Einführung in das Thema Gewohnheiten und Glaubenswachstum
Die Macht der Gewohnheiten – ein paar theologische Gedanken, die dich im Glauben wachsen lassen. Nachfolge praktisch: dein geistlicher Impuls für den Tag. Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um gute Gewohnheiten.
Heute also die letzten Gedanken zum Thema Gewohnheiten. Wenn ich wissen möchte, was meine tiefsten Sehnsüchte sind, lohnt es sich, die Gewohnheiten meines Lebens genau unter die Lupe zu nehmen.
Wenn es stimmt, dass meine Gewohnheiten mein Herz ausrichten, dann ist die Behauptung „Ich liebe Jesus“ nur dann wahr, wenn sich meine Bekehrung in einer Änderung meiner Gewohnheiten widerspiegelt.
Nachahmung als Ausdruck des Glaubenslebens
Oder lasst es mich so formulieren: Wenn Paulus sagt „Seid miteinander meine Nachahmer, Brüder, und seht auf die, welche so wandeln, wie ihr uns zum Vorbild habt“, dann bedeutet das, dass das Nachahmen des Lebenswandels letztlich ein Imitieren guter Gewohnheiten ist.
Ein Vorbild wird für mich erst dann zum echten Vorbild, wenn ich seine Gewohnheiten nachahme. Solange ich reife Christen nur bewundere, mir ihre Predigten anhöre, ihre Bücher kaufe oder ihren theologischen Standpunkt übernehme, sind sie noch nicht im eigentlichen Sinn meine Vorbilder.
Lasst mich das ganz praktisch erklären: Wer mich zum Vorbild hat, teilt nicht nur meine Theologie, sondern meinen Lebensstil. Ich bin nicht dein Vorbild, wenn du nur mein Denken zum Thema Scheidung und Wiederheirat übernimmst. Das kannst du gerne tun, aber Vorbild bin ich dir erst, wenn du meine Gewohnheiten annimmst.
Wer sagt: „Jürgen ist mein Vorbild“, der wird Bibelverse auswendig lernen, lange Gebetsspaziergänge machen, wöchentlich einen Eheabend planen und seinen Ruhetag einhalten. Das sind meine Gewohnheiten. Und das bedeutet: Seid meine Nachahmer.
Jesus als das ultimative Vorbild in Gewohnheiten
Und was für reife Christen gilt, das gilt noch mehr für den Herrn Jesus. Bekehrung ist eben nicht nur eine Entscheidung für Jesus, sondern eine bewusste Ausrichtung meines Lebens auf seine Gewohnheiten.
Ich bin mit der Bekehrung nicht fertig, wenn nur mein Kopf Ja zu Jesus sagt. Mehr sein wie Jesus heißt eben, dass sich mehr von den Gewohnheiten Jesu in meinem Leben finden. Hatte Jesus Gewohnheiten? Ja, natürlich. So heißt es zum Beispiel in Lukas 4,16: „Und er kam nach Nazaret, wo er erzogen worden war, und er ging nach seiner Gewohnheit am Sabbattag in die Synagoge und stand auf, um vorzulesen.“
Gemeinschaft mit Gläubigen in einem Gottesdienst war also eine seiner Gewohnheiten. Und wir könnten sicherlich auch eine regelmäßige, lange Gebetszeit dazu zählen. Wenn ich mir anschaue, wie souverän Jesus auf Bibelfragen antwortet, dann hat er sich auch intensiv mit der Bibel beschäftigt.
Interessant ist übrigens auch, was Jesus nicht tut. Wir lesen nie davon, dass er ins Theater oder auf die Rennbahn geht. Um das deutlich zu sagen: Ich bin nicht der Prediger, der neue Menschengebote aufstellen will im Sinne von „Du darfst nicht ins Kino oder ins Fußballstadion gehen.“
Ich will etwas ganz anderes. Ich will werben für einen Lebensstil, der das ganze Herz durch gute Gewohnheiten auf Gott ausrichtet.
Der innere Kampf um gute Gewohnheiten im Alltag
Und ich selbst als Kreativer merke, wie genau im Bereich der Gewohnheiten in meinem Leben ein Kampf tobt. Die Punkte, die ich in dieser Podcast-Reihe anspreche, sind doch auch meine Punkte.
Ja, Selbstverwirklichung kontra das Leben der eigenen Berufung – wo liegt da die Grenze? Schnell beim Essen noch ein theologisches Video laufen lassen – ist das schon eine schlechte Gewohnheit oder kaufe ich mir nur Zeit hinzu? Ein Liebesfilm zum Eheabend – feiere ich da noch meine Ehe oder lasse ich mich von Hollywood konditionieren?
Spürt ihr die Spannung? Wir sollen uns nicht an den Weg der Heiden gewöhnen, aber müssen doch irgendwie in der Welt leben, ohne sie liebzugewinnen.
Ich bin davon überzeugt, dass ein gesunder Lebensstil aus gesunden Gewohnheiten besteht. Diese sollten Körper, Seele und Geist im Blick haben, auf Gottes Reich und seine Gerechtigkeit ausgerichtet sein und bei alledem weder auf der Seite der Pharisäer noch auf der Seite der Sadduzäer vom Pferd fallen – also weder Übergerechtigkeit noch übermäßige Liberalität.
Die Bedeutung von Weisheit bei der Gestaltung von Gewohnheiten
Vielleicht verstehen wir jetzt, warum uns Jakobus rät:
„Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der allen willig gibt und keine Vorwürfe macht, und sie wird ihm gegeben werden“ (Jakobus 1,5).
Gott hat definitiv kein Problem damit, dass wir ihn um Weisheit bitten.
Wir sollten diese Ressource unbedingt nutzen, besonders wenn es um Gewohnheiten, den Lebensstil und darum geht, wie wir Dinge im Leben ordnen.
Drei Kriterien für gute Gewohnheiten
Für mich selbst habe ich drei Punkte definiert, die eine gute Gewohnheit ausmachen.
Erstens: Sinnhaftigkeit. Eine gute Gewohnheit trägt zu einem konkreten Ziel im Leben bei. Ich weiß, wofür ich sie tue. Dieser Punkt bedeutet, dass ich mir irgendwann die Frage beantworte, welche Ziele beziehungsweise Verantwortungsbereiche ich im Leben habe. Ich kann das hier nur anreißen. Aber erst wenn ich alle Bedürfnisse und Zwänge, mit denen mich mein Leben konfrontiert, aufgeschrieben habe, kann ich überlegen, welches davon wie viel Zeit bekommt und wie eine gute Gewohnheit dabei hilfreich sein könnte.
Zweitens: Einfachheit. Komplexe Gewohnheiten überleben in meinem Leben nicht. Ein Stichwort ist zum Beispiel acht Minuten Bauchmuskeltraining. Eine gute Gewohnheit funktioniert idealerweise auch im Urlaub oder auf einer Dienstreise.
Drittens: Planung. Ich denke nach, bevor ich mit einer neuen guten Gewohnheit anfange. Ich mache nicht einfach irgendetwas, das ich irgendwo aufgeschnappt habe. Außerdem suche ich mir Verbündete beziehungsweise überlege mir Belohnungen.
Sinnhaftigkeit, Einfachheit, Planung – das macht für mich eine gute Gewohnheit aus.
Herausforderungen in der Jüngerschaft und der Fokus auf Gewohnheiten
Kommen wir zum Schluss. Mir geht gerade noch die Frage durch den Kopf, ob wir beim Thema Jüngerschaft vielleicht zu sehr den Verstand junger Christen im Blick haben. Wir fluten sie mit Wissen, prägen aber ihre Gewohnheiten viel zu wenig.
Das betrifft für mich vor allem die Generation Z, also die nach dem Jahr 2000 Geborenen.
Das ist ein Punkt, über den ich selbst in den nächsten Wochen noch weiter nachdenken möchte.
Ermutigung zum Beginn neuer Gewohnheiten
Allerletzter Punkt: Fang mit einer Sache an.
Das Thema Gewohnheiten betrifft unser ganzes Leben und wird uns ein Leben lang beschäftigen. Deshalb dürfen wir einen einzigen Fehler nicht machen: Wir dürfen nicht schon vor dem Start aufgeben.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir unter Gebet eine neue Gewohnheit überlegen, dir Mitstreiter suchen und diese bis Ende des Jahres einüben.
Das war's für heute. Nimm dir heute noch Zeit, für die Leitung deiner Gemeinde zu beten. Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.
