Ich begrüße euch, Gemeinde!
Ich bringe euch Grüße von der Capitol Hill Baptist Church in Washington D.C. Wir beten häufig für euch, und es ist schön, hier bei euch sein zu können.
Ich habe mir fast ein bisschen Seltsames überlegt: dass Matthias dann übersetzen darf. Ich dachte, ich würde sagen, Matthias ist ein ganz brauchbarer Pastor. Dabei habe ich mich gefragt, was er damit tun würde.
Ich bin ganz dankbar, dass ich Gottes Wort jetzt mit euch öffnen darf. Ebenso bin ich dankbar, dass Matthias für mich übersetzt. Denn obwohl ich weiß, dass wir hier in Deutschland sind und jeder Deutsch spricht – außer mir – gibt es doch gleichzeitig eine ganze Zahl von euch, die auch Englisch sprechen.
Es sind genug von euch, die dann beurteilen können, ob Matthias einen guten Job macht. Er hat gesagt, es wäre besser so gewesen. Ich danke euch. Bitte.
Ich habe heute eine Frage für euch: Betest du? Verbringst du Zeit im Gebet? Wann war das letzte Mal, dass du wirklich Zeit im Gebet verbracht hast?
Heute ist Sonntag, der Tag des Herrn. Es ist der Tag, an dem Christen traditionell zusammenkommen, um miteinander zu beten. Das tun sie im Gedenken daran, dass Jesus Christus an diesem ersten Tag der Woche auferstanden ist. Dieses Ereignis hat Christen geprägt, sodass in Offenbarung 1 der erste Tag der Woche als der Tag des Herrn beschrieben wird.
Ich frage mich: Wenn du an Gebet denkst, wo würdest du in der Bibel hingehen, um über Gebet nachzudenken? Wenn ich jetzt mit euch am Ende dieses Tages des Herrn über Gebet nachdenken würde, welche Bibelstelle wäre dafür gut geeignet?
Wir hätten gerne eine Antwort aus diesem Kreis. Wo wäre eine gute Stelle dafür?
Die Psalmen. Psalmen.
Wo würdest du hingehen? Nein, ich bleibe hier und schaue, was ich hier finden kann. Psalm 91, okay. Und warum gerade Psalm 91? Psalm 91, warum? Weil er Schutz bietet, er spricht von Schutz. Okay, gute Antwort.
Hier drüben: Was wäre ein guter Ort, wenn du an Gebet denkst? Matthäus 6, denkst du an das Vaterunser? Ja, das ist auf jeden Fall eine sehr gute Antwort. So sollen wir beten, hat Jesus gesagt. Das ist auf jeden Fall eine gute Idee. Aber das schauen wir uns heute Abend nicht an. Trotzdem eine sehr gute Antwort.
Wo noch? Epheser 3, Vers 20. Ja, ja, ja, Amen! Wir lesen gemeinsam Epheser 3, Vers 20, damit wir das alle klar vor Augen haben: „Dem aber, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt, dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“
Ja, es ist gerade dieses Überschwängliche. Das ist ein sehr guter Vorschlag.
Gibt es noch weitere Vorschläge aus dieser Gruppe? Offenbarung 8. So, nein! Andere Gedanken? Daniel 9. Okay, und warum Daniel 9? Warum Daniel 9? Weil er ständig im Gebet war, sein persönliches Vorbild.
Apostelgeschichte 16, die Bekehrung, der erhobene Teil dahinten, und die Pastoren, die besuchen, dürfen nichts sagen.
Philipper 4,6. Das tragen manche Athleten als Tattoo auf ihren Schultern in den USA. Ja, Philipper 4,6.
Ja, das ist eine gute Frage. Gibt es noch etwas anderes? Lukas 22,42. Luke 22,42.
Ja, das sind gute Antworten. Das sind alles gute Antworten.
Ich hoffe, ihr habt heute alle Zeit im Gebet verbracht. Falls du heute noch keine Zeit im Gebet verbracht hast, musst du das jetzt niemandem sagen. Aber merke dir das vielleicht für dich selbst und mach dir klar: Ich habe heute noch nicht gebetet. Das ist einfach etwas, das gut ist, wenn man es für sich selbst wahrnimmt.
Eine Eigenschaft, die eine gesunde Gemeinde auszeichnet, ist eine Kultur des Gebets. Alle Passagen, die ihr gerade erwähnt habt, eignen sich sehr gut dazu, uns als Christen zum Gebet zu ermutigen.
Wie bereits gesagt wurde, möchte ich heute auf den Text aus Offenbarung 8 eingehen. Ich werde euch die ersten fünf Verse vorlesen, und zwar auf Deutsch: Offenbarung 8,1-5.
„Und als das Lamm das siebte Siegel auftat, entstand eine Stille im Himmel, etwa eine halbe Stunde lang. Ich sah die sieben Engel, die vor Gott stehen, und ihnen wurden sieben Posaunen gegeben. Ein anderer Engel kam und trat an den Altar heran. Er hatte ein goldenes Räuchergefäß, und ihm wurde viel Räucherwerk gegeben, damit er es mit den Gebeten aller Heiligen auf dem goldenen Altar vor dem Thron darbringe. Der Rauch des Räucherwerks stieg zusammen mit den Gebeten der Heiligen von der Hand des Engels vor Gott empor. Der Engel nahm das Räuchergefäß, füllte es mit Feuer vom Altar und schüttete es auf die Erde. Dabei geschahen Donner, Stimmen, Blitze und ein Erdbeben.“
Ich wende mich dieser Passage zu, denn hier sehen wir das Ergebnis unserer Gebete. In dieser Vision wird Johannes gezeigt, dass die Gebete von Gottes Volk gehört und beantwortet werden. Es ist wirklich ein spannender Abschnitt.
In Vers 1 wird dieser Ort als der Himmel beschrieben. In Vers 2 sehen wir sieben Engel, denen sieben Posaunen gegeben werden. Danach verlassen wir diese Engel nach den ersten beiden Versen. Ab Vers 6 geht es dann mit diesen Engeln weiter. Diese sieben Engel sind diejenigen, die die sieben Posaunen tragen.
Ihr wisst, dass das Buch der Offenbarung ab Kapitel 6 drei Serien mit jeweils sieben Siegeln enthält. Es folgt logisch darauf, dass die Siegel geöffnet werden. Die Siegel werden aufgebrochen, weil die Schriftrollen der Zukunft ausgerollt werden. Jetzt können wir sehen, was geschehen wird. Die Posaunen verkünden dann, was da ist, und danach gibt es die sieben Schalen, die ausgeschüttet werden.
Wir sehen also, dass die Darstellung dieser drei Serien von sieben Tagen immer intensiver wird. Was hier genau geschieht: Wir kommen gerade ans Ende der ersten Serie, der sieben Siegel. Am Ende von Kapitel 7 sehen wir eine Vision derer, die gerettet sind. Bevor wir dann zur zweiten Serie der sieben Posaunen kommen, tritt in Vers 3 noch ein anderer Engel dazwischen.
Diesem Engel wird von Gottes Altar ein Räucherwerk für das Räuchergefäß gegeben. Dieses Räuchergefäß enthält die Gebete der Heiligen, die wir hier am Ende von Vers 3 sehen. Ich möchte, dass Sie in dieser Passage drei Dinge erkennen.
Das Erste, was hier auffällt, ist eine ganz interessante Beobachtung: Gott provoziert oder veranlasst Stille. Schauen wir uns die ersten beiden Verse an. Dort heißt es: „Und als das Lamm das siebte Siegel auftat, entstand eine Stille im Himmel, etwa eine halbe Stunde lang. Und ich sah die sieben Engel, die vor Gott stehen, und ihnen wurden sieben Posaunen gegeben.“
Diese fantastische Szenerie beginnt also mit dem Lamm. Was tut das Lamm? Es öffnet das siebte Siegel. Zuvor wurden bereits die ersten Siegel geöffnet, und das Lamm vollendet nun diese Aufgabe. Das bedeutet, die Zukunft liegt jetzt offen vor uns und beginnt hiermit – genau wie es im Buch der Offenbarung offenbart wird. Diese Szene ist sehr ernst. Wir befinden uns im Himmel, vor Gott, auf einem Tor.
Die sieben Engel stehen vor ihm. Interessant ist, dass sie vor ihm stehen. In Lukas 1 wird Gabriel erwähnt, der in der Gegenwart Gottes steht. Er beschreibt sich selbst als einen Engel, der in der Gegenwart Gottes ist. Das scheint eine besondere Ehre für einige Engel zu sein. Diese Engel werden weiter geehrt, indem man ihnen nun auch noch sieben Posaunen gibt.
Diese Posaunen dienen dazu, das Gericht Gottes zu verkündigen, das in den Schriftrollen beschrieben ist, nachdem die Siegel geöffnet und die Schriftrollen ausgerollt wurden. Die Posaunen sind immer wieder mit dem Gericht Gottes verbunden. Das sieht man zum Beispiel auf dem Berg Sinai, als das Gesetz gegeben wurde, in 2. Mose 20,18: „Und alles Volk wurde Zeuge von dem Donner und Blitz und dem Ton der Posaune und dem Rauchen des Berges. Als sie das sahen, flohen sie und blieben in der Ferne stehen.“
Auch später werden Posaunen für den Lobpreis verwendet, zum Beispiel wenn ein König kommt oder herrscht. Johannes selbst hatte den Klang der Posaunen bereits in Kapitel 1 gehört. Hier wird also durch die Posaunen verkündet, dass nun die Plagen Gottes über die gefallene Welt kommen, so wie er einst Ägypten durch Plagen gerichtet hatte.
Da Gericht kommt, sollten diejenigen, die das hören, sofort Buße tun. Doch in den fünf Versen, die wir hier betrachten, hören wir keine Posaunen. Die Posaunen wurden verteilt, und die erste Posaune werden wir erst in Vers 6 hören. Stattdessen herrscht hier eine halbe Stunde lang Stille. Habt ihr das in Vers 1 gesehen? Eine Pause, eine Stille inmitten des ansonsten durchgehenden Lobpreises Gottes.
Diese Stille ist nicht sehr lang, nur etwa eine halbe Stunde. Vielleicht zeigt uns die Kürze, dass Gott nicht lange auf sich warten lässt, um die Gebete seines Volkes zu beantworten. All diese Dinge sieht Johannes hier: die Posaunen, die Stille, auch das Räucherwerk – all das war auch Teil der Anbetung der Juden im Tempel.
Im Kern war die Anbetung im Tempel eine Anerkennung Gottes als König. Hier sehen wir, wie in der Tempelanbetung offenbar wird, dass Gott als König anerkannt wird. Ihm tritt man als König entgegen.
Das wirklich Erstaunliche in diesem Abschnitt ist jedoch, und ich denke, das ist beabsichtigt, diese Stille in Vers 1. In Kapitel 6, Vers 19, hatten wir das Geschrei der Verdammten. In Kapitel 7, Verse 10 bis 12, gibt es eine große Vielzahl, die Gott lobt und preist. Doch jetzt herrscht Stille. Vielleicht eine klingende Stille, vielleicht sogar eine unheimliche, eine ganz seltsame Stille.
Diese Stelle steht ganz sicher in Verbindung mit dem, was in den Kapiteln 6 und 7 dargestellt wurde: Zerstörung und letztendlich Errettung. Die schwere Tiefe derer, die eine Exekution beobachten. Die Stille bringt all das zu einem Ende – das Ende aller Schöpfung, das Ende der Verdammten und der Geretteten, von denen wir gerade gelesen haben.
Meines Erachtens ist diese Stille eine Vorschattung dessen, was wir erleben werden, wenn Gottes Gerechtigkeit eines Tages offenbart wird und aller Horror ein Ende findet. Dieser Horror ist verdient, doch er wird kommen und dann aufhören.
In dieser Stille bestätigt sich das alles, während die ganze Schöpfung, alle Menschen darüber nachdenken, ins Nachsinnen geraten, erstaunt sind, aber auch eine gewisse Befriedigung empfinden. Die schlimmen Dinge, von denen man befürchtet, sie würden nie gerichtet werden, werden eines Tages auf eine befriedigende Weise gerichtet.
Alles ist in dieser Stille verborgen. Wir sehen hier, was es bedeutet, in Ehrfurcht und Anbetung vor Gott zu stehen. Wenn heute jemand hier wäre, der kein Christ ist, dann bin ich mir sicher, dass niemand gerne hören würde, wie das Evangelium vom Gericht klingt, das man verdient hat. Das Evangelium sagt jedoch, dass Jesus Christus dieses Gericht auf sich genommen hat – für jeden, der sich ihm im Buße und Glauben zuwendet.
Davon haben wir gesungen, als wir über das Kreuz gesungen haben. Das ist es, worüber wir nachgedacht haben, in den Worten, die wir verwendet haben: Erlösung, Rettung. All diese Begriffe stecken in den Liedern, die wir gesungen haben – von Erlösung und Befreiung.
In unserer Gemeinde nutzen wir Stille, um uns zu helfen, ernster zu werden. Wir brauchen häufiger Zeiten der Stille, um ernsthaft zu erzählen. In unserem wöchentlichen Gottesdienst gibt es mehrere Phasen, in denen wir still werden. Am Anfang gibt es Ansagen, danach einen Moment der Stille, bevor wir die Schrift lesen – vielleicht 60 Sekunden.
Am Ende des Gottesdienstes gibt es ebenfalls eine Zeit der Stille. Nach dem Schlusssegen bitten wir die Gemeinde, sich zu setzen und die nächsten Sekunden zu nutzen, um über das Gehörte nachzudenken, bevor sie aufstehen, Gespräche vertiefen und einfach weitermachen.
Der Gott der Bibel veranlasst, provoziert Stille.
Aber das Zweite, was wir sehen sollen, ist, dass der Gott der Bibel uns zur Stille veranlasst und provoziert. Gleichzeitig regt er auch zum Gebet an. Das bedeutet nicht nur, dass er uns zur Stille führt, sondern auch, dass er das Gebet fördert. Denn Gott kümmert sich um seine Menschen, besonders um die Heiligen.
Lasst uns noch einmal gemeinsam die Verse 3 und 4 anschauen. Dort heißt es: Ein anderer Engel kam und trat an den Altar heran. Er hatte ein goldenes Räuchergefäß, und ihm wurde viel Räucherwerk gegeben, damit er es darbringe mit den Gebeten aller Heiligen auf dem goldenen Altar vor dem Thron. Der Rauch des Räucherwerks stieg mit den Gebeten der Heiligen von der Hand des Engels hinauf vor Gott.
Hier sehen wir, dass der Engel wie ein Priester agiert und damit einen weiteren Aspekt von Gottes Fürsorge für die Heiligen zeigt. In Vers 3 wird ein Altar erwähnt, nämlich der goldene Altar vor dem Thron. Wenn ihr das Alte Testament kennt, wisst ihr, dass es auch in der Stiftshütte und im Tempel einen goldenen Altar gab. Es war letztendlich eine Steinstiftshütte, und dieser Altar war für Räucherwerke bestimmt. Er stand genau am Eingang zum Allerheiligsten. Man könnte also sagen, er war in gewisser Weise vor dem Thron Gottes.
Wenn ihr an die Bundeslade im Allerheiligsten denkt, mit dem Gnadenthron obendrauf, dann repräsentiert das den Thron Gottes im Himmel. Und was vor diesem Thron steht, als Repräsentanz dessen, was im Himmel ist, ist tatsächlich dieser Räucheraltar.
Manche Menschen denken fälschlicherweise, dass wir die Dinge, die Johannes hier beschreibt, wortwörtlich umsetzen sollten. Also dass wir einen goldenen Altar mit einem goldenen Räuchergefäß haben und dort Räucherwerk zu Ehren Gottes verbrennen sollten, vor einem physischen Allerheiligsten. Dieses Thema wurde von Christen jedoch schon vor langer Zeit geklärt, als Jesus sich selbst als den wahren Tempel darstellte (Johannes 2).
Als sein Werk am Kreuz vollbracht war, wurde der Vorhang im Allerheiligsten, der das Allerheiligste vom Heiligtum trennte, in zwei gerissen. Wir lesen in Matthäus 27, dass er sogar von oben bis unten durchgerissen wurde. Die Sünden, die uns von Gott getrennt hatten, wurden aus dem Weg geräumt. So wurden die Realitäten selbst durch den Tod Christi und seine Auferstehung vollzogen, in denen er sich als ein angenehmes Opfer vor seinem Vater präsentierte.
Das bedenken wir aktuell auch in unserer Gemeinde in Washington durch Hebräer 8 und 9. Viele von euch haben so Räucherwerk vielleicht noch nie erlebt. Es wird verbrannt, um unseren Geruchssinn zu erfreuen. In Sprüche 27 heißt es: Das Herz freut sich an Salbe und Räucherwerk. Johannes benutzt dieses Bild oder bekommt es gegeben, um ihn zu ermutigen.
In Vers 3 wird dem Engel viel Räucherwerk gegeben. Ihm wird zunächst das Räuchergefäß gegeben, das wie eine Pfanne aussieht und an goldenen Dingen hängt. Darin trägt der Priester glühende Kohlen, die er vom Bronzealtar geholt hat, der weiter draußen steht. Diese bringt er dann zum Räucheraltar. Das verbrennende Räucherwerk war Teil des vorgeschriebenen Gottesdienstes im Tempel.
Wie gesagt, im Tempel stand dieser goldene Altar direkt vor dem Allerheiligsten. Ein Priester sollte jeden Morgen und jeden Abend ein Opfer darbringen, um zur gleichen Zeit das Räucherwerk zu verbrennen, während die Opfer dargebracht wurden.
Habt ihr euch schon einmal an einem sehr stinkenden Ort aufgehalten? Man versucht dann, den Gestank irgendwie zu überdecken. Genau das geschah im Tempel oder auch davor in der Stiftshütte. Doch diese Bilder haben noch eine tiefere Bedeutung.
Räucherwerk wurde auch als Ausdruck von Wertschätzung angesehen. Vielleicht erinnert ihr euch: Es war eines der Geschenke, die die Weisen dem Jesuskind brachten. Es ist etwas Besonderes.
In der Bibel wird Räucherwerk in Verbindung mit Gebeten im Tempel gebracht. Deshalb spricht auch Maleachi in dem Vers, den ich am Anfang des Gottesdienstes gelesen habe, davon, dass überall seinem Namen Räucherwerk und Gaben, nämlich reine Opfergaben, dargebracht werden sollen. Denn groß soll sein Name unter den Heidenvölkern sein, der Herr der Herrschaften.
Es ist interessant, dass mit Ausnahme des Besuchs des Hohenpriesters, der einmal im Jahr in das Allerheiligste hineinging, das Aufsteigen des Räucheropfers das einzige war, das das ganze Jahr über in das Allerheiligste gelangen konnte. Deshalb wird es hier mit unseren Gebeten vor Gott in Verbindung gebracht.
Doch es gibt nichts Magisches am Räucherwerk. Entscheidend ist, wem das Räucherwerk dargebracht wird. Im Alten Testament sehen wir, dass Räucherwerk auch anderen Göttern dargebracht wird. Es gibt eine besondere Form von Räucherwerk, über die im Alten Testament berichtet wird. Als Nadab und Abihu versuchten, es anders zu machen, wurden sie getötet.
Es war ein ganz besonderes, spezielles Räucherwerk, das benutzt werden sollte, weil es ganz speziell mit Yahweh verbunden war. Wem das Räucherwerk also dargebracht wird, woraus es besteht und wer es darbringt – der Priester, der es für das Volk Gottes tut – all das zeigt, dass Gott den Weg erklärt, wie wir zu ihm kommen sollen.
Ich war einst Agnostiker und wurde Christ, nicht weil ich den Weg selbst gefunden habe, sondern weil Gott mir den Weg gezeigt hat. Habe ich daran etwas beigetragen? Ja, natürlich habe ich viel gelesen, nachgedacht und viele Diskussionen geführt. Aber wenn ich zurückblicke, verstehe ich theologisch, dass Gott mich in seiner Großzügigkeit und Freude verfolgt hat. Gott zeigt uns den Weg.
Gott lehrt uns durch all das: Das Opfer muss von demjenigen dargebracht werden, den er dafür qualifiziert hat. Er darf nur das opfern, was Gott als Opfer bestimmt hat. Und dieser eine muss das eine Opfer nur dem einen wahren Gott bringen.
Seht ihr, wie uns das alles zu Jesus führt? Er ist unser Hoherpriester. Ich weiß nicht, wie es bei euch ist, aber für mich ist eines der stärksten Mittel zur Anbetung, wirklich zu betrachten: Den Lobpreis Gottes. Das bewegt mein Herz.
Das ist der Grund, warum Christen seit 2000 Jahren tun, was wir hier gerade getan haben: Sie singen den Lobpreis Gottes und beten zu ihm. Selbst darin, dass wir ihn fragen, zeigen wir öffentlich unsere Abhängigkeit von ihm. Selbst unsere ernsthaften Anbitten bezeugen Gottes Macht und seine Güte.
Deshalb bringen nicht nur unsere Lobpreisgebete ihm Ehre, sondern auch unsere verzweifelten Gebete: "Oh Gott, ich brauche das so dringend." Das ist ein Weg, wie wir Gott anbeten, weil wir es ihm sagen und weil diese Gebete ernst gemeint sind.
Gott regt also zum Gebet an und inspiriert es.
Und schließlich, drittens und ganz kurz, ein drittes: Ich hoffe, das wird eure Gebete als Gemeinde wirklich befruchten. Gott bringt Gerechtigkeit.
Wir haben vorher für Nordkorea gebetet. Ich bin gerade in verschiedenen Zeitzonen und Sprachen unterwegs, und ich muss das hier für mich kurz klarstellen: Heute Nachmittag war ich in der Internationalen Gemeinde, in der Jonathan Lehman geprägt hat, und dort haben wir auch für Nordkorea gebetet. Das war nicht abgestimmt, aber Gott hat es abgestimmt.
In der Art und Weise, wie wir für Dinge wie zum Beispiel Nordkorea beten, denken wir vielleicht manchmal, dass diese sechzig Jahre des Holocaust nie zu einem Ende kommen werden. Aber es wird enden. Und Gott wird diese Gebete mit Sicherheit beantworten. Warum er sie bisher noch nicht beantwortet hat, weiß ich nicht. Als Christ habe ich keine Allwissenheit. Aber als Christ habe ich genug Gewissheit, um Gott zu vertrauen.
Auf den Seiten der Bibel sehe ich genug Dinge, die Gott tut, die ich zuerst nicht verstehen würde, die sich aber als wunderbar wahr erweisen. Wenn ich das sehe, kann ich ihm auch das Problem des Bösen in der Welt anvertrauen.
Schaut Vers 5 an. Ich lese uns noch einmal Vers 5: "Und der Engel nahm das Räuchergefäß und füllte es mit Feuer vom Altar und schüttete es auf die Erde, und da geschahen Donner und Stimmen und Blitze und Erdbeben." Dieser Vers zeigt uns, dass Gottes Gericht als Antwort auf die Gebete seines Volkes kommt.
Schaut noch einmal in Offenbarung 6, ab Vers 9. Dort heißt es, wo das fünfte Siegel aufgetan wird: "Da sah ich unten am Altar die Seelen derer, die umgebracht worden waren um des Wortes Gottes und um ihres Zeugnisses willen, und sie schrien mit lauter Stimme: Herr, du heiliger und wahrhaftiger, wie lange richtest du nicht und rächst nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?" Und ihnen wurde gegeben, jedem ein weißes Gewand, und ihnen wurde gesagt, dass sie ruhen müssten noch eine kleine Zeit, bis vollzählig dazu kämen ihre Mitknechte und Brüder, die auch noch getötet werden sollten wie sie.
Jetzt, hier in Offenbarung 8, Vers 5, werden diese Gebete beantwortet: Donner, Stimmen, Blitze und Erdbeben. Das ist eine Darstellung der enormen Macht Gottes, die einfach nur am Anfang seines Gerichts offenbart wird. Er kommt, um sein Reich aufzurichten, so wie der Herr uns in seinem Gebet gesagt hat, dass wir dafür beten sollen. Er beantwortet dieses Gebet jetzt hier.
Das ist wirklich eine Zusammenfassung des kommenden Endes, das schon vorher in Kapitel 6 zusammengefasst wurde. Und das wird noch viel mehr dargestellt werden, wenn die Posaunen dann weiter erscheinen – die Posaunen, die der Welt verkünden: Hier kommt Gottes Gericht!
Hier ist meine Ermutigung für euch, insbesondere in Bezug auf Gebet. Ihr seht in der Verbindung der Gebete mit diesem Räuchergefäß, dass dieses Räuchergefäß jetzt scheinbar Gottes Gericht auf die Erde bringt. Wir sehen das als eine dramatische Darstellung dieses Gottes, dessen Gericht jetzt als Antwort auf das Gebet seines Volkes kommt.
Das ist für uns eine Ermutigung, zu beten, dass Gottes Wille und seine Gerechtigkeit getan werden. Gott gibt Johannes diesen Teil einer Vision, um uns in unseren Gebeten zu ermutigen. Dazu sind die Verse hier. Es fordert uns heraus, Ereignisse nicht falsch zu interpretieren.
Wir sehen Niederlagen ganz schnell. Wenn etwas nicht gleich funktioniert, dann denken wir oft, es funktioniert halt nicht. Das betrifft nicht nur Kinder – wir alle sind da oft so. Wenn wir in einem bestimmten Bereich enttäuscht werden, interpretieren wir Dinge auf eine bestimmte Weise und haben dann unsere ganz speziellen Antworten darauf.
Wir sehen Niederlagen sehr schnell, während Gott seine eigene Herrlichkeit darin sieht, wie er uns bewahrt und aufbewahrt. So wie der Tod Jesu an diesem Freitag von seinen verzweifelten Jüngern missverstanden wurde, obwohl sie drei Jahre lang darauf vorbereitet wurden, dass genau das geschehen würde.
Aber wenn sie ihn dann gekreuzigt sehen, denken sie: Nein, es ist vorbei, ohne jede Frage. Sie haben es ja mit eigenen Augen gesehen. Das ist die gleiche falsche Sicherheit, die auch wir oft haben, wenn Gott eines unserer Gebete noch nicht beantwortet hat. Du bist wie diese Jünger am Freitag.
Aber Brüder und Schwestern, Sonntag kommt. Es wird der Tag kommen, an dem wir sehen, dass Gott seinen Plan vollendet. In seiner Großzügigkeit beantwortet er manche unserer Gebete ganz schnell, fast so, als wollte er uns dadurch lehren, dass wir ihm wirklich vertrauen können.
Aber dann gibt es andere Gebete, für die wir jahrelang beten. Gott arbeitet zu seiner eigenen Verherrlichung in unserem Leben und im Leben anderer, die wir kennen. Zum Beispiel das Gebet, dass dein Reich komme, das Christen seit zweitausend Jahren beten, oder das Gebet, dass es seinem Volk gut gehe.
Diese Gebete sind Gott ganz wertvoll. Das ist alles Teil davon, wie Gott seinen großen Plan ausführt. Deswegen beten wir ganz regelmäßig: "Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel." Und es wird geschehen, auch wenn es vielleicht gestern noch nicht so weit war.
So wie Gott verherrlicht wurde, indem er Jesus von den Toten auferweckt hat, so wird er sich verherrlichen im Leben eines jeden wahren Gläubigen. Wir sollten Gottes Geduld nicht missverstehen als einen Ausdruck von Beliebigkeit, so wie es in 2. Petrus 3,9 heißt: "Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten, sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde."
Er wird unser Gebet beantworten, er wird unsere Unterdrücker richten und er wird seine Feinde richten. Deshalb sollten wir ermutigt sein, die Dinge, die wir erleben, nicht falsch zu interpretieren und nicht zu verzweifeln, indem wir fälschlich denken, dass Gott unsere Gebete nicht erhört.
Wir sollten anerkennen, dass wir oft Gottes Feinde sind und dass er uns Gnade in Jesus erwiesen hat. Vielleicht kommst du seit fünf oder zehn Jahren mit deiner Familie in die Gemeinde, und es ist für dich nicht wirklich klar, was es bedeutet, Glauben zu haben.
Vielleicht ist für dich trotz all dieser Jahre nicht ganz klar geworden, was es wirklich heißt, die Barmherzigkeit Gottes zu erfahren und ein Christ zu werden. Ich möchte dir sagen: Es gibt nichts Wichtigeres, was du diese Woche tun kannst, als das für dich zu klären.
Ihr kommt zusammen in der Gemeinde, um euch zum Gebet zu ermutigen und um einander Lasten zu tragen. So seid ihr treu im Gebet, bis Christus wiederkommt. Das sollte euer gemeinsames Leben als gesunde Gemeinde prägen.
Seht ihr, warum das Leben einer gesunden Gemeinde durch Gebet durchzogen sein sollte? Warum das typisch sein sollte für eine gesunde Gemeinde? Es zeigt, dass wir warten und vertrauen, solange wir warten. Und das bringt Gott die Ehre.
Ich möchte mit uns beten.
Himmlischer Vater, wir wollen beten, dass du uns hilfst, dir mehr zu vertrauen. Zeige uns, dass du unsere Gebete beantworten wirst. Hilf uns, dass unsere Gebete immer mehr deinem Willen entsprechen.
Verherrliche dich in dieser Gemeinde. Das beten wir in Jesu Namen. Amen.