
Darf ich bitten, dass wir den Ersten Samuel aufschlagen. Erster Samuel, Kapitel 1:
Es war ein Mann aus Ramata im Zofim, im Bergland Ephraim, der hieß Elkanah. Er war ein Sohn Jerochams, des Sohnes Elihus, des Sohnes Tohus, des Sohnes Zufs, eines Ephratiters.
Elkanah hatte zwei Frauen: die eine hieß Hanna, die andere Penina. Penina hatte Kinder, Hanna aber keine.
Dieser Mann ging Jahr für Jahr aus seiner Stadt hinauf, um dem Herrn der Heerscharen Opfer darzubringen, und zwar in Silo. Dort waren Hofni und Pinihas, die beiden Söhne Elis, Priester des Herrn.
Im Hinblick auf Elkanah ist mir etwas Positives aufgefallen. Denn die Priester, wenn ich das auf heutige Sprache übertragen darf, waren in der Gemeinde nicht vorbildlich. Sie waren nicht gute Männer, und der Bibeltext macht das deutlich.
An dem Tag, als Elkanah opferte (Vers 4), gab er seiner Frau Penina und allen ihren Söhnen und Töchtern Anteile vom Opfermal. Hanna aber gab er einen doppelten Anteil, denn er hatte sie lieb. Doch der Herr hatte ihren Mutterleib verschlossen.
Erstens ist es nicht gut, zwei Frauen zu haben; das ist nicht weise. Zweitens, wenn man zwei hat, ist es nicht gut, eine zu bevorzugen und die andere zu benachteiligen. Das ist ebenfalls nicht weise. Er hat hier nicht weise gehandelt.
Die Widersacherin von Hanna reizte sie sehr mit kränkenden Reden, um sie darüber zu erzürnen, dass der Herr ihren Leib verschlossen hatte. Sie sprach auf sie herab, als wolle sie sagen: „Ich bin besser als du.“ Es herrschte Konkurrenzdenken. Diese zwei Frauen konkurrierten miteinander, und das dauerte nicht nur eine Woche, sondern Jahr für Jahr. So oft Hanna zum Haus des Herrn hinaufzog, kränkte sie jene so sehr, dass sie weinte und nichts aß.
Ihr Mann erkannte das und sprach dann zu ihr: „Hanna, warum weinst du, und warum isst du nicht? Warum ist dein Herz so traurig? Bin ich dir nicht mehr wert als zehn Söhne?“
Was würden die Frauen hier im Raum zu dieser Frage sagen? Was würden sie über diesen Satz des Ehemanns denken? Er versteht sie gar nicht. Er blickt es nicht. Er hat überhaupt kein Verständnis für sie. Erzählt man aus der Warte einer Frau, was in ihrem Herzen vorging, wird klar, dass ihr innigster Wunsch war, ihm ein Kind schenken zu dürfen und in die Mutterrolle einzutreten.
Denn er fragte sie später, ob es ihr nicht genug sei, ihn als Mann zu haben. Doch es war Teil ihrer Aufgabe als Frau, ihm und Gott ein Kind zu schenken. Diese Aufgabe konnte sie nicht erfüllen. Sie war sehr traurig darüber, dass sie diese Rolle, diese Aufgabe als Frau, nicht erfüllen konnte.
Das Problem war, dass sie einen Minderwertigkeitskomplex hatte. Vielleicht wollte man sie einfach trösten. Aber was soll er machen, wenn sie unfruchtbar ist? Was soll er dann tun? Ja, vielleicht sollte sie ihr Schicksal annehmen und weinen. Die Motivation, sie trösten zu wollen, mag vorhanden sein, aber die Art der Tröstung ist nicht passend.
Es geht nicht darum, dass er ihr das Größte schenken wollte oder es versucht hat, sondern er kann sich mit dem Wunsch nach Kindern nicht gleichstellen, weil er eine andere Frau hat, die Kinder hat. Das konnte sie ihm nicht schenken. Sie musste ihn schon mit einer anderen Frau teilen. Und dann sagt er noch: „Bin ich dir nicht mehr wert als zehn Kinder?“ Nein, das kann er nicht ersetzen. Das geht nicht.
So wohl er es auch meint, war die Frage eigentlich daneben, möchte ich sagen. Ich weiß nicht, hier steht irgendwie nur Widerspruch. Denn Vers 5 sagt, dass er Hanna liebte und ihr den doppelten Anteil an dem Opfer gab, an dem auch die andere Frau beteiligt war. Das ist auch richtig.
Irgendwie scheint es ein Widerspruch zu sein. Wieso? Hier steht in Vers 5, er gab ihr den doppelten Anteil, weil er sie liebte. Andererseits war er vielleicht nicht sensibel genug. Ja, er liebte sie, aber ich sehe den Widerspruch. Er liebte sie sehr, nur war er nicht sensibel. Er ging nicht einfühlsam auf ihre Situation ein.
Die Frage ist aber, wie hätte er sich überhaupt in sie einfühlen können? Das denke ich mir nicht. Ich glaube, er wusste es nicht. Deshalb verschenkte er auch die Aufmerksamkeit. Die Bemühungen um diese Frau waren widersprüchlich.
Ich finde nicht, dass er unsensibel oder falsch gehandelt hat. Ich glaube, er machte sich um diese eine, schwierige Frau Sorgen. Ich würde es vielleicht anders formulieren: Er bemühte sich aufrichtig um sie, nur war er nicht weise und einfühlsam im Umgang.
Er meinte es positiv, zweifellos, denn er liebte sie, wie eben angedeutet. Ich glaube, dass er sie liebte und alles tat, was in seiner Kraft stand, um sie zu trösten.
Ich meine, wie willst du eine Frau trösten, die keine Kinder haben kann? Dann bleibt eigentlich nur so ein dummer Spruch übrig, mehr darf man nicht sagen. Er hat gemacht, was er konnte, und das war’s. Wie willst du so eine Frau trösten, wenn das das Weiteste ist, was dir einfällt?
Nun, der Punkt ist nicht, ob wir ihn total verstehen. Ich lese weiter:
Vers 6: Die Widersacherin reizte sie sehr mit kränkenden Reden, um sie darüber zu erzürnen, dass der Herr ihren Leib verschlossen hatte. So ging es Jahr für Jahr. So oft sie zum Haus des Herrn hinaufzog, kränkte sie jene so, dass sie weinte und nichts aß.
Elkana aber sprach, Vers neun: Und eines Tages stand Hanna auf, nachdem sie in Silo gegessen und getrunken hatte. Eli, der Priester, saß gerade auf seinem Stuhl beim Türpfosten des Tempels des Herrn. Sie aber, betrübt wie sie war, betete zum Herrn und weinte sehr.
Sie legte ein Gelübde ab und sprach: „Herr der Herrscher, wenn du das Elend deiner Magd ansehen und an mich gedenken und deine Magd nicht vergessen wirst, und wenn du ihr einen Sohn geben wirst, so will ich ihn dem Herrn geben, solange er lebt. Kein Schermesser soll auf sein Haupt kommen.“
Während sie nun lange vor dem Herrn betete, beobachtete Eli ihren Mund. Hanna aber redete in ihrem Herzen; nur ihre Lippen bewegten sich, doch man hörte keine Stimme. Da meinte Eli, sie wäre betrunken, und sprach zu ihr: „Wie lange willst du betrunken sein? Gib deinen Wein von dir!“
Hanna aber antwortete und sprach: „Nein, mein Herr, ich bin eine Frau von beschwertem Gemüt. Wein und starkes Getränk habe ich nicht getrunken, sondern ich habe mein Herz vor dem Herrn ausgeschüttet.
Halte doch deine Magd nicht für eine Tochter Belials, denn aus großem Kummer und Betrübnis habe ich so lange geredet.“
Da antwortete ihr Eli und sprach: „Geh hin in Frieden! Der Gott Israels gewähre dir deine Bitte, die du an ihn gerichtet hast.“
Eli richtete über sie. Er schloss aus dem lautlosen Bewegen ihrer Lippen, dass sie betrunken sei. Dabei fragte er nicht: „Hast du getrunken?“, sondern warf ihr vor: „Tu deinen Wein von dir!“
Das Richten ist oft grausam. Meine Frau wurde einmal sonntags in Stuttgart nach dem Gottesdienst von jemandem gesehen, der ihr zuwinkte. Auf fünf, sechs Meter Entfernung winkte Adi zurück. Am Montag ging meine Frau einkaufen. Später am Tag kam jemand auf mich zu und sagte: „Deine Frau ist sehr unfreundlich.“
Ich fragte verwundert: „Wie bitte?“ Die Person antwortete: „Ja, ich habe sie gesehen, am Sonntag hat sie gewunken, aber heute hat sie gar nicht gewunken.“
Ich ging nach Hause und sagte zu meiner Frau: „Ich denke, es gibt eine Erklärung dafür. Warst du am Montag einkaufen?“ Sie bestätigte es. „Zu welcher Zeit?“ „Um die und die Zeit.“ „Hattest du die Kontaktlinse auf?“ „Nein.“
Meine Frau hat eine Sehschärfe von 20/400 ohne Kontaktlinse. Das heißt, sie kann mich nur aus etwa vier Metern Entfernung erkennen, und zwar nur an der Kleidung. Sie hatte die Person nicht gesehen.
Ich sagte zu ihr: „Nancy, bitte geh ab jetzt nie wieder ohne Kontaktlinse aus dem Haus. Dir wurde vorgeworfen, unfreundlich zu sein, weil du nicht gewunken hast. Aber du hast nicht gewunken, weil du die Person einfach nicht gesehen hast.“
Sie ging zu Fuß. In der Nähe konnte sie sehen, auch in den Geschäften konnte sie die Dinge erkennen. Aber auf die Ferne war ihre Sicht eingeschränkt.
Ein Richter richtet oft, ohne alle Tatsachen zu kennen. Die Person, die richtete, hatte nicht alle Informationen – und sie auch nicht.
Die arme Hanna wurde missverstanden – vom Ehemann, vom Hohenpriester und sogar von ihm gerichtet. Sie erklärt demütig, was vor sich geht.
Was sagte sie? Was geschah in ihr? Das, was wir eben gelesen haben, beschreibt es: Ein sehr betrübtes, zerbrochenes Herz. Und noch etwas: eine klare, respektvolle Antwort trotz der Beleidigung.
Sie war ausgelaugt. Es heißt, sie betete lange. Sie klagte sich an und zeigte Demut. Sie demütigte sich, indem sie sagte: „Deine Magd“ – sie unterstellte sich weiterhin. Sie nahm eine untergeordnete Stellung vor Gott ein.
Was war der Inhalt ihrer Bitte? Sie sagte: „Wenn du mir ein Kind schenkst, dann werde ich es zurückgeben.“
Sie hatte also noch keine Kinder. Schon bevor sie schwanger wurde, gab sie das Kind, das sie erbittet, zurück.
Wer könnte das als Opfer beschreiben? Es ist ein großes Opfer ihres Lebens. Eine sehr selbstlose Frau. Sie bittet um ein Kind und erwartet es aus der Hand des Herrn. Und bevor sie es überhaupt hat, verspricht sie, es zurückzugeben.
Vers 18 sagt: Sie sprach: „Lass deine Magd Gnade finden vor deinen Augen.“ Dann ging die Frau ihren Weg, aß, und ihr Angesicht war nicht mehr so wie vorher. Sie sah nicht mehr traurig aus.
Was lesen wir hier? Was geschah? Warum ist sie nicht mehr traurig? Sie glaubt, dass Eli ihr ein Versprechen gegeben hat. Gott wird es erfüllen. Sie ging heim im Vertrauen darauf, dass der Herr es tun wird.
Am nächsten Morgen, Vers 19, machten sie sich früh auf und beteten vor dem Herrn an. Danach kehrten sie um und kamen nach Hause nach Ramah zurück. Elkanah erkannte seine Frau. Der Herr gedachte an sie, und es geschah, dass Hanna schwanger wurde.
Als die Tage um waren, gebar sie einen Sohn. Sie gab ihm den Namen Samuel, denn sie sagte: „Ich habe ihn vom Herrn erbeten.“ Elkanah zog mit seinem ganzen Haus hinauf, um dem Herrn das jährliche Opfer darzubringen und das, was er gelobt hatte.
Ich möchte hier kurz eine Pause machen und sagen: Nicht, dass wir Elkanah total kritisieren wollen. Er war ein gottesfürchtiger Mann, und er liebte aufrichtig. Doch dieser Text zeigt deutlich, dass man als aufrichtiger, gottesfürchtiger Mann manchmal in der Einfühlsamkeit gegenüber anderen Menschen danebenliegen kann – und in diesem Fall sogar gegenüber der Frau, die er sehr liebte.
Hanna aber ging nicht mit dieser Haltung konform, sondern sprach zu ihrem Mann: „Wenn der Knabe entwöhnt ist, dann will ich ihn bringen, damit er vor dem Herrn erscheint und dort für immer bleibt.“ Elkanah antwortete ihr: „Tu, was gut ist in deinen Augen. Bleibe, bis du ihn entwöhnt hast. Möge der Herr nur sein Wort erfüllen.“
So blieb die Frau zurück und stillte ihren Sohn, bis sie ihn entwöhnt hatte. Sobald das geschehen war, nahm sie ihn mit sich hinauf – samt drei Jungstieren, einem Ephamel Mehl und einem Schlauch Wein – und brachte ihn in das Haus des Herrn nach Silo. Doch der Knabe war noch sehr jung.
Wisst ihr, wie alt Kinder normalerweise bei der Entwöhnung waren? Sieben Jahre. Häufig lag das Alter bei drei Jahren, manchmal bis zu sieben. Also zwischen drei und sieben Jahren.
Ich habe eine kurze Frage zu dieser Geschichte. Wie ist diese Geschichte überhaupt zu bewerten? Einerseits sagt man, dass Hannah jetzt eine selbstlose Frau ist. Andererseits kann man es auch so sehen, dass sie unbedingt ein Kind haben wollte, weil sie sich im Vergleich zu einer anderen Frau benachteiligt fühlte.
Eigentlich wollte sie nur gut dastehen im Vergleich zu der anderen Frau. Deshalb wollte sie unbedingt ein Kind haben. Sozusagen hat sie mit Gott verhandelt. Sie sagte: Wenn du mir ein Kind schenkst, dann werde ich es dir zurückgeben.
Ich weiß noch, dass das Kind, als es drei Jahre alt war, von der Mutter weggegeben wurde. Ich frage mich, was sich das Kind dabei gedacht hat. Solche Situationen kommen im Alten Testament öfter vor, liebe Kundin. Wie sehen Sie das?
Es ist schwierig, das zu beurteilen, vor allem die Trennung von der Mutter, und vor allem, weil wir gleich noch mehr darüber sehen werden. Ich lese ein bisschen weiter, wir sprechen später mehr darüber und kommen dann nochmals auf diese Frage zurück.
„Sie schlachteten einen Jungstier und brachten den Knaben zu Eli. Und sie sprach: Ach, mein Herr, so wahr deine Seele lebt, mein Herr, ich bin die Frau, die hier bei dir stand, um zum Herrn zu beten. Ich habe um diesen Knaben gebeten, und nun hat mir der Herr meine Bitte gewährt, die ich an ihn gerichtet hatte. Darum übergebe ich ihn auch dem Herrn. Alle Tage seines Lebens sei er dem Herrn übergeben.“ Und er betete dort den Herrn an.
Ich wiederhole: „Und er betete dort den Herrn an.“ Das Pronomen „er“ bezieht sich auf das zuletzt genannte Substantiv, nämlich Samuel. Angenommen, er war drei Jahre alt, angenommen, er war vier oder fünf, er betete dort den Herrn an.
Was hat Hanna in den drei, vier oder fünf Jahren gemacht? Sie hat ihren Sohn nicht einfach vor den Fernseher gesetzt, ihm einen Schnuller in den Mund gesteckt und gesagt: „Begnüge dich, sei still, ich habe zu tun.“ Sie wusste, dass sie nur wenige Jahre mit diesem Sohn hatte. Deshalb hat sie ihn unterwiesen, mit ihm gesprochen und ihm den Glauben vermittelt.
Wir haben vier Kinder, und eines ist sicher: Kinder wissen viel mehr, als wir denken und ahnen. Schon vor der Geburt unseres jüngsten Kindes las ich in einem Buch, geschrieben von einem Nichtchristen, über den Einfluss auf ein ungeborenes Kind im Mutterleib. Als unsere Tochter auf die Welt kam, lag sie einige Tage im Brutkasten. Unser jüngster Sohn war einen Monat lang im Brutkasten, und ich wusste, was das bedeutet.
So ging ich hin und hielt das kleine Mädchen. Natürlich leisten die Krankenschwestern ihren Dienst hervorragend: Sie legen die Kleinen trocken, bewegen sie und berühren sie, und das ist gut. Aber ich wollte ein Zeichen setzen, dass ich besonders in ihrem Leben bin. Deshalb habe ich sie ganz bewusst hinter dem Ohr gestreichelt und mit meiner tiefen männlichen Stimme für sie gesungen. Jahre später, wenn sie quengelig wurde, brauchte ich nur hier ein bisschen zu streicheln, und plötzlich wurde sie mucksmäuschenstill.
Ausgehend von einem Artikel, den ich über Berührung gelesen hatte, erinnere ich mich an einen Mitdozenten, Dan Grace. Sein Sohn und seine Schwiegertochter lebten in Frankreich, und als deren Baby einen Tag alt war, zeigte der Arzt ihnen etwas Besonderes. Der Arzt stand auf der einen Seite des Kindes, der Vater auf der anderen. Der Arzt sprach lange, dann sagte er zum Vater: „Jetzt sprechen Sie.“ Der Vater begann zu reden, und das Kind drehte den Kopf zu ihm. Es hatte die Stimme seines Vaters im Mutterleib gehört.
Unsere Tochter war ebenfalls im Mutterleib unserer Frau. Als meine Frau unserem zweiten Sohn beim Klavierspielen half, hörte sie ständig das Klavier. Nach der Geburt, wenn das Kind quengelig wurde, legte meine Frau es in den kleinen Sitz neben das Klavier. Während viel gespielt wurde, war das Kind still. Es hatte die Klänge im Mutterleib schon gehört.
Als meine Frau schwanger war, betete ich gern mit meinem Mund am Bauch meiner Frau, damit die Kinder hören, dass ich für sie bete. Die Beeinflussung beginnt also schon sehr, sehr früh. Unser ältester Sohn kam mit drei Jahren zum Glauben, meine Frau war vier, ich acht, der jüngste Sohn fünf. Der älteste Sohn brennt heute noch für Jesus.
Später hatte er eine Zeit voller Fragen. Ihr kennt vielleicht die Geschichte von Jonestown in Guyana, Südamerika: Ein Amerikaner brachte eine Kolonie von 900 Leuten zusammen und brachte sie dann durch Gift im sogenannten Koolaid um. Die Bilder davon waren in einer Zeitschrift. Unser ältester Sohn sah sie und fragte: „Papa, sind sie in den Himmel gekommen?“ Er war sehr unruhig. Ich fragte ihn, ob er diese Frage aus Unsicherheit stelle. Er antwortete: „Ja.“ Er wusste, wann er Jesus angenommen hatte, und dass Jesus dann in sein Leben kam. Es war also nur eine Frage der Unsicherheit.
Die Beeinflussung unserer Kinder beginnt viel früher, als wir denken. Viele glauben, sie hätten noch Zeit, bis das Kind ein Jahr oder anderthalb Jahre alt ist und sprechen kann. Nein, gleich von Anfang an sollte man die Hände nehmen, beten und so Gewohnheiten schaffen – schon in den ersten Tagen und Wochen. Die Beeinflussung sollte dann intensiv und durchgehend stattfinden.
Wir hatten, ich glaube, über 30 Jahre lang keinen Fernseher in unserer Ehe, also die ganze Zeit in Deutschland keinen Fernseher. Stattdessen lasen wir Bücher. Mittags lasen wir die Bibel, und abends las ich Bücher – vielleicht 40 oder 50 ganz durch. Die Kinder sagten am Ende eines Kapitels oft: „Aber es gibt doch noch ein Kapitel!“ Ich antwortete: „Nein, das kommt morgen.“ Ich wusste, ich hatte sie gepackt.
Ich wollte spannende Bücher lesen, hauptsächlich Missionsbiografien, aber auch andere. Zum Beispiel das Tagebuch der Anne Frank. Unsere Söhne besuchten die Anne-Frank-Realschule, und wir lasen das Tagebuch gemeinsam. Danach fuhren wir nach Holland und besichtigten das Haus. Wir lasen auch das Buch „Die Zuflucht“ von Koitenboom und fuhren dann zusammen nach Dachau.
Wir waren öfter mit den Kindern dort, aber ich hatte ihnen vorher nichts gezeigt oder erklärt. Erst nachdem wir das Buch gelesen hatten, nahmen wir die Kinder mit und erklärten ihnen alles über das Konzentrationslager und die Geschehnisse im Dritten Reich.
Es ist wichtig, Kindern Dinge früh beizubringen – sehr früh – und sie nicht einfach vor den Fernseher zu setzen und zu hoffen, dass schon etwas aus ihnen wird. Es ist längst bewiesen, wie schädlich frühes Fernsehen für Kinder ist. Es hindert und beschädigt die Entwicklung ihres Lebens.
Deshalb halte ich es für sehr unklug, Kinder vor den Fernseher zu setzen, nur weil sie dann still sind und man seine Ruhe hat. Es gibt viele andere Möglichkeiten, ihnen zu helfen.
Nun betete sie den Herrn an. Das bedeutet, Hanna hat sich diesem Sohn gewidmet, um ihn dem Herrn zu erziehen. Sie wusste, dass sie nur wenig Zeit hatte.
Auf die Frage, ob es weise war, von ihr das zu tun, kann ich nicht sagen, ob es klug war. Eins weiß ich aber: Als er zum Haus des Herrn kam – es heißt später im Text, als Gott mit ihm sprach –, sagte Eli: „Sag alles, was Gott dir gesagt hat.“ Der Text berichtet, dass er jedes Wort sagte. Er ließ kein einziges Wort auf der Erde zurück.
Als kleiner Junge, vielleicht sechs oder sieben Jahre alt, erhielt er eine Offenbarung von Gott. Diese gab er treu an den Hohenpriester weiter. Dieser sagte anschließend, nachdem er es gehört hatte: „Es geschehe nach dem Willen des Herrn.“ Danach starb Eli.
Das ist bedeutend. Es ist sicherlich ein Grund, warum so viele Christen den Namen Hanna für ihre Töchter wählen. Sie war eine wunderbare geistliche Frau im Alten Testament.
Was lernen wir von ihr über das Gebet? Sie war beharrlich und vertrauend. Sie konnte Vertrauen haben. Sie war geduldig im Gebet. Sie betete anhaltend und geduldig.
Außerdem war sie aufrichtig und hatte ein zerbrochenes Herz. Ihre Herzenseinstellung beim Gebet war die richtige. Sie hielt ihr Versprechen und war eine tugendhafte Frau. Mit Integrität gab sie ein Versprechen ab und erfüllte es. Sie gab ihr Kind ab, ohne zu wissen, ob sie weitere Kinder bekommen würde.
Tatsächlich bekam sie später weitere Kinder, aber das wusste sie zu dem Zeitpunkt, als sie Samuel abgab, noch nicht. Man könnte fast sagen, sie hätte sonst sterben müssen. Denn im Alten Testament gilt: Wenn man ein Gelübde ablegt, muss man es auch erfüllen, sonst droht der Tod. Gelübde müssen gehalten werden.
Wenn sie also ein Gelübde gemacht hat, musste sie es erfüllen. Das war keine Frage der Tugend, sondern ihre Pflicht. Doch wie viele Christen erfüllen ihre Pflichten nicht? Sie müssen ja nicht sterben, denn preist den Herrn, der gnädig ist.
Dennoch gibt es auch im Alten Testament viele, die ihre Pflichten nicht erfüllt haben. Das stimmt, und ich gebe dir vollkommen Recht. Es gibt auch heute noch viele bekennende Nachfolger Gottes, die ihre Pflichten nicht erfüllen. Das ist das Hauptproblem.
Interessant ist, dass eigentlich niemand von ihrem Versprechen wusste. Sie betete leise und für sich allein zu Gott. In dieser Hinsicht war sie wirklich tugendhaft, denn sie hätte ihr Versprechen auch verschweigen können.
Wir haben schon einmal über diese Steige gesprochen. Einer unserer Dozenten meinte, dass er nicht finde, dass sie die richtige Herzensstellung bei diesem Gebet hatte. Er sagte, sie hätte angeblich versucht, Gott zu manipulieren – praktisch mit der Aussage: „Gott, gib mir etwas, und ich gebe dir etwas zurück.“
Sie habe praktisch so etwas gesagt wie: „Gott, wenn du mir einen Sohn schenkst, dann gebe ich ihn dir zurück.“ Dabei dachte sie, sie könne Gott etwas geben oder zurückgeben. Das hat ihre Dozentin etwas stutzig gemacht. Sie meinte, dass das eigentlich nicht richtig gewesen sei, was sie da gemacht hat.
Ich wäre sehr vorsichtig, dieses Urteil zu fällen. Wenn wir bitten: „Herr, gib mir die Gelegenheit, dein Wort weiterzugeben an verlorene Menschen, damit sie dich finden. Gib mir so und so viel, damit ich dir dienen kann. Gib mir Werkzeug, damit ich dir dienen kann.“ – wie soll das anders sein als eine Bitte um ein Kind, das ich dem Herrn dann total und ganz widme?
Viele unserer Gebete sind solche, in denen wir vom Herrn Dinge erbitten, die wir für ihn nutzen oder ihm im Grunde genommen geben wollen. Paulus sagt in 1. Korinther 4,7: „Was hast du, das du nicht empfangen hast?“ Die Antwort ist: Wir haben gar nichts, was wir nicht empfangen haben. Unser ganzes Leben sollen wir ihm zurückgeben.
Die Alternative wäre: „Gib mir ein Kind, das ich dann behalten kann für mich.“ Wir finden auch in Jakobus 4, dass wir beten und bitten, oft mit Selbstbezogenheit. Hier aber bittet sie nicht selbstbezogen, weil sie ohnehin vorher das Versprechen abgegeben hat, das Kind abzugeben.
Also ich persönlich wäre sehr, sehr vorsichtig, sie als nicht in Ordnung zu beschreiben. Ich weiß es nicht, ich sehe das nicht so.
Im Namen Jesu beten – sie hätte ja auch einfach, ich meine, sie hatte Herzensleid, ihr ging es nicht gut deswegen, sie hätte auch einfach zu Gott sagen können: „Herr, mir geht es nicht gut, ich komme damit nicht klar, kannst du mir nicht ein Kind schenken?“ Aber das wäre dann so nicht im Namen Jesu gewesen, oder wie ist das?
Nicht im Sinne Jesu, ja. Genau. Aber warum kann man nicht so einfach beten, dass Gott deinen Wunsch erfüllt? Das ist wieder so eine Spannung, die wir auch davor hatten.
Ich bin mir unsicher, ob ich das total verstanden habe, was du fragst. Hätte Gott ihr Gebet nicht erfüllt, wenn sie einfach um ein Kind gebeten hätte? Ich glaube doch, Gott ist so gnädig, er liebt uns. Er hat auch ihr Herz gesehen, dass sie gelitten hat.
Ich glaube, Gott hätte auch so den Wunsch erfüllt, auch ohne dieses Versprechen. Aber ich habe keine Ahnung.
Eines hat noch niemand von euch erwähnt in Bezug auf das, was wir über Gebet lernen können: Ihr Gebetsanliegen war spezifisch, und die Antwort war genauso spezifisch. Sie bat um einen Sohn, und er gab ihr einen Sohn. Sie nennt ihn „erbeten vom Herrn“ – Samuel. Das heißt, sie erkannte, dass er Gebetserhörung ist.
Ich möchte kurz auf das eingehen, was du vorhin in Bezug auf Motivation gesagt hast. Ein Freund von mir hat etwas sehr Treffendes gesagt: Fast nichts, was wir tun, ist hundertprozentig richtig motiviert. Denn fast jede Motivation ist von dem Sündenfall beeinflusst. Und da muss ich sagen, das stimmt vollkommen.
Zum Beispiel bei einer Predigt: Ich möchte selbstlos dem Herrn dienen. Aber manchmal ist trotzdem der Gedanke dabei, hoffentlich gefällt es jemandem. Wenn dann jemand kommt und sagt, das hat mir gefallen, sind wir schnell versucht zu denken, wir hätten eine perfekte, reine Motivation gehabt. Doch fast nichts, was wir tun, ist frei von der gefallenen Natur. Oft denken wir, aha, perfekte Motivation, reine weiße Motivation. In dieser gefallenen Welt ist es kaum zu erwarten, dass es eine pure, tadellose Motivation gibt – wenn überhaupt.
Denn es ist immer mindestens ein Gedanke da, und diese Gedanken kommen. Dann bitte ich: Herr, vergib mir solche Gedanken. Sie sind schrecklich, wenn ich hoffe, jemand sagt, „Oh, das war nett“. Darum geht es ja gar nicht. Es geht um Gottes Sache. Aber es gibt immer diese Mischung aus guter und schlechter Motivation.
Ich möchte auch ein kleines Zeugnis geben, das ähnlich war wie bei mir. Bevor ich zum Glauben kam, war ich verheiratet und erwartete ein Kind. Diese Zeit war ziemlich unruhig in meinem Herzen. Drei Monate vor der Geburt bin ich zum Glauben gekommen. Dann konnte ich meinen Willen loslassen, um das Kind zu bekommen.
Genauso wie bei Hanna habe ich gesehen, dass der Schlüssel zu ihrer Freude nicht darin lag, zu wissen, dass sie ein Kind bekommen würde, sondern eine richtige Einstellung zu haben. Diese Einstellung, ich weiß nicht genau, was es war, aber es war die richtige Begehrung von Hanna. Dadurch hatte sie Freude, kam nach Hause und konnte ihren Willen loslassen. Sie konnte hundertprozentig Gott dienen und Gott sandte ihr das Kind.
Vielleicht hat Michel auch erwähnt, dass Hannas Einstellung noch nicht ganz richtig war. Aber ich weiß nicht, ob Gott zu diesem Zeitpunkt schon hundertprozentig mit dem zufrieden war, was Hanna im Herzen hatte. Als Frau und Mutter kann ich mir nicht vorstellen, dass der Schlüssel zu Gott hundertprozentig Vertrauen und völlige Hingabe war. Auf jeden Fall wollte sie es, selbst wenn es nicht vollkommen war.
Ich denke, ich habe einmal eine Predigt mit dem Titel gehalten: „Eine Frau, die Gott gebraucht hat, um eine ganze Nation zu verändern.“ Nicht weil sie eine Leitungsposition im Volk Israel hatte, sondern weil der Sohn, den der Herr ihr geschenkt hatte, von Gott gebraucht wurde, um die Nation zu verändern. Durch ihren Einfluss änderte Gott eine ganze Nation.
Es ist wichtig für uns, dass wir in unserem Kummer und Leid, in unserem tiefen Leiden, den Mut haben, auch große und konkrete Dinge von Gott zu erbitten. Und bereit sind, unsere Versprechen zu halten. Das, was wir dem Herrn geben, sollten wir auch erfüllen.
Das geht zurück auf das, was Serge gesagt hat: Hanna musste ihr Versprechen halten. Im Grunde genommen sollten wir das auch tun. Wir haben dem Herrn alle Versprechen gegeben, ihm treu zu bleiben. Das bedeutet: Herr, hilf mir, das zu tun.
Vater im Himmel, wir danken dir heute für diese lehrreiche Geschichte. Wir merken auch heute und an anderen Tagen, dass es verschiedene Ansichten über die Bedeutung der Aussagen gibt. Herr, hilf uns, demütig vor dem Text und voreinander zu sein. Lass uns deinen wunderbaren Segen nicht durch zu viel Analyse zerstückeln.
Hilf uns, dankbar zu sein, dass du dieser betenden Frau einen Sohn geschenkt hast, den sie dir zurückgab und den du zum Segen für das ganze Volk Israel gebraucht hast. Und Vater, hilf uns, nicht zu übersehen, dass wir manches in diesem Text nicht ganz oder nicht korrekt verstehen oder nicht gleich verstehen wie einander. Hilf uns, die Größe deiner Gnade zu sehen.
Herr, wir wissen, dass es in der Ehe zwei Frauen gab, was dir missfallen hat. Du hast Geduld gehabt und trotz der Sünde gesegnet. Es war nie dein Wille so. Und es ist immer so mit uns: Du segnest uns nie, weil wir gut sind, sondern weil du gnädig und gut bist.
Hilf uns, Herr, das immer wieder zu Herzen zu nehmen. Du liebst uns unendlich. In Jesu Namen, Amen.