Einführung und offene Fragen zum Kampf um Ai
Wir sind noch in Josua Kapitel 5 bis 8 und es gibt dort noch etwas nachzutragen. Ich danke für die Gebete. Ich wollte an dieser Stelle noch etwas zur Frage über das Gesetz und den Fluch ausarbeiten. Ich denke, das ist ein wichtiges Thema, deshalb wollen wir hier noch etwas verweilen.
Eine Frage von gestern ist noch offen geblieben und muss noch geklärt werden. Haben Sie inzwischen eine Lösung zum Kampf um Ai gefunden? Hat jemand hier eine Idee?
Ich habe etwas gelesen, auf diese Lösung kann man eigentlich gar nicht kommen, weil sie bei Keil zu finden ist. Trotzdem ist es eine interessante Lösung. Die Frage war, wie das mit den 30 und 5 ist – das sind ja zwei Gruppen. Keil argumentiert recht gut und zeigt auf, dass es nicht zwei Gruppen sein können, also keine zwei Hinterhälter. Das, was ich vorher gesagt habe, war nach seiner Auffassung falsch.
Es sind also nicht zwei Hinterhelden, und der Text sagt auch nichts von zwei Hinterhelden.
Analyse der Truppenaufstellung bei Ai
Wenn wir noch einmal kurz Kapitel 8, Vers 3 betrachten: Da machte sich Josua mit dem ganzen Kriegsvolk auf, um nach Ai hinaufzuziehen. Josua wählte 30.000 Mann aus und sandte sie bei Nacht ab.
In Vers 9 heißt es, Josua sandte sie ab, und sie zogen in den Hinterhalt. Dieser lag zwischen Bethel und Ai, westlich von Ai. In Vers 11 wird vom restlichen Volk und dem ganzen Kriegsvolk gesprochen, das bei Josua war. Sie rückten heran, kamen vor die Stadt und lagerten nördlich von Ai. Das Tal lag zwischen ihnen und Ai.
Er bezieht sich noch einmal auf den Hinterhalt: Er hatte etwa 5.000 Mann genommen und sie als Hinterhalt zwischen Bethel und Ai gelegt, westlich von der Stadt. Nun folgt eine Zusammenfassung: So stellten sie das Volk auf – das ganze Heer, das nördlich von der Stadt war, und der Hinterhalt, der westlich von der Stadt lag. Kapitel 8, Vers 13 fasst also zusammen, was vorher gesagt wurde. Es gibt wirklich nur diese zwei Gruppen: das ganze Lager und den Hinterhalt.
Aber warum wird einmal von 5.000 Mann und einmal von 30.000 Mann gesprochen? Keil sagt, das ist ganz einfach ein Schreibfehler. Die Zahlen im Hebräischen werden mit Buchstaben geschrieben, und der Unterschied zwischen 30.000 und 5.000 ist nur ein kleiner Buchstabe. Es handelt sich dabei um ein hebräisches „H“, das, wenn man den unteren Strich klein macht und übersieht oder den oberen Strich etwas länger zieht, zu einem „L“ werden kann. So könnte tatsächlich ein Abschreibfehler vorliegen.
Keil weist auch darauf hin, dass Abschreibfehler bei Zahlen nichts Ungewöhnliches sind. Viele Probleme zwischen den Büchern der Chronik und Könige entstehen durch solche Diskrepanzen, da es oft parallele Berichte gibt. Wer das Buch von Gleason Archer über die Schwierigkeiten der Bibel gelesen hat, weiß, dass die Lösung häufig darin besteht, einen Abschreibfehler zu vermuten.
Das ist natürlich schwierig für uns, weil wir dann sagen könnten, wir können der Bibel in diesem Punkt nicht ganz vertrauen. Die Bibel ist jedoch inspiriert und vollkommen fehlerfrei – und zwar in den Urschriften. Wenn die Urschriften abgeschrieben wurden, liegt es nicht in Gottes Verantwortung, wenn dabei Diskrepanzen entstehen. Vor allem, wenn solche Fehler durch genaues Studium und Vergleichen gelöst werden können.
So können Fehler auf diese Weise ausgemerzt werden. Wenn man erkennt, dass etwas nicht stimmen kann, weil bei der Parallele eine andere Zahl genannt wird, ist es möglich, wieder zum richtigen Text zu gelangen.
Hier argumentiert Keil folgendermaßen: Ein Hinterhalt von 30 Mann gegen eine Stadt mit 12 Einwohnern – das ist erstens schwierig, weil der Hinterhalt verborgen bleiben muss. Es gibt zwar einige Felsen in der Gegend, hinter denen man sich verstecken kann, aber mit 30 Mann ist das fast unmöglich. Mit 5 Mann hingegen kann man sich besser verstecken.
Der Hinterhalt muss nicht sehr groß sein, er muss nur die Stadt schlagen, während die Männer draußen sind. Wichtig ist, dass das andere Heer groß genug ist. Von daher ist Keils Argumentation nachvollziehbar. Man kommt aber nicht darauf, wenn man nicht weiß, dass im Hebräischen die Zahlen für 5 und 30 fast gleich geschrieben werden.
Es ist also möglich, dass Keil Recht hat. Das würde bedeuten, dass in Vers 3 statt 30.000 fünf ausgewählt wurden und als Hinterhalt geschickt wurden.
Bei Zahlen müssen wir also vorsichtig sein, wenn sie mit Parallelstellen nicht übereinstimmen. Hier ist klar: Wenn es wirklich nur einen Hinterhalt gibt und einmal 5.000 und einmal 30.000 genannt werden, dann haben wir dieses Problem.
Das wäre eine einfache Lösung, auf die man aber nicht kommt, wenn man das Hebräische nicht kennt und nicht weiß, dass bei Zahlen leicht Abschreibfehler passieren.
Wir müssen es jetzt so stehen lassen: Es gab nur einen Hinterhalt. Die Frage, welche Truppen vom Norden und welche vom Westen kamen, ist noch offen.
Keil vertritt die Meinung, dass der Hinterhalt im Westen, südwestlich lag und die anderen vom Norden kamen. Das würde bedeuten, dass der Bogen das eigentliche Heer darstellt und die zwischen Bethel und Ai der Hinterhalt sind.
Der Hinterhalt lag also westlich von Ai, zwischen Bethel und Ai.
Auf der Karte sind zwei Pfeile zwischen Bethel und Ai zu sehen. Sind das zwei Hinterhalte? Das ist nicht klar, denn es gab nur einen Hinterhalt. Vielleicht hat der Kartenersteller angenommen, es gäbe zwei Hinterhalte, weil er mit den Zahlen 5 und 30 nicht klargekommen ist.
Wir wissen es nicht genau. Wenn wir nur einen Hinterhalt annehmen müssen, dann war es der südwestliche Pfeil zwischen Bethel und Ai. Die anderen Truppen kamen von einer anderen Richtung.
So viel dazu. Falls jemand etwas anderes gefunden hat oder einen Kommentar gelesen hat, der weiterhilft, wäre ich dankbar, wenn er darauf hinweisen könnte.
Der Hinterhalt lag zwischen Bethel und Ai, um Ai von Bethel abzuschneiden.
Das Gesetz am Berg Ebal und seine Bedeutung
Das zwei? Ja, wahrscheinlich haben die von Bethel sich doch noch, also sind die auch hinzugezogen worden. Die Leute von Ai, also die von Bethel, haben vielleicht noch gerufen beziehungsweise fühlten sie sich verpflichtet. So ging die Schlacht auch gegen Bethel.
Was würde das jetzt bedeuten, dass es zwei Hinterhalte wären? Ach so, dass der Hinterhalt nicht das große Heer gewesen sein könnte, also im Südsüdwesten. Dass hier das große Heer im Südwesten war und im Nordwesten der Hinterhalt. So? Nicht? Aha!
Ja, das sind schwierige Fragen. Es wird hier einfach unvermittelt gesagt, dass kein Mann von Bethel und Ai übrig blieb. Vorher wird nichts von Bethel erwähnt. Es ist schwierig, hier etwas Klares zu sagen. Im Kapitel, in Vers 25, werden nur die von Ai erwähnt. Das muss nicht unbedingt etwas bedeuten, denn es könnte sein, dass nur Ai erwähnt wird, weil Ai im Zentrum stand und um Ai es ging. Ich weiß es nicht. Es bleiben also ein paar Fragen offen.
Gut, das war jetzt das eine. Und das andere betrifft das Gesetz, die Verlesung des Gesetzes. Da hatten wir aufgehört, in Kapitel 8, Vers 30 bis 35. Ich möchte daran erinnern: Wir haben ja schon in 5. Mose 27 gelesen. Vielleicht sollten wir es doch noch einmal kurz aufschlagen.
In 5. Mose 27 war der Befehl ausgegeben worden. Mose und die Ältesten von Israel geboten dem Volk und sagten: Haltet das ganze Gebot, das ich euch heute gebiete. Es soll geschehen an dem Tag, da ihr über den Jordan in das Land hinüberzieht, das Yahweh, dein Gott, dir gibt, dass du dir große Steine aufrichtest und sie mit Kalk bestreichst. Wenn du hinübergezogen bist, sollst du alle Worte dieser Weisung darauf schreiben, damit du in das Land kommst, das Yahweh, dein Gott, dir gibt. Ein Land, das von Milch und Honig fließt, so wie Yahweh, der Herr, dein Gott, deinen Vätern versprochen hat.
Also das Erste, was sie tun sollten, war, das Gesetz auf diese großen, mit Kalk bestrichenen Steine zu schreiben, damit sie in das Land kommen können. Das Gesetz muss seinen Platz bekommen.
Vers 4: Und es soll geschehen, wenn ihr über den Jordan gezogen seid, so sollt ihr diese Steine, derentwegen ich euch heute gebiete, auf dem Berge Ebal aufrichten. Er sagt genau, wo: auf dem Berge Ebal. Du sollst sie mit Kalk bestreichen und dort einen Altar bauen und opfern.
Und Vers 8: Auf die Steine sollst du alle Worte dieser Weisung schreiben, indem du sie deutlich eingräbst. Also, bevor noch die Feinde unterworfen werden, bevor das Land eingenommen wird, muss das geschehen.
Genau das hat Josua getan. Sobald er über den Jordan gezogen ist, geht er Richtung Ebal. Dort liegen Jericho und Ai dazwischen. Diese müssen zuerst beseitigt werden. Dann ist er am Ebal, und das kann er jetzt tun.
Kapitel 8, Vers 30: Wie wir hier gelesen haben, baute Josua damals Yahweh, dem Gott Israels, einen Altar, so wie Mose es befohlen hatte, nämlich in 5. Mose 27, auf dem Berge Ebal. So wie Mose, der Knecht Yahwehs, den Söhnen Israels geboten hatte, wie im Buch der Weisung Moses geschrieben steht, einen Altar von ganzen Steinen, über die man kein Eisen geschwungen hatte.
Sie opferten darauf Yahweh Brandopfer und schlachteten Friedensopfer. Ganz gehorsam nach 5. Mose 27 haben sie das getan. Josua schrieb dort auf die Steine eine Abschrift der Weisung Moses, die er vor den Söhnen Israels geschrieben hatte.
Das Gesetz nimmt hier also einen ganz großen Stellenwert ein. Wir wollen hier ein bisschen über das Thema Christ und das Gesetz sprechen. Wir können etwas lernen über das Thema Gottes Volk und das Gesetz, und vor allem jetzt im Neuen Testament über unser neutestamentliches Gottesvolk und das Gesetz.
Es gab schon damals viele Fragen und gibt heute noch immer viele Fragen unter Christen. Daher ist es wichtig, das von Josua her aufzuarbeiten.
Also, wir wiederholen: Josua brachte das Volk Gottes ins Erbteil und sicherte ihnen das Erbe. Zuerst wurden in den Kapiteln 1 bis 4 der Jordan überquert. Josua handelte hier und führte an. Die Lade des Bundes zog durch den Jordan, und das Volk zog mit.
In den Kapiteln 5 bis 8 handelte Josua weiter: Er richtete das Gesetz am Ebal auf und besiegte Jericho und Ai auf dem Weg dorthin.
Auch in Kapitel 9, Vers 12, geht es weiter: Es wird Josua sein, der alle Feinde ausrottet und die Städte einnimmt.
Lektionen aus den Kapiteln 1 bis 8: Tod, Beschneidung und Gehorsam
Die Lektion, die wir bereits gestern gelernt hatten, fand sich in den Kapiteln 1 bis 4. Unser Erbe kommt – um das Erbe zu empfangen, muss der Tod überwunden werden. Das haben wir gestern besprochen.
In den Kapiteln 1 bis 4 geht es um den Tod, vor allem um den Tod in Sünden, in dem wir lagen. Nun aber ist Gott so tief herabgestiegen, dass er stellvertretend für uns in Christus Jesus starb. Wir sind mit ihm gestorben. Er hat uns mitgenommen, tief hinab und ist wieder herausgekommen.
Der Tod und die Auferstehung Jesu Christi sowie unsere Identifikation mit ihm bringen uns in das Erbe.
Epheser 1,11 sagt: In ihm, in welchem wir auch zu einem Erbe gekommen sind. Das bedeutet, in Christus sind wir zu einem Erbe gekommen. Wir haben ein Erbteil erhalten. Es ist noch nicht vollständig eingenommen, und wir sind noch nicht zur Ruhe gelangt. Aber in gewissem Sinne besitzen wir es bereits.
Kolosser 1,12 ergänzt: Er hat uns tauglich gemacht zum Anteil am Erbe der Heiligen im Licht. Er hat uns tauglich gemacht und uns das Erbe ausgeteilt, doch wir sind noch nicht ganz am Ziel.
In den Kapiteln 5 bis 8 im Buch Josua hatten wir die nächste Lektion. Zuerst erinnere ich an die Beschneidung in Kapitel 5. Die Beschneidung lehrte uns, dass das Messer angesetzt werden muss – alles Fleischliche muss weg. Andernfalls wird es keine Siege im Land geben.
Dann folgten die Kapitel 6 und 7 mit Jericho. Dort lernten wir bei Achan die Lektion: Wer aus Ägypten gerettet ist und im Erbland angekommen ist, kann nicht so leben, wie es ihm passt. Er darf nicht tun, was ihm beliebt, sonst wird er aus dem Land ausgestoßen.
Stattdessen muss er tun, was Gott sagt. Gott bestimmt, was dem Bann verfallen ist und so weiter. Um das klarzumachen, wurde den Israeliten von Anfang an gesagt, dass das Gesetz Gottes im Land aufgerichtet werden muss.
Wer ins Erbland kommt, kann nicht leben, wie er will, sondern muss sich nach dem Gesetz richten. Deshalb muss das Gesetz aufgerichtet werden, sobald man im Land ist. Und das haben sie dann auch getan.
Bedeutung des Bannes und der Fluch über Jericho
Bleiben wir noch ein wenig bei den Kapiteln sechs und sieben.
In Kapitel sechs, in Jericho, was geschah dort? Wir haben gelernt, dass das Land dem Herrn gehört. Die Erstlingsstadt gehört ganz dem Herrn, sogar die Beute – alles gehört dem Herrn. Es sollte von Anfang an klar sein, dass ohnehin alles dem Herrn gehört. Wenn sie Beute erlangen, dann nur, wenn der Herr es zulässt.
Wir lesen dazu in Josua 6,17: Die Stadt selbst und alles, was darin ist, soll dem Bann des Herrn verfallen sein. Ihr aber hütet euch vor dem Gebannten, damit ihr nicht, nachdem ihr den Bann vollstreckt habt, doch etwas vom Gebannten nehmt und das Lager Israels zum Bann macht.
Hier möchte ich auf die Übersetzung in der Schlachter-Bibel aufmerksam machen. Josua 6,18 ist dort nicht glücklich übersetzt. Die Elberfelder Übersetzung ist besser. Schlachter sagt, wenn jemand etwas von den Gebannten nimmt, bringt er einen Bann über das Lager Israels und bringt es ins Unglück. Die Elberfelder Übersetzung sagt: Dann macht ihr das Lager Israels zum Bann und bringt es ins Unglück.
Das ist ein kleiner, aber wichtiger Unterschied. Es heißt, Israel wird zum Fluch, wenn du etwas von dem Verfluchten nimmst. Dann macht ihr das Lager Israels zu einem Fluch – so steht es auch im hebräischen Text.
Am Ende des Kapitels heißt es, dass die Stadt Jericho selbst verflucht ist beziehungsweise vor dem Herrn gerichtet und verflucht ist der Mann, der sich aufmacht, diese Stadt wieder aufzubauen. Verflucht ist, wer etwas aufbaut, was Gott abgebrochen hat – in diesem Sinne hier.
Weiter lesen wir in Kapitel sieben, Vers 1: Die Söhne Israels vergriffen sich an dem Gebannten. Wörtlich heißt das, sie begingen Untreue an dem Verbannten oder Gebannten. Achan nahm von dem Gebannten oder Verbannten, und der Zorn Jahwes entbrannte gegen die Söhne Israels.
Israel hat sich also schuldig gemacht. Dass es nur einer war, ist jetzt nicht entscheidend. Israel als Ganzes hat sich vergriffen. Die Söhne Israels haben sich versündigt. Der Zorn des Herrn brennt nicht nur über Achan, sondern über Israel, über die Söhne Israels.
Dann sagt der Herr zu Josua in Kapitel 7, Vers 11: Israel hat gesündigt, nicht nur Achan. Israel hat den Bund übertreten, den ich euch geboten habe. Sie haben von dem Verbannten genommen, gestohlen und verheimlicht – obwohl es nur einer war, sagt der Herr: Ihr habt euch an dem Verbannten vergriffen.
In Vers 12 folgt die Androhung: Die Söhne Israels werden vor ihren Feinden nicht bestehen können. Sie werden vor ihren Feinden den Rücken kehren, denn sie sind zum Bann geworden.
Steht das so in der Schlachter-Bibel? Ja, hier ist es richtig. Genau das, was in Kapitel 6, Vers 18 angedroht wurde: Ihr sollt nichts vom Bann nehmen, damit ihr nicht das Lager Israels zum Bann macht. Das ist jetzt geschehen.
Sie sind zum Bann, zum Fluch geworden. Der Herr sagt: Ich werde nicht mehr mit euch sein, wenn ihr den Bann nicht aus eurer Mitte austilgt.
In Vers 13 heißt es: Ein Bann ist in deiner Mitte, Israel. Du wirst von deinen Feinden nicht bestehen können, bis ihr den Bann aus eurer Mitte wegtut.
Israel hat sich an dem Gebannten vergriffen, Israel ist zu einem Fluch geworden. Es gibt keinen Sieg, bis das Gebannte völlig aus Israel entfernt ist.
Denken wir daran, was im 5. Buch Mose gesagt wurde.
Segen und Fluch am Berg Ebal
Ja, wir haben dann den Segen und den Fluch gelesen beziehungsweise das Gesetz als solches wurde vorgelesen – dort auf dem Eber. Wir erfahren aus 5. Mose 27, dass genau dieser Segen und Fluch dort vorgelesen wurde.
Die einen sollten sich auf den Berg Garizim stellen, die anderen auf den Berg Ebal. Die einen sollten den Fluch aussprechen, die anderen den Segen. Segen und Fluch wurden vorgelesen, insbesondere der Fluch des Gesetzes. Dort heißt es in 5. Mose 27, das wir heute schon gelesen haben, bei diesen Flüchen – wenn wir den Text fertig lesen – in 5. Mose 27, Vers 26.
Was ist da der letzte Vers? Verflucht sei – verflucht sei wer? Der letzte Vers in Kapitel 27 bei 5. Mose, das wurde auch auf dem Berg Ebal vorgelesen, lautet: „Verflucht sei, wer die Worte dieses Gesetzes nicht aufrechterhält, sie zu tun.“ Und das ganze Volk sagte: Amen!
Und was haben die Israeliten in Ai getan? Achan, einer von denen, die verbannt waren, wurde verflucht, weil er das Gesetz Gottes nicht gehalten hat. Gott hatte gesagt, es soll nichts genommen werden, doch sie haben etwas genommen. Verflucht sei, wer das nimmt.
Die Frage nach der Erfüllung des Gesetzes und der Rettung
Die Frage, die sich also stellt, ist: Wenn man ins Land kommt, wie viel vom Gesetz muss man halten, um gerettet zu werden? Wie viel vom Gesetz muss man erfüllen? Wie gut soll man es machen? Sind 50 Prozent ausreichend oder 80 Prozent? Nach welchem Maßstab blickt Gott darauf?
Paulus zitiert in Galater 3, wo er die Frage des Gesetzes behandelt, genau diesen Vers aus 5. Mose 27,26. Diesen Vers zitiert er in Galater 3, den sollten wir aufschlagen. Es ist der Vers, der am Ebal vorgelesen wurde, als die Flüche verkündet wurden. Genau dieser letzte Vers, die Zusammenfassung, wird hier zitiert.
Es heißt dort: Paulus sagt, so viele aus Gesetzeswerken sind, sind unter dem Fluch. Denn es steht geschrieben: Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben ist, es zu tun. In allem!
Wie viel Prozent muss man also vom Gesetz tun? Hundert Prozent! Gottes Maßstab ist ganz klar: Verflucht ist jedermann, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben steht.
Man darf den Maßstab nicht ändern. Man darf nicht sagen: „Ja, Gott ist ja gnädig, das ist ja nicht so schlimm, wenn ich nicht alles schaffe. Ich schaue, dass ich 95 Prozent schaffe, dann wird er schon zufrieden sein.“ So geht das nicht.
Nein, Gott verlangt, dass das ganze Gesetz gehalten wird – absolut. Sünde ist Sünde. Von Achan lernen wir: Wenn man ins Reich Gottes kommen will, dann muss man sich ganz genau erkundigen, was Gottes Meinung über Sünde ist, was er sagt und wie ernst er es mit der Sünde meint. Man muss mit ihm übereinstimmen.
Wenn Gott sagt, das ist verbannt, dann ist es verbannt. Wir müssen denselben Zorn über die Sünde empfinden wie er. Wir müssen denselben Maßstab anlegen und annehmen, den er hat.
Das Gesetz als Bedingung oder Folge des Erbes
Jetzt folgt die wichtige Lektion über das Gesetz.
Thema: Gottes Volk und das Gesetz.
Das Gesetz an sich ist gut, und Gott möchte, dass dieses Gesetz vollkommen erfüllt wird. Nun stellt sich die Frage: Ist die Erfüllung des Gesetzes eine Bedingung für den Eintritt in das Land, oder ist sie eine Folge des Eintritts in das Land?
Diese Frage wurde unter Christen häufig gestellt und auch im Galaterbrief behandelt. Ist die Erfüllung des Gesetzes eine Voraussetzung, um in das Erbland einzutreten, oder geschieht sie erst nach dem Eintritt ins Erbland?
Wann hat Josua das Gesetz aufgerichtet? War das vor dem Einzug ins Erbland oder danach? Hatten die Israeliten das Gesetz, um gerettet zu werden und hineinzukommen, oder gerade weil sie hineingekommen sind? Das ist die zentrale Frage.
Was ist die Antwort? Wo hat Josua das Gesetz aufgerichtet? Im Land, im Land. Es war nicht so, dass das Gesetz vorher erfüllt oder aufgerichtet werden musste, bevor er sie überhaupt über den Jordan führte. Vielmehr brachte er sie über den Jordan. Es war Gottes Werk, und alles wurde ihnen geschenkt, wie er sie auf wunderbare Weise hindurchgeführt hat.
Aber wenn sie im Land sind, dann möchte Gott, dass im Erbland das Gesetz Mose aufgerichtet wird und gilt. Die Erfüllung des Gesetzes ist eine Frucht, also eine Auswirkung des Eintritts in das Erbe, und nicht eine Bedingung für den Eintritt in das Erbe.
Gott hat den Israeliten nicht gesagt: „Ich hole euch nur aus Ägypten heraus, wenn das Gesetz vorher aufgerichtet wird.“ Nein, Gott hat die Israeliten einfach aus Ägypten herausgeführt – aus Gnade. Er sagte: „Ihr werdet nichts tun, ihr werdet stillstehen. Ich werde handeln.“
Ich denke an die Verheißung, die er Abraham gegeben hat. Weil Abraham eine Verheißung erhalten hat, führt Gott die Israeliten heraus aus Ägypten und bringt sie ins Land hinein. Und wenn sie dann im Land sind, soll das Gesetz aufgerichtet werden.
Er sagt nicht: „Zuerst müsst ihr das Gesetz aufrichten, und wenn ihr das nicht tut, bringe ich euch nicht ins Land.“ Das hat er nicht gesagt. Er bringt sie ins Land. Durch Mose und dann durch Josua führt er sie hinein.
Erst im Land, als Frucht und Auswirkung der Erlösung, soll das Gesetz aufgerichtet werden.
Im Galaterbrief fragt Paulus, unter welchen Bedingungen wir das Erbteil erhalten haben. Wir lesen jetzt noch Galater 3, weil wir gerade dabei sind.
Die Gnade als Grundlage des Erbteils
Im Galaterbrief wird die Frage gestellt: Aufgrund welcher Bedingungen habt ihr das Erbteil bekommen? O ihr unverständlichen Galater, wer hat euch bezaubert, sodass ihr nicht von der Wahrheit überzeugt seid oder der Wahrheit nicht gehorcht? Vor euren Augen wurde Jesus Christus als Gekreuzigter unter euch dargestellt. Dieses allein möchte ich von euch erfahren: Habt ihr den Geist aus Gesetzeswerken empfangen oder aus dem Hören des Glaubens?
So unverständlich seid ihr! Nachdem ihr im Geist angefangen habt, wollt ihr nun im Fleisch ans Ziel gebracht werden? Habt ihr so vieles vergebens gelitten, wenn es tatsächlich vergebens war?
Vers 5
Er also, der euch den Geist gab und Krafttaten unter euch wirkte – tat er das aus Gesetzeswerken oder aus dem Hören des Glaubens? So wie Abraham Gott glaubte, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet, so nehmt zur Kenntnis: Die, die aus Glauben sind, sind Söhne Abrahams.
Also aufgrund welcher Bedingungen haben sie das Erbteil bekommen? Nicht aufgrund des Gesetzes, sondern nur aus Gnade.
Das Gesetz stopft jedem Menschen den Mund, hat Paulus gesagt in Römer 3, das möchte ich auch noch kurz lesen:
Das Gesetz stopft dem Menschen den Mund, und er kann nichts mehr sagen, weil er schuldig befunden wird.
Wir wissen: Alles, was auch immer das Gesetz sagt, spricht es für die, die im Gesetz sind, damit jeder Mund gestopft werde und die gesamte Welt unter das gerechte Gerichtsurteil vor Gott komme.
Darum wird aus Gesetzeswerken kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt, denn durch das Gesetz entsteht Erkenntnis der Sünde.
Nun ist aber ohne Gesetz Gottes Gerechtigkeit geoffenbart worden, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten.
Gottes Gerechtigkeit aber wird durch den Glauben an Jesus Christus für alle und auf alle offenbart, die glauben.
Denn es ist kein Unterschied: Alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes. Sie werden geschenkweise gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist.
Geschenkweise hat er euch ins Land gebracht, geschenkweise habt ihr empfangen.
Das Gesetz stopft jedem Menschen den Mund und sagt ihm: Du bist schuldig.
Wenn der Mensch dieses Gerichtsurteil – ich bin schuldig – auf sich nimmt und akzeptiert, dann kommt er nicht in das Endgericht.
Wenn ein Mensch jetzt den Mund auftut und sagt: Ich habe den Tod verdient, ich habe ihn rechtmäßig verdient, ich habe nichts anderes verdient als die Verdammnis –, dann stellt er sich auf die richtige Seite.
Er hat die Verdammnis verdient, aber jetzt muss das Gesetz ausgeführt werden, das Todesurteil, die Todesstrafe muss vollstreckt werden.
Und der Herr Jesus Christus kam. Wie wurde das ausgeführt? Das Gesetz wurde an ihm erfüllt. Er hat das Todesurteil bekommen, er wurde an unserer Stelle gerichtet – das ist der Anfangspunkt.
Die Lade Gottes ging mit Israel tief in den Jordan hinein, aber damit ist es nicht abgeschlossen.
Jetzt nehme ich an, was der Herr Jesus Christus für mich getan hat, und jetzt komme ich herauf, jetzt bin ich da, jetzt bin ich im Erbland.
Und jetzt? Was machen wir jetzt?
Jetzt kommt Jericho und jetzt kommt Ai.
Und was lernen wir? Wer gerettet ist, kann nicht leben, wie er will, sonst wird das Land seine Bewohner wieder ausspucken.
Also wenn du schon im Land bist und du lebst, wie du willst, dann wird das Land dich wieder ausspucken.
Ach, an Sünde zeigt genau das.
Da war jetzt ein Beispiel: Israel hat sich versündigt.
Israel kommt nach Jericho und erringt einen großen Sieg, aber gleichzeitig vergreift sich Israel an dem Gebannten.
Jetzt ist Israel unter dem Fluch.
Jetzt kommt alles unter den Bann.
Gott hat die Stadt unter einen Fluch gestellt, und Gott hat jeden unter einen Fluch gestellt, der sich von dem Gebannten nimmt.
Jetzt ist Israel unter einem Fluch, weil Israel sich vergriffen hat.
So hat also Achan den Fluch Gottes über das Volk, über das ganze Israel gebracht.
Fluch!
Der Fluch und das falsche Evangelium im Galaterbrief
Gott hatte gesagt, dass alle, die unter dem Gesetz stehen, unter dem Fluch sind, weil sie das Gesetz nicht vollständig erfüllen. Vom Fluch spricht auch der Galaterbrief, und darauf möchte ich jetzt noch etwas genauer eingehen.
Der Galaterbrief beginnt mit einem Fluch. Wenn man den Galaterbrief liest, stößt man gleich am Anfang auf diesen Fluch. Nach der Einleitung beginnt der Brief mit dem Thema Fluch. Was sagt Paulus?
In Galater 1,6-9 heißt es: „Mich wundert, dass ihr euch so schnell wegbewegen lasst von dem, der euch in der Gnade Christi gerufen hat, hin zu einem anderen Evangelium, das eigentlich gar kein anderes ist. Denn es sind einige, die euch verwirren und das Evangelium Christi verkehren wollen. Aber wenn auch wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium predigen sollten als das, das wir euch verkündet haben, so sei er verflucht. Wie wir zuvor gesagt haben, sage ich es jetzt wieder: Wenn jemand euch ein Evangelium predigt, das anders ist als das, das ihr angenommen habt, der sei verflucht.“
Hier ist der Achan, der sagt: „Es ist nicht so schlimm mit der Beute, wir nehmen uns etwas davon, und niemand merkt es.“ So ähnlich war es auch mit einigen Leuten, die das Evangelium anders verkündeten. Ist das wirklich so schlimm? Paulus sagt klar: Wer das Evangelium anders verkündet, der ist verflucht.
Was ist denn an dieser falschen Lehre so schlimm? Das Problem mit dieser falschen Lehre, die sich in Galatien verbreitete, war, dass einige Leute auftraten und ein anderes Evangelium verkündeten. Dieses andere Evangelium lautete: Du musst dich beschneiden lassen, bevor du Christ werden kannst. Man müsse das Gesetz halten, bevor man gerettet werden kann. Und das Gesetz verlangt die Beschneidung.
Deshalb ist Paulus so ernst und sagt, das sei nicht in Ordnung. Alle, die unter dem Gesetz stehen wollen, sind unter einem Fluch. Wer ein anderes Evangelium verkündet, ist selbst verflucht. Jeder, der nicht in allem bleibt, was im Gesetz geschrieben steht, ist verflucht. Wenn du auf dieser Grundlage gerettet werden willst, bist du verflucht. Und wenn du so ein Evangelium verkündigst, bist du verflucht.
Also: Wer auf der Basis des Gesetzes vor Gott bestehen und gerettet werden will, der steht unter einem Fluch.
Befreiung vom Fluch durch Christus
Wie kann man vom Fluch befreit werden?
Im Galaterbrief Kapitel 3, Vers 8 sagt Paulus, dass die Schrift vorausgesehen hat, dass Gott die Heiden aus Glauben rechtfertigen wird. Deshalb verkündete sie Abraham im Voraus die gute Botschaft: „In dir werden alle Völker gesegnet werden.“ So werden diejenigen, die aus Glauben sind, gemeinsam mit dem glaubenden Abraham gesegnet.
Denn alle, die aus dem Gesetz sind, sind unter einem Fluch. Es steht geschrieben: „Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben steht, es zu tun.“ Es ist offensichtlich, dass niemand durch das Gesetz vor Gott gerechtfertigt wird, denn „der Gerechte wird aus Glauben leben.“ Das Gesetz kommt nicht aus Glauben, sondern der Mensch, der diese Dinge tut, wird durch sie leben.
Doch Christus ist gekommen. In Vers 13 heißt es: Christus hat uns vom Fluch des Gesetzes erlöst, indem er für uns zum Fluch wurde. Denn es steht geschrieben: „Verflucht ist jeder, der an einem Holz hängt.“ Er ließ sich an das Holz hängen – den Gekreuzigten für uns. So nahm er den Fluch auf sich.
In Vers 14 folgt: Damit den Heiden der Segen Abrahams in Christus Jesus zuteil werde und wir die Verheißung des Geistes durch den Glauben empfangen. Der Herr Jesus trug also den Fluch, damit wir den Segen erhalten können.
An dem Ort Ebal standen die Israeliten, und dort wird in Josua 8 von Segen und Fluch gesprochen. Paulus greift dieses Thema im Galaterbrief auf. Einige sagten, man müsse das Gesetz halten, um gerettet zu werden und ins Erbteil zu gelangen. Andere behaupteten, es geschehe aus Gnade. Denn wenn die Gerechtigkeit durch das Gesetz käme, wäre Jesu Tod umsonst gewesen.
Die Gesetzeslehrer forderten, man müsse sich beschneiden lassen und unter das Gesetz stellen. Paulus widerspricht dem und erklärt, wie wir vom Gesetz befreit werden und wie der Segen Abrahams auf uns kommen kann. Dies wird in Galater 3 sowie in Apostelgeschichte 15 behandelt, wo dasselbe Thema diskutiert wurde.
Apostelgeschichte 15 und die Freiheit von Gesetzeswerken
In Apostelgeschichte 15 wird uns gesagt, dass wer den Gläubigen das Gesetz auferlegt, versucht, Gott zu versuchen, indem er den Jüngern ein Joch auf den Hals legt.
In Apostelgeschichte 7 kürze ich es etwas ab: Petrus sagte, euch ist bekannt, dass Gott erwählt hat, dass die von den Heiden das Wort hören und glauben sollten.
In Vers 8 heißt es: Und Gott legte für sie Zeugnis ab und gab ihnen den Heiligen Geist, so wie auch uns. Er machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen, sondern reinigte ihre Herzen durch den Glauben.
Was versucht ihr also nun, Gott zu versuchen, indem ihr den Jüngern ein Joch auf den Nacken legt? Ein Joch, das weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten.
Vielmehr glauben wir, durch die Gnade des Herrn Jesus Christus gerettet zu werden, auf dieselbe Weise wie auch jene.
Die Rettung ist allein aus Gnade.
Der Konflikt um das Gesetz in Antiochien
Im Galaterbrief begegnet uns Petrus erneut. Dort wird berichtet, wie er in Antiochien war. In Galater 2,11 steht, dass Petrus in Antiochien aufstand. Er hatte Gemeinschaft mit den Heiden und aß mit ihnen. Zu dieser Zeit waren Heidenchristen anwesend.
Dann kamen andere hinzu, Juden aus der Gruppe des Jakobus. Als Petrus erfuhr, dass diese Juden kommen würden, zog er sich zurück. Er schloss die Tür zum Speisesaal, entfernte sich von den Heiden und aß getrennt mit den Juden.
Paulus sah dieses Verhalten und stellte Petrus zur Rede. In Galater 2,11 heißt es: „Als Petrus nach Antiochien kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, weil er schuldig geworden war. Denn bevor einige von Jakobus kamen, aß er mit den Heidenchristen. Aber als sie eintrafen, zog er sich zurück und sonderte sich ab, aus Furcht vor denen, die aus der Beschneidung waren.“
Zusammen mit Petrus heuchelten auch die übrigen Juden, also die anderen Judenchristen, sodass sogar Barnabas durch ihr Heucheln mitgerissen wurde. Petrus hat also geheuchelt, und Barnabas tat es ihm gleich.
Heucheln kann auf zweierlei Weise geschehen: Man kann vorgeben, etwas zu sein, was man nicht ist, oder man kann vorgeben, etwas nicht zu sein, was man tatsächlich ist. Ebenso kann man vorgeben, etwas zu glauben, was man in Wirklichkeit nicht glaubt.
Petrus gab vor, nicht zu glauben, dass die Heiden allein aus Gnade und ohne das Gesetz gerettet werden. Durch sein Verhalten gegenüber den Juden stellte er so dar, als müssten die Heiden sich noch beschneiden lassen. In Wirklichkeit glaubte Petrus das aber nicht. Er wusste sehr wohl, dass die Heiden ohne Beschneidung gerettet werden.
Doch als die Juden kamen, entfernte er sich von den Heidenchristen und aß mit den Juden. Die Juden wollten sich nicht verunreinigen, da die Heiden nicht beschnitten waren. So heuchelte Petrus, indem er vorgab, in Übereinstimmung mit den Judenchristen zu sein, die die Beschneidung der Heiden verlangten.
Paulus griff diese ernsthafte Angelegenheit auf und stellte Petrus zur Rede. In Galater 2,14 sagt er: „Als ich jedoch sah, dass sie nicht auf dem rechten Weg gingen, sagte ich zu Petrus vor allen: Wenn du, der du ein Jude bist, wie die Heiden lebst und nicht jüdisch, warum nötigt du dann die Heidenchristen, jüdisch zu werden?“
Paulus kritisiert, dass Petrus die Heidenchristen zwingt, sich beschneiden zu lassen. Durch sein Verhalten trennte er sich von den Heidenchristen und signalisierte, dass sie sich wieder beschneiden lassen müssten.
In Galater 2,15-16 heißt es weiter: „Wir, die wir von Natur aus Juden sind und nicht Sünder aus den Heiden, wissen, dass ein Mensch nicht durch Gesetzeswerke gerechtfertigt wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus. Auch wir glauben an Christus, damit wir gerechtfertigt werden aus dem Glauben an Christus und nicht durch Gesetzeswerke. Denn aus Gesetzeswerken wird kein Fleisch gerechtfertigt.“
Paulus macht hier deutlich, dass selbst Judenchristen, die von Natur aus Juden sind, nicht durch das Gesetz gerechtfertigt werden, sondern allein durch den Glauben an Jesus Christus.
Er fährt fort: „Wenn wir aber, während wir suchen, in Christus gerechtfertigt zu werden, selbst als Sünder erkannt werden, ist Christus dann ein Diener der Sünde?“ Damit meint Paulus, dass es widersinnig wäre, wenn Christus ein Diener der Sünde wäre, nur weil man zusätzlich zum Glauben noch das Gesetz braucht.
Paulus erklärt, dass Judenchristen früher auch Sünder waren, aber sie haben durch den Glauben an Christus die Hoffnung auf das Gesetz aufgegeben. Wenn Petrus nun durch sein Verhalten zeigt, dass die Beschneidung doch notwendig sei, widerspricht er damit seiner früheren Überzeugung und lehrt eine falsche Botschaft.
Paulus sagt, dass Petrus durch sein Verhalten zugibt, sich vorher geirrt zu haben. Zuvor hatte er den Heiden gesagt, dass sie allein aus Gnade und durch den Glauben an Jesus Christus gerettet werden. Jetzt aber gibt er vor, dass die Beschneidung wichtig sei.
Wenn jemand zusätzlich zur Gnade noch die Beschneidung fordert, dann erklärt er damit, dass Christus nicht ausreicht und wird so zu einem Diener der Sünde. Denn wer sich nicht beschneiden lässt, gilt dann immer noch als Sünder und steht unter dem Zorn Gottes.
Paulus macht klar, dass Petrus durch sein Verhalten das Gesetz wieder aufbaut, das er zuvor für die Heiden abgebrochen hatte. Dadurch widerspricht er der Gnadenlehre, die besagt, dass das Gesetz nicht mehr notwendig ist.
In Galater 2,17 sagt Paulus: „Wenn wir aber, während wir suchen, durch Christus gerechtfertigt zu werden, selbst auch als Sünder erkannt werden, ist Christus dann ein Diener der Sünde? Das sei ferne! Denn wenn ich das niedergerissene Gesetz wieder aufbaue, mache ich mich selbst zum Übertreter.“
Paulus zeigt hier die Heuchelei von Petrus auf und erklärt, dass das Wiederaufbauen des Gesetzes nach der Verkündigung der Gnade ein Widerspruch ist. Er betont, dass er durch das Gesetz gestorben ist, damit er für Gott lebt.
Er sagt weiter, dass er mit Christus gekreuzigt ist und nicht mehr selbst lebt, sondern Christus in ihm lebt. Deshalb braucht er das Gesetz nicht mehr.
Das Verhältnis des Christen zum Gesetz
Was in mir ist, das ich nun im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben, im Vertrauen auf den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich hingegeben hat. Ich mache die Gnade Gottes nicht ungültig. Denn wenn die Gerechtigkeit durch das Gesetz kommt, dann ist Christus umsonst gestorben und die Gnade gilt nicht.
Wenn die Gerechtigkeit durch das Gesetz kommt, wenn man durch das Gesetz vor Gott gerechtfertigt wird, dann brauchen wir keine Gnade. In diesem Fall wäre Jesus Christus umsonst gestorben.
Paulus zeigt hier das Verhältnis des Christen zum Gesetz. Er sagt, dass das Gesetz zur Rechtfertigung des Christen nicht nötig ist. Der Christ muss sich nicht beschneiden lassen und muss nicht vorher Jude werden, um in das Erbteil zu gelangen.
Josua hat das Gesetz nicht im Ostjordanland errichtet, bevor sie in den Jordan eingetreten sind. Zuerst sind sie in den Jordan hineingegangen, dann sind sie in das Land gekommen, haben Gottes Gnade erlebt und Gott hat ihnen geholfen, Jericho und Ai zu besiegen. Erst danach gingen sie hin und errichteten im Land das Gesetz.
Ein Fluch liegt auf dem, der das Abgebrochene wieder aufbaut. Ein Fluch liegt auf dem, der das zerstörte Jericho wieder aufbaut, und ein Fluch liegt auf dem, der das abgebrochene Gesetz wieder aufbaut.
Zusammenfassung der Reihenfolge bei Joshua und Christus
Ich habe hier das, was ich jetzt gesagt habe, in einer Folie zusammengefasst. Ich muss nur noch suchen, wo sie ist. Bevor ich die Folie zeige, hier in kurzer Form, was ich gerade gesagt habe. Das kennt ihr schon, es ist nichts Neues.
Wie sicherte Joshua dem Volk Gottes das Erbe? Joshua hat zuerst den Jordan überquert, dann das Gesetz aufgerichtet und schließlich die Feinde ausgerottet. Die Reihenfolge war also: Jordan überqueren, Gesetz aufrichten und dann Feinde ausrotten.
Und wie hat der Herr Jesus, der himmlische Joshua, dem Volk Gottes das Erbe gesichert? Er überwand den Tod durch sein Sterben und seine Auferstehung. Dabei identifiziert er uns mit sich selbst. Er nimmt uns mit in seinen Tod und seine Auferstehung. Das entscheidende Geschehen beschreibt Römer 6. Jetzt sind wir in ihm, jetzt sind wir im Erbe.
Im Erbteil macht er es möglich, dass das Gesetz aufgerichtet wird. Also nicht umgekehrt: Nicht zuerst das Gesetz aufrichten und dann ins Erbteil kommen, sondern zuerst ins Erbteil hineinkommen und dann wird das Gesetz aufgerichtet. So ist die Reihenfolge.
Anschließend besiegt er den Feind und macht es möglich, dass wir siegreich kämpfen können. So ist die Reihenfolge, und das ist es, was Paulus im Galaterbrief zeigt: Das Gesetz hat nichts damit zu tun, uns ins Erbteil zu bringen. Dazu brauchen wir kein Gesetz, sondern nur die Gnade Christi.
Und jetzt, wenn wir im Erbteil sind, in Christus, wenn wir gerettet sind, wird im Land das Gesetz aufgerichtet.
Das Problem der Galater mit dem Gesetz
Heißt das dann, bei den Galatern war das Problem gar nicht so sehr, dass sie das Gesetz für sich persönlich aufgerichtet haben, nachdem sie sich bekehrt hatten, sondern dass sie von anderen verlangten, es zu befolgen?
Genau, das war das Problem bei den Galatern. Sie verlangten, dass man das Gesetz tun müsse, um das ewige Leben zu erlangen. Das Interessante bei den Galatern war, dass sie die Gnade angenommen hatten. Sie selbst waren Heiden und hatten Gnade in Christus erfahren.
Dann kamen Judenchristen nach Galatien und sagten: „Liebe Galaterbrüder, es ist schön, dass ihr Christus angenommen habt, aber euch fehlt noch etwas ganz Wichtiges. Ihr müsst euch nämlich beschneiden lassen. Nachträglich müsst ihr euch noch schnell beschneiden lassen. Wenn ihr das nicht tut, könnt ihr das Ziel nicht erreichen, ihr könnt nicht ins himmlische Erbteil einziehen. Ihr müsst beschnitten werden.“
Damit brachten sie die Lehre, dass man, um Christ zu werden, zuerst Jude sein müsse. Man müsse zuerst Jude werden, und wenn man Jude sei, dann könne man Christ werden. Auf diese Weise verkündeten sie ein falsches Evangelium. Das Evangelium kam so falsch in Galatien an, dass von nun an verkündet wurde: Man müsse sich zuerst beschneiden lassen, und wenn man beschnitten ist, dann könne man Heilsgewissheit bekommen.
Das ist falsch, und deshalb greift Paulus hier so stark ein. Er sagt den Galatern, sie seien wieder zurückgegangen, sie hätten Christus verloren, wenn sie durch das Gesetz gerechtfertigt werden wollten. Sie hätten einen Rückschritt gemacht.
In Galater 5, Vers 1 heißt es am Anfang: „In der Freiheit, zu der Christus uns freimachte, steht fest und lasst euch nicht wieder in ein Joch der Versklavung spannen!“
Paulus sagt weiter: „Ich sage euch: Wenn ihr beschnitten werdet oder euch beschneiden lasst, wird euch Christus überhaupt nichts nützen. Ich bezeuge jedem Menschen, der beschnitten wird, er ist verpflichtet, das ganze Gesetz zu halten. Und ihr wisst genau, dass ihr das ganze Gesetz nicht halten könnt. Ihr seid von Christus abgefallen. So viele von euch, die durch das Gesetz gerechtfertigt werden wollen, seid aus der Gnade gefallen!“
Ihr habt die Basis des Heils aufgegeben. Die Basis des Heils ist die Gnade. Das Gesetz darf...
Der richtige und falsche Weg, das Gesetz aufzurichten
Es gibt einen falschen Weg, das Gesetz aufzurichten. Dieser falsche Weg besteht darin, etwas wiederaufzubauen, was Christus, was Gott abgebaut hat. Der falsche Weg ist, zu glauben, man müsse sich unter das Gesetz Moses stellen, um gerettet zu werden. Das heißt, man müsse Jude werden, um gerettet zu werden. Und das ist der falsche Weg.
Es gibt aber auch einen richtigen Weg, und den zeigen wir jetzt gleich mit Joshua. Diese Sache, die ich hier anspreche, ist keine bloße Theorie. Tatsächlich gibt es unter Christen Diskussionen darüber. Um das Gesetz gibt es einige Diskussionen und Unklarheiten. Deshalb ist es nicht unwichtig, was Paulus im Galaterbrief sagt und was wir in Joshua lernen.
Es gibt also einen falschen Weg, das Gesetz aufzurichten. Dieser Weg besteht darin, durch das Halten des Gesetzes gerechtfertigt werden zu wollen vor Gott. So funktioniert es nicht. Das ist ein falsches Evangelium.
Wie sieht nun der richtige Weg aus? Der richtige Weg ist, dass Christus alles für uns getan hat. Er hat uns in seinen Tod hineingenommen und in seine Auferstehung. Er hat uns mit sich identifiziert, und wir sind jetzt in ihm gerechtfertigt.
Aber nachdem wir im Land sind, heißt das nicht, dass man einfach leben kann, wie man will. Das ist nämlich das andere Extrem: Manche sagen, wir sind nicht mehr unter dem Gesetz, für Christen gilt das Gesetz nicht, also können wir leben, wie es uns passt, weil wir ja nicht unter dem Gesetz stehen.
Nein, nein, nein! Wenn ihr jetzt im Land seid, dann wird das Gesetz aufgerichtet. Aber wie wird es denn aufgerichtet?
Das Gesetz des Geistes und das Leben im Geist
Römer 8, das haben wir gestern gelesen, Römer 8, Verse 2 bis 4:
Das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich freigemacht vom Gesetz der Sünde und des Todes. Denn das, was das Gesetz nicht konnte, das hat Gott gemacht; er hat es jetzt möglich gemacht.
Vers 3: Denn was das Gesetz nicht vermochte, nämlich mich heilig zu machen, weil es schwach war durch das Fleisch, hat Gott jetzt möglich gemacht. Er schickte seinen eigenen Sohn in der Ähnlichkeit des Fleisches der Sünde und als Opfer für die Sünde. Also für die Sünde hat er ihn gesandt und die Sünde im Fleisch verurteilt. Er ist mit seinem Fleisch am Kreuz gestorben und hat dazu die Sünde verurteilt. Er hat den Fluch auf sich genommen, die Strafe auf sich genommen, damit mit welchem Ziel? Damit die Rechtsforderung des Gesetzes nun in uns erfüllt werde.
Also das habe ich hinzugefügt: Damit die Rechtsforderung des Gesetzes in uns erfüllt werde, die wir nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist.
Der Christ hat jetzt den Geist, und nun kann er nach dem Geist wandeln. Das heißt, er kann sich jetzt auf den Geist verlassen. Er hat jetzt die Möglichkeit in sich, ein anderes Gesetz in sich, ein Kraftgesetz in sich: das Kraftgesetz des Geistes. Wenn er sich auf das verlässt, was Christus in ihm ist, dann muss er nicht nach dem Fleisch leben, er muss nicht die Sünde tun, sondern er darf sich auf Christus verlassen. Von daher darf er jetzt Kraft empfangen.
Er muss nicht der Tendenz dieses Gesetzes der Sünde gehorchen, sondern er darf jetzt der Tendenz des Gesetzes des Geistes gehorchen. Der Geist ist stärker als das andere Gesetz, das Sündengesetz. Das Gesetz des Geistes ist viel stärker in uns als das Gesetz der Sünde.
Das Gesetz der Sünde ist eine Tendenz, die uns zur Sünde drängt. Es ist also ein Kraftgesetz, ähnlich wie ein Schwerkraftgesetz. Und das Gesetz des Geistes ist die Kraft des Geistes, das ist das andere Gesetz in uns, das ist Christus in uns. Dort ist die Kraft, gegen die andere Tendenz zu wirken.
Jetzt ist es sehr wohl möglich, nach dem Geist zu wandeln, und zwar für uns, die wir nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist. Die Gläubigen haben jetzt den Geist, und weil sie den Geist haben, dürfen sie jetzt im Geist wandeln.
Leider ist es auch möglich, darauf zu verzichten, oder wir können auch sagen: Ich wandle jetzt trotzdem im Fleisch. Das ist aber nicht weise und sogar sehr gefährlich. Wir sollen nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist. Dann wird die Rechtsforderung des Gesetzes in uns aufgerichtet, in uns erfüllt, wenn wir nach dem Geist wandeln.
Also wir, die wir nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist. Das geschieht nicht automatisch. Man muss dazu bereit sein und sagen: Ja, Herr, ich will mich jetzt wirklich nach dem Geist ausrichten und nicht nach dem Fleisch.
Vers 5: Denn die, die nach dem Fleisch sind – das sind die Ungläubigen – sie sind nach dem Fleisch, das ist ihr Lebenselement. Sie leben im Fleisch, sie denken auf das, was sie sinnen, auf das, was des Fleisches ist. Sie interessieren sich für die Dinge des Fleisches und leben dafür, auf das Diesseitige, auf das Fleischliche ausgerichtet.
Aber die, die nach dem Geist sind, das sind die Gläubigen. Sie sinnen auf das, was des Geistes ist. Das ist das Normale, das ist unser Lebenselement.
Uns wieder nach dem Fleisch auszurichten, sagt er dann in Kapitel 8, Vers 12, das geht nicht. Dann sind wir Brüder, also nicht Schuldner dem Fleische, um nach dem Fleisch zu leben. Wir müssen nicht mehr nach dem Fleisch leben, nein.
Würden wir das tun, dann würden wir gefährlich leben. Kapitel 8, Vers 13: Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, seid ihr im Begriff zu sterben. Wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, dann werdet ihr leben.
Jetzt merken wir es: Wenn wir also mit Christus herangehen und sagen: Gut, jetzt nehmen wir das Messer und schneiden weg, jetzt töten wir, was nicht hergehört, dann wird die Rechtsforderung des Gesetzes in uns aufgerichtet. Die Liebe, was das Gesetz fordert, die Liebe zu Gott und zum Nächsten, die Erfüllung des Gesetzes, wird dann aufgerichtet.
Dann dürfen wir von Sieg zu Sieg kämpfen. Der Herr Jesus hat den Feind besiegt, und jetzt macht er es möglich, dass wir einen siegreichen Kampf führen können.
Dazu aber später, das ist jetzt noch nicht das Thema. Wir sind noch beim Gesetz.
Wenn ich das jetzt zusammenfassen darf – oh, die Zeit ist schon –, wir machen es so: Wir machen jetzt Pause und dann die Zusammenfassung in der nächsten Stunde.
