Ja, hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Machbar, dem Podcast für Alltagsmissionare. Ich bin Christian, und heute bin ich nicht allein im Studio. Auch wenn die Kameraeinstellung es so wirken lässt, als wäre es eine Solo-Folge, habe ich heute einen Gast bei mir: Matthias Lohmann. Darüber freue ich mich sehr.
Schön, dass du wieder mit dabei bist, reinhörst und reinschaust. Auch in dieser Folge geht es wieder ganz konkret um Hilfestellungen, Tipps und Anregungen, wie du einen evangelistischen Lebensstil entwickeln kannst. Es geht darum, wie du deinen Nächsten einen Schritt näher zu Jesus führen kannst.
Heute liegt der Fokus allerdings nicht so sehr auf deinem Nächsten, sondern eher auf dir und mir. Wir stellen uns nämlich die Frage: Was ist der Unterschied zwischen Nachfolge und Berufung? Was hat es damit überhaupt auf sich? Wer von uns ist eigentlich berufen, und was bedeutet das genau – zu was und wozu?
Bevor ich unseren heutigen Gast vorstelle und wir richtig mit dem Thema starten, habe ich noch eine Bitte an dich: Wir wollen mit dem Podcast möglichst viele Christennachfolger erreichen und ihnen bei der Alltagsmission helfen. Wenn dir der Podcast gefällt, dann hinterlasse gerne eine gute Bewertung, empfehle ihn an deine Freunde und Geschwister in der Gemeinde weiter.
Lass uns gemeinsam Alltagsmission leben. Teile uns auch gerne mit, welche Erlebnisse du in dieser herausfordernden Aufgabe machst.
Aber genug der Ankündigungen – legen wir los!
Matthias, schön, dass du da bist und heute hier mit dabei bist. Vielen Dank für deine Zeit.
Zu Beginn möchte ich dich unseren Zuhörern kurz vorstellen. Du bist heute online bei unserer Podcast-Folge dabei. Für mich ist das auch das erste Mal in dieser Konstellation, deshalb ist es ein bisschen aufregend mit der Technik, ob alles so klappt.
Du bist nicht persönlich vor Ort, denn du müsstest ein ganzes Stück fahren, da du ja aus München kommst. Umso schöner, dass du dir die Zeit nimmst und wir das online machen können.
Du bist Pastor einer Gemeinde in München und außerdem im Leitungs- und Dozententeam des Münchner Studienzentrums, des Martin-Busser-Seminars. Außerdem habe ich heute noch entdeckt, dass du mit deinem Namensvetter zusammen einen Podcast machst.
Das ist ein Pastorenkollege von dir, der ebenfalls Matthias heißt. Ja, genau, Matthias Mockler und ich machen gemeinsam den Pastoren-Podcast des FG München-Mitte. Der Podcast firmiert einfach nur als Pastoren-Podcast.
Er richtet sich nicht nur an unsere Gemeinde, auch wenn das ursprünglich so gedacht war. Inzwischen haben wir ein breiteres Publikum. Ja, cool.
Ursprünglich kommst du gar nicht aus der theologischen Ecke, sondern hast Politikwissenschaft, Wirtschaftswissenschaft und Neuere Geschichte studiert. Außerdem warst du auch mal richtig in der Wirtschaft, im Management und so weiter tätig. Wie kam es dazu, dass du so einen drastischen Wechsel gemacht hast und auf die theologische Seite gewechselt bist?
Den Wechsel hat Gott gemacht. Ich bin tatsächlich landeskirchlich, aber nicht gläubig aufgewachsen. Erst gegen Ende meines Master- oder Magisterstudiums kam ich mit Christen in Kontakt. Letztendlich bin ich durch ihr Zeugnis, ihr mutiges Zeugnis mir gegenüber, zum Glauben gekommen. So durfte ich mich tatsächlich erst mit 26 Jahren bekehren oder vielleicht besser gesagt, ich wurde bekehrt – aufgrund der großen Gnade Gottes.
Danach habe ich natürlich erst einmal in meinem Beruf weitergearbeitet. Für gut zehn Jahre war ich in der Wirtschaft tätig. Im Laufe der Zeit bekam ich jedoch mehr und mehr Möglichkeiten, zu predigen und mich anderweitig in Gemeinden zu engagieren. Ich wurde immer häufiger ermutigt, darüber nachzudenken, ob das nicht auch vollzeitlich eine Berufung für mich sein könnte.
Mit der Zeit wuchs auch mein Verlangen danach, und ich sagte: Ja, das kann ich mir auch vorstellen. Deshalb habe ich berufsbegleitend in den USA Theologie studiert. Zu der Zeit lebte ich in den USA. Noch vor Ende meines Theologiestudiums wurde ich tatsächlich von der FEG München-Mitte berufen, um als Pastor nach München zu kommen. So bin ich dann hier gelandet.
Seit 2008 bin ich also jetzt im sechzehnten Jahr hier in der Gemeinde.
Die kurze Mitnahme, dass du uns damit in deinen Werdegang reingenommen hast, ist sehr wertvoll.
Heute soll es um Nachfolge und Berufung gehen. Berufung hast du bereits zweimal erwähnt. Wie würdest du diese beiden Bereiche – Nachfolge und Berufung – ganz knapp in ein oder zwei Sätzen definieren beziehungsweise voneinander unterscheiden?
Das ist eine sehr gute Frage, weil die Begriffe tatsächlich sehr ähnlich sind. Ein Nachfolger ist ja eigentlich jemand, zu dem wir berufen werden. Jesus Christus ruft Jünger und sagt: „Kommt und folgt mir nach.“ Das heißt, Nachfolge ist die Konsequenz der Berufung zum Glauben. Ich glaube, das ist auch die alles Entscheidende und die wesentlichste Berufung.
Wir verwenden den Begriff Berufung manchmal auch etwas anders, wenn wir über spezifische Aufgaben oder Dienste sprechen, zu denen man berufen wird. Das finden wir in der Bibel allerdings nur sehr selten. Im Alten Testament gibt es einige wenige Stellen, an denen zum Beispiel Männer berufen werden, besondere Aufgaben für den Tempel zu übernehmen. Auch eine Berufung zur Leitung einer Sippe finden wir im 4. Buch Mose.
Im Neuen Testament gibt es ebenfalls Beispiele für eine Berufung zu bestimmten Ämtern, etwa die Berufung zum Apostelamt. So werden Paulus und Barnabas zur Heidenmission berufen, und Paulus erhält den Ruf nach Mazedonien. Solche direkten Rufe Gottes kommen also gelegentlich vor, sind aber nicht die Regel.
Das bedeutet, dass Berufung vor allem ein Ruf ist, der in die Nachfolge und zum Gehorsam hineinführt. Es gibt auch die Berufung zur Heiligung, wie wir im 1. Thessalonicher 4 lesen. Deshalb würde ich sagen: Nachfolge ist die Konsequenz der grundlegendsten aller Berufungen.
Ja, cool. Du hast gerade das Wort Heiligung beschrieben. Würdest du sagen, dass Nachfolge mit Heiligung gleichzusetzen ist?
Ich würde sagen, Heiligung bedeutet, dass wir heiliger werden und Christus ähnlicher. Das ist ein Teil unserer Berufung. Deshalb beinhaltet Nachfolge auch Heiligung.
Es gibt aber auch Dinge im christlichen Leben, die ich nicht nur unter das Schlagwort Heiligung fassen würde. Das heißt, ich kann auch bestimmten Dingen nachfolgen, bei denen ich glaube, dass es nicht um Heiligung geht. Vielmehr handelt es sich vielleicht um konkrete Handlungen oder das Unterlassen bestimmter Dinge, ohne dass dies sündhaft ist.
Deshalb würde ich Nachfolge und Heiligung nicht als identisch bezeichnen. Vielmehr ist der Ruf zur Heiligung ein Aspekt der Nachfolge.
Ja, okay. Nachfolge ist unabhängig von einer spezifischen Tätigkeit, die ein Christ ausübt. Jeder Christ ist Nachahmer und Nachfolger. Du hast es ja schön dargestellt: Wir werden berufen in die Nachfolge. Die Berufung ist etwas sehr Grundlegendes für mich als Christ.
Nachfolger, Jesusjünger, Nachahmer – das sind Begriffe, die zusammenpassen. Deshalb sagt man ja auch Christ, und das passt schon ganz gut. Was Nachfolge bedeutet, ist vielen von uns, glaube ich, noch klar.
Es gibt aber noch einen zweiten Begriff in diesem Zusammenhang, nämlich Berufung. Was genau bedeutet das? Oder bedeutet es nicht etwas anderes? Darauf kommen wir gleich noch ein bisschen spezieller zu sprechen. Du hast es schon angedeutet, dass manche darunter auch etwas anderes verstehen. Grundlegend ist es, glaube ich, schon ganz klar geworden.
Paulus schreibt in Philipper 3,14, dass wir der himmlischen Berufung nachjagen. Damit meint er, dass unser Ziel klar vor Augen steht: die Ewigkeit zu erreichen. In diesem Zusammenhang ist es relativ deutlich, worum es geht.
Er betont, dass unser Bürgerrecht im Himmel ist. Das sagt er ebenfalls im selben Kontext. Das bedeutet, dass wir auf die Ewigkeit ausgerichtet sind. Wir streben danach, den Siegespreis zu gewinnen und uns danach auszustrecken. Dies beschreibt Paulus im Philippabrief sehr anschaulich.
Aus diesem Grund geht es darum, den Lauf zu vollenden und das Ziel zu erreichen. Genau darum dreht sich dieser Abschnitt.
Ja, dieses Nachfolgen ist auch ein Prozess. Man kann es vielleicht auch als einen Nachjagdprozess bezeichnen, bei dem es darum geht, dranzubleiben und daran zu leben.
Berufung ist für viele von uns eher ein abstrakter Begriff, anders als das Nachfolgen. Manche nehmen den Begriff vielleicht auch leichter in den Mund, wie du es eben schon angedeutet hast. Ich glaube, es gibt dabei oft eine Reihe von Missverständnissen.
Manchmal höre ich Aussagen wie: „Ich brauche eine besondere Berufung, um Missionar oder Evangelist zu sein.“ Manche meinen, dass bestimmte Berufe geistlicher sind als andere, weil das Wort „Berufung“ ja auch ähnlich klingt. Andere sagen: „Ich arbeite einfach meine Arbeit“, im Gegensatz zu jemandem wie dir, der Theologe oder Pastor in einer Gemeinde ist. Wieder andere sagen: „Ich habe noch nie eine Berufung erlebt. Ich bin Christ, aber Berufung? Keine Ahnung, ich habe noch keinen besonderen Ruf gehört.“ Kennst du solche Aussagen?
Ja, natürlich kenne ich sie. Besonders im Kontext des vollzeitlichen Dienstes begegnen mir solche Meinungen, wo Leute sogar meinen, daraus bestimmte Rechte ableiten zu können, weil sie sich berufen fühlen. Damit tue ich mich tatsächlich ein bisschen schwer, weil ich glaube, dass es dafür keine klare biblische Grundlage gibt.
Wenn ich zum Beispiel 1. Timotheus 3 lese, heißt es dort: „Wenn jemand ein Bischofsamt begehrt“ – und das ist das Gleiche wie das Amt eines Ältesten oder Pastors –, „der begehrt eine hohe Aufgabe.“ Hier geht es darum, dass jemand etwas begehrt.
Ich finde, das ist eine bessere Formulierung: Ich möchte das gerne tun, ich habe ein inneres Verlangen danach. Manchmal spricht man dann von einer inneren Berufung zu einem bestimmten Dienst oder Amt, und das ist in Ordnung.
Aber daraus abzuleiten, dass ich jetzt vom Herrn berufen bin und das unbedingt tun muss, wird schwierig. So steht das eigentlich nicht in der Bibel.
Andererseits kann ich sagen: Ich bin durch eine Gemeinde berufen worden, Pastor zu sein. Das ist dann ein effektiver Ruf durch die Gemeinde, die mich in diesem Sinne berufen hat.
In dem Sinne würde ich sagen: Ich habe vielleicht das Gefühl einer inneren Berufung, die sich aber prüfen muss. Diese innere Berufung muss ich dann durch die Möglichkeit bestätigen, die dafür da sein muss, und durch eine Berufung von einer anderen Gemeinde. Wenn all das zusammenkommt und jemand sagt: „Ich bin berufener Pastor“, dann kann ich gut damit umgehen.
Aber ansonsten wird oft zu viel daraus gemacht, und das finde ich problematisch. Ich glaube, wir tun uns keinen Gefallen damit.
Vielmehr sollten wir einfach sagen: Unsere Berufung ist es, Christus nachzufolgen. Teil der Nachfolge ist das Streben nach Heiligung. Teil meiner Berufung ist es, anderen Menschen von meinem Herrn Zeugnis abzulegen.
Ob ich das dann im vollzeitlichen Dienst tue – als Missionar, Evangelist, Pastor – oder in meiner Freizeit oder an meinem Arbeitsplatz als Maurer, Postbote oder Bankangestellter, das ist eher eine Frage der Situation, in die uns Gott gestellt hat.
Das fällt mir gerade ein, Matthias. Sie haben das öfter erlebt, und ich kenne das auch aus dem Missionswerk. Wenn sich Leute bei uns bewerben – sei es ein FSJler für ein freiwilliges soziales Jahr oder jemand, der gerne mitarbeiten möchte – dann sagen sie oft als Begründung: „Das ist so schön in der Mission, das ist etwas Besonderes, das ist eine richtige geistliche Arbeit, ein besonderer Beruf.“
Da denke ich manchmal: Warum ist der Beruf, in den Gott dich bisher gestellt hat, nicht auch etwas Besonderes? Warum ist das dort kein geistlicher Dienst, den man zur Ehre Gottes tun kann?
Wir haben im Vorgespräch kurz darüber gesprochen, wie Martin Luther das entdeckt, gesehen und ausgelegt hat. Ich glaube, damals war das ein revolutionäres Verständnis von Beruf und Berufung. Das Wort „Beruf“ leitet sich vom lateinischen Wort für „Ruf“ ab. Luther hat gesagt, dass Beruf oder Berufung nicht unbedingt etwas Geistliches im Sinne eines geistlichen Dienstes als Pastor oder Theologe ist. Vielmehr kann jeder Beruf, in den Gott dich gestellt hat, eine Berufung sein.
Der Platz, wo Gott dich hingestellt hat, ist ein Ort, an dem du ihm zur Ehre dienst – auch wenn die Aufgaben ganz profan erscheinen. Würdest du dem zustimmen?
Ich würde das vielleicht ein bisschen anders formulieren. Wenn ich als Christ in meinem Beruf lebe, sollte ich verstehen, dass alles, was ich tue, letztendlich auch einen geistlichen Anspruch haben sollte.
Ich würde nicht sagen, dass der Pastorenberuf kein geistlicher Beruf ist. Doch, das würde ich schon sagen. Grundsätzlich solltest du dort, wo du bist, sagen: „Ich möchte das Reich Gottes bauen. Ich möchte ein Zeuge Jesu sein – durch mein Leben, ein Vorbild und durch meine Worte, da, wo Gott mich hinstellt.“
Aus diesem Grund halte ich die Trennung zwischen Geistlichem und Profanem oft für wenig hilfreich. Sonst denkt man, das eine mache ich nur so, als ob ich kein Christ wäre.
Ich möchte Menschen ermutigen: Verstehe deinen Beruf als eine Lebensaufgabe. Folge Christus nach und bezeuge ihn durch dein Leben und deine Worte – gerade dort, wo du arbeitest.
Ja, sehr gut, ja. Damals war die Sichtweise revolutionär. Würdest du sagen, wir brauchen heute auch wieder ein neues Bewusstsein dafür, dass es eben keinen Unterschied gibt zwischen einem geistlichen Dienst, den man irgendwie als Vollzeitkraft tut, und einer Berufung, bei der Gott mich in die Nachfolge gerufen hat und ich als Mann oder Frau in meinem Beruf stehe – und das zu Gottes Ehre?
Ja, das ist eine gute Frage. Also ich glaube erst einmal, es ist sehr legitim, die beiden Dinge zu unterscheiden und zu sagen: Ich verlasse einen säkularen Arbeitgeber und gehe in den vollzeitlichen Dienst, wo ich mich quasi ganz dem Werk Gottes widme. Denn dann ist mein Dienst in gewisser Weise Gott selbst.
Sonst habe ich dazwischen immer noch einen Arbeitgeber, der vielleicht nicht als Christ agiert, und da können gewisse Spannungsverhältnisse entstehen, die ich in einem vollzeitlichen Dienst nicht habe. Aber ich glaube, es tut uns gut, klar zu haben, dass wir Berufung nicht überhöhen.
Wir sollten sagen: Wir alle haben erst einmal eine Berufung als Christen. Deswegen ist die Unterscheidung oder auch das Warten darauf, einen ganz speziellen Ruf zu brauchen, nicht unbedingt nötig. Nein, du brauchst keinen speziellen Ruf, um Maurer zu sein. Und ich glaube auch nicht, dass man eine Stimme Gottes hören muss, um Pastor zu werden.
Nimm an, was Gott dir gibt. Gott stellt dich in bestimmte Lebensumstände und gibt dir bestimmte Möglichkeiten. Wenn du als Maurer tätig bist und dich in der Gemeinde gut einbringst, und die Leute merken, dass du geistlich fit bist und eine Gabe hast, dann kann es sein, dass die Gemeinde irgendwann sagt: „Könntest du dir vorstellen, deinen Maurerjob runterzufahren und eine Teilanstellung in der Gemeinde zu haben?“
Da brauchst du keinen Traum, keine göttliche Vision oder eine Stimme, die dir ins Leben spricht. Nein, das ist dann die Gemeinde, die sagt: „Wir sehen in dir diese Gaben, und hast du ein Verlangen, das auch zu tun?“ Wenn das zusammenkommt, dann machst du das eben.
Und wenn die Gemeinde kein Geld mehr hat, um dich zu bezahlen, dann machst du es eben nicht mehr gegen Bezahlung. Du arbeitest wieder Vollzeit als Maurer. Das ändert überhaupt nichts daran, dass du berufen bist, als Kind Gottes in dieser Welt zu leben, Christus nachzufolgen und ihn zu bezeugen.
Das andere sind eher Umstände, die sich ändern können. Deswegen kann ich, wie gesagt, sagen: Wenn ich Berufung überhöhe, dann denke ich vielleicht, ich bin jetzt berufen und kann nicht mehr als Maurer arbeiten.
Paulus hatte kein Problem damit, auch mal wieder zurückzugehen und in Korinth an der Seite von Aquila und Priscilla in seinem Handwerk zu arbeiten. Dann kamen wieder andere Unterstützer, und er hat es wieder sein lassen. Er leitete daraus nichts ab, dass er jetzt als Apostel nicht mehr handwerklich tätig sein konnte – auch wenn das natürlich eine ganz spezifische Berufung war.
Viele von uns finden es, glaube ich, manchmal schwierig, ihre geistliche Berufung mit dem Job und dem Alltagsleben unter einen Hut zu bringen.
Es stellt sich die Frage, wie wir unsere Berufung in der Nachfolge täglich leben und dabei auch als Alltagsmissionare wirken können, die der Herr gebrauchen kann. Besonders herausfordernd ist das, wenn wir in unserem Beruf viel mit Nichtchristen, Noch-Nichtchristen oder Andersgläubigen zu tun haben. Aber genau das bietet auch immer eine Gelegenheit.
Ich muss sagen: Bevor ich Pastor wurde, hatte ich deutlich mehr Möglichkeiten, evangelistisch tätig zu sein. Vielleicht kann man es auch so sagen: In der Gemeinde bin ich überzeugt, dass ich jeden Sonntag Menschen im Gottesdienst habe, die Christus nicht kennen. Ihnen predige ich das Wort Gottes und das Evangelium ganz konkret und lade sie ein, es im Glauben anzunehmen.
Heute evangelisiere ich also genauso, aber mein Tagesablauf besteht primär darin, mit Christen zu tun zu haben. So habe ich zum Beispiel einen Podcast mit dir, den ich nicht evangelisieren muss. Davor, in meinem säkularen Job, hatte ich sehr viel Zeit, viele Dienstreisen und auch Abendzeiten in Hotels mit Kollegen, die Jesus nicht kannten. Dort hatte ich einen viel natürlicheren Zugang zu Nichtchristen und konnte ganz natürlich ins Gespräch kommen.
Natürlich ist die Herausforderung immer: Wann ist es legitim, während der Arbeitszeit ein Gespräch über den Glauben zu beginnen? Ich bin ja erst einmal auch meinem Dienstherrn verpflichtet, die Arbeit zu tun, für die ich bezahlt werde. Aber ich sollte immer die Möglichkeit suchen, Zeuge zu sein.
1. Petrus 3,15 sagt: „Seid allezeit bereit zur Verantwortung für jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist.“ Menschen werden genau dann fragen, wenn sie diese Hoffnung in uns sehen – wenn sie etwas in unserem Leben erleben, das sie neugierig macht.
Jesus hat in der Bergpredigt gesagt: „Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt.“ Wir sollen unser Licht vor den Leuten leuchten lassen, durch unsere guten Werke, damit sie unseren Vater im Himmel preisen.
Aber sie werden den Vater im Himmel nicht preisen, wenn sie nur unsere guten Werke sehen. Ich muss ihnen auch etwas von meinem Vater gesagt haben, sonst funktioniert das nicht.
Ich glaube, wir sehen immer wieder, dass wir diesen Auftrag haben. Und diesen Auftrag kann man in einem säkularen Job oft sogar noch besser ausüben, weil man dort wirklich hineingestellt wird als ein Zeuge des Evangeliums in einem Umfeld von Menschen, die das Evangelium noch nicht kennen.
Das Rüstzeug dafür haben wir. Das sollten wir seit Pfingsten alle wissen. Jesus hat gesagt: „Ihr werdet den Heiligen Geist empfangen.“ Das hat er nicht nur zu den ersten Jüngern gesagt, sondern ich glaube, das gilt für alle Gläubigen.
Wir haben den Heiligen Geist empfangen und wir sollen seine Zeugen sein bis an die Enden der Erde. Das konnten die ersten Jünger alleine gar nicht tun – daran arbeiten wir heute noch.
Matthias, wie erlebst du das in deinem Dienst, auch als Pastor in der Gemeinde? Wie können wir gerade die junge Generation prägen, in die Berufung und Nachfolge einzusteigen und die Berufung, in die Gott sie gestellt hat, ganz praktisch zu erkennen und auszuleben?
Ziemlich unspektakulär, würde ich sagen. Die wichtigste Sache ist wahrscheinlich, dass wir den Menschen in unserer Gemeinde das Evangelium immer wieder vor Augen malen und es ihnen ins Herz hinein predigen. Wenn unsere Leute Jesus erkennen, seine ganze Herrlichkeit sehen und verstehen, wie groß die Rettung ist, die sie von ihm empfangen haben, dann wird das etwas in ihnen bewegen. Das heißt auch, sie müssen verstehen, wie sehr sie diese Rettung brauchen.
Wenn ich Menschen also dazu bringe, begeistert zu sein von der Erlösung, vom Evangelium, dann werden sie davon Zeugnis geben. Wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über. Ich glaube, viel zu oft denken wir bei Evangelisation, wir müssten über bestimmte Methoden und Strategien reden und Leute heiß machen, dass sie jetzt evangelisieren. Das funktioniert gar nicht so gut, weil das schnell wieder abflacht und zur Last wird.
Ich glaube, volle Herzen und eine Begeisterung für Jesus sind das, was Menschen wirklich auf die Straßen bringt und sie zu mutigen Zeugen in ihrem Kollegenkreis macht. Von daher ist das meines Erachtens das Allerwichtigste.
Lasst uns in den Gemeinden wirklich Woche für Woche aus dem Wort Gottes heraus das Evangelium predigen. Das ist bei uns in der Gemeinde eine Erwartung, die ich an jeden Prediger habe. Ich predige ungefähr die Hälfte der Predigten, ich habe noch zwei Kollegen, die auch ab und zu predigen, und dann bilden wir Pastoren aus. Das heißt, wir haben eine ganze Menge junge Leute.
Ich sage: Jede Woche möchte ich, dass das Evangelium in aller Klarheit gepredigt wird. Das heißt, das Evangelium vom Kreuz, das Evangelium davon, dass wir Sünder sind, dass Jesus gekommen ist, um für unsere Sünden zu sterben und aufzuerstehen – siegreich über Tod und Sünde. Und das muss Woche für Woche verkündigt werden, und zwar so, dass es den Menschen ins Herz geht. Das ist der beste Weg.
Dann kann man natürlich praktische Beispiele geben. Man kann mal sagen, wie ich das gemacht habe, ich kann erzählen, wie ich bei meinem Frisör vorgestern mit einem Herrn über das Evangelium gesprochen habe. Das einfach mal so anekdotisch als Beispiel zu geben, kann hilfreich und motivierend für andere sein.
Aber wie gesagt: Ich glaube, das Wichtigste ist eigentlich, dass die Menschen einfach brennen für Jesus.
Ich stimme dir absolut zu. In einer früheren Podcast-Folge habe ich auch schon einmal mit jemandem darüber gesprochen, was das Evangelium eigentlich bedeutet und wie wichtig es ist.
Wenn du sagst, das Evangelium predigen, das Evangelium vom Kreuz predigen, Christus zu predigen, Christus groß zu machen – wie muss ich mir das vorstellen? Ihr habt ja nicht Sonntag für Sonntag, wenn du die Geschwister vor dir hast, eine Evangelisationsveranstaltung. Teilweise doch.
Wir predigen gerade durch den Propheten Daniel. Vor zwei Wochen habe ich Daniel 1 gepredigt und den Text ausgelegt. Wir predigen fortlaufend durch biblische Bücher. Aber ich frage mich immer: Jeder Bibeltext steht in einem größeren Kontext. Jesus Christus sagt, dass die ganze Schrift von ihm zeugt.
Daher stelle ich mir immer die Frage: Wie zeugt dieser Text von Christus? Wie weist er auf ihn hin? Was lehrt mich dieser Text darüber, warum ich das Evangelium brauche? Ich werde jeden Text in seinem gesamtbiblischen Kontext predigen. Und dieser gesamtbiblische Kontext hat immer das Evangelium im Zentrum, denn das ist die Kernbotschaft der ganzen Bibel.
Von daher habe ich auch in Daniel 1 gezeigt, dass einerseits Daniel ein Schatten hin auf Christus ist. Wir haben das betrachtet. Zum anderen habe ich deutlich gemacht, dass es in Daniel 1 eine dreifache Wiederholung gibt: Gott gibt, Gott gab das Volk in die Hände der Babylonier, Gott gab Daniel und seinen Freunden Weisheit.
Gott gibt – und hat dann gesagt: Dieser gebende Gott ist der Gott, der uns letztendlich das gegeben hat, was wir alle brauchen. Er gab uns seinen eingeborenen Sohn, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.
In der Predigt hatte ich tatsächlich gleich zweimal Anknüpfungspunkte zum Evangelium. Du kannst also jeden Bibeltext nehmen und schauen, in welchem Kontext oder Zusammenhang er zum Evangelium steht.
Wer Fragen dazu hat, wie man das gut machen kann: Ich habe bei Evangelium 21 ein kleines Heftchen dazu geschrieben. Es heißt „Das Evangelium in jeder Predigt“. Man kann es auch für sich persönlich im Hauskreis nutzen. Es erklärt, wie man das Evangelium von jedem Text her erkennen kann. Dieses Heftchen kann man kostenlos herunterladen bei evangelium21.net.
Ja, cool, das verlinken wir euch in den Shownotes hier. Sehr schön.
Matthias, gibt es biblische Beispiele oder persönliche Geschichten, die dir selbst geholfen haben, das Konzept der Berufung und Nachfolge besser zu verstehen, zu vertiefen und letztlich auch zu vermitteln?
Ich glaube, die ganze Bibel ist voll davon. Man merkt dir an, dass dir das sehr gut gelingt. Ich würde sagen, viele Christen sehen Paulus und bewundern, wie er sein Leben nach dieser besonderen Berufung zum Glauben gelebt hat, die er empfangen hat, und wie er dann Christus nachfolgt. Natürlich ist er ein wunderbares Beispiel dafür.
Ich muss sagen, ich bin gerade im Buch Daniel. Daniel ist ein tolles Beispiel für jemanden, der in einer feindlichen Welt konsequent seinem Gott treu bleibt und ihn damit auch bezeugt. Wir sehen ja auch, wie Nebukadnezar immer mehr versteht. Man denkt manchmal schon, jetzt hat er sich bekehrt, dann sehen wir aber doch nicht so ganz. Am Ende von Kapitel vier ist er wahrscheinlich tatsächlich zu einem wahren Gottesanbeter geworden.
Es ist auch beeindruckend zu sehen, wie jemand wie Daniel, der als ganz junger Mann, wahrscheinlich als Teenager, schon ins Exil geführt wird, einfach durch sein Leben und seine Worte Zeugnis gibt. Das finde ich faszinierend.
Wenn ich gerade ein anderes Buch predigen würde, wären es vielleicht andere Dinge, die mir im Kopf wären. Aber ich glaube, dass wir in der Schrift an so vielen Stellen solche Beispiele sehen. Deshalb sollten wir aufmerksam die Schrift lesen und darauf achten, was wir dort erleben. Das sollte uns motivieren, unseren Herrn zu hören.
Paulus sagt ja: „Folgt meinem Vorbild, so wie ich Christus folge.“ Das ist gut. Deshalb können Vorbilder sehr hilfreich sein, auch im ganz praktischen Leben, zum Beispiel Vorbilder, die wir vielleicht in unseren Gemeinden haben.
Aber letztendlich wollen wir Christus nachfolgen. Das heißt, wir brauchen einen ganz klaren Blick auf ihn. Wir müssen ihn wirklich kennen – nicht nur so, wie wir uns ihn gerne vorstellen, sondern so, wie er wirklich ist, wie ihn uns die Schrift vor Augen malt. Das ist das Allerwichtigste.
Welchen Einfluss hat dein Verständnis von Berufung in die Nachfolge auf deinen Alltag? Ganz praktisch betrachtet.
Ich meine das wirklich ganz konkret, denn wir können natürlich theoretisch darüber reden. Aber welche Auswirkungen hat das in konkreten Situationen? Genau darum geht es.
Ich glaube, meine Berufung in die Nachfolge Jesu als meine primäre Berufung bedeutet, dass ich nicht zwischen „jetzt bin ich Pastor“ und „jetzt bin ich Privatmann“ trenne. Ich bin immer Christusnachfolger.
Wenn ich zum Beispiel auf dem Tennisplatz bin, möchte ich meinem Mitspieler oder Gegner zeigen, wie ich ihm Christus bezeugen kann. Das ist nicht immer einfach, aber wenn ich ein Tennispiel habe, finde ich immer eine Gelegenheit, dass derjenige, der gegen mich spielt, erfährt, dass ich Pastor bin. Das finden die meisten immer etwas merkwürdig, und so entstehen typischerweise Gespräche.
Oder wenn ich beim Frisör sitze – mein Frisör ist auch Christ und sorgt dafür, dass ich seine Kunden evangelisiere. Da habe ich mal scherzhaft gesagt, ich sollte mir einen neuen Frisör suchen. Aber nein, er nutzt mich, um seine Kunden zu evangelisieren, und das ist perfekt. Tatsächlich ruft er mich manchmal an. Kein Witz: Vor ein paar Tagen klingelte mein Telefon, und er sagte: „Hey, komm jetzt vorbei! Du merkst, die Haare sind gar nicht so doll geschnitten.“ Darum ging es eigentlich gar nicht.
Als ich dann zum Frisör kam, saßen dort zwei ältere Herren. Der Frisör stellte mich vor: „Hier ist der Pastor, von dem ich euch erzählt habe, Matthias, erzähl den beiden mal von Jesus.“ Einer der beiden war vor etwa dreißig Jahren bei uns in der Gemeinde zum Glauben gekommen und in die USA ausgewandert. Sein Bruder hingegen ist Stammgast beim Frisör, hat aber mit dem Glauben nichts am Hut.
Wir hatten danach ein tolles Gespräch. Ich konnte ihn zu unserem nächsten Christseindeckenkurs einladen, der nächste Woche Dienstag beginnt. Ich hoffe, er ist dabei. Solche Möglichkeiten ergeben sich im Alltag immer wieder.
Ich möchte meinen Kindern zu Hause den Glauben vorleben. Mit meiner Frau will ich eine christliche Ehe führen und mit ihr im Glauben leben. Ich wünsche mir, dass Menschen erkennen: Das ist jemand, der Jesus liebt und als Nachfolger Jesu lebt.
Deshalb sollte meine Berufung alle Lebensbereiche umfassen. Wie ich mich in der Öffentlichkeit verhalte, sollte sich nicht wesentlich von meinem Verhalten in der Gemeinde unterscheiden. Ob in der U-Bahn, wenn es Gedränge gibt, oder wenn der Kellner mich vergisst und mein Essen nicht bringt – in allen Situationen frage ich mich: Wie kann ich in meinem Alltag Christus gemäß leben und damit auch ein Zeugnis sein?
Ich glaube, das ist unsere primäre Berufung. Dabei ist es völlig egal, ob du jetzt Pastor bist oder einen anderen Beruf hast. Die entscheidende Frage ist: Wie lebst du als Abbild Gottes?
Wir sind geschaffen als Abbilder Gottes. Durch die Sünde sind wir Zerrbilder geworden. Durch das Evangelium werden wir jedoch wieder mehr in das Ebenbild unseres Herrn hineingeführt. Das steht in 2. Korinther 3,17-18: „Denn der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Wir alle aber, mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht.“
Das bedeutet: Wie können wir jetzt den Menschen, mit denen wir in Berührung kommen, Abbilder Jesu sein? Wie können wir etwas von ihm widerspiegeln?
Wir sollen einerseits Christus reflektieren. Seine Heiligkeit soll uns mehr und mehr erfüllen. Andererseits erkennen wir, dass wir ihn brauchen – seine Vergebung, seine Gnade. Auch das wollen wir bezeugen.
Unser Leben soll ein Hinweisschild auf Christus sein. Gleichzeitig sollen unsere Worte Zeugnis geben von unserem Retter, den wir brauchen. Das kann auch bedeuten, offen einzugestehen, wenn wir uns schlecht verhalten haben.
Zum Beispiel, wenn ich auf dem Tennisplatz mal wieder sauer war – sei es über mich selbst oder eine Schiedsrichterentscheidung – kann ich mich danach entschuldigen: „Hey, es tut mir leid, vergib mir. Ich weiß, ich brauche Vergebung, und ich brauche sie heute auch von dir.“ So entstehen immer wieder Anknüpfungspunkte, die andere herausfordern, nachzufragen: „Hat sich noch nie jemand bei mir entschuldigt? Wie kommst du denn dazu? Was heißt das, wir brauchen alle Vergebung?“
Ich glaube, das Leben und das Verbinden mit den Worten hilft sehr.
Man könnte jetzt denken, dass man das alles aus eigener Kraft schaffen muss. Man müsse sich danach ausstrecken und Christus nachahmen. Aber sehr schnell merkt man: Das schaffe ich sowieso nie.
Wenn ich das Evangelium nicht wirklich verstanden habe, wenn ich nicht weiß, wer ich in Christus bin, ist das vergebliche Liebesmühe.
Wie ermutigst du Menschen dazu, das nicht als Leistungssport zu sehen? Nicht so, dass sie denken: „Jetzt bin ich hier der Top-Nachfolger Christi“, sondern vielmehr zu verstehen, dass sie in der Gnade leben und aus der Gnade leben?
Das haben wir ja schon angesprochen: Regelmäßig das Evangelium verkündigen und auch verkündigen, dass nicht alles an uns hängt. Gott bekehrt Menschen. Wir sind nur berufen zum Zeugendienst. Dabei werden wir es mal gut und mal nicht so gut machen. Wir leben aus der Gnade und finden Vergebung. Zugleich muss mein Herz voll vom Evangelium sein. Genau dahin möchte ich Menschen bringen.
Das bedeutet für mich zwei Dinge, die ich jedem mitgeben würde:
Erstens: Sei Teil einer Gemeinde. Ich kenne zu viele Leute, die sagen, sie evangelisieren, indem sie in Fußgängerzonen oder auf die Straßen gehen. Aber selbst sind sie nicht in Gemeinden verankert. Ich sage dann: Weißt du, wenn du nicht selbst das Wort verkündigt bekommst, kannst du auch nicht viel weitergeben. Irgendwann wird das fehlen.
Wir alle sind selektive Leser des Gotteswortes, selektive Zuhörer. Wir merken unsere Eigenartigkeiten oft nicht. Deshalb brauchen wir andere, die uns suchen, die uns spiegeln. Darum brauchen wir Gemeinde. Das ist Gottes Plan. Ein Christ ohne Gemeinde – das geht eigentlich gar nicht. Wir sind Schafe, wir gehören in eine Herde. Wir sind lebendige Steine, die sich miteinander zu einem geistlichen Haus erbauen. Wir brauchen Gemeinde.
Das ist also der erste Punkt: Komm an einen Ort, wo andere sind, die dich ermutigen, die dich aber auch ermahnen und dir helfen, Christus im Blick zu behalten.
Zweitens: Nähere dich auch selbst Christus an. Das heißt, sieh zu, dass du in geistlichen Disziplinen lebst, damit der Heilige Geist Raum bekommt. Der Geist stärkt unser Zeugnis. Er ist uns gegeben, damit wir Zeugen sein können. Der Geist gewinnt Raum durch das Wort.
Paulus schreibt in Epheser 5: „Seid erfüllt vom Heiligen Geist.“ In der Parallelstelle in Kolosser 3 heißt es: „Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen.“ Das bedeutet: Wo das Wort Gottes unter uns wohnt, da bekommt der Geist Raum.
Wir brauchen also die Lehre, die Gemeinschaft und das Wort. Ich glaube, wenn wir so genährt sind, agieren wir nicht mehr aus eigener Kraft, sondern ganz bewusst erfüllt vom Heiligen Geist. Nur so können wir auch etwas Geistliches bewirken.
Wunderbar, ja, vielen Dank, sehr gut. Matthias, welches Buch hat dir geholfen, das Thema Nachfolge und Berufung besser zu verstehen? Die Bibel habe ich ja schon verstanden. War es nur die Bibel, oder kannst du auch noch ein Buch empfehlen für unsere Hörer? Vielleicht sogar mehrere Bücher.
Sehr hilfreich fand ich von Bonhoeffer „Nachfolge“, so heißt es, glaube ich, auf Deutsch. Ich habe „The Cost of Discipleship“ auf Englisch gelesen. In Deutschland gab es das, glaube ich, lange Zeit nicht im Druck. Erst in den späten 90er Jahren kam es dann wieder heraus. Ich fand es sehr, sehr hilfreich.
Ein Buch im Bereich Nachfolge, gerade auch im Bereich Evangelisation, ist von Mark Dever „Persönliche Evangelisation“. Das hat mir sehr geholfen, ich fand es sehr hilfreich. Viele Bücher habe ich auf Englisch gelesen, die jetzt vielleicht nicht so sehr reinpassen.
David Platts Buch zur Nachfolge heißt auf Englisch „Radical“. Auf Deutsch heißt es ebenfalls „Nachfolge“. Es ist so ein grünes Buch, das vom Frontier-Verlag, glaube ich, mit herausgegeben wird. Dazu gibt es auch einen Kurs, ja genau.
Das Buch ist wirklich hilfreich, um noch einmal mehr darüber nachzudenken, was es bedeutet, ganz konsequent und radikal Jesus nachzufolgen. Das waren so ein paar Bücher, die ich wirklich sehr hilfreich fand.
Sehr schön, ja. Wo bist du selbst noch in diesem Bereich, bei diesem Thema, herausgefordert?
Och, ständig. Außer auf dem Tennisplatz. Nein, ich meine, ich muss ganz ehrlich sagen: Nicht nur auf dem Tennisplatz, ich bin auch in meinem tagtäglichen Leben herausgefordert. Ich lebe doch noch im Fleisch. Das heißt, ich bin ständig versucht, mehr die Anerkennung der Menschen zu wollen und ihnen nicht auf die Füße treten zu wollen. Das Evangelium ist ja auch der Lottergeruch des Todes für die, die es nicht glauben. Dann denke ich oft: Jetzt sage ich mal lieber nichts.
Also muss ich mich immer wieder überwinden und sagen: Hey, warte mal, ich will Gott mehr lieben als die Menschen. Ich will Gott mehr fürchten als die Menschen. Da brauche ich ständig Korrektur und auch ständig Vergebung, weil ich natürlich scheitere. Ich möchte heilig leben, aber ich bin in so vielen Dingen noch absolut „work in progress“ und habe noch so viel Heiligung nötig.
Mein eigenes Gebetsleben und mein eigenes Bibellesen sind immer wieder auch angefochten. Ja, und von daher merke ich: Ich brauche viel Gnade, jeden Tag. Ich brauche andere, die mich ermutigen und anspornen. Vor allem aber brauche ich den Herrn.
Das heißt ja, ich glaube, es war auch wahr für uns alle, und ich denke, es tut ganz gut, sich das deutlich zu machen: Es geht nicht darum, dass wir Superhelden sind. Jesus ist der Superheld. Ihm folgen wir nach. Wir versuchen so gut wie möglich, ihm nachzufolgen. Und wie gesagt, ich falle jeden Tag. Das heißt, immer wieder aufstehen, weitergehen, auf Gottes Gnade vertrauen und dann weitermachen.
Das wäre auch meine Ermutigung für jeden, der das jetzt hier hört: Wenn du das Gefühl hast, Mensch, ich habe beim Evangelisieren so schleifen lassen und versagt, dann ist morgen ein neuer Tag. Einfach wieder weitermachen. Vielleicht dich erst mal wieder neu auf Jesus ausrichten, vielleicht überhaupt erst mal wieder eine Gemeinde finden, wo du in Gemeinschaft leben kannst. So kannst du dein eigenes geistliches Leben wiederbeleben lassen, sodass der Geist in dir wieder mehr Raum bekommt. Dann kannst und wirst du auch wieder mit mehr Freude evangelisieren.
Das wäre meine allgemeine Ermutigung. Wie gesagt, mir geht es da ganz genau so. Ich glaube, da sitzen wir alle im gleichen Boot.
Matthias, vielen Dank für deine Offenheit und dass du das so sagst. Ich finde das sehr ermutigend, auch für mich hier. Ich glaube, es war auch für unsere Hörer ein tolles Schlusswort. Vielen Dank dir an dieser Stelle.
Ja, ich freue mich auch, dass ihr zugehört habt und dabei wart. Ich hoffe, ihr konntet ein paar Gedankenanregungen mitnehmen. Wir sind berufen, in die Nachfolge hinter Christus herzugehen. Dort, wo er uns hingestellt hat, dürfen wir Zeugen für ihn sein und Lichter in dieser immer dunkler werdenden Welt.
Diese Welt braucht nichts mehr als Christus und das Evangelium. Wir haben es gehört. Hast du Fragen, Ideen oder Anregungen zum Thema Alltagsmission? Dann schreib mir gerne an machbar@heukebach.org. Und wie gesagt, teile gerne deine Erfahrungen mit mir.
Es fällt mir heute auch ein: Ich rufe euch immer wieder auf, schreibt mir! Ich habe jetzt mal ein paar Sachen gesammelt, von denen ich sukzessive erzählen werde. Und ich denke mir manchmal, er sagt immer nur: „Schreibt mir!“, aber es kommt gar nichts. Also, lass uns gerne wissen, was deine persönlichen Erfahrungen sind, gerade auch mit dem Thema Berufung und Nachfolge. Ich freue mich darauf.
Wenn dir der Podcast gefällt, lass gerne eine Bewertung da. Wenn du uns auf YouTube schaust, drück auf die Glocke, damit du nichts mehr verpasst.
Ich sage erst mal Tschüss an dieser Stelle, vielen Dank und bis zum nächsten Mal. Danke auch dir nochmal herzlich, Matthias. Liebe Grüße nach München.