Einführung mit Fragen zur Person Josua
Heute Abend beginne ich mit ein paar Fragen. Wer hieß mit seinem eigentlichen Namen Hosea? Richtig, Joshua. Wie hieß sein Vater? Und was war er zu Beginn von Beruf? Zuerst war er Fürst.
Wie viele Jahre hat er seine Ausbildung gehabt? Vierzig Jahre, richtig. Was bedeutet der Name Joshua? Yahweh wird retten oder Gott hilft, ja. Wer hat im Neuen Testament denselben Namen? Der Herr Jesus.
Wie lautete das Lebensmotto von Joshua? Das ist sehr gut, ihr habt die Prüfung bestanden. Es steht in Josua 24,15. Wir hatten diesen Vers auch als unser Motto bei unserer Hochzeit.
Ich habe den Spruch aufgeschrieben, und er hing damals vor unserer Tür. Jetzt hängt er bei uns im Flur: „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.“
Josuas Abschiedsrede und Gottes Wirken in Israels Geschichte
Am besten schlagen wir mal Josua 24 auf, und ich lese das Kapitel vor.
Josua versammelte alle Stämme Israels nach Sichem und berief die Ältesten Israels, seine Häupter, seine Richter und seine Aufseher. Sie traten vor Gott. Josua sprach zu dem ganzen Volk:
So spricht der Herr, der Gott Israels: Jenseits des Stroms haben eure Väter früher gewohnt, nämlich Terach, der Vater Abrahams und der Vater Nahors. Sie dienten anderen Göttern.
Ich nahm euren Vater Abraham von jenseits des Stroms und ließ ihn im ganzen Land Kanaan umherziehen. Ich mehrte seine Nachkommen und gab ihm Isaak. Dem Isaak gab ich Jakob und Esau, und dem Esau gab ich das Gebirge Seir zu besitzen. Jakob aber und seine Söhne zogen nach Ägypten hinab.
Ich sandte Mose und Aaron und schlug Ägypten, so wie ich es unter ihnen getan habe. Danach führte ich euch heraus. Ich führte eure Väter aus Ägypten, und ihr kamt ans Meer. Ägypten aber jagte euren Vätern mit Wagen und Reitern bis ans Meer nach. Da schrien sie zum Herrn, und er setzte Finsternis zwischen euch und die Ägypter. Er ließ das Meer über sie kommen, und es bedeckte sie.
Eure Augen haben gesehen, was ich an Ägypten getan habe. Dann wohntet ihr eine lange Zeit in der Wüste. Ich brachte euch in das Land der Amoriter, die jenseits des Jordan wohnten. Sie kämpften gegen euch, doch ich gab sie in eure Hand. Ihr nahmt ihr Land ein, und ich rottete sie vor euch aus.
Da erhob sich Balak, der Sohn des Zippor, der König von Moab, und kämpfte gegen Israel. Er sandte hin und ließ Bileam, den Sohn Beors, rufen, um euch zu verfluchen. Aber ich wollte nicht auf Bileam hören, und er musste euch segnen. Ich rettete euch aus seiner Hand.
Ihr habt den Jordan überschritten und seid nach Jericho gekommen. Die Bürger von Jericho, die Amoriter, die Peresiter, die Kanaaniter, die Hethiter, die Girgaschiter, die Hewiter und die Jebusiter kämpften gegen euch. Ich gab sie in eure Hand.
Ich schickte Entsetzen vor euch her, und es vertrieb sie vor euch, die beiden Könige der Amoriter. Es geschah nicht durch euer Schwert und nicht durch euren Bogen. Ich gab euch ein Land, um das ihr euch nicht bemüht hattet, und Städte, die ihr nicht gebaut hattet, in denen ihr nun wohnt. Von Weinbergen und Ölbergen, die ihr nicht gepflanzt habt, esst ihr.
Josuas Aufforderung zur Entscheidung für Gott
So fürchtet nun den Herrn und dient ihm in Aufrichtigkeit und Treue. Tut die Götter weg, denen eure Väter jenseits des Stroms und in Ägypten gedient haben, und dient dem Herrn.
Ist es aber übel in euren Augen, dem Herrn zu dienen, dann erwählt euch heute, wem ihr dienen wollt: entweder den Göttern, denen eure Väter gedient haben, als sie noch jenseits des Stroms waren, oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr wohnt. Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.
Da antwortete das Volk und sagte: „Fern von uns sei es, den Herrn zu verlassen, um anderen Göttern zu dienen! Denn der Herr, unser Gott, er ist es, der uns und unsere Väter aus dem Land Ägypten, aus dem Sklavenhaus, heraufgeführt hat. Er hat vor unseren Augen diese großen Zeichen getan und uns behütet auf dem ganzen Weg, den wir gingen, und unter all den Völkern, deren Gebiet wir durchzogen. Der Herr hat alle Völker und die Amoriter, die Bewohner des Landes, vor uns vertrieben. Auch wir wollen dem Herrn dienen, denn er ist unser Gott.“
Da sagte Josua zum Volk: „Ihr könnt dem Herrn nicht dienen, denn er ist ein heiliger Gott, er ist ein eifersüchtiger Gott. Er wird euer Vergehen und eure Sünden nicht vergeben. Verlasst ihr den Herrn und dient fremden Göttern, dann wird er sich wenden und euch Böses antun und euch vernichten, nachdem er euch Gutes getan hat.“
Das Volk antwortete Josua: „Nein, sondern dem Herrn wollen wir dienen!“
Er sagte zu Josua: „Ihr seid Zeugen gegen euch selbst, dass ihr den Herrn erwählt habt, um ihm zu dienen.“ Und sie sprachen: „Wir sind Zeugen.“
So tut nun die fremden Götter weg, die unter euch sind, und neigt euer Herz zum Herrn, dem Gott Israels!
Und das Volk sagte zu Josua: „Dem Herrn, unserem Gott, wollen wir dienen, und auf seine Stimme wollen wir hören.“
Josua schloss einen Bund für das Volk an diesem Tag und setzte ihm Ordnung und Recht in Sichem fest.
Soweit Gottes Wort.
Reflexion über Josuas Lebenssituation und seine Herausforderung
Wir wollen uns wieder verschiedenen Fragen stellen, wie wir es in den letzten Tagen gewohnt waren. Zunächst betrachten wir die Situation und überlegen, wer Josa ist und wie es zu seiner Lebenseinstellung beziehungsweise zu seinem Lebensmotto gekommen ist.
Anschließend wollen wir uns die Lektion ansehen, die Josa in der Seelsorgeschule Gottes gelernt hat. Danach stellen wir uns die Frage, wie ich selbst zu solch einer Lebenseinstellung komme. Schließlich überlegen wir, was es für mich bedeutet, wenn ich sage: „Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.“ Was ist mein Lebensmotto?
Beginnen wir also mit der Situation, die wir hier gelesen haben. Es handelt sich um eine dramatische Auseinandersetzung, wie wir festgestellt haben. Joshua stellt dem Volk Israel die entscheidende Frage: Wem wollt ihr in Zukunft dienen?
Joshua ist am Ende seines Lebens, er ist alt geworden. Er weiß, dass er nicht mehr lange zu leben hat, und möchte das Volk sozusagen auf Gott einschwören. Ich weiß nicht, wie es euch dabei geht. Vielleicht habt ihr das bei euren eigenen Eltern erlebt. Vielleicht seid ihr auch selbst schon älter und spürt, dass das Leben langsam, aber sicher dem Ende entgegengeht. Die längste Zeit haben wir ja schon gelebt, wir Eltern.
Irgendwann möchte man ein Vermächtnis an die Kinder und Enkelkinder weitergeben. Auch Joshua steht vor dieser Frage: Wie kann ich das Volk, das ich geführt und ins Land gebracht habe, so fest machen, dass es wirklich dem Herrn nachfolgt?
Dabei stellt er nicht die Vertrauensfrage, wie es Politiker oft tun. Wenn sie nicht mehr weiterwissen, fordern sie eine Abstimmung: Wer ist für mich, wer ist dagegen? Joshua tut das nicht.
Wir merken, dass es gar nicht um ihn geht, obwohl er in den letzten Jahren der mächtigste Mann war. Stattdessen teilt er dem Volk sein Lebensmotto mit.
Wenn man den Vers, den wir zu Anfang gelesen haben, im Zusammenhang betrachtet, fällt auf, dass Joshua sich ganz bewusst vom übrigen Volk Israel abgrenzt. Er sagt sozusagen: „Egal, was ihr tut, ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.“
Er fordert das Volk praktisch heraus, selbst Stellung zu beziehen und zu entscheiden, ob sie ihm folgen können. Egal also, was die anderen tun oder sagen – für ihn steht seine Entscheidung fest.
Die Herausforderung, gegen den Zeitgeist zu leben
Und ich habe mich gefragt: Wie ist das bei uns heute? Wo stehen wir heute als Christen in unserer Zeit? Wie können wir gegen den Trend leben?
Wer weiß, was da unten steht? Gegen den Trend. Es gibt ein Lied für Kinder: „Schwimme doch nicht immer mit dem Strom, nur lebendige Fische schwimmen gegen den Strom. Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom. Sei ein lebendiger Fisch.“
Ich glaube, das ist nicht einfach – gerade in der heutigen Zeit, in der Deutschland immer gottloser wird und unsere Kinder und Enkelkinder in einer Zeit leben, die ganz anders ist als die, in der wir Älteren aufgewachsen sind.
Wie können wir als Christen gegen den Trend leben? In dieser Gesellschaft, in der Nachbarschaft, in der Familie, im Beruf, in der Schule, in der Verwandtschaft – ja, manchmal sogar auch in der Gemeinde?
Wir sind wie Josua herausgefordert, für unser Leben eine klare Stellung zu beziehen und ein Lebensmotto zu haben. Was steht bei uns an erster Stelle?
Josua sagt: „Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.“ Wir werden gleich noch darauf eingehen, was das im Grunde für uns bedeutet.
Wer war Joshua? Herkunft und Bedeutung seines Namens
Wer war Joshua? Sein Name, den wir bereits erwähnt haben, bedeutet „Gott“ oder „Yahweh ist Rettung“. Er war der Sohn Nuns und stammte aus dem Stamm Ephraim. Sein ursprünglicher Name war Hoschea oder Hosea. Joshua war ein Fürst in Israel. Schon in jungen Jahren ernannte ihn Mose zum Heerführer in Israel.
Wir werden gleich noch darauf eingehen, bei welcher Gelegenheit das geschah. Joshua wurde später der Diener und Vertraute von Mose und schließlich sein Nachfolger.
Man kann sich fragen, wie Joshua zu seiner Lebenseinstellung gekommen ist. Wenn wir sein Leben betrachten, sehen wir eine sehr bewegte Lebensgeschichte.
Joshuas frühe Erfahrungen mit Gottes Wirken
Zunächst erlebt er als junger Mann den Auszug der Kinder Israel aus Ägypten. Das war schon dramatisch genug. Er durchlebt die zehn Plagen und sieht, wie Gott an Israel gehandelt hat. Einige dieser Plagen waren sehr spektakulär.
Gott handelte an Ägypten, doch die Israeliten bekamen auch den Unterschied zwischen den Ägyptern und ihrem eigenen Volk deutlich zu spüren. Zum Beispiel bei der Plage, bei der es überall so dunkel wurde, dass man die Hand vor Augen nicht sehen konnte. Es heißt jedoch, dass in den Häusern der Israeliten Licht war. Das war bemerkenswert, denn Glühbirnen gab es damals nicht. Wie Gott das gemacht hat, weiß ich nicht. Doch die Israeliten hatten Licht in ihren Häusern, während es in ganz Ägypten stockdunkel war.
Schon allein dieses Wunder muss die Israeliten sehr zum Nachdenken gebracht haben: Was für einen Gott haben wir? Danach erlebt er mit den Israeliten das Passahgeschehen, das ebenfalls sehr dramatisch war. In der letzten Nacht vor dem Auszug aus Ägypten gab Gott die Anordnung, dass alle Israeliten in ihren Häusern ein Lamm schlachten sollten. Sie sollten das Blut dieses Lammes an die Türpfosten streichen. Das war ein Zeichen für Gott, dass er an ihnen vorübergehen und nicht den Erstgeborenen töten würde, so wie er es angekündigt hatte, dass er es bei den Ägyptern tun würde.
Anschließend erlebt er mit seinem Volk den Durchzug durch das Rote Meer. Auch das ist ein riesiges Wunder gewesen. Gott teilt die Fluten, sodass das Volk trockenen Fußes hindurchgehen kann. Er sieht, wie das gesamte Volk hindurchzieht und anschließend Gott die Fluten zurückkommen lässt, sodass die Ägypter in den Fluten umkommen.
Danach ziehen sie durch die Wüste Sinai. Sie nehmen nicht den kürzesten Weg, der entlang der Küste verlaufen hätte. Wäre man zügig gegangen, wäre man in 14 Tagen im Land Kanaan gewesen. Doch Gott schickt sie in den Süden. Man könnte sich fragen, warum.
Nach drei Tagen wissen sie nicht mehr weiter, weil kein Wasser da ist. Sie lehnen sich gegen Mose auf und sagen: „Mose, du hast den Auszug schlecht geplant. Ein Volk von ein bis zwei Millionen Menschen unterwegs – wie viele Tankwagen mit Wasser bräuchten die? Wie soll so ein Volk in der Wüste überleben? Mose, du hast uns nur hierhergeführt, damit wir elendig umkommen.“
Mose schreit zu Gott – und Gott antwortet. Gott gibt ihnen Wasser und Speise. Dann erleben sie, dass Gott sie durch das Manna versorgt.
Alle diese Ereignisse hat Josa miterlebt. Er lernt daraus: Ich kann Gott in allen Situationen voll vertrauen.
Joshuas erste militärische Erfahrung und Lektion im Gebet
Bei der nächsten Begebenheit, die uns beschrieben wird, wird zum ersten Mal Joshua genannt. Dies geschieht beim Ereignis in 2. Mose 17, dem Kampf gegen Amalek.
Die Geschichte kennt wahrscheinlich jeder, da sie in den meisten Kinderstunden und Sonntagsschulen erzählt wird. Mose sagt zu Joshua, dass er das Volk im Kampf führen soll. Das war eine schwierige Situation, denn sie waren kein gerüstetes Volk. Sie hatten keine Schwerter, Bögen oder Schilde. Wie sie genau gekämpft haben, ist nicht bekannt. Joshua hatte als Fürst vielleicht ein Schwert, aber die übrigen Kämpfer waren unbewaffnet.
Mose steigt auf den Berg und betet. Joshua beobachtet, dass das Volk siegt, wenn Mose die Hände zum Gebet erhoben hält. Sinkt Mose die Hände, erleidet das Volk Niederlage. Joshua lernt in dieser Lektion, dass Gott Gebete hört und für Israel kämpft.
Er erkennt, dass es nicht allein auf seine Taktik ankommt oder auf ihn selbst, obwohl er kämpft, vorangeht und den Kampf organisiert. Vielmehr ist er abhängig vom Gebet Moses. Vielleicht ist das auch eine Lektion, die wir in unserem Leben immer wieder neu lernen müssen.
Oft sind wir der Meinung, wir bewältigen unser Leben und die Probleme durch eigene Klugheit und Anstrengung. Doch Gott möchte gebeten werden.
Joshuas lange Zeit als Diener und die Lektion der Demut
Danach wird Joshua der Diener Moses. Ich glaube, dass das nicht einfach gewesen ist. Zunächst, als junger Mann, mag das noch interessant gewesen sein.
Aber wenn er gewusst hätte, dass er insgesamt vierzig Jahre nur Diener sein würde – und dabei ist er ein Fürst –, das heißt, vierzig Jahre immer in der zweiten Reihe, dann wäre das sicher eine Herausforderung gewesen. Vierzig Jahre nie vorne, und wir würden sagen, das ist keine Karriere, oder? Immer nur Assistent und niemals Chef.
Ich bin erstaunt über Joshua. Er lernt: Dienen ist lernen. Joshua erkennt, dass Dienen Demut bedeutet und dass Dienen heißt, in der zweiten Reihe zu stehen.
Ich glaube, dass über Demut in unseren Kreisen wenig gepredigt wird. Dabei ist Demut eine Tugend Gottes. Wir stehen gerne in der ersten Reihe. Joshua lernt jedoch, immer zurückzustehen. Er hat immer Mose vor sich.
Joshuas Erfahrung am Berg Sinai und die Erkenntnis von Gottes Heiligkeit und Gnade
Dann erlebt er, wie sie am Berg Sinai, also im Gebirge Horeb – dem sogenannten Mosesberg, wie er heute heißt – sind. Mose geht auf den Berg, Gott ruft ihn hinauf, und er erhält die Gesetzestafeln. Zwischen den Zeilen können wir lesen, dass Joshua mit Mose dort oben war.
Das wird aus der Situation deutlich, als Mose wieder herunterkommt, die Gesetzestafeln in der Hand hält. Joshua ist bei ihm. Im Tal hören sie das Volk feiern. Sie merken, dass es kein Kampfschrei ist und auch kein großes Fest, sondern der Tanz um das goldene Kalb.
Joshua erlebt diesen krassen Gegensatz: Er war vierzig Tage mit Mose in Gottes Herrlichkeit. Er hat die Anweisungen Gottes mitbekommen, auch in Bezug auf den Bau der Stiftshütte. Er ist also vierzig Tage in der Gegenwart Gottes. Dann kommt er wieder in den Alltag hinunter.
Vielleicht geht es euch auch so: Ihr seid hier in Zabelstein, es ist zwar nicht so hoch wie der Sinai, aber vielleicht erlebt ihr auch ein wenig die Gegenwart Gottes. Und dann geht es wieder in den Alltag hinab.
Joshua lernt in diesen Tagen Gott kennen. Er lernt die Heiligkeit Gottes und die Größe Gottes kennen. Die nächste Lektion sind die zehn Gebote und das goldene Kalb. Joshua lernt: Gott ist heilig, und wir Menschen sind sündig. Wie passt das zusammen?
Er erlebt mit, wie Gott Mose den Vorschlag macht: „Mose, nimm dein Zelt, geh außerhalb des Lagers. Ich werde dieses Volk vernichten und mit dir ein neues Volk anfangen.“ Daran merkt Joshua die Heiligkeit Gottes. Aber Mose betet für sein Volk, und so lernt Joshua die Gnade Gottes kennen.
Dass Gott trotz dieses Versagens seinem Volk die Stiftshütte gibt, ist schon ein Wunder. Gott hatte gesagt: „Ich möchte in ihrer Mitte wohnen.“ Aber wie ist es möglich, dass ein heiliger Gott inmitten von sündigen Menschen lebt?
Normalerweise müsste Gott jede Sünde sofort mit dem Tod bestrafen, wie es damals bei Adam und Eva war: „Des Tages, da du davon isst, wirst du sterben.“ Gott muss Sünde strafen. Er kann keine Sünde in seiner Gegenwart dulden.
Wie kann dann Gott inmitten seines Volkes wohnen? Joshua lernt das Prinzip Gottes kennen, wie das trotzdem möglich ist. Gott gibt zur Stiftshütte gleichzeitig den Opfer- und den Priesterdienst. Es gibt einen Mittler zwischen dem sündigen Menschen und dem heiligen Gott, einen Stellvertreter, der anstelle des sündigen Menschen stirbt.
Damit erlebt und lernt Joshua das Prinzip Gottes der Sündenvergebung.
Joshuas Loyalität zu Mose und die Kundschaftermission
Als das Volk kurz darauf erneut rebelliert, steht Joshua auf der Seite Moses. Er stellt sich hinter Mose, obwohl das Volk gegen ihn ist. Das zeigt deutlich, dass Joshua Autorität anerkennt – selbst wenn die Mehrheit des Volkes anderer Meinung ist.
Dann schickt Mose auf Gottes Geheiß zehn Kundschafter in das Land. Joshua erlebt gemeinsam mit Kaleb, wie fruchtbar das Land ist. Gleichzeitig sehen sie, ebenso wie die anderen Kundschafter, dass es Riesen im Land gibt und dass dort befestigte Städte stehen.
Die anderen Kundschafter geben auf und erklären, es sei unmöglich, dieses Land einzunehmen. Zwar sei es gut, aber sie würden es nicht schaffen. Nur Joshua und Kaleb vertrauen auf Gottes Zusage – trotz der Mehrheit des Volkes. Das war ein riskanter Glaube.
Gott muss daraufhin strafen. Zur Strafe soll das Volk vierzig Jahre in der Wüste leben, bis die Generation ausgestorben ist, die gemurrt hat. Als Einzige finden Joshua und Kaleb vor Gott Gnade. Ihnen wird zugesagt, dass sie das Land sehen und hineingehen werden.
Joshuas Geduld und Treue in der Wüstenwanderung
Vierzig Jahre lang erlebt Josua die Wüstenwanderung mit. Man könnte meinen, jeder andere wäre wahrscheinlich enttäuscht oder beleidigt. Ist das der Lohn für seinen Glauben? Er hatte doch geglaubt. Warum führt Gott ihn dann nicht sofort ins Land? Warum muss er mit dem ungläubigen Volk weiter durch die Wüste ziehen? Da würden wir sagen: Das ist doch ungerecht.
Ohne zu murren trägt er die Folgen des Unglaubens des Volkes mit. Stellt euch vor: In diesen vierzig Jahren hatte Gott gesagt, dass alle Israeliten sterben würden, die zu dem Zeitpunkt älter als zwanzig Jahre waren. Also alle, die kriegsfähig waren, sollten sterben.
Man kann leicht ausrechnen, wie viele Todesfälle das pro Tag bedeutete in den nächsten vierzig Jahren. Wie viele Beerdigungen hat Josua miterlebt? Er wird älter und älter, während alle anderen in seinem Alter sterben. Vielleicht kennt ihr das auch: Wenn man in der Zeitung die Todesanzeigen liest, kommen die Jahreszahlen immer näher an die eigenen heran.
Josua geht diesen Weg mit. Erst nach vierzig Jahren Dienerschaft wird Josua zum Führer berufen. Kurz bevor Mose stirbt, ernennt er Josua zu seinem Nachfolger. Josua ist bereit, die Verantwortung zu übernehmen.
Gottes Zusage und Ermutigung an Joshua als Führer
Als Joshua diese Verantwortung übernimmt, redet Gott zum ersten Mal mit ihm und verheißt ihm das Land Kanaan. Gott macht ihm Mut, und Joshua glaubt daran.
Dann muss Joshua Abschied von Mose nehmen, dem er vierzig Jahre gedient hat. Er tritt an dessen Stelle. Joshua wird durch Gott mit heiligem Geist erfüllt, so steht es in 5. Mose 34. Damit bestätigt Gott ihn sichtbar vor dem Volk.
Danach begegnet Gott Joshua in Joshua 1 und ermutigt ihn. Er sagt: „Wie ich mit Mose gewesen bin, werde ich mit dir sein. Ich werde dich nicht aufgeben und dich nicht verlassen. Sei stark und mutig, denn du sollst diesem Volk das Land als Erbe austeilen, das ich ihren Vätern geschworen habe zu geben. Nur sei recht stark und mutig, achte darauf, nach dem ganzen Gesetz zu handeln, das mein Knecht Mose dir geboten hat. Weiche nicht davon ab, weder zur Rechten noch zur Linken, damit du überall Erfolg hast, wo immer du gehst. Dieses Buch des Gesetzes soll nicht von deinem Mund weichen. Du sollst Tag und Nacht darüber nachsinnen, damit du darauf achtest, nach alledem zu handeln, was darin geschrieben ist. Denn dann wirst du auf deinem Wege zum Ziel gelangen und Erfolg haben. Habe ich dir nicht geboten: Sei stark und mutig! Erschrick nicht und fürchte dich nicht, denn mit dir ist der Herr, dein Gott, wo immer du gehst.“
Diese Verse werden oft auch von uns gebraucht, um anderen Mut zu machen. Was ist das für eine Aussage Gottes? Man hat den Eindruck, dass Joshua, obwohl er die vierzig Jahre mit Mose verbracht und alles miterlebt hat, vom Wesen her eigentlich ein schüchterner Mann war. Obwohl er Heerführer war und gekämpft hat, scheint in seinem Herzen immer Verzagtheit gewesen zu sein. Gott macht ihm Mut.
Joshuas Führung bei der Eroberung Kanaans
Dann schickt er Kundschafter nach Jericho. Als diese von Rahab zurückkommen, erlebt er, dass Gott bereits alles vorbereitet hat. Rahab sagt: „Wir zittern vor euch.“ Die Menschen in Jericho hatten die gesamte Wüstenwanderung mitverfolgt.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie das damals gewesen ist. Als meine Frau und ich vor ein paar Jahren in Israel waren und in Jericho standen, haben wir hinübergeschaut Richtung Jordan. Dahinter sieht man die Berge Moabs, das heutige Jordanien, sich erheben. Ich habe mir vorgestellt, wie es gewesen sein mag, als Rahab aus ihrem Fenster blickt und das Volk den Berg hinunterkommen sieht.
Die Menschen in Jericho werden das alles gesehen haben: Zwei Millionen Menschen kommen den Berg herunter. Noch fühlen sie sich sicher, denn der Jordan hatte Hochwasser. Deshalb werden sie dort aufgehalten gewesen sein. Wenn man von Jericho aus darüber schaut, kann man den Jordan nicht sehen, da der Fluss in einer Talsenke liegt.
Dann geschieht das Unglaubliche: der Durchzug durch den Jordan. Das konnte man von Jericho aus nicht sehen. Das Volk verschwindet im Tal, und die Leute in Jericho müssen gedacht haben, dass sie erst einmal dort sind und warten müssen, bis es trocken wird. Plötzlich sind sie auf dieser Seite.
Gott hatte dieses riesige Wunder getan und den Jordan aufgehalten. Joshua lernt, gehorsam auf Gottes Wort zu vertrauen, und Gott tut Wunder. Es ist spannend, diese Geschichte zu lesen und zu erleben, wie Joshua das miterlebt.
Auf der anderen Seite des Jordan machen sie dann Station in Gilgal und feiern das Passah. Das Manna hört auf, und sie essen von der Frucht des Landes. Dort, bevor Joshua auf Jericho zugeht, begegnet ihm der Engel des Herrn und macht ihm Mut. Joshua lernt, dass er auf Gott vertrauen darf und Gott ihm Mut macht.
Dann gibt Gott eine eigentümliche Anweisung, wie er Jericho erobern soll. Diese ist völlig anders, als der Heerführer Joshua sonst von Schlachten gewohnt war. Sie sollen jeden Tag einmal schweigend die Stadt umziehen. Am siebten Tag sollen sie sieben Mal drumherum ziehen, dann in die Posaunen stoßen. Dabei brechen die Mauern zusammen, und jeder Soldat kann an seiner Stelle in die Stadt einmarschieren.
Gott bereitet alles vor.
Joshuas Fehler bei Ai und die Folgen von Ungehorsam
Und doch ist Josua nicht fehlerfrei. Die nächste Station ist die kleine Stadt Ai. Josua hatte gedacht: Das schaffen wir mit links. Wir haben Jericho erobert, wir haben vorher auf der anderen Seite die Könige geschlagen – das wäre leicht.
Er hatte nicht auf Gott vertraut, und so kam es zur Niederlage bei Ai. Josua lernt, dass Ungehorsam gegenüber Gottes Wort Grenzen setzt. Nachdem Buße getan worden ist, gibt Gott dann Gnade und Sieg. Doch schon kommt die nächste Versuchung.
Menschen kommen und tun so, als kämen sie von weit her, um einen Bund mit Israel zu schließen. Josua fällt darauf herein, ohne Gott zu fragen. Er merkt, dass eigenmächtiges Handeln Folgen hat.
Dann erobert er mit seinen Leuten das Land und verteilt es nach Anordnung Gottes. Josua lernt, dass das Leben ein Kampf ist und nur mit Gott gelebt werden kann, um sich selbst zu haben.
Dabei geschehen noch weitere Wunder. Denken wir an die Begebenheit, in der Josua in Josua 10 einen heftigen Kampf hat. Im Kampf sagt er: „Sonne, steh still im Tal Gibeon, und Mond, im Tal Ajalon!“ Und Gott hört darauf.
Zusammenfassung von Joshuas Lebenslektionen
Das Leben von Josa ist sehr bewegend. Man merkt, dass Josa viele Lektionen gelernt hat. Ich habe hier zwanzig Lektionen aufgeschrieben. Stück für Stück lernt er Gott besser kennen.
Wahrscheinlich ist das in unserem Leben ähnlich. Egal, wie alt wir geworden sind, Tag für Tag lernen wir ein Stück mehr. Es ist gut, wenn wir an der Hand Gottes gehen. Dann wird es uns so ergehen wie Joshua.
Manchmal erleben wir Siege, manchmal Niederlagen. Doch Gott macht uns immer wieder Mut. Wir dürfen ihm unsere Niederlagen und Verfehlungen bekennen, und er ist gnädig.
So entsteht sein Lebensmotto: „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.“ So hat er seinen Herrn erlebt.
Wie wir zu Joshuas Lebensmotto gelangen können
Und die Frage ist: Wie kommen wir zu solch einem Lebensmotto? Vielleicht können wir dies am Leben von Josa erleben.
Sei im täglichen Kampf und mache dir bewusst: Gott ist mein Panier, er kämpft für mich. Sei sozusagen bei Gott auf dem Berg, also in seiner Gegenwart. Erlebe Gott und seine Gegenwart.
Sei im Inland des Zeltes, das heißt, habe Gemeinschaft mit Gott. Verbringe stille Zeit mit ihm und sei bereit zum Dienst. Nur wer Autorität anerkennt, kann selbst zur Autorität werden.
Vertraue auf Gottes Zusagen, denn einer mit Gott ist immer in der Mehrzahl.
Bedeutung und Verantwortung des Lebensmottos „Ich und mein Haus“
Was aber heißt das dann, wenn du dir ein solches Lebensmotto sagst?
Ich könnte euch jetzt die Aufgabe geben, zu jedem Wort dieses Lebensmottos eine Notiz zu machen. Würde dir etwas dazu einfallen? Was würdest du auf die Striche schreiben? Ich. Joshua sagt: ich, aber und mein Haus.
Wenn einer sagt: ich bin bereit, was heißt das? Das heißt, ich übernehme die Verantwortung für meine Familie. Ich bin bereit, Gott zu dienen.
In manchen Übersetzungen steht dann „aber ich, aber und mein Haus“. Dieses „aber“ bedeutet, ich lebe gegen den Trend. Egal, was die anderen sagen, tun oder denken – ich will dem Herrn dienen.
Ich aber und mein Haus – das heißt: Als Mann, als Vater bin ich verantwortlich für meine Familie. Ich aber und mein Haus.
Josua spricht für seine Frau und für seine Kinder. Er hat seine Familie so erzogen, dass dieses Lebensmotto für die ganze Familie galt: ich aber und mein Haus.
Und dann sagt er „wir“ – und er weiß um die Einmütigkeit seiner Familie. Er spricht im Namen seiner Familie: ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.
Und dann sagt er: „Wir wollen dem Herrn dienen“, nicht „Ich will’s mal versuchen“. Es ist eine feste Willensentscheidung, die er für sein Leben getroffen hat.
Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen. Der Herr ist derjenige, der für ihn die Priorität hat, der wirklich der Herr in seinem Leben ist.
Auch als er dann Führer des Volkes ist, weiß er immer noch, dass Gott über ihm steht und er ihm verpflichtet ist.
Und das Letzte ist: Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen. Dienst für Gott ist Ehre.
Abschlussfrage und Ermutigung
Was ist dein Lebensmotto? Merke dir Gottes Zusage: "Habe ich dir nicht geboten, sei stark und mutig? Erschrick nicht und fürchte dich nicht, denn mit dir ist der Herr, dein Gott, wo immer du gehst."
Du kannst mutig antworten: "Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen."