Herzlich willkommen zum Wortreich-Podcast. Ich bin Jojo, und ich bin Markus. Gemeinsam sprechen, diskutieren und philosophieren wir über christliche Themen, die dich heute beschäftigen. Viel Freude beim Zuhören der heutigen Folge.
Wir von Wortreich haben uns auf die Fahne geschrieben, die Themen zu behandeln, die dich im Alltag beschäftigen. Eines dieser Themen ist letztlich das Bibellesen. Welche Bibeln haben wir eigentlich?
Wir leben in Deutschland, einem sehr privilegierten Bibelland – vor allem, wenn man einen Blick in die Geschichte wirft. Bei uns gab es Martin Luther, der die Bibel zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt hat. Noch wichtiger war der Buchdruck, der zusammen mit Johannes Gutenberg entwickelt wurde.
Beides zusammen ermöglichte es, dass Bibeln für alle Menschen frei zugänglich wurden.
Absolut. Zur selben Zeit gab es Erasmus von Rotterdam, den wahrscheinlich schon weniger Leute kennen. Er hat ebenfalls griechische Bibeln gedruckt und damit die Grundlage für viele Übersetzungen gelegt, die wir heute haben. Das zieht sich bis heute durch.
Wir haben sehr viele Bibeln zur Auswahl. Gleichzeitig gibt es weltweit, nicht nur in Deutschland, Länder, in denen es gar keine Bibel gibt. Manche haben noch nicht einmal eine Übersetzung. Darüber wollen wir ein wenig sprechen: Welche Übersetzungen sind hilfreich, welche nicht? Welche Unterschiede gibt es? Worauf kann man bei Übersetzungen achten?
Markus, was ist deine Lieblingsübersetzung?
Meine Lieblingsübersetzung? Also, ich habe eigentlich zwei, die ich regelmäßig lese. Eine ist die Elberfelder, die meine Bibelübersetzung für die persönliche Bibellese ist. Die andere benutze ich mehr im Alltag, wenn ich gemeinsam mit Leuten lese – zum Beispiel bei Andachten von Jugend für Christus oder wenn ich eine Bibelstelle nachschlagen möchte. Diese Bibel steht auf meinem Schreibtisch und ist die NEÜ, die Neue Evangelistische Übersetzung. Das sind meine beiden.
Und du?
Bei mir war es früher auch die NEÜ. Inzwischen lese ich aber die Schlachter 2000. Die lese ich eigentlich immer morgens, abends und zwischendurch. Ja, genau.
Ich glaube, wir könnten auch ein Quiz machen, um zu sehen, wie viele Bibelübersetzungen wir jetzt aufzählen können. Wahrscheinlich kämen wir auf über zwanzig. Aber wir können es ja mal versuchen. Also, wie viele schaffen wir?
Wow, okay, Luther? Ja, Luther. Die verschiedensten. Genau, da gab es ja auch, also ja. Im Jahr 2017 gab es eine neue Übersetzung zum Luther-Jubiläum. Jetzt ist gerade ganz groß die Einheitsübersetzung herausgekommen. Ich glaube, die Einheitsübersetzung ist in diesem Jahr ganz neu erschienen.
Die Einheitsübersetzung wird von Katholiken viel genutzt. Sie ist eine katholische Übersetzung. Oder die Basisbibel ist jetzt gerade in diesem Jahr groß herausgekommen. Das ist eine Bibel, die jetzt sehr viel aufgelegt wird. Genau, die Einheitsübersetzung ist die katholische, die Basisbibel ist eine andere.
Aber dann fangen wir mal an: Neues Leben, Gute Nachricht, Hoffnung für alle. Ja, genau, dann haben wir die Neue Genfer Übersetzung, Schlachter und Elberfelder, die wir hier ordentlich genannt haben. Ja, es gibt auch eine neue evangelistische Übersetzung.
Oh, jetzt schlägst du mich! Da gibt es noch die Menge-Bibel. Nicht die Genfer, die hatte ich gerade genannt, sondern die Menge-Bibel. Ja, genau, das war die Menge-Bibel. Es gibt auch die Volksbibel. Oh, das stimmt.
Jetzt schaue ich mir mein Regal an, aber da habe ich, glaube ich, keine neue Bibel, die ich nicht nennen könnte. Aber es gibt noch mehr. Gut, da kommt ein neues Thema: die Bibel in gerechter Sprache. Oh, aber es gibt noch mehr.
Wie gesagt, wenn man auch englische Bibeln liest, gibt es auch ganz viele. Ihr kennt das vielleicht auch: Man macht eine Bibelandacht, Bibelarbeit oder Andacht und liest dreimal um. Du kannst vielleicht gar nicht folgen, weil der eine aus Hoffnung für alle liest, der andere aus Gute Nachricht und der nächste aus Neues Leben. Und du fragst dich: „Okay, wo sind wir denn jetzt?“
Die Unterschiede sind manchmal schon krass. Vielleicht kennt man das auch: Man fragt sich, ob es überhaupt noch die Bibel gibt. Wie kommt es eigentlich dazu, dass wir so viele verschiedene Übersetzungen haben? Und dahinter steckt ja auch die Frage: Kann ich dem dann noch vertrauen? Was ist eigentlich noch die Bibel?
Ganz genau, ja, es gibt teilweise wirklich große Unterschiede. Wenn man das Thema betrachtet, erkennt man grundsätzlich zwei verschiedene Herangehensweisen, beziehungsweise zwei wichtige Aspekte.
Das eine ist die Richtung der Übersetzung, also das wortgetreue Übersetzen. Dabei versucht man, gerade aus dem Griechischen oder Hebräischen, möglichst genau Wort für Wort zu übersetzen und die Wörter bestmöglich wiederzugeben. Das führt häufig dazu, dass der Text schwer lesbar wird. Manche Stellen sind dann schwierig zu verstehen.
Die andere Herangehensweise ist die sinngemäße Übersetzung. Dabei sagt man: „Okay, das ist eher das, was ausgesagt werden möchte, und so würde man es in unserer deutschen Sprache ausdrücken.“ Dann übersetzt man sinngemäß, was dazu führt, dass sich die Wörter stark verändern.
Das ist der Unterschied zwischen Übersetzung und Übertragung. Die Übersetzung ist wortwörtlich, zum Beispiel die Elberfelder Bibel. Sie ist eine der Übersetzungen, die besonders nah am Wort bleibt. Viele Menschen mögen sie gerade deshalb. Andere finden sie sehr unleserlich, weil sie viele Klammern und Anmerkungen enthält. Es ist schwierig, daraus vorzulesen, und sie ist nicht unbedingt eine Bibel für Einsteiger.
Viele Bibeln, die wir als „Übersetzungen“ bezeichnen, sind eigentlich Übertragungen. Dabei steht der Sinn im Vordergrund. Man fragt sich: Wie würde man das heute auf Deutsch ausdrücken, um den Sinn wiederzugeben?
Genau das meinst du. Ich weiß nicht, ob wir vielleicht ein Beispiel finden können. Du hast die Neuevangelistische Bibel in der Hand, oder? Wir können mal in Lukas 14 nachschauen. Ich nehme meine Schlachter-Bibel. Mal sehen, ob wir dort direkt einen Unterschied finden.
Die Schlachter-Bibel ist eine Übersetzung, die wortgetreu arbeitet. Die Neuevangelistische Übersetzung hingegen ist eine, die sich am Sinn orientiert.
Lukas 14? Genau, Lukas 14. Wir nehmen mal Vers 26. Jesus sagt das zu einer großen Volksmenge, die ihm gerade nachfolgt:
„Wenn jemand zu mir kommt und nicht seinen Vater und seine Mutter, seine Frau und Kinder, Brüder und Schwestern hasst, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein.“
Das klingt gar nicht so weit weg. Wenn jemand zu mir kommen will, muss ich ihm wichtiger sein als sein eigener Vater, seine Mutter, seine Frau, seine Kinder, seine Geschwister und selbst sein eigenes Leben. Sonst kann er nicht mein Jünger sein.
Ich glaube, was hier so fehlte, war das Verständnis für das Wort „hassen“. Es ist so übersetzt, aber eigentlich wird damit etwas Umschriebenes gemeint. „Hassen“ meint nicht wirklich hassen, sondern es soll aussagen: Du musst mir wichtiger sein als alles andere. Da liegt ein großer Unterschied, wenn man vom Wort ausgeht, aber der Sinn wird schon klar.
Und da merkt man eben: Das ist schon krass. Das ist eine krasse Botschaft, die Jesus hier bringt. Wir sollen plötzlich die Eltern hassen? Aber sollen wir wirklich die Eltern hassen?
Jesus hat das ganz häufig so ganz heftig, manchmal auf den Punkt gebracht, um auch zu überspitzen und zu zeigen: Ja, so ist es gemeint. Zum Beispiel sagt er auch: Wer sündigt, der soll seine Hand abhacken, bevor er sündigt. Wenn wir das wörtlich nehmen, dann hätten wir wahrscheinlich keine Gliedmaßen mehr.
Wo er Dinge einfach total überspitzt gesagt hat, haben wir das hier eben auch mit dem Hassen. Dieses Wort kann man so verstehen, dass Jesus einem so wichtig sein muss, dass die Liebe zu ihm schon so aussieht, als würden wir unsere Eltern hassen.
Wenn Jesus zum Beispiel sagt, wir sollen missionarisch in ein anderes Land reisen und uns deshalb nicht mehr um unsere Eltern kümmern können, die zu Hause sind, kann das in den Augen der Welt wie Hass wirken – also so, als hätten wir unsere Eltern nicht lieb. Jesus spricht hier ganz klar. Wenn ich ein Wort wie „Hass“ lese, denke ich manchmal: Holla, der Anspruch von Jesus ist wirklich krass.
Gerade das Krasse kommt ja manchmal besonders stark zum Ausdruck. Wir sind heute oft so auf krasse Botschaften eingestellt, dass ich es manchmal gar nicht merke, wenn die Bibel nicht so deutlich und drastisch zu mir spricht.
Andererseits gibt es den Moment, in dem ich mit jemandem zusammen die Bibel lese, der Gott noch nicht so gut kennt oder ein Anfänger im Bibellesen ist. Da möchte ich wahrscheinlich keine zusätzlichen Fragen aufwerfen, die verwirren könnten. Dann würde ich eher zu einer Neuen-Evangelistischen-Übersetzung greifen, damit es im ersten Moment einfach klarer verstanden wird.
Zum Beispiel: Jesus sagt hier, dass er wichtiger sein möchte als ein Bruder oder die Eltern. Für jemanden, der am Anfang steht, ist es total wichtig, jetzt nicht durch zusätzliche Fragen verwirrt zu werden.
Ich kann mir beides gut vorstellen. Deshalb lese ich im persönlichen Leben auch zwei verschiedene Übersetzungen. Beide haben für mich ihre Wichtigkeit.
Ich glaube, das ist auch eine Frage davon, wie lange man schon Christ ist und wie man das, was man aufnimmt, verstehen kann. Wenn du jemanden hast, der Gott noch gar nicht kennt, würdest du ihm eher eine einfachere Übersetzung geben als zum Beispiel die Elberfelder.
Ich erinnere mich noch, als ich Teenager war, bin ich durch die neue evangelistische Bibel sozusagen zum Glauben gekommen. Die kam gerade frisch heraus. Wir waren offen im Camp, von den Royal Rangers damals, und das waren in Deutschland 16 Pfadfinder, die sich dort getroffen haben.
Jeder bekam eine Bibel, also richtig herausgehauen in dem Moment. Und das war meine Bibel, die ich jahrelang gelesen habe. Das war die Bibel, in der ich damals die Apostelgeschichte gelesen habe und gemerkt habe: Boah, ja, irgendwie glaube ich, dass es Gott gibt. Ich spürte, wie er durch sein Wort zu mir spricht. Das hat mir wirklich geholfen, so eine einfachere Bibel zu haben.
Das war bei mir in der Kindheit beziehungsweise in der Teenagerzeit die Gute Nachricht Bibel, die viele bestimmt kennen. Sie ist eine Bibel, die man sehr gut lesen kann und die den Schwerpunkt darauf legt, Menschen das erste Mal mit dem Wort Gottes überhaupt zu begegnen und die Gute Nachricht weiterzugeben.
Ich muss auch sagen, dass eigentlich fast jede Übersetzung oder Übertragung ihre Berechtigung hat, denke ich. Aber es gibt, meiner Meinung nach, auch Ausnahmen oder Grenzwerte. Ich weiß nicht, wie du zur Volksbibel stehst. Das ist ein interessantes Thema.
Ja, die Volksbibel ist auf jeden Fall ein sehr spannendes Thema. Vielleicht weiß nicht jeder genau, was die Volksbibel eigentlich ist. Ich schaue mal kurz in meinem Regal nach, ob ich sie finde.
Also, wer die Volksbibel sucht: Das Wort schreibt sich nicht mit V-O-L-K-S, sondern mit V-O-L-X. Es handelt sich um eine Übersetzung von Martin Dreyer, der auch die Jesus Freaks gegründet hat. Die Volksbibel soll ganz bewusst die Sprache von Teenagern und Jugendlichen aufgreifen.
Ich habe sie wohl mal weggeworfen. Aber wir haben sie doch noch. Wir haben die Volksbibel das erste Mal gekauft und gelesen, als wir in der Jugendarbeit tätig waren. Manche Stellen sind wirklich krass, weil hier ganz bewusst Jugendsprache verwendet wird. Das klingt manchmal ziemlich derb, und man hat fast das Gefühl, dass dabei einiges von der Heiligkeit verloren geht – also ein bisschen von der „Bibelflöten“-Sprache.
Auf der anderen Seite fanden die Jugendlichen die Volksbibel richtig gut. Zum Beispiel wird das Wort „Götze“ übersetzt mit „Ey, das sind deine Plastikgötter so“. Da habe ich gedacht: „Wow, was für ein cooler Begriff!“ Jeder weiß, dass Plastik nur Ramsch ist, nichts wert und einfach zum Wegschmeißen. Die Bedeutung dahinter fand ich richtig gut, denn man merkt sofort: Das sind eben nur Plastikgötter, also nichts Echtes.
Ich fand das sehr gelungen, weil es gerade Teenager oder Jugendliche wirklich anspricht, so etwas mal zu lesen. Deshalb würde ich sagen, die Volksbibel hat gerade in der evangelistischen Jugend- oder Teenagerarbeit ihre Berechtigung.
Eine Stelle, die ich gern vorlese, ist zum Beispiel im 1. Mose. Dort steht nicht einfach „Und Gott machte die Vögel“, sondern es heißt: „Und Gott stylte die Vögel.“ Das ist jugendlich formuliert, aber auch cool, denn Gott hat die Vögel ja wirklich gestaltet, designt. Das gibt der Geschichte eine ganz neue Bedeutung, obwohl es natürlich mit der ursprünglichen Bibelsprache wenig zu tun hat. Dort steht ja „machen“ und nicht „designen“.
Auch die Psalmen sind teilweise als Raps geschrieben, was Sinn macht, weil es sich um poetische Sprache handelt. Gleichzeitig geht dadurch aber auch ein großer Teil des Respekts vor der Bibel verloren.
Ich würde niemandem die Volksbibel schenken, um einen Einstieg ins Christentum zu bekommen. Dafür würde ich eher eine Übersetzung wie die Neue Evangelistische, Gute Nachricht oder Hoffnung für alle empfehlen. Die Volksbibel nicht.
Ich selbst habe die Volksbibel selten benutzt, aber ich habe häufig Leuten geraten, sie zu verwenden, wenn sie Andachten für Jugendliche vorbereiten. So kann man selbst sehen, wie die Bibel jugendlich übersetzt wird und ein Gefühl dafür bekommen, was man daraus machen kann.
Genau so, wie wir manchmal die krasse, wortwörtliche Ansprache brauchen – zum Beispiel „Du musst deinen Vater und deine Mutter hassen“ –, damit man merkt: „Oh, das ist ein hoher Gottesanspruch.“ Solche Worte sprechen Jugendliche an, auch wenn sie derb klingen. Denn sie sagen: „Hier spricht jemand meine Sprache, das geht ins Herz.“ Und genau das ist ja eigentlich der Sinn der Bibel: Sie soll wirklich ins Herz gehen.
Ja, absolut. Das ist wirklich spannend. Es gibt schwer leserliche Bibeln, dann welche, die man besser lesen kann. Aber wenn man dann tiefer ins persönliche Bibelstudium einsteigt, reicht das oft nicht mehr aus. Man merkt dann, dass einem vieles zu sehr vorgekaut ist.
Ja, ich denke, die Frage nach der besten Bibelübersetzung lässt sich nicht pauschal beantworten. Wenn mich jemand direkt fragen würde, was ich empfehlen würde, dann würde ich das folgendermaßen einschätzen:
Wenn jemand wissen möchte, was Jesus wirklich gesagt oder gemeint hat, oder allgemein, was die Bibel tatsächlich aussagt, dann empfehle ich, auch einmal in eine wortgetreue Übersetzung hineinzuschauen. Die heutigen Übersetzungen orientieren sich alle am Urtext. Das bedeutet, dass sie im Alten Testament vom Hebräischen ausgehen und im Neuen Testament vom Griechischen. Wer also verstehen will, was Gott in der Bibel gesagt hat oder was Jesus meinte, dem würde ich raten, sich auf die Suche zu machen und genau zu forschen, was wirklich gesagt wurde.
Wenn mich jemand fragt, welche Übersetzung ich empfehlen würde, um möglichst flüssig lesen zu können und vielleicht sogar die Bibel in einem Jahr durchzulesen, dann würde ich eine Bibel empfehlen, die gut lesbar ist und dennoch möglichst dicht am Originaltext bleibt. Dabei denke ich zum Beispiel an die Neue evangelistische Übersetzung (NEÜ) oder die Neue-Leben-Bibel. Solche Übersetzungen zeigen, dass sich die Verfasser viel Mühe gegeben haben, nah am Urtext zu bleiben, und sind gleichzeitig gut verständlich.
Grundsätzlich hängt die Wahl der Bibelübersetzung auch stark von der Person ab. Aber ich würde sagen, im Laufe unserer geistlichen Reife als Christen sollten wir uns immer mehr zu wortgetreueren Übersetzungen hinbewegen. Man beginnt vielleicht mit einer leichter verständlichen Übertragung, aber mit der Zeit ist es bereichernd, sich auch an die schwerer lesbaren, aber genaueren Übersetzungen heranzuwagen. Das ist zwar nicht so bequem, aber es lohnt sich sehr.
Vielleicht ist das eine schwierige Angelegenheit, aber wir könnten versuchen, das wie einen Zeitstrahl aufzudröseln – allerdings nicht mit Zeitangaben, sondern eher zwischen sinngemäß und wortgemäß. Wie würden wir dabei die Bibeln sortieren?
Ein weiterer Aspekt, der historisch gesehen wichtig ist: Viele denken heute, dass immer neue Bibeln geschrieben werden und wir dadurch automatisch weiter vom Ursprünglichen entfernt sind. Dem ist aber nicht so. Man muss wissen, woher die Bibelübersetzung stammt. Die erste deutsche Übersetzung war die von Luther. Klar, er hat sie übersetzt, aber Luther hat aus der lateinischen Version übersetzt, da diese damals die verbreitetste war, nicht aus dem Urtext. Wahrscheinlich konnte er kein Hebräisch, Griechisch hat er vermutlich durch sein Studium gekannt, aber die Übersetzung erfolgte aus dem Lateinischen.
Viele haben damals, besonders fürs Alte Testament, eine griechische Übersetzung verwendet, die sogenannte Septuaginta. Im Mittelalter war diese weit verbreitet. Man nahm also nicht den Urtext aus dem Hebräischen, sondern übersetzte über andere Sprachen weiter. Das lag auch daran, dass das Wissen um die hebräische Sprache damals noch nicht so ausgeprägt war. Über viele Jahre wurde also im Prinzip aus anderen Sprachen übersetzt, ohne direkt zum Urtext zurückzukehren.
Es ist beeindruckend zu sehen, dass viele wichtige Bibelfunde erst im letzten Jahrhundert gemacht wurden. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Bibelfragmente und sogar ganze Kodizes gefunden, wie den Codex Sinaiticus. Diese Funde stammen aus Klöstern auf der Sinai-Halbinsel und sind für die Kirchengeschichte von großer Bedeutung.
Ganz besonders sind die Qumran-Rollen, von denen 47 oder 48 entdeckt wurden. Diese Rollen belegen Texte, die zeigen, dass die Bibeltexte, die heute übersetzt werden, oft noch genauer und besser sind als die, die Luther oder die Bibelübersetzer früherer Zeiten hatten. Das ist unglaublich: Wenn heute jemand eine neue Bibel übersetzt, kann er auf Quellen zurückgreifen, die viel näher am Urtext sind als die Texte, die vor hundert Jahren verfügbar waren.
Deshalb sind moderne Bibelübersetzungen, wenn sie sorgfältig gemacht sind, in gewisser Hinsicht genauer und besser als die von vor zwanzig, dreißig oder hundert Jahren. Das finde ich sehr spannend.
Genau, es gab Funde etwa um 1950 oder 1960, wie die Qumran-Rollen, bei denen man zum Beispiel die Jesaja-Rolle im kompletten Stück gefunden hat – eine Abschrift von vor Christus. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, sieht man, dass wir in den letzten sechzig Jahren wirklich Funde gemacht haben, die viel näher am Originaltext sind.
Dabei stellt sich natürlich die Frage: Gab es Abschreibfehler? Was ist mit den Menschen, die früher gelebt haben – hatten sie eine falsche Bibel? Es gibt durchaus kleinere Abweichungen, aber das Spannende an diesen Funden ist, dass eine 99-prozentige Übereinstimmung mit den vorherigen Übersetzungen besteht. Der Sinn wurde nie geändert, es handelte sich nur um kleine Unterschiede in einzelnen Worten.
Genau, man muss sich auch vorstellen, dass die Bibel über zweitausend Jahre immer wieder handschriftlich abgeschrieben wurde. Dabei fällt auf: Das ist wirklich beeindruckend. Wir können der Bibel wirklich vertrauen.
Es wurden stets die ältesten verfügbaren Dokumente herangezogen. Dabei zeigt sich deutlich, dass es keinen Widerspruch gibt. Die Bibel bestätigt sich immer mehr durch die Funde, die gemacht werden.
Genau, es lohnt sich, noch etwas tiefer in das Thema einzutauchen. Dennoch wollen wir jetzt noch einmal zum Strahl zurückkommen.
Genau, vielleicht wollen wir mal so aufdröseln, in welcher Reihenfolge wir da anfangen würden. Vielleicht beginnen wir bei den wortgetreuen Übersetzungen, also bei denen, wo wir sagen: „Hey, die sind wirklich wörtlich übersetzt.“
Ich würde ganz vorne die Elberfelder nennen. Die Elberfelder ist eigentlich die klassische Übersetzung. Sie ist benannt nach dem Wuppertaler Stadtteil Elberfeld, der eine große Erweckungs- und Missionsstätte ist. Dort gehen viele Missionsgesellschaften her, und sie haben schon vor über hundert Jahren begonnen, diese Bibel herauszugeben. Sie ist unheimlich nah am griechischen und hebräischen Urtext dran.
Manchmal ist sie schwer zu lesen. Es gibt revidierte Fassungen, die es ein bisschen leichter machen. Aber es ist nie so, dass das Wort aus dem Blick fällt und nicht so übersetzt wird, wie es auch im Originaltext steht. Zum Beispiel wird immer, wenn einmal ein hebräisches oder griechisches Wort benutzt wurde, dieses an jeder Stelle der Bibel, wo es vorkommt, gleich übersetzt. Es ist also einmal festgelegt worden, wie dieses Wort übersetzt wird, und diese Regel wird konsequent durchgezogen. Ein Unterschied bei Übertragungen, wo ein Wort mal anders übersetzt wird, damit es besser passt, gibt es bei der Elberfelder nicht.
Übrigens gibt es, wer sich dafür interessiert, Elberfelder Bibeln mit Wortschlüssel. Die haben mir vor vier, fünf Jahren sehr geholfen. Dort stehen Wörter mit kleinen Zahlen darüber, und man kann direkt nachschauen, was das ursprüngliche Wort ist und was damit gemeint ist. Eine Sache, die ich ganz cool fand, war zum Beispiel die Frage Gottes an Adam: „Wo bist du?“ Adam kann der Eigenname sein, aber auch einfach „Mensch“ bedeuten. Wenn man sich das Wort anschaut, merkt man, welche Tiefe darin steckt. Das kann ich sehr empfehlen.
An zweiter Position wüsste ich gar nicht genau, ob ich Schlachter oder Luther setzen würde. Ich würde wahrscheinlich Schlachter nehmen, weil Luther ursprünglich aus einer lateinischen Übersetzung stammt. Auch wenn bei den Neuauflagen sicherlich nochmal auf den Urtext zurückgeblickt wurde, ist die Lutherbibel keine klassische Wort-für-Wort-Übersetzung.
Man mag es kaum sagen, aber die Lutherbibel ist eher eine Übertragung. Luther hat viel Wert darauf gelegt, die deutsche Sprache zu fördern. Es ging ihm darum, die Fülle der Bibel in damals verständlichen Worten auszudrücken, auch mit neuen Worten, die damals entstanden sind. Er hat damit eine Übersetzung geschaffen, die die Menschen auswendig lernen konnten.
Wir sprechen heute noch das Vaterunser nach Luther, und viele andere Texte wie die Seligpreisungen sind aus der Lutherbibel bekannt. Das, was wir als Deutsche aus der Lutherbibel auswendig gelernt haben, wird auch in der neuen Lutherübersetzung weitergeführt. Also ich würde sagen: Schlachter, dann Luther.
Dann kommen wir fast schon zu den Übertragungen, wobei es da natürlich noch einige Exoten gibt. Bei den Übertragungen finde ich es schwierig, eine klare Reihenfolge zu nennen. Ich würde auf jeden Fall die Neue Evangelistische Übersetzung (NEÜ) anschließen. Die ist relativ neu und gut zum Vorlesen geeignet.
Ihr könnt das übrigens auch selbst ausprobieren. Zum Beispiel bei bibleserver.com kann man verschiedene Übersetzungen nebeneinander anschauen. Fünf, sechs Übersetzungen gleichzeitig. Sucht euch zwei Wort-für-Wort-Übersetzungen und drei oder vier Übertragungen heraus und merkt euch, wo die Unterschiede liegen.
Die Hoffnung für alle ist manchmal erstaunlich nah an einzelnen Worten, aber manchmal auch weit entfernt. Die Gute Nachricht ist schon weiter weg von der wörtlichen Übersetzung und wirklich eine Übertragung. Bei der Neuen Genfer Bibel weiß ich nicht genau, ob inzwischen das Alte Testament erschienen ist. Früher gab es nur das Neue Testament und die Psalmen.
Ich weiß, damals gab es die „Kaffee-Bibel“ oder „Ein-Euro-Bibel“, da war nur das Neue Testament der Neuen Genfer Bibel enthalten, während das Alte Testament noch die alte Schlachter-Bibel war. Ich glaube, das Alte Testament der Neuen Genfer Bibel ist entweder schon erschienen oder kurz davor. Wo ich sie einordnen würde? Wahrscheinlich so bei der NEÜ oder danach. Bestimmt auch gut zu lesen.
Dann haben wir die Gute Nachricht weiter hinten im Spektrum. Vielleicht sollte man auch noch einmal die „Bibel in gerechter Sprache“ erwähnen. Ich hatte sie am Anfang aus Spaß erwähnt, aber für mich persönlich kippt sie hinten im Spektrum runter.
Diese Bibel wird im Prinzip als feministische Übersetzung bezeichnet. Es geht darum, Geschlechtsformulierungen wie „Herr“ aufzulösen. Wenn in der Bibel „Herr“ steht, wird das dort nicht mehr so wiedergegeben. Es wird versucht, Gott genderneutral darzustellen, und viele Stellen werden umformuliert, um diesem Anspruch gerecht zu werden.
Andere Übersetzungen fangen schon an, wenn dort „Vater“ steht – zum Beispiel im letzten Buch Malachi, wo es heißt, dass Gott das Herz der Väter wieder den Kindern zusenden wird – dort steht in manchen neuen Übersetzungen „das Herz der Eltern den Kindern“. Da frage ich mich: Warum? Denn „Vater“ steht da, weil Gott unser Vater ist.
In einer Übersetzung wie der „gerechten Sprache“ wird Gottes inspirierte Wortwahl verlassen, um eine aktuelle politische Ideologie umzusetzen. Damit wird der Bibel eine eigene ideologische Deutung aufgeprägt. Dafür kann ich keine Empfehlung mehr aussprechen, denn es wird nicht mehr Gottes Wort wiedergegeben, sondern eine eigene Auffassung vertreten.
Das darf man auch sagen: Es gibt Übersetzungen, bei denen das Aufhört. Bei der Volksbibel war das zum Beispiel so, als sie herauskam. Aber wir kommen aus der Jugendarbeit, und ich finde, sie hat dort ihren Platz. Es muss aber klar sein, dass das keine wortwörtliche Übertragung mehr ist, sondern etwas ausgedrückt werden soll.
Es gibt noch andere Bibeln, viele Exoten. Zum Beispiel die „Bibel der Gerechtigkeit“, wo immer wieder betont wird, wie wichtig das Thema Gerechtigkeit ist. Wenn man sich Predigten anhört, wird Gottes Gerechtigkeit oft unterbetont. Aber bei dieser Bibel wird das Thema stark hervorgehoben.
Das Problem ist: Die Bibel betont nicht nur eine Sache. Sie hat viele rote Fäden, die sich durchziehen. Wenn wir nur einen einzigen Faden besonders hervorheben, fallen die anderen Fäden weg. Deshalb brauchen wir einfach die Vielfalt.
Ich möchte noch sagen: Gute Bibelsache! Im deutschen Raum kenne ich das eigentlich nicht, aber im englischsprachigen Raum gibt es sehr viele Bibeln, die aus den USA stammen. Wir haben das auch in Afrika erlebt. Dort wird die wörtliche Rede von Jesus rot markiert oder in roter Schrift dargestellt. Das finde ich richtig gut.
Wenn wir lesen, sehen wir dann: Hoppla, Jesus spricht hier selbst. In den Evangelien gibt es natürlich viele Stellen, an denen Jesus wörtlich zitiert wird. Das heißt, wenn es heißt „Jesus sagte“ oder „der Jünger fragte ihn“, wird das in Schwarz geschrieben. Aber wenn Jesus selbst wortwörtlich spricht, ist der Text rot markiert. Das soll uns deutlich machen: Achtung, hier ist die wörtliche Rede von Jesus.
Ich finde das sehr hilfreich und gut, weil es uns aufweckt und dazu bringt, besonders hinzuhören, wenn Jesus selbst spricht. Ja, absolut.
Vielleicht ist das auch ein Hinweis für die Leute, die zuhören: Es könnte der Moment sein, die Übersetzung zu wechseln. Vielleicht ist es an der Zeit, eine andere Übersetzung auszuprobieren, die mehr in Richtung Übersetzung geht, auch wenn das manchmal unbequem ist. Das kann das Bibellesen enorm bereichern.
So kannst du deinen Blick erweitern, weg von deiner gewohnten Übersetzung. Gleichzeitig gilt die Einladung, tiefer einzusteigen und zu fragen: Was wollte Jesus hier wirklich sagen? Was spricht die Bibel auch im Original?
Je näher wir daran kommen, desto klarer wird es, dass wir merken: Okay, das hat Gott wirklich gesagt. Das ist das, was vom Geist eingegeben ist.
Ja, ganz genau. Das war wortreich!
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