Einführung in das Thema der Auferstehung
Und wir haben heute als Predigttext in unserer Landeskirche noch einmal einen Abschnitt aus dem ersten Korintherbrief, Kapitel 15, wenn Sie in Ihrer Bibel mitlesen wollen: 1. Korinther 15,12-20.
Wenn aber von Christus verkündigt wird, dass er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch, es gibt keine Auferstehung der Toten? Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden.
Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, ist auch euer Glaube vergeblich. Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes dastehen, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen.
Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden. So sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren.
Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. Nun aber ist Christus von den Toten auferstanden als Erstling derer, die entschlafen sind.
Herr, befestige unseren Glauben heute durch dein Wort. Amen.
Die Bedeutung der Auferstehung im gesellschaftlichen Kontext
Da hat es vor einiger Zeit ein großes Rumoren gegeben. In einer württembergischen Kleinstadt war über Nacht auf dem Friedhof eine große Gräberschändung geschehen. Eine ganze Reihe von Grabsteinen war umgestürzt. Man hat dann zunächst lange mit der Kriminalpolizei gerätselt, was wohl dahinterstecken könnte: Linksradikale, Rechtsradikale – wer war es wohl?
Am Ende stellte sich heraus, dass es nur der überpflichteifrige Friedhofsvorsteher war. Er hatte sich an eine alte Vorschrift erinnert, in der stand, dass er sich von Zeit zu Zeit davon überzeugen müsse, ob die Grabsteine alle fest in der Verankerung stehen. Also hat er so lange gerüttelt, bis eine ganze Reihe der Grabsteine umgeworfen wurde.
Man versuchte damals, diesem übereifrigen Angestellten zu erklären, dass man das natürlich mit der nötigen Kraft bei fast jedem Grabstein schaffen kann, ihn aus der Verankerung herauszureißen. Aber der arme Mann war ziemlich verlegen.
Das erinnert mich an das, was gegenwärtig geschieht. Man hat so manche Werte des Lebens – nehmen Sie nur Wahrheit, Reinheit, Vaterlandsliebe oder was Sie wollen, Ehre, die Eltern – und nun können Sie all diese Werte aus ihrer Verankerung herausreißen, wenn Sie nur genügend Gewalt anwenden und brutal genug vorgehen.
Was ist in den letzten Jahren nicht alles an Grundwerten unserer Gesellschaft aus der Verankerung gerissen und umgestürzt worden! Es geht sogar so weit, dass man die Grundbestandteile des evangelischen Glaubens ebenfalls einer Rüttelprobe unterziehen kann und fragt: Wie ist das denn? Ist das wirklich stabil? Hält denn die Auferstehung Jesu?
Nicht anders verstehe ich die große theologische Diskussion, die um die Echtheit und Wahrheit der Bibel geführt wird. Wie ist das denn mit den Wundern Jesu? Ist er wirklich der Sohn Gottes? Und ist er wirklich leibhaftig aus dem Grab auferstanden?
Es gibt keine Beweise, die uns hier weiterhelfen könnten. Es gibt nur das Zeugnis. Und nun kann man an diesem Zeugnis rütteln und schieben, und siehe da, auch das lässt sich aus seiner Verankerung herausreißen.
Die Herausforderung der Auferstehung in der frühen Gemeinde
Und wir sind heute am Ostertag zusammen als Menschen, die sich mit diesem Thema beschäftigen müssen. Wie ist das also, wenn man es anders verstehen möchte? Wenn man sagt, dass es heute vielleicht interpretiert werden müsste, also nicht unbedingt buchstäblich, sondern im übertragenen Sinn?
Es ist uns eine Hilfe, dass Paulus uns schon ganz am Anfang der ersten Gemeinde eine Orientierung gegeben hat, wie man sich grundsätzlich Rechenschaft geben muss. Allerdings war die Situation damals etwas anders.
In der ersten Gemeinde, auch in Korinth, gab es noch keine Menschen, die die Auferstehung Jesu in Zweifel gezogen haben. Das war damals gar nicht möglich. Denn es lebten viel zu viele Zeugen. Paulus erwähnt in diesem Kapitel diese 500, die noch leben. Das wäre so, als würde heute jemand sagen, Adenauer hätte nie existiert oder Hitler hätte nie gelebt. Die Leute würden sagen: „Du spinnst, wir haben es doch mit eigenen Augen gesehen, wir sind die Augenzeugen.“
Eine Bestreitung der Auferstehung Jesu war zu Zeiten des Apostel Paulus nicht möglich. Aber es gab damals in Korinth ganz andere Diskussionen. Man sagte: „Auferstehung der Toten, das kann ich mir nicht vorstellen.“ Jesu Auferstehung wagte man nicht zu bezweifeln, aber man behauptete, wir werden nicht auferstehen. Sterben sei eine endgültige Sache.
Einige haben dann die Auferstehung Jesu umgedeutet in einen inneren Akt, bei dem das Ich weiterlebt. Es gab damals einen gnostischen Mythos, nach dem ein inneres Ich, eine Seele, irgendwo aufsteigt und weiterlebt. Aber der Leib ist tot, wird ins Grab gelegt, und damit ist die Sache abgeschlossen.
Andere wiederum haben die Auferstehung Jesu ganz abgetan und gesagt: „Die Auferstehung Jesu hat sich doch in meiner Bekehrung, in meiner Wiedergeburt ereignet, aber wenn ich sterbe, ist die Sache endgültig vorbei.“
Es ging also in beiden Fällen darum, die Auferstehung Jesu stehen zu lassen, aber die Auferstehung der Toten zu leugnen.
Damit beginnt Paulus im Vers 12: „Wie sagen etliche von euch, es gibt keine Auferstehung der Toten.“ Paulus macht nun deutlich: Wenn jemand seine eigene Auferstehung aus den Toten bezweifelt, dann muss er zwangsläufig auch die Auferstehung Jesu von den Toten bezweifeln. Die beiden hängen unlösbar zusammen.
Die Folgen der Leugnung der Auferstehung
Paulus sagt, dass, wenn man die Auferstehung Jesu von den Toten leugnet, das damals für ihn noch undenkbar war. Er konnte sich nicht vorstellen, dass so etwas einmal bestritten werden würde. Wenn die Auferstehung geleugnet wird, dann fällt im christlichen Glauben alles und jedes weg.
Dann wäre es am besten, wir würden heute noch den Betrieb schließen und uns auflösen. Paulus hielt nicht viel davon, wenn man meinte, es stecke doch noch ein tiefer Sinn dahinter. Er meinte, man solle dann ehrlich sein und den Betrieb liquidieren und dem Roten Kreuz vermachen. Eine andere Lösung hat er uns nicht hinterlassen.
Er sagt: Wenn Christus nicht auferstanden ist, und mit der Begründung, es gäbe keine Auferstehung von den Toten, dann ist die Gemeinde Jesu im Innersten zerstört und unfähig.
Ich will das nun in sieben Punkten entfalten. Sie dürfen Ihre Bibel zur Hand nehmen und nachschauen, damit wir hier genau dem Paulus folgen und nicht meinen eigenen Gedanken.
1. Die Predigt wäre ohne Inhalt
Das Erste ist: Wenn alle Predigt sieben Punkte hätte, wäre die Predigt das Erste nur ein leeres Geplapper. Vielleicht denken Sie das, und es mag auch oft zutreffen, dass unser Reden im Namen Jesu leer ist.
Mit Predigt meint Paulus nicht nur das, was auf der Kanzel verkündigt wird, sondern auch das Wort, das man an einem Krankenbett spricht oder das Zeugnis, das man einem anderen Menschen gibt. Denn Paulus sagt in Vers 14: „So ist unsere Predigt vergeblich, wenn Christus nicht auferstanden ist.“
Warum ist eine Predigt nicht einfach eine geistreiche und interessante Überlegung über fromme Tatbestände oder biblische Gedanken? Paulus würde sagen: Eine Predigt ist doch kein Volkshochschulvortrag. Ich schätze die Volkshochschule, aber die Predigt hat einen ganz anderen Sinn.
Die Predigt ist Proklamation des Königreiches Jesu. In der Predigt wird die Herrschaft Christi ausgerufen. Wie hat Jesus selbst gepredigt? „Kehrt um! Tut Buße! Bekehrt euch! Das Himmelreich ist herbeigekommen!“ Jetzt ist er, der Herr, da, und es gibt eine völlig neue Ordnung und ein völlig neues Leben.
Wenn Sie zu Kranken kommen, dann ist das doch, wenn Sie im Namen Jesu dorthin kommen, dass Sie in der Gegenwart des auferstandenen Herrn Jesus Christus mit einem Kranken sprechen und einen sehr äußeren Dienst tun. Doch da soll etwas von der ewigen Welt Jesu anbrechen.
Und wenn Christus nicht auferstanden ist, was redet man dann noch? Was soll denn dann noch geschehen? Paulus hat die Thessalonicher daran erinnert, im 1. Thessalonicher 1,5, als er erzählte, wie er zuerst zu dieser Gemeinde kam und das Wort Christi dort verkündigte: „Das Evangelium kam zu euch nicht nur im Wort, sondern auch in der Kraft und im Heiligen Geist und in großer Gewissheit.“
Hinter unseren Predigtworten muss doch der auferstandene Herr Jesus Christus stehen. Wenn er nicht auferstanden ist, dann ist das alles nur Gebabbel. Da ist es leer, dann sind das nur Hülsen, die Geräusche machen, aber dahinter steckt keine Kraft mehr.
Das können Sie in der Bibel verfolgen: Das Predigtwort, das Wort des Zeugnisses, will viel mehr sein als nur eine kluge Überlegung über biblische Zusammenhänge.
Gott sagt in Jesaja 55: „Dass ich gesandt habe, soll nicht leer zu mir zurückkommen, sondern tun, wozu ich es sende.“ Oder in Hebräer 4 heißt es, dass das Wort Gottes schärfer ist als ein zweischneidiges Schwert.
Doch nicht, weil wir in politische Fettnäpfchen tappen oder weil wir die Predigt interessant machen müssen mit ein paar erzwungenen aktuellen Bezügen, sondern weil das Wort von der Herrschaft Jesu heute über Menschenherzen aufregend ist und bis ins Innerste unseres Gewissens hineinfährt.
Und wenn Jesus nicht auferstanden ist, dann ist das doch alles für die Katz. Dann hör doch auf mit dem Predigen, sagt Paulus. Das hängt an der Auferstehung Jesu von den Toten.
2. Der Glaube wäre ohne Sinn
Das Zweite, was Paulus sagt, ist: Dann ist euer Glaube vergeblich. Es tut mir leid, dass ich heute am zweiten Feiertag all das vom Negativen her zeigen muss. Trotzdem finde ich, wenn man einmal diese Rüttelprobe macht und ausprobiert, wie es denn steht, dann ist es gut, zu wissen, was alles hinfällt, wenn das fällt. Denn erst dann bekommen wir einen Einblick, wie wichtig uns Jesus für unser Leben ist.
Das Zweite also, das Paulus hier entdeckt, ist: Dann wäre unser Glaube vergeblich. Sicher gibt es heute unter der evangelischen Christenheit viele Leugner der Auferstehung der Toten. Diese würden sagen, der Glaube bleibt doch. Glaube heißt doch einfach, die Sache Jesu geht weiter. Welche Sache? Das ist ein verbreiteter Satz heute. Oder man glaubt, dass man Hoffnung haben kann.
Ich werde heute immer stutzig, wenn ich in frommen Darbietungen lese: „Man darf Hoffnung haben.“ Dann möchte ich mich fragen, warum man denn Hoffnung haben darf. So wie heute die Kranken vertröstet werden, die doch keine Hoffnung mehr haben, ist das auch so ein billiger Spruch. Welche Hoffnung darf man haben? Was ist denn unser Glaube?
Glaube heißt, die Hoffnung nicht sinken lassen? Ach, welch ein Unsinn! Das heißt doch nicht Glaube. Sondern: Ich glaube den Worten Jesu. Mein Glaube hat seinen Grund in Jesus. Ich glaube nicht, was in meinem Hirn an Ideen herumspukt, sondern ich glaube, was er mir zum Glauben zumutet. Was er spricht, das glaube ich. Ich glaube seinen Worten.
Wie war das einst bei Abraham? Abraham hatte doch nicht irgendwo fromme Flausen im Kopf, die er geglaubt hat. Er glaubte dem Wort des Herrn. Es geschah nach dem Wort des Herrn, wie der Herr gesprochen hatte, also geschah es.
Darum ist es entscheidend wichtig: An Gräbern nützt es mir nichts, fromme Wünsche zu äußern und irgendwelche religiösen Ideen zu predigen. Es geht um das, was ich im Angesicht des Todes predigen und verkündigen darf. Das kannst du glauben: Jesus Christus hat gesagt: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“ Das glaubt mein Glaube.
Christus hat gesagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt.“ Das glaubt mein Glaube. Einen anderen Grund gibt es nicht. Und dann wäre der Glaube vergeblich. Vergeblich und umsonst – eine Menschensache, eine Einbildung ohne Grund und ohne Inhalt.
Dann müssen wir mit Recht von Lehrformeln des Glaubens reden. Aber der Glaube gründet auf die Auferstehung der Toten.
3. Das Zeugnis von Jesus wäre falsch
Drittens wäre das Reden von Jesus ein Unfug. Paulus sagt, wir wären schamlose Betrüger. Wir würden den Leuten nämlich vorgaukeln, Jesus sei auferstanden. Wir würden dies als mythisches Bild darstellen, obwohl Jesus gar nicht auferweckt worden sei. Damit würden wir die Menschen sogar irreführen und von Gott wegziehen.
Denn wenn Gott Jesus nicht auferweckt hat, warum sollten wir dann an so ein mythisches Bild glauben? In diesem Fall wären wir falsche Zeugen, die behaupten, Gott habe Christus auferweckt, obwohl er das gar nicht getan hätte.
Paulus war Israelit und dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs verpflichtet. Von Jugend an hat er das Zeugnis von Jesus gehasst. Er sagte, es werde etwas anderes hineingebracht: Es gibt nur einen Gott und keinen anderen. Doch die Christen erzählen vom Sohn Gottes.
Das war die Bekehrung seines Lebens: Als er vor Damaskus erkannte, dass Jesus Christus ihm die Macht über den Tod genommen hatte. Jesus ist auferstanden und hat das Grab hinter sich gelassen. Das wurde sein neuer Glaube, dem er sich verpflichtet fühlte und zu dem er gehörte.
Für ihn war es eine große Not, immer wieder mit seinen jüdischen Volksgenossen zusammenzustoßen, die sagten, es gebe nur einen Gott im Himmel.
Man ahnt nicht, wie brisant diese Diskussion wird, je mehr wir dem Islam begegnen. Unter der neuen Symbolfigur Khomeini wird uns der Islam im absterbenden christlichen Abendland erneut sagen: Es gibt nur einen Gott, den einen Gott.
Unser Zeugnis wird sein: Ja, aber Jesus Christus ist von den Toten auferweckt. Der Islam bestreitet nicht, dass Jesus Christus gelebt hat, aber er bestreitet seine göttliche Stellung.
Da sagt Paulus: Merkt ihr denn nicht, dass es nicht sein kann, wenn man sagt, wir hätten alle den gleichen Glauben? An dieser Stelle geht es um den Grundbestand des christlichen Denkens. Hier müssen wir Klarheit haben, was wir wollen und was wir denken.
Das Reden von Jesus wäre ein Unfug, weil wir gar nicht so von ihm reden dürften. Dann wäre das Beten zu Jesus, wie wir es am Anfang unseres Gottesdienstes getan haben, das Anrufen des Namens Jesu ein Unfug und ein unverantwortlicher Leichtsinn. Es wäre eine Irreführung der Menschen, der man mit aller Kraft widerstehen müsste.
Dann gäbe es nur die Verehrung Gottes, und der Name Jesu müsste gestrichen werden, wenn Gott ihn nicht von den Toten auferweckt hat.
Dass Jesus ein edler und werter Mensch war, ist noch lange kein Grund, an Jesus Christus als Herrn und Heiland zu glauben, wenn er nicht von den Toten auferstanden wäre.
4. Der Tod bleibt unbesiegt
Viertens: Der Tod ist noch nicht überwunden, wenn die Toten nicht auferstehen. Er ist das große Rätsel unseres Lebens, und wir müssen uns der Frage nach dem Tod stellen. Der moderne Mensch weicht dieser Frage oft aus. Im gestrigen Gottesdienst haben wir bereits einiges darüber gesprochen.
Der moderne Mensch redet sich oft ein, der Tod sei nur ein Schlummern. Das liegt wohl daran, dass wir nicht mehr beim Sterben dabei sind. Vielleicht haben manche einmal ein schweres Sterben erlebt, und dann vergeht ihnen das Reden vom Schlummern. In Wirklichkeit ist der Tod noch in Macht, und wir müssen uns überlegen, was unser Leben dann bedeutet.
Vor einiger Zeit habe ich ein Interview in einer Wochenzeitschrift gelesen, das mich beeindruckt hat. Es war von einem ungläubigen Menschen, und ich schätze es, wenn Leute grundehrlich sind. Diese Person sagte: „Ich halte nichts von dem Glauben. Der Tod ist eine biologische Katastrophe, kein Eingang in ein sogenanntes Paradies. Es geht in die Grube.“
Dann müssen wir realistisch sein und dürfen nicht an Gräbern stehen und schöne Lieder singen. Wir müssen ehrlich sagen: Der Tod besteht in seiner ganzen Grausamkeit. Es gibt keinen Anlass, irgendwelche Hoffnungen zu hegen. Der Tod ist gültig wie eh und je. Es wäre unverantwortlich, ihn mit frommen Phrasen unrealistisch zu verklären. Der Tod ist in seiner grausamen Schrecklichkeit da.
Im nächsten Gemeindebrief, der am kommenden Sonntag verteilt wird, habe ich einige Gedanken geschrieben, die mich immer wieder bewegen – auch in Gesprächen mit jungen Menschen. Der moderne Mensch denkt oft evolutionär und meint, das Leben sei ein Zufall. Alles sei aus Zufall entstanden. Für mich ist es ein großer Glaube, dass die Leute das wirklich glauben können. Das ist noch größer als der christliche Glaube.
Dieser Zufallsglaube ist erstaunlich. Es ist leichter, an den Sechser im Lotto zu glauben, als daran, dass diese herrliche Welt aus Zufall entstanden ist – mein Leben aus Zufall, aus totem Stoff, aus toter Materie. Aber dann müssen sich die Menschen doch fragen: Was ist mit der Welt los, die so wunderbar geworden ist – nur der Tod ist geblieben?
Der Bibel zufolge ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht (Hebräer 9,27). Das ist die große Frage, die den modernen Menschen beschäftigt, der klug und weise sein will und tiefer in die Geheimnisse des Lebens eindringen möchte. Wenn der Tod solche Macht über uns hat, was ist dann mit dieser Schöpfung los?
Die biblische Antwort ist klar: Das ist die Gerichtshand Gottes, die auf uns lastet. Manche fragen, warum ich immer so streng und ernst vom Tod spreche. Die Antwort ist: Weil der Tod so streng und ernst ist. Nur in Jesus muss ich den Tod nicht mehr fürchten. Jesus selbst glaubt, er werde nicht sterben und den Tod nicht schmecken, sondern durch dieses Tor hindurchgehen zum Leben.
Nur dort gilt es: Für gläubige Menschen hat der Tod seine Schrecken verloren – für die, die in der Auferstehung Jesu eine gewisse Hoffnung haben.
5. Es gäbe keine Vergebung der Sünden
Fünftens: Dann gibt es keine Erlösung, sagt Paulus. Ist Christus nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, und ihr seid noch in euren Sünden. Dann ist auch alles Reden von der Vergebung Jesu unsinnig.
Heute gibt es unter evangelischen Christen auf der einen Seite eine weitgehende Verunsicherung darüber, ob man die Auferstehung Jesu Christi wörtlich nehmen soll. Ja, sagen Sie, wie sollte man sie unwörtlich nehmen, also sinnbildlich? Das müsste mir zuerst einmal jemand erklären, was er dann wirklich darunter versteht. Aber das geht ja gar nicht.
Auf der anderen Seite reden wir unerschrocken von der Vergebung der Sünden. Das berührt das ja nicht. Paulus sagt jedoch, das berührt beides. Wie soll es denn eine Vergebung der Sünden geben?
Da kommen leicht halbgläubige oder ungläubige Menschen und sagen: "Ja, das ist ja selbstverständlich." Ich frage: Wie soll es überhaupt Vergebung geben? Wer kann ihnen ihre Schuld wegnehmen? Wer kann denn für vergangene Dinge sprechen, die längst passiert sind? Die kann ihnen doch niemand vergeben.
Was ich an meinem Vater gesündigt habe, der schon längst bestattet ist – wer will mir das vergeben? Wer will ihnen Dinge vergeben, die in ihrer Jugend geschehen sind? Sagen Sie, wie soll das außer Kraft gesetzt werden?
Das Große unseres christlichen Glaubens ist doch, dass die Schuld auf Jesus von Gott gelegt wurde. Er hat sie ins Grab hinuntergenommen. An seiner Auferstehung hat er sie nicht mehr bei sich; sie ist hinweggetan. Er hat sie mit hinuntergenommen in sein Sterben hinein.
Und wenn Jesus nicht auferstanden ist, dann lebt er ja noch in eurer Sünde. Dann war das bloß ein frommer Betrug, eine Einbildung, die euch unter der Predigt suggeriert wurde, als ob es Vergebung der Sünden gebe. Aber die alten Dinge verfolgen ja euch.
6. Es gäbe kein neues Leben
Sechstens: Es gibt kein neues Leben, wenn ihr noch in euren Sünden seid. Dann wäre alles Reden von einer Wiedergeburt Unsinn. Wenn Jesus Christus nicht von den Toten auferstanden ist, glaubt ihr wirklich, dass es heute ein neues Leben gibt? Wie könnt ihr dann immer wieder behaupten, dass ein Mensch durch Christus eine neue Kreatur, eine neue Existenz wird?
Wie verhält es sich mit unseren Gegebenheiten? Bleibt der Mensch nicht so notvoll, wie er immer war? Können wir den Menschen dann nur Trost spenden und sagen: Ihr bleibt ja sowieso so, wie ihr seid, es gibt keine Änderung? Ein Mensch müsste mit seinen schlechten Seiten leben und auch mit seinen schrecklichen Veranlagungen. Ein Alkoholiker bleibt Alkoholiker, ein wüster Mensch bleibt wüst, und alle Erziehung wäre sowieso umsonst. Vor allem könnte ein Christ einen Menschen auch nicht wandeln.
Das ist nicht wahr. Auch wenn Christus kommt, bringt das nur ein bisschen fromme Verbrämung, aber im Innern hat sich nichts gewandelt? Nein! Wir stehen vor dem Wunder, dass viele Menschen bezeugen, wie sie durch den Glauben an den auferstandenen Herrn Jesus Christus neue Schöpfungen geworden sind – im Innersten verwandelte Menschen.
Soll ich sie jetzt alle erwähnen? Und sind nicht genügend hier, die es unter uns sagen, wie sich ihr Leben völlig verändert hat durch Christus? Seit sie im Geist wandeln und nicht mehr nach ihrer alten, natürlichen Gewohnheit, spüren sie die Kraft des Geistes Jesu in ihrem Leben.
Wie wunderbar haben wir es oft an anderen Menschen beobachtet, dass Jesus Ketten lösen kann und die Macht der Finsternis durchbricht! Ich weiß, dass viele von Ihnen jetzt auch leiden, weil sie manche Dinge noch haben, die sie belasten, oder um Menschen kämpfen und ringen, die ihnen lieb und wert sind. Sie wünschen sich, dass die Siegeskraft Jesu durchbrechen kann.
Da dürfen wir dieses Wunder erwarten: dass Menschen aus der Finsternis zum Licht durchbrechen. Es gibt dieses neue Leben! Jesus ist gekommen, damit er die Werke des Teufels zerstöre! Der, der den Tod zerbrochen hat, gibt heute neues Leben.
Das hängt zusammen, das eine ist ohne das andere nicht möglich. Wenn er das eine auflöst, fällt das andere auch hin.
7. Das Leben wäre ohne Sinn
Siebtens und letztens: Dann wäre unser Leben sinnlos. Paulus gibt im Vers 19 eine nüchterne Zusammenfassung: "Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen."
Damit widerspricht Paulus einigen unter uns, die der Meinung sind und sagen: "Nun, auch wenn das alles nicht so ist, dann war es wenigstens ein sehr interessantes Leben, das ich geführt habe, oder es hat ja einem guten Zweck gedient." Paulus würde uns auslachen. Er ist viel zu arg Realist und würde sagen: Dann wären wir die elendesten, dann wären wir die betrogensten und die irregeführtesten Menschen.
Wir Christen würden etwas tun, und jetzt will ich es konkret sagen: Dann wäre selbst ein solcher Dienst, wie ihn unsere Schwestern tun, Dummheit. Was soll denn das Ganze? Sich in der Nächstenliebe verzehren? Die Welt ist ja sowieso nur aus Evolution entstanden. Die Stärksten haben immer überlebt. Warum pflegt ihr die Schwachen? Lasst doch die Starken siegen, und die Starken werden immer stärker werden. Das ist die Fortsetzung der Welt, die gute Weltentstehung. Das ist ja das Glaubensdogma der Evolution.
Paulus sagt: Ihr müsst euch von diesem Gedanken lösen. Es ist sinnlos, eine Liebe zu leben und sich im Dienst zu verzehren, wenn da nichts dahinter ist, für das wir leben und in dessen Kraft wir uns einsetzen.
Die Auferstehung Jesu als Hoffnung und Grundlage des Glaubens
Nun aber ist Christus von den Toten auferstanden und der Erste geworden von denen, die da schlafen.
Ich bin gestern an einer Wiese vorbeigekommen, auf der Krokusse blühten. Dabei dachte ich: Jetzt ist der Frühling wirklich bald da. Neben der Wiese lag noch Schnee. Das war auf der Ulmer Alb, wo ich einen Dienst hatte. Dort hätte ich fast gemeint, es komme bald Weihnachten, so viel Schnee lag dort. Vor Weihnachten hatte es kaum so viel Schnee.
Doch wenn ich die Krokusse sehe, dann weiß ich: Der Frühling muss kommen. Das sind die ersten Vorboten.
Die Auferstehung Jesu ist der Vorbote der Auferstehung der Toten aller Menschen. Das ist der Anfang, deshalb ist er der Erste derer, die entschlafen sind. Wir leben heute im Glauben an diese Auferstehung von den Toten.
Zum Schluss möchte ich noch einige Zeugnisse des Apostels Paulus lesen, in denen er sagt, was die Auferstehung für ihn bedeutet.
Er schreibt: Nun lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir. Heute ist diese Auferstehung von den Toten in meinem Leben eine Realität. Was ich im Fleische, in diesem irdischen Leben, lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich hingegeben hat.
Oder in Römer 6 sagt Paulus: Wir sind in seinen Tod getauft. Wir sind mit Jesus begraben, damit, wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt worden ist, auch wir nun in einem neuen Leben wandeln sollen. Weil er auferweckt ist, können wir hoffen.
In Kolosser 2 schreibt Paulus: Christus hat euch mit ihm lebendig gemacht, die ihr tot wart in euren Sünden. Jetzt könnt ihr die Kraft der Auferstehung Jesu erfahren.
Paulus fasst sein Lebensziel darin zusammen, dass er immer mehr von der Auferstehungskraft Jesu heute schon erfahren will.
Er ist auferstanden, und in der Kraft der Auferstehung Jesu können wir alle Widrigkeiten überwinden. Paulus schreibt weiter, dass Christus unseren nichtigen Leib verklären wird, nach der Kraft, mit der er alle Dinge unterwerfen wird.
Nun aber ist Christus von den Toten auferstanden – wie reich sind wir! Amen!
