Einleitung
Heute möchte ich einem Gedanken nachgehen, der mir bei der Vorbereitung zur Bibelstunde einmal mehr aufgefallen ist. Es beschäftigt mich seit Jahren immer wieder. Der Vers, den diese Gedanken auslösten steht im Hebräerbrief 13,4: Die Ehe soll bei allen in Ehren gehalten werden, es darf zwischen Mann und Frau keinerlei Untreue geben. Denn wer unmoralisch lebt oder Ehebruch begeht, den wird Gott richten. (NGÜ Hebr.13,4). Mich bewegt bei diesem Vers nicht einmal das, was hier hauptsächlich angesprochen wird: Die Treue in der Ehe. Was mich bewegt ist die Schlussfolgerung, die hier gezogen wird: den wird Gott richten. Bedenken wir, dass sich dieses Schreiben an Christen richtet, so muss das uns doch aufhorchen lassen. Ich bezweifle, dass wir heute so eine Aussage machen würden und sie einfach so stehen liessen. Wir würden doch genauso betonen wollen, dass wir, wenn wir die Sünde bekennen, uns vergeben wird. Aber das steht hier eben nicht. Darüber müssen wir uns Gedanken machen. Wir müssen uns fragen, ob wir Sünde nicht dadurch verharmlosen, indem wir eine falsche Vorstellung von Gnade haben. Oder noch anders gesagt: Wir müssen uns fragen, ob wir nicht dazu tendieren mit der Gnade Gottes zu kalkulieren. Aber Gnade die von uns verwalten wird, ist eben keine Gnade mehr. Aber fangen wir mal von Vorne an.
I. Durch Gnade erlöst
Jeder von uns, der seine Gesinnung geändert und Jesus in sein Leben einlud, wurde von Gott begnadigt. Der Lohn, den die Sünde zahlt, ist der Tod. Gott aber schenkt uns unverdient, aus reiner Gnade, ewiges Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn. (Röm 6,23)Das ist die Gnade, dass wir durch Jesus Christus ewiges Leben erhalten. Jesus hat für uns die Strafe bezahlt, die wir zu bezahlen hätten. Durch den Glauben an IHN werden uns unsere Sünden erlassen und wir stehen als schuldlose Menschen vor Gott. Die Sünde hat von dem Moment an keine Kraft mehr über uns. So sagt Paulus: Das gilt es also zu begreifen: Der alte Mensch, der wir früher waren, ist mit Christus am Kreuz gestorben. Unser von der Sünde beherrschtes Ich ist damit tot, und wir müssen nicht länger Sklaven der Sünde sein. (Röm 6,6)Und er spornt die Christen und sagt: Die Sünde wird nicht Herr werden über euch! Denn ihr lebt nicht mehr unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade. (Röm 6,14) Folie: Autos Unser Leben war kaputt. Gott hat alles repariert und erst noch den nötigen Treibstoff gegeben – Das ist Gnade! Nun müssen wir nur noch fahren, das ist unsere Sache.
Als Menschen, die durch Gottes Gnade, durch Jesus erlöst sind, müssen wir nicht sündigen. Das hören wir eigentlich gar nicht gern. Uns würde es besser gefallen, wenn es heissen würde, dass wir nach wie vor sündigen werden, weil wir ja schwache Menschen seien. Aber wir werden voll und ganz in die Verantwortung hinein genommen. Paulus fordert die Christen auf: Laßt also nicht zu, daß euer sterblicher Leib von der Sünde beherrscht wird. Gehorcht nicht seinen Begierden!(Röm 6,12)Jakobus sagt es auch sehr direkt, woher die Sünde im Leben von Christen kommt. Es ist die eigene Begehrlichkeit, die den Menschen ködert und einfängt. (Jak 1,14) Wenn jemand ihr nachgibt, wird die Begehrlichkeit gleichsam schwanger und gebiert die Sünde. Und wenn die Sünde ausgewachsen ist, bringt sie den Tod hervor.(Jak 1,15) Folie: Skischanze
II. Sünde ist verlockend schön
Sünde ist immer verlockend und scheint uns vielversprechend zu sein. Sonst würden wir nämlich nicht sündigen. Sünde baut sich auf und hat immer eine verständliche Geschichte. Im Hebräerbrief lesen wir von der Sünde, Wir wollen alles ablegen, was uns beim Laufen hindert, uns von der Sünde trennen, die uns so leicht gefangennimmt, laßt uns ablegen ... die Sünde, die uns ständig umstrickt (Hebr 12,1)Beispiel einer Sprungschanze. (oder das Spiel mit dem Feuer)
Wir sollen mit dem Bewusstsein Leben, dass die Sünde über uns keine Kraft mehr hat. Dass wir die Fähigkeit durch die Kraft Gottes haben, der Begierde und somit auch der darauf folgenden Sünde nicht zu gehorchen. So lehrt uns Paulus: Genauso müßt ihr von euch selbst denken: Ihr seid tot für die Sünde, aber weil ihr mit Jesus Christus verbunden seid, lebt ihr für Gott. (Röm 6,11)21.
III. Missbrauch der Gnade
Nun haben wir uns so daran gewöhnt, dass wir um Vergebung bitten dürfen und uns Gott dann unsere Sünde vergibt. Manchmal werde ich den Verdacht nicht los, dass wenn wir davon sprechen, dass wir aus der Gnade leben, wir eigentlich meinen, wir könnten mehr oder weniger bedenkenlos sündigen. Weil wir uns der Vergebung so sicher, vielleicht sogar zu sicher sind, beginnen wir sie in unser Denken und Verhalten zu integrieren oder eben: zu kalkulieren. Wenn wir im Begriff sind zu sündigen, dann betrachtet wir weniger die Grösse der Sünde. Wir sind nicht davon betroffen, wie stark wir Gott der uns so gnädig ist beleidigen, sondern wir orientieren uns an der Vergebung und denken, dass wir ja nachher um Vergebung bitten können und damit sei alles in Ordnung. Das ist aber eben das Verhängnisvolle. Die Geschichte von Simeon kann uns diesbezüglich den Ernst vor Augen führen. Als Simon sah, daß die Menschen den Heiligen Geist empfingen, wenn die Apostel ihnen die Hände auflegten, bot er Petrus und Johannes Geld an (Apg 8,18) und sagte: »Verleiht doch auch mir diese Fähigkeit! Ich möchte, daß jeder, dem ich die Hände auflege, den Heiligen Geist empfängt!« (Apg 8,19) Aber Petrus sagte zu ihm: »Zur Hölle mit dir und deinem Geld! Meinst du vielleicht, du könntest kaufen, was Gott schenkt? (Apg 8,20) Du gehörst nicht mehr zu uns, für dich ist kein Platz in der Gemeinde, weil du dich Gott nicht aufrichtig zuwendest. (Apg 8,21) Kehr um und gib deine Falschheit auf! Bete zum Herrn, daß er dir vielleicht deine bösen Absichten verzeiht! (Apg 8,22)Petrus fordert Simon auf vor Gott zu flehen. Er spricht ihm die Vergebung nicht schon zu.
Warum halte ich mich mehr oder weniger an die Geschwindigkeitsbegrenzug bei Autofahren? Weil ich weiss, dass eine Strafe folgt. Wüsste ich, dass ich der Polizei am Telefon schnell sagen könnte, dass es mir schrecklich leid tue und sie mir daraufhin die Strafe sofort erlassen, dann würden wir öfter zu schnell fahren.
Die Apostel wollen uns keine billige Gnade aufzeigen, sie macht uns deutlich, dass wir Gott beleidigen, wenn wir sündigen. Sie möchten uns lehren, dass wir über unsere Sünde erschrecken und sie keinesfalls bagatellisieren.
Sie machen uns eindringlich darauf aufmerksam, dass es ganz gefährlich ist, wenn wir leichtfertig sündigen. Paulus sagt sogar: Als Gottes Mitarbeiter rufe ich euch also auf: Verspielt nicht die Gnade Gottes, die ihr empfangen habt!(2.Kor 6,1)Zurück zum Vers, der mir diese Überlegungen in Gang gebracht hat. Die Ehe soll bei allen in Ehren gehalten werden, es darf zwischen Mann und Frau keinerlei Untreue geben. Denn wer unmoralisch lebt oder Ehebruch begeht, den wird Gott richten. (NGÜ Hebr.13,4). Ich soll mir bewusst sein, dass wenn ich die Ehe breche oder unzüchtig lebe, Gott mich richten wird. Gott wird mir nicht zuerst vergeben, sonder er wird mich richten. Wenn ich dann zur Einsicht komme und meine Sünde eingestehe, dann soll ich vor Gott treten und ihn um Vergebung bitten, als einer, der die Gnade nicht verwaltet, sondern der Gnade empfängt.
Schluss
Die Gnade bezieht sich zuerst einmal auf die Rettung und die Erneuerung von uns durch den Glauben an Jesus. Aus der Gnade leben heisst, auf diesem Fundament der Erlösung leben. Wir sollen darum ringen ein Leben zu führen, dass Gott gefällt. Das ist unser Kampf des Glaubens! Wir sollen uns an denen orientieren und die zum Vorbild nehmen, die es geschafft haben. So steht im Hebräerbrief: Wir sind also von einer grossen Schar von Zeugen umgeben, deren Leben uns zeigt, dass es durch den glauben möglich ist, den uns aufgetragenen Kampf zu bestehen. Deshalb wollen auch wir – wie Läufer bei einem Wettkampf – mit aller Ausdauer dem Ziel entgegenlaufen. Wir wollen alles ablegen, was uns beim Laufen hindert, uns von der Sünde trennen, die uns so leicht gefangennimmt, / und unseren Blick auf Jesus richten, den Wegbereiter des Glaubens, der uns ans Ziel vorausgegangen ist. (NGÜ Hebr.12,1-2a) Amen.