Einleitung: Der unüberbietbare Lehrer Jesus im Vergleich zu Mohammed und Mose
Liebe Freundin,
Jesus, der unüberbietbare Lehrer! Wenn ich Muslim wäre, würde ich sagen: Jetzt bin ich aber gespannt, was er da sagt. Denn gibt es einen größeren Lehrer als unseren Propheten Mohammed? Zahlenmäßig betrachtet, wie viele Millionen Menschen erreicht er heute in unserer Welt, was er seit 700 Jahren gelehrt und instruiert hat.
Wir hatten einen CVM-Freund in Eberstadt, einen Fabrikanten, der immer sagte: „Die besten Arbeiter, die ich kriege, sind gläubige Türken, die beim Militär in der Türkei waren.“ Also wenn die beiden Erziehungsschulen dazukommen – die Schule Mohammeds oder das strenge türkische Militär –, dann kann unsere Sprache manchmal sogar nur den Schwaben den Schatten stellen. Mohammed ist doch der unüberbietbare Lehrmeister. Wie kommt er also dazu, zu sagen, Jesus sei der Lehrmeister?
Und wenn ich Jude wäre, hätte ich auch meine Zweifel. Jesus, Lehrmeister? Da ist die Bergpredigt und vielleicht noch das, was die Apostel gesagt haben, meistens im dritten Teil ihrer Briefe. Aber seit zweitausend Jahren lehren die Rabbinen im Talmud und Midrasch eine Ethik, die Israel eingepflanzt hat und die Israel trotz brutalster Verfolgung durchgehalten hat. War Jesus da wirklich der unüberbietbare Lehrer?
Vielleicht darf ich andeuten, worauf ich hinauswill, an einem Erlebnis: Ich darf manchmal im Korntal, wenn der Pfarrer Wanner überlastet ist, Beerdigungen übernehmen. Es ist gut, wenn man alte Knacker noch braucht. Neulich hat mich mal jemand gefragt, ob ich gern Beerdigungen mache. Ja, wenn gläubige Menschen sterben, gibt es nichts Schöneres, als fest in die Freude unseres Herrn einzugehen.
Dann war es eine Beerdigung, und am Schluss verabschiedet man sich ja als Pfarrer von den Angehörigen. Als ich da bei den Schwiegersöhnen vorbeikam, sagte einer: „Lutz, ich war der Mathematiklehrer Ihrer Tochter.“ Da bin ich schier zusammengezuckt, denn bei all meinen Kindern wie bei mir war Mathematik überhaupt nichts.
Also, „Du, das war der Lehrer“, habe ich meine Tochter nachher gefragt. Sie hat gesagt: „Das war ein ausgezeichneter Lehrer, gut, aber streng.“ Gibt es noch etwas Besseres als gut und streng? Wissen Sie, was noch besser ist? Gut und gütig.
Jesus ist nicht bloß der Lehrer mit dem Zeigefinger, wie Mose und die Rabbinen, von denen Jesus sagte: „Auf Moses Stuhl sitzen die Schriftgelehrten.“ Bis heute schimpft der Herr Landesrabbiner mit dem Zeigefinger gegen Judenmission, gegen Christen und gegen alle Rabbinen.
Mohammed hat auch den Zeigefinger. Seine fanatischen Vertreter erleben wir immer wieder – im Iran, Irak, Nordafrika –, die uns Moralpredigten halten. Aber Jesus ist der Lehrer, der gut und gütig ist.
Dahin wollen wir heute.
Dank und Einführung in die Verbindung von Altem Testament und Jesus
Aber zuerst möchte ich allen herzlich danken, die durchgehalten haben und überhaupt an diesem Abend gekommen sind – mitten in der Konfirmationszeit und zu einer ungünstigen Zeit.
Ich wollte Ihnen, vielleicht ist das ein bisschen rübergekommen, zeigen, dass es Linien von der Bibel Israels, vom Alten Testament, hin zu Jesus gibt. Die Nationalsozialisten wollten uns das Alte Testament nehmen. Es wurde gesagt, das seien Viehtreiber- und Zuhältergeschichten.
Als ich vorgestern nach Hause kam, war meine Frau gerade in ihrer privaten Bibellese und hatte gerade Samuel gelesen. Sie sagte, das sei doch immer schrecklich – Krieg und Totschlag. Ja, das ist schrecklich. Das ist unsere Welt, wie sie uns das Fernsehen genauso zeigt: mit Betrug, Gemeinheit, Totschlag und Krieg.
Und wenn wir nicht völlig abgestumpft sind vom Fernsehprogramm und diese Not unserer Welt bloß zur Unterhaltung nehmen, dann spüren wir daraus ein Schreien der Menschheit nach Erlösung von dem Bann, unter dem sie steht. Im Alten Testament gibt es eine Sehnsucht, ach, dass die Hilfe aus Zion käme und endlich diese furchtbaren Geschichten aufhören – auch unser Hass und unsere Ungeduld.
Ich habe einen Fikar getroffen, der in der Abendbibelschule im Bezirk Schorndorf die Josef-Geschichten ausgelegt hat. Da freue ich mich immer, wenn solche Abendbibelschulen eine Hofhacker-Vereinigung sind. Er sagte, das habe er noch nicht begriffen, wie da bis ins Detail hinein beim Josef seine Brüder ihn verachten. Sie zogen ihm das Gewand aus, den geliebten Sohn des Vaters, verstießen ihn und verkauften ihn für ein paar Silberlinge. Es sind lauter Einzelzüge, die später in der Geschichte Jesu im Grunde wieder aufgenommen werden.
Es gibt Linien im Alten Testament, die auf Jesus hinzielen. Und ich möchte Sie mit diesen vier Abenden auf die Spur setzen. Vielleicht geht Ihnen einiges auf.
Hiller hat im nächsten Jahr sein großes Gedenkjahr. Er hat immer gesagt: „Von Jesus aus, wenn uns Jesus mehr bekannt wird, merken wir plötzlich, dass es ja schon Vorstufen gibt, wie ein Schatten, der uns vorausläuft. Das sind im Alten Testament schon vorauslaufende Spuren.“
Das war mein Versuch, Ihnen Lust zu machen und Sie spüren zu lassen, wie die Bibel durchzogen ist von den Spuren Gottes, die hinführen zum Höhepunkt Jesus.
Die Bedeutung von Wahrheit und Vertrauen im Glauben
Das Zweite, was ich versucht habe, war, dass wir wegkommen von der Vorstellung, unser Glaube sei nur in uns verankert. Wenn Zeugen Jehovas, Neuapostolische oder die Heiligen der Letzten Tage – diese freundlichen jungen Leute aus Amerika – durch die Häuser gehen, habe ich bei Gemeindegliedern in Ulm und in Schörndorf erlebt, dass sie sagten: „Ich bleibe bei dem, wo ich erzogen bin.“
Das klingt zwar schön, aber es reicht nicht aus. Es ist zu wenig, einfach nur zu sagen: „Ich bleibe bei dem, wo ich erzogen bin.“ Ebenso reicht es nicht, wenn wir sagen: „Herr Jesus ist mir lieb, ich bin gern bei den Christen.“ Es geht nicht um unsere Gefühle, sondern um die Wahrheit, die Gott festgelegt hat. Wir sollen ihm fest vertrauen und uns ganz auf ihn gründen.
Denn Gott hat durch Mose gesagt: Es wird einer kommen, der ein Befreier ist – noch viel mehr als Mose. Dieser wird euch auf eine ganz andere Weise herausführen, als Mose Israel aus Ägypten geführt hat. Er kommt wie Mose. Dann kommt Jesus und sagt: „Die Stimme Gottes, das ist der, den ich erwecke, den ich brauche, der da ist.“
Das sind feste Tatsachen Gottes, auf die wir uns verlassen können.
Mose als Lehrer und Jesus als Lehrer mit Güte
Aber jetzt sind wir beim Thema eines Propheten wie Mose angekommen. Mose war ein Lehrer. Auf dem Sinai empfing er Gottes Gebote. Anfang der letzten Woche durfte ich in Nürnberg in der Henzholzhöher Gemeinschaft sein und habe dort den schönen Brunnen auf dem Marktplatz vor der Frauenkirche gesehen, wo sonst der Christkindlesmarkt stattfindet.
Über allen Kurfürsten und Weißen des Altertums thront Mose mit den beiden Gesetzestafeln. Er hat die wesentlichen Linien bis hinein in das bürgerliche Gesetzbuch und sogar in das Strafgesetzbuch unserer europäischen Staaten festgelegt. Das bestimmt, was man tut und was man lässt. Mose war der Lehrer, und die ganzen fünf Bücher Mose sind im Grunde Auslegungen von Mose und seinen Leuten darüber, wie wir den Willen Gottes bis ins Detail verstehen und befolgen sollen. Immer wieder heißt es, dass ihr diese Gebote haltet.
Der große Lehrer macht uns Gottes Willen wichtig. Jetzt sagen manche Leute, dass der Herr Jesus genauso gehandelt hat, zwar nicht auf dem Berg Sinai, aber auf dem Berg, wo die Bergpredigt gehalten wurde. Er versammelte das Volk um sich und sprach den Willen Gottes aus. Doch Jesus hat noch viel mehr getan.
Jesus als sanfter und gütiger Lehrer
Schlagen wir die Bibel auf, so haben wir bei der Übung einige Stellen aus dem Neuen Testament, im letzten Drittel der Bibel, herausgesucht. Eine ganz große Stelle finden wir in Matthäus 11. Kein Wunder, dass sich viele, zumindest Teile davon, am liebsten als Konfirmationsspruch gewünscht hätten.
In Matthäus 11 lesen wir ab Vers 27, also am Schluss des Kapitels: „Alles ist mir übergeben von meinem Vater, und niemand kennt den Sohn außer dem Vater. Wir kennen Jesus bei weitem noch nicht.“
Uns wird einmal, wenn wir in die Ewigkeit kommen – Gott möge es schenken –, die Augen übergehen, wie großartig Jesus ist und wie wichtig er für uns ist. Niemand kennt den Sohn oder das Geheimnis des Vaters; Jesus ist uns noch lange nicht vollständig bekannt.
Aber jetzt sagt Jesus weiter: „Niemand kennt den Vater außer dem Sohn und wem der Sohn ihn offenbaren will.“ Dazu ist Jesus gekommen: Er bringt uns Informationen über den fernen Gott. Über Gott können wir uns zwar etwas ausdenken, aber das hilft nichts. Ihr müsst von Gott etwas wissen. Der Sohn weiß um den Vater im Himmel, und er gibt uns wichtiges Wissen weiter.
Und jetzt lädt Jesus uns ein: „Kommt doch her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig.“
Jesus hat nicht den Zeigefinger erhoben. Er sagt: „Kommt zu mir, ich will euch nicht belehren wie ein strenger Lehrer. Ich will euch erquicken und euch die Gegenwart des Vaters bringen.“
Beispiel eines gütigen Lehrers: Heinrich Gutbrot
Ein schwäbischer Dekan hat bei seinen Söhnen eine Erfahrung gemacht und diese selbst erzählt: Ein Vater berichtet, dass sein Kind sitzen geblieben sei, und zwar dreimal hintereinander. Das bereitet den Eltern große Sorgen: Was wird aus dem Jungen?
Der Lehrer sagte daraufhin: „Ihr Sohn kann nicht mehr bei uns auf der Anstalt bleiben. Wenn Sie irgendetwas versuchen wollen, gibt es nur eine Möglichkeit: Sie können ihn zum Knabeninstitut nach Wilhelmsdorf schicken. Dort schaffen es manchmal gute Pädagogen, den Schülern zu helfen.“
Also fuhr der bedrängte Vater mit seinem Sohn nach Wilhelmsdorf zum Oberstudiendirektor Heinrich Gutbrot. Dieser fragte den Sohn: „Hast du auch dein Zeugnisheft dabei? Schlag es mal auf. Was hast du in Mathe?“ Der Junge antwortete: „Fünf.“ „Latein?“ „Sechs.“ „Englisch?“ „Vier.“ „Deutsch?“ „Vier.“ So ging es weiter.
Der Vater erzählte: „Mir hat es ins Herz geschnitten. Ich hatte gedacht, ich komme zu einem guten Pädagogen, und dann dachte ich: ‚Zieht der meinen lieben Sohn aus und macht ihn fertig, dann muss er sein eigenes Todesurteil verlesen.‘“
Nachdem die Liste heruntergerattert war, sagte Heiner Gutbrot: „Das ist alles plus zwei Sechser, die mir der andere Lehrer durchgebracht hat.“ Daraufhin setzte sich der Oberstudiendirektor dreimal pro Woche morgens um sechs Uhr mit dem Jungen zusammen. Er gab ihm unbezahlt Nachhilfeunterricht, damit er wieder Anschluss bekommt.
Das ist ein guter Lehrer und gütiger Mensch. Er sagte: „Ich stelle mich mit darunter, wir machen es miteinander, wir packen das an, wenn er schon ganz andere Nachhilfe bekommt.“ Das ist der Jesus, der sagt: „Ich will euch erquicken.“ Nicht jemand, der vom Podest herab bestimmt, wie es sein muss, wie viele Gebote es gibt, wie die Gebetsordnungen aussehen, wie der Ramadan zu halten ist oder wie die Fastengebote einzuhalten sind.
Nein, Jesus sagt: „Komm, ich weiß um deine ganze Not. Ich nehme dich mit.“ Das ist der Herr Jesus, der weiß, wo wir in unserem Leben mangelhaft und ungenügend sind. „Ich packe es mit euch an. Kommt doch her zu mir, ihr Mühsamen!“
Damit sind nicht nur diejenigen gemeint, die ein bisschen traurig oder schwach sind oder ein körperliches Gebrechen haben, sondern die, die merken: „Ich bin doch nicht so, wie ich eigentlich sein wollte. Wenn ich mich im Spiegel ansehe, denke ich: ‚Liebe Zeit, ich wollte aus meinem Leben jetzt etwas anderes machen.‘“
Jesus sagt: „Kommt doch zu mir, ihr Mühsamen und Beladenen, ich will euch erquicken, ich will euch zum Vater bringen.“
Jesus als das fleischgewordene Wort Gottes
Und jetzt schlagen sie hinüber von Matthäus 11 bitte zu Johannes 1. Im Neuen Testament steht so viel Interessantes drin, wenn wir es ein bisschen zusammenbringen: Johannes 1, Matthäus, Markus, Lukas, Johannes.
Gleich zu Beginn des Johannes-Evangeliums, in der Ouvertüre, wird das Wort Gottes geschildert. Gott hat am Anfang der Schöpfung geredet. Dieses Schöpfungswort Gottes, dieses schöpferische Wort, hat Gestalt angenommen in Jesus.
Wir lesen ab Vers 14: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit“, bezeugt Johannes, der das Evangelium schreibt. „Wir haben seine Herrlichkeit gesehen, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“
Johannes der Täufer gibt Zeugnis von ihm und ruft: „Dieser war es, von dem ich gesagt habe.“ Also nicht bloß der Mose, der ist sogar auch Johannes der Täufer. „Dieser ist es, von dem ich euch gesagt habe: Dieser ist es. Nach mir wird kommen, der vor mir gewesen ist, denn er war er, als ich war.“
Und von seiner Fülle haben wir alle genommen, Gnade um Gnade. Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben worden, Mose, der Lehrer, der sagt, was man tun soll und was man lassen soll. So sollen es die Töten und die Ehebrecher nicht stehen.
Die Gnade und Wahrheit aber ist durch Jesus Christus geworden.
Zeugnis eines bekehrten Muslims: Die Kraft der Gnade durch Jesus
Nochmal eine Erfahrung
Vor drei Jahren fand in Bad Urach eine große Visionstagung statt. Wie es oft bei klugen Europäern der Fall ist, wurde dort die Frage diskutiert, ob wir überhaupt noch missionieren dürfen oder ob nicht Entwicklungshilfe viel wichtiger sei. Wir hatten uns in diese Diskussion festgebissen.
Dann war eigentlich der Religionswissenschaftler Dr. Lamine Sanay aus Gambia an der Reihe mit einem großen Referat. Doch er sagte: „Ich habe mein Referat mitgebracht, aber ich lege es jetzt zur Seite und erzähle Ihnen, wie ich zum Glauben gekommen bin.“
Er berichtete: „Ich bin in einem kleinen gambischen Dorf aufgewachsen. Mein Vater war Häuptling, und wir waren fest im Islam verankert. Wenn morgens der erste Ruf des Muezzin erklang, war ich der Erste in der Moschee, um meinen Altersgenossen ein Vorbild zu sein, wie man ein vorbildlicher Muslim ist.“
Mit 17 Jahren jobbte er einmal im Krankenhaus. Dort gab ihm eine englische Krankenschwester eine Bibel. Doch als Muslim wollte er mit der Bibel nichts zu tun haben und legte sie beiseite.
Eines Tages jedoch, als er im Koran forschte, interessierte ihn eine Frage: Im Koran steht, dass der Jesus, der als Prophet gelebt hat, ein anderer sei als der, der am Kreuz gestorben ist. Wie kann das sein? Jetzt müsse er doch mal in der Bibel nachsehen.
Er holte die alte Bibel hervor, die ihm die Krankenschwester gegeben hatte. Er kannte sich nicht aus, so wie wir uns im Koran nicht auskennen. Er kam an den Römerbrief und las: „Du lehrst andere und lehrst dich selbst nicht“ (Römer 2). Dann weiter: „Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen finde ich nicht. Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen?“ (Römer 7).
„Gott sei Dank, Jesus!“, sagte er. Das hatte bei ihm eingeschlagen.
Er erzählte weiter: „Ich gehe morgens nicht in die Moschee, um ein Vorbild zu sein, sondern weil ich den Eckplatz will, wo ich mich rechts an die Wand lehnen und links hinten an der Wand noch ein bisschen weiterschlafen kann. Ich habe mich jahrelang selbst betrogen und andere betrogen. Ich war ein Schauspieler – vor mir selbst, vor Allah und vor meinen Dorfgenossen.“
Dann sei ihm alles mit einem Schlag klar geworden, „wie wenn ein Vorhang zur Seite gezogen wird“ – die ganze religiöse Schauspielerei seines Lebens. „Gut, ich wollte das Gute tun, aber ich habe es nicht getan. Wer wird mich erlösen von dieser Schauspielerei?“
Plötzlich war in seinem Leben Wahrheit. Er ging zur christlichen Gemeinde, die in diesem muslimischen Ort verachtet war und nur ein armseliges Häuflein war, und sagte: „Ich möchte getauft werden.“
Der Pastor entgegnete: „Das kann doch gar nicht sein. Sie waren nie bei einer meiner guten Predigten.“
Er antwortete: „Jetzt habe ich die Bibel. Der Jesus hat zu mir gesprochen. Ich möchte zu dem Jesus gehören.“
Er wurde Christ und ist heute ein großer Lehrer des christlichen Glaubens in Amerika. Groß gewachsen, 1,90 Meter, breitschultrig, schwarz, gelehrt – die Wahrheit ist durch Jesus geworden.
Er erklärte, dass wir dem standhalten können, was auch an Verborgenem, an Scheinheiligem und an Schmierentheater in unserem Leben ist – vor uns selbst, vor anderen und vor Gott. Zugleich erfahren wir die Gnade.
„Elender Mensch, wer wird mich erlösen? Herr Jesus, da kommt doch her, ihr mühseligen und beladenen! Das ist mehr als Gesetz. Kommt her und lernt von mir, was ich euch über den gnädigen, nahen, erbarmenden Gott sage. Das müsst ihr nicht, wie ihr zu leben habt, sondern es ist der Gott, der sich mit euch in Gnade verbinden will, der euer Leben durchdringen will und euch halten will bis in Ewigkeit. Das lernt. Erfahrt mal, wer Gott ist.“
„Die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus geworden. Kommt her zu mir, lernt von mir.“ Darin ist Jesus ein unüberbietbarer Lehrer – gut und gütig, der mit uns hineinsteht und uns weiterbringen will.
Die Konzentration auf Gott bei Mose und Jesus
Trotzdem sind bei dieser Lehre einige Dinge wichtig. Ein Lehrer wie Mose ist hier ein gutes Beispiel. Man müsste so viele Bibelstellen aufschlagen, dass man leicht den Überblick verliert.
Bei Mose liegt die Konzentration ganz deutlich auf Gott. Mit den herrlichsten Bildern hat Mose das dargestellt. Hast du nicht bemerkt, wie er dich getragen hat, wie auf Adlersflügeln? (2. Mose 19) Er hat dich getragen, wie ein Mann seinen Sohn trägt (5. Mose). Hast du schon einmal gesehen, wie ein Vater sein Kind trägt? Bei der Mutter ist das irgendwie organisch, aber die Freude des Vaters am Sohn – wie ein Vater seinen Sohn trägt – ist etwas ganz Besonderes.
Er hat dich behütet wie einen Augapfel im Auge. Mose hat die schönsten Bilder formuliert, damit Israel begreift, was für einen Gott es hat: einen gnädigen, erbarmenden Gott. Bis heute gehört in Israel, wenn der Synagogengottesdienst beginnt, dieser Ruf dazu: Die Männer rufen immer wieder „Schma Israel“ – „Höre, Israel, der Herr, dein Gott, ist Gott allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft“ (5. Mose 6,4-5).
„Schmeiß rein, hör doch, wach auf!“ – so klingt der Ruf des Brautwerbers. Er will, dass man begreift, was man in seinem Gott hat. Dieses Wachrütteln für den lebendigen, heiligen Gott war die Lehre Jesu.
Gleichnisse und Gottes Geduld im Himmelreich
Denken Sie nur an die Gleichnisse. Dort heißt es nicht, das Himmelreich sei wie ein Acker, sondern das Himmelreich ist wie ein Sämann. Es ist immer eine Gestalt, zum Beispiel wie ein König, der für seinen Sohn eine Hochzeit ausrichtet. Dieses Bild steht für Jesus und das Himmelreich. Gott ist wie der Sämann, der auch in Nagold aussät.
Auch wenn dreiviertel der Saat bei den Pfingstkonfirmandenjahrgängen, ehemaligen Zepha und Emmern, die in früheren Stunden gehört haben, nicht aufgehen, weil viele nicht mehr da sind – Gott macht trotzdem weiter. Er sät mit unglaublicher Geduld, selbst auf steinigem Boden und inmitten von viel Unkraut. Dort, wo wir in der Landwirtschaft sagen würden, das lässt man brachliegen, weil es keinen Wert hat, geht Gott nicht weg. Er bleibt treu und macht weiter. So ist Gott.
Wie der Vater, dessen Sohn weggelaufen ist und gesagt hat: „Ich habe die Schnauze voll, ich möchte dich nicht mehr haben. Gib mir alles, was mir von dir zusteht.“ Doch wir nehmen von Gott Gesundheit, Frieden, Luft und unser Leben. Wenn es einmal ganz schlecht kommt, beten wir wieder und sagen: „Dann komme ich zu dir.“ Weggelaufen von Gott – das ist doch meine Geschichte.
Wie ist der Vater, der sagt: „Wenn er noch einmal heimkommt, dann hat er kein Vaterhaus mehr. Vorbei ist vorbei, verspielt.“ Nein, er sehnt sich nach seinem verlorenen Sohn, seiner verlorenen Tochter. Und wenn sie ankommen, läuft er ihnen entgegen. Verstehen Sie? Lernt von mir, lernt, wie Gott ist.
Die Aktualität biblischer Probleme am Beispiel Ehe und Staat
Es wird oft gesagt, dass sich unsere moderne Zeit nicht mehr nach der Bibel richten kann. Diese Probleme gibt es jedoch schon lange. Sie waren schon bei Sarah, Rahel, Rebekka, Abraham, Isaak und Jakob präsent. Auch in ihren Ehen gab es dauerhafte Streitigkeiten. Eheprobleme sind also sehr alt. Früher ist man nicht so leicht auseinandergegangen wie heute, doch Ehe bleibt schwierig.
Zu Jesu Zeiten wurde die Frage gestellt: „Herr, darf man sich scheiden lassen?“ (Matthäus 22). Die Jünger sagten sogar, wenn die Ehe so schwierig sei, wäre es besser, nicht zu heiraten – ähnlich wie manche junge Leute heute denken. Die Bibel ist also durchaus modern, denn schon die Jünger Jesu äußerten solche Gedanken. Die Frage, ob man sich scheiden darf, ist ein großes Problem, wenn zwei erwachsene Menschen zusammenleben.
Jesus hielt keinen akademischen Vortrag oder eine psychologische Abhandlung. Er bezog sich auf Gott, der den Menschen am Anfang geschaffen hat – als Mann und Frau. Jesus wusste, dass es Ehekrisen gibt, aber er fragte: Wie hat Gott es gedacht? Gott schuf Mann und Frau und segnete sie.
Die Pharisäer brachten ein anderes großes Problem zur Sprache: Dürfen wir einem ungerechten römischen Staat Steuern zahlen? Das ist eine Grundfrage, ob man einem ungerechten Staat Gehorsam leisten darf. In den letzten Jahrzehnten gab es ähnliche Fragen im DDR-Staat, etwa zum Wehrdienst. Solche Probleme sind sehr aktuell, auch wenn wir sie in unsere Zeit übersetzen.
Jesus antwortet: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.“ Der zweite Halbsatz betrifft das Verhältnis zu Gott. Es geht um die Frage, ob man mit Gott verbunden ist. Diese Einladung zu Gott war Jesus sehr wichtig, ähnlich wie Mose es lehrte. Es geht nicht um eine Vielzahl von Vorschriften, sondern um die Beziehung zu dem allmächtigen Gott. Mose sagte: „Ich bin der allmächtige Gott, wandle vor mir.“ Jesus fordert dazu auf, nicht nur auf das zu hören, was Menschen sagen, und auch nicht nur auf die eigene Beurteilung zu vertrauen, sondern vor Gott zu wandeln.
Gottes Bild bei Mose und Jesus
Das Zweite, was eigentlich schon gesagt ist: So wie Mose erfüllt war von der Herrlichkeit Gottes, da er Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen hat und versucht hat, in Bildern darzustellen, wie Gott ist – wie ein Augapfel im Auge behütet er uns, seine Leute, und wie ein Vater uns trägt –, so hat Jesus auch in vielen Gleichnissen und Bildern uns gezeigt, wie der Vater ist.
Wir haben ein paar Dinge schon angedeutet, aber mir ist das Erstaunlichste: Wir müssen schnell Johannes 20 aufschlagen, wenn Sie noch können. Johannes 20: Der auferstandene Jesus kommt zu seinen Jüngern, mindestens zu Maria Magdalena. Jetzt müsste man doch denken: Wenn Jesus aus dem Tod wiederkommt, ist die Hauptfrage: „Sag mal, Jesus, was kommt nach dem Sterben?“ Wirklich, wie Frau Kübler-Ross sagt, in rosa-rote Nebel eingehüllt, wie Sterbeforscher sagen – was kommt nach dem Sterben? Da kommt eine große Leere.
Und wissen Sie, was Jesus sagt, als er wiederkommt? Überhaupt nichts darüber. Sondern in Johannes 20, Vers 17 spricht Jesus zu ihr: „Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Gehe aber hin zu meinen Brüdern, zu diesen sterblichen Brüdern, die ihn verlassen haben, die nicht zu ihm gestanden sind. Gehe zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.“
Das Letzte, was Jesus im Sterben getan hat, war: „Vater, ich befehle mich in deine Hände.“ Wenn das stimmt, was Jesus sagt, dann dürfen wir im Sterben sagen: „Vater, in deine Hand.“ Wenn Jesus sagt: „Mein Vater“, zu dem er das gesagt hat, dann ist dieser Vater auch euer Vater. Das ist doch großartig.
Helmut Lamperter, langjähriger Vorsitzender im Jungenerwerk, hat mir immer gesagt: „Rolf, ich bin mal gespannt auf mein Sterben, wenn der Jesus, der so viel in meinem Leben getan hat, zeigt, was er dann macht.“ Mein Vater ist auch euer Vater. Eine großartige Information! Lernt doch von mir, könnt ihr euch darauf verlassen, in des Hirten Arm und Schoß.
Amen. Ja, mein Glück ist groß, geborgen in der Hand Jesu.
Die Bedeutung des Handelns nach Jesu Lehre
Ein Lehrer wie Mose legt großen Wert darauf, dass wir nicht nur etwas hören, sondern es auch halten. Ich war in der privaten Bibellese bei den fünf Büchern Mose und war überrascht, wie oft Mose sagt: „Haltet es auch, haltet den heiligen Willen Gottes!“ Er betont immer wieder: „Ich sage es euch deutlich, damit ihr es haltet!“
Am Ende der Bergpredigt, als Jesus noch einmal die Ordnungen Gottes verkündet, heißt es: „Wer diese meine Rede hört und tut, den vergleiche ich mit einem Menschen, der sein Haus auf den Felsen baut. Denn als die Stürme kamen und die Fluten, blieb das Haus bestehen. Wer aber diese meine Rede hört und nicht tut, den vergleiche ich mit einem törichten Menschen, der sein Haus auf den Sand baute. Als die Stürme kamen, fiel es ein großer Fall.“
Herr Jesus ist es wichtig, dass wir es tun. Dabei geht es ihm nicht darum, mit dem Zeigefinger zu sagen: „Ihr seid doch dumm, wenn euer Lebenshaus zusammenbricht, weil ihr es nicht auf den Felsen des lebendigen Gottes baut.“ Das Tun ist Jesus wichtig.
Erinnern Sie sich noch an die Stelle aus der Bergpredigt? Dort heißt es, dass nicht alle, die zu Jesus sagen: „Herr, Herr, das Himmelreich komme!“, in den Willen seines Vaters eingehen.
Also besteht eine Verbindung von Mose zu Jesus, die sehr deutlich wird. Doch die Beziehung ist noch viel eindrücklicher, und darüber möchte ich jetzt noch mit Ihnen sprechen.
Gefahrenstellen im Leben und Jesu seelsorgerliche Lehre
Im Grunde genommen sind in den zehn Geboten, die Mose Israel gelehrt hat und die er immer wieder wiederholt hat, die Gefahrenstellen benannt, warum wir den Feiertag so schwer heiligen können.
Als Pfarrer kann ich Ihnen ein Lied davon singen. Man könnte meinen, wir seien davon ausgenommen – nicht nur wegen der Predigt. Es ist auch geschickt, dass man kaum Telefonanrufe erhält und einen Schreibtisch einrichten kann. Es gibt Versuche, am Sonntag die Rechnungen zu erledigen. Großartig friert das System der Stunden ein.
Walter Schaal hat gesagt: Am Sonntag waren wir morgens im Gottesdienst. Um elf Uhr wurden Blättchen verteilt, Traktatmissionen in verschiedene Briefkästen im Tägerloch. Um 14 Uhr war Bibelstunde, um 18 Uhr Seefahrt im Bibelstudium, dann war der Tag rum. Da kam man nicht so auf andere Gedanken.
Verstehen Sie, die Stunden und die Gemeinschaft haben einen Sinn, damit wir wirklich den Feiertag heiligen können. Feiertag heiligen heißt: nicht töten, nicht Ehe brechen, nicht stehlen, kein falsches Zeugnis reden, nicht fluchen – all das sind Gefahrenstellen.
Der Herr Jesus hat es in der Bergpredigt noch eindringlicher und seelsorgerlicher gemacht. Wenn Sie jetzt die letzte Stelle aufschlagen, Matthäus 5 bis 7, da steht die Bergpredigt. Jesus lehrt vom Berg herab. Zuerst kommen die Seligpreisungen. Das wird Sie nicht erschrecken: „Selig seid ihr, wenn ihr im Glauben schwach seid, geistlich arm.“ Das heißt nicht, dass man keinen Verstand hat, sondern wenn euer Glaube schwach ist, seid ihr selig. Ich will Ihnen zeigen, was ich tun will, ich will euch erquicken. Sie müssen das immer im Zusammenhang mit anderen Stellen hören.
Dann kommen all die Gefahrenstellen: vom Töten. Es braucht nicht unbedingt eine Pistole. Auch in den glücklichsten Ehen gibt es Zeiten, in denen der Hass losbricht. Deshalb sagt Jesus: Wer mit seinem Bruder oder seiner Schwester zürnt, der soll geheilt werden. Das Gefahrengebiet ist der Zorn.
Dann folgt die nächste Überschrift, Matthäus 5, Vers 27: Ehebruch. Es fängt nicht erst an, wenn man zum Scheidungsrichter oder zum Rechtsanwalt geht, sondern schon, wenn die Augen spazieren gehen. Man denkt: Wäre das nicht ein gescheiterer Mann für mich gewesen? Habe ich nicht voreilig geheiratet? Wenn man sich in der Ehe unsicher wird und solche Gedanken hat, ist das eine Gefahrenstelle. Jesus hat das nicht verurteilt. Als die große Sünderin, die im Ehebruch ertappt wurde, zu ihm gebracht wurde, sagte Jesus: „Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“ Da haben sich alle verdrückt. Jesus sagte: „Auch ich verurteile dich nicht, geh hin und sündige nicht mehr.“
Das ist eine enorme Gefahrenstelle in unserer Welt. Es gibt so viele Möglichkeiten, einander untreu zu werden. Früher gab es die soziale Kontrolle, im Dorf wusste man voneinander, da passte man auf. Man wandelte vor dem Herrn, nicht nur, wenn Emma es nicht sah. Gott ist da.
Vom Schwören sagt Jesus: Eure Rede soll ja, ja, nein, nein sein. Und von der Feindesliebe: Liebet eure Feinde, segnet die, die euch fluchen! Das ist der ganze Abschnitt in Matthäus 6.
„Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden“, denn Gott ist kein Götze, der Mammon! Je älter ich werde, desto mehr erschrecke ich, wie sehr ich am Geld hänge, und ich habe nicht viel gespart, ganz gleich, ob auf dem Sparkonto. Bei jedem Kontoauszug, wo ich hinlaufe, gibt es vielleicht eine Überweisung. Jede Rechnung vom Arzt – oh, ist das hoch! Aber hoffentlich ersetzt die Krankenkasse auch bei dieser Krankheit oder was.
Das ist manchmal interessanter als alle anderen Posten: das Geld. Hoffentlich erbe ich von Tante Elfriede noch etwas. Ha, sie hat alles dem Albert Schweitzer vermacht.
Unglaubliche Geldgeschichten: Unsere Gemeinden, unsere Familien sind zerstritten. Der amerikanische Pastor Louis Hineket, der für Willow Creek unterwegs ist, sagt: In Amerika kann man vielmehr die Verwandten und Nachbarn einladen. Jeder hat in Amerika ein gutes Verhältnis zu seinen Nachbarn. In Deutschland ist es dagegen oft so, dass man Streit mit den Nachbarn hat, weil der seinen Rasen nicht mäht oder der Löwenzahnsamen rübergekommen ist und die Kehrwoche nicht richtig gemacht wurde.
In Amerika hat man ein gutes Verhältnis zur Familie, in Deutschland ist es normal, dass Familien wegen einer Erbschaftsgeschichte zerstritten sind. Ein Amerikaner sagt: Passt auf, hängt euch nicht ans Geld, es ist ein Götze, der euch von Gott wegzieht.
Richtet nicht, sagt Jesus im Kapitel 7. Aber er tut das nicht mit erhobenem Zeigefinger. Wenn Sie dem nachgehen, sind das lauter Dinge, die er erfüllt hat – bis ans Kreuz. Er segnet euch, auch wenn ihr flucht. Er hat für die Übeltäter gebetet.
Der Beutel hatte Judas, der Menschensohn hatte nicht einmal ein Kopfkissen. Habt ihr je Mangel gehabt? Jesus hatte keinen Sorgengeist. Wo Jesus war, konnte man sich auf sein Wort verlassen: ja, ja, nein, nein – alles hat Jesus erfüllt.
Er war ein guter Lehrer, voll Güte, der nicht nur sagt: Lernt von mir, sondern auch: Kommt zu mir. Jesus möchte doch mit mir leben.
Das Geheimnis des lebendigen Jesus und die Bedeutung der Selbst-Erziehung
Das Geheimnis des christlichen Glaubens bleibt ein Geheimnis. Es ist der lebendige Jesus, der ganz eng mit den Menschen leben und die Verantwortung für ihr Leben übernehmen will. Manche nennen das Mystik oder etwas Ähnliches. Dabei wird noch viel mehr getan als bei Heiner Gutbrot, der gesagt hat: „Wir packen es miteinander.“
Herr Jesus sagt jedoch noch mehr: Er will in einer unaussprechlichen Weise bei mir sein und mit mir den Weg gehen, der manchmal schwierig ist.
Wir hatten in Württemberg den Segen, viele gute Lehrer zu haben. Einer von ihnen, der auch unsere württembergische Lehrerschaft beeinflusst hat, war Christian Heinrich Zeller. Er wurde in Hohenendringen geboren. Eigentlich war er Jurist, kam dann aber in Kontakt mit Pestalozzi, dem großen Erzieher Ende des 18. Jahrhunderts und Anfang des 19. Jahrhunderts. Zeller war ein gelehriger Schüler von Pestalozzi.
Christian Friedrich Spittler, ein großer Erfinder von christlichen Einrichtungen, hat gesagt: „Ich brauche dich, aber du musst zuerst Christ werden.“ Wie macht man das? Zeller bekam ein Predigtband von einem Herrnhuter Bischof. Er sollte es lesen, und wenn Gott Gnade gibt, würde er Christ werden. Tatsächlich hat ihn eine Predigt so gepackt, dass er Christ geworden ist.
Wir müssen den Menschen auch helfen und sagen: Vielleicht könnte dieses Büchlein guttun. Aber vor allem möchte ich, dass du Christ wirst. Da bekommst du unser Schicksal, schau mal, die Gebete führen dazu, dass du Christ wirst. Wir müssen auch klar sagen, was wir wollen.
Christian Heinrich Zeller wurde ein ganz begnadeter Pädagoge. Er hat in unsere württembergische Lehrerschaft hineingewirkt. Er sagte: „Erzieher kann nur sein, wer den Kindern abspüren lässt, dass er sich täglich selbst durch den lebendigen Gott erziehen lässt, dass er unter einer Autorität selbst steht.“ Erziehen kann nur, dem man anmerkt, dass er sich erziehen lässt und sich vor Gott beugt.
Zeller hat dann die Rettungsanstalt Beugen bei Basel aufgebaut. Innerhalb von zehn Jahren hatte diese Einrichtung 50 Tochteranstalten. Die Idee war, für rettungsbedürftige Kinder da zu sein – für elternlose, arme Kinder, die als Bettlerbanden durchs Land zogen.
Doch die Aufgabe war so groß, und der Spendeneingang so schwach, dass Christian Heinrich Zeller, der mit einer Schweizerin verheiratet war, offenbar, wenn er dann in den kleinen privaten Bereich von Beugen zu seiner Frau und zu den Töchtern kam, die ganze Anspannung herausließ.
So wie Berufstätige heimkommen und sich an jedem Fußabstreifer auf dem Teppich ärgern, an jedem Zettel am Telefon, an jedem Brief, an jeder Rechnung – den ganzen Tag hat man den Unmut in sich hineingefressen. Man darf ja nicht explodieren im Büro oder auf der Bank. Aber die meisten Menschen haben noch eine Galle, die auch mal überläuft. Dann geht es zu Hause los. So war es auch bei Christian Heinrich Zeller.
Als rechter Schwabe muss er offenbar fähig gewesen sein, loszulegen, so dass seine schweizerische, vornehme Frau zu den Töchtern sagte: „Wenn ihr nicht brav seid, müsst ihr mal in Württemberg erzogen werden.“
Dieser Christian Heinrich Zeller hat uns das schöne Lied zum Gesamtbuch gegeben: „Treuer Heiland, wir sind hier in der Allnacht stille, von dir lernen möchten wir deiner Sanftmut Milde lernen. Von dir lernen möchten wir deiner Sanftmut milde, möchten ähnlich werden dir, deinem Demutsbilde, deiner stillen Tätigkeit, deiner heiligen Wirksamkeit, deines Wohltuens milde.“
Das Lied geht weiter, nicht mit dem Wunsch „Ich möchte etwas lernen“, sondern mit der Bitte: „Zeige deines Wortes Kraft!“ Und nun sage ich, wie es ursprünglich geheißen hat – Sankt-Buch-Lieder sind immer ein bisschen abgehoben:
„Zeige deines Wortes Kraft an mir, armem Wesen. Zeige, wie es mich umschafft, mich kranken macht, genesen, Jesu, dein Allmächtigwort. Fahr in mir zu Siegen fort.“
„Ich möchte nicht bloß lernen, du musst kämpfen bei mir, bis durchgekämpft ist mit meiner Ungeduld und mit meinem Sorgengeist. Fahr in mir zu Siegen fort, bis ich ganz genese.“
Das war sein Gebet an den großen Lehrmeister Jesus, der uns nicht bloß einen Informationsstoff gibt, sondern dessen Worte Kraft haben. „Zeige deines Wortes Kraft an mir, armem Wesen.“
Wenn jetzt ein Moslem die Frage stellt, was anders ist als beim Propheten Mohammed: Mohammed kann nur gebieten, da gibt es keine Kraft, es ist nur das Gesetz. Die Rabbiner können nur gebieten. Wer Mose gemeint hat, sagte: „Es wird einer kommen wie ich, der auf Gott hinweist, ein großer Lehrer, aber der Worte des ewigen Lebens hat, nicht bloß Worte der Lehre. Den sollst du hören, den sollst du achten.“