Einführung und Begrüßung der Gemeinde
In diesem Gottesdienst wollen wir die Jahreslosung betrachten: Jesaja 26, Vers 4.
Es ist wichtig, den Zusammenhang zu sehen. Deshalb ist es gut, wenn Sie die Bibel aufschlagen, Jesaja 26, Vers 4, Seite 670. Die Jahreslosung soll uns durch all die Ereignisse begleiten, die uns in diesem Gottesdienst und im neuen Jahr begegnen werden.
An dieser Stelle möchte ich auch die vielen grüßen, die durch unsere Kassetten verbunden sind. Es sind viele Kranke und viele Alte, denen diese Jahreslosung ganz besonders leuchtend und groß werden soll.
Wir grüßen auch die Missionare in Pakistan, Thailand, Papua-Neuguinea, Tansania, Brasilien und Paraguay. Sie nehmen ebenfalls an diesem Gottesdienst teil. Wir wünschen ihnen, dass diese Jahreslosung ihnen eine Ermutigung wird.
Die Jahreslosung als Quelle der Zuversicht
Verlasst euch auf den Herrn immerdar, denn Gott, der Herr, ist ein Fels ewiglich.
Liebe Schwestern und Brüder, wie gestern in der Zeitung ein Artikel stand, habe ich gedacht, es ist gut, dass man wieder daran erinnert wird. Mehr Menschen als in früheren Jahren haben Angst vor der Zukunft. Sie feiern die Festtage in einer gedrückten Stimmung, denn es gibt viel Grund dazu.
Wenn man nur ein bisschen die Ohren aufmacht, versteht man, wie sehr Menschen leiden. Es lastet unsagbar viel Schweres auf vielen Menschen um uns herum. Manchmal frage ich mich, wie diese Menschen diese große Last tragen können.
Doch ich bin fröhlich. Wir haben heute Morgen die Zusage und den Zuspruch unseres Gottes erhalten. Er versichert uns ganz neu, dass er uns seine Nähe und seine Gegenwart in allen Lebenslagen mächtig und groß erfahren lassen will.
Diese Jahreslosung ist ein Wegweiser in die richtige Richtung. Dort musst du suchen, dort findest du Frieden. Dort findest du Mut und Zuversicht!
Das Bild des Felsens als Symbol der Beständigkeit
Wenn wir am Meer Urlaub machen, ist es für mich immer wieder beeindruckend, den Wellen zuzusehen. Ob sie an Hafenmauern oder an großen, mächtigen Felsklippen brechen – dieses Naturschauspiel ist etwas Gewaltiges. Wenn die Wellen gegen diese Mauern oder Felsen laufen, schlagen sie mit ihrer ganzen Wucht dagegen.
Wir waren einmal bei einer Israelreise ganz im Norden, an den letzten Klippen an der Grenze zum Libanon. Dort erzählte uns der Führer, dass es dort so unheimliche Strudel gibt, dass kein Schwimmer es mehr wagt, in diese Wellen einzutauchen. Man kann sich mit eigener Kraft nicht mehr daraus befreien. Doch der Felsen trotzt. Das Wasser stürmt gegen ihn an und läuft an ihm herunter. Trotzdem drückt das Wasser den Felsen nicht weg, und auch wenn Winde und Sturm über ihn hinweggehen, steht dieser Fels fest.
Gottes Wort hat uns immer wieder darauf hingewiesen. Natürlich gibt es in unserer Welt Berge, die weichen, Hügel, die hinfallen, und Felsen, die zertrümmert werden können – das wissen wir. Aber unser Gott ist ein ewiger Fels. Seine Planungen gehen durch dieses Jahr hindurch. Das Heil, das er stiften will, wird erbaut, und seine Zusagen sind fest und von niemandem außer Kraft zu setzen. Darauf kann man sich verlassen.
Immer wieder fasziniert mich dieses Bild, wie die Wellen laufen, gebremst und gestoppt werden von diesem Felsen und von der Kraft dieses Felsens. Das ist kein billiges Trostwort. Ich möchte das ausdrücklich sagen, denn in dieser Jahreslosung werden sich Tausende und Abertausende zu Tode ärgern. Sie werden sagen: „Stimmt doch gar nicht, ich habe Gott vertraut, und wo ist er denn geblieben?“
Die Herausforderung des Vertrauens in schwierigen Zeiten
Verlasst euch immer auf den Gott, der da ist. Ich will nichts mehr von ihm wissen, denn ich habe mich oft genug auf ihn verlassen. Doch hier wird etwas verwechselt. Es steht nicht da: Verlass dich auf den Herrn, und du wirst nie krank. Verlass dich auf den Herrn, und dein Arbeitsplatz ist sicher. Verlass dich auf den Herrn, und du wirst nie von Menschen enttäuscht.
Im Gegenteil sagt uns das Wort Gottes ganz klar, dass wir in dieser Welt mittragen und mitleiden müssen, was zerbrochen ist.
Es ist jetzt immer wieder wichtig, dass wir ein Wort im Zusammenhang lesen. Wem ist dieses Wort denn gesagt? Es ist den Juden gesagt, dem Volk des alten Bundes. Hier darf ich daran erinnern, dass im zweiten Vers von Toren die Rede ist, durch die das gerechte Volk hineingeht – das Volk des Glaubens, nur zwei Verse zuvor.
Unten, in der Synagoge, in der ein Stein eingraviert steht – in der Synagoge, die in diesem Jahrhundert in Flammen aufgegangen ist –, fragt man sich: Wo ist denn Gott geblieben bei Auschwitz? Wenn jemand jetzt erst darauf kommt und nicht nur die Bibel liest, dann hat er die Bibel nie wirklich genau gelesen.
Denn im selben Kapitel, im Vers 14, steht, dass Gott sein Volk heimsucht, vertilgt und zunichte macht. Gott zerbricht, zerschlägt und zerstört.
Man kann eine solche Jahreslosung nicht lösen, ohne den Gott zu bedenken, der Gericht hält. Nun ist das keine Jahreslosung, die wir jetzt hören wollen, aber das muss man wissen.
Die Realität von Gottes Gericht und menschlichem Abfall
Wir leben in einer Welt, in der der Zorn Gottes ausgeschüttet wird. Dabei wird deutlich, wie Menschen von Gott abfallen.
Im vorherigen Kapitel, Jesaja 25,11, wird von den Nachbarvölkern Israels gesprochen, die Gott verlassen haben. Gott verwendet ein eindrucksvolles Bild: Wie Schwimmer versuchen sie, sich über Wasser zu halten. Sie schwimmen und schwimmen, doch der Strudel zieht sie immer weiter hinein. Der Herr wird den Hochmut trotz aller Anstrengungen seiner Arme niederdrücken.
Das kann auch heute, im Jahr 1982, bei uns geschehen.
Man kann an das erste Kapitel des Jesajabuchs erinnern, in dem der Prophet bereits sieht, wie Israel durch die Katastrophen der Völker hinuntergerissen wird. Was wir derzeit in der Weltpolitik beobachten, ist noch nicht das Gericht Gottes. Es kann ganz anders auch bei uns beginnen.
Der Prophet klagt dort im ersten Kapitel, Vers 5: „Wohin soll man euch noch schlagen, die ihr doch weiter im Abfall verharrt?“ Er beschreibt die Situation drastisch: „Das ganze Haupt ist krank, das ganze Herz ist matt, von der Fußsohle bis zum Haupt ist nichts Gesundes an euch. Es sind Beulen, Striemen und frische Wunden da, die nicht gereinigt, nicht verbunden und nicht mit Öl gelindert sind.“
Die Suche nach wahrem Vertrauen und Sicherheit
Wo ist das? Wo verlassen wir uns auf den Herrn, unseren Gott?
Wir verlassen uns auf sehr viele andere Sicherheiten, doch diese werden uns alle zwischen den Händen zerrinnen. Unser Gott will uns keine äußeren Sicherheiten geben und hat sie uns nie gegeben. Er ist der ewige Fels – nicht das Geld, nicht die politischen stabilen Verhältnisse, nicht die Menschen. Obwohl wir viel von diesen gütigen und freundlichen Gaben Gottes haben, ist es nicht das, worauf wir bauen können.
Diese Dinge können zerbrechen. Meine eigene Lebenskraft und Energie sind verschwunden, sobald das Lüftchen des Todes hineinbläst. Darum sind wir in den Gottesdiensten gerne so verbunden mit denen, die jetzt ganz schwer leiden: unsere Kranken, die dem Arzt in die Augen sehen und sich fragen, ob es optimistisch oder pessimistisch ist. Auch der Arzt weiß es nicht, in dieser großen Unsicherheit.
Das ist kein billiges Trostwort, sondern ein Wort für angefochtene Menschen, die fragen und suchen: Wo ist denn Sicherheit? Gerade weil die äußere Sicherheit zerbrochen ist, weil ich gefragt worden bin, wie alles weitergeht, und weil ich mich vor allem nicht mehr auf mich selbst verlassen kann.
Das ist das Grundübel: Wir meinen, ich nehme das schon in die Hand und ich packe das im neuen Jahr. Doch dann werden wir einbrechen, in Schwierigkeiten geraten und fragen: Wo ist denn Gott?
Dass das uns gilt, gerade nach dem schrecklichen und furchtbaren Ereignis unseres Jahrhunderts, muss man nicht mehr ausdrücklich betonen. Verlasst euch stets auf den Herrn!
Die Erfahrung des Vertrauens im Alltag
Da komme ich zum nächsten Punkt, den ich Ihnen zeigen möchte. Man muss das selbst erfahren, um zu verstehen, was es bedeutet. Meist nehmen wir ein Wort einfach so hin und sagen: „Gut, das passt für mich.“ Wir denken dabei oft, dass zwischen uns und Gott alles in Ordnung sei. Wie wenig verlassen wir uns tatsächlich auf Gott, den Herrn!
Das merken wir erst, wenn nach und nach unsere Sicherheiten wegfallen. Dann entsteht eine Lücke. Wenn wir im Winter über einen zugefrorenen See gehen, haben wir auch ein Angstgefühl: Trägt das Eis oder trägt es nicht? Man denkt: „Ach, da kann man gut rübergehen“, und plötzlich knackt es verdächtig. Ist das nicht ein Bild für unseren Weg durch das neue Jahr?
Ich muss immer wieder daran denken, wenn ich mit jungen Menschen spreche, die sich hier trauen lassen wollen. Dann sage ich oft: „Wie wagt ihr das? Ihr habt euch lieb. Meint ihr, das trägt?“ Die Antwort lautet: „Ja, natürlich. Die Liebe, eure Liebe, die ist sehr wetterwendisch, das trägt nicht wie das Eis.“
Zur Berufsentscheidung: Was wir heute wollen, kann morgen schon von uns infrage gestellt werden. Wir sind uns doch gar nicht sicher bei diesem Gang über das Eis. Und dann hört man plötzlich das Knacken, ohne zu wissen, was als Nächstes kommt. Deshalb ist vom Fels die Rede.
Der Fels als sichere Grundlage im Leben
Ich möchte daran erinnern, dass der fromme, gute und große David in Psalm 40 davon gesprochen hat. Er war doch so treu bei Gott gestanden. Der Herr ist mein Hirte – nein, nein, er sagt: In meinem Leben war es immer wieder ganz anders. Er zog mich aus der grausamen Grube, aus lauter Schmutz und Dreck, und stellte meine Füße auf einen Fels, damit ich sicher treten kann.
Wir haben einen merkwürdigen Hang, immer wieder von Gott wegzulaufen – alle frommen Leute. Auch in diesem neuen Jahr wird es ein Gehen sein mit vielen Enttäuschungen. Das können wir uns so fest vornehmen, und Sie wissen, wie das ist. Hoffentlich machen wir es nicht so wie die Welt, die sich Neujahrsvorsätze macht. Wir wissen doch, wie brüchig das ist.
In diesem neuen Jahr wird es viel, viel Gehen ohne den Herrn geben. Bei uns wird es viel Weglaufen vom Felsen geben, viele Entscheidungen ohne Gott. Und dann gibt es Einbrüche, Unsicherheiten, Fragen. Doch mitten in den Fragen ist der Herr da – der Fels.
Was ist denn dieser Fels? Seine ausgestreckte Hand. Und Sie können es nicht anders hören als immer wieder so: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir.“ Nichts anderes als Gott selbst, der sich an Sie bindet.
Darum kann Gott manchmal sagen: Ich will jetzt nicht Gesundheit geben, ich will dir nicht die Erhörung deiner Gebete schenken. Nimm mich und tröste dich in mir. Und wenn Leib und Seele verschmachten, will ich deines Herzens Trost und Freude sein und eine Zuversicht.
Glaubende klammern sich an den lebendigen Gott. Er ist ein ewiger Fels, ein Fels, der nicht wankt.
Darum bitte ich Sie, diese Jahreslosung nicht so zu nehmen wie diesen gefälschten Fahrschein, der jetzt in so vielen Briefkästen lag. Damit kann man nämlich später nicht fahren, wenn man nicht genau weiß, wo der Fels ist.
Das ist der Fels: Dass in aller Traurigkeit und Dunkelheit der Herr da ist und die große Begegnung stattfindet, wo ich umkehre. Das sind lauter Erlebnisse im neuen Jahr 1982.
Die Kraft der Umkehr und Gottes Treue
Geht es Ihnen beim Bibellesen auch oft so, dass Sie sich die Tränen aus den Augen wischen und sagen: Herr, dass ich so treulos war. Viele solcher Erlebnisse gibt es im neuen Jahr.
Herr, du hast mich beschämt. Die äußeren Wunder, die er uns auch im vergangenen Jahr in Fülle hat erleben lassen, sind ja nur Zeichen. Sie weisen auf seine Treue hin und wollen uns zeigen, wie man bei ihm geborgen sein kann.
Soll ich Ihnen von Mose erzählen, der erst wusste, was ein Fels ist, nachdem das Volk das goldene Kalb gegossen hatte? Es gibt's doch nicht! Gibt es tatsächlich eine Christen-Kirche, die zum Götzendienst entartet? Darunter beugen wir uns doch nicht, das sagen wir doch nicht zur Anklage.
Aaron, der Sprachrohr Gottes war und auserwählt, kann so viel, fiel so tief hinunter. Und ich meine immer noch, dass Aaron uns weit überlegen ist. Er hat dorthin geführt. Wir können nicht nur blinde Blindenleiter sein, sondern auch Verführer.
Mose war mutlos und wollte alles hinwerfen. Da hat ihm der Herr noch einmal eine neue Gottesbegegnung geschenkt. Das ist groß im neuen Jahr: dass der Fels da ist.
Wir können das nie auf einmal erfassen, sondern immer nur Stück für Stück wird uns bewusst, wie der Herr ein Fels ist.
Ich will dich in der Felsluft stehen lassen, siehe, es ist Raum bei mir (2. Mose 33). Das muss man lesen, wie Mose sagt: Ich gehe nicht hinauf. Gott sagt: Du gehst hinauf in dieses Land, ich will dich dorthin führen an den Jordan, und du wirst dieses Volk hinüberführen.
Dann sagt Mose: Mit diesem Volk gehe ich nicht, das hat keinen Wert, das kann ich nicht. Du gehst, mein Angesicht soll vorangehen, und ich will dich jetzt in der Felsluft stehen lassen.
Und dann will ich meine Hand über dir halten. Das sind ja alles nur Bilder.
Gottes Schutz in unsicheren Zeiten
Ich habe neulich einen gläubigen Mann getroffen, der eine große Aufregung hatte. Er baut einen Atomkeller ein. Er spricht von Schadensgeld und meint, man könne sich in diesen wirren Zeiten absichern. Dieser Gott aber ist ein ewiger Fels.
Es kann durchaus sein, dass weltgeschichtliche Abschnitte noch vor uns liegen, in denen man sich in Höhlen verkriechen möchte, um überhaupt noch Schutz zu finden. Aber viel größer ist dieser Fels. Und jetzt noch einmal: Lassen Sie es nicht nur im Bild stehen.
Dieser Fels ist der lebendige Gott bei Ihnen. Haben Sie ihn so, dass Sie sagen können: „Er ist bei mir. Er trägt mich.“ Selbst in der Todesstunde darf ich mich auf diesen Felsen retten.
Und das wird in diesem Jahr oft so sein, dass wir wie im Eis einbrechen oder wie Schiffbrüchige treiben. Dann suchen wir nach einer Banke und merken plötzlich: Da ist ein Fels. Ich darf mich hinaufziehen auf diesen festen Grund.
Ich hätte heute im Gottesdienst am liebsten ein Lied singen lassen: „Fels des Heils.“
„Geöffnet mir, birg mich, ewiger Gott, in dir.“ Dieser Fels ist Jesus. Was denn sonst?
Das wollen wir jeden Tag neu erleben: Dass Gott mir vergibt, das Alte völlig auslöst und bestätigt. Niemand kann dich aus meiner Hand reißen, weiß das.
Die unerschütterliche Treue Gottes
Wir sagen: Herr, aber kann es nicht doch einmal anders sein? „Für mich gilt es nicht mehr.“ Nein, es gilt immer, auch wenn du dich ganz unwürdig fühlst. Für dich ist es der Fels.
Wir haben einen Felsen, der unbeweglich steht. Warum wird das in den Liedern immer wieder besungen? Weil es erfahren wurde: Jesus ist der Fels, auch für das Volk Israel.
Das ganze Kapitel, das von der Wiederherstellung Israels spricht, wurde durch Jesus auf alle Völker dieser Welt ausgeweitet. Alle dürfen zu diesem Felsen hinzutreten, so wie Jesus seine Hand noch im Sterben ausstreckt zu den beiden rechts und links von ihm, die ein verpfuschtes Leben geführt haben.
Hier ist es für dich da: Man kann auch nach einem verfehlten und unsinnigen Leben Frieden mit Gott haben.
Zeugnis eines jungen Glaubens
Wir waren gestern mit einigen jungen Leuten bis zum Anbruch des neuen Jahres zusammen. Dabei war einer, und ich denke, ich darf seine Geschichte hier erzählen.
Er berichtete, wie er vor zwei Jahren, als er noch auf der Straße lebte, nur ein warmes Plätzchen suchte und deshalb in die Schlosskirche kam. Dort fand eine Abendmahlsfeier statt. Konrad Eisler sagte ein paar Worte über den Zuspruch Jesu, der vergibt.
Der junge Mann nahm diese Worte für sich so an, wie er es in seinem Leben noch nie getan hatte. Er legte sein Leben in die Hand Jesu. Es folgte eine Aussprache, und er kam zum Glauben – zu einem Felsen, einem sicheren Felsen.
Zweifel und Vertrauen im Glaubensleben
Nur das dritte: Trau ihm stets!
Das mit dem Trauen, Vertrauen, „Ich kann nicht vertrauen“ war in den letzten Tagen bei einem Bibelseminar junger Leute ein Thema. Dort hat auch jemand eine Frage gestellt, die man immer wieder hört: „Sie nehmen meinen Zweifel nicht ernst.“
Ich sage: Ich kenne ihn ja viel besser. Es gibt keinen hier in dieser Kirche, der nicht mit Zweifeln zu ringen hat. Je mehr jemand ins Leiden geführt wird, desto schwerer ist das Ringen mit den Zweifeln.
„Ich sehe ja nichts, ich spüre nichts, ich fühle nichts von seiner Nähe.“ Und dann ist das Wort immer wieder da, die Ermutigung: „Da sagt es mir, Gott.“ Er fordert mich heraus, so wie wir es auch vorhin bei Josua gehört haben. Er fordert und sagt: „Du kannst dich auf mich verlassen.“
Das Schlimme an unseren Zweifeln, an meinen Zweifeln ist, dass ich immer wieder mir gefalle und meine, ich sei so sicher, dass ich mir traue. Und da bin ich verloren.
Vor uns sollten wir große Zweifel haben. Wir sollten uns gar nicht viel vornehmen zum neuen Jahr, nur das: Herr, du bist verlässlich. An dir muss man gar keinen Zweifel haben. Du hast noch nie jemanden in die Irre geführt.
Du hast viele ins Leiden geführt, auch deinen eigenen Sohn hast du ins Leiden geführt. Das verschweigen wir nie.
Der Weg der Treue trotz Leiden
Bei jedem Brautpaar, das wir hier einsegnen, sprechen wir davon, dass der Herr uns auch einen Weg führen kann, seinem Kreuz nachzugehen. Ein sorgenfreies Leben im äußeren Sinn entspricht nicht der Art unseres Gottes, denn diese Welt ist eine kranke Welt.
Doch Gott hat versprochen, dass er uns gerade im Leiden umso mehr als verlässlicher und vertrauenswürdiger Herr erscheinen wird. Das Wort „trau“ kommt ja von der Treue Gottes. Treue ist bei uns immer mehr am Aussterben und gehört längst nicht mehr zur Grundlage menschlicher Formen des Zusammenlebens.
Gott aber ist treu. Weil Gott einmal zu uns Ja sagt, lässt er nicht los. Auch wenn wir ihn enttäuschen und alle Erwartungen nicht erfüllen, die er an uns stellt, bleibt er treu. Er bleibt dabei, dass dies von dieser Kanzel verkündigt werden darf und dass es ihm jeden Morgen neu zugesprochen wird.
Wenn Sie Ihre stille Zeit machen, lesen Sie doch in diesem Wort: Trau ihm!
Das Beispiel Petrus und die Aufforderung zum Vertrauen
Ich möchte Sie noch kurz an Petrus erinnern, der hinaus auf die Wellen des Sees trat. Dann erschrak er, doch es heißt: Traue ihm doch! Zweifel gibt es auch im Leben eines treuen Jüngers wie Petrus. Aber vertraue Jesus mehr als deinen Zweifeln. Vertraue Jesus, er wird dich nicht loslassen. Bleibe fest dabei.
Das gilt auch für uns alle: Unsere Treue darf nicht von unserem Gefühl abhängen. Heute Morgen wollen wir bewusst am Anfang des neuen Jahres mit Dingen des Ungehorsams brechen, mit Dingen, die Gott nicht gefallen.
Ich kann Gott nicht vertrauen und gleichzeitig seinem Wort entgegenhandeln. Das geht nicht, da zerbricht etwas. Und Gottes guter Heiliger Geist kann nicht in uns wohnen, wenn wir noch Sünde in uns tragen und bewusst den Willen Gottes brechen.
Darum gilt dieses Wort: Verlasst euch stets auf den Herrn, so wie bei Josua vorhin gelesen. Bleibe in seinen Geboten, bleibe in seinen Ordnungen.
Aufruf zur Treue und Vertrauen im neuen Jahr
Heute ist die Hauptnot unter der Christenheit eine schreckliche Unsicherheit. Viele haben das Gefühl, die Wege Gottes, die Segenswege, nicht mehr gehen zu können.
Das ist ein Aufruf an uns: Verlass dich stets auf den Herrn, denn er ist ein ewiger Fels. Er will dich hindurchführen auf einem klaren und festen Weg, den man gehen kann. Trau ihm! Das Wort „trau“ erinnert uns an die Angst, die manche empfinden, wenn sie nachts durch eine Unterführung in Stuttgart gehen sollen. Da sind so dunkle Männer, und viele haben Angst, was passieren könnte.
Auch in diesem neuen Jahr können einem manche dunkle Schatten begegnen. Doch wenn der ewige, mächtige Gott, der sich in Jesus verbürgt hat, mit dir geht, dann will er diesen Weg festmachen. Mach es fest! Er geht mit dir in dieses neue Jahr. Verlass dich auf ihn! Er ist ein ewiger Fels und wird dich nicht beschämen.
Er ist viel größer als dein Glaube. Du kannst ihn nie ganz erfassen; er ist noch viel wunderbarer, als wir ahnen. Wir wünschen uns viele neue Entdeckungen des Glaubens in diesem neuen Jahr – von der Zuverlässigkeit und Treue unseres Gottes.
Amen.