Sex vor der Ehe – fünf Blickwinkel auf ein heikles Thema
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um das Verhältnis von Ethik zur Errettung. Mal wieder ein Thema, mit dem man sich herrlich unbeliebt machen kann und das einen endgültig als unbelehrbaren Fundi dastehen lässt: Sex vor der Ehe.
Das wird jetzt keine Überraschung sein – ich bin nicht dafür. Aber warum? Darum soll es in dieser Woche gehen.
Die Bedeutung des Schriftverständnisses für ethische Fragen
Aktuell erleben wir, dass nicht nur innerhalb der evangelischen Kirche, sondern auch in der postevangelikalen Welt von Worthaus und Co. ganz klar festgestellt wird, dass Bibelstellen mit einem sexualethischen Bezug bestenfalls zeitgebundene Dokumente sein können, die heute so keine Gültigkeit mehr haben.
Bevor wir uns also mit der Frage beschäftigen, ob Sex vor der Ehe okay ist, müssen wir uns eine andere und viel wichtigere Frage stellen: Wie stehe ich zur Bibel? Wie ist mein Schriftverständnis? Was ist die Bibel für mich? Vorausgesetzt, dass ich die Bibel sauber auslege.
Damit meine ich, dass ich Bibelstellen vor dem Hintergrund der ganzen Bibel wahrnehme und auch die innerbiblische Gewichtung, die Textgattung sowie den historischen Kontext beachte. Also vorausgesetzt, dass ich die Bibel sorgfältig auslege und sie nicht plump eins zu eins auf unsere Zeit übertrage.
Wenn ich mir bei der Auslegung Mühe gebe, um zu verstehen, was da steht, höre ich dann durch die in der Bibel vermittelten Prinzipien noch die Stimme Gottes? Oder ist sie nur ein Dokument, das Menschen geschrieben haben, um ihre Erfahrungen mit Gott weiterzugeben?
Die Frage, was die Bibel für mich ist, entscheidet darüber, welche moralischen Regeln in meinem Leben gelten.
Um das noch einmal deutlich zu sagen: Es geht mir nicht darum, Bibelverse aus dem Zusammenhang zu reißen und unreflektiert auf die Gegenwart anzuwenden. Es geht mir darum, einen Trend aufzuzeigen.
Immer mehr Menschen, die sich Christen nennen, stellen den Zeitgeist neben die Bibel. Wo das, was die Bibel sagt, den Normen der Gesellschaft widerspricht, werden biblische Aussagen einfach als kulturbedingt zurückgewiesen. Im Sinne von: Das war vielleicht früher so, aber das gilt heute nicht mehr.
Sex vor der Ehe ist so ein Thema.
Die Argumentation hinter der veränderten Sexualmoral
Das zugrunde liegende Narrativ lautet ungefähr so: Früher heiratete man jung, und Sex vor der Ehe war irgendwie kein Problem. Heute heiratet man viel später. Deshalb kann man von jungen Menschen nicht mehr erwarten, dass sie bis zur Ehe enthaltsam leben.
Bei diesem Narrativ stört es auch nicht, dass die Fakten nicht stimmen. Männer heirateten in Griechenland zum Beispiel mit etwa dreißig Jahren, also ungefähr so wie heute. Doch lassen wir einmal beiseite, dass die Argumente liberaler Theologen durchaus tendenziös sein können.
Für unser Thema ist eine andere Frage interessant: Darf Gott mir autoritativ sagen, wie ich heute meine Sexualität leben soll? Und tut er das durch die Bibel? Oder ist die Bibel nur eine Beschreibung einer anderen Zeit, die mich vielleicht inspiriert, aber keinesfalls zum Ausdruck bringt, was Gott heute von mir will?
Das scheint mir die zentrale Frage zu sein. Und ich will ganz ehrlich sagen, dass mir diese Frage etwas Angst macht. Liberale und postevangelikale Prediger tun nämlich etwas, wozu ich mich nicht traue: Sie trennen Ethik und Errettung.
Überspitzt formuliert heißt das: Wie ich lebe, spielt im Blick auf meine Errettung keine Rolle. Und das halte ich für brandgefährlich.
Die Verbindung von Lebensführung und Errettung im Neuen Testament
Ich halte es deshalb für gefährlich, weil Paulus an verschiedenen Stellen davon schreibt, dass ein offensichtlich sündiges Verhalten ein Indiz dafür ist, dass ich nicht gerettet bin. Mein Umgang mit Sünde offenbart etwas über mein Leben mit Gott.
Bei dieser Frage geht es nicht darum, was ich über mich denke, sondern was Gott über mich denkt.
Lasst mich euch drei Stellen zeigen:
Erster Korintherbrief Kapitel 6, Verse 9 und 10:
Oder wisst ihr nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Irrt euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener noch Ehebrecher ... werden das Reich Gottes erben.
Epheserbrief Kapitel 5, Vers 5:
Denn dies sollt ihr wissen und erkennen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger – er ist ein Götzendiener – ein Erbteil hat in dem Reich Christi und Gottes.
Galaterbrief Kapitel 5, Verse 19 bis 21:
Offenbar aber sind die Werke des Fleisches, es sind Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung ... Von diesen sage ich euch im Voraus, so wie ich vorher sagte, dass die, die so etwas tun, das Reich Gottes nicht erben werden.
Diese drei Stellen machen deutlich, dass gewohnheitsmäßige Sünde und die Vorstellung, ich bin Christ, nicht zusammenpassen.
Die Bedeutung des Begriffs „Porneia“ für die Sexualethik
Und jetzt möchte ich einen Schritt weitergehen. In jeder der Stellen, die ich vorgelesen habe, findet sich der Begriff Unzucht, porneia. Wer porneia tut, kann kein Christ sein.
Einschränkend sei noch einmal gesagt: Paulus meint nicht eine einmalige Sünde, die ich bekenne und die Gott mir vergibt, sondern eine Angewohnheit. Es geht um eine Sünde, die mich prägt und die ich nicht als falsch ansehe.
Es geht um einen heidnischen Lebensstil, der meine Errettung grundsätzlich in Frage stellt. Zu den Dingen, die einen heidnischen Lebensstil ausmachen, gehört Unzucht, Porneia.
Frage: Was ist Porneia? Das Wort Porneia bezeichnet zum einen Prostitution, zum anderen aber auch jeglichen vor- und außerehelichen Geschlechtsverkehr. Dies gilt sowohl für Verheiratete als auch für Unverheiratete.
Geschlechtsverkehr vor und außerhalb der Ehe wird in der Bibel als Unzucht bezeichnet. Das mag uns heute nicht passen, und das hat übrigens auch der Antike nicht gepasst. Aber das hat die Christen nicht davon abgehalten, ihre Vorstellung von Sexualethik und damit den unbedingten Schutz der Ehe deutlich zu predigen.
Die praktische Konsequenz für den Umgang mit Sexualethik heute
Lasst mich die unterschiedlichen Gedankenstränge noch einmal zusammenfügen. Ich möchte diese Woche über Sex vor der Ehe sprechen. Für mich ist die Bibel Gottes Wort. Deshalb glaube ich, dass sie allgemeingültige Prinzipien vermittelt, die auch heute noch für mich gelten.
Ich will mich also in der Bibel auf die Suche nach dem Thema Sex vor der Ehe machen. Dieses Thema ist mir wichtig, weil ich den Eindruck habe, dass es Sünden gibt, die sich mit der Idee, gläubig zu sein, nicht vertragen. Eine dieser Sünden ist Pornea, Unzucht.
Wenn es stimmt, dass im Wort Gottes auch der voreheliche Verkehr als Unzucht oder Hurerei gewertet wird, dann ist es eben nicht egal, wie ich zu diesem Thema stehe. Dann tue ich jungen Leuten, die vor der Frage stehen, ob sie mit den ersten sexuellen Erfahrungen bis zur Ehe warten sollen, keinen Gefallen, wenn ich behaupte, dass heute die Normen der Bibel nicht mehr gelten.
Ich tue ihnen sogar in doppelter Hinsicht keinen Gefallen. Erstens erscheint es mir grundsätzlich falsch, den Ideen des Schöpfers zu widersprechen. Er weiß nämlich am besten, was mir und meiner Gesellschaft gut tut. Zu der Frage, wie sich eine veränderte Sexualmoral auf eine Gesellschaft auswirkt, verlinke ich euch einen interessanten Artikel.
Zweitens gehört Pornea zu der Art von Sünden, die mir, wenn ich sie gewohnheitsmäßig praktiziere, den Zugang zum Reich Gottes versperren. In Unzucht zu leben und Christ zu sein, das schließt sich nach dem Zeugnis des Heiligen Geistes aus.
Deshalb möchte ich in dieser Woche davor warnen.
Ein praktischer Ausblick und Segen
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir die Studie über den Einfluss der Sexualmoral auf die Gesellschaft anschauen. Die Datenlage ist mehr als interessant.
Das war's für heute? Bitte bete weiter für die kleine Marie. Unser Frühchen wiegt jetzt schon über eintausend Gramm.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.