewollt. Deshalb ist Johnny Depp da so brillant.
In den folgenden Filmen nicht mehr so sehr, aber im ersten Film hat er dieses leicht Tuntige an sich, das einfach dazugehört.
Ihr könnt zwanzig Beispiele finden, aber die meisten Jungs sehen mit kurzen Haaren deutlich besser aus.
Wenn ihr alternde Rockmusiker seht, die sich mit ihren letzten fünf Zotteln von 40 Zentimetern Länge auf der Bühne bewegen – ich habe mir gedacht, das sah mit 30 schon nicht aus, aber mit 60 ist es egal.
Ich wollte nur zeigen: Hier steht nicht, dass es eine Sünde ist, sondern es sieht einfach nicht gut aus.
„Schande“ ist eine sehr brutale Übersetzung an dieser Stelle.
Jetzt zum nächsten Punkt: Wenn eine Frau lange Haare hat, ist das eine Ehre für sie.
Auch hier steht nicht, dass kurze Haare eine Sünde sind, sondern es ist der generelle Trend.
Hier steht: Lehrt euch nicht die Natur, dass lange Haare ein Hingucker sind.
Ich habe euch das schon vorgemacht: Männer wissen das, und Frauen wissen es instinktiv auch, weil sie tendenziell mehr zu langen Haaren neigen.
Afrikanische Frauen mit krausem Haar, das hinten nichts herunterfallen lässt, müssen es kurz halten, weil es sonst verfilzt. Sie sind nicht Sünderinnen, nur weil sie kurze Haare haben.
Wo es der Typ hergibt, ist langes Haar ein Plus.
Das ist, was der Text sagt, wie die Natur es lehrt.
Ich sage noch etwas: Es gibt Frauen, denen kurze Haare besser stehen, aber sie sind die Ausnahme.
Finde deinen Typ.
Ganz grundsätzlich sind lange Haare eine Zierde.
Deshalb noch einmal die Frage: Darf eine Frau kurze Haare haben? Ja, das darf sie.
Schau, dass es dir steht. Es könnte sein, dass bei den langen Haaren beim Mann dir kurze Haare nicht so gut stehen, aber dann ist es deine Entscheidung.
Man muss nicht immer so hübsch aussehen, wie es möglich wäre.
Es ist auch eine Frage der Praktikabilität. Manchmal ist es praktisch, keine langen Haare zu haben.
Wenn du einen Missionseinsatz im Urwald machst und deine Haare nicht waschen kannst, dann schneidest du sie dir ab.
Letzte Frage: Ihr seid echt auf eine ganz liebe Weise geduldig mit uns.
Nehmen wir an, eine fiktive Vorstellung: Ich bewundere ein Mädchen aufgrund ihres Charakters und geistlichen Lebens, bin aber nicht verliebt.
Wie sollte ich dann über eine Beziehung mit diesem Mädchen denken? Ist eine Beziehung auf Verstandesebene möglich?
Ich verstehe die Frage so: Im Kopf eines Mannes gibt es zwei Schubladen.
In die eine kommen alle Mädchen, die ich anschaue und mir vorstellen kann, mit ihnen ins Bett zu gehen.
In die andere kommen alle anderen.
Jedes Mädchen, das ich treffe, landet in einer dieser beiden Schubladen.
Ich verstehe die Frage so, dass in der Schublade „Ich kann mir nicht vorstellen, mit ihr ins Bett zu gehen“ ein Mädchen ist, das einen super geistlichen Charakter hat.
Und ich überlege, weil sie so geistlich ist, ob ich mit ihr eine Ehe anfange, obwohl ich nichts für sie auf der sexuellen und emotionalen Ebene empfinde.
Ist das möglich und ist es weise?
Ist es möglich? Ja, wenn du auf einer einsamen Insel mit ihr wärst und es keine Ablenkung von anderen Frauen gäbe und es unwahrscheinlich ist, dass du im Leben noch einer anderen Frau begegnest, dann ist es möglich.
Ist es weise? Nein, das ist es nicht.
Warum? Weil wir Männer starke Augenwesen sind.
Es ist nicht weise, wenn ich für eine Frau nichts empfinde, mit ihr nur wegen ihres schönen Charakters eine Beziehung einzugehen.
Üblicherweise sind wir Körper, Seele und Geist, und wenn wir uns verlieben, dann auf allen drei Ebenen.
Das heißt, auch mein Körper, das, was ich attraktiv finde, darf sich in unsere Kultur verlieben.
In anderen Kulturen ist das anders.
Wir haben in Amerika mal ein Paar kennengelernt, gläubige Christen aus Indien, die ihren Ehepartner kurz vor der Hochzeit nur einen Abend kennenlernten.
Das ist vielleicht nicht weise, aber auch nicht völlig blöd.
Ich habe die Frau gefragt, wie sie sich dabei fühlt, wenn die Eltern einen Ehemann aussuchen.
Sie sagte: „Ganz ehrlich, meine Eltern haben mich lieb. Die werden keinen Dödel für mich aussuchen.“
Da dachte ich, stimmt. Warum sollte nicht ein kluger Vater den richtigen Mann für seine Tochter aussuchen?
Es ist möglich, aber in unserem Kontext halte ich es nicht für weise, weil wir die Chance haben, uns jemanden auszusuchen, der uns auch gefällt.
Ich würde immer sagen: Nimm jemanden aus der Schublade „Sie gefällt mir“. Und das heißt nicht Topmodel, sondern einfach nur, dass es diese Schublade ist.
Ihr Frauen müsst euch keinen Kopf machen. Diese Schublade ist riesengroß.
Ja, das ist ein bisschen traurig, weil man denkt, man sei die einzige in der Schublade. Nein, das stimmt nicht.
Männer ticken da sehr binär: Ja oder nein, geht oder geht nicht.
Nimm dir eine, bei der es geht. Du tust dir für den Rest deines Lebens einen Gefallen.
Sonst hätte ich große Angst.
Jetzt muss ich ehrlich werden: Selbst wenn du eine nimmst, die dir gefällt – ich habe das gemacht –, ich liebe meine Frau, finde sie total sexy und schön.
Und trotzdem habe ich in meiner Ehe schon dreimal erlebt, dass ich mich in eine andere Frau verliebt habe – nur äußerlich.
Die kommt in dein Leben und macht „Peng“, und du denkst: „Boah, was ist jetzt los?“
Du musst aktiv sagen: „Stopp, ich bin verheiratet, ich will von der Frau nichts.“
Trotzdem hast du erst mal so einen Hormonflash, der durchgeht und denkt: „Ja Mann, was ist mit dir los?“
In diesem Moment ist es gut, nach Hause zu kommen und zu sagen: „Ich freue mich über das, was ich da sehe.“
Es ist eine Hilfe, von seiner Frau auch körperlich angezogen zu sein.
Ihr Frauen müsst euch keinen Kopf machen. Männer ticken nicht so, dass ihr genau in ein Modelmaß reinpassen müsst.
Männer sind da völlig entspannt. Sie haben eine große Schublade.
Bleibt da drin, und gut ist es.
Wenn ihr ein bisschen auf euch achtet – nach einer Schwangerschaft zum Beispiel ein bisschen Gymnastik –, dann bleibt ihr problemlos drin.
Ich habe meine Frau geheiratet, da passte sie in ein 36er Kleid. Das ist lange vorbei, und das ist völlig okay.
Die Schublade ist riesig.
Ich bin ein ganz normaler Mann. Ihr müsst euch keinen großen Kopf machen.
Mein Rat: Nimm eine aus der Schublade, aus der Schublade, in der du sie körperlich anziehend findest.
Das war die letzte Frage.
Vielen herzlichen Dank.
Ich habe noch einen Gedanken zum Schluss, und dann würde ich gerne mit uns allen abschließend beten.
Der Gedanke zum Schluss ist folgender:
Im Johannesevangelium gibt es eine Stelle, die mich sehr an unsere heutige Jugendkultur erinnert.
Ich habe ein bisschen Sorge, dass zu viele Jugendliche an dieser Stelle einen Denkfehler begehen, den ich euch zum Schluss mitgeben möchte.
In Jerusalem gibt es ein Treffen zu Pessach. Jesus geht nach Jerusalem und reinigt den Tempel.
Er erkennt das mit der Peitsche – es ist in jeder Kinderbibel drin –, wird alles rausgeschmissen: „Dieses Haus soll ein Bethaus sein“ usw.
Dann heißt es in Johannes 2, Vers 23: Als er aber zu Jerusalem war am Pessach-Fest, glaubten viele an seinen Namen, als sie seine Zeichen sahen, die er tat.
Sie sehen, wie Jesus unterwegs ist, und finden ihn total cool.
Jesus ist so der Trendsetter, der aufgehende Star der religiösen Szene in Jerusalem.
Er ist Lady Gaga einfach mal zweitausend Jahre früher, mit einem anderen Geschlecht.
Die Welt liegt ihm zu Füßen, alle sagen: „Hey, wir wollen mit dir zusammen sein, wir sind dein Fanclub.“
Ihr seid die Generation der Fanclubs.
Euer Problem, menschlich gesprochen, ist, dass ihr keine tiefen Beziehungen mehr eingeht, sondern nur noch emotionale Abhängigkeiten.
Das führt dazu, dass ihr zum Teil gar nicht mehr wisst, wie man tiefe Beziehungen radikal lebt.
Beziehungen werden reduziert auf das Singen von Liedern und auf die Gefühle, die diese Lieder erzeugen.
Aber eine wirklich tiefe Beziehung findet auf einer ganz anderen Ebene statt.
Die Qualität deiner Beziehung zu Jesus – das hat ein uralter Puritaner mal gesagt – zeigt sich daran, was du bist, wenn du mit Gott allein bist.
Die Qualität deiner Beziehung zu Jesus zeigt sich nicht an deiner nach außen getragenen Begeisterung.
Nicht daran, ob du sagst: „Ich bin so ein Jesusfan“, nicht daran, ob du einen Fischaufkleber auf dem Auto hast, ein Kreuz um den Hals trägst oder die richtige christliche Rapmusik hörst.
Das ist alles zweitklassig.
Die Qualität deiner Beziehung zu Jesus zeigt sich, wenn du mit ihm allein bist.
Jetzt möchte ich euch zeigen, was Jesus mit den Typen getan hat, die so hinter ihm herlaufen und sagen: „Wir glauben an dich.“
Es geht weiter: „Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an.“
Das ist brutal.
Jesus selbst vertraute sich ihnen nicht an.
Da sagen Leute: „Wir glauben an dich.“
Jesus sagt: „Aber ich glaube nicht an euch.“
Wir sind begeistert von dir, aber du bist nicht begeistert von uns. Ich vertraue euch nicht.
Das sagt er, weil er alle kannte.
Ich möchte euch diesen Gedanken abschließend mitgeben:
Die heutige Jugendkultur ist eine Jugendkultur der Begeisterung.
Etwas ist hip, man lässt sich emotional stimulieren.
Mit echtem Glauben hat das aber nichts zu tun.
Ich möchte euch abschließend bitten, das in eurem Leben zu scannen:
Wie steht es um meine persönliche Beziehung zu Jesus, wenn ich allein bin?
Wenn ich nicht gepusht bin durch ein Lied, Gemeinschaft oder etwas, das von außen kommt, sondern wie geht es mir, wenn ich allein mit Jesus bin?
Gibt es da eine wirkliche Beziehung?
Oder bin ich nur Teil eines Fanclubs, der schreit, wenn andere schreien, und wenn ich zu Hause bin, ist davon nichts mehr zu spüren?
Die Gefahr, wenn man so lebt, ist, dass man äußerlich dazugehört, von sich denkt, „Ich glaube“, aber im eigenen Leben Jesus sich nicht anvertraut.
Dass wir in unserer persönlichen Beziehung nicht wirklich weiterkommen, nicht heiliger werden, nicht lieber werden und Jesus nicht besser kennenlernen.
Ich sehe das als große Gefahr bei Jugendlichen.
Ich möchte euch diesen Gedanken abschließend mitgeben.
Ich wünsche euch, wir wünschen euch, dass ihr die Anregungen, die wir euch gegeben haben, prüft.
Prüft alles, das Gute haltet fest, schmeißt das raus, was nicht stimmt.
Schickt mir eine E-Mail und sagt: „Jürgen, da hast du dich geirrt, der Bibelvers sagt es anders, ich möchte unter dem Wort stehen, ich will mich verändern lassen.“
Sagt mir das.
Wenn ihr denkt, das war richtig, dann macht es so.
Passt auf, dass ihr euer Leben nicht als Fans beendet.
Die schreien, wenn andere schreien, aber wenn sie allein sind, haben sie keinen Kontakt zu dem, von dem sie sagen, er ist ihr Herr.
Jesus muss nicht zu euch sagen, wie in Lukas 6, Vers 46: „Was nennt ihr mich aber Herr, Herr und tut nicht, was ich sage?“
Du bist das, was du tust.
Reden wir noch.
Halb wieder zu Hause, wahrscheinlich. Die andere Hälfte ist wahrscheinlich noch halb im Bett.
Ich dachte, wir versuchen einfach mal so ein Fade-out.
Ich habe verschiedene Themen, die ich vorneweg schicken möchte, bevor ich zu den Fragen komme, die in der Fragenbox sind.
Vielleicht machen wir hier vorne einfach mal den Beamer weg, damit keiner denkt, da kommt was.
Zack, alles gut.
Zuerst einmal: Bärbel und ich wollten uns bei euch ganz herzlich bedanken.
Ich habe das ja am ersten Abend gesagt: Wenn man in eine Gruppe kommt, die man kaum kennt – vielleicht zwei, drei Gesichter vorne, der Rest weitestgehend unbekannt –, dann tut man das mit einer gewissen Aufregung.
Wir sind tausend Kilometer runtergefahren, um euch etwas zu geben, und wussten vorher nicht, wer ihr seid und was ihr braucht.
Es hat uns viel Freude gemacht, ihr habt uns relativ schnell angenommen, in die Gemeinschaft reingenommen.
Wir wollten einfach Danke sagen, weil das nicht selbstverständlich ist.
Ihr hättet euch auch einfach zumachen können, sagen können: „Was für ein komischer Clown da vorne“, und das habt ihr nicht getan. Das ist einfach toll.
Wir haben gemerkt, dass ihr uns liebhabt und das versucht habt, uns zu zeigen und immer wieder Feedback zu geben, dass ihr euch auf unsere andersartige, nicht Allgäuer Mentalität eingelassen habt.
Nicht jeder Witz hat funktioniert, das ist halt so. Manche schon, vielen herzlichen Dank.
Ich dachte, ich sage euch mal, wo es für uns so ein bisschen hingeht.
Ich habe hier einen Blog mitgebracht.
Den Blog habe ich mitgebracht, weil wir bei einer Freizeit das auch tun, weil wir hoffen, Menschen zu treffen, die für uns beten.
Wir sind ein Ehepaar, das sehr an Gebet glaubt.
Ich denke, das meiste von dem, was bei uns im Leben funktioniert, funktioniert, weil viele Leute für uns beten.
Ihr müsst euch vorstellen: Immer wenn wir auf eine Freizeit fahren – wir kommen gerade von einer in Ravensburg – geht der Block hier herum.
Dann schreiben Leute, die für uns beten wollen, einfach eine E-Mail-Adresse auf.
Warum eine E-Mail-Adresse? Einmal im Monat schreibe ich eine Gebetsmail.
Ihr müsst jetzt nicht erschrecken.
Das ist kein zweispaltiges PDF, wo man ständig scrollen muss und drei Seiten lesen, bevor man zwei Gebetsanliegen findet.
Ich schicke keine Bilder meiner Enkel oder Urlaubsfotos.
Ich setze mich einmal im Monat hin und schreibe drei konkrete Anliegen auf.
Die schicke ich dann raus, meistens mit einem aktuellen Bild, damit ihr wisst, ob das mit dem Abnehmen funktioniert hat oder nicht.
Wenn ihr sagt, ihr wollt euch ein Stück hinter uns stellen, das, was wir tun, interessant findet und vielleicht einfach mehr wissen wollt, was bei uns läuft, um den Kontakt zu halten, dann könnt ihr euch für den Blog anmelden.
Der Newsletter heißt „Berlin News“.
Wer das haben möchte, kann sich eintragen.
Es ist total freiwillig.
Du musst nicht heilig tun und sagen: „Oh, wenn ich jetzt nicht hier meine E-Mail-Adresse hinschreibe, was denkt der von mir?“
Mir ist wichtig, dass du betest.
Wenn du das magst und einmal im Monat die E-Mail bekommen möchtest, dann mach das.
Was ich will: Du liest die E-Mail durch.
Zeitaufwand: je nach Lesegeschwindigkeit 30 bis 45 Sekunden.
Dann bete für jedes Anliegen.
Zeitaufwand: je nach Ausführlichkeit 1 bis 3 Minuten.
Dann kannst du die Mail löschen.
Du kannst sie auch ausdrucken, mit einem Magneten in die Küche hängen, auch okay.
Du kannst jeden Tag dafür beten, in deine Vorlage packen, wo deine Gebetsanliegen drin sind.
Mir reicht es erst mal, wenn du die Mail öffnest, liest, betest und löscht.
So gehe ich mit vielen Gebetsanliegen um, die ich kriege.
Jemand sagt: „Bete doch dafür!“ Ich bete gleich und lösche dann wieder.
Wenn ihr wollt, könnt ihr euch hier eintragen.
Lasst das durch die Reihen gehen, ich gebe auch mal einen Stift mit.
Das funktioniert nie, ich sage das einmal.
Druckschrift ist die Schrift, die man ganz am Anfang in der ersten Klasse gelernt hat.
Es ist unglaublich, ich sage immer wieder: Bitte schreibt deutlich!
Ich muss irgendwann mal eine Fotokopie machen von dem, was ich kriege unter „deutlich“.
Ihr würdet merken, das ist eigentlich nicht wirklich deutlich.
Schreibt deutlich, ja.
Alles andere hängt bei der jungen Schwester, die für mich den Versand macht.
Sie bekommt immer von euren Mail-Adressen die Rückantworten: „Kennen wir nicht.“
Dann probiert sie aus: „Könnte das ‚U‘ auch ein ‚N‘ gewesen sein? War da ein Punkt?“
Ihr kennt das ja.
Wir haben am Anfang relativ wenig zu unserer Person gesagt.
Das hat damit zu tun, dass ich das nicht so mag.
Und gerade wenn ihr frisch ankommt, hört eh keiner zu.
Man kann vorne auch so ein bisschen erzählen, was man will, weil die Leute noch auf der Fahrt sind.
Ich dachte, wir geben euch einen kleinen Einblick, was wir demnächst vorhaben.
Für den Fall, dass ihr sagt: „Wir wollen schon mal anfangen, für euch zu beten, bevor Anfang Juli die erste Gebetsmail kommt.“
Wir haben im Moment verschiedene Projekte am Laufen.
Ein Projekt zeichnet sich gerade neu ab.
Das, was jetzt direkt vor uns liegt, wofür ihr sofort beten könnt, ist der gesamte Sommerblock.
Sommerblock heißt Outdoor-Bibelschule.
Wir werden vier Zeltlager für Jugendliche im Alter von 15 bis 27 durchführen.
Wir sind draußen, machen Bibelstudien mit den Leuten.
Sehr intensiv, immer eine ganze Woche lang.
Eines davon wird für junge Familien sein, über das Hohelied.
Das ist auf jeden Fall etwas, wofür ihr die nächsten zwei, drei Monate beten könnt, dass es gelingt.
Ihr habt vielleicht eine Ahnung: Da muss das Wetter stimmen, die Mitarbeiter müssen stimmen, die Teilnehmer müssen sich auf den Text einlassen.
Wir wünschen uns Herzensveränderung.
Wir haben auf diesen Veranstaltungen fantastische Dinge erlebt: Ehen wurden wieder heil, Leute bekehrten sich, wir haben Taufen durchgeführt.
Menschen nehmen einen Riesenschwung mit.
Wenn ihr dafür beten könnt, das liegt direkt vor uns.
Im Herbst starten wir ein neues Programm.
Das ist ein Jüngerschaftsprogramm, 100 Tage mit Bärbel und Jürgen.
Wir haben vor einem halben Jahr angefangen, dafür zu beten, dass Gott uns ein Haus schenkt oder zugänglich macht, so dass wir es mieten können.
Und wie Gott so ist: Man betet dafür, und zwei Stunden später fragt dich jemand: „Sag mal, brauchst du ein Haus?“
Das ist eine Form von Führung, die auch wir nicht alle Tage erleben.
Es war klar: Das ist anscheinend das Haus.
Es ist vom Schnitt her optimal, ein Bereich ist für uns als Ehepaar abgetrennt.
Oben bekommen wir die komplette Möblierung der Zimmer.
Also es ist total super, ein bisschen außerhalb von Berlin, so eine Viertelstunde raus.
Wir werden das Jüngerschaftsprogramm wahrscheinlich Anfang nächsten Jahres richtig in dem Haus starten.
Es wird die Möglichkeit geben, für 100 Tage einfach bei uns zu wohnen und in dieser Zeit ein sehr intensives Schulungsprogramm mitzumachen.
Ich interessiere mich sehr für die Bibel und mache mit den Leuten viel Bibelarbeit.
Das Besondere an so einem Programm ist das Zusammenwohnen, miteinander reden über alles, was passiert, einander kennenlernen, jede Frage stellen dürfen.
Es ist wie eine Pfingst-Jugendkonferenz auf 100 Tage ausgedehnt.
So in der Richtung.
Wir sagen euch das einfach.
Vielleicht gibt es den einen oder anderen, der sagt: „Oh, das klingt gar nicht so doof, das würde mich mal interessieren, 100 Tage dabei zu sein, live zu erleben, alle Fragen loszuwerden.“
Dann könnt ihr euch gerne bewerben.
Die Details findet ihr auf unserer Homepage.
Ein zweites Projekt, das mir durch den Kopf spukt und für das ich euch um Gebet bitte, weil ich nicht weiß, ob ich es machen soll:
Ich erlebe junge Leute, die einerseits unglaubliche technische Möglichkeiten haben und andererseits Schwierigkeiten haben, eine sinnvolle stille Zeit zu machen.
Ich möchte diese beiden Dinge verschmelzen.
Ich überlege, ein stille-Zeit-Videoportal aufzubauen, wo man morgens einen achtminütigen Vortrag herunterladen kann, um in die stille Zeit reinzukommen.
Fortlaufend sollen Themen oder biblische Bücher behandelt werden.
Ich weiß noch nicht, ob ich das machen soll. Es ist eine Idee.
Ich möchte Jugendlichen helfen, in die Bibel und biblische Lehre reinzukommen, sie bei Verständnisproblemen im Text unterstützen und sie ein Stück weiterführen.
Das ist eine Idee. Dafür könnt ihr beten.
Es wäre ein relativ großes Projekt, das mich persönlich sehr reizen würde.
Jetzt steht die Entscheidung an.
Dann wollte ich euch noch unsere Homepage zeigen.
Das mache ich am besten von vorne aus.
Ich gehe mal gerade hier dran, danke dir.
Simon, das ist toll.
Das ist unsere Seite Frogwords, von der wir schon ein paar Mal gesprochen haben.
Eine Sache will ich euch noch erklären: Dieser „Bobbel“ hier.
Das ist eine Maske, eine Suchmaske, wo man Begriffe eingeben kann.
Bevor ihr euch durchklickt, wenn ihr wissen wollt, ob Jürgen schon mal etwas zu einem bestimmten Thema gesagt hat, gebt oben ein paar Stichworte ein.
Das ist die schnellste Variante, wie ihr euch auf der ganzen Seite durchmanövriert.
Vielen herzlichen Dank.
An der Stelle brechen wir das ab.
Frage 7: Gibt es den einen, den Gott für mich berufen hat?
Die Antwort auf die Frage, ob es den einen gibt, den Gott für mich berufen hat, lautet: Nein.
Im 1. Korinther 7 wird deutlich, dass du heiraten darfst, wen du willst – es soll jedoch im Herrn geschehen. Es gibt niemanden da draußen, der von Gott speziell für dich erwählt wurde. Einen solchen Menschen gibt es nicht.
Du entscheidest dich völlig frei. Das ist einer der Bereiche, in denen Gott sagt: Es ist mir völlig egal, solange es jemand ist, mit dem du beten kannst, mit dem du für mein Reich arbeiten kannst und mit dem du Kinder geistlich erziehen kannst. Mit anderen Worten: Mit dem du gemeinsam mit mir auf dem Weg sein kannst. Solange das gegeben ist, ist es völlig egal, wen du wählst.
Also warte nicht auf den einen – er wird nicht kommen. Warte nicht auf die eine – es gibt sie nicht. Gott hält sich raus.
Zum Nachlesen siehe 1. Korinther 7.
Frage 8: Was soll ich tun, damit ich nicht kopflos handle, wenn eine Beziehung sich anbahnt?
Die Frage war doppelt: Also, was kann ich tun, außer beten? Ganz praktisch, haben wir jetzt gesagt. Was soll ich tun, damit ich nicht völlig kopflos handle, wenn sich mal eine Beziehung anbahnt?
Ich glaube, es liegt in der Natur einer Beziehung, dass man kopflos handelt. Das lässt sich nicht ganz vermeiden, weil man entweder verliebt ist – und Verliebtsein hat etwas mit Kopflosigkeit zu tun – oder man ist es eben nicht.
Vielleicht ist es ganz gut, wenn du dir eine ältere Schwester suchst, mit der du das dann zusammen durchstehst. Mehr fällt mir dazu nicht ein.
Die nächste Frage, vorvorletzte Frage.
Frage 9: Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Heiraten?
Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Heiraten? Also, wann ist der richtige Zeitpunkt zum Heiraten? Ich glaube, es ist gut, nicht zu spät zu heiraten. Heiratet einfach so früh wie möglich! So in erster Näherung! In erster Näherung!
Der Bibelvers dazu findet sich im 1. Korinther 7. Im Kapitel 7, Vers 9 heißt es: „Wenn sie sich aber nicht enthalten können, so sollen sie heiraten, denn es ist besser zu heiraten, als vor Verlangen zu brennen.“ Das ist ein Vers, der heute eine unglaubliche Brisanz wieder erhalten hat.
Paulus ist ganz nüchtern: Wenn du verliebt bist, wenn ihr ein Paar seid, dann sehnst du dich nach mehr als nur Händchen halten. Du sehnst dich so sehr danach, dass du innerlich brennst. Und wenn du innerlich brennst, dann heirate. Vielleicht ist es gut, noch mal vorher mit jemandem zu reden, ob das mit 15 oder 16 Jahren geht oder nicht.
Deswegen ist es auch Quatsch, eine Freundschaft anzufangen, bevor man auch wirklich in Richtung Ehe gehen kann. Das heißt, wenn du dich vor 18 oder 19 Jahren befreundest und schon weißt, dass ihr die nächsten drei, vier Jahre aufeinander warten müsst, dann ist das ein Wahnsinn. Das ist einfach nur unklug.
Man kann sich ja verpflichten, dass man erst mal zwei Jahre nichts macht und keiner sucht sich einen anderen. Dann fängt man vielleicht nochmal an. Aber wenn du glaubst, dass du drei, vier Jahre durchhältst in dieser Gesellschaft, ohne dass Dinge wie Petting, Sex und andere Dinge passieren, das glaube ich nicht. Das nehme ich niemandem ab.
Die zwei, drei, die es doch geschafft haben, sind einfach nur die Ausnahme von der Regel, dass man es nicht schafft. Deswegen ist die Bibel so nüchtern: Wenn du vor Verlangen brennst, heirate. Lieber eine Studentenehe, in der man wenig Geld hat, in einem kleinen Dachzimmer wohnt und sich für das, was man tut, nicht schämt, sondern einfach Freude aneinander haben kann.
Das ist besser, als später zu heiraten und dann passieren doch Dinge vorher, die eigentlich nicht hätten passieren sollen. Man merkt, dass das tiefe Risse in der Beziehung anrichtet, dass Vertrauensbruch stattfindet und man eine tiefe Scham empfindet, weil man es doch nicht geschafft hat.
Das geistliche Leben bleibt auf der Strecke, die Freude an Gott bleibt auf der Strecke, und irgendwie versucht man, sich durchzumogeln.
Es gibt einen Bibelvers in den Sprüchen, der heißt: „Bestelle erst dein Feld und dann baue dein Haus.“ Das hat man mir gesagt, als ich Anfang zwanzig war: „Jürgen, man muss erst sein Feld bestellen“, sprich seinen Job haben, „und dann kann man sein Haus bauen“, sprich heiraten.
Das ist ein total kluger Rat. Wenn du Bauer bist, dann heißt das nämlich: Heirate erst am Ende der Ernte, wenn alle Zeit haben mitzufeiern. Wenn du vor der Ernte heiratest, ist einfach keine Zeit da. Also mach die Ernte fertig, und wenn es Winter ist und alle sowieso nicht so viel zu tun haben, dann mach eine richtig große Feier.
Sprich, warte doch einfach noch ein halbes bis dreiviertel Jahr, und dagegen hätte ich nichts. In meinem Fall hieß das aber: Ich war damals einundzwanzig, Jürgen. Wenn du fertig bist mit deiner Ausbildung, sprich in vier Jahren dein Studium, dann nochmal drei, vier Jahre Doktorarbeit obendrauf und dann vielleicht noch ein Jahr, bis du so einen richtigen Job hast, dann kannst du erst in neun Jahren heiraten.
Und ihr merkt, da wird ein Bibelvers genommen, der an sich gut ist. Man kann sich schon mal überlegen, wann ein optimaler Zeitpunkt zum Heiraten ist. Ich sage mal: Wenn du Examensarbeiten schreibst, dann im nächsten halben Jahr, dann brauchst du nicht auch noch deine Hochzeit reinlegen.
Aber wenn das heißt, ich muss zwei, drei, vier Jahre warten, dann würde ich ganz nüchtern sagen: Zieh das vor, mach es in den Semesterferien, nimm eine Woche Urlaub, zieh es vor. Wer vor Verlangen brennt, also das ist wieder dieses Abwägen: Auf der einen Seite ist nicht jeder Zeitpunkt optimal zum Heiraten, manchmal hat man wirklich etwas anderes zu tun, das auch Kraft kostet.
Aber bitte nimm das ernst: Wer vor Verlangen brennt, soll heiraten. Heirate früh, und man kann mit wenig Geld auskommen, wirklich. Also wir haben das lange gemacht, das war… Wir haben dann nicht auf denjenigen gehört, der sagte: „Richtiger Zeitpunkt.“
Ich möchte noch etwas dazu sagen: Wenn man früh miteinander heiratet, muss man damit leben, dass man jemanden heiratet, der unreif ist, der noch in der Entwicklung steckt. Man heiratet ein bisschen die Katze im Sack, das lässt sich nicht vermeiden.
Du heiratest immer die Katze im Sack, das weiß man nur nicht, auch später noch, denn du veränderst dich ja bis zum Ende deines Lebens. Das heißt, wenn ihr früh heiratet, heiratet ihr jemanden, der sich noch entwickeln muss. Bitte gesteht ihm das auch zu.
Das ist ein bisschen das, was Bärbel sagte: Wenn du einen achtzehnjährigen Jungen vor dir hast und von ihm die Geistlichkeit eines Ältesten erwartest, das wird er nicht haben. Achte lieber darauf, ob sein Fundament stimmt und er sagt: „Ich möchte da mal ankommen.“
Achte darauf, ob er die kleinen Schritte der Heiligung, die heute dran sind, geht und du den Eindruck hast: „Hey, das geht ja zu Ende.“ Das ist wichtig.
Wenn dieser extrem hohe Anspruch kommt, dann kann es leicht passieren, dass der richtige Zeitpunkt zum Heiraten irgendwie nie kommt.
Darf eine Frau kurze Haare haben?
Frage 10: Darf eine Frau kurze Haare haben?
Er lacht sich, das ist ernst gemeint. Darf eine Frau kurze Haare haben? Die Antwort ist: Ja, darf sie. Aber wir wollen uns den Vers anschauen, um den es dabei immer geht. Die Stelle, die wir hier haben, ist 1. Korinther 11. Ich hatte sie schon kurz angerissen. In 1. Korinther Kapitel 11 steht etwas über lange Haare. Eigentlich steht da auch etwas über die Haare der Männer, das werde ich einfach mal mit reinnehmen, okay?
Ich habe jetzt keine Lust, ganz 1. Korinther 11 auszulegen. Wenn ich euch ein bisschen erschrecken darf: Ich bin einer der letzten Dinosaurier, die glauben, dass das mit dem Kopftuch ernst gemeint ist. Und das Blöde ist, ich kann das richtig gut erklären. Ihr könnt das, wenn ihr wollt, auf Frogwords euch mal anhören. Ich will trotzdem jetzt nicht auf das Thema eingehen, sondern ich möchte die Stelle da unten lesen, die immer wieder angeführt wird: Frauen müssen lange Haare haben.
Ich habe schon gesagt, dass, wenn man sich weltweit das Schönheitsideal durch die Kulturgeschichte hindurch anschaut, ob das antike Skulpturen sind oder ob das die Bilder der Models sind, die heute in der Werbung verwendet werden, fast immer Frauen mit langen Haaren dargestellt werden. Das können lange herabhängende Haare sein oder aufwendig drapierte Frisuren.
Trotzdem hat die Stelle, die ich jetzt vorlese, nichts damit zu tun, dass die Haarlänge eine Frage der Ethik wäre. Ethik heißt, es ist richtig, wenn ich etwas tue, oder falsch. Es heißt hier: "Urteilt bei euch selbst: Ist es anständig, dass eine Frau unverhüllt zu Gott betet?" Das ist die Frage, die im Raum steht. Die werde ich nicht beantworten.
Oder lehrt euch nicht selbst die Natur, dass wenn ein Mann langes Haar hat, es eine Schande für ihn ist? Also ein Mann mit langen Haaren – und langes Haar ist noch nicht das, was Tobi da hat, ja –, also langes Haar ist halt langes Haar, okay? Langes Haar fängt irgendwie an, wenn es über die Schulter hinweg geht. Bis zur Schulter ist völlig entspannt. Bei manchen fängt es vielleicht früher an, ja.
Aber das, was der Text sagt, ist erst einmal nicht, dass langes Haar für den Mann eine Sünde ist, sondern hier steht es ist eine Schande. Schande im Sinne von: Es sieht im Allgemeinen einfach schlecht aus. Haben wir Internet? Nein? Schaut euch einfach mal Orlando Bloom an in seiner Rolle als blonder Elf und dann in einer Rolle, wo er kurze Haare hat. Schaut ihn euch einfach an und sagt, was besser aussieht.
Und ihr werdet feststellen, also zumindest alle, die ich bisher gefragt habe – es ist die Frage, es geht jetzt nur an Mädchen, ja, da dürfen Jungs jetzt nicht mitmachen – aber im Allgemeinen, wenn ich die Mädchen frage: Mit wem möchtest du ausgehen, mit dem blonden Elfen oder mit diesem schwarzen Kurzhaarigen? Die meisten wählen den schwarzen Kurzhaarigen. Warum? Er sieht einfach viel mehr sexy aus.
Lange Haare sind für Männer eine Schande, das steht einfach nicht. Es gibt ein paar Ausnahmen, ja, wie es von jeder Regel ein paar Ausnahmen gibt, aber im Großen und Ganzen funktioniert das einfach nicht wirklich.
So, jetzt Captain Jack Sparrow. Warum funktioniert das bei Captain Jack Sparrow? Weil Captain Jack Sparrow sich von der Rolle her auf eine Grenze hin bewegt, auf eine Grenze, wo, ich sage es mal, männlich und nicht männlich verschwimmen. Er fährt einen ganz scharfen Kurs, oder? Er fährt den Kurseisen, das ist gewollt. Also deswegen ist Johnny Depp an der Stelle so brillant – also nicht mehr in den folgenden drei, aber im allerersten, wenn er das erste Mal auftaucht und er hat dieses leicht Tuntige an sich, wo er einfach sagt: "Was ist das denn? Captain Jack Sparrow!"
Und ich finde, es passt bei der Rolle einfach, da muss es dazugehören. Von mir aus findet zwanzig Beispiele, aber die meisten Jungs sehen einfach mit kurzen Haaren deutlich besser aus. Und wenn du so alternde Rockmusiker hast, die sich dann noch mit ihren letzten fünf Zottelchen so vierzig Zentimeter lang auf der Bühne bewegen, dann habe ich mir gedacht: Okay, ja, das sah mit dreißig schon nichts aus, aber wenn die, ich weiß nicht, wenn die Scorpions mit sechzig dann... na gut, ist ja egal.
Ich wollte nur zeigen: Hier steht nicht, dass es eine Sünde ist, sondern es sieht einfach nichts aus. Schande – Schande ist auch sehr brutal übersetzt an der Stelle.
Und jetzt kommen wir zu dem nächsten Punkt. Wenn aber eine Frau lange Haare hat, langes Haar hat, ist es eine Ehre für sie. Auch hier steht nicht, wenn sie kurzes Haar hat, sündigt sie, sondern was gemeint ist, ist ganz generell der generelle Trend. Denn hier steht: "Lehrt euch nicht die Natur, lehrt euch nicht das, was so ganz generell kulturgeschichtlich immer gegolten hat, dass die langen Haare ein Hingucker sind."
Und ich habe euch das schon vorgemacht. Männer wissen, dass es so ist, und Frauen wissen es instinktiv eigentlich auch, weil Frauen tendenziell mehr zu langen Haaren neigen. Aber deswegen sind jetzt afrikanische Frauen, die diese Kräuselhärchen haben, da fällt ja gar nichts hinten runter. Sondern die müssen sie ja kurz halten, weil sonst verfilzen die total. Sie sind nicht durchweg Sünderinnen, so nach dem Motto: Ihr habt die falschen Haare bekommen, jetzt könnt ihr halt nicht heilig sein.
Sondern da, wo der Typ es hergibt, da ist langes Haar echt ein Plus. Und das ist das, was der Text sagt, wie die Natur es lehrt.
Ich sage noch etwas: Es gibt Frauen, da sehen kurze Haare besser aus. Aber sie sind die Ausnahme. Finde deinen Typ. Ganz grundsätzlich ist es so, dass lange Haare eine Zierde sind.
Deswegen die Frage nochmals zurück: Darf eine Frau kurze Haare haben? Ja, das darf sie. Schau, dass es dir steht. Es könnte sein, dass wir bei den langen Haaren beim Mann dir die kurzen Haare nicht so gut stehen, aber dann ist es deine Entscheidung. Dann trifft sie einfach.
Man kann es ja machen, man muss ja nicht immer so hübsch aussehen, wie es unbedingt möglich wäre. Es ist ja die Frage der Praktikabilität. Es ist manchmal praktisch, einfach keine langen Haare zu haben.
Wenn du einen Missionseinsatz irgendwo im Urwald machst und deine Haare nicht waschen kannst, dann schneidest du sie dir ab.
Frage 11: Beziehung auf Verstandesebene – ist das möglich?
Letzte Frage: Ihr seid wirklich auf eine ganz liebe Weise geduldig mit uns. Nehmen wir einmal an, rein fiktiv, ich bewundere ein Mädchen aufgrund ihres Charakters und ihres geistlichen Lebens, bin aber nicht verliebt. Wie sollte ich dann über eine Beziehung mit diesem Mädchen denken? Ist eine Beziehung auf Verstandesebene möglich?
Ich verstehe die Frage so: Im Kopf eines Mannes gibt es zwei Schubladen. In die eine kommen alle Mädchen, die ich anschaue und mit denen ich mir vorstellen kann, mit ihnen ins Bett zu gehen. In die zweite Schublade kommen alle anderen. Jedes Mädchen, das ich treffe, landet in einer dieser beiden Schubladen.
Ich habe die Frage so verstanden, dass in der Schublade „Ich kann mir nicht vorstellen, wirklich spontan mit ihr ins Bett zu gehen“ ein Mädchen ist, das einen super geistlichen Charakter hat. Und ich überlege, ob ich mit ihr eine Ehe eingehen sollte, obwohl ich eigentlich nichts für sie auf der sexuellen oder emotionalen Ebene empfinde.
Die Frage lautet also: Ist das möglich und ist es weise?
Ist es möglich? Ja, es ist möglich. Wenn du zum Beispiel auf einer einsamen Insel mit ihr wärst, ohne Ablenkung von anderen Frauen, und es auch völlig unwahrscheinlich wäre, dass du jemals wieder einer anderen Frau begegnest, dann wäre es möglich.
Ist es weise? Nein, das ist es nicht.
Warum ist es nicht weise? Weil wir – zumindest als Männer – sehr starke Augenwesen sind. Es ist einfach nicht klug, eine Beziehung mit einer Frau einzugehen, für die man nichts empfindet, nur weil sie einen schönen Charakter hat.
Üblicherweise sind wir Körper, Seele und Geist. Wenn wir uns verlieben, geschieht das auf allen drei Ebenen. Das heißt, auch mein Körper und das, was ich attraktiv finde, das, wozu ich mich körperlich hingezogen fühle, muss sich in eine Frau verlieben dürfen. Das gilt in unserer Kultur. In anderen Kulturen ist das anders.
Wir haben in Amerika einmal ein Pärchen kennengelernt – gläubige Christen aus Indien –, die ihren Ehepartner erst kurz vor der Hochzeit für einen Abend kennenlernen durften. Das mag vielleicht nicht weise erscheinen, wobei es auch nicht völlig unvernünftig ist. Ich habe die Frau gefragt, wie sie sich dabei fühlt, wenn die Eltern einen Ehemann für sie aussuchen. Sie sagte ganz ehrlich: „Meine Eltern haben mich doch lieb. Die werden doch keinen Dödel für mich aussuchen.“ Da dachte ich mir: Stimmt, warum sollte nicht ein kluger Vater den richtigen Mann für seine Tochter aussuchen?
Aber das ist nicht unsere Geschichte, sondern die eines anderen Kulturkreises.
Also: Es ist möglich, aber in unserem Kontext, so wie wir ticken, halte ich es nicht für weise. Wir haben hier die Chance, uns jemanden auszusuchen, der uns auch gefällt.
Ich würde immer sagen: Nimm jemanden aus der Schublade, die „Sie gefällt mir“ heißt. Und das meint nicht, dass sie ein Topmodel sein muss, sondern nur, dass sie in diese Schublade gehört.
Und ihr lieben Frauen, ihr müsst euch keinen Kopf machen: Diese Schublade ist riesengroß. Wirklich, sie ist wirklich riesig. Das ist vielleicht ein bisschen traurig, weil man denkt, man sei die Einzige in der Schublade. Aber das stimmt nicht.
Männer ticken da sehr binär: Ja oder Nein, geht oder geht nicht. Nimm dir eine, bei der es „geht“. Du tust dir für den Rest deines Lebens einen Gefallen.
Sonst hätte ich große Angst.
Und jetzt muss ich ehrlich werden: Selbst wenn du dir eine nimmst, die dir gefällt – ich habe das gemacht –, ich liebe meine Frau, ich finde sie total sexy und schön. Trotzdem habe ich in meiner Ehe schon dreimal erlebt, dass ich mich in eine andere Frau verliebt habe. Nur äußerlich.
Da kommt eine Frau in dein Leben, und plötzlich denkst du: „Boah, was ist jetzt los?“ Du musst dann aktiv „Stopp“ sagen: Erstens bin ich verheiratet, zweitens will ich von der Frau nichts.
Trotzdem hast du erst einmal so einen Hormonflash, der einfach durchgeht und dich fragt: „Mann, was ist mit dir los?“
In diesem Moment ist es besonders wichtig, nach Hause zu kommen und sich zu sagen: „Ich freue mich über das, was ich da habe.“
Es ist einfach eine Hilfe, wirklich auch körperlich von seiner Frau angezogen zu sein.
Und ihr Frauen müsst euch keine Sorgen machen: Männer ticken überhaupt nicht so, dass sie immer nur in eine Modelmasse passen müssen. Männer sind da völlig entspannt. Sie haben eine große Schublade, und da bleibt man als Frau problemlos drin, wenn man ein kleines bisschen auf sich achtet.
Das heißt: Wenn du ein Kind bekommen hast, mach ein bisschen Schwangerschaftsgymnastik, schau, dass du wieder ein bisschen in die Richtung kommst wie vorher.
Ich habe meine Frau geheiratet, damals passte sie in ein 36er Kleid. Das ist lange vorbei – und das ist völlig okay.
Die Schublade ist riesig.
Ich bin ein ganz normaler Mann, ihr müsst euch da keinen großen Kopf machen.
Aber wenn ich dir einen Rat geben darf: Nimm eine aus der Schublade, in der du dir vorstellen kannst, dass du sie körperlich anziehend findest.
Das war die letzte Frage. Vielen herzlichen Dank.
Abschlussgedanke zur persönlichen Beziehung zu Jesus
Ich habe zum Schluss noch einen Gedanken, bevor wir gemeinsam abschließend beten.
Im Johannesevangelium gibt es eine Stelle, die mich sehr an unsere heutige Jugendkultur erinnert. Dabei habe ich ein wenig Sorge, dass viele Jugendliche an dieser Stelle einen Denkfehler begehen. Diesen Gedanken möchte ich euch zum Abschluss mitgeben.
In Jerusalem findet ein Treffen statt, es ist Passah. Jesus geht nach Jerusalem und reinigt dort den Tempel. Dabei nimmt er eine Peitsche zur Hand – diese Szene ist in jeder Kinderbibel zu finden. Er wirft alles raus, denn dieses Haus soll ein Bet- und kein Handelsplatz sein.
In Johannes 2,23 heißt es: „Als er aber zu Jerusalem war am Passah auf dem Fest, glaubten viele an seinen Namen, als sie seine Zeichen sahen, die er tat.“ Sie sehen, wie Jesus unterwegs ist, und finden ihn einfach total beeindruckend. Jesus wird zum Trendsetter, zum aufgehenden Star der religiösen Szene in Jerusalem. Man könnte sagen, er ist wie Lady Gaga – nur zweitausend Jahre früher und mit einem anderen Geschlecht.
Die Welt liegt ihm zu Füßen. Die Menschen sehen, was er tut, denken: „Boah, was für ein Typ!“ und alle wollen mit ihm zusammen sein. Sie bilden eine Art Fanclub. Ihr seid die Generation der Fanclubs.
Das Problem dabei ist, dass ihr oft keine tiefen Beziehungen mehr eingeht, sondern eher emotionale Abhängigkeiten lebt. Dadurch wisst ihr teilweise gar nicht mehr, wie man radikal tiefe Beziehungen führt. Beziehungen werden zum Beispiel auf das Singen von Liedern und die Gefühle reduziert, die diese Lieder bei einem auslösen.
Aber eine wirklich tiefe Beziehung findet auf einer ganz anderen Ebene statt. Die Qualität deiner Beziehung zu Jesus – das hat ein alter Puritaner einmal gesagt – zeigt sich daran, wer du bist, wenn du mit Gott allein bist.
Die Qualität deiner Beziehung zu Jesus zeigt sich nicht an deiner nach außen getragenen Begeisterung. Nicht daran, ob du sagst: „Ich bin ein Jesus-Fan“, nicht daran, ob du einen Fischaufkleber auf deinem Auto hast, ein Kreuz um den Hals trägst oder die richtige christliche Rapmusik hörst. Das alles ist zweitklassig.
Die wahre Qualität deiner Beziehung zu Jesus zeigt sich, wenn du mit ihm allein bist.
Jetzt möchte ich euch zeigen, was Jesus mit den Menschen gemacht hat, die ihm einfach nur hinterherlaufen und sagen: „Wir sehen, was du tust, wir sind total begeistert.“ Es geht nämlich weiter und heißt: „Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an.“
Das ist hart. Jesus sagt: „Ihr glaubt an mich, aber ich vertraue euch nicht.“ Sie sind begeistert von ihm, aber er ist nicht begeistert von ihnen. Er vertraut ihnen nicht. Und das sagt er, weil er alle kannte.
Diesen Gedanken möchte ich euch abschließend mitgeben: Die heutige Jugendkultur ist eine Kultur der Begeisterung. Etwas ist „hip“, man lässt sich emotional stimulieren. Aber mit echtem Glauben hat das oft nichts zu tun.
Ich möchte euch bitten, in eurem Leben einmal zu prüfen: Wie steht es um meine persönliche Beziehung zu Jesus, wenn ich allein bin? Wenn ich nicht gepusht bin durch ein Lied, nicht gepusht durch Gemeinschaft, nicht gepusht durch irgendetwas von außen, das einen Rahmen gibt – wie geht es mir dann, wenn ich allein mit Jesus bin? Gibt es da eine echte Beziehung?
Oder bin ich eigentlich nur Teil eines Fanclubs? Wenn die anderen schreien, so wie im Stadion, stimme ich ein, aber wenn ich zu Hause bin, ist davon nichts mehr zu spüren.
Die Gefahr bei so einem Leben ist, dass man äußerlich dazugehört und denkt, man glaubt, aber im eigenen Leben vertraut Jesus sich einem nicht an. Die persönliche Beziehung kommt nicht wirklich voran, man wird nicht heiliger, nicht liebevoller und lernt Jesus nicht besser kennen.
Ich sehe das als eine große Gefahr, besonders bei Jugendlichen. Diesen Gedanken möchte ich euch zum Abschluss mitgeben.
Ich wünsche euch, dass ihr die Anregungen, die wir euch gegeben haben, prüft. Prüft alles, haltet das Gute fest und werft das weg, was nicht stimmt.
Schreibt mir gerne eine E-Mail, wenn ihr denkt: „Jürgen, da hast du dich geirrt, die Bibelstelle sagt es anders.“ Ich möchte unter dem Wort stehen, vor dem Wort zittern und mich verändern lassen. Sagt mir das.
Und wenn ihr denkt, das war richtig, dann lebt es so. Passt auf, dass ihr euer Leben nicht als Fans beendet – die nur schreien, wenn andere schreien, aber allein eigentlich keinen Kontakt zu dem haben, von dem sie sagen, dass er ihr Herr ist.
Jesus könnte zu euch sagen, wie in Lukas 6,46: „Was nennt ihr mich aber Herr, Herr und tut nicht, was ich sage?“ Du bist das, was du tust.
Dank und Ausblick auf weitere Projekte
Reden wir noch. Wahrscheinlich sind die einen schon halb wieder zu Hause, die anderen noch halb im Bett. Ich dachte, wir versuchen einfach mal so ein Fade-out. Ich habe verschiedene Themen, die ich vorweg schicken möchte, bevor ich zu den Fragen aus der Fragenbox komme.
Vielleicht räumen wir hier vorne erstmal den Beamer weg, damit niemand denkt, da kommt noch etwas. Zack, so, alles gut.
Zuerst einmal: Bärbel und ich wollten uns ganz herzlich bei euch bedanken. Ich habe das ja schon am ersten Abend gesagt. Wenn man in eine Gruppe kommt, die man kaum kennt – vielleicht zwei, drei Gesichter, die man von vorne kennt, und der Rest einem weitestgehend unbekannt ist – dann tut man das mit einer gewissen Aufregung. Wir sind tausend Kilometer gefahren, um euch etwas zu geben, und wussten vorher nicht genau, wer ihr seid und was ihr braucht.
Es hat uns viel Freude gemacht, denn ihr habt uns relativ schnell angenommen und in die Gemeinschaft aufgenommen. Dafür wollten wir einfach erst mal Danke sagen, denn das ist nicht selbstverständlich. Ihr hättet euch auch einfach verschließen können, hättet sagen können: „Was macht denn dieser komische Clown da vorne?“ Aber das habt ihr nicht getan, und das ist einfach toll.
Wir haben gemerkt, dass ihr uns mögt und dass ihr das auch versucht habt, uns zu zeigen. Ihr habt uns immer wieder Feedback gegeben und euch auf unsere etwas andere, nicht ganz Allgäuer Mentalität eingelassen. Nicht jeder Witz hat funktioniert, das ist halt so, aber manche schon. Vielen herzlichen Dank dafür.
Ich dachte, ich erzähle euch mal, wohin es für uns so ein bisschen hingeht. Ich habe hier einen Blog mitgebracht. Den Blog habe ich mitgebracht, weil wir bei einer Freizeit auch immer hoffen, Menschen zu treffen, die danach für uns beten.
Wir sind ein Ehepaar, das sehr an Gebet glaubt. Ich denke, dass das meiste von dem, was bei uns im Leben funktioniert, deshalb funktioniert, weil viele Leute für uns beten. Ihr müsst euch vorstellen: Immer wenn wir auf eine Freizeit fahren – wir kommen gerade von einer in der Gemeinde in Ravensburg – geht dieser Block hier herum. Dann schreiben Leute, die für uns beten wollen, einfach ihre E-Mail-Adresse auf.
Warum eine E-Mail-Adresse? Nun, einmal im Monat schreibe ich eine Gebetsmail. Ihr müsst jetzt nicht erschrecken, das ist kein zweispaltiges PDF-Format, in dem man ständig am Bildschirm rauf und runter scrollen muss und erst drei Seiten lesen muss, bevor man zwei Gebetsanliegen findet.
Ich schicke euch auch keine Bilder meiner Enkel, falls ich mal welche habe, oder Urlaubsfotos. Was ich mache, ist, dass ich mich einmal im Monat am Anfang hinsetze und drei konkrete Anliegen aufschreibe. Die schicke ich dann raus, meistens mit einem aktuellen Bild von uns, damit ihr seht, ob das mit dem Abnehmen funktioniert hat oder nicht.
Wenn ihr sagt: „Wir wollen uns ein Stück hinter euch stellen, finden das, was ihr tut, interessant und möchten vielleicht einfach ein bisschen mehr wissen, was bei euch läuft, um den Kontakt zu halten“, dann gibt es die Möglichkeit, euch hier auf diesem Blog einzutragen. Ich schreibe jetzt hier mal „berlin news“ hin – so heißt nämlich unser Newsletter per E-Mail.
Wer das haben möchte, kann sich eintragen. Es ist total freiwillig. Ihr müsst nicht heilig tun und denken: „Oh, wenn ich jetzt nicht meine E-Mail-Adresse hier hinschreibe, was denkt der von mir?“ Mir ist wichtig, dass ihr betet, okay?
Wenn ihr das mögt und sagt: „Ja, ich würde gerne einmal im Monat diese E-Mail bekommen“, dann ist das der Ablauf: Ihr lest die E-Mail durch. Der Zeitaufwand beträgt je nach Lesegeschwindigkeit etwa 30 bis 45 Sekunden. Dann betet ihr für jedes Anliegen – je nachdem, wie ausführlich ihr betet, zwischen einer und drei Minuten. Danach könnt ihr die E-Mail einfach löschen.
Ihr könnt sie auch ausdrucken und mit einem Magneten in die Küche hängen, das ist auch okay. Ihr könnt jeden Tag dafür beten oder die Anliegen in eure Vorlage mit aufnehmen, wo eure Gebetsanliegen drinstehen. Das könnt ihr alles tun. Aber mir würde es erstmal reichen, wenn ihr die E-Mail öffnet, sie durchlest, betet und dann löscht.
So gehe ich mit vielen Gebetsanliegen um, die ich bekomme. Jemand sagt: „Bete doch dafür“, dann bete ich gleich und lösche es wieder.
Wenn ihr das wollt, könnt ihr euch hier eintragen. Lasst das gerne durch die Reihen gehen. Ich gebe auch mal einen Stift mit. Ja, das funktioniert nie, ich sage es trotzdem.
Druckschrift ist die Schrift, die man ganz am Anfang in der ersten Klasse gelernt hat. Es ist unglaublich – ich mache die Ansage immer wieder: Bitte schreibt deutlich! Ich müsste irgendwann mal eine Fotokopie machen von dem, was ich dann kriege unter „deutlich“. Ihr würdet merken, das ist eigentlich nicht wirklich deutlich. Aber schreibt bitte deutlich!
Alles andere hängt dann bei der jungen Schwester, die für mich den Versand der E-Mails macht. Sie bekommt nämlich immer von euren Mailadressen Rückantworten, die wir nicht kennen. Dann probiert sie aus: Könnte das „U“ auch ein „N“ gewesen sein? War der Strich hier vielleicht doch ein Punkt? Ihr kennt das ja.
Wir haben am Anfang relativ wenig über uns selbst gesagt. Das hat damit zu tun, dass ich das nicht so sehr mag. Gerade wenn ihr frisch ankommt, hört eh keiner richtig zu. Man ist noch auf der Fahrt. Da kann man vorne erzählen, was man will.
Ich dachte, wir geben euch einen kleinen Einblick in das, was wir demnächst vorhaben. Einfach für den Fall, dass ihr sagen wollt: „Wir wollen schon mal anfangen, für euch zu beten, bevor Anfang Juli die erste Gebetsmail kommt.“
Wir haben im Moment verschiedene Projekte am Laufen, und ein Projekt zeichnet sich gerade neu ab. Das, was jetzt direkt vor uns liegt und wofür ihr sofort beten könnt, ist der gesamte Sommerblock.
Sommerblock heißt Outdoor-Bibelschule. Das bedeutet, wir werden vier Zeltlager für Jugendliche im Alter von 15 bis 27 Jahren durchführen. Wir sind draußen, machen Bibelstudien mit den Leuten, sehr intensiv, immer eine ganze Woche lang. Eines davon wird für junge Familien sein, und es geht um das Hohelied.
Das ist auf jeden Fall etwas, wofür ihr in den nächsten zwei, drei Monaten beten könnt, dass es gelingt. Ihr habt vielleicht eine Ahnung: Das Wetter muss stimmen, die Mitarbeiter müssen passen, die Teilnehmer müssen sich auf den Text einlassen.
Wir wünschen uns Herzensveränderung. Auf diesen Veranstaltungen haben wir fantastische Dinge erlebt: Ehen sind wieder heil geworden, Leute haben sich bekehrt, wir haben schon Taufen durchgeführt und Menschen haben einen riesigen Schwung mitgenommen.
Wenn ihr dafür beten könnt, das liegt direkt vor uns.
Im Herbst starten wir ein neues Programm, ein Jüngerschaftsprogramm, das heißt „100 Tage mit Bärbel und Jürgen“. Wir haben vor etwa einem halben Jahr angefangen, dafür zu beten, dass Gott uns ein Haus schenkt beziehungsweise zugänglich macht, sodass wir es uns erlauben können, es zu mieten.
Wie Gott so ist: Man betet dafür, und zwei Stunden später fragt dich jemand: „Sag mal, brauchst du ein Haus?“ Das ist eine Form von Führung, die auch wir nicht jeden Tag erleben.
Es war klar: Okay, das ist anscheinend das Haus. Es ist zudem vom Schnitt her optimal, weil ein Bereich für uns als Ehepaar abgetrennt ist. Oben bekommen wir die komplette Möblierung der Zimmer. Also ist es total super.
Es liegt ein bisschen außerhalb von Berlin, etwa eine Viertelstunde raus. Wir werden das Jüngerschaftsprogramm wahrscheinlich richtig in diesem Haus Anfang nächsten Jahres starten.
Es wird dann die Möglichkeit geben, für 100 Tage einfach bei uns zu wohnen und in dieser Zeit ein sehr intensives Schulungsprogramm mitzumachen.
Ich kann das – das habt ihr ja schon gemerkt – ich interessiere mich sehr für die Bibel. Ich mache mit den Leuten sehr viel Bibelarbeit. Aber das Eigentliche an so einem Programm ist natürlich das Zusammenwohnen, das Miteinander, das Reden über alles, was passiert, das gegenseitige Kennenlernen.
Jede Frage darf gestellt werden. Es ist so etwas wie eine Pfingst-Jugendkonferenz, die auf 100 Tage ausgedehnt ist – so in der Richtung.
Da starten wir im nächsten Jahr. Wir sagen euch das einfach, vielleicht gibt es den einen oder anderen, der sagt: „Oh, das klingt gar nicht so doof, das würde mich tatsächlich mal interessieren, 100 Tage da mal irgendwo dabei zu sein, das live zu erleben und alle meine Fragen loszuwerden.“
Dann könnt ihr euch gerne dafür bewerben. Die ganzen Details findet ihr auf unserer Homepage.
Ein zweites Projekt, das mir durch den Kopf geht und wofür ich euch wirklich um Gebet bitten möchte, weil ich nicht weiß, ob ich es machen soll:
Ich erlebe junge Leute oft so: Auf der einen Seite haben wir unglaubliche technische Möglichkeiten. Auf der anderen Seite tun wir uns schwer, eine sinnvolle stille Zeit zu gestalten.
Ich würde diese beiden Dinge gerne miteinander verschmelzen. Ich überlege, ein stille-Zeit-Videoportal aufzubauen, wo man sich morgens einen achtminütigen Vortrag herunterladen kann, um erstmal in die stille Zeit hineinzukommen.
Dort könnte man fortlaufend Themen behandeln oder durch biblische Bücher gehen. Ich weiß noch nicht, ob ich das machen soll, es ist im Moment eine Idee.
Ich möchte Jugendliche prägen und ihnen helfen, in die Bibel und biblische Lehre hineinzukommen. Dort, wo es Schwierigkeiten gibt oder Verständnisprobleme im Text sind, möchte ich sie einfach ein Stückchen darüber heben und weiterführen.
Das ist eine Idee, für die ihr beten könnt. Es wäre ein relativ großes Projekt, das mich persönlich sehr reizen würde. Jetzt steht die Entscheidung an, ob ich das umsetze.
Genau, dann wollte ich euch noch etwas zeigen: unsere Homepage. Das mache ich am besten mal von vorne aus. Ich gehe mal hier dran. Danke dir.
Also Simon, das ist toll. Das ist unsere Seite Frogwords, von der wir schon ein paar Mal gesprochen haben.
Eine Sache will ich euch noch erklären: Das ist diese Suchmaske hier. Dort kann man Begriffe eingeben.
Bevor ihr euch durchklickt, wenn ihr zum Beispiel wissen wollt, ob Jürgen mal etwas zu einem bestimmten Thema gesagt hat, gebt hier oben einfach ein paar Stichworte ein.
Das ist die schnellste Variante, wie ihr euch auf der ganzen Seite zurechtfindet.
Vielen herzlichen Dank. An der Stelle brechen wir dieses Ding ab.