Ich begrüße Sie ganz herzlich zu unserem Abendvortrag am Bibelstudienkolleg. Mein Name ist Albrecht Wandel. Ich bin hier Dozent für Kirchengeschichte und praktische Theologie und eigentlich überhaupt nicht für das Thema zuständig, das wir heute Abend behandeln.
Aber es ist ein sehr spannendes Thema, das habe ich gemerkt. Zugegebenermaßen halte ich diesen Vortrag zum ersten Mal. Dabei habe ich mich auch gefragt, woran das liegt. Nach 40 Jahren ehrenamtlichem und sogar noch längerem hauptamtlichem Dienst halte ich zum ersten Mal einen Vortrag über „Loben im Leiden“. Eine spannende Sache.
Loben im Leiden – gibt es das überhaupt? Das ist die große Frage. Die Antwort ist eigentlich ganz leicht, und damit wären wir dann auch schon fertig: Die Antwort lautet nämlich Nein, das gibt es nicht.
Jetzt ist der Vortrag also zu Ende – zumindest über das Thema „Loben im Leiden“. Wenn nicht loben, was dann? Das ist die große Frage.
Die einfache Antwort, sowohl aus dem Alten Testament als auch aus dem Neuen, lautet: Wenn nicht loben, dann klagen.
Schon hier habe ich bei mir selbst eine Lücke bemerkt. Nach 40 Jahren Haupt- und ehrenamtlichem Dienst hatte ich noch nie einen Klagegottesdienst erlebt. Wir haben nie ausschließlich Klagelieder gesungen oder gesagt: „Heute Abend sind mal Klagegebete dran.“ Das gibt es nicht.
Ich habe festgestellt, dass das sehr spannend ist: Wir ignorieren völlig eine der wichtigsten Dinge, die in der Bibel vorkommen. Stattdessen landen wir sofort wieder beim Loben.
Vielleicht müssen wir uns das doch einmal genauer anschauen: Leiden und Klagen – das ist nämlich eigentlich der richtige Zusammenhang.
Wenn wir das in der Gemeinde tun, stellen wir uns vor, dass jemand etwas mitbringt, wie es manchmal in Gemeinden vorkommt. Dann kommt jemand nach vorne und beginnt zu lamentieren, zu klagen. Besonders provokant wäre es, wenn er richtig gegen Gott klagen würde, ihn anklagen oder als Lügner und unzuverlässig bezeichnen würde.
Spätestens dann würden die Ältesten aufhorchen und eingreifen. Aber genau das wird in den Psalmen gemacht. Gott wird als Lügner bezeichnet, als unzuverlässig und als jemand, der überhaupt nicht reagiert, der schweigt und so weiter. So etwas erleben wir im Gottesdienst nie.
Die Frage, die uns sofort aufkommt, lautet: Darf man denn so mit Gott umgehen? Entscheidend ist, dass David es zumindest tut.
Wir haben also keine Klagegebete in unseren Gottesdiensten, Hauskreisen oder anderen Zusammenkünften. Stattdessen gibt es Dank- und Fürbittegebete. Damit ist es aber auch schon vorbei. Klagelieder gibt es bei uns kaum.
Ich habe mich gefragt, ob mir ein echtes Klagelied einfällt, in dem nicht nur über die böse Welt geklagt wird, sondern in dem auch gegen Gott geklagt wird, in dem wirklich Anklage gegen Gott enthalten ist. Würden wir solche Lieder in unsere Liederbücher aufnehmen, in das Lobreis- und Klageliederbuch?
Die Israeliten haben solche Lieder in ihrem Liederbuch, den Psalmen. Ich glaube, ich habe es auch wirklich noch nie erlebt, dass jemand in einem Gottesdienst oder in der Seelsorge offen zugibt, an Gott zu zweifeln, mit Gott zu hadern oder Fragen zu haben, weil er sein Leiden nicht versteht.
Am Krankenbett kommt das manchmal vor, aber in der Gemeinde ist das selten. Selbst wenn Kranke in die Gemeinde kommen und man sie fragt, wie es ihnen geht, antworten sie meist, dass es ihnen den Umständen entsprechend gut geht. Wir hören zu und machen weiter.
Es gibt höchstens Murren – Murren gegen den Moderator, gegen die Musik, gegen den Verkündiger, gegen unbequeme Stühle und so weiter. Manchmal auch Murren gegen Gott oder über Gott.
Ich glaube, man muss unterscheiden zwischen dem Klagen, das man Gott gegenüber hat, und dem Murren, mit dem man Gott gegenüber aufsteht und vor anderen über Gott und seine Wege schimpft.
Was sind die Folgen dieser Klaglosigkeit, wie ich sie einmal genannt habe, dieser Klaglosigkeit in den Gemeinden?
Ich glaube, dass wir dadurch, dass wir das Thema weitgehend ausklammern, allen den Mut nehmen, über Zweifel, Fragen und Leiden überhaupt zu sprechen. Es geschieht vielleicht noch, wenn jemand schwer krank ist oder einen großen Schicksalsschlag erlitten hat, dass wir darüber reden. Aber in Bezug auf Gott, wie wir ihn loben, dass wir auch gegenüber Gott klagen, das wird kaum thematisiert.
Und was natürlich damit zusammenhängt: Wenn jetzt alle hier wären, auch die, die online dabei sind, und ich würde fragen: Wer hat denn schon einmal geklagt oder wie geht ihr in die Gottesdienste? Dann wäre die Antwort wahrscheinlich meistens, dass wir mit einem Strahlen hineingehen, beim Lobpreis mitmachen und dann mit diesem Strahlen an die Tische gehen, wenn es dort noch Kaffee gibt, und alles läuft so, als strahle man ab.
Aber haben wir denn nie Grund zum Klagen, wenn wir in Gottesdienste gehen? Ich spitze es einmal zu: Wenn wir das nicht zum Ausdruck bringen, sondern dann lobpreisen, sind wir doch eigentlich unehrlich, oder? Dann schwindeln wir doch, wenn wir Gott loben, während wir im Herzen am liebsten rausschreien, klagen und ihn anklagen würden.
Wer im Gottesdienst das Klagen ausschließt, der macht ein Schauspiel. Denn da wird ein Teil ausgeklammert, und die einzelnen Menschen werden in eine Lobrolle, in eine Smileyrolle oder in eine Rolle als freundliches Wesen gedrängt – aber nicht klagen dürfen. Und wenn dann jemand einmal weint, wenden sich viele ab. Es ist peinlich, oder man geht mit ihm hinaus. Manchmal bemerkt man es auch nicht sofort, sondern sieht es erst von vorne.
Hoffentlich gehen dann der Verkündiger, der das von vorne sieht, oder die Mitglieder des Musikteams auf diese Person zu und hören sich ihre Klagen an.
Die Gemeinschaft von Christen, die immer dieses gespielte, fröhliche, diesen gespielten Lobpreischarakter haben, werden von außen – das ist meine Erfahrung, auch aus Gesprächen, die ich in einem anderen Vortrag erhalten habe – als enthusiastisch, sektiererisch oder als süßlich frömmelnd wahrgenommen. Das sind doch die, die immer so heilig tun.
Ich habe mich gefragt: Wie wäre es eigentlich, wenn wir, so wie es in der Bibel ist, mal wieder ganz ehrlich würden und auch dem Klagen und dem Leiden Raum geben? Vielleicht würde es dann – und darauf wird es letztlich hinauslaufen – auch dem Loben Raum geben. Das wäre doch anders.
Dieses Spannungsverhältnis entsteht zwischen dem Idealbild eines Christen, das wir in den Gottesdiensten und in der Gemeinde zu vermitteln versuchen, und der Realität, die junge Menschen beispielsweise zuhause erleben.
Wenn man nach dem Gottesdienst zum Mittagessen fährt und die Mutter kocht, gibt es oft sofort Streit. Alte Probleme werden wieder aufgewärmt. Das wirkt sich stark auf junge Leute aus. In Gesprächen mit jungen Menschen, die sich vom Glauben oder von der Mehrheit der Christen abgewandt haben, wurde mir gesagt, dass genau das eines der Dinge war, die sie am meisten abgestoßen haben.
Sie wollten einfach nicht mehr Teil dieser Doppelmoral und des Schauspiels sein, das dort stattfindet. Menschen, wie ich bereits zu Beginn erwähnt habe, wird oft der Mut genommen, solche Erfahrungen auch in der Gemeinde mitzuteilen – etwa in der Gebetsgemeinschaft.
Ich weiß nicht, wie es in Hauskreisen ist, vielleicht ist es dort etwas besser. Meine Erfahrung ist jedoch, dass, wenn jemand klagt oder Gott anklagt, schnell eine Antwort bereitsteht, die eher darauf abzielt, einfach auszuhalten und zuzulassen. Das ist schwierig.
Wie sieht es mit der Klage im Alten Testament aus? Es ist eine ganz eigenartige Sache: Im Alten Testament gibt es mehr Klagen als Lobgesänge. Natürlich gibt es auch andere Psalmen, aber die Mehrheit der Psalmen sind Klagepsalmen.
Daraus müsste sich eigentlich auch das Liedgut in unserer Gemeinde widerspiegeln, wenn wir uns an der Bibel orientieren. Neben den sogenannten Klagepsalmen des Einzelnen, in denen eine einzelne Person ihr Herz vor Gott und auch vor der Gemeinde ausschüttet – denn es waren ja Gemeindelieder – gibt es auch die Volksklagepsalmen.
Hierzu zählen etwa die Klagelieder Jeremias. Zum einen das Buch Klagelieder, aber auch andere Klagen, die im Buch Jeremia enthalten sind. Jeremia zeigt eine sehr anklagende Haltung. Wenn man die Klagen im Buch Hiob hinzunimmt und außerdem die Klagegebete bei den Propheten betrachtet, wird das Bild noch umfassender.
Übrigens gibt es nur bei einem einzigen Propheten keine Klage, und das ist ein sehr kleiner. Im Propheten Haggai findet sich keine Klage. Das ist schon verblüffend, wenn man das mit den prophetischen Reden in unseren Gottesdiensten vergleicht.
Jetzt ist es natürlich spannend: Wie sehen solche Klagepsalmen eigentlich aus? Es gibt einen kurzen, knappen Prototyp, einen typischen Klagepsalm, und das ist Psalm 13. Dieser Psalm 13 hat es in sich – er ist richtig heftig. Ich lese ihn einmal vor.
Übrigens: Ich habe hier einen Teil herausgelassen. Es handelt sich um einen Psalm Davids zur Einweihung des Tempels. David hat ihn im Vorfeld geschrieben und gesagt: „Ich schreibe mal so eine Rede zur Einweihung des Tempels. Ich werde ihn zwar nicht bauen, aber mein Sohn Salomo.“ Ob er das damals schon wusste, wissen wir nicht. Er hat einfach etwas geschrieben, was er sich als Einweihungsrede vorstellen konnte.
Dann beginnt der Psalm so: „Ach Herr, wie lange noch willst du mich etwa für immer vergessen? Wie lange noch willst du dein Angesicht vor mir verbergen?“ Ganz ehrlich: Nirgends ist Gottes Angesicht näher als im Tempel, im Allerheiligsten. David steht vor dem Tempel und sagt das.
„Wie lange muss ich um mein Leben sorgen?“ Diese Frage hat vielleicht der eine oder andere auch schon gestellt. „Tag aus, Tag ein Kummer in meinem Herzen tragen.“ Hier kommt schon ein wichtiger Aspekt zum Vorschein: Was wir im Leben haben, ist nicht kontinuierliches Glück, sondern kontinuierliche Frustration – bis hin zu kontinuierlichem Leiden und Klagen.
Eckart von Hirschhausen hat ein Buch über das Glück geschrieben. Er schreibt darin: „Das Glück ist der Ausnahmefall im Leben.“ Wir haben aber den Anspruch, dass das Glück der Cantus firmus, also die tragende Melodie im Leben ist. David stellt es ganz anders fest: „Tag aus, Tag ein Kummer in meinem Herzen.“
„Wie lange darf mein Feind über mich triumphieren?“ Haben wir es gemerkt? Viermal fragt er: „Wie lange?“ Beim ersten Mal kann man es auch so formulieren: „Wie lange willst du mich vergessen?“ Ich habe hier eine andere Übersetzung gewählt.
Dann geht es weiter: „Schau doch her, guck mich an, Gott, guck mir in die Augen, antworte mir, Herr, mein Gott.“ Darf man mit Gott so reden? Anscheinend ja, wenn wir davon ausgehen, dass das sogar inspiriert ist, dass Gott es selbst in seine Heilige Schrift hineingebracht hat.
„Antworte mir, Herr, mein Gott, lass meine Augen in deinem Glanz leuchten, sonst wird mich der Tod in den Schlaf wiegen.“ Wenn du mich nicht anschaust, dann bin ich lebensmüde. Das ist eine Art Drohung, die hier ausgestoßen wird: Entweder du machst jetzt etwas, oder ich will gar nicht mehr leben.
„Sonst sagt mein Feind, ich habe ihn erledigt, und meine Gegner können jubeln, weil ich ins Straucheln gekommen bin.“ Wenn du jetzt nicht endlich antwortest, dann wird es richtig schlecht in meiner Umgebung. Dann schauen die mich an und sagen: „Der ist doch gläubig, der geht ja ein wie eine Primel.“
Und jetzt kommt etwas, was in den Klagepsalmen ganz typisch ist – und das finde ich erstaunlich. Zunächst ist es typisch, dass die Klagen in Richtung Gott gerichtet sind. Das müssen wir mal überlegen: Wenn wir es bei uns behalten, die Klagen, das Leiden, diese Fragen und Zweifel, was ist besser? Wenn wir das vor uns behalten und in uns vergraben oder wenn wir es Gott gegenüber ehrlich formulieren?
Unser Denken ist ja oft: Wenn wir das vor Gott verheimlichen, dann weiß er es auch nicht. Das ist ein großer Irrtum.
Jetzt kommt in Vers 6 dieser Umschwung im Psalm. Es ist noch kein Lob, aber der Psalmbeter beginnt mit einem „Aber“. Und immer, wenn so ein „Aber“ kommt, müssen wir hellwach sein. Das klingt vielleicht nebensächlich, wie ein einfacher Übergangspartikel, aber das „Aber“ oder „Dennoch“ in der Bibel ist etwas sehr Wichtiges, vor allem in den Psalmen.
„Aber ich habe fest auf deine Güte vertraut.“ Was für ein Umschwung! Plötzlich sagt er: „Das ist die Basis meines Lebens, dieses tiefe Vertrauen auf dich.“ Ein anderes Wort für Vertrauen ist übrigens Glaube.
„Jetzt lacht mein Herz vor Freude, weil du mir geholfen hast.“ Die Ausleger sind sich nicht ganz sicher, ob das so formuliert ist, dass es auf eine bereits erfolgte Hilfe hinweist, oder ob es sozusagen zunächst ein Klagepsalm war, dann eine Pause gemacht wurde und als Gott reagiert hat, er weitergeschrieben hat. Da sind die Ausleger etwas uneins.
„Weil du mir geholfen hast, will ich ein Lied singen für den Herrn, denn er hat mir Gutes getan.“ Wie wunderbar! Jetzt sind wir beim Loben, jetzt sind wir beim Loben im Leiden.
Aber dazwischen oder davor steht: Nein, eigentlich ist das Leiden das Erste, das Leiden. Und dann erwarten wir immer, dass wir zum Loben kommen. Manche sagen sogar: Du darfst gar nicht klagen. Du musst selbst, wenn du leidest oder wenn etwas in deiner Gottesbeziehung nicht so läuft, zum Loben kommen. Loben zieht nach oben, so lautet das Schlagwort.
Das steht aber nirgends in der Bibel. Die Schritte in der Bibel sind: Da leidet einer, da ist einer enttäuscht von Gott, er klagt gegenüber Gott. Er frisst es nicht in sich selbst ein. Und vielleicht merkt er im Klagen, wie Gott darauf reagiert, dass Gott ihn mit Güte überschüttet. Dass sein Vertrauen auf Gott, das er ja hatte, nicht enttäuscht wird.
Dann singt er ein Lied – in diesem Fall eben dieses Lied.
Das Klagegebet ist also eine Chance für uns, eine Chance, die wir vielleicht vertan haben oder uns entgehen lassen. Ich möchte heute Abend Appetit darauf machen, vielleicht einen neuen Zugang zu finden zu diesem Klagen.
Man muss sich überlegen, welchen Kontext man dabei wählt. Es gibt sicherlich einen persönlichen Kontext des Klagens, aber sicher auch Gemeindeverantwortliche aus Gemeinden oder Werken, und ich glaube, es lohnt sich zu überlegen, wie wir das vielleicht wieder in das Gemeindeleben, in die Gottesdienste einbauen können.
Dabei wird es ganz heikel, denn wir müssen etwas extrem Fremdartiges in unsere Gottesdienste hineinnehmen. Es fängt schon damit an, dass wir gar nicht wissen, welche Lieder wir singen sollten. Dürfen wir mal die Anwesenden fragen? Mir ist kein Klagslied eingefallen. Dietrich, dir auch nicht?
Ich habe mal gesucht für einen Gottesdienst, keines. Keines. Ich habe auch ein bisschen durchgeblättert, was ich so zur Verfügung hatte, und keines gefunden. Wenn man dann überlegt: In der Bibel, also im Psalter, gibt es über 50 Klagepsalmen – und bei uns keines. Das ist dann schon etwas schief.
Ein Dozent namens Ralf, dessen Nachname vermutlich Chivas ausgesprochen wird, hat einen sehr interessanten Aufsatz geschrieben. Dieser Aufsatz trägt den Titel „Klagen ist erlaubt“ und behandelt Psalm 13. In diesem Aufsatz findet sich folgender Abschnitt:
„Wer klagt, ist ehrlicher. Wer klagt, macht sich weder den anderen noch Gott etwas vor. Wenn das Leid uns unsere Loblieder erstickt und Dankgebete nur noch Lügengebete wären, dann ist Klage die einzig ehrliche Gebetsform.“
Diese Aussage „Klage ist die einzig ehrliche Gebetsform“ hat mich zunächst erschreckt. Sie ist vielleicht in schwierigen Lebenssituationen die letzte Möglichkeit, an Gott festzuhalten – sozusagen der letzte Anker bei Gott. Wo das Danken längst erstickt ist und die Verzweiflung hochsteigt, da ist die Klage die hilfreichste Form des Gebets. Gerade in der Klage können wir unser Vertrauen auf Gottes Hilfe zum Ausdruck bringen.
Man denkt unwillkürlich darüber nach, was wir dadurch vielleicht auslassen, was Wertvolles in unserem persönlichen Leben, aber auch im Gemeindeleben fehlt. Ich glaube, der beste Weg ist, beim Persönlichen zu beginnen. Die Wende von „aber“ und „dennoch“ – ich habe es schon erwähnt – ist tatsächlich wichtig, auch in der Klage. Das ist bei fast allen Klagepsalmen der Fall. Ihr könnt das nachlesen. Wir werden uns später noch zwei weitere Klagepsalmen etwas genauer anschauen. Immer wieder kommt es zu diesem Umschalten, dass aus der Klage, wie etwa im Psalm 13, plötzlich ein Lob entsteht.
Doch es braucht die Klage davor. Im Psalm heißt es: „Aber ich habe fest auf deine Güte vertraut.“ Ich habe es ja schon vorgelesen, nur noch einmal, damit man es besser verfolgen kann. Diese unerwartete Wendung hin zur Sehnsucht nach dem Loben ist entscheidend. Wer klagt – und damit ist immer die Klage gegenüber Gott gemeint – bei dem kommt es irgendwann zum Lob. Und zwar relativ unabhängig davon, ob Gott die Klage erhört hat oder nicht.
Diese Linie zieht sich durch die Psalmen. Wir finden sie auch in einem Lied, das ein Klassiker ist und mit dem ich eigentlich einsteigen wollte, weil ich es für eines der witzigsten Lieder überhaupt im Gesangbuch halte. Es ist ein relativ altes Lied, auf das ich später noch zurückkommen werde. Dieses Lied heißt „In dir ist Freude, in allem Leide“. Es spiegelt eine frohe Haltung wider, obwohl sich die Umstände noch überhaupt nicht verändert haben. Es zeigt, wie Freude entstehen kann.
Doch ich muss mir das für später noch aufheben, speziell dieses Lied. Und dann gibt es eben diese Sehnsucht nach einem Loblied, weil Gott das Leid gewendet hat – weil Gott es umgedreht hat. Das ist ganz interessant.
Mein alter Stammdindler-Professor damals in Tübingen hat das meiner Ansicht nach inzwischen etwas zugespitzt formuliert. Er sagte, dass sich das Abendmahl aus zwei Traditionen im Alten Testament speist.
Die eine Tradition ist das Pesach, also das Festmahl, das die Juden feiern und das Jesus ja auch mit seinen Jüngern beim letzten Abendmahl gehalten hat. Professor Geser meinte, das sei die eine Linie.
Die andere Linie stammt aus der Tradition des Judentums und nennt sich Toda. Toda ist ein anderer Begriff, der Lobpreis oder Dank bedeutet. Übrigens gibt es in der hebräischen Sprache kein Wort für „Verdanken“ oder „Unterdanken“. Es gibt verschiedene Wörter, ich glaube acht, für „Loben“, aber keines für „Verdanken“. Denn was wir danken, gehört sowieso alles Gott. Wir können ihn nur loben für das, was wir haben, einschließlich uns selbst. Aber wir haben uns ja nicht selbst zu verdanken; alles gehört ohnehin Gott.
Das ist auch interessant. Professor Geser erklärte dann, dass diese Toda folgendermaßen stattgefunden hat: Jemand hat eine Erfahrung gemacht, hat geklagt, war in Leid, vielleicht krank und dem Tode nahe. Dann hat Gott plötzlich eine Wende geschickt. Diese Person ist aus der eigentlich tödlichen Krankheit oder dem großen Leid herausgekommen.
Nun hat er seine Freunde eingeladen. Sie sind zusammengekommen, und bei dieser Todafeier standen Brot und Wein bereit. Er teilte das Brot aus und sagte: „Jetzt speist euch, holt wieder Kraft. Ich habe Kraft vom Herrn bekommen, jetzt holt auch ihr Kraft, damit ihr wieder mit mir zusammen ins Leben zurückkehren könnt.“
Dann nahm er den Kelch mit Wein und sagte: „Stoßt mit mir an, jetzt ist wieder Freude da.“ Für uns ist das ein bisschen ungewöhnlich, denn unter gläubigen Christen ist es manchmal verpönt, wenn die Menge des Weines zu Freude führt. Bei mir führt es eher zu Schläfrigkeit. Aber das war die Todafeier, mit Brot und Wein, bei der jemand vom Tod zum Leben gekommen ist.
Professor Geser sagte sogar, dass er weiß, welche Toda Jesus gefeiert hat – und mit welchem Psalm. Ich würde am liebsten diesen Psalm heute Abend mit euch komplett durchnehmen, aber das geht leider nicht. Trotzdem möchte ich Appetit darauf machen, das einmal zu tun, was ich dann später noch sagen werde.
Ich möchte noch einmal Ralf Tschivas zitieren, um uns etwas komprimiert deutlich zu machen, was in der Klage eigentlich steckt. Er sagt: Wer bewusst geklagt hat, erlebt ganz anders, was es bedeutet, wenn Gott die Klage in Lob verwandelt.
Wer sein Leid in Klage und Anklage vor Gott bringt, wird hinterher ganz neu Lob und Dank sagen können, wenn die Zeit des Klagens vorbei und die Zeit des Lobens gekommen ist. In Zeiten von Leid und Not zu klagen, ist die beste Vorbereitung auf das Lob Gottes danach.
Das heißt, wenn wir richtig Lobpreis machen wollen, dann sollten wir dringend die Klage einführen. Wir sollten dringend Klagegebete formulieren, Klagelieder singen und auch einmal eine Predigt über Klage halten. Doch dann sperrt sich oft etwas in uns. Das kann man doch nicht machen. Nach dem Gottesdienst sei das doch nicht mehr interessant, dann laufen doch die Leute davon. Außenstehende denken vielleicht: Was haben die zu klagen?
Aber vielleicht denken sie auch ganz einfach: Wie ehrlich sind doch die Christen! Und dann kommt wirklich Lobpreis auf.
Ich glaube übrigens, dass auch Gott klagt und dass er sogar ein Recht dazu hat, uns anzuklagen, weil wir ihm davon gelaufen sind. Auch darauf werden wir noch zurückkommen. Das ist auch so eine Sache: Wir sind Gott davongelaufen. Über weite Strecken unseres Lebens, vielleicht sogar unseres Lebens als Christen, wollten wir nichts von Gott wissen. Wir haben gehört, was er sagt in seinem Wort, und dann nicht darauf reagiert.
Irgendwann wird uns sogar das Wort Gottes zur Anklage – aber nicht zur Anklage Gott gegenüber, sondern zur Anklage uns gegenüber. Wie reagieren wir darauf? Gibt es einen Platz in unserem Leben, in unseren Gottesdiensten, an dem wir zulassen, dass Gottes Wort uns anklagt und Dinge aufdeckt? Wo Gott den Grund hat zu sagen: Du klagst jetzt mir, aber ich hätte auch einiges gegen dich vorzubringen.
Dann lesen wir das in der Bibel. Die Bibel wird zu etwas, das bei Kindern oft als Spiegel bezeichnet wird. Es gibt diese drei Punkte: Wer mal Kinderstunde oder Kindergottesdienst gemacht hat, der weiß das. Die Bibel ist ein Riegel, ein Spiegel und eine Regel. Ob das so ganz genau stimmt, weiß ich nicht. Aber es ist schon so: Ein Riegel, der einen bewahrt; eine Regel, die eine Lebensanweisung gibt – wobei man aufpassen muss, dass es nicht blöde Regeln sind, die man selbst gemacht hat.
Dann dieser Spiegel: Ich schaue in das Wort Gottes hinein und merke, dass Gott Grund hat, bei mir Dinge aufzudecken. Wo kriege ich das denn dann los? Gibt es in unseren Gottesdiensten einen Platz, gibt es Raum, damit wir diese Schuld, die Gott aufgedeckt hat, loswerden können?
Im besten Fall geschieht das durch die Predigt, indem wir damit konfrontiert werden. Mir ist es schon öfter so gegangen, dass ich nach der Predigt dachte: Jetzt hätte ich eigentlich gerne Zeit, um das, was mir durch die Predigt aufgegangen ist, mit Gott zu besprechen – auch meine Schuld. Doch ich konnte es nicht.
Es ist mir auch schon so gegangen, dass ich nach der Predigt, manchmal sogar nach meiner eigenen – ich predige relativ viel – den Gedanken hatte: Jetzt würde ich gern loben. Aber wir packen den Lobpreis ja oft vorne hin, obwohl er eigentlich hinten hin gehört.
Eigentlich müssen wir das durchlaufen: Wir haben das Leiden, auch das Leiden vor uns selbst, wenn wir an der Sünde, an der Schuld leiden – auch als Christen. Wir leiden an dem, was wir an Leid und an Fragen in unserem Leben haben. Wenn wir darunter leiden, ist das der Anfang: dass wir das wahrnehmen und es vor Gott bringen.
Wir nehmen Vergebung von Gott in Anspruch, sagen ihm ganz ehrlich, wie es uns mit ihm geht, und bekommen dann Trost – durch die Geschwister, durch die Predigt, durch das Wort Gottes.
Dann kommt der Lobpreis. Dann haben wir Grund zu loben. Dann geschieht genau das, was auch bei den Psalmen geschieht: Wir machen diesen Switch und schalten um.
Es gibt ein schönes Lied, das tatsächlich auf Bibeltexten basiert. Es heißt „In dir ist Freude, in allem Leide“. Was ich besonders interessant finde, ist die Melodie dazu. Diese Melodie stammt aus dem sechzehnten Jahrhundert und ist eigentlich eine Tanzmelodie. Sie huldigt dem Gott Amor, also dem Liebesgott.
Ich weiß nicht, ob wir heute so ein Lied für unsere gottesdienstlichen Lieder wählen würden. Ein Lied von Helene Fischer oder Ähnlichem, zum Beispiel „Atemlos durch die Nacht“, kenne ich leider nur vom Namen. Wenn wir im Gottesdienst zu so einer Melodie singen würden, wäre das schon etwas schwierig. Damals war das anders.
Dann kommt das Lied „In dir ist Freude, in allem Leide“. Es richtet sich an „O du süßer Jesus Christ“. Durch ihn empfangen wir himmlische Gaben. Er ist der wahre Heiland, der Retter, der uns vor Schanden hilft und von Banden rettet. Hier zeigt sich jemand, der sich aktiv um das Leiden, die Nöte und Fragen der Menschen, der Christen, kümmert. Wer ihm vertraut, der wird wohl gebaut und wird ewig bleiben – halleluja!
In der zweiten Strophe heißt es: „Zu deiner Güte steht unsere Gemüte, an dir wir kleben im Tod und Leben. Nichts kann uns scheiden, halleluja!“ Das erinnert an Römer 8,38. Wenn wir Jesus haben, kann uns nichts schaden – weder Teufel, Welt, Sünde noch Tod. Er hat alles in der Hand und kann alles wenden. In diesem Lied steckt eine Bewegung, ein Scharnier, das Umschalten von Not zu Lob.
Dann folgt ein Abschnitt, in dem das Lob Jesu mit hellem Schall erklingt: „Jetzt sind wir umgeschaltet mit hellem Schall, freuen uns alle zu dieser Stunde, halleluja! Wir jubilieren und triumphieren, lieben und loben dein Machtertroben mit Herz und Munde, halleluja!“
Es ist nicht ganz ein Klagelied, aber es geht in diese Richtung. Das Lied enthält Elemente des Klagens, vor allem das Umschalten vom Leiden zum Lob ist sehr deutlich. Damit hört es fast schon auf. Wie gesagt, es ist kein Klagelied, sondern ein schönes Lied. Ich höre es unglaublich gern. Die Melodie macht einen schon fröhlich. Das darf man kaum sagen, aber vielleicht wäre auch mal ein Tanz zu dieser Melodie angebracht.
Was fangen wir mit diesem Lied an? „In dir ist Freude“ muss man singen, bevor das Leiden kommt. Es ist sozusagen ein Prophylaxelied, ein Lied, das einen auf Zeiten des Leidens vorbereitet. An diesem Lied kann man sich dann festhalten. Am besten kennt man es auswendig. Es ist ein Loblied, nicht auf den Menschen, sondern auf Jesus Christus.
In diesem Lied steckt derjenige, der mein Klagen und meine Not, Tod und Teufel, Sünde und alles, was dazugehört, annimmt. Das ist der Gott, der den Menschen nahekommt in ihrem Leiden und Klagen. Dieses Lied, einschließlich der Melodie, ist wie eine eiserne Ration für Zeiten des Leids.
Ich fand das jetzt in diesen Tagen ganz interessant. Ich habe das Lied nie gesungen, hätte ich vielleicht tun sollen. Aber ich kannte es von Jugend an und hatte es immer im Kopf. Oft habe ich es vor mich hingepfiffen, egal wo ich war – zum Beispiel vorher beim Essentag. Immer kam mir dieses „blöde“ Lied in den Sinn. Und genau das ist die prophylaktische Funktion: Dieses Lied im Herzen zu haben. So kann man vielleicht ganz anders mit dem eigenen Leiden umgehen, auch mit dem eigenen Loben.
Es handelt sich um Psalm 30, Verse 11-12. Übrigens kann man diese Verse nicht einfach überlesen, denn es sind zwei Verse – so viel Zeit sollte man sich nehmen. Wer eine Bibel vor sich hat oder dabei hat, kann gerne nachschlagen. Ich lese die Verse auch gerne vor, damit man zuhören kann.
Also, Vers 11 und 12. Hier haben wir wieder so einen Umschalter. Da heißt es: „Herr, höre mich und sei mir gnädig, Herr, sei mein Helfer.“ In Vers 11 steht: „Du hast mir mein Klagen in einen Reigen, in einen Tanz verwandelt.“
Der Text spiegelt sich nicht nur im Lied wider, sondern auch im Tanz. „Du hast mir meine Klage in einen Reigen verwandelt, du hast mir mein Trauergewand ausgezogen und mich mit Freuden umgürtet.“
Weiter heißt es: „Damit dir meine Seele Lob singe und nicht schweige. Herr, mein Gott, ich will dir in Ewigkeit danken.“
Das habe ich ja schon angedeutet: Der zweite Teil dieses Liedes spiegelt den Römerbrief Kapitel 8 wider. Römer 8 wird uns heute Abend noch ein paar Mal begegnen. Besonders Römer 8, Verse 38 bis 39. Wenn man diese Verse betrachtet, merkt man es auch ganz deutlich: „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukunftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns von der Liebe Gottes zu scheiden vermag, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“
Das ist alles zusammengefasst. Da stehen Klagen drin, da stehen Fragen drin, da sind deine Zweifel. Alles darfst du haben. Es wird dich nichts von der Liebe Gottes trennen. Aber der Ansprechpartner ist Jesus Christus.
Das Scharnier, dieser Wendepunkt, ist Jesus Christus am Kreuz. Und dann komme ich zum Lob, wenn ich auf ihn schaue. Das hatte ich schon erwähnt.
Ja, jetzt müssen wir uns noch Gedanken machen über das Leiden, also auch über das Loben. Aber das Leiden steht jetzt einmal im Vordergrund.
Ich möchte schon so viel sagen: Das Leiden ist ein völlig unnatürlicher, aber auch unvermeidbarer Zustand. Das Leiden gehört eigentlich nicht zur Schöpfung. Es ist eine Folge des Sündenfalls. Das steht ja auch in der Bibel. Dort heißt es: „Unter Schmerzen wirst du dein Kind gebären, und im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen, also verdienen.“ Den zweiten Teil haben heute schon einige gemerkt, dass das stimmt. Selbst das theologische Arbeiten, das eigentlich ein großes Glück ist, ist, wenn es unter Druck passieren muss – wie bei mir heute Nachmittag – auch mit Tränen und Schweiß verbunden. Tränen nicht, aber geschwitzt habe ich heute Nachmittag. Dietrich hat das ein bisschen mitbekommen. Also das gehört dazu, dieses Leiden.
Arbeit gab es auch vor dem Sündenfall, aber mühelos. Das Leiden ist erst eine Folge des Sündenfalls und deshalb ein unnatürlicher, aber auch unvermeidbarer Zustand. Es gibt niemanden, der nicht schon gelitten hätte. Schon das kleinste Kind hat gelitten, sei es nur durch den Geburtsvorgang.
Dann gibt es die andere Seite: Kein Leiden von Ewigkeit zu Ewigkeit. Es ist wie eine Klammer, so steht es in der Bibel. Wir haben Genesis, also 1. Mose, Kapitel 1 und 2, und dann machen wir einen großen Sprung – den werden wir heute Abend noch machen – bis auf die letzten Seiten, in Offenbarung 21 und 22. Das ist die große Ewigkeitsklammer. Das Leiden war nicht vorgesehen und ist auch nicht vorgesehen. Es ist eine Frage dieser gefallenen Welt, in der wir leben.
Und das gilt übrigens auch für Christen. Wir können uns aus dieser Welt nicht ausklinken. Man könnte sagen, manche haben das versucht. Ich glaube, ich bekomme keine ansteckende Krankheit. Das kannst du, wenn du unter der besonderen Bewahrung Gottes stehst. Aber das weißt du leider im Voraus nicht. Du musst einfach vernünftig sein und dir bewusst machen: Ich lebe in dieser Welt. Deshalb kann ich nicht über rote Ampeln fahren und mit Höchstgeschwindigkeit durch die Stadt brausen. Irgendwann knallt es – auch als Christ.
Das Urteil Gottes über die Schöpfung vor dem Sündenfall, also vor Genesis 3, war: „Es war alles sehr gut“, und zwar ohne Leiden. Wir können uns diese Welt nicht einmal mehr vorstellen, weil egal, wo du hinschaust: Wenn der Vogel eine Mücke frisst – ich weiß nicht, ob die Mücke leidet, aber wahrscheinlich nicht lange – sie wird halt verschluckt. Aber wir können uns eine Welt, eine Schöpfung, eine Kreatur ohne Leiden nicht vorstellen.
Wenn das Leiden so eine zentrale Rolle in dieser Welt hat, in der wir leben, dann muss das doch Konsequenzen für unser Gemeindeleben haben. Und ich sage es ungern noch einmal, aber mir ist es wirklich ein Herzensanliegen – nicht, weil ich Lobpreis nicht mag oder weil ich kritisch dagegen sein will, sondern weil es mir am Herzen liegt –, dass wir diese Vereinseitigung nicht weiter vorantreiben.
Die Mehrheit der Menschen, die in unsere Gottesdienste kommen – und die Seelsorge zeigt es zum Beispiel auf Freizeiten –, die Mehrzahl der Menschen, die in unsere Gottesdienste kommen, haben an irgendeiner Stelle ein Leiden, Fragen oder Zweifel. Und sie wagen es nicht, das auszusprechen. Sie haben keinen Raum, das zu äußern. Aber das ist etwas, was in dieser Welt, was gleichsam die Grundstruktur dieser Welt ist.
Dass diese Welt irgendwann leidenslos wird, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Die Vorstellung, dass bei einem Christen irgendwann alles glatt laufen muss und dass, wenn er nur genügend glaubt, er dann keine Krankheit und kein Leiden bekommt und nur noch Segen hat, inklusive großem Auto – das geht völlig an der Realität der Bibel vorbei.
In der Mitte der Zeit – das werden wir in der Grafik nachher noch anschauen, und zwar nicht chronologisch, sondern außerhalb der rechnerischen Chronologie – steht das tiefste Leiden, das überhaupt in dieser Welt geschehen kann: das Leiden Jesu Christi.
Ich muss das auch so sagen: Wenn man jetzt alles weglässt, also alles, was Jesus als Sohn Gottes und als Sündloser mit sich bringt, und nur die reine Kreuzigung betrachtet – wer sich mal mit der Kreuzigung beschäftigt, weiß, dass es kaum etwas Grausameres gibt, was einem Menschen geschehen kann. Die Hingerichteten hingen oft tagelang, nackt, und wurden wirklich von Vögeln aufgefressen.
Das, was in der Passion von Werherz gemacht wurde, in diesem grausamen Film, den ich persönlich nicht gut finde, zeigt das nur teilweise. Man muss mit einer gesunden Heiligkeit vor diesem furchtbaren Tod stehen. Aber wirklich: Die Vögel und andere Tiere haben die Extremitäten der Gekreuzigten abgefressen. Die waren ja nicht hoch oben, sondern auf Augenhöhe. Es war also nicht so, dass die Leute so hochgucken mussten, wie auf den Bildern oft dargestellt. Die Kreuze waren so niedrig, weil alles andere zu teuer gewesen wäre.
Und da zu sterben – und dann noch als Sündloser, dennoch zu sterben mit aller Sünde dieser Welt, auch mit der Sünde, die davor war – das ist ein Thema für sich. Das ist unglaublich. Das ist das größte Leiden, das auf dieser Welt jemals möglich war: das Leiden Jesu Christi.
Die Frage ist natürlich: Welches Lied hat Jesus am Kreuz gesungen? Eines kann ich vorwegnehmen: Lobpreis hat er nicht gemacht, vielleicht den Übergang zum Lobpreis. Aber er wurde sehr deutlich: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Er hat die „Warum“-Frage gestellt, die sogenannte Theodizee-Frage, die Frage nach Gottes Gerechtigkeit. Da ist er nicht lockerflockig ans Kreuz gegangen. Da war Gethsemane, dieser Kampf Jesu, dieses Leiden, diese Anfechtung, dieses Ringen, das stand im Vordergrund.
Dann ging er ans Kreuz und musste noch das erfüllen, was in Jesaja 53,3-7 steht. Das wollen wir uns kurz noch einmal vor Augen führen, auch wenn viele es wahrscheinlich auswendig können. Nur am Rande: Die Juden können es nicht auswendig. Sie haben ja eine Lesung jedes Jahr. Mit großem Gewinn höre ich mir das immer im Bayerischen Rundfunk am Freitagabend an: die Bibelauslegungen von Joel Berger, dem ehemaligen Landesrabbiner von Württemberg. Wirklich, wenn ihr es könnt, hört euch das als Podcast „Jüdisches Leben in Bayern“ im Bayerischen Rundfunk an – ein großer Gewinn, wenn man den wirklich großen Theologen Joel Berger hört.
Jesaja 53 wird er nie auslegen, weil dort passieren könnte, dass man Jesus als den Messias erkennt. Das versucht man fernzuhalten. Aber wir wollen es lesen, die Verse 3 bis 7:
„Er war der Allerverachtetste und von den Menschen verlassen, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Gesicht vor ihm verbarg, darum haben wir ihn nicht wertgeschätzt, nichts von Wertschätzung fürwahr. Er trug unsere Krankheit – damit ist die Sünde gemeint – und lud unsere Schmerzen, unser Leiden auf sich. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist wegen unserer Schuld verwundet und wegen unserer Sünde zerschlagen worden. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“
Da kommt so eine Umkehrung: Jesus vollbringt am Kreuz den ersten Teil des Klagepsalms. Und wir haben dann den zweiten Teil des Klagepsalms, also den Lobpreis, diesen anderen Teil. Das kann man auch wunderschön an dem Psalm sehen, den Jesus am Kreuz nicht singt, aber betet. Vielleicht war das sogar der eindrücklichste Gesang, der jemals gesungen wurde.
„Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, jeder sah auf seinen Weg.“ Das ist übrigens eine großartige Definition von Sünde: Jeder sah auf seinen Weg, nichts anderes als Egoismus, Selbstverwirklichung – Definition von Sünde. Aber der Herr warf unsere aller Sünde auf ihn.
„Als er gestraft und gemartert wurde, tat er seinen Mund nicht auf.“ Das ist der Unterschied. Wir dürfen klagen, die alttestamentlichen Weisen, einschließlich David und dem Propheten Haggai, durften alle klagen. Aber Jesus musste ans Kreuz gehen, ohne dass er etwas sagt. Das kommt auch bei dem Prozess zum Ausdruck. Jesus sagt erstaunlich wenig. Er widerspricht nicht, verzichtet darauf, sich freizusprechen. Das war ja eigentlich gar kein Prozess.
„Er tat seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das vor seinem Scherer verstummt und seinen Mund nicht auftut.“ Also einer, der ganz anders reagiert.
Jetzt muss diese Welt des Leidens zu Ende gehen. Diese neue Welt hat bereits angefangen – eine Welt, in der es kein Leid und keine Tränen mehr gibt. Das ist nicht diese Welt, in der wir kein Leid mehr erfahren. Aber in einer Sache haben wir jetzt schon absolute Klärung, und das ist die Frage der Sünde.
Das geht so weit, dass, wenn wir zu Gott rufen: „Herr, sei mir Sünder gnädig“ und ihm Sünde benennen, hat dieses Gebet Erhörungsgarantie. Dieses Gebet wird im nächsten Augenblick vergeben. Da merken wir, wie etwas hereinbricht aus dieser Welt, von der wir vorher hatten, also von Ewigkeit, sündlos und leidlos und fraglos, und dann in diese Zukunft hinein.
Die Welt muss zu Ende gehen, alles Böse wird gerichtet werden. Es ist eben nicht so, dass das Gericht etwas Unbarmherziges ist. Das Gericht Gottes, das auch mit dem Bösen ins Gericht geht, ist die tiefste Barmherzigkeit und Liebe, die es geben kann. Ohne das gibt es diese neue Welt nicht.
Und auch für das, was wir bereits jetzt loshaben, musste einer sterben – aber da ein Unschuldiger. Da helfen auch keine guten Werke. Wenn man Offenbarung 20 liest, muss eine neue Erde geschaffen werden, das Alte muss vergehen, das ganze Leidvolle muss vergehen.
Dieses Triumphale in Offenbarung 21: Damit hat alles Leid, alles Leiden ein Ende. Es wird kein Leid mehr geben, keine Träne mehr. Im Gegenteil, Gott wird herumgehen und mit seinem himmlischen Taschentuch die Tränen abwischen. Ich weiß gar nicht, wie das funktioniert – oder macht er es mit den Händen? Keine Ahnung. Aber er wird sogar das, was wir noch an Merkmalen unseres Leidens an uns tragen, wieder abwischen. Dann können wir loben. Dann ist nur noch Lob da, wenn das Leiden komplett weg ist.
Aber bis dahin ist das eben anders. Die Klage hat auch noch ihren Platz. Und die logische Konsequenz ist – und das zeigt uns dann auch der Sündenfall beziehungsweise das, was nach dem Sündenfall kommt: Es gibt nach dem Sündenfall noch eine Welt ohne Leiden, das Paradies. Aber das ist verschlossen. Da steht ein Gerichtsengel davor. Deshalb können wir nicht mehr.
Als Menschen, die zu dieser Welt gehören – und die ausschließlich zu dieser Welt gehören –, können wir nicht mehr ohne Leid sein und ohne Leiden. Das gibt es nicht.
Ich habe schon erwähnt: Auch Mensch und Tier und die Schöpfung sehnen sich nach Erlösung. Ich gehe jetzt diese Stelle nicht durch, aber es lohnt sich wirklich, das zu lesen. Das große Thema „Erlöse uns von dem Bösen“ steht zwischen den Buchdeckeln der Bibel.
Wir sollten, glaube ich, das Vaterunser auch noch einmal mit dem Gedanken lesen, dass alles nach Erlösung schreit. Ich werde das nicht vergessen: Pablo Satiopoulos, ein großer Pianist und gläubiger Christ, hat das immer eindrücklich bei seinen Gesprächskonzerten gesagt. Das ist mir so hängen geblieben.
Er hat versucht zu beschreiben, was das Thema der Musik ist. Wenn man so ein Oberthema über zumindest die Klassik zieht – ich glaube tatsächlich, das ist auch das Thema moderner Unterhaltungsmusik – dann gibt es nur ein Thema: Erlösung. „Atemlos durch die Nacht“ – Thema Erlösung.
Ich kenne nicht viel von modernen Schlagern, aber in der Klassik kann ich sagen: Das große Thema ist Erlösung. Das heißt, alles schreit nach Erlösung, sogar in der Kunst. Bis hin zur modernen Kunst, die überhaupt nicht mehr gegenständlich ist, sondern Gerhard Richter, der macht ein paar Kleckse an die Wand, und man denkt: Was soll das sein?
Das ist ganz einfach: Das ist der Schrei nach Erlösung, der Schrei nach Ordnung, die Darstellung der Unordnung, der Schrei, dass einer kommt und das alles ordnet. Wenn du davor stehst, denkst du: Na sag mal, und das soll zehn Millionen wert sein? Wenn das Ordnung ist, eben Erlösung.
Allein die Erfüllung dieser Sehnsucht ist Anlass zum Lob. Allein dass wir in Christus schon Teilhaber an dieser Erlösung sind, dass wir Miteigentümer an dieser himmlisch neuen Welt sind, das ist der Grund zum Lob.
Aber ob das Leiden Grund zum Lob ist? Ich glaube nicht. Das Volk Gottes war immer im Leiden. Das ist die ganz große Frage: Wie kann man nach Auschwitz noch an Gott glauben? Letztendlich ist ja die Frage nicht, wie man nach Auschwitz noch an Gott glauben kann, sondern wie man nach Auschwitz noch Gott loben kann.
Diese Frage finde ich absolut berechtigt. Was man nach Auschwitz kann, ist Gott klagen und vielleicht sogar Gott anklagen. Und auf einmal löst sich das auch auf.
Wenn du sagst, wir dürfen nur danken und loben – wie ich schon von gläubigen Christen sogar in diesem Haus gehört habe – dann zieht das nicht. Wenn du dann fragst, was mit Auschwitz ist, haben die keine Antwort.
Aber wenn du sagst, du darfst nach Auschwitz Gott klagen und ihn sogar anklagen, dann ist das ein anderer Gott. Dann ist das ein Gott, der sich uns zuwendet. Dann darf ich ehrlich sein, weil ich Auschwitz nicht verstehe. Jeder, der in einem Konzentrationslager schon mal war, auch nach sechzig, siebzig Jahren, spürt etwas davon, dass hier auch die Sprachlosigkeit gegenüber Gott aufhört oder da ist – dass man keine Worte mehr findet.
Erwartete Klage würde man finden. Die Juden leiden, weil sie Juden sind, nicht weil sie irgendetwas getan haben. Alles, was man ihnen anhängt, sind Verschwörungstheorien.
Jetzt sind die Heidenchristen, also wir, eingepfropft in den Ölbaum Israels und damit in die Leidenslinie hineingenommen. Christen werden weltweit verfolgt – und zwar seit Kaiser Trajan. Christen werden verfolgt, allein weil sie Christen sind.
Kaiser Trajan lebte Ende des ersten Jahrhunderts, Anfang des zweiten. Das gilt auch für den Messias, wie wir vorhin gelesen haben. Das ist, glaube ich, auch für uns ein ganz wichtiger Aspekt.
Es gibt ein Leiden, das wir selbst verschuldet haben. Wie es mir vor zwei Jahren passiert ist: Wenn ich da vorfahre und so im Tran bin, durch die knallrote Ampel, die nach Scharnhausen abzweigt, durchfahre und es blitzt, dann ist das keine Christenverfolgung von der Stadt Ostfildern, sondern dann bin ich selbst schuld.
Ich bin dann zurückgefahren, und die Gnade der Stadt Ostfildern war, dass ich kein Fahrverbot bekommen habe, ohne dass ich etwas gesagt habe. Gnade, aber gerecht wäre Fahrverbot gewesen.
Manche Christen verwechseln das. Sie denken, wenn sie gegen irgendetwas verstoßen, dann ist das Christenverfolgung. Oder wenn sie sich nicht an Ordnungen halten, meinen manche, sie werden von der Freiheit eingeschränkt. Jeder wird von der Freiheit eingeschränkt.
Eine Juristin hat mir gesagt: Es gibt überhaupt keine Freiheit juristisch, es ist immer eine Einengung. Ich darf nicht durch die Ampel fahren – das ist eine Freiheit weniger.
Das ist nicht gemeint. Gemeint ist genau das, was die Juden erleben und was die meisten Christen weltweit erleben: Sie werden verfolgt, weil sie Gottesleute sind.
Paulus sagt das im ersten Timotheusbrief 3,12: „Wer ernsthaft fromm sein möchte, der muss verfolgt werden.“ Wir denken immer, Verfolgung von Christen ist der Ausnahmefall. Nein, das ist der Normalfall. So wie das auch für die Juden gilt.
Selbst seit sie in Israel wieder einen Staat haben, werden sie verfolgt. Das hat keinen strategischen Wert mehr. Früher war das strategisch ganz wichtig, die sogenannte Scheffelade-Tiefebene. Heute hat das keine strategische Position mehr, sie haben keine Rohstoffe. Es macht überhaupt keinen Sinn, warum die Leute gegen Israel sind.
Manchmal verhalten sie sich auch blöd, da muss man aufpassen. Nicht alles, was Israel macht, ist gut. Aber meistens ist es, weil sie Juden sind. Und selbst wir Christen auch.
Wir sollten peinlichst darauf achten, dass unser Leiden deshalb geschieht, weil wir zu diesem Schmerzensmann, zu diesem Leidensmann gehören, weil wir in dessen Spur sind. Dann ehrt uns sogar Gott, sagt Paulus.
Jetzt ist natürlich noch die Frage – und ich trage hier Eulen nach Athen, wahrscheinlich zum Großteil –, aber man muss das gesamte Bild sehen.
Jetzt betet oder singt Jesus. Er war am Ersticken. Das Serum vom Blut hat sich von … was ist das, dann Plasma? … getrennt und hat seine Lunge erstickt. Es war ein unglaublich grausamer Tod, und überall waren die Nerven durchbohrt. Hier laufen die Nervenbahnen, hier wurde der Nagel reingemacht.
Da erinnert sich Jesus an einen Psalm. Ich habe heute nachgeschaut bei allen wissenschaftlichen Theologen, die ich heute gelesen habe, und habe sogar einen geholt, bei dem ich dachte, der sagt es doch sicherlich anders: Klaus Westermann. Alle sagen, das ist keine Prophetie. Warum? Weil es in der universitären Theologie keine Prophetie geben darf. Prophetie ist etwas Übersinnliches, was nicht wissenschaftlich erklärbar ist. Deshalb gibt es keine Prophetie.
Heute Nachmittag und in den vergangenen Tagen habe ich es wieder mit zunehmendem Unverständnis wahrgenommen.
Wir wollen uns jetzt einmal diesen Psalm gönnen. Das, was wir uns bereits vor Augen geführt haben, wollen wir an diesem Psalm durchbuchstabieren.
Es ist ebenfalls ein Klagepsalm, ein Leidenspsalm, und er ist, wenn man so will, einzigartig, weil in diesem Psalm Prophetie massiv drin ist. Wir können gar nicht alles ausschöpfen, ich versuche, ein paar Akzente zu setzen.
Ich habe hier ein paar Bibelstellen. Man kann die biblischen Bezüge nicht erschöpfend in eine Tabelle bringen. Wer es mal nachschlagen will, soll das tun.
Es ist Psalm 22, und das, was Jesus am Kreuz sagt und tut, finden wir dort wiedergespiegelt. Entschuldigung.
Wir finden da noch viel mehr. Dieser Psalm 22 hat so einen Switch drin. Das ist für uns interessant, weil wenn das ein prophetischer Psalm ist, dann kommt der Switch, der uns heute betrifft, vor.
Das heißt, wir erfahren in diesem Psalm, wie heute der Lobpreis Christi aussieht, der Lob Gottes. Das finde ich spannend. Neben dem Hinweis auf Christus, auf sein Leiden und Sterben, weist er auch auf uns hin, wie der Weg zum echten Lobpreis aussehen kann.
Jetzt lesen wir den ersten Teil und versuchen, eine Spur zu finden.
Der Psalm ist einem Psalm Davids vorzusingen nach. Die Melodie heißt „Der Hirschkuh der Morgenröte“ – keine Ahnung, was das für ein Lied war, bestimmt ein sehr schönes.
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Bitte hört nicht auf die, die sagen, man dürfe die Warum-Frage nicht stellen, sondern nur die Wozu-Frage. Ich finde das etwas vom Unbarmherzigsten und Unbiblischsten, was es gibt, weil es einfach nicht stimmt.
Erstens steht es in diesem Psalm, zweitens hat Jesus es am Kreuz gebetet. Wenn Jesus am Kreuz gebetet hat, ist das keine unzulässige Frage.
Was wir allerdings nicht mehr erleben werden, was beendet ist, ist, dass wir von Gott verlassen werden, wenn wir zu Jesus gehören. Er hat für mich und für dich die Gottverlassenheit durchgemacht.
Jetzt fährt der Psalmwärter fort: „Ich schreie, aber meine Hilfe ist fern, den Worten meines Seufzens.“ Jesus hängt völlig hilflos am Kreuz.
„Mein Gott, bei Tag rufe ich, und du antwortest nicht, und auch bei Nacht finde ich keine Ruhe. Aber du bist heilig, der du in den Lobgesängen Israels thronst.“ Das ist nicht nur ein Switch an einer Stelle, sondern es ist immer wieder eingewoben. So war es auch bei Jesus.
„Unsere Väter vertrauten auf dich, und weil sie dir vertrauten, weil sie glaubten – das ist das Wort hier – rettetest du sie. Zu dir schrien sie und wurden gerettet.“ Hier kommt das Retten durch Glauben zum Ausdruck.
Also anscheinend ist dieses klagende, auch vorwurfsvolle Schreien nicht heilstötend, sondern im Gegenteil heilssichernd.
„Zu dir schrien sie und wurden gerettet, sie hofften auf dich und wurden nicht zu Schanden.“
„Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute, vom Volk verachtet.“ Das ist die Linie in den Propheten Jesaja hinein.
„Alle, die mich sehen, spotten über mich und reißen das Maul auf und schütteln den Kopf.“ Das ist genau passiert unter dem Kreuz. Er hat anderen geholfen, jetzt helfen sie selbst nicht. Das war der Spott.
„Erklage es dem Herrn, der helfe ihm heraus und rette ihn, wenn er Gefallen an ihm hat.“ Die Bibelstelle wurde unter dem Kreuz zitiert.
„Denn du hast mich aus dem Leib meiner Mutter gezogen, du warst meine Zuversicht, da ich noch in der Brust meiner Mutter war. Auf dich bin ich geworfen von Mutterleib an, du bist mein Gott von meiner Mutter Schoß.“
Das ist sowohl auf Christus als auch auf uns zu beziehen.
„Sei nicht fern von mir, denn ich habe Angst, es ist hier kein Helfer.“
„Große Stiere haben mich umgeben, das sind Machthaber. Gewaltige Stiere von Baschan haben mich umringt. Ihr Maul sperren sie gegen mich auf wie ein brüllender und reißender Löwe.“
„Ich bin wie vergossenes Wasser.“ Das ist wirklich eine Beschreibung dessen, der am Kreuz hängt.
„Alle meine Knochen sind zertrennt, mein Herz ist in meinem Körper wie zerschmolzenes Wachs.“
„Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Tonscherbe, meine Zunge klebt an meinem Gaumen, und du legst mich in den Staub des Todes.“
„Mich dürstet“, hat Jesus gerufen.
„Die Hunde haben mich umringt, eine Horde von Bösen hat mich umzingelt. Sie haben meine Hände und Füße durchbohrt.“
„Ich kann alle meine Knochen einzeln zählen.“ Das war wirklich so bei der Kreuzigung.
„Sie aber schauen und machen sich über mich lustig, sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand.“ Das passiert am Kreuz, unten die Soldaten beim Würfeln um Jesu Gewand.
„Aber du, Herr, sei nicht ferne, meine Stärke, eile mir zu helfen. Errette mein Leben vor dem Schwert, meine einsame Seele aus der Gewalt der Hunde. Hilf mir aus dem Rachen des Löwen und errette mich von den Hörnern der Büffel.“
Jetzt müssen wir auf das achten, was jetzt kommt. Auf der einen Seite kommt diese Scharnierfunktion, und wir erfahren, wie dieser Lob letztendlich aussieht.
„Ich will meinen Brüdern deinen Namen predigen, ich will dich in der Gemeinde loben.“ Gemeint ist hier Israel.
„Ich will dich in der Gemeinde loben.“ Jesus ist zuerst gesandt zu Israel, und Israel wird diese Botschaft annehmen, das wissen wir aus dem Römerbrief.
„Dich will ich preisen in der großen Gemeinde, ich will meine Gelübde erfüllen vor denen, die ihn fürchten.“
„Die Elenden sollen essen, dass sie satt werden.“ Wie sich an Johannes 6 erinnert, dass Jesus das Brot des Lebens ist. Da geht es nicht um das Essen in dieser Welt, sondern um viel mehr.
„Und die nach dem Herrn fragen, werden ihn preisen. Euer Herz soll für immer leben.“ Es geht hier nicht um das Organ, sondern um das, was unser Menschsein ausmacht, unseren Geist, unsere Persönlichkeit.
Der Sitz des Geistes, dessen, was den Menschen eigentlich ausmacht, ist im Herz verortet. Und da wird gesagt: Das wird ewig leben. Das wissen wir selbst: Unser Körper zerfällt, aber unser Herz, das wird ewig leben – im Sinne dieses Geistes, wenn wir Jesus gehören.
Aber übrigens: Die anderen werden ewig leben, aber nicht bei Jesus.
„Alle Menschen auf Erden werden sich besinnen und zum Herrn umkehren, und alle Geschlechter werden sich anbetend vor ihm beugen.“ Das ist der Lobpreis.
Der Lobpreis ist, dass die Leute Jesu immer mehr das Evangelium verbreiten, dass es sich rund um die Welt verbreitet. Oder, wenn man es etwas zugespitzt sagen will: Die Mission ist der eigentliche Lobpreis Gottes, Jesu.
Mit der höchsten Verheißung, die es überhaupt gibt: „Mir ist gegeben alle Gewalt, und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.“ Das ist die größtmögliche Verheißung, die es gibt – sie liegt auf der Mission.
Denn dem Herrn gehört das Königreich, er herrscht über die Nationen. Alle Mächtigen auf Erden werden essen und ihn anbeten. Vor ihm werden alle, die im Staub liegen, und die, die kümmerlich leben, die Knie beugen.
Das ist nicht das Kniebeugen zum Gebet gemeint, sondern das, was wir unter Anbetung verstehen. Anbetung hat zunächst nichts mit Liedern zu tun, im Gegenteil: Anbetung hat mit Schweigen zu tun, mit Niederfallen auf dem Boden und Schweigen. Das ist hier gemeint.
Es geht um das Zentrum.
„Er wird Nachkommen haben, die ihm dienen. Vom Herrn wird man Kinder und Enkel zählen. Sie werden kommen und dem Volk, das geboren wird, seine Gerechtigkeit verkünden, denn er hat es getan.“
Das ist der Psalm, in dem alles eingeleitet ist. Jetzt könnte man dann entlanggehen und das alles verorten – vom Leiden Jesu bis hin zu seiner Wiederkunft. Alles findet sich in diesem Psalm.
Das nur noch einmal, um es deutlich zu machen.
Mir ist es so anschaulich, dass der Lobpreis nicht nur ein schönes Lied ist, das alles wunderbar macht, sondern dass es darum geht, das Evangelium zu den Menschen zu bringen – Mission, der Auftrag, den Jesus als letzter gegeben hat, zumindest auf dieser Welt.
Wann war das erste Lob nach der Kreuzigung? Das muss man sich einmal fragen.
Haben sie da, als Jesus auferstanden ist, Lobpreis gemacht? Weit gefehlt. Das erste Lob ist bei und nach der Himmelfahrt.
Die Himmelfahrt des auferstandenen Jesus ist eingekleidet in Anbetung und Lob. Schon interessant. Da geht er, und die freuen sich. Das kann man auch falsch verstehen. Aber warum machen die das? Weil jetzt der Leidens- und Erlösungsauftrag Jesu erfüllt ist.
Jetzt geht er auf bestimmte Zeit zurück zum Vater, um im Geist wieder zu uns zu kommen und gleichzeitig beim Vater zu sein. Verstehen tun wir das nicht, weil es außerhalb unserer Dimension ist.
Aber der Missionsauftrag und der Auftrag, die Vergebung durch Jesus Christus herauszutragen, ist gebunden an die Ausgießung des Heiligen Geistes (Johannes 20).
Der irdische Leidens- und Erlösungsweg ist endgültig abgeschlossen. Es braucht nichts mehr getan zu werden. Es ist wirklich vollbracht, wie Jesus sagt.
Damit er bis ans Ende der Welt bei den Jüngern sein kann, muss er weggehen, hat er selbst gesagt.
Auch hier: Der Lobpreis ist nicht mehr das Loben im Leiden, sondern im Grunde genommen genau das Gegenteil.
Allerdings, das übergehe ich jetzt mal: Die Christen werden leiden. Sie werden an unterschiedlichen Stellen leiden.
Ich habe hier einmal aufgeführt, wo sie leiden und wo sie vielleicht auch loben.
Die Christen leben in dieser Welt, deshalb leiden wir genauso wie alle anderen Menschen in dieser Welt.
Die Christen sind in der Nachfolge Jesu, und die Nachfolge Jesu auf dieser Welt ist eine Nachfolge im Leiden gewesen, nicht im Loben.
Deshalb ist Leiden als Jesusleute in der Nachfolge auf dieser Welt normal.
Christen gehören nicht zu dieser Welt, sondern sind bereits Teil dieser neuen Welt. Sie leben sozusagen in einem Spannungsverhältnis.
Jetzt muss ich das hier durchklicken. So kann man das darstellen mit dem, was man Äonenüberlappung nennt.
Man sieht hier das Kreuz Jesu, und da geht eine durchgezogene Linie hoch. Die gestrichelte Linie bedeutet, der Kontakt zu diesem Reich Gottes ist nicht da. Die durchgezogene Linie bedeutet, der Kontakt zum Reich Gottes ist da.
Aber die Christen leben auch noch auf dieser Welt, also an der unteren durchgezogenen Linie. Weil das so ist, weil sie in zwei Welten leben, zucken die Blitze.
Also Christen leiden, wenn man es historisch sieht und momentan sieht. Christen leiden schlimmer als alle anderen.
Jetzt kommt das Interessante: Weil sie so anders leiden, ist eine große Verheißung in diesem Leiden drin.
So gut wie jede Erweckung bis zum heutigen Tag geht dem Leiden von Christen voraus.
Das hat angefangen in Apostelgeschichte 7 und 8, als Stephanus gesteinigt wurde. Die mussten dann raus aus Jerusalem, wurden vertrieben, und dann hat eine Erweckung eingesetzt in Judäa, in Samaria und bis ans Ende der Welt.
So kann man das durch die Kirchengeschichte verfolgen.
Dort, wo Christen nicht verfolgt wurden, war es ganz schwierig, eine Erweckung zu haben. Das merken wir in unserem Land.
Wenn also eine Christenverfolgung kommt, wie es manche meinen, dann sollten wir in den Lobpreis einstimmen und nicht ins Jammern. Denn dann kommt Erweckung. Und ich glaube, dass sie bald kommt.
Jetzt gehe ich noch einmal zurück.
Der Blick auf und in diese Welt sieht das Leiden und findet Zuflucht in der Klage und auch im Lindern des Leidens.
Wir helfen auch in dieser Welt leidenden Menschen, das Leiden zu lindern.
Dann der Blick in Gottes Reich, personifiziert in Jesus Christus, findet seinen Ausdruck im Lob schon jetzt:
„Du hast mich vom Tod erlöst.“ Nicht mehr auf den Tod zu warten.
Diese unterschiedliche Bewegung der Gläubigen und derer, die auf dieser Welt leben und durchaus auch leiden.
Aber die Christen – da kommt sogar noch eine Schippe drauf. Das ist wichtig. Wer das leugnet, ist enthusiastisch oder schwärmerisch. Das hatten wir ja schon.
Jetzt geht er noch einmal durch, zack, zack.
Ich hüpfe gleich weiter und möchte noch ein bisschen die Konsequenzen aufzeigen.
Ja, praktische Anstöße – das wollte ich noch.
Was machen wir jetzt daraus? Wie setzen wir das praktisch um?
Ich habe es immer wieder angedeutet, aber ich möchte zum Schluss noch einmal zusammenfassen:
Ich glaube, wir sollten ganz neu ein persönliches, klagendes und lobendes Gebetsleben einüben.
Ich möchte einmal so sagen: Wir dürfen natürlich danken, und wir dürfen viel bitten. Aber versuch doch einfach mal, in tiefer Ehrlichkeit Gott das zu sagen, wofür du auch klagen und ihn vielleicht auch anklagen kannst.
Gott erträgt das. Er hat das von den Psalmbetern, von David, von Asaf und wie sie alle hießen, und von Jeremia ertragen. Das wird er auch von dir ertragen. So wichtig sind wir, glaube ich, nicht.
Aber probier das doch einmal aus in deinem persönlichen Gebetsleben.
Vielleicht noch dieser Tipp: Da muss man natürlich vorsichtig sein.
Die Psalmbeter haben das ja alles laut gemacht. Sie haben das nicht im Inneren vor sich hingesäuselt, sondern herausgesungen.
Ich würde den Tipp geben: Such dir einen einsamen Berg oder Waldweg oder schließ dich in ein stilles Zimmer ein und dann mach mal das, was du vielleicht schon lange tun wolltest.
Du musst nicht suchen, dass du etwas zum Klagen findest – nicht dass ich falsch verstanden werde. Aber wenn das in dir drin ist, lass es raus und adressiere es an Gott.
Dann die Liedauswahl bewusst vornehmen.
Ich habe mir überlegt, ob ich noch etwas hinzufügen soll. Ich sage, was ich eigentlich noch hinzufügen wollte.
Wir sollten es nicht einem Musikteam überlassen.
Einer unserer Studierenden hat einmal eine Untersuchung gemacht in seiner Abschlussarbeit und untersucht, wie es mit der Aus- und Fortbildung von Lobpreisleitern und Musikteams steht.
Er hat festgestellt: Sie hatten eine recht gute musikalische Ausbildung – da kamen mir allerdings manche Zweifel – aber beim Geistlichen gab es ein gravierendes Defizit.
Er hat dann auch gefragt: Macht ihr Fortbildung im Musikalischen? Und macht ihr Fortbildung im Geistlichen? Null.
Darf ich es mal zugespitzt sagen? Sie haben geistlich keine Ahnung.
Jetzt glaube ich nicht, dass das bei allen Musikteams und Musikern so ist. Es gibt Wunderbare, die wirklich ein Gespür haben.
Aber ich komme in viele Gemeinden herum und bin erstaunt.
Die Liedauswahl sollten meiner Ansicht nach die Ältesten vornehmen. Das sind die, die verantwortlich sind für die Lehre. Die können das mit einem Team zusammen machen, warum nicht?
Sie können mit dem Musikteam zusammenarbeiten. Sie können jemanden abstellen, der zuständig ist für die musikalische Gestaltung.
Aber wenn die Musik und das Lied so einen zentralen Platz in unseren Gottesdiensten einnehmen, wie es das tut, dann darf das nicht stiefmütterlich behandelt werden.
Dann darf es nicht nur Lobpreis sein. Dann müssen wir ein Spektrum abdecken.
Vielleicht stoßen wir ja auf das eine oder andere – nicht Klagelieder, da hat Diederich recht –, sondern auf eine Strophe, die auch das mal zum Ausdruck bringt.
Das ist eine Aufgabe, die wir nicht an ein Musikteam delegieren dürfen.
Wir können es im besten Fall als Älteste oder Pastoren oder in der Mitte mit Musikthemen zusammen machen.
Wir sollten junge und ältere Gläubige auf die Zeit des Normalfalls vorbereiten.
Ich erinnere mich daran: Vor einigen Jahren, da war es auch mal, dass man meinte, es wird jetzt für die Christen enger. Ich weiß gar nicht mehr, worum es ging.
Da war Rolf Schäffbuch noch am Leben. Er war ein toller Kirchengeschichtler.
Er sagte: Jetzt kommt der Normalfall. Das, was wir jetzt haben, ist der Ausnahmefall und der ungesunde Ausnahmefall.
Nicht, dass ich mich nach dem Leiden sehne – bei mir ist der Zahnarzt schon die Obergrenze –, aber das ist wirklich der Normalfall.
Tertullian hat schon gesagt: „Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche.“
Wir sollten vorbereiten, nicht in Panikmache.
Lukas schreibt: Wenn das alles geschieht, also diese Szenarien kommen, dann sollen wir unsere Häupter erheben, weil sich die Erlösung naht.
Das müssen wir beibringen. Wie, das müssen wir im anderen Vortrag diskutieren.
Dann Leiden und Not lindern helfen.
Was auf uns zukommt, kann ich mir momentan in den höchsten Phantasien nicht vorstellen.
Missionare aus Afrika melden uns schon im Einsatz, es wird wahrscheinlich eine der schrecklichsten Hungersnöte der Menschheitsgeschichte sein.
Es kann immer noch etwas geschehen.
Ihr seid wahrscheinlich besser informiert als ich im Tagesgeschehen.
Aber da braucht man keine Fantasie.
Es wird wirklich große, große Not sein, und ich vermute – so sagen es auch die Analysten – es wird auch große Not bei Menschen aus unseren Reihen geben.
Jetzt kommt das wieder, was dramatisch ist: Wir setzen dann wieder diese Zufriedenheits-Schauspielerei auf.
In der Gemeinde habe ich immer den Eindruck, die sind alle recht wohlhabend.
Wenn du dann hinter die Fassade guckst, kommt etwas ganz anderes heraus.
Das müssen wir entdecken. Da müssen wir wieder Mut machen: Sag es doch, wenn es dir nicht gut geht, damit wir dir helfen können.
Die Einsamkeit habe ich schon erwähnt.
Wir sollten auch der Einsamkeit seelsorgerlich entgegenwirken.
Seelsorgerlich ist zum Beispiel, dass wir überlegen, wohin der Lobpreis gehört und wie wir auch das Klagen oder das Loben oder was auch immer nach dem Gottesdienst im Alltag auffangen.
Das Leidens- und Klagegebet einüben, das habe ich schon angeführt. Man kann dazu Jakobus 5,13 nachschlagen.
Das betrifft jetzt wieder die Ältesten, die da zuhören oder denen man das mal sagen kann.
In Jakobus 5 steht noch eine Art der Hilfe im Leiden, die uns ganz wunderbar gegeben ist.
Jakobus, der Herrenbruder, Bruder Jesu, hat im Namen Jesu eine wunderbare Sache für das Leiden gegeben.
Hier am Bibelstudienkolleg wird das auch unterrichtet: die Krankensalbung.
Die wird hier gelehrt, wie man das macht.
Inzwischen wird das auch an den Universitäten unterrichtet und auch in den Landeskirchen und in der katholischen Kirche praktiziert.
Hier haben wir eine ganz wertvolle Sache, gerade für Menschen, die krank sind, auch für die in der Sündennot.
Wir, die Ältesten, sollten ihnen helfen.
Hier sollten wir die Ordnung der Bibel – ob wir sie nachvollziehen können oder nicht – einhalten.
Ich möchte zum Schluss mit dieser netten Karte vom ERF schließen. Vielleicht klingt das alles so, als wäre es nur etwas für Schwache, für Leute, die zu klagen haben, die leiden und eigentlich gar nicht loben können – und was weiß ich noch alles.
Aber hier ist einer der schönsten Lobsätze, die es im Neuen Testament gibt. Das fällt uns vielleicht gar nicht so auf: Paulus schreibt, dass Jesus Christus spricht – das hat der ERF dazu gemacht. Nein, das hat nicht der ERF dazu gemacht, nein, das stimmt nicht. Jesus Christus spricht: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“
Also dort, wo ich mich am erbarmungswürdigsten sehe, dort, wo ich mich am unfähigsten fühle, dort, wo ich zu klagen habe, weil ich zu leiden habe – dort, in meiner Schwachheit, kommt er zur Geltung und ist mächtig. Deshalb können wir im Leiden loben.
Ich möchte noch mit uns beten: Herr Jesus, ich danke dir sehr herzlich, dass du uns so eine tolle Anschauung in deinem Wort gegeben hast. Ich danke dir, dass wir uns daran halten können, dass wir klagen dürfen. Du lädst uns dazu ein. Aber wir wissen auch, dass es möglich ist, in dir das größte Problem unserer Sünde beseitigt zu haben.
Danke, Herr Jesus, dass du wiederkommst und dass dann alles Leid, alle Tränen und aller Schmerz vorbei sein werden. Wir freuen uns darauf. Amen.
Ich danke Ihnen, ich danke euch, dass ihr dabei wart. Ich möchte euch noch zu den nächsten Vorträgen einladen. Ebenso lade ich euch zu Seminaren am Bibelstudienkolleg ein. Es ist immer noch nicht so richtig im Land angekommen, dass man alle Seminare am Bibelstudienkolleg besuchen kann, ohne gleich drei Jahre auszusteigen und auf die Bibelschule zu gehen. Man kann also auch alle Seminare einzeln besuchen. Und so gut wie alle Seminare werden live über das Internet übertragen.
Das ist auch eine tolle Sache: Man kann von überall auf der Welt, wo man Internetanschluss hat, am BSK studieren.
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Wenn Sie wollen, dürfen Sie uns gerne unterstützen. Wir bilden junge und ältere Leute, Ehrenamtliche und Hauptamtliche aus für den theologischen Dienst und für den geistlichen Dienst in Gemeinde und Mission an. Es lohnt sich, darin zu investieren – in das Lob unseres Herrn Jesus Christus, das im Verkündigen seines Wortes am kräftigsten zum Ausdruck kommt.
In diesem Sinne bedanke ich mich bei Ihnen und wünsche Ihnen noch einen guten Abend. Auf Wiedersehen, bis zum nächsten Mal.