Einführung in den Psalm und die Bedeutung des Singens
Psalm 98 wollen wir jetzt betrachten, Psalm 98, Verse 1 bis 3. Es wäre schön, wenn das mit Ihnen gehen würde.
Der Herr ist König, was Sie auch bedrängt, der Herr ist König! Überall in dieser Welt singt man dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder. Er schafft Heil mit seiner Rechten oder er siegt mit seiner Rechten – das ist die wirkende Hand Gottes, die Rechte – und mit seinem heiligen Arm.
Der Herr lässt sein Heil kundwerden, vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar. Er gedenkt an seine Gnade und Treue für das Haus Israel. Alle Weltenden sehen das Heil unseres Gottes.
Liebe Freunde, wenn jemand so von draußen in unseren Gottesdienst hineinkommt, könnte er fragen: Was machen die da eigentlich? Die singen ja komisch. Warum singen die? Vielleicht hat er noch Verständnis dafür, dass man sich mit religiösen Themen in einem Vortrag beschäftigt. Aber warum singen die denn? Ist das nur ein alter Brauch, eine Tradition?
Vielleicht würde jemand dann lieb helfen und sagen: Weißt du, das ist wegen der Kunst, das ist so schön. Ach ja, das ist schön. Vielen Dank auch allen, die mitwirken, damit das am Sonntag schön erklingt.
Und doch muss ich das zurechtrücken: Wir haben das Singen nicht wegen der Kunst. Da kommen wir ja manchmal auch mit den Kunstästheten ein wenig in Streit. Die sagen: Aus künstlerischen Gesichtspunkten muss ich nun anmahnen. Dann sagen wir: Du, die künstlerischen Gesichtspunkte sind nicht die letzten beim Singen.
Ich habe mit jungen Burschen auf Freizeiten, muss man schon sagen, gebrüllt, aber das kam aus dem Herzen. Ich habe mich mitgefreut, und da war im Himmel Jubel, weil Menschen, die vielleicht gar keine schöne Stimme hatten, Gott zur Ehre sangen.
Manche sagen: Aber das Singen hat ja auch einen Gesundheitseffekt. Tief durchatmen, und das hilft am Morgen für den Kreislauf, schön. Aber das ist nicht der Grund, warum wir hier singen.
Es heißt hier in diesem Psalm: Singt dem Herrn! Unser Singen soll allein dem lebendigen Gott dienen. Ihm zur Ehre soll es gesungen sein. Dass wir es dann besonders schön machen, so wie wir es nur können, so künstlerisch und fein, wie es uns gegeben ist, das ist klar.
Aber es geht um den Herrn, den wir in unserem Herzen singen. Es soll von innen herauskommen.
Die innere Haltung und das Ziel des Singens
Auch müssen Sie darauf achten, dass „hier“ nicht bedeutet, wir singen vom Herrn, also dass wir nur über Gott singen. Nein, unser Singen hat ein anderes Ziel: Wir wollen es zur Freude Gottes tun.
Zur Ehre Gottes zu singen, erscheint vielleicht ein wenig anmaßend, besonders wenn man bedenkt, dass ich mit meiner rauen Stimme zur Ehre und zur Freude Gottes singen soll. Doch in dieser Welt wird Gott so wenig gepriesen. Die meisten Menschen haben Gott vergessen. Deshalb wollen wir umso fröhlicher unsere Lieder singen. Wie es in einem Psalm heißt: „Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten.“
Unsere Lieder, die wir Gott zur Ehre singen, sind Siegeslieder! Wir singen in dieser Welt laut und unbekümmert: Jesus Christus, König und Herr! Sein ist das Reich, die Kraft und die Ehre. Kein anderer Name gilt, heute und ewig. Amen. Gott ist Herr!
Es ist schön, wenn Sie das auch in den Krankenstuben singen, wo Menschen seufzen. Schön ist es, wenn Christen an den Gräbern singen, vielleicht mit tränenden Augen, aber sie singen. Gerade dort, wo der Tod seine Macht demonstriert, singen wir!
Es wird uns erzählt von den Verfolgungen der Hugenotten, bei denen damals über eine Million gläubiger Menschen in Frankreich ermordet wurden. Das wirkungsvollste Zeugnis dieser Menschen war, wie sie noch auf dem Scheiterhaufen diese Psalmen sangen. Diese Psalmen, die vertonten Psalmen: „Singt dem Herrn ein neues Lied.“
Zeugnis des Glaubens durch das Singen in schweren Zeiten
Und die alte, schwache Madame de Graverot sagte: Ich kann das doch gar nicht durchstehen, wenn die rauen Henker mich anpacken. Sie war so empfindsam, dass sie im Sommer nur mit dem Sonnenschirm auf die Straße ging, damit sie kein Sonnenstrahl traf.
Sie sagte: Ich kann doch nicht im Feuer stehen, ich werde dem Herrn Schande machen. Die Frau sang so herrlich, dass den Henkern fortan das Gebot gegeben wurde, den Delinquenten vorher die Zunge aus dem Mund zu reißen. Das Lied sollte verstummen, weil es so mächtig klang.
Ich hoffe, dass sie singen, auch wenn sie in der Arbeitsfülle sind, wenn sie mit dem Auto unterwegs sind oder wenn die Sorgen sie niederdrücken. Man kann den Kummer sich vom Herzen singen. Das Singen ist eine Macht und dient Gott. Es sind Siegeslieder, die wir singen – vom Sieg Gottes über alle Dunkelheit der Welt, über alle Macht der Hölle, über den Teufel und was uns betrücken mag. Wir singen von Jesus.
Die Bedeutung der Wunder als Grund zum Singen
Jetzt möchte ich das wieder ein wenig ordnen. Mein Herz ist voll, und ich muss aufpassen. Ich will nur wenig sagen, und das sollen wir behalten können.
Lauter Wunder um uns herum, denn er tut Wunder. Das ist der Grund, warum wir singen: lauter Wunder um uns her. Wenn wir das Wort „Wunder“ hören, klingelt bei uns sofort etwas. Wunder, Wunder.
Niemand hier im Gottesdienst denkt nicht sofort daran: Ich habe Gott so oft um ein Wunder gebeten, und er hat mir das Wunder nicht geschenkt. Für uns ist das oft ein Ärgernis. Warum schenkt mir Gott nicht das, was ich schon so oft und heiß von ihm erbeten habe?
Da ist jemand, der um Gesundung gebeten hat. Ein anderer hat gebeten, dass ein lieber Mensch doch noch von seiner unheilbaren Krankheit gesund wird. Wieder jemand hat um Hilfe in einer Prüfung gebeten, andere in einer Berufsnot. Doch das Wunder ist nicht geschehen.
Es ist eine große Gefahr für uns, dass wir uns immer nur auf unsere Wunder konzentrieren, die wir von Gott erbitten.
Jetzt muss ich ein klares Wort sagen: Bei mir vergeht kein Tag, an dem ich nicht Hunderte von Wundern Gottes erlebe. Obwohl Gott mir auch vieles nicht erfüllt. In unseren wirren Gedanken wünschen wir uns manches, was Gott uns nicht gibt – und das weiß Gott warum.
Wenn ich daran denke, all die Schwierigkeiten, in denen wir im täglichen Leben stecken: Wie viel fügt Gott wunderbar hinzu! Dort ist eine schwierige Spannung zwischen Menschen, und plötzlich gelingt es uns, wir können vermitteln. Dort sehen wir: So ist er.
Am Anfang des Tages bitten wir Gott: Herr, lenke doch heute dieses Gespräch, das ich führen muss. Und Gott lenkt es. Erleben Sie das nicht, wie Gott vor Ihnen hergeht?
Passen Sie auf, dass Sie Gott nicht auf Ihren Lieblingswunsch verengen und sagen: Nur dort kann ich Gottes Wunder erleben. Wir erleben doch hundertfach Gottes Wunder, tagtäglich in den vielen Schwierigkeiten.
Was haben wir das in unserem Gemeindeleben erfahren? Die, die um den Dobbelgarten gebeten haben, bis plötzlich die Baugenehmigung kam. Was erleben wir? In vielen Dingen gibt Gott uns Zugang zu schwierigen Menschen. Wir bitten ihn: Herr, schenke doch eine Lösung in dieser Ehekrise. Und Gott schenkt das plötzlich.
Wir beten um so viele Dinge, und wir haben einen lebendigen Gott. Gott tut Wunder. Aber wir wollen auch sagen: Gott lässt sich nicht immer vor unseren Karren spannen – und das ist gut so.
Lösen Sie sich von Ihren Lieblingswünschen und sagen: Wenn es dein Wille ist, dass Gott uns unser Leben schenkt, dass wir bis zum heutigen Tag durchgetragen werden – lauter Wunder, Wunder über Wunder, denn er tut Wunder – dann singen Sie und danken Gott.
Bleiben Sie nicht an der einen schweren Last hängen, die Gott Ihnen zumutet. Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.
Die Frische des neuen Liedes als Ausdruck der Erfahrung
Ja, was meint denn das neue Lied? Muss man jetzt immer ein neues Lied lernen? Die, die nicht so musikalisch sind, stöhnen, wenn mal eine Melodie kommt, die sie nicht so gut kennen. Und sie haben auch ein bisschen Recht.
Man soll ja mitsingen können, die Worte mit Bedacht sagen und nicht so sehr auf die Töne achten müssen. Ist es denn gemein, dass man immer neue Lieder lernen soll? Sicher nicht!
Es ist doch das Gemeine: Singt dem Herrn das Lied so frisch, so neu, so erlebt, so wie du es gerade entdeckst. Das soll jeden Morgen bei dir aus einer frischen Entdeckung kommen: Ach, wie wunderbar hat mir Gott geholfen! Wie froh bin ich, wie dankbar!
Wenn wir heute miteinander diese Loblieder singen, dann soll das fröhlich geschehen als eine Erfahrung, die wir machen – in der Tiefe unseres Herzens. Ja, da hat uns Gott wunderbar geholfen. Wir können die Geschichten erwähnen und erzählen. Es soll nicht nur ein Lied der alten Tradition sein.
Und wenn sie damals das Lied „Lobe den Herrn, meine Seele“ in der Kapelle des alten Schlosses gesungen haben, ist es für mich ein neues Lied, weil ich meine ganzen Erfahrungen aus den letzten Tagen mit hineinbringe. Ja, der Herr tut Wunder.
Wir singen es auch für die Traurigen unter uns. Hört es! Er tut Wunder! Ihr werdet erleben und erfahren, wie Gott euch hilft.
Mein Vater war ein Schüler im CVJM, und dann kam ein Missionar und sagte: „Bei dem Lied dürfen jetzt nur die mitsingen, die das wirklich von innen her bestätigen können, die also wirklich glauben, was da gesungen wird.“ Mein Vater sagt, dann habe er nicht mitgesungen. Aber er hat sich danach wirklich bewusst dafür entschieden – und ist so Christ geworden.
Es war ein toller Trick von dem Mann, dass er sagte: „Also nur mitsingen, wer das wirklich von innen her auch bejahen kann.“ Ich würde anders sagen: Jeder soll mitsingen! Durch Singen kommt man auch zum Glauben.
Man kann es so oder anders machen, aber auf jeden Fall soll das, was wir singen, von innen heraus gesungen sein. Dem Herrn soll es gesungen sein als Dank für seine Wunder.
Wir wollen an all die Gaben denken, die Gott uns schenkt – das Schöne und Gute unseres Lebens. Und uns freuen, dass Gott keinen vergisst. Keiner von ihnen wird bei Gott übersehen. Er kümmert sich um sie mit ihren Tagessorgen.
Wissen Sie, dass Gott sie lieb hat, obwohl sie ihm oft Untreue erwiesen haben? Er liebt sie, und das wird zum größten Wunder, über das man oft nur noch staunen kann.
Er hat mir alle meine Schuld vergeben, auch diese massiven Dinge, die mich oft so belasten. Dafür ist Jesus gestorben.
Er tut Wunder, er kann Berge von Schuld versetzen, er kann alles neu machen, er kann mein Leben verändern. So mächtig ist er! Ich will ihm singen, singen, solange ich lebe.
Die Herausforderung der Welt und der Grund zum Singen trotz allem
Aber die Welt um uns herum ist so unheimlich. Heute kommt der Protest ganz unerwartet von vielen Menschen der jungen Generation. Sie sagen: „Wir können nicht mehr singen. Warum? Wegen des Ozonlochs. Das ist ja wirklich eine große Gefahr für die Natur. Wie kannst du da noch singen?“
Und dann sind da noch die Bequerel, die Strahlung, die Überbevölkerung und die hungernden Kinder. Heute wird uns durch jede Nachrichtensendung so viel massives Leid ins Gesicht geschleudert, dass man gar nicht mehr damit fertig wird. Wer soll damit fertig werden? Man kann es nur verdrängen. Die ganze Informationstechnik gipfelt darin, uns alle unlösbaren Probleme der Welt vor die Nase zu setzen.
Eine Theologin hat einmal gesagt: „Wie soll man denn noch singen können: ›Lobe den Herrn, der alles so herrlich regiert‹ – angesichts der Millionen Toten unseres Jahrhunderts? Wo regiert denn Gott?“
Wissen Sie, warum das so dumm ist? Weil die Bibel am allerbesten weiß, dass die Welt gefallen ist und unter der Herrschaft des Teufels steht. Lesen Sie doch die Bibel! Dort steht vom Sündenfall, von der Sintflut, vom Fürsten dieser Welt und davon, wie Jesus ans Kreuz genagelt wird. Das wissen doch Christen. Da brauchen wir keine Theologin, die uns erst darauf hinweist. Auch brauchen wir keine Nachrichten, um zu wissen, wie furchtbar die Welt sein kann.
Die Bibel sagt: „Das Menschenherz ist böse von Jugend auf.“ Viele Menschen sagen: „Aber jeder hat doch noch einen guten Kern.“ Die Bibel sagt: Nein, keiner hat einen guten Kern.
Und wir erinnern uns, wie die ersten Christen damals in der Apostelgeschichte gescheucht und gejagt wurden, nach der Steinigung des Stephanus. Für Jesus war kein Raum, wo er sein Haupt hinlegen konnte in dieser Welt. Die Welt ist so besetzt von unheimlichen Mächten.
Ja, warum singen wir dann? Wir singen, weil doch ständig geschieht, dass der Herr siegt und Raum schafft. Das erzählt ja die Bibel, wie der Herr diesem heimatlosen Volk Israel den Weg durch die Wüste bahnt. Sie haben gesungen in der Hitze und im Durst: „Er hat mich auf Adlersflügeln getragen.“ Das sind die Lobgesänge, die wir singen.
Und in der Apostelgeschichte lesen wir, wie Paulus und Silas mit zerschlagenem Rücken im Gefängnis sind und der Herr vor ihnen die Kerkermauern aufbrechen lässt.
Habt doch bitte kein primitives Weltbild! Kunta Kine kam gerade aus Uganda zurück. Dort haben wir einen Entwicklungshelfer mit seiner Familie und seinen zwei Kindern. Sie wollten in Urlaub fahren mit dem Schweizer Piloten der MAF. Doch sie wurden 18 Stunden von den Grenzbeamten Ugandas gefoltert und gehöhnt, auf den Boden gelegt und ausgezogen. Sie sagten: „Wir wussten, wir kommen nicht mehr raus, jetzt ist es aus, ohne Grund.“
Sie wissen noch gar nicht, welche katastrophalen Verhältnisse in der Welt herrschen. Sie reden immer etwas von Südafrika, also überall in der Welt das Chaos. Aber dann war ein Satz wichtig: „Wir waren die ganze Zeit geborgen im Frieden Gottes.“
Sehen Sie, das ist das Wunder, dass Gott das fertigbringt. Und sie kamen heraus. Und wenn Sie nicht herauskommen, dann wird der Herr Sie auch durchtragen zu seiner Herrlichkeit. Der Herr siegt mit seiner Rechten.
Und das interessiert uns ja immer an der Missionsbewegung: dass wir etwas davon hören wollen, wie Gott überall in der Welt seine Herrschaft ausbreitet, trotz der Willkürmaßnahmen und Bosheit der Menschen. Sie selbst erleben das tagtäglich. Hier heißt es: „Er schafft Heil mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm.“
Aber damit wir das nicht bloß materialistisch verstehen – das ist vielleicht in unserer Zeit...
Die Verkündigung von Heil und Gerechtigkeit in der Welt
Das Gefährliche am Glauben ist, wenn wir ihn immer nur so verstehen wollen, dass er sich in barer Münze auf dem Konto auszahlt und man ihn in die Hand nehmen kann. Dies wird oft mit den Worten beschrieben: "Der Herr lässt sein Heil kundwerden."
In diesem Monat haben wir bei unseren Fürbitteinformationen von Hilfe Brüder von einer Arbeit in Manila, Großmanila, berichtet. Dort leben unter den zehn Millionen Menschen etwa 80 in den Slums. In diesen Slums gibt es Christen, die hinausgehen, um Kinder zu holen, die bereits der Prostitution verkauft wurden. Sie bringen diese Kinder in Heime, wo sie zusammengefasst und gepflegt werden.
Was geschieht dort? Dort wird die Gerechtigkeit Gottes verkündigt. Menschen werden aus sündigen Bindungen herausgeholt und erhalten neues Leben. Diese Berichte faszinieren mich. Geschieht das wirklich? Ja, Jesus ist stärker als die unheimlichen Teufelsmächte, die heute Menschen binden. Menschen werden frei und bekommen ein neues Leben, wenn sie ihre Schuld unter dem Kreuz Jesu bekennen und aussprechen. Schuld wird vergeben, Leben wird erneuert, und sie empfangen diese Gnade.
Ich habe Ihnen auch von Malaysia erzählt, wo Christen in den letzten Monaten von radikalen Moslems monatelang inhaftiert wurden. Diese kleinen evangelischen Gemeinden haben kaum größere Wirksamkeit, außer dass sie Gefängnisse besuchen. Sie haben diesen Besuchsdienst von Kuala Lumpur aus so ausgebaut, dass sie zu vielen zum Tode verurteilten Drogenhändlern gehen und ihnen von Jesus erzählen.
Dort ist es malaiischen Christen gelungen, einem Deutschen, Frank Förster, der damals zum Tode verurteilt war, das neue Leben in Jesus zu schenken. Der Herr schafft sein Heil und seine Gerechtigkeit und lässt sie vor den Völkern bis an die Inseln verkünden. Darum singen wir.
Auch wenn Gott uns manchen Wunsch abschlägt, sehen wir so viel von der Wirksamkeit unseres Gottes in unseren Tagen. Das ist das Wichtigste: dass er mein Leben erneuern kann. Darin liegt doch sein Heil.
Das Singen als Vorgeschmack auf die Ewigkeit
Und noch ein Letztes: Das Lied klingt fort. Wenn wir singen, ist das immer schon ein Vorgeschmack der Ewigkeit. In der Bibel steht oft, dass während wir hier auf der Erde noch kämpfen und uns abstrampeln, bereits die Schar derer, die uns im Glauben vorausgegangen sind, vor dem Thron Gottes steht. Sie singen ihm das große Lob in einem vielstimmigen Chor aus allen Nationen, Völkern und Sprachen.
Immer wenn wir hier singen, auch wenn es oft noch brüchig und nicht vollendet im künstlerischen Geschmack ist, denke ich: Wie wird das erst in der Ewigkeit sein, wenn all das hinter uns liegt? Es ist immer gut, dass wir beim Singen daran denken, dass wir uns jetzt in die große Schar einreihen, die vor dem Thron Gottes singt. Dann sind wir nicht mehr allein, sondern stehen in der großen Gemeinschaft. Wir freuen uns, dass Gott auch diese wirre Weltgeschichte zum Ende bringt.
Ich weiß nicht, wie diese Weltgeschichte weitergeht. Ich weiß nur, dass sie eine Welt ist, die zum Gericht Gottes bewahrt wird. Wichtig ist nur, dass Sie Ihr Leben heute ordnen und bereit sind, wenn Gott Sie richtet. In einem Psalm steht es so schön: Er denkt an seine Gnade und Treue für das Haus Israel. Gott löst alle seine Zusagen ein – über die Juden, aber auch über uns, die wir so viele Verheißungen in der Bibel haben, über die Heidenvölker, die die Gnade des Herrn erfahren. Gott erfüllt all sein Wort.
Oft werde ich traurig, wenn ich sehe, wie weit heute die Bibelkritik und die Zweifel am Wort Gottes unter den Menschen verbreitet sind. Dabei wird Gott all sein Wort buchstäblich einlösen und erfüllen. Sie können sich darauf verlassen. Er bringt alles bis zum Ende durch und wird alles so tun, wie es in seinem großen Wort steht.
Wir gehen durch unser Leben und durch diese Welt und freuen uns, dass alles vollendet wird. Darum singen wir unser Lied oft auch mit bangem Herzen, weil wir noch schwere Wegstrecken vor uns haben. Und doch singen wir schon im Blick auf die künftige Weltvollendung im Reich Gottes.
Persönliche Erfahrungen und Ermutigung zum Lobgesang
Es war einige Jahre her, dass ich einen jungen Mann begleiten durfte, dem ich vertraute. Wenig Zeit nach seiner Trauung wurde er schwer krank, unheilbar krank. Gott schenkte der Familie ein kleines Kind. Es war sein Wunsch, dass wir für ihn beten sollten, damit er gesund werde.
Ein treuer Freund war ebenfalls dabei. Wir beteten, sagten ihm aber auch: „Weißt du, es ist eigentlich gar nicht so wichtig, wie Gott unsere Gedanken erfüllt. Hauptsache ist, dass wir in seiner Hand sind.“
An diesem Tag fand in Ulm der Posaunentag statt. Ich war dort und ging danach noch ins Bürgerhospital zu ihm. Er war Posaunenbläser. Für uns Posaunenbläser ist es immer ein bewegender Moment, wenn man in Ulm das Gloria spielt, diesen Lobgesang. Man kann sich so richtig vorstellen, wie es ist, vor dem Thronegott zu stehen.
Und so stand ich wieder bei diesem jungen Menschen, der noch keine dreißig Jahre alt war. Und das darf man dann verkünden: Doch, wir singen das Gloria. Wir singen es Gott zur Ehre.
Denn viele sagen jetzt im Gottesdienst: „Du, ich habe es so schwer.“ Ja, sie haben es schwer. Aber singen Sie doch das Lob, weil Gott größer ist als all die Not, die sie umgibt. Gott ist größer als das Todestal, durch das sie gehen. Gott ist größer als die Not, die sie niederdrückt. Gott ist größer als die Bindungen, die sie lähmen. Singen Sie ihm zur Ehre.
Menschen haben das Lob im Kriegselend und im Sterben gesungen. Und doch haben sie es Gott zur Ehre gesungen. Das Lob darf bei uns nicht verstummen, und wir wollen es laut in die Welt hinaussingen.
Trübsal erkennt man am Singen. Amen.