Brauchen sie manchmal Wegweisung für ihr Leben? Wegweisung brauchen wir doch eigentlich immer mal wieder, nicht wahr?
Heutzutage ist das relativ einfach, denn man hat oft so ein kleines Navigationssystem im Auto, das einem sagt, wo es langgeht. Das funktioniert meist auch ganz gut. Man muss nicht viel nachdenken, sondern weiß einfach: Wenn es sagt, rechts abbiegen, dann biegt man rechts ab.
Manchmal ist das aber ein bisschen verwirrend, besonders wenn man ein etwas älteres Navi hat – so wie ich. Das schickt einen dann manchmal auf Wege, die nicht ganz dem entsprechen, was die eigene Intuition sagt und auch nicht so ganz zu den Verkehrsschildern passen.
Manchmal kommt man dann an Orte, wo man eigentlich gar nicht hinwollte. Ich erinnere mich noch gut, wie wir mal auf dem Weg zu einer Hochzeitsfeier plötzlich über Feldwege fuhren, zwischen Kühen hindurch, und merkten: Okay, hier geht es jetzt nicht weiter.
Wem soll man also vertrauen? Dem Navi, der Intuition, den Verkehrsschildern oder soll man einfach da langfahren, wo alle langfahren? Das war gar nicht so einfach.
Die Suche nach Wegweisung im Leben
Und wie ist das mit den wirklich wichtigen Dingen im Leben? Wenn man nicht einfach nur mit dem Auto durch die Gegend fährt, sondern Entscheidungen für das Leben treffen muss. Entscheidungen darüber, wohin es jetzt gehen soll und was man als Nächstes tun soll.
Auf wen hören wir? Vielleicht haben wir Eltern, wenn wir noch jünger sind, die uns den Weg weisen. Vielleicht haben wir, wenn wir älter sind, Kinder, die uns Orientierung geben. Oder gute Freunde und weise Ratgeber.
Aber was machen wir, wenn plötzlich ein weiser Ratgeber nicht mehr da ist? Genau diese Frage stellte sich das Volk Israel, als es am Ende der Wüstenwanderung angekommen war. Mose hatte sie vierzig Jahre lang erst aus der Sklaverei in Ägypten herausgeführt und dann durch die Wüste geleitet. Nun standen sie am Jordan und wollten das gelobte Land einnehmen.
Da offenbarte Mose ihnen, dass er nicht mehr bei ihnen sein werde. Er werde ihnen nicht mehr als Wegweiser zur Verfügung stehen. Doch Gott verheißt durch Mose einen Nachfolger, der den Weg weisen wird.
Ausgangspunkt der Predigtserie und Kontext zu Mose
Von diesem Punkt aus wollen wir heute die Predigtserie fortsetzen, in der wir aus den Mosebüchern kommend auf Jesus schauen. Jesus ist derjenige, in dem alle Gottesverheißungen ihr Ja und Amen finden, wie es im 2. Korinther 1,20 heißt.
Bevor ich den Text vorlese, möchte ich kurz den Kontext herstellen. Das bedeutet, ich möchte das Leben Moses kurz skizzieren, damit wir noch klarer sehen können, inwieweit der Verheißene wirklich der Nachfolger des Propheten Mose ist.
Wenn wir den Anfang der Bibel nehmen, das 1. Buch Mose, sehen wir die große Vorgeschichte: Schöpfung, Sündenfall, Ausbreitung der Sünde, dann die Verheißung an Abraham. Danach folgt die Geschichte dieser Familie: Abraham, sein Sohn Isaak, dann Jakob mit seinen zwölf Söhnen. Einer dieser Söhne wird nach Ägypten weggeführt, und die anderen folgen aufgrund einer Hungersnot, um dort versorgt zu werden.
Am Ende des 1. Buches Mose sind siebzig Menschen in Ägypten angekommen. Das ist die Familie der Verheißung, die Nachkommen Abrahams. Am Anfang des 2. Buches Mose sehen wir, dass daraus ein großes Volk geworden ist. Doch dieses Volk ist in Ägypten nicht mehr willkommen, sondern wird bedroht und geplagt.
In dieser Situation versucht der Pharao, als Herrscher Ägyptens, den Einfluss der Juden zurückzudrängen. Er ordnet einen Kindermord an – den Mord an allen neugeborenen Jungen.
Genau in dieser bedrängenden Situation wird Mose geboren. Mose wird von Gott in besonderer Weise gesandt, um Gottes Volk zu retten. Dieser Retter wird mitten in diese Bedrohung hineingeboren. Der Kindermord bedroht auch ihn ganz konkret, doch er wird gerettet.
Durch das Wasser hindurch, im Schilfmeer, findet ihn die Tochter des Pharaos und nimmt ihn mit in den Königspalast. So wird er ein Königssohn.
Dieser Königssohn muss jedoch erleben, wie sein Volk, die Juden, weiterhin durch die Ägypter bedrängt werden. Er stellt sich auf die Seite Gottes Volk, tötet einen Ägypter und muss deshalb fliehen.
Dann kommt er in ein anderes Land, wo er eine Begegnung mit Gott hat. Er wird von Gott berufen durch einen brennenden Busch und zurückgesandt nach Ägypten, um das Volk Gottes aus der Sklaverei zu befreien.
Mose als Führer und Mittler des Volkes
Er kehrt nach Ägypten zurück und bringt dort zehn Plagen über das Land. Am Ende darf er mit dem Volk Israel ausziehen. Doch der Pharao überlegt es sich anders und verfolgt das Volk. Gott teilt das Wasser des Schilfmeeres, sodass das Volk hindurchfliehen kann und in die Wüste gelangt.
In der Wüste führt er das Volk Gottes zu einem Berg. Dort empfängt er als Stellvertreter des Volkes den Bund, den Gott mit seinem Volk schließt. Er erhält die Zehn Gebote. Mose spricht also Gottes Worte zum Volk.
Doch bevor er das tun kann, muss er beim Herabsteigen vom Berg mit den Zehn Geboten erleben, dass das Volk schon untreu geworden ist. Die Menschen haben ein goldenes Kalb gebaut, das diese ganze Auflehnung gegen Gott symbolisiert. Mose tritt für sein Volk vor Gott ein und wird zum Mittler zwischen Gott und dem Volk.
Er empfängt die Zehn Gebote noch einmal und spricht Gottes Wort zum ganzen Volk. Außerdem gibt er dem Volk einen Ort, an dem Gott mit ihm leben kann – die Stiftshütte. Er gibt weitere Opfergesetze, die im dritten Buch Mose festgehalten sind. Dazu gehören der Priesterdienst, die Reinheitsgebote und weitere Anordnungen Gottes. So spricht er alle Worte Gottes zum Volk.
Dann kommen wir zum vierten Buch Mose. In diesem Buch beginnt endlich der Weg in das gelobte Land. Alles, was im zweiten und dritten Buch Mose geschah, spielte sich in relativ kurzer Zeit ab. Das vierte Buch Mose umfasst vierzig Jahre.
Das Volk beginnt jetzt den Weg zum gelobten Land, das eigentlich kein weiter Weg ist. Mose schickt Kundschafter aus, um das Land zu erkunden. Zwölf Männer ziehen aus. Zehn von ihnen berichten zurück, dass sie fürchten, das Land nicht einnehmen zu können, basierend auf dem, was ihre Augen gesehen haben. Zwei jedoch sagen, dass Gott ihnen das Land versprochen hat und sie es deshalb einnehmen können.
Das Volk hört nicht auf Mose, Josua und Kaleb, sondern vertraut den zehn anderen Kundschaftern. So rebelliert es gegen Gott und vertraut nicht auf ihn, sondern auf das, was Menschen sagen und sehen.
Die Strafe dafür sind vierzig Jahre in der Wüste. In dieser Zeit stirbt eine ganze Generation. Mose bleibt in dieser Zeit derjenige, der immer wieder für das Volk eintritt, Gottes Worte zum Volk spricht und das Volk durch die Wüste führt.
Doch irgendwann hat Mose genug. Das Morren und Klagen des Volkes gehen ihm auf die Nerven. Er wird zornig und tut etwas, das er besser nicht getan hätte. In seinem Zorn wird er gottuntreu und veranstaltet eine große Show.
Anders als Gott es ihm gesagt hatte, als er Wasser aus dem Felsen holen sollte, machen er und Aaron eine große Aktion, in der sie sich selbst hervorheben. Gott sagt ihm deshalb, dass nicht nur das Volk, sondern auch Aaron und Mose selbst nicht in das gelobte Land einziehen dürfen. Sie werden in der Wüste sterben.
Mose übergibt das Volk an Joshua und die Suche nach dem verheißenen Propheten
Und so kommen wir zum fünften Buch Mose. Mose weiß nun, dass er nicht mit ins gelobte Land kommen wird. Ihm bleibt nur noch ein letztes Mal, das Gesetz dem Volk darzulegen. Noch einmal spricht er Gottes Wort zu Gottes Volk und erklärt ihnen, wie sie leben sollen.
Er wiederholt das Gesetz und gibt allerlei Anordnungen. Inmitten dieser Worte, die er von Gott zum Volk Israel spricht, finden wir unseren Predigttext. Im fünften Buch Mose, Kapitel 18, lese ich die Verse 14 bis 19. Dort sagt Mose als Prophet des Herrn zum Volk Israel:
„Denn diese Völker, deren Land du jenseits des Jordans einnehmen wirst, hören auf Zeichendeuter und Wahrsager. Dir aber hat der Herr, dein Gott, so etwas verwehrt. Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, erwecken, aus dir und aus deinen Brüdern. Dem sollt ihr gehorchen. Ganz so, wie du es von dem Herrn, deinem Gott, erbeten hattest am Horeb, am Tag der Versammlung, und sprachst: ‚Ich will nicht mehr hören die Stimme des Herrn, meines Gottes, und dieses große Feuer nicht mehr sehen, damit ich nicht sterbe.‘“
Und der Herr sprach zu mir: „Sie haben Recht geredet. Ich will ihnen einen Propheten, wie du bist, erwecken aus ihren Brüdern und meine Worte in seinen Mund geben. Der soll zu ihnen reden alles, was ich ihm gebieten werde. Doch wer meine Worte nicht hören wird, die er in meinem Namen redet, von dem will ich es fordern.“
Dann geht die Rede Moses noch ein Stück weiter. Am Ende seiner Abschiedsrede stellt er das Volk vor eine Entscheidung. In 5. Mose, Kapitel 30, Verse 19 und 20, heißt es:
„Ich nehme Himmel und Erde heute über euch zu Zeugen. Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, damit du das Leben erwählst und am Leben bleibst, du und deine Nachkommen, indem ihr den Herrn, euren Gott, liebt, seiner Stimme gehorcht und ihm anhangt.“
Das ist der Abschluss der Rede. Ein großartiger Abschluss, nicht wahr? Dieses Echo hören wir immer wieder in Verbindung mit dem Gesetz: Gehorsam gegenüber dem Gesetz bringt Segen und Leben, Untreue bringt Fluch und Tod.
So spricht Mose. Dann setzt er in Kapitel 31 Joshua als seinen Nachfolger ein. Und so endet das fünfte Buch Mose in Kapitel 34 mit einem Blick auf diesen Nachfolger. Mose ist inzwischen gestorben, und in den letzten Versen der Mosebücher lesen wir:
„Joshua aber, der Sohn Nuns, wurde erfüllt mit dem Geist der Weisheit, denn Mose hatte seine Hände auf ihn gelegt. Die Israeliten gehorchten ihm und taten, wie der Herr es Mose geboten hatte.“
Das klingt gut, sehr hoffnungsfroh. Vielleicht ist Joshua der Prophet wie Mose. Aber dann kommt Vers 10:
„Und es stand hinfort kein Prophet in Israel auf wie Mose, den der Herr erkannt hätte von Angesicht zu Angesicht, mit all den Zeichen und Wundern, mit denen der Herr ihn gesandt hatte, dass er sie täte im Ägyptenland am Pharao und an all seinen Großen und an seinem ganzen Land, und mit all der mächtigen Kraft und den großen Schreckenstaten, die Mose vollbrachte vor den Augen von ganz Israel.“
Die Zeit nach Mose und die Erwartung des verheißenen Propheten
Und so stehen wir am Ende des fünften Buchs Mose, nach vier Büchern, in denen Mose die Hauptfigur ist. Wir sehen, dass das Volk einen neuen Leiter hat. Doch wir erkennen, dass er nicht der verheißene Prophet ist, ein Prophet wie Mose.
Wir warten also. Wir fragen uns: Wo bleibt er, der verheißene Prophet? Nur unter Josua sehen wir, dass das Volk tatsächlich ins gelobte Land einzieht. Für eine Zeit gehorcht es den Anordnungen Gottes. Doch Josua stirbt, und Gottes Volk wird trotz aller Verheißungen und Segenszusagen immer wieder untreu. Es tut nicht, was Mose ihm geboten hatte.
So straft Gott das Volk, genau wie er es angekündigt hat. Immer wieder gibt Gott das Volk Israel in die Hände seiner Feinde. Dann wendet sich das Volk Gott zu und ruft um Hilfe. In seiner großen Barmherzigkeit zeigt Gott Gnade und erweckt Retter, die Richter genannt werden. Diese befreien das Volk immer wieder aus den Händen der Feinde.
Am Ende des Buchs Richter sehen wir, dass die Sünde immer schlimmer wird. Zyklus um Zyklus verschlechtert sich die Lage, und am Ende gibt es nur noch ein Echo: Israel hat keinen König, und jeder tut, was ihm gefällt.
So gibt Gott dem Volk einen König. Wir lesen von einem ersten König, König Saul. Er ist der König, den das Volk sich wünscht: ein großer, mächtiger Mann. Doch auch er rebelliert und wird von Gott verworfen.
Dann wählt Gott selbst einen König nach seinem Herzen aus: König David. Es geht aufwärts, und nach ihm folgt Salomo. Das Volk hat Frieden, und doch ist die Erfüllung noch nicht da. Es fehlt ein Prophet wie Mose, jemand, der Gottes Volk wirklich mit dem Wort Gottes versorgt.
Das Wort Gottes verschwindet wieder aus dem Gedächtnis des Volkes. Es geht bergab, das Reich teilt sich. Das Nordreich Israel geht im Jahr 722 in völliger Untreue verloren, nach vielen Königen, die das Volk immer wieder von Gott weggeführt haben. Es wird zerstört.
Im Jahr 586 wird auch das Südreich Juda abgeführt ins babylonische Exil. Gottes Volk braucht einen Propheten wie Mose.
Die Prophetie und Erwartung im Alten Testament
In dieser ganzen Zeit sendet Gott Propheten, einen nach dem anderen. Prophet um Prophet kommt, und sie konfrontieren das Volk mit seiner Sünde. Sie rufen das Volk zur Umkehr auf und verkündigen, dass das Gericht die Konsequenz ihrer Sünden ist. Gleichzeitig geben sie aber auch eine Botschaft der Hoffnung weiter.
Es wird einer kommen, der euch retten wird – ein Prophet wie Mose, ein Christus, ein Messias, ein Retter.
Doch die Worte der Propheten werden oft nicht angenommen. Sie werden verachtet und getötet. Keiner von ihnen ist ein Prophet wie Mose. Zwar sprechen alle Worte von Gott, doch durch keinen dieser Propheten sprach Gott so wie durch Mose.
So wartet das Volk weiter, es wartet auf einen Propheten.
Jesus als der verheißene Prophet wie Mose
Und dann kommen wir zum Neuen Testament. Dort taucht der erste Prophet auf. Wer ist es? Genau, Johannes der Täufer. Ich wollte nur sehen, ob ihr noch zuhört, denn es ist ganz schön viel Geschichte auf einmal.
Johannes, ein Mann voller mutiger und mächtiger Worte, bringt Hoffnung. Die Leute fragen ihn: Bist du der Prophet? Doch seine Antwort lautet Nein. Er erklärt, dass er nur der Wegweiser, der Wegbereiter ist.
Dann kommt der Prophet wie Mose. Wir haben gerade die Worte aus der Apostelgeschichte 3 gehört, wo Petrus der Gemeinde in Jerusalem im Tempel verkündet, dass ein Prophet wie Mose gekommen ist: Jesus Christus. Später, in Apostelgeschichte 7, sehen wir, wie Stephanus dasselbe verkündet: Jesus ist der Prophet wie Mose.
Ich möchte uns das kurz vor Augen führen, denn Jesus ist auf so viele Arten ein Prophet wie Mose. Sein ganzes Leben offenbart das.
Erinnern wir uns an das Leben Mose und halten es neben das Leben von Jesus. Jesus wird geboren, und sein Leben als Baby wird bedroht durch die Anordnung eines Königs, die neugeborenen Kinder zu töten – genau wie bei Mose. Wir sehen, dass dieses Kind fliehen muss, wie in Matthäus 2,14 beschrieben, um gerettet zu werden.
Allerdings verlässt Jesus, anders als Mose, nicht nur durch die Flucht sein Geburtsland und den Königshof. Nein, Jesus hat den Königshof, die Gegenwart des mächtigen Königs, schon verlassen, als er überhaupt in diese Welt hineinkam.
In Matthäus 2,15 lesen wir, dass Matthäus den Propheten Hosea zitiert (Hosea 11,1) und sagt: „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.“ Das beschreibt, wie Jesus nach der Flucht nach Ägypten zurückkehrt – aus Ägypten in das gelobte Land, so wie das Volk Israel unter Mose.
Tatsächlich sprach der Prophet Hosea eigentlich vom Volk Israel. Er blickt zurück darauf, wie Mose das Volk Israel aus Ägypten ins gelobte Land geführt hatte. Jesus ist die Erfüllung dessen, was dort nur schemenhaft angedeutet wurde.
Das Volk wurde unter der Leitung von Mose gerettet, indem es aus Ägypten durch das Wasser hindurchging und in die Wüste kam. Ebenso kommt Jesus aus Ägypten zurück, geht durch das Wasser der Taufe und wird in die Wüste geführt.
So wie das Volk unter Mose in der Wüste versucht wurde, wird auch Jesus in der Wüste versucht. Doch da, wo das Volk untreu wurde und deshalb in der Wüste sterben musste, bleibt Jesus treu.
Er ist ein Prophet wie Mose – und noch mehr.
Dann beginnt Jesus seinen Dienst auf Erden. Immer wieder erleben Menschen ihn und sagen: Ist er nicht der Prophet?
Zum Beispiel bei der Speisung der Fünftausend, die wir in Johannes 6 lesen. Die Menschen sehen das Zeichen, das Jesus tut, und sagen: Das ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll.
Ein Kapitel weiter, in Johannes 7, spricht Jesus vollmächtig im Tempel. Die Menschen hören ihm zu, und einige aus dem Volk sagen: Dieser ist wahrhaftig der Prophet. Er ist der Prophet wie Mose.
Sie hören ihm zu, denn er hat Worte Gottes für das Volk.
Die Verklärung Jesu als Bestätigung seiner prophetischen Rolle
Und dann kommt der absolute Höhepunkt. Jetzt sehen wir, wie Jesus mit Mose zusammentrifft. Elija ist noch als Zeuge dabei.
In Matthäus 17 und in den Parallelberichten lesen wir von diesem spektakulären Treffen auf dem Berg der Verklärung. So heißt es in Matthäus 17,1: Jesus nahm Petrus, Jakobus und Johannes mit und führte sie auf einen Berg. Dort wurde er vor ihnen verklärt. Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht.
Und siehe, da erschienen ihnen Mose, der jetzt im gelobten Land ist, und Elija. Sie redeten mit ihm. Petrus aber fing an und sprach zu Jesus: „Herr, hier ist es gut zu sein. Willst du, will ich drei Hütten bauen? Dir eine, Mose eine und Elija eine?“
Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören.“
Könnt ihr euch das vorstellen? Das sind drei Juden. Auf wen sollten sie ihr Leben lang hören? Auf Mose. Die Worte, die Gott durch Mose gesprochen hat, waren der Weg zum Segen, zum Leben. Und jetzt sagt Gott in der Gegenwart von Mose: „Das ist der Jesus, auf den sollt ihr hören.“
Jesus als treuer Mittler und Erfüller des Gesetzes
Im weiteren Verlauf sehen wir, dass Jesus, ähnlich wie Mose, im Gebet für sein Volk eintritt. Wir erkennen, wie er Barmherzigkeit für dieses Volk zeigt, das immer wieder von Gott abweicht – wie Schafe ohne Hirten.
Wir haben darüber nachgedacht, dass Mose in dieser ganzen Zeit irgendwann die Nerven verliert mit dem Volk. Er sündigt selbst und wird untreu. Deshalb steht er dem Volk nicht mehr zur Verfügung, um mit ihm ins gelobte Land zu gehen.
Doch Jesus ist anders. Er bleibt treu, ohne jede Sünde. Dann sehen wir, wie Jesus als Prophet wirkt – wie der Prophet Mose, aber noch besser. Mose hatte das Gesetz gegeben, wurde jedoch irgendwann untreu. Jesus hingegen kam, um das Gesetz zu erfüllen. Er hat nie eine Sünde getan und nichts getan, was Gott missfiel.
Er allein war der perfekte Israelit. Während alle anderen, jeder Jude, irgendwann das Gesetz brachen, unter den Fluch des Bundes fielen, Leben und Segen verwirkten und Fluch sowie Tod empfingen, blieb Jesus treu. Er allein ererbte die Segenszusagen des Bundes.
Mehr noch: Jesus ging ans Kreuz und starb den Tod, den wir alle verdient haben, weil wir den Bund gebrochen haben. Er nahm die Strafe für den Bundesbruch auf sich, damit wir leben können.
Er ist ein Prophet wie Mose, ein Mittler eines Bundes, so wie Mose. Er sprach die Worte Gottes zu den Menschen, ebenso wie Mose. Er weist uns den Weg zu Leben und Segen, genau wie Mose.
Doch wo Mose sagte, dass der Weg zum Segen und Leben durch perfekten Gehorsam führt – ein Weg, an dem wir alle scheitern und den wir nicht gehen können –, da kommt Jesus und zeigt uns einen neuen Weg, nachdem er das Gesetz erfüllt hat.
Die Botschaft Jesu und die Einladung zum Glauben
Was ist die Anforderung, die Jesus uns gibt, um Teilhaber seines Bundes zu sein? Nicht, dass wir immer alles richtig machen oder alle Gesetze und Gebote halten. Nein, Jesus weiß, dass wir das nicht schaffen können. Er hat einen besseren Bund für uns.
Denn Jesus sagt, als der Prophet wie Mose: Tue Buße und glaube an das Evangelium. Er zeigt uns, dass es einen Weg zum Segen Gottes gibt – auch für diejenigen, die nicht immer aller Gerechtigkeit genüge getan haben. Auch die, die den alten Bund nicht halten konnten, können leben. Das ist die gute Nachricht des Evangeliums.
So möchte ich heute fragen: Hast du das getan? Hast du erkannt, dass die guten Worte, die Gott durch Mose gesprochen hat, der gute Bund, den Gott durch Mose gegeben hat, ein Bund ist, den du nicht halten kannst? Hast du erkannt, dass du einen anderen, einen besseren Bund brauchst? Einen Bund, in dem du bestehen kannst, auch wenn du gesündigt hast?
Dann höre auf Jesus: Tue Buße! Das heißt, bring Gott deine Schuld, bekenne ihm: Ja, ich brauche Rettung. Und dann glaube an das Evangelium, an die gute Nachricht, an die gute Botschaft, dass Gott selbst in Jesus Christus in diese Welt gekommen ist, um zu suchen und selig zu machen, was verloren war. Er ist gekommen, um Sünder zu retten vor der Konsequenz ihrer Sünden, vor Fluch und Tod.
Denn er hat uns verheißen: Wer zu ihm kommt, wer auf ihn vertraut, der hat Leben, ewiges Leben, Segen im Überfluss. Das ist die frohe Weihnachtsbotschaft. Wir müssen nicht mehr das Gesetz erfüllen, um zu leben. Wir dürfen kommen, so wie wir sind, und auf Gottes Gnade vertrauen.
Ich bete, dass jeder von uns diese Botschaft gehört und im Herzen angenommen hat und sie mit den Lippen bekennen kann.
Leben in der Wüste und die Herausforderung des Vertrauens
Und wenn wir das getan haben, sollten wir bedenken, dass Jesus ein Prophet ist wie Mose. Er ist ein Prophet, der uns den Weg weist, so wie Mose es tat. Wir leben heute wie das Volk Israel damals in der Wüste. Diese Welt ist nicht das gelobte Land – wir sind noch nicht dort angekommen.
Die Wüstenwanderung ist nicht immer leicht. Sie bringt Leid mit sich. Jesus hat gesagt: Wer mir nachfolgt, der wird leiden. Aber dieser Weg ist alternativlos, denn nur der Weg, Jesus hinterherzugehen, führt zum Ziel. Nur dieser Weg führt zum ewigen Leben und zum Segen.
Wie für Israel in der Wüste wird es auch heute Stimmen geben, die versprechen, dass die Fleischtöpfe anderswo voller und besser sind. Ihr erinnert euch an Israel: Sie wollten aus der Wüste zurück in die Sklaverei nach Ägypten, weil sie dort zu essen hatten. Sie haben gemurrt und geklagt – und klar, das tun wir auch immer wieder.
Doch dann dürfen wir Buße tun und Gott bekennen, dass das falsch war. Wir dürfen unser Vertrauen neu auf ihn setzen und ihm nachfolgen. Das wird manchmal bedeuten, dass du deine Träume beerdigen musst. Dass du die Wege, die du dir für dein Leben ausgedacht hast, nicht weitergehen kannst, weil Gott andere Wege für uns hat – bessere Wege, Wege zum Segen und zum ewigen Leben.
So wie Israel in der Wüste stehen auch wir jeden Tag vor der Entscheidung: Auf wen wollen wir hören? Wem wollen wir vertrauen? Das Navi bei Gott irrt sich nie. Gott weiß, was gut für uns ist. Er will unser Bestes und weist uns den Weg.
Ich möchte die Frage stellen: Vertraust du Gott?
Warnung vor falschen Wegweisern und die Bedeutung der Heiligen Schrift
Lassen Sie uns noch einmal kurz bedenken, was Mose dem Volk gesagt hatte. In 5. Mose 18,14-15 steht: Diese Völker, deren Land du einnehmen wirst, hören auf Zeichendeuter und Wahrsager. Dir aber hat der Herr, dein Gott, so etwas verwehrt. Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, erwecken aus dir und aus deinen Brüdern. Dem sollt ihr gehorchen.
Das Volk Israel hatte damals die Herausforderung, dass es viele Stimmen in dem Land gab. Da gab es Leute, die klangen imposant: Zeichendeuter und Wahrsager. Und dann gab es den Propheten wie Mose. Die Worte waren letztendlich nicht nur für Israel im gelobten Land gedacht. Sie sind für uns, für dich, denn der Prophet wie Mose ist zu uns gekommen.
Auch heute gibt es noch Zeichendeuter und Wahrsager. Nein, es gibt allerlei Okkultismus und Esoterik, Horoskope und sonstigen Hokuspokus. Diese meinen, so bekommst du eine Wegweisung für dein Leben. Ich habe einen guten Tipp: Schmeiß das Jahreshoroskop 2015 weg, bevor du es gelesen hast. Du brauchst es nicht. Es ist in keinster Weise hilfreich – nicht einmal neben der Bibel. Vielleicht ist es interessant, was da so drinsteht, aber es ist nicht von Gott, es ist gegen Gott. Schmeiß es weg.
Natürlich gibt es heute noch viele andere Stimmen, die dir sagen, wie du glücklich und selig wirst. Manche davon stehen in Kirchen oder schreiben angeblich christliche Bücher. Prüfe ganz sorgfältig, ob sie dir helfen, die Stimme Gottes zu hören, oder ob sie dich verwirren.
Dann gibt es all die anderen Ablenkungen, all die anderen Stimmen, die wir ständig hören: der Fernseher, das Radio, die Zeitung – wer sie noch liest –, die Menschen um dich herum. Aber ich kann dir garantieren: Niemand hat Worte des Lebens, außer dem einen. Jesus allein hat Worte des Lebens. Jesus spricht durch sein Wort, die Bibel.
Gott selbst sagt uns, dass die Heilige Schrift allein uns den Weg weist zur Seligkeit, das heißt zur Errettung durch den Glauben an Christus Jesus. Die Schrift allein rettet, die Botschaft der Bibel allein rettet. Paulus fährt fort und schreibt, inspiriert von Gott, dass alle Schrift auch Wegweisung für das tägliche Leben ist.
Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützt zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung und zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt (2. Timotheus 3,16-17).
Was sonst brauchst du als Wegweisung für dein Leben?
Die Herausforderung für uns ist, dass hier steht: alle Schrift. Der geschäftige Mensch des 21. Jahrhunderts hat nicht viel Geduld und keine große Aufnahmekapazität. Er wünscht sich eine Best-of-Liste. Gib mir die fünf Punkte, die ich wirklich tun muss, die Shortlist, die Must-Dos.
Aber das ist nicht Gottes Weg. Das Must-Do hat Jesus vollbracht, und alles andere sind Worte des Lebens. Ich glaube, weder ich noch du haben das Recht, das Wort Gottes zu verkürzen. Gott hat uns alle seine Worte gegeben, damit wir durch sie Wegweisung und Leben haben.
Alle Worte Gottes sind gut und nützlich. Wir tun gut daran, nicht mit Magerkost zufrieden zu sein, wenn Gott uns ein großartiges Menü bereitet hat. Geistliche Diät ist nie gesund. Lass dir das gerade in der Weihnachtszeit sagen: Alle anderen Diäten sind zu oder nach Weihnachten okay, geistliche Diät ist nie gesund.
Wir brauchen die Worte des Lebens.
Einladung zum täglichen Hören auf Gottes Wort
Lasst uns nicht naiv sein.
So möchte ich schließen: Lasst uns nicht naiv sein. Es gibt viele Stimmen in dieser Welt, und das, was wir hören, prägt uns. Die Frage, die wir uns alle stellen müssen, ist: Auf wen höre ich? Wem schenke ich meine Aufmerksamkeit?
Gerade jetzt, am Ende des Jahres und für das neue Jahr, möchte ich Mut machen. Nimm dir vor, jeden Tag Zeit zu nehmen, um Gottes Stimme zu hören. Am besten tust du das, bevor all die anderen Stimmen anfangen zu reden. Bevor du dein iPad einschaltest oder dein Smartphone anschaust, lass Gott zu dir sprechen.
Natürlich kannst du auf dem iPad oder Smartphone die Bibel lesen. Aber lass Gott zu dir sprechen und höre seine Stimme. Wenn du die Bibel liest, frage dich ganz konkret: Herr, was willst du mir hierdurch sagen? Wie willst du gerade jetzt mein Denken korrigieren? In welcher Weise möchtest du mich ermutigen? Wovor warnst du mich? Worauf weist du mich hier gerade hin?
Wenn du das tust, wird es dir helfen, alle anderen Stimmen richtig einzuordnen.
Ausblick und Abschluss
Ich möchte mit einer Einladung enden. So wie in den letzten fünf Jahren werde ich auch im nächsten Jahr weiter im Bibelblock lesen und bloggen.
In diesem Jahr war ich ganz überrascht, dass so viele von euch mitgelesen haben – durch die ganze Bibel in einem Jahr. Im nächsten Jahr nehmen wir ein bisschen Tempo raus, um genauer zuhören zu können.
Ich möchte im kommenden Jahr einfach nur mit uns durchs Neue Testament lesen. Montag bis Freitag ein Kapitel pro Tag – oder wie auch immer du das tust. Das ist nur ein Angebot.
Denk an die Worte, die Mose gesprochen hat: Ein Prophet wie er wird kommen. Er ist zu Weihnachten gekommen und hat Worte des Lebens. Lasst uns auf ihn hören, uns daran erinnern und uns darauf besinnen.
Zum Abschluss wollen wir ein Lied singen, in dem wir fragen: Wohin sonst sollten wir gehen? Das waren die Worte der Jünger, die zu Jesus sprachen, als sie seine Worte hörten und erkannten, dass nur er Worte des Lebens hat.
Bevor wir singen, möchte ich mit uns beten.