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Der König kommt!

30.11.1986Jeremia 23,5-8

Einführung: Adventsverheißungen und das Kommen des Messias

Unser Predigttext steht im Propheten Jeremia, Kapitel 23, Verse 5 bis 8.

Wir haben gestern hier eine so schöne und eindrucksvolle Adventsfeier erlebt. Ein Höhepunkt dabei ist immer, wenn man die verschiedenen Verheißungen aus dem Alten Bund hört, die auf das Kommen des Messias, Jesus, hinweisen. Eine dieser Adventsverheißungen steht hier beim Propheten Jeremia.

Das Kapitel handelt vom Versagen der Führer im Volk Israel, den Hirten. Diese weltlichen und geistlichen Führer tragen die Verantwortung für das Volk. Statt jedoch das Wort Gottes zu verkünden, verwirklichen und predigen sie nur ihre eigenen Gedanken und Träume.

Mitten in dieser Situation spricht Jeremia im Auftrag Gottes dieses große Wort der Zusage: Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Dieser soll ein König sein, der wohl regiert und Recht und Gerechtigkeit im Land übt.

Zu seiner Zeit wird Juda geholfen, und Israel wird sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: Der Herr unserer Gerechtigkeit. Diese Bezeichnung kommt mehrfach vor, auch im Kapitel 33 des Buches Jeremia.

Ebenso ist sie bekannt aus Jesaja 45, was Bibelkenner gerne zum Anlass nehmen, um in der Schrift nachzuvollziehen, wie das alles zusammenhängt.

Darum heißt es weiter: Siehe, es wird die Zeit kommen, spricht der Herr, dass man nicht mehr sagen wird: So wahr der Herr lebt, der die Israeliten aus Ägyptenland geführt hat. Dieses Ereignis am Schilfmeer war das, was Israel zum Volk gemacht hat.

Stattdessen wird man das Neue erwähnen: So wahr der Herr lebt, der die Nachkommen des Hauses Israel herausgeführt und hergebracht hat aus dem Land des Nordens und aus allen Ländern, wohin er sie zerstreut hatte. Sie sollen in ihrem Land wohnen.

Herr, lege du uns dein Wort selbst aus. Amen.

Die Bedeutung der Adventszeit für die Freude am Kommen Jesu

Liebe Schwestern und Brüder,

ich freue mich an dieser schönen Adventszeit. Es sind nicht viele in unserem Volk, die nicht etwas von der Freude spüren, die hier ausgeht. Überall sind die Menschen angerührt.

Wir als Christen müssen den Menschen helfen, diese Freude zu sehen und ihnen sagen, warum es sich lohnt, das Fest zu feiern. Gerade die Adventssonntage helfen uns dabei, viermal noch den Blick genau darauf zu richten, worauf es ankommt: die große Freudenaktion Gottes, das Licht, das in der Dunkelheit scheint, und das, was hell werden kann.

Ich habe den Eindruck, dass Sie in diesen Adventstagen, wenn Sie mit anderen reden, viele treffen werden, die verwundert aufhorchen, wenn Sie sagen: Es gibt viele Gründe, um fröhlich Weihnachten zu feiern. Wahrscheinlich wollen alle feiern, aber sie wissen nicht, wie man das richtig macht, wie schön es werden kann und wie es ein Fest wird.

Manche werden sagen: Bei mir kann es gar kein Fest werden. Dann erzählen sie von ihren Bekümmernissen, denn es gibt ja so viele. Gerade dann können sie vom Evangelium sagen: Dann erst recht! Sie können noch viel besser Weihnachten und Advent feiern als an normalen Tagen und Jahren.

Wir wollen den Menschen helfen, dass sie zur Freude kommen. Dafür sind wir heute dankbar, dass wir Jeremia mit seinem Prophetenwort haben, der uns dorthin weist, wo die Freude liegt.

Es gibt viele Freuden an Weihnachten, viele feste Freuden. Oh, das schmeckt so gut, das Gebäck der Hausfrauen! Wenn sie die Adventsgestecke machen und die Kerzen anzünden, das ist alles schön. Wenn sie den Baum schmücken, mit Kindern feiern, Lieder singen und musizieren – all das gehört dazu.

Wir wollen sagen: Die Freude ruht noch mehr in der Mitte. In allen Adventsverheißungen der Bibel geht es immer wieder um den Einen, der da kommt. Da kommt der Messias, König Jesus. In diesen großen Verheißungsworten wird immer vom König Messias, dem Gesalbten Gottes, gesprochen. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass dieserjenige in unserem Leben die entscheidenden Veränderungen bewirken kann.

Einladung zur persönlichen Hingabe an Jesus als König

Jetzt habe ich die Bitte an Sie, und ich möchte sie gleich an den Anfang der Predigt stellen: Sie sollen Jesus in Ihr Leben einlassen. Jesus soll in Ihrem Leben uneingeschränkten Zutritt haben, in alle Bereiche, damit er als König herrschen kann. Dann wird die feste Freude da sein.

Nun möchte ich diese Worte des Jeremia, die im Namen Gottes sprechen, ein wenig näher erläutern. Dabei werde ich meiner Gewohnheit treu bleiben und das Thema von verschiedenen Seiten betrachten.

Ein verzweifelter Blick auf die Situation Jeremias

Zuerst einmal ein verzweifelter Blick – ein verzweifelter Blick. Schade, dass Sie den Propheten Jeremia noch nicht ausreichend kennen. Man kommt ja nie an ein Ende, man sollte noch viel mehr lesen. Er war verzweifelt.

Mir ist das erst vor Jahren aufgegangen, als wir in Holland Urlaub machten, in Oostkapelle. Es war ein herrlicher Urlaub, ein schöner Sommer. Der Campingplatz war leer, der Strand so schön, und das Essen schmeckte sehr gut. Am allerschönsten war in diesem Urlaub der Regen. Urlaub und Regen können wunderschön sein, denn in Holland und im benachbarten Flandern gibt es so herrliche Museen.

Wir sind ja keine Museumsmuffel, und so haben wir eigentlich erst zögernd das als Notprogramm im Regen ergriffen. Doch wir waren beeindruckt, was wir da an Kunstschätzen gesehen haben – in Gent, in Antwerpen, in Amsterdam und in anderen holländischen Städten. Besonders im Rijksmuseum in Amsterdam hat mich das Bild von Rembrandt fasziniert. Schade, wenn Sie nur die Nachtwache dort angesehen haben. Nein, das Bild, das Rembrandt gemalt hat, zeigt den trauernden Jeremia.

Ich habe mir einen Druck davon mitgenommen und in meinem Arbeitszimmer aufgehängt, weil man nicht fertig wird, dieses Bild anzusehen. Jeremia stützt nach der Darstellung von Rembrandt sein großes Haupt in den Arm und schaut auf den Boden. Dort quellen noch die Rauchwolken des zerstörten Jerusalem hervor. Man sieht im fahlen Licht die zusammengestürzten Säulen. Die ganze Schönheit Jerusalems ist zerbrochen.

Jeremia hat ja die Klagelieder gedichtet, jene erschütternden Gesänge, in denen er sagt: „Ich habe mir die Augen ausgeweint, ich kann nicht mehr heulen, ich bin am Ende.“ Das können Sie auf jeder Seite beim Jeremia lesen: Wie ist Jerusalem so gräulich hinuntergestoßen! Es ist niemand mehr da, der trösten kann.

Rembrandt hat auf diesem Bild noch einen ganz kostbar gewebten Teppich am Rand der Sitzgelegenheit gemalt. Außerdem liegt dort ein Stück einer Goldkrone, die in den Staub getreten wurde. Damit erinnert er an das Wort von Jeremia, wie die goldenen Gefäße zerbrochen und zerschlagen wurden.

Jeremia sagt von sich selbst: „Ich will nimmer leben, ich kann es nicht ertragen.“ Das Schlimme war, er lebte zu einer Zeit, als das alles noch nicht eingetroffen war. Er sah es nur voraus, Gott hatte es ihm enthüllt. Er sah die gräuliche Zukunft der Welt, wie Jerusalem, das Heiligtum, zerstört und verbrannt wird.

Darum erhebt er seine klagende Stimme und fordert zur Umkehr auf. Er ruft die Menschen, und was tun sie? Sie lachen nur und sagen: „Jeremia, reg dich doch nicht auf, so wird alles gut. Wir haben gute Führer im Volk, wir haben einen guten König. Wir haben die Priester, der Kirchenbetrieb läuft ganz schön. Jetzt wird alles schon recht werden, wir schauen optimistisch in die Zukunft.“

Jeremia legt immer wieder den Finger auf die Wunde und sagt: „Es ist die Grundlage so verheerend, es kann gar nichts Neues mehr werden.“ So verzweifelt war Jeremia im Schmelztiegel seiner schrecklichen Zukunftsbilder, die er sieht.

Da zeigt ihm Gott sein künftiges Heil: Der König kommt, mein Messias kommt. Er wird Heil schaffen und Israel wieder sammeln nach den schrecklichen Gerichten Gottes.

Wenn in diesen Tagen manche sagen: „Ich kann nicht Advent feiern, bei mir ist alles traurig“, dann muss daran erinnert werden: Gerade deshalb, weil Sie an Jeremia merken, greifen die großen Verheißungen Gottes viel weiter, als Sie normalerweise denken. Sie rechnen immer mit den kleinen Hoffnungen in Ihrem Lebensablauf: Wie wird es mit der Krankheit weitergehen? Lösen sich meine Sorgen?

Aber es kann sein, dass Gott Sie noch viel tiefer hinunterführt. Wir gehen alle durch das Tal des Todes hindurch, wo so viel zerbricht, was uns heute wichtig und groß erscheint. Doch dass Gott sein Heil aufrichtet bei uns und uns als der Messias-König begegnen will – das war Jeremia wichtig.

Machen Sie die Augen auf: Der König kommt!

Die Realität der Geschichte und Gottes Heilsgeschichte

Wenn Sie nur einmal im Kapitel blättern könnten, zum Kapitel 22, Vers 14, möchte ich Ihnen doch noch kurz einen Eindruck von Vers 19 geben. Am Ende von Vers 18 muss Jeremia viele Unheilsnachrichten über König Jojachin weitergeben. Dieser König saß gefeiert im Schloss von Jerusalem und war glücklich, das Staatsschiff durch die Klippen zu steuern.

Dann verkündet Jeremia das Wort des Herrn über König Jojachin: Man wird ihn nicht beklagen. „Ach Bruder, ach Schwester, man wird ihn nicht beklagen, ach Herr, ach Edler.“ Er soll wie ein Esel begraben werden, fortgeschleift und vor die Tore Jerusalems hinausgeworfen. Wie hat das damals in den Ohren der königlichen Wächter geklungen, als Jeremia das verkündete!

Das darf uns heute nicht mehr erschüttern, wenn wir hören, wie Menschen um uns herum klagend in die Zukunft blicken. Ja, es mag manches zerbrechen, aber wir wissen, dass Gottes Heilsgeschichte zum Ziel kommt. Gottes Heilsgeschichte wird ihr Ziel erreichen.

Jetzt ist es nur wichtig, ob Gottes Heilsgeschichte auch auf Ihr Leben ausgerichtet ist. Haben Sie Teil an der Heilsgeschichte Gottes? Niemand möchte abseits stehen. Man will da sein, wo der König Jesus kommt.

In dieser Welt geschieht Furchtbares und Grauenvolles. Niemand soll klagen oder uns erst darauf hinweisen müssen. Doch mittendrin baut Gott seine Heilsgeschichte auf und führt sie wunderbar zu ihrem Ende.

Ein anderes Wort Jeremias bringt es scharf auf den Punkt: Verflucht sei, wer sich auf sich selbst verlässt oder auf Menschen vertraut, wer das Fleisch für seinen starken Arm hält. Es ist bitter, dass wir erleben müssen, dass Jeremia Recht hat, wenn er sagt, dass wir mit unserem Können und Vermögen scheitern.

Doch dann kündet er das Heil an: Es wird ein König kommen, der gerechte Spross, der sein Reich aufrichten wird.

Der Blick auf den kommenden König und seine Gerechtigkeit

Ein Verzweifelter blickt hindurch. Jeremia schaut auf die grauenvollen Abschnitte der Weltgeschichte im Hinblick auf das Kommen Jesu. Mein zweiter Punkt richtet den Blick auf ihn. Auch heute bringen wir viele Fragen mit in den Gottesdienst: Wie geht es bei mir weiter? Ich sehe nicht in die Zukunft. Ich weiß nicht, wie sich meine Schwierigkeiten lösen werden.

Ich möchte Sie bitten, so zu handeln, wie Jeremia es von uns verlangt: Blicken Sie nur auf den Einen, der da kommt. So war es bei all den Gestalten, die im Advent auf Jesus warteten – bei Maria, bei Zacharias, bei Simeon und Hanna im Tempel. Alle warteten nur darauf, wann Er denn kommen wird. Er, der Verheißene, von dem Gott immer wieder gesprochen hat.

In ihm muss all die Lösung liegen, die mir so wichtig ist und die mich bekümmert. Ich will nur auf ihn schauen, auf die Person, die kommt. Darum spricht Jeremia nur von dem Einen, von dem König, und er gibt uns einige wichtige Erklärungen, was man von diesem König sagen kann.

Er ist ein gerechter König. Beim Bibellesen beobachte ich, dass wir solche Worte gar nicht beglückt aufnehmen. Wenn ich höre „ein gerechter König“, zucke ich oft zusammen. Das kommt von meinem schlechten Gewissen. Denn gerecht heißt doch einer, der straft, der urteilt. Ein gerechter König ist doch einer, der mich zurechtweist und überführt. Daran kann ich mich nicht vorbeimogeln.

Es geht uns immer wieder so, wenn wir daran denken, dass Jesus ins Verborgene unseres Lebens sieht. Dann erschrecken wir und sagen: „Oh, es ist unheimlich, ein gerechter König!“ Sie haben im Adventslied vorhin gesungen: „Er ist gerecht, ein Helfer wert.“ Das klingt nicht tröstlich, wenn man nicht weiß, woher das kommt.

Hier haben Sie ein typisches Beispiel, wie Worte im Hebräischen und im Denken Israels eine ganz andere Bedeutung haben als im deutschen Denken. Wir Deutsche denken sehr von Rechtsparagraphen her. Das ist gut so, nichts dagegen. Aber wenn wir Recht und Gerechtigkeit hören, denken wir immer an Bußgeldbescheide, an Verhaftung, Gefängnis, Gerichtsverfahren, Staatsanwalt. Wir denken an jemanden, dessen Urteil gesprochen wird. Unser ganzes Denken kreist darum, dass irgendwo ein Urteil gefällt werden muss.

Interessant ist, dass das Denken Israels anders war. Beim Wort Gerechtigkeit, das im Hebräischen „Tsedek“ heißt, dachten sie an etwas ganz anderes: einem Menschen zu Recht helfen, etwas, das durcheinander ist, wieder in Ordnung bringen. Vielleicht war das einmal auch die Aufgabe unserer Gerichte. Denn welche Genugtuung kann man empfinden, wenn man einen Menschen für viele Jahre ins Gefängnis bringt und sagt: „Das hat er verdient.“ Aber das Ziel muss doch sein, zurechtbringen, helfen, heilen.

So liegt in diesem hebräischen Sinn von gerecht viel mehr drin: ein Zugehen auf den, der in Not ist, der unter die Räder gekommen ist, der im Unrecht steckt. Einen zum Guten führen, erziehen. Sie wissen vielleicht auch, dass in der Reformationszeit gerade Luthers Entdeckung im Römerbrief war, der so erschrocken war vor der Heiligkeit Gottes.

Er machte damals im Kloster eine Entdeckung über die Bibel: In diesem Reden des Paulus vom gerechten Gott steht vielmehr, dass Gott sich in seiner Liebe uns zuneigt, Sünde auslöscht und Menschen, die auf einem verkehrten Weg sind, zurechtbringt. Es liegt also vielmehr das Bild Gottes darin, der sich herunterbeugt.

Darum ist das in dem Adventslied wirklich schön besungen: „Er ist gerecht, ein Helfer wert.“ Gott ist gerecht in seinem Helfen, in seinem Barmherzigsein, in seiner Güte. Wenn hier von Jeremia gesagt wird, „Er ist der gerechte König“, dann ist das gemeint: Er wird sich des Volkes Israel annehmen.

Jeremia hatte zuvor geklagt: „Ist denn keine Salbe mehr in Gilead? Gibt es noch ein Heilmittel, um die Wunden meines Volkes zu verbinden?“ Und was sind diese Wunden? Die Wunden sind die Ungerechtigkeit, das Böse, das sie tun, der Streit, der herrscht, die Gottlosigkeit, die wütet.

Darum ist das eine gewaltige Ankündigung: Es kommt der gerechte König. Wir sagen heute: Der gerechte König ist der Heiland, der Heiland Jesus. Genau das entspricht der hebräischen Erwartung. Der Messias-König müsste ja eigentlich jeden verdammen, denn es gibt doch keinen Gerechten.

Wo soll es denn einen Gerechten geben? Es gibt selbstgerechte Leute, das ist etwas Furchtbares, wenn Menschen sagen: „Ich habe mir nichts vorzuwerfen.“ Aber darum freuen wir uns in diesen Adventstagen, dass Jesus zu uns kommt, der Gerechtigkeit und Recht wirkt. Es gibt kein verkehrtes Leben, das er nicht zurechtbringt.

Herr, heile du uns in diesen Adventstagen! Die vier Wochen Vorbereitung vor dem Fest sollen dazu dienen, unser verkehrtes Leben vor Gott in Ordnung zu bringen. Herr, richte du mein Herz wieder aus auf deine göttlichen Gebote. Gib mir göttliche Gedanken. Korrigiere du mich, wo ich falsch bin. Das ist doch das Adventsgebet!

Die ganze Not der Welt ist für uns unlösbar. Auf was wollen wir unsere Hoffnung richten? Wo soll Hoffnung in der Welt herkommen? Das ist die christliche Hoffnung bis zum Ende: Jesus kommt und verändert Menschen.

In dieser Welt gibt es die Gemeinde Jesu, Menschen, die sich ihre Herzen und ihren Willen neu prägen lassen vom König Jesus. Die größte Veränderung, die in der Welt geschieht, geschieht immer noch durch Jesus, den König, der in den Herzen von Menschen Wohnung nimmt und sie leitet und führt.

Lass ihn doch in dein Leben eintreten! Wie wird deine Ehe neu? Lass Jesus in dein Leben ein in diesen Adventstagen. Blicke auf ihn! Was wird, wenn mein Leib krank ist? Lass Jesus in dein Leben ein. Auch im kranken Leib wird er dir Geduld geben und dir die Augen öffnen für die kommende Königsherrschaft Gottes.

So kannst du ihn auch mit einem kranken und sterbenden Leib preisen. Es waren so viele vor dir, die das getan haben. Wenn heute so viele junge Menschen unter uns sind – und wir freuen uns, wenn der Platz nicht reicht, um alle hier in unserer Kirche aufzunehmen – dann wollen wir die jungen Menschen aufrufen: Gib doch dein Leben Jesus, dem König, dass er regieren kann bei dir.

Er ist ein gütiger, ein freundlicher Herr, der zurechtbringt. Dann stehen mir all die Bilder vor Augen, wie er selbst in dem völlig verunstalteten Leben von Menschen, die nur durch ihren Geist beherrscht waren, durch ihre unreine Triebfantasie, dieses Neue geschaffen hat. Jesus kann Menschenherzen verwandeln.

Wenn heute so viele Menschen suchen und sagen: Wie wird es in meiner Seele neu? In den Abgründen, wo die Angst mich überfällt, lass doch Jesus in die Tiefe deiner Seele einziehen. Welch eine Freude kehrt da ein!

Wenn Sie in diesen Tagen Stille vor dem König Jesus haben, blicken Sie auf ihn und lassen Sie ihn regieren. Er soll ein König sein, der gut regiert und Recht und Gerechtigkeit im Land üben wird. Da freuen wir uns. Das ist schön, das ist gut. So soll er regieren. Bei mir gibt es so viel zu tun.

Die richtige Haltung zur Verkündigung des Evangeliums

Leider verstehen viele die Verkündigung des Evangeliums immer wieder falsch. Sie nehmen aus der Predigt nur mit, was sie tun müssen. Sie denken: „Jetzt muss ich mein Leben ändern.“

Doch das ist nicht der Punkt. Jesus muss ihr Leben ändern. Er wird Recht und Gerechtigkeit aufrichten.

Lass ihn herein. Du musst nur die Tür öffnen und die Tore weit machen, damit er einziehen kann.

Die Freude trotz Klage und die zukünftige Erfüllung der Verheißung

Noch ein letztes Mal: Da ist lauter Freude, da ist lauter Freude.

Jeremia war voller Klage. Das ganze Buch ist ein einziges Klagelied. Die großen Heilsverheißungen stehen nur noch in Kapitel 31 und 33. Sonst enthält es lauter Klageworte und verzweifelte Schreie. Es ist schwer, wenn man so den Niedergang des Volkes Israel ansehen muss. Jeremia hat gelitten, weil die Heilsgeschichte, die einmal mit David begann, so furchtbar endet. Selbst das Heiligtum des Tempels wird zerstört sein.

Dann kündigt Jeremia an, dass der Messias kommen wird und die zerstreuten Israeliten sammeln wird. Haben Sie bemerkt, dass das so gar nicht eingetreten ist? Der Messias Jesus kam, aber sie nahmen ihn nicht auf. Jetzt verstehen Sie die Klage am Anfang des Johannesevangeliums: Er kam in sein Eigentum, er wollte Israel vollenden und Israel zum Heil setzen für die Weltvölker, wie es die große Planung Gottes war. Doch sie schlossen die Türen zu. Selbst die Frommen in der Kirche sagen: „Ich bin recht, ich lebe doch nach dem Glauben.“ Sie merken gar nicht, dass die Befreiung erst entstehen würde, wenn sie Jesus einlassen.

Man müsste eigentlich das Klagelied Jeremias weitersingen, wie die Herzen zugemauert waren. Wir sprachen gestern Abend in der Adventsfeier davon, von den zugemauerten Festungen, in die Gott nicht eintreten darf.

Ich habe mir einen alten Band von Zinzendorf herausgeholt. Sie wissen, er wurde um 1700 geboren und starb 1760 – das ist lange her. Er hat ein Buch über Jeremia geschrieben mit dem Titel „Prediger der Gerechtigkeit“. Darin schreibt er zu dieser Stelle: „Wir wissen nicht, wann die Zeit ist, da das erfüllt wird, dass die Juden aus allen Ländern gesammelt werden. Aber wir rufen heute nur Halleluja, Hevata, weil wir wissen, Gott wird auch dies erfüllen und die Juden aus allen Enden der Welt sammeln.“

Da läuft uns ja heiß und kalt den Rücken herunter, wenn wir heute wissen: Gott sammelt sein Volk! Und was noch viel wunderbarer ist: Das Volk Israel wird den Messias Jesus erkennen und ihn anbeten. Israel wird einmal sagen: Unsere Stärke sind nicht unsere Raketen, unsere Düsenjäger und unsere Kampfhubschrauber, wie sie es heute leider müssen in der großen Anfeindung um sie herum. Sondern der Herr wird für uns streiten, und der Herr führt unsere Sache zu Ende. Jesus ist der Messias Israels.

Aber das ist nicht nur für das Volk Israel wichtig. Ich möchte Ihnen nur die biblischen Zusammenhänge zeigen, wie sich das wirklich alles buchstäblich in der Schrift erfüllt und wie man sich auf das Wort Gottes verlassen kann. Mir ist jetzt aber so wichtig, ob wir das heute aufnehmen: Die Zeit, die den Heidenvölkern gelassen ist – zu denen gehören wir –, läuft ja aus. Wir haben heute noch das Angebot Jesu, bevor sich Jesus seinem Volk Israel zuwendet und die Decke von den Augen Israels wegnimmt. Wir sollen erkennen, dass für uns dieser Heiland gekommen ist und er bei uns Einkehr halten will.

Israel wird sicher wohnen, ohne Angst. Wie wird es sicher wohnen? Wenn es sagen wird: Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.

Die Bedeutung von Jesu Gerechtigkeit und die Einladung zum Vertrauen

Was heißt das denn wieder? Der Herr, unsere Gerechtigkeit. Ich beginne mit den abstrakten Worten, obwohl sie oft zu wenig sagen.

Es heißt doch ganz einfach übersetzt: Jesus starb für meine Schuld. Ich kann leben, weil Jesus für mich eintritt. Wissen Sie das sicher? Woher soll ich das wissen? Durch sein Opfer am Kreuz. Das ist die Gerechtigkeit, die Jesus mir erworben hat.

Ich bin nicht gerecht. Ich habe so viel Falsches an mir, ich habe das Gebot Gottes so oft übertreten. Aber ich lebe von der Vergebung Jesu. Menschen, die das sagen können: „Gott ist für mich, wer kann jetzt noch gegen uns sein?“, die haben keine Angst mehr.

Gott hat ja seines eigenen Sohnes nicht verschont, sondern ihn für uns alle dahingegeben. Wie sollte er uns in ihm nicht alles schenken? Israel wird sicher wohnen. Das ist die Freude der Adventstage: Wir haben keine Angst mehr, was uns auch bewegt hat. Ich lege mein Leben in die Hände Jesu.

Und das haben sie erst dort richtig gemacht, wo sie sagen: Jesus ist meine Gerechtigkeit. Er hat für mich die Rechnung bezahlt, er hat die Schuld meines Lebens getilgt. Ich bin frei von allem anderen. Ich darf fröhlich ruhen und ganz sicher sein.

Darum darf ich Ihnen gesegnete Adventstage wünschen. Amen.