Einführung und biblischer Ausgangspunkt
Zweiten Mose 12
Ich genieße diese Zeit und freue mich, dass Sie sich ebenfalls die Zeit für diese Bibelfreizeit genommen haben. Es ist etwas Wunderbares, was wir hier auf der langen Steinbacher Höhe erleben. Wir freuen uns immer über die ganze Arbeit, die hier geleistet wird. Es ist wirklich ein Geschenk.
Zweiten Mose 12,1-14
Der Herr aber sprach zu Mose und Aaron im Land Ägypten: „Dieser Monat soll bei euch der erste Monat sein, und von ihm an sollt ihr die Monate des Jahres zählen. Sagt der ganzen Gemeinde Israel: Am zehnten Tag dieses Monats soll jeder Hausvater ein Lamm nehmen, je ein Lamm für ein Haus. Wenn aber in einem Haus nicht genug Personen für ein Lamm sind, soll er es mit seinem Nachbarn nehmen, der seinem Haus am nächsten wohnt, bis es so viele sind, dass sie das Lamm gemeinsam essen können.
Ihr sollt aber ein solches Lamm nehmen, an dem kein Fehler ist, ein männliches Tier, ein Jahr alt. Von den Schafen und Ziegen sollt ihr es nehmen und es bis zum vierzehnten Tag des Monats verwahren. An diesem Tag soll die ganze Gemeinde Israel das Lamm gegen Abend schlachten.“
Es ist wunderbar, wie diese Feier nicht nur eine Hausfeier ist. Bei unseren Hauskreisen besteht oft die Gefahr, dass man sich ganz von der übrigen Gemeinde isoliert. Aber in Israel war es schön, dass zur gleichen Zeit in allen Häusern gefeiert wurde. Dadurch entstand eine große Einheit und Gemeinschaft.
Die Bedeutung des Passalamms und der Schutz durch das Blut
Und sie sollen von seinem Blut nehmen und damit die beiden Pfosten an der Tür sowie die obere Schwelle der Häuser bestreichen, in denen sie es essen.
Sie sollen das Fleisch in derselben Nacht essen, am Feuer gebraten, zusammen mit ungesäuertem Brot. Dazu sollen sie bittere Kräuter essen. Das Fleisch darf weder roh gegessen noch in Wasser gekocht werden, sondern muss feuergebraten sein, einschließlich der Kopfschenkel und inneren Teile.
Von dem Fleisch soll nichts bis zum Morgen übrig bleiben. Wenn dennoch etwas übrig bleibt, muss es mit Feuer verbrannt werden.
So sollt ihr es essen: mit gegürtetem Lendenbereich, Schuhen an den Füßen und dem Stab in der Hand. Ihr sollt es essen wie die, die eilig unterwegs sind. Es ist das Passahlamm des Herrn.
Denn ich werde in derselben Nacht durch das Land Ägypten ziehen und alle Erstgeburtsschlagenden in Ägyptenland töten, sowohl bei Mensch als auch bei Vieh. Ich werde Strafgericht über alle Götter der Ägypter halten, ich, der Herr.
Doch das Blut soll euer Zeichen an den Häusern sein, in denen ihr wohnt. Wo ich das Blut sehe, werde ich an euch vorübergehen, und die Plage, die das Verderben bringt, wird euch nicht treffen, wenn ich Ägyptenland schlage.
Ihr sollt diesen Tag als Gedenktag halten und ihn als Fest für den Herrn feiern – ihr und alle eure Nachkommen als ewige Ordnung.
Sieben Tage lang sollt ihr ungesäuertes Brot essen. Schon am ersten Tag sollt ihr den Sauerteig aus euren Häusern entfernen. Wer in diesem Zeitraum vom ersten bis zum siebten Tag gesäuertes Brot isst, soll aus Israel ausgerottet werden.
Die Ordnung des Passafestes und seine bleibende Bedeutung
Am ersten Tag soll eine heilige Versammlung sein, am siebten Tag ebenfalls eine heilige Versammlung. An diesen Tagen sollt ihr keine Arbeit verrichten, nur das, was jeder zur Speise braucht, dürft ihr euch zubereiten.
Haltet das Gebot der ungesäuerten Brote, denn an diesem Tag habe ich eure Scharen aus Ägyptenland geführt. Darum sollt ihr diesen Tag halten, ihr und alle eure Nachkommen, als ewige Ordnung.
Am vierzehnten Tag des ersten Monats, am Abend, sollt ihr ungesäuertes Brot essen bis zum Abend des einundzwanzigsten Tages des Monats. So sollt ihr sieben Tage lang keinen Sauerteig in euren Häusern finden.
Denn wer gesäuertes Brot isst, soll ausgerottet werden aus der Gemeinde Israel – sei es ein Fremdling oder ein Einheimischer des Landes. Kein gesäuertes Brot sollt ihr essen, wo immer ihr wohnt.
Mose berief alle Ältesten Israels und sprach zu ihnen: „Lest Schafe aus und nehmt sie für euch nach euren Geschlechtern. Schlachtet das Passa und nehmt ein bisschen Ysop, taucht es in das Blut in den Becken und bestreicht damit die Oberschwelle und die beiden Pfosten.
Kein Mensch soll zu seiner Haustür hinausgehen bis zum Morgen, denn der Herr wird umhergehen und die Ägypter schlagen. Wenn er aber das Blut an der Oberschwelle und an den beiden Pfosten sieht, wird er an der Tür vorübergehen und den Verderber nicht in eure Häuser kommen lassen, um euch zu schlagen.
Darum halte diese Ordnung für dich und deine Nachkommen ewiglich.
Und wenn ihr in das Land kommt, das euch der Herr geben wird, wie er gesagt hat, so haltet diesen Brauch. Wenn eure Kinder euch fragen: ‚Was habt ihr da für einen Brauch?‘, sollt ihr sagen: ‚Es ist das Passaopfer des Herrn, durch das die Israeliten vorübergingen in Ägypten.
Als er die Ägypter schlug und unsere Häuser errettete.‘ Da neigte sich das Volk und betete an, und die Israeliten gingen hin und taten, wie der Herr es Mose und Aaron geboten hatte.
Die Kraft des Kreuzes und die Bedeutung des Blutes
Wir haben gerade dieses schöne Lied gesungen: Jesu Namen, die verklingen nie. Solche Lieder sprechen uns immer auf eine besondere Weise an. Es ist lange her, wir waren damals jung. Wahrscheinlich war es bei Ihnen auch schon so, als das Lied zum ersten Mal bei uns gesungen wurde.
Wir erinnern uns daran, dass dieses Lied in einem norwegischen KZ gesungen wurde, das die Deutschen dort eingerichtet hatten. An jenem Abend, als sieben oder neun norwegische Christen in dieser Nacht erschossen wurden, sangen sie dieses Lied: „Jesu Name nie verklingend“. Dabei wurde ihnen bewusst, dass sie in einer grausamen Welt des Todes lebten, aber auch von der gewaltigen Hoffnung, die Christen haben.
Sie sollten die Biografie von Professor Hallesby noch einmal lesen. Dort ist eine ganz ergreifende Geschichte beschrieben, wie dieses Lied im KZ erklang und wie es dieser furchtbaren Bluttat der deutschen SS galt. Damals wurde ein unschuldiger norwegischer junger Christ ermordet. So ahnen Sie etwas von dem Geheimnis, das uns unser Herr den Durchblick durch diese Welt des Todes gibt.
Doch es muss Ihnen die schöne Stimmung etwas verderben, dass vor ein paar Tagen der deutsche Talkmaster Jürgen Fliege, der sich als Theologe bezeichnet, ein paar lästerliche Sprüche von sich gegeben hat. Er meinte, es sei eine Horrorvorstellung, dass Blut Schuld sühnen könnte. „Wer Blut sät, wird Blut ernten“, sagte er, und noch einige andere Dinge. Er forderte, man solle Abschied nehmen vom Sühnopfer, von der Vorstellung des Sühnopfers.
In unserem Pfarrblatt, das 25 evangelische Pastoren in Deutschland widerwillig mit einer Zwangsmitgliedschaft in dieser berufsständischen Vertretung erhalten, war ebenfalls ein Artikel zu diesem Thema. Dort hieß es, das sei eine veraltete und merkwürdige Vorstellung. Doch wie kann etwas veraltet sein, wenn große Dinge, die alt sind, auch heute noch Bedeutung für uns haben? Niemand würde die Liebe als veraltet bezeichnen, nur weil es sie schon vor dreitausend Jahren gab.
Diese merkwürdige Vorstellung und der Generalangriff auf die Sühne des Blutes sind nicht erst von Jürgen Fliege erfunden worden. Dazu ist er wirklich noch nicht klug genug. Es war Rudolf Bultmann, der schon gesagt hat, die Vorstellung, dass ein sündloser Mensch – falls es so etwas überhaupt geben sollte – für die Schuld sterben könnte, sei für unsere Zeit nicht mehr haltbar. Bultmann formulierte das in Alpersbach, ganz in der Nähe, im Rahmen der sogenannten Endmythologisierung.
Doch diese Vorstellung war niemals haltbar. Der Apostel Paulus hat es im ersten Korintherbrief so schön gesagt. Wenn Sie eine Bibel dabei haben, schlagen Sie bitte 1. Korinther 1,18 auf. Dort steht: „Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden. Uns aber, die wir selig werden, ist es eine Gotteskraft.“
Und da hat der Liederkranz für hier ganz weltliche Leute „Großer Gott, wir loben dich“ gesungen. Wo es da auf einmal so mächtig klang, hat es mich ganz gepackt. „Lass uns nicht verloren sein!“ Das entscheidet sich am Kreuz, am Verständnis des Kreuzes.
Selbst Leute, die sicher nicht viel Mut zum Glauben haben, haben das so eindrücklich gesungen – die Männer mit ihren schwarzen Anzügen dort in der alten Kirche von Markgröningen. Das hat mich beeindruckt: „Lass uns nicht verloren sein!“ Und das hängt davon ab, ob wir merken, dass das Wort vom Kreuz uns eine Kraft ist, die uns freispricht.
Deshalb war das für die Römer, für die Hellenisten, für die Griechen zur Zeit des Apostels Paulus eine unerträgliche Vorstellung. Warum sollte das Blut uns überhaupt in unseren Problemen helfen können? Die Römer sahen Religion nur als eine Angelegenheit für Angsthasen an. Doch die Römer waren keine feigen Kerle und wollten von Religion nichts wissen.
Sie konnten nicht verstehen, wie man das Kreuz und das Blut, das Schuld sühnt, ernst nehmen sollte, wo doch die Schuld gar nicht ernst genommen wurde. Die Römer kreuzigten Menschen, ohne sich über die Brutalität ihres Vorgehens ein Gewissen zu machen. Schuld leugnet der Mensch, niemand will darauf angesprochen werden. „Ich bin recht, ich tue recht“, sagt er.
In unserer materialistischen Zeit brauchen wir heute höchstens Geld, Gesundheit und eine Lösung für soziale Sicherheit. Wir haben Arbeitsprobleme, Wirtschaftsprobleme. Doch der moderne Mensch schiebt all das so weg, wie es der römische Mensch zu seiner Zeit getan hat.
Die Befreiung aus der Knechtschaft und die Bedeutung des Passafestes heute
Es ist wunderbar, dass wir nach der Passionszeit noch einmal über die Einsetzung des Passamals nachdenken können und darüber, was für ein merkwürdiges Geheimnis es ist, dass das Lamm für uns geschlachtet wurde.
Wir sind heute alle zu weit von der Landwirtschaft entfernt, um uns das richtig bildlich vorzustellen. Ich kann mir vorstellen, dass die Kinder, die ja auch am Passamahl teilnahmen, dies immer als eine sehr erschütternde Sache empfunden haben. Für Kinder gibt es nichts Zärtlicheres, das sie abends beim Einschlafen in den Arm nehmen wollen, als ein Lämmchen.
Wir mussten im Auto immer anhalten, wenn wir mit unseren Töchtern unterwegs waren und irgendwo eine Schafherde sahen. Sie fühlten sich ganz geborgen, wenn kleine Lämmlein dabei waren. Und nun liegt dieses Lämmlein auf der Platte in der Mitte des Tisches. Davon kann man kaum essen. Dieses wirklich unschuldige Lämmlein musste sterben.
Heutzutage sagt ein Talkmaster im Fernsehen vielleicht, dass er das nicht bräuchte. Es kommt mir immer so vor, als wären einige übermütige Urlauber am Mont Blanc mit Sommersandalen ausgestiegen und wollten über einen Gletscher gehen. Plötzlich stehen sie an einem Abhang, und die Bergwacht kann sie nur mit Lebensgefahr retten. Einer der Retter wäre fast abgestürzt. Und dann sagen die Touristen: „Hätte es das nicht gar nicht gebraucht?“ Sie haben gar nicht geahnt, in welch tödlicher Gefahr sie sich befanden.
Deshalb müssen wir uns immer wieder bewusst machen, dass wir Menschen uns völlig falsche Vorstellungen über unsere Lage machen. Nicht nur unsere Sünden sind Ursache der Verdammnis, und wir kennen viele Übertretungen. Selbst wenn jemand niemals auch nur eine Sünde getan hätte, könnte er dennoch vor Gott nicht bestehen. Denn wir Menschen sind verlorene Wesen, die nicht zu Gott vordringen können.
Wir haben ganz falsche Vorstellungen davon, was Frömmigkeit bedeutet. Wir sind von Gott ausgestoßen und gehören einem Geschlecht an, das vor dem Angesicht Gottes nicht bestehen kann. Schon bei den Israeliten hat Gott das deutlich gemacht. Beim Auszug aus Ägypten war zunächst einmal die große Not der Sklaverei entscheidend. Sie waren 430 Jahre in Ägypten in Ketten gebunden.
Später haben die Israeliten in der Wüste immer wieder zurückgeblickt. Es war gar nicht so schlecht, als sie Mangel hatten. Sie rühmten sich einzelner Dinge, die sie in Ägypten noch hatten: „Da hatten wir Knoblauch zu essen, und wenigstens gab es Speise und Trank. Hier in der Wüste gibt es gar nichts mehr.“ Der Mensch kann sich an diese trostlose Knechtschaft in Ägypten gewöhnen. Ägypten hatte auch seine Religion und Kultur. Ägypten ist immer wieder ein Bild für die Welt, in der wir leben.
Ausleger haben immer wieder darauf hingewiesen, dass die ganze Geschichte des Auszugs des Volkes Israel aus Ägypten durch die Wüste ein Bild ist. So wird es ja schon im Neuen Testament erklärt. Sie ist ein Bild für unseren Weg als Gemeinde, auf dem wir uns lösen müssen aus den Bindungen dieser Welt. Wir sind Gottes Volk auf dem Weg zur ewigen Heimat.
Es ist sehr schwer, sich aus den Bindungen der Welt zu lösen und unter das große Gesetz und die Ordnung von Jesus zu stellen, ihm nachzufolgen und ihn in die Mitte unseres Lebens zu setzen. Die Israeliten konnten sich nicht aus eigener Kraft aus Ägypten befreien. Es war völlig unmöglich. Wenn Gott nicht für sie gestritten hätte, wenn Gott nicht den Pharao so verhärtet hätte, dass er sein Herz verschloss, wäre es nicht gegangen.
Wir haben die Plagen noch nicht behandelt. Die Plagen sind das Zorngericht Gottes über diese Welt. Es ist uns bewusst: Das größte Problem unserer Welt, unserer schönen Frühlingswelt, ist, dass der Zorn Gottes, das große Zorngericht, über der Welt liegt. Es ist ein Wunder, dass wir unter der Gnade Gottes stehen und nichts von diesem Zorngericht abbekommen.
Wir sind bedroht vom Zorn Gottes (vgl. Römer 1). Gott hat diese Welt ihrem Verfall überlassen, in all ihre Verirrungen und falschen Gedanken. Sie haben das Bild Gottes zerstört und können nicht herausfinden. Es ist ein Wunder, dass Gott seine Gemeinde in diesen schwierigen, letzten bösen Zeiten erhält, sammelt und zusammenführt aus der Welt, ruft in seine Nachfolge.
Die Gemeinde unterscheidet sich ganz wesentlich von diesem verderbten Geschlecht, in dem wir leben. Hoffentlich unterscheidet sich unser Leben total von den Grundgesetzen dieser Welt, denn es besteht ein großer Gegensatz. Gott hat die Israeliten durch eine starke Hand herausgerufen. Der Pharao musste sie schließlich ziehen lassen. Er bot ihnen noch an, zu gehen, trieb sie aus und ging weg.
Doch es dauerte nicht lange, bis er ihnen wieder nachjagte und seine Fronarbeiter zurückhaben wollte. Wir müssen wissen, dass das ganz entscheidend ist. An dieser Stelle ordnet Gott an und sagt, dass die Israeliten überall, bevor sie ausziehen, das Ritual des Schlachtens des Lämmleins in der Hausgemeinschaft durchführen sollen. Alle zur gleichen Stunde, verbunden durch alle Häuser hindurch, sollen sie das tun.
Wenn man einmal nachschlägt, findet man in 2. Thessalonicher 2,11-12, dass es ein Teil des Gerichts Gottes ist, wenn Gott die Macht der Verführung schenkt, so dass die Menschen der Lüge glauben. Dadurch werden alle gerichtet, die der Wahrheit nicht glauben, sondern Lust an der Ungerechtigkeit haben. Das vollzieht sich an den Ägyptern.
Gott hat die Ägypter nicht von vornherein vom Heil ausgeschlossen. Es ist wunderbar, wie im Alten Bund immer wieder gezeigt wird, dass Gott die Völkerwelt von den Inseln und den fernsten Ländern in seiner Liebe sucht und dass von der Herrlichkeit Gottes gepredigt wird. So war es auch beim Pharao: Es gab einen Moment, in dem Gott die Menschen abgleiten ließ in die Lüge, sodass sie die Wahrheit nicht mehr erkennen konnten.
Wir können nur beten: „Herr, lass das nicht geschehen bei mir. Lass mich nicht hinunterfallen, auch trotz meines Ungehorsams und meiner Gleichgültigkeit. Ich will doch den Sohn Gottes erkennen, den rettenden Sohn Gottes, der das Lamm für mich geschlachtet hat.“
Wenn man weiter nachschlägt, findet man in Hebräer 9,27: „Es ist den Menschen bestimmt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht.“ Christus ist einmal geopfert worden, um die Sünden vieler wegzunehmen. Das Große geschieht in jener Nacht, in der in Ägypten die Erstgeburt stirbt.
Da setzt Gott dieses Lämmlein ein. Warum hat Gott das getan? Um uns daran zu erinnern, dass es eine große Tat Gottes war, denn wir können uns nicht aus dieser Verfallenheit und dem Tod lösen. Für die Israeliten ging es in dieser Nacht nicht um den Tod, sondern um die Befreiung.
Das ist das Wunderbare, das wir heute bis hin zum Abendmahl oder Brotbrechen erkennen dürfen: Christus ist für uns gestorben. Er hat all die Not erlitten, nicht nur meine Schuld, sondern ist durch die Tiefen des Todes gegangen, durch das Gericht und den Zorn Gottes, diese unheimlichen Abgründe der Hölle, und hat mir Erlösung geschaffen.
Ich darf sie annehmen, wie das Volk Israel, und ich darf in diese Spur eintreten, die Gott schon gestiftet hat. Das ist eine wunderbare Sache, die hier für uns da ist.
Das, was die Ägypter damals erlebt haben, wiederholt sich immer wieder durch die Zeiten und durch die Menschen: Der Mensch setzt sich an die Stelle Gottes. Das hat heute im 21. Jahrhundert eine besondere Bedeutung. Wir hatten das nicht nur bei Stalin und Hitler, sondern heute, wo jeder einzelne Mensch sich als Geber des Gesetzes ausgibt. Er kann über sein Leben bestimmen und sagen, was gültig ist und was man meint.
Demgegenüber steht ein Gottesvolk, das die Befreiung aus dieser Welt annimmt – in großer Hoffnung und Zuversicht. Das Passa war ein großes Jubelfest der Todesüberwindung.
Die Bedeutung des Todes und der Hoffnung auf das ewige Leben
Wir sollten uns immer wieder bewusst machen, wer von uns als Nächster abberufen wird. Eine herrlichere Beförderung kann man sich kaum vorstellen, als heimzugehen. Für die Angehörigen ist das oft schwierig, doch hoffentlich haben sie ihr Haus in Ordnung gebracht und sagen: Wenn der Herr mich heute Nacht heimholt, bin ich bereit.
Dann darf ich vor dem großen Thron, vor dem Thron Gottes stehen und die Schar derer sehen, die den Herrn preisen und anbeten. Ich habe kein Bedürfnis, dass mich jemand noch einmal auferweckt oder ein Wunder der Toten geschieht, um mich zurück in diese böse Welt zu holen. Vielmehr sollen die Toten ruhig beim Herrn sein, wo sie herrlich bewahrt und in Frieden leben.
Das ist die Befreiung von den Sklavenketten dieser Welt. Kein einziger kann sich aus den Bindungen lösen, auch nicht aus den sündigen Fesseln dieses Lebens und dieser Welt, in die wir als Menschen hineingeboren werden. Es ist nicht nur eine Entscheidung, Sünde zu tun, denn ein ganz anderes Opferlamm hat für uns sein Leben gegeben: Jesus, das wahre Gotteslamm.
Ich erinnere mich, wie ich als Kind und junger Mann oft über Lieder gestolpert bin, zum Beispiel wenn es heißt: „O Gotteslamm, ich komme“. Es ist ein herrliches Wort. Der Teufel kann uns alles vermiesen, sodass uns gar nichts mehr gefällt. Die herrlichste Speise im Restaurant schmeckt nicht mehr, wenn der Tischnachbar sagt: „Vielleicht hat der Koch hineingespuckt, sonst esse ich das nicht mehr.“
So kann man auch mit einem Eiweiß etwas verderben. Wenn irgendein Spötter anfängt, Witze über das Lamm Gottes zu machen, wird uns das für ein Leben lang verdorben. Das ist schlimm, denn es ist die herrlichste Aussage, dass er das Lamm für uns geworden ist – dieses Pascha-Lamm. Diese Bedeutung ist nur im biblischen Zusammenhang verständlich, denn anders kann ich die Ketten nicht zerbrechen.
Das Zeichen des Blutes und der Glaube als Schutz
Und jetzt kommen wir zum nächsten Punkt: zum Blut. Wir wollen uns nicht zu lange mit den Spöttern aufhalten, die das ablehnen.
Interessant ist, dass der Hausvater den Büschel Üschop nimmt und das Blut an die Zargen, also an den Rahmen der Türpfosten, streicht. Das ist ein Zeichen. Es ist ganz wunderbar, was dort steht: Wenn der Herr als der Richtende und der Würgengel durch die Straßen zieht, dann ist dieses Haus bewahrt, weil der Herr es sieht. Der Herr sieht, dass dieses Haus mit Blut gekennzeichnet ist.
Jetzt ist es mir ganz wichtig zu sagen, weil das heute schon eine große Rolle spielt: Viele sagen, sie fühlen nichts. Dabei ist es überhaupt nie die Rede davon, was die Leute beim Passah fühlen. Wir haben eine ganz falsche Richtung eingeschlagen, wenn wir darauf schauen wollen, was ich fühle.
Die Israeliten fühlten auch nichts. Entscheidend ist, ob der Herr sieht und sagt: „Da ist Blut.“ Das Blut zeichnet unsere Tür. Das hält der Glaube dem Tod für. Das ist in dem schönen Lied von Martin Luther „Christ lag in Todesbanden“ ganz wunderbar ausgedrückt, das Johann Sebastian Bach dann in der Kantate vertont hat: „Das Blut zeichnet unsere Tür, das hält der Glaube dem Tode für.“
Wer das Blut Jesu für sein Leben angenommen hat, wer den Opfertod Jesu angenommen hat – Jesus, du bist für mich ans Kreuz gegangen – der hat die Gotteskraft, mit der Sünde zu brechen. Er kann ein neues Leben beginnen, aus der Knechtschaft heraustreten. Dabei ist es gar nicht wichtig, was er fühlt. Noch einmal: Der Herr sieht das.
Charles Haddon Spurgeon hat das immer originell ausgedrückt. Er sagte: Stellt euch mal euer Leben vor, unsere Londoner Straßen. Wie viele Hinterhäuser gibt es? Und irgendwo im dritten Stock eines Hinterhauses wohnen Leute. Der Herr weiß, wo das Blut die Tür zeichnet. Selbst wenn die Leute nichts fühlen.
Spurgeon hat gesagt: Haltet euch nicht an den Gefühlen auf, sondern wichtig ist, dass ihr den Schritt gemacht habt und sagt: „Jesus, du bist für mich gestorben, ich möchte zu deiner Kreuzgemeinde gehören.“ Das ist der entscheidende Schritt. Da bin ich ein Kind Gottes geworden.
Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Das steht in Johannes 3,36. Das ist ein Vertrauen, das ich dem Herrn schenke. Ich muss jetzt auch nicht grübeln, was passiert, wenn ich in Anfechtungen falle. Ich habe diesen Schritt vollzogen. Niemand kann mich aus seiner Hand reißen. Ich bin in ihm bewahrt.
Das Blut hat Gott als ein Sühneopfer akzeptiert, so wie er das Blut seines Sohnes genommen hat, um diese Erlösung für mich zu schaffen. Aber es ist entscheidend wichtig, dass ich sagen kann: Ja, Jesus, du bist für meine Schuld am Kreuz gestorben.
Die Realität der Schuld und die Kraft der Vergebung
Ich möchte jetzt nicht die ganze herrliche Passionsgeschichte noch einmal ausführlich durchgehen, wie Jesus als Sterbender bewegt war, während die Spötter um das Kreuz standen und er sagte: „Vater, vergib ihnen.“ Er konnte vollgültige Erlösung zusprechen.
Es wird bei uns oft leichtfertig gesagt, Gott könnte das auch ohne Blut tun. Aber nein, das Erschütternde ist, dass bei uns die Schuld bleibt. Sehen Sie, wie auch die Schuld unseres deutschen Volkes bleibt – auch das, was geschehen ist, etwa an den Juden. Mit dieser Schuld müssen wir leben, das ist die Realität. Wenn Menschen etwas getan haben, das anderen geschadet hat, besonders wenn diese Menschen verstorben sind, wie wollen sie denn Schuld wiedergutmachen?
Simon Wiesenthal hat einmal ein Buch herausgegeben mit 50 Beiträgen berühmter Persönlichkeiten. Es hieß „Sonnenblumen“. Darin gab es eine Geschichte aus Polen, wo ein SS-Mann im Sterben lag. Er wollte dringend noch einen Juden sprechen, der ihm Vergebung zusprechen konnte. Denn damals, bei einem Polizeieinsatz, hatte er ein Haus umstellt. Eine Frau mit einem Kind kam heraus, und er schoss und tötete sie. Es waren Juden, die sich dort versteckt hatten. Im Sterben war er bewegt und suchte Vergebung.
Die 50 Beiträge kamen von großen Literaten, Nobelpreisträgern, Politikern und anderen. Alle sagten, es sei ein unanständiger Gedanke, dass Vergebung überhaupt möglich sei. Das sei schmutzig. Der Mann müsse mit seiner Schuld leben und auch in Ewigkeit damit umgehen, falls es ein Danach gibt. Nur ganz wenige deuteten an, dass Christen vielleicht andere Gedanken haben. Diese skizzierten das aber nur am Rande. Man merkt, was soll Vergebung in so einer Lage sein? Wie soll eine solche Schuld je vergeben werden können?
Gott hat die Schuld an dem Leib seines Sohnes gerichtet. Darum ist es so wichtig, was auch Christian Gregor in seinem Lied sagt: „Ach mein Herr Jesus, wenn ich dich nicht hätte! Was soll ich denn überhaupt machen? Ich kann doch ohne dich überhaupt nichts machen.“ Oder: „Sein Blut bedeckt meine Schuld, sein Kreuz bedeckt meine Schuld, sein Blut macht hell mich und rein.“ So heißt es genau. Mein Wille gehört meinem Gott, ich traue auf Jesus allein. Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.
Dann wissen wir und erleben, wie das Wunderbare geschieht: In diesem Kreuz und im Blut des Kreuzes liegt tatsächlich diese Kraft. Wir sind also friedliche Bürger geworden. Wenn wir nur mit unseren Freunden von der Aktion Wegscheide reden, die Inhaftierte aufnehmen, ist das ganz toll. Oder mit denen von Metanoja in Frankfurt, die Drogensüchtige betreuen. Wenn überhaupt ein Mensch von der Drogensucht frei wird, geschieht es nur unter dem Kreuz. Denn allein Jesus hat die Kraft, diese Ketten zu sprengen. Und wo ein Mensch das erkennt, ist der Schlüssel drin.
Das geschieht eben nicht in Talkrunden bei „Fliegen“. Dort kann man die Probleme der Welt erörtern, aber es gibt keine Befreiung, keine Lösung und keine Heilung. Wo dieses Blut die Tür zeichnet, da sitzen Menschen, die sind geborgen, im Frieden und in Sicherheit. Auch wenn sie sich vielleicht nicht immer so sicher fühlen, sind sie es doch.
Das ist bei uns so: Wenn wir im Krankenhaus vor einer Operation sind, haben wir schwere Gedanken und malen uns aus, was alles passieren könnte. Aber wir sind geborgen, weil Jesus sein Wort gegeben hat. Das Kreuz beschreibt einen Tatbestand, auf den ich mich verlassen kann, auch wenn meine Nerven verrückt spielen.
Ich will wissen: Ich gehöre ihm. Da habe ich meine Heilsgewissheit unter dem Kreuz von Jesus. Darum ist es so wichtig, dieses Passa zu feiern.
Das Mahl der Gemeinschaft und die Bedeutung von Brot und Wein
Das dritte Mahl der Gemeinschaft spricht zunächst von der Knechtschaft, von dieser Gebundenheit und den furchtbaren Ketten, aus denen uns Jesus befreit. Dann geht es um die Kraft des Blutes, und es erfolgt ein unmittelbarer Übergang vom alten zum neuen Bund.
Auch das habe ich noch vergessen, sehe ich gerade im Psalm 78, Vers 49. Dort heißt es: „Grimm und Wut in Trübsal, eine Schar verderbenbringender Engel, als er seinem Zorn freien Lauf ließ und ihre Seele vor dem Tod nicht bewahrte und ihr Leben preisgab. Pest, als er alle Erstgeburten Ägyptens schlug, die Erstlinge ihrer Kraft in Zelten nahm.“ Es ist beeindruckend, wie hier im Psalm noch einmal erzählt wird, was beim Passa eingesetzt wurde.
Diese Welt, in der wir leben, lebt in der Hoffnung, dass Frieden herstellbar sei. Das glauben alle. Wir leben alle in der Illusion, als ob unsere Sparguthaben sicher seien und wir unsere Zukunft planen könnten. Als der eiserne Vorhang fiel, konnte sich niemand vorstellen, dass das viel Schlimmere des Terrorismus plötzlich kommen würde. Und was da noch über unser Deutschland allein hereinbricht – wir wollen jetzt nicht die Dunkelheit malen. Aber es ist die Glut des Zornes Gottes über dieser Welt, weil die antichristliche Herrschaft aufgebaut wurde.
Wir leben als Gemeinde sicher und brauchen keine Dramen, egal was von außen kommt. Sicher ist das, weil das Blut Jesu unsere Tür zeichnet und der Herr für uns sorgt. Er führt seine Gemeinde auch durch die letzte Trübsal. Es kann nichts geschehen, und niemand kann uns aus der Hand des Herrn reißen.
Nun zum dritten Mahl der Gemeinschaft: Essen und Trinken spielen in der Bibel eine ganz große Rolle. Es ist schön, wie die Tischgemeinschaft ein Erlebnis ist. Bei Feierlichkeiten wie Geburtstagen oder Hochzeiten spielt das Essen eine wichtige Rolle. Obwohl wir oft klagen müssen – ich habe das heute auch beim Kuchen erlebt –, dass wir aufpassen müssen, weil manche Dinge nicht verträglich sind. Es ist schade, wenn man nicht mehr herzhaft zubeißen kann. Aber Essen und Trinken sind etwas ganz Schönes.
Worum geht es nun beim Abendmahl oder beim Brotbrechen? Es geht nicht nur um das Essen dieses Brotes. Jesus hat immer gleich die Brücke geschlagen: „Ich bin das Brot des Lebens“ (Johannes 6, in Kapernaum, in der Synagoge). Ich muss Jesus in mich aufnehmen.
Wir wollen uns nicht über die verschiedenen Missverständnisse oder Auffassungen des Abendmahls oder Brotbrechens unterhalten. Jeder darf seine Meinung haben. Entscheidend ist in jedem Fall, dass es nie durch eine magische Speise geschehen kann. Das gilt auch bei der Taufe. Es kann niemals durch Berührung oder Ähnliches geschehen, sondern immer nur durch den Glauben.
Für die Reformation war das Martin Luther ganz entscheidend wichtig. Darum war es bei Luther wichtig, dass die Einsetzungsworte des Abendmahls zur Gemeinde gesprochen werden. „Wer es glaubt, der hat“, hat Luther gesagt. Es kommt entscheidend darauf an, ob ich Christus aufnehme.
Schade ist, dass in den Sakramentsverständnissen, wie wir sie in verschiedenen Konfessionen haben, dies oft wieder verwischt wird. Das gilt auch für manche Nachfolger von Martin Luther. Selbst die Katholiken haben seit dem Konzil umgestellt und sprechen die Einsetzungsworte des Abendmahls zur Gemeinde, während sie früher diese immer zum Allerheiligsten brachten. Jetzt steht der Priester hinter dem Altar und spricht sie zur Gemeinde.
Das magische Verständnis ist vielleicht noch bei manchen vorhanden. Aber es geht einfach darum, Christus aufzunehmen. Christus möchte dein Teil werden, so wie das Lamm beim Passa gefeiert wurde.
Die heutige Passafeier und die Bedeutung der Reinigung
Jetzt machen wir einen kurzen Einschub und überlegen, wie die Juden heute eigentlich das Passa feiern. Sie feiern es ohne Lamm, denn schon wenige Jahre nach dem Tod von Jesus konnten sie kein Lamm mehr schlachten, weil der Tempel zerstört war.
Die Juden feiern das Passa im Großen und Ganzen ganz ähnlich wie wir Christen das Abendmahl feiern.
Auf einer Israelreise hatten wir einmal das Erlebnis, dass unser Busfahrer hier in Wimburg etwas merkte. Er hörte immer Radio, und als wir fragten, was los sei, sagte er, es sei Krieg im Libanon. Es war die Zeit, als die Israeliten wieder eingerückt sind. Sie werden durch den Rundfunk und über Codeworte benachrichtigt, diese Miliz praktisch, dass alle wieder da sein müssen.
Unser Busfahrer musste in dieser Nacht, als wir in Jerusalem waren und er uns ins Hotel gebracht hatte, zu seiner Panzereinheit. Sie mussten in dieser Nacht noch ausrücken. Es war Gründonnerstag vor Ostern. Wir sagten, das sei ja schön, was sie da machen, während wir noch miteinander Passa feiern.
Was machten wir? Wir fuhren bloß vor Jerusalem auf einen Busparkplatz, der wie eine kleine Baustelle aussah. Der Guide war vorher ausgestiegen und hatte ein Baguettebrot, eine Flasche Wein und ein paar Becher gekauft. So feierten wir Passafern zwei, wie beim Abendmahl. Es war der Kelch und das Brot, gebrochen für uns. Vom Lamm gab es nichts mehr.
Die Juden gestalten die Zeremonie natürlich viel schöner, aber wir haben zum ersten Mal verstanden, wie das in jener Nacht des Todes war. Unser sympathischer Busfahrer rückte aus, ohne zu wissen, ob er heil aus dem Krieg zurückkehren würde. Er zog in eine Welt des Sterbens hinein, aber im Vertrauen darauf, dass Gott ihn birgt und schützt.
Das ist etwas Schönes, wenn wir auch in schweren Krisen das Mahl feiern. Leider ist es bei uns oft so, dass wir bei Kranken heute sagen: „Ach, wir wollen gar kein Krankenabendmahl feiern.“ Aber warum eigentlich nicht? Das Abendmahl ist ja kein Todesmahl oder eine Totenweihe. Im Gegenteil, es ist der Zuspruch: „Du bist geborgen in der Gegenwart des Herrn.“
Während der Wirkengel durch die Straßen geht, befehle ich mich wieder in die Hand des Herrn und darf in seinem Frieden ruhen.
Dazu gehört für die Israeliten natürlich das Entfernen des Sauerteigs, des alten Sauerteigs. In den jüdischen Familien ist das ein großes Fest. Der Hausvater geht mit den Kindern durch das ganze Haus. Die Kinder machen das meistens nur zum Spaß; jeder hat einen Besen dabei, der eher eine Attrappe ist. Dabei wird das Chometz, der Sauerteig, ausgefegt und draußen im Feuer verbrannt.
Das alte Brot, der „alte Dreck“, wird entfernt, das Haus wird gereinigt. Sie machen das sehr gründlich, fangen oben im Speicher an und gehen bis in den Keller hinunter. Aber es ist eher eine Zeremonie, denn im Neuen Testament wird das als Bild für uns gebraucht.
Schlagen wir es auf, 1. Korinther 5,6-8: Da geht es um Unzucht in der Gemeinde. Paulus sagt: „Es ist nicht gut, dass ihr dauernd so angebt über eure schnell wachsende Gemeinde und euer tolles Gemeindeleben. Wisst ihr nicht, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? Wenn irgendwo Unreinheit, Schmutz, Sünde, Hass oder üble Nachrede ist, dann kann Gott die Gemeinde nicht segnen. Darum schafft den alten Sauerteig weg!“
Das ist die Sprache vom Passa feiern, damit ihr ein neuer Teig seid, ungesäuert. Denn auch wir haben ein Passalamm, das ist Christus, der geopfert ist. Darum lasst uns das Fest feiern, nicht im alten Sauerteig, auch nicht im Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern im ungesäuerten Teig der Lauterkeit und Wahrheit.
Zum Passa gehört ganz stark, dass ich mich von der Sünde in meinem Leben trenne. Das hat in meinem Leben immer eine Rolle gespielt, und ich war dankbar, in welcher Form wir auch das Mahl gefeiert haben, wenn das irgendwo zum Ausdruck kam.
Heute sind es gerade die liberalen Kräfte in unserer evangelischen Kirche, zu der ich gehöre, die keine Sündenvergebung mehr im Abendmahl sehen wollen. Aber es war schon etwas Großes, wenn ich an meine Großmutter denke. Sie musste sich auf dem Dorf immer zum Abendmahl anmelden. Diese Anmeldung war nötig, damit der Pfarrer ein Seelsorgegespräch führen konnte: „Bist du bereit, das Abendmahl zu empfangen?“
Wir sollten uns das wieder vornehmen, wenn wir Jesus bewusst in unserem Leben aufnehmen wollen, ihn essen wie das Brot. Dabei sage ich: „Herr, ich will mich lossagen von so vielem in meinem Leben, was mich belastet.“ Die Zusage der Vergebung ist natürlich wichtig.
Natürlich kann das alles zur Alltäglichkeit werden und dann missbraucht werden. Das ist tragisch. Aber der Sauerteig, das Alte, das Böse in meinem Leben, soll wegkommen. Deshalb gehören auch die Bitterkräuter dazu.
Die Bitterkräuter erinnern daran, dass diese schmutzigen Dinge wegkommen sollen. Sie erinnern an die Leidensgemeinschaft, die nötig ist. Auch an den schweren Kreuzesweg, den die Gemeinde durch die Wüste geht.
In der Jesusgemeinschaft werden wir noch einmal besprengt an unseren Herzen und gereinigt am Leib. So heißt es in Hebräer 10,22: „Lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in vollkommenem Glauben, besprengt an unseren Herzen, los von dem bösen Gewissen und gewaschen am Leib mit reinem Wasser!“
Das gehört mit zum Mahl.
Die Bedeutung der Aufbruchsstimmung und das Leben in der Nachfolge
Und dann noch das Letzte, das Vierte: Als die Hinweggehenden in der Aufbruchstimmung waren, war natürlich ganz klar, dass der Mandel geschürzt und der Gürtel festgebunden war, damit sie hinausgehen konnten in diese dunkle Nacht des Todes und hinausziehen zur Freiheit, den Stab in der Hand.
Für uns ist es ganz wichtig, dass das dazugehört, wenn wir das Mahl feiern, dass wir uns erinnern. Ich glaube, ich habe es nie vergessen. Wir sollen uns ganz stark daran erinnern, bis wir das Mahl neu feiern in der Herrlichkeit, in der Gegenwart unseres Herrn Jesus. Das gehört ganz fest dazu.
Denn gerade beim Abendmahl, beim neuen Passamahl, sind wir gerufen, uns nicht hier in dieser Welt als Bürger friedlich einzurichten, sondern uns zu lösen aus den gottlosen Bindungen dieser Welt und uns ganz Jesus zur Verfügung zu stellen für die kurze Zeit unseres Lebens und ihm zu dienen, wenn er uns braucht.
Wir sind auferstanden mit Christus. Darum lasst uns jetzt das Ergreifen und das Alte ablegen. Wichtig ist der vernünftige Gottesdienst, den wir darbringen. Wir sollen uns nicht dieser Welt gleichstellen, sondern uns erneuern, so wie es in Römer 12,1-2 heißt, dass wir uns Gott ganz zum Dienst zur Verfügung stellen.
Wir sollen nachjagen und die Auferstehungskraft von Christus ergreifen. Das war der Sinn dieses Passafeierns. Für die Israeliten war es der Anfang ihrer Zeitrechnung, von diesem Auszug aus Ägypten zu rechnen.
Wir haben eine neue Zeitrechnung angefangen mit dem Opfertod und dem Kommen von Jesus in diese Welt. Wir zählen von Christus her unsere Jahre, weil das die entscheidende Sache ist: dass wir jetzt unser Leben neu begreifen. Aber diese Sehnsucht nach der Ewigkeit gehört dazu.
Es gab auch eine Zeit, und das ist bei vielen Christen verbreitet, in der sie immer Todesangst hatten. Sie sehnten sich so sehr nach dem Himmel und betonten immer wieder, wie wichtig es sei, in dieser Welt Dienst zu tun.
Ich habe gar keine Angst, dass nur einer von ihnen nicht genügend dieser Welt verhaftet ist. Ich habe die Sorge, dass wir alle viel zu sehr der Welt verhaftet sind. Wir wissen alle genau, wie die Börsen stehen, was der Euro wert ist und was die Politik macht.
Unser Leben wird schon ganz frei, wenn wir abends nicht mehr die Tagesschau anschauen und deshalb eine schöne geistliche Besinnung haben. Wir haben uns durch die ganzen Fernsehsendungen unsere Abendandachten zerstört und unseren Ewigkeitsblick genommen. Auch die Sehnsucht nach der neuen Welt Gottes ist dadurch geschwächt worden.
Ich sorge mich gar nicht, dass Sie es sind. Es gibt ja auch viele Sprüche, wir sollen uns in dieser Welt bewähren – in der Politik und allem. Was soll ich denn mit der Politik machen? Es sind doch nur ganz wenige, die gewählt werden können.
Wir nehmen unser Wahlrecht ernst, aber wir stimmen doch nicht um, weder die Probleme in der örtlichen Kommunalverwaltung. Viel wichtiger ist, dass wir eine Zukunftsbeziehung haben und bereit sind, jeden Tag wie die klugen Jungfrauen, wenn der Bräutigam kommt, ihm entgegenzugehen.
Wir sollen uns jeden Tag auf das Kommen unseres Herrn ausrichten und uns freuen, was er noch mit uns vorhat. Denn er hat tatsächlich die Bindungen zerbrochen.
Mit dem Tod von Jesus ist es möglich geworden, das neue Leben zu ergreifen, ein neues Leben zu gestalten und eine Botschaft in die Welt zu bringen – vom Leben zu reden in einer Welt des Todes.
Ich war immer wieder ergriffen, wenn ich das irgendwo noch so schweres Sterben erlebt habe. Sie haben das oft erlebt, auch wenn es ihnen wirklich das Herz zerbrochen hat, wie dann das Evangelium von Jesus das gemacht hat.
"Weich der Trauer geisterte mein Freudenmeister, Jesus tritt herein." Da ist so viel Kraft – auch in der Krankheitsnot und in den Sorgen. Ich habe einen Herrn, der mir heute schon diese gewisse Hoffnung gibt, und das ist wunderbar.
Dann regen wir uns gar nicht mehr auf, wenn ein paar dumme Leute noch ein paar Lästersprüche über das Blut Jesu machen. Wir freuen uns, dass das Blut unsere Tür zeichnet und dass der Herr das Blut sieht.
Und wo er sieht, dass das einer ist, für den das Kreuz keine Torheit ist, sondern eine Gotteskraft, das genügt. Dann sind wir gerettet, geborgen und sicher in den Armen Jesu.
Schlussgebet und Dank
Wir wollen beten. Herr, dir sei Dank, dass du dieses Opfer für uns gebracht hast und dass wir in dir geborgen sein dürfen.
Wir haben so viel, das wir immer wieder bei dir ablegen müssen, auch den alten Sauerteig. Danke, dass du die Gotteskraft schenkst und zur Erneuerung und Veränderung bist.
Wir möchten dich bitten, dass du immer mehr in uns wirkst, damit auch unser Leben ein Segen werden kann.
Wir wollen heute Abend auch danken für alle Liebe, die wir hier im Haus empfangen, für alles, was hier in der Fürsorge getan wird. Segne alle, die hier tätig sind, und erstatte ihnen, was sie an Opfern und Einsatz geben.
Lass diese Stätte erhalten bleiben, damit noch viele Menschen hier dir begegnen und durch dich gestärkt und ermutigt werden in dieser letzten bösen Zeit.
Wir wollen uns an diesem Abend unter deinen Schutz geben, ob wir schlafen oder wachen. Wenn wir wachen, wollen wir uns freuen, dass du da bist – mit deinem Frieden, deinem Segen und deiner Liebe.
Lass diese Nacht uns erquicken und erfrischen für einen neuen Tag unter deiner Gegenwart. Amen.