Die Allgegenwart des Leids und menschliche Abwehrmechanismen
Leid kennt keine Grenzen. Es trifft Jung und Alt, Arm und Reich, Dumm und Klug, Mächtig und Ohnmächtig. Jeder versucht, sich auf seine Weise zu wehren.
Haben Sie es noch im Ohr? Suzanne versucht, ihrer Mutter die Zeit zu vertreiben – mit einer Geschichte von Saint-Exupéry. Aber eigentlich will sie nicht nur die Zeit vertreiben. Eigentlich will sie die verrinnende Zeit irgendwie festhalten.
Der Pfarrer ist für Trost zuständig. Doch die Phrasen sind unerträglich. Das Beten empfinden manche sogar als Gotteslästerung. Am Ende werden alle Menschen zu guten Menschen umgelogen.
Sie hatte immer ein Lächeln und für jeden ein gutes Wort. Sind Sie sicher, dass Sie damit meine Mutter meinen? Bitte! Die schöne Gina, die mit dem Mann im Halteverbot, mag Schläuche, Nadeln und Krankheit überhaupt nicht. Seit Oma im Krankenhaus gestorben ist, scheint Sterben für sie etwas Unanständiges zu sein, als dürfte es eigentlich gar nicht geben.
Jeder wehrt sich auf seine Art und verdrängt. Ohnmacht und verzweifelte Abwehrreaktionen sind allzu verständlich. Man muss sich schützen, man muss hart werden. Man kann doch nicht alles an sich heranlassen.
Stellen Sie sich vor, jede Krankenschwester und jeder Arzt müsste den Tod jedes Patienten auf seiner Station so miterleben, als wäre es der Tod der eigenen Mutter oder eines lieben Menschen. Das würde doch jeden Menschen zerreißen.
Können wir nicht eigentlich nur dadurch überleben, dass wir Distanz schaffen und hart werden? Mit einem Verständnis für gewisse Schutzreaktionen, die wir als verletzbare Menschen brauchen, macht es dennoch keinen Sinn, dass wir in unseren westeuropäischen Gesellschaften inzwischen jedes Tabu gebrochen haben – nur das Sterben ist zum Tabu geworden. Es wird total verdrängt.
Das Leben muss immer jung sein, immer schön, immer dynamisch, immer erfolgreich. Alt zu sein scheint ein Schimpfwort zu sein. Es gibt gar keine Alten, nur Ältere.
Muss man abstumpfen, um zu überleben? Was soll man anders tun? Gibt es eine Lösung? Kann man abhelfen?
Der Kampf gegen das Leid – Ein modernes Drama
Vor einigen Monaten besuchte ich hier in Bremen das Musicaltheater. Momentan läuft dort das Musical „Jekyll and Hyde“ nach einer alten Novelle von Stevenson, die die seltsame Geschichte von Doktor Jekyll und Mister Hyde erzählt.
Der junge Arzt Doktor Henry Jekyll schwört am Bett seines todkranken Vaters, eine Medizin zu finden, die vom Wahnsinn befreit. Die Handlung spielt 1885 in London. Am Sterbebett seines Vaters nimmt er sich vor, ein Mittel zu entwickeln, das das Gute und das Böse im Menschen trennt. Dadurch soll die Menschheit vom Bösen und Übel erlöst werden.
Jekyll erfindet ein Elixier, genannt Jh7. Er möchte nun am Menschen experimentieren, um herauszufinden, ob es möglich ist, Menschen vom Übel und Leid zu befreien. Das Hospital lehnt jedoch Menschenversuche ab. Deshalb entscheidet sich Dr. Jekyll, das Mittel an sich selbst zu testen.
Die Erlösung durch die Chemie – das war 1885. Im Musical wird dies eindrucksvoll dargestellt. Im Jahr 2000 heißt Erlösung, ewiges Leben zu schaffen und Befreiung von angeborenen Krankheiten sowie allem Leid durch Gentechnik. Die Mittel haben sich leicht geändert, doch die Träume und Sehnsüchte nach der Abschaffung des Leides, die machbar scheinen und in Reichweite sind, bestehen weiterhin.
Jekyll macht den Versuch und erlebt, dass er sich in zwei Persönlichkeiten spaltet. Von ihm trennt sich sein unberechenbarer Gegenspieler Edward Hyde ab. Dieser folgt nur seiner zerstörerischen Lust. Plötzlich werden dunkle Mächte freigesetzt, und das Experiment gerät außer Kontrolle. Hyde mordet. Ganz London lebt in Angst und Schrecken.
Das Musicaltheater hat uns einige Bilder zur Verfügung gestellt, die einen kleinen Einblick in die Handlung geben. Jekyll verliebt sich in die Hure Lucy. Hyde, sein böses Gegenstück, bringt sie um, nachdem Jekyll sie zuvor vor der Todesgefahr gewarnt hat. Beste Absichten führen zu mörderischer Zerstörung.
Jekyll sucht ein Gegenmittel, um die Kontrolle zurückzugewinnen und die Spaltung rückgängig zu machen. Doch es gibt keine Lösung. Hyde, der Schreckliche und Mörder, bricht immer wieder in Jekyll durch. Zum letzten Mal geschieht dies bei der Hochzeit mit seiner Braut Lisa. Schließlich erschießt ihn ein Freund. Nur das ist die Lösung.
Was als Erlösung gedacht war – die Befreiung vom Leid – endet in totaler Zerstörung.
Die Suche nach Trost und die Rolle Gottes im Leid
Dieses Musical drückt das Ringen des modernen Menschen mit dem Leid aus. Der Mensch will sich nicht von irgendeinem Gott trösten lassen. Die Vertreter der Religion in diesem Musical erscheinen wie verlogene Fratzen, ähnlich wie in unserer Theaterszene vorhin.
In der Schlüsselszene jedoch schreit der Mensch – der Mensch, der Gott spielen wollte, der das Leid abschaffen wollte und der glaubte, er hätte die Methode dazu gefunden – Gott, erlöse uns! Ich sage Ihnen, ich bin mit einer Gänsehaut aus diesem Musical gegangen, ungehört! Großartig gespielt.
Viele, viele elegante Menschen hatten das Miteinander erlebt. In einem Augenblick dachte ich: In was für einen Abgrund haben wir geschaut? Welche quälenden Fragen, die bis heute nicht gelöst sind. Dann bemerkte ich den Schutzmechanismus: Sie hatten das alles als Kunst genossen.
Es war ein wunderbarer Sommerabend, großartige Künstler in einem herrlichen Bremer Musicaltheater. Ich sah die Menschen im Foyer an und dachte: Jetzt möchte ich mit euch sprechen. Was ist mit unserer Zerrissenheit? Was ist mit dem Bösen und Guten in uns? Wie kriegen wir das in den Griff? Gibt es eine Möglichkeit, vom Leid befreit zu werden?
Und was ist mit dem Schrei? Dem Schrei nach Erlösung – hört Gott unseren Schrei? Tausend Fragen und stammelnde Antwortversuche. Dann geht man auf die Straße, trinkt einen guten Wein und hat den Eindruck, es hilft nur, abzustumpfen und zu vergessen.
Da sind wir – und wagen es, in dieser Welt zu sagen: Gott ist da. Wagen wir es, das zu sagen? Darf man das?
Hiob und die Herausforderung des Leidens
Die Bibel berichtet von einem Mann namens Hiob, der reich und glücklich war und eine Familie hatte. Dann trifft ihn das Leid auf eine schreckliche Weise: Er verliert seinen Besitz, seine Kinder und seine Gesundheit. Obwohl er weiterhin an Gott festhält, wird er von einer scharfen, mörderischen Waffe getroffen.
Er erlebt den Spott seiner eigenen Frau, die sagt: „Hältst du noch immer fest an deiner Frömmigkeit? Sage Gott ab und stirb!“ Danach kommen die Freunde Hiobs, die sein unendliches Leid sehen. Das Beste, was diese Freunde tun, so berichtet die Bibel, ist, dass sie sich sieben Tage lang hinsetzen und schweigen. Sie wissen nichts zu sagen und sitzen sieben Tage einfach bei dem unaussprechlichen Leid und schweigen.
Dann brechen sie das Schweigen und fangen an zu reden. Sie sagen alles, was man so sagen kann – alles, was vernünftig, tröstlich oder sinnvoll erscheinen mag. Die Bibel erzählt in 33 Kapiteln, was diese Freunde sagen und wie Hiob darauf antwortet. Lesen Sie einmal das Buch Hiob und erfahren Sie von diesen 33 langen Kapiteln.
Zum Schluss des Buches Hiob streicht Gott alles durch, was die Freunde gesagt haben. Er sagt: „Ihr habt nicht recht von mir geredet, wie mein Knecht Hiob.“ Das Buch zeigt, dass es schwer ist, die Ohnmacht der Tröster zu überwinden, die Menschen in der Not wirklich zu erreichen. Gibt es überhaupt eine Möglichkeit, Menschen in der Not zu trösten?
Dann redet Gott selbst, so wird im Buch Hiob berichtet. Interessant ist, dass Gott keine Erklärungen gibt. Er erklärt nicht, warum das alles irgendwie Sinn macht oder vielleicht doch nicht so schlimm oder zumindest erträglich ist. Stattdessen stellt er einfach Fragen.
Gott sagt: „Ich will dich fragen: Lehre mich, wo warst du, als ich die Erde gründete?“ Dann folgen viele weitere Fragen, die Gott stellt. Hiob antwortet darauf: „Siehe, ich bin zu gering, was soll ich antworten? Ich will meine Hand auf meinen Mund legen.“
Am Schluss des Buches Hiob sagt Hiob: „Ich hatte von dir, Gott, nur vom Hörensagen vernommen, aber nun hat mein Auge dich gesehen. Darum spreche ich mich schuldig und kehre um, du Buße in Staub und Asche.“ Diese Veränderung geschieht durch die Begegnung mit Gott.
Gott besteht nicht aus menschlichen Argumenten, und Argumente trösten auch nicht im Leid. Denn unser Leid – weder das persönliche Leid im einzelnen Leben noch das Leid im Großen, das Elend dieser Welt – ist kein Gedankenproblem. Es ist keine Mathematikaufgabe, die darauf wartet, von klugen Köpfen durch eine passable Erklärung gelöst zu werden.
Leid ist eine tiefe Verletzung. Es reißt einem die Füße weg. Und so gehört beides zusammen: Gott ist kein Gedankengebilde, das man durch Argumente und Erklärungen zusammenbauen kann wie ein Gebilde aus Legosteinen, bei dem man am Schluss das Bild vor sich hat, das einem passt. Noch ist das Leid kein bloßer Gedanke.
Deshalb gibt es nur einen Halt in all dem Leid: Wenn wir trotzdem und in alledem der Wirklichkeit des Schöpfers und des ewigen Gottes begegnen.
Die persönliche Begegnung mit Gott als Weg aus der Verzweiflung
Ich spreche heute Abend nicht zu Ihnen, um Ihnen in einer Abfolge von halbwegs logischen Gedanken einige Argumente für Gott zu liefern. Wenn ich das versuchen würde, käme ich mir selbst als Gotteslästerer vor. Gott ist kein theologisches Gebilde, das die einen bejahen und die anderen verneinen. Wir können ihn nur erkennen, wenn er uns berührt, wenn er uns begegnet, wenn er zu uns spricht.
Hiob sagt: „Ich hatte nur von dir vom Hörensagen vernommen.“ (Hiob 42,5) Das ist eine Information aus zweiter Hand. Gibt es etwas anderes? Alles, was ich Ihnen hier sage, sind menschliche Worte. Ich rede über Gott, und es ist für Sie doch völlig zweite Hand. Gibt es überhaupt etwas anderes, als dass man Gott vom Hörensagen kennt? Also vom Reden, das andere über ihn führen, und wo man dann nicht weiß, ob das wirklich wahr ist oder nur ein schlechtes oder gutes Gerücht?
Nun, ich darf Sie fragen: Wollen Sie eigentlich mehr als Information aus zweiter Hand? Das ist eine Gewissensfrage, die Sie selbst beantworten müssen.
Sehen Sie, ich weiß nicht, wie das in den anderen Ländern ist, die uns zugeschaltet sind. Dort werden die Zahlen vielleicht ein bisschen anders sein. Hier bei uns in Deutschland wurden, wie jedes Jahr, auch im letzten Jahr Umfragen gemacht, wie die Leute denn zu Gott stehen. Eine große Wochenzeitschrift hat diese Umfragen veröffentlicht, und die Zahlen sind so: 65 Prozent der Deutschen glauben irgendwie an Gott. Die Vorstellungen sind sehr unterschiedlich: ein höheres Wesen, ein Gefühl in mir oder etwas anderes.
Die Frage ist aber: Wer ist Gott, dass ich überhaupt an ihn glaube? Das ist ja noch nicht beantwortet. Wer ist er? Ist er der Schöpfer und Erhalter der Welt? Ist er eine namenlose kosmische Kraft? Oder ist er gar nur eine Einbildung von Menschen? Gibt es ein Verhältnis, das der Mensch zu ihm haben kann? Kann ich zu Gott in einer Art personhaftem Verhältnis sprechen?
Wir haben in dieser Veranstaltung gebetet. Gibt es da jemanden, der hört? Oder ist das nur ein Selbstgespräch? Und wenn Gott Gott ist, wenn er existiert, was will er dann von mir? Was bedeutet es für meine Existenz, dass er da ist?
Die Vielfalt des Glaubens und das Bedürfnis nach Schutz
Zurück zu den Zahlen: Nur zwölf Prozent der Menschen in Deutschland glauben an einen Gott, so wie ihn die Bibel bezeugt. 65 Prozent glauben irgendwie an einen Gott, allerdings mit ganz unterschiedlichen Vorstellungen und verschiedener weltanschaulicher sowie religiöser Prägung. In unserem Land ist es üblich geworden, dass jeder sich sein eigenes Bild macht, zusammengesetzt aus Versatzstücken, die er irgendwoher aufnimmt. Das Recht dazu hat jeder – ich habe meine eigene Vorstellung davon.
Interessant fand ich in den Umfragen, dass 51 Prozent der Deutschen glauben, einen persönlichen Schutzengel zu haben. Nur zwölf Prozent glauben an einen Gott, wie ihn die Bibel beschreibt, aber 51 Prozent glauben an so etwas wie einen persönlichen Schutzengel. Ich habe lange darüber nachdenken müssen, was das eigentlich aussagt, und finde, es sagt sehr viel über uns aus.
Wir haben ein großes Schutzbedürfnis in einer Welt voller Verunsicherung und Bedrohungen. Gleichzeitig haben wir ein starkes Gefühl dafür, dass wir die Dinge nicht vollständig im Griff oder unter Kontrolle haben. Trotzdem möchten wir niemanden in unser Leben hineinreden lassen. Wir wollen die Politik selbst gestalten und den Kurs unseres Lebens eigenständig bestimmen. Letztendlich sind wir die letzte Instanz unseres Lebens – wir wollen unser eigener Herr sein.
Schutzengel sind für uns wie Bodyguards oder Personenschützer. Sie begleiten uns stets und passen auf uns auf. Aber sie sagen uns nicht, wohin wir gehen müssen – das dürfen wir selbst bestimmen. So mögen wir Gott nicht. Wir mögen keinen Gott, der uns vorschreibt, wohin wir gehen sollen. Wir wollen selbst entscheiden, wohin unser Leben führt, weil wir glauben, es besser zu wissen.
Dennoch haben wir einen gewissen Bedarf an höheren Mächten, die uns beschützen. Deshalb gibt es viele Anbieter, die auf unterschiedliche Weise Schutz versprechen – sei es durch Astrologie oder andere Formen. Sie bieten Menschen heute Schutz in der Angst und Verunsicherung des Lebens an.
Die Einladung zu einer persönlichen Begegnung mit Gott
Deshalb ist meine Frage: Wollen Sie Information aus erster Hand? Gut, das ist auch die Frage: Gibt es diese Information überhaupt? Oder können wir nur Informationen aus zweiter Hand erhalten, also vom Hörensagen von Gott wissen? Tauschen wir nur gerüchteweise Vorstellungen aus, oder gibt es eine Gewissheit?
Darüber müssen wir sprechen. Aber Sie müssten sich die Frage innerlich beantworten: Will ich eigentlich Information aus erster Hand? Oder habe ich ein persönliches Interesse daran, alles im Unklaren zu lassen, weil ich selber der Chef bleiben will? Letzten Endes denke ich: Ich bin Gott, ich will seine Stelle einnehmen. Ich hoffe, dass es Schutzmächte gibt, die mir dann Hilfestellung geben, wo ich nicht stark genug bin.
Aber will ich wirklich wissen, ob Gott existiert? Würde es mich stören, wenn er lebt – und zwar nicht nur so lange lebt, wie ich an ihn glaube? Ich finde, ein Gott, der nur dann lebt, wenn ich an ihn glaube, auf den kann ich glatt verzichten. Der existiert dann nur als mein Gedankengebilde.
Kann man herausfinden, ob das stimmt? Das haben wir unter die Einladung gesetzt: Gott ist da – herausfinden, ob es stimmt. Die Bibel sagt uns, dass Gott zu erkennen ist. Er hat sich selbst auf menschlichem Niveau zu erkennen gegeben.
Was soll es auch anders sein? Ich kann doch nicht anders als menschlich denken. Ich kann nur menschliche Worte verstehen, ich kann nur menschliche Gedanken denken. Ich kann nicht aus meinem Menschsein heraus.
Die Bibel sagt, dass Gott uns in Jesus von Nazaret begegnet und sich uns bekannt macht. So kann jeder Mensch auf dieser Welt gewiss sein, dass Gott ist und wer er ist.
Sagen Sie: Das ist eine steile Behauptung. Erwartet ihr jetzt einfach, dass man das so schluckt, gegen jeden Verstand? Kann man herausfinden, ob es stimmt?
Lassen Sie mich versuchen, Ihnen das an einem Beispiel zu erklären, das ich aus der Bibel schöpfe. Es ist eine Geschichte, die zeigt, wie es sein kann, dass Sie herausfinden, ob es stimmt.
Die Taufe Jesu als Schlüssel zur Erkenntnis Gottes
In diesen Tagen sind die Zeitungen voll mit Berichten, und Sie werden morgen sicherlich im Fernsehen eine Stelle sehen können, von der ich Ihnen berichten will. Es handelt sich um das Ostufer des Jordan, kurz bevor er ins Tote Meer fließt.
Der Papst ist gerade in Israel und Jordanien unterwegs und wird morgen den historischen Platz besuchen, an dem die Taufstelle liegt. Das werden Sie wahrscheinlich im Fernsehen sehen können.
Dort an dieser Taufstelle war ein Prophet namens Johannes. Er rief den Menschen zu, die in die Wüste kamen. Sie gingen nicht in eine Stadthalle, sondern in die Wüste. Es war nicht sehr komfortabel, und ich wundere mich, dass die Leute dorthin kamen. Doch die Sehnsucht nach Wahrheit war offenbar so stark, dass Menschen kamen und fragten.
Johannes sagte: Kehrt um! Natürlich ist Gott da. Das ist eine Selbstverständlichkeit. Auch wenn sie nicht an ihn glauben, ist er trotzdem da. Wenn sie ohne ihn leben, ist er trotzdem da. Das ist ja unser Problem. Johannes forderte die Menschen auf, umzukehren und ihr Leben darauf auszurichten, dass Gott der lebendige Gott ist und nicht nur ein Hirngespinst.
Er machte das sehr drastisch. Wir Menschen brauchen oft äußere Zeichen, um das, was innerlich in unseren Gedanken passiert, wirklich in unser Leben hineinzulassen. Bei Johannes war es damals so, dass er die Menschen einlud, sich im Jordan untertauchen zu lassen. Der ganze Mensch wurde untergetaucht. Das war eine symbolische Handlung: das bisherige Leben wird ertränkt, und ein neuer, erneuerter, gereinigter Mensch entsteht. Dieser Mensch sagt: Ich möchte von jetzt an mein Leben auf Gott hin leben, von ihm her leben, ich möchte ganz mit ihm leben. Das war das Symbol, das Zeichen dazu.
Als Johannes dabei war, sah er plötzlich einen etwa dreißigjährigen Mann vorbeigehen. Gott machte ihm innerlich klar: Das ist die Schlüsselfigur. Dann rief Johannes laut, und die Leute, die herumstanden, hörten zu: "Siehe, das ist Gottes Lamm, das die Sünden der Welt wegträgt."
Die Leute drehten sich zu diesem Mann um. Dreißig Jahre – kann man von einem Menschen so etwas sagen? Woher weißt du das, Johannes? Auf die Frage hätte er geantwortet: "Ja, ich habe es gesehen. Er ist zu mir in den Jordan gestiegen, und dann habe ich gewusst, Gott hat es mir gezeigt. Er ist der Einzige, der das eigentlich nicht braucht, der es nicht nötig hat, dessen Leben es nicht nötig hat, ertränkt zu werden, weil es falsch ist, das alte Leben, und gereinigt zu werden."
Er ist derjenige, der ganz auf der Seite Gottes steht, der Gerechte, der Sohn, der so dicht bei ihm ist. Und er, der es nicht nötig hat, kommt freiwillig und geht an diese Stelle und lässt sich untertauchen. Er nimmt alles auf sich, was unser Leben kaputt macht, alle Schuld, unser ganzes Menschsein, das zu großen Dingen fähig ist, aber auch zu unsäglichen Brutalitäten, die unsere Welt heute zerreißen.
Er zieht sie sich alle an – Gott wird Mensch! – und geht an unsere Stelle. Nicht erst am Kreuz, dort wird es vollendet. Von Anfang an ist es ein Leben der Stellvertretung. Er zieht sich unser Leben an. Da sagt er zu Johannes: "Es ist recht, dass ich getauft werde."
Dann sieht Johannes, wie sich die Wirklichkeit Gottes öffnet und Gottes Geist in Gestalt einer Taube herabkommt. Johannes erkennt: "Das ist die Schlüsselfigur. Siehe, das ist Gottes Lamm, das Opferlamm, dem Gott alle Schuld aufgeladen hat. Es stirbt stellvertretend unseren Tod."
Indem er unsere Sünde trägt – unseren Hass, unsere Rücksichtslosigkeit, unsere Kälte, unsere Lüge, unsere Selbstgerechtigkeit, unsere Besserwisserei, unsere Vergesslichkeit, unsere gotteslästerliche Art, uns selbst aufzuspielen wie Gott und Gott zu verachten, seine Gebote mit Füßen zu treten und auf seine Liebe zu spucken – zieht er sich das alles an und lebt es bis zum bitteren Ende.
Sie nageln ihn ans Kreuz, und er schreit: "Mein Gott, warum hast du mich verlassen?" und stöhnt: "Es ist vollbracht."
So sehr hat Gott die Welt geliebt, so sehr, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit alle, die sich ihm anvertrauen, nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben. Ein Leben, das hält, ein Leben, das schöpferisch ist, ein Leben voller heilender Kraft, weil Gott...
Die Sehnsucht nach Heimat und Geborgenheit
Einige Schüler von Johannes stehen dabei, hören das und sehen Jesus. Plötzlich kommt in ihnen die Frage auf, die vielleicht in manchen von ihnen ist: Ob das denn stimmt? Es klingt so groß! Und ob das wirklich für mich gilt? Wer ist dieser Jesus?
Dann gehen sie hinter ihm her. Jesus sieht, wie sie ihm folgen. Er dreht sich um und fragt sie: „Was sucht ihr?“ Diese Szene können Sie im Johannesevangelium Kapitel 1 nachlesen.
Darauf folgt eine interessante Gegenfrage. Die Schüler sagen: „Meister, Rabbi, Lehrer“ – so spricht man respektvoll einen jüdischen Rabbi an – „wo bist du zu Hause?“ In dieser Frage steckt die ganze Sehnsucht des Lebens.
Denn das Schlimmste am Leid ist, dass es so unendlich einsam macht. Man hat das Gefühl, kein Zuhause mehr zu haben, keine Geborgenheit. Denken Sie an diese Szene: Es ist kein böser Wille, sondern Hilflosigkeit, Armut und Ohnmacht, die Menschen dazu bringt, wegzugehen.
Man sehnt sich danach, dass einem jemand in die Arme schließt und einfach da ist, auch wenn es schweigend ist. Doch oft laufen sie weg, rufen nicht mehr an, weil sie spüren, dass es sinnlos ist, über das Wetter oder die Bundesliga zu reden. Aber was soll man reden angesichts von Krebs und eines sterbenden Kindes?
Dann wird man einsam, hat kein Zuhause mehr. Das ist die tiefe Not dieser Welt: Wir alle haben eine Sehnsucht – Alte und Junge, Kranke und Gesunde – die Sehnsucht, geborgen zu sein, ein Zuhause zu haben.
„Meister, wo bist du zu Hause?“
Heimatlosigkeit in der modernen Gesellschaft
In meinem Dienst im CVdM international habe ich oft gesehen, wie in den großen Städten Asiens und Lateinamerikas Tausende von Straßenkindern leben. Ich hätte nie gedacht, dass dieses brennende, notvolle Problem auch in Deutschland und Europa so präsent sein würde.
Kleine Kinder im Alter von sechs, acht oder zwölf Jahren leben auf der Straße. Sie wühlen im Müll und leben vom Diebstahl. Sie haben kein Zuhause und werden gefürchtet und getreten wie Ratten.
Manchmal kommt es mir so vor, als seien die Straßenkinder dieser Welt heute der Typ für die Zeitgenossen, auch für jene, die noch ein Zuhause haben. Auch für die, die sich noch nicht vom Müll ernähren müssen, die nicht nur vom Diebstahl leben, die nicht getreten oder brutal geschunden werden. Viele, die in Ordnung leben, sind seelisch heimatslos geworden.
Ich denke an junge Leute, die anderen mit ihrer Aufsässigkeit das Leben zur Hölle machen. Doch ihre ganze Existenz, ihre Art und Weise, andere zu verletzen und querzuliegen, ist ein einziger Schrei nach einem Zuhause. Sie möchten dazugehören. Irgendwo müssen sie doch wissen, dass sie dazugehören.
Es gibt auch alte Menschen, die so schmerzlich spüren, dass sie den anderen zur Last geworden sind. Die anderen lassen sie spüren, dass sie zur Last geworden sind. Dann ist man einsam.
Kein Zuhause mehr, eine Seele, die kein Zuhause mehr hat – auch wenn man noch eine Wohnung hat. Das ist die Schicksalsfrage unserer Zeit: Wo ist mein Zuhause? Wo habe ich Zugehörigkeit und Geborgenheit inmitten der Zerrissenheiten dieser Welt?
Diese Schicksalsfrage stellen auch zwei junge Männer Jesus: Meister, wo bist du zuhause? Bist du jemand, der weiß, wo es ein Zuhause gibt? Lohnt es sich, dass wir uns bei dir dranhängen, um mit dir nach Hause zu kommen? Wirst du uns einen Weg führen, der unser Zuhause wird, sodass mein Leben in dir geborgen ist?
Die Einladung Jesu und der Anfang eines Lebensweges
Was sagt Jesus? Er dreht sich um und sagt zu ihnen: Kommt und seht!
Und dann heißt es in der Bibel: Sie kamen und sahen es und blieben an diesem Tag bei ihm. Es war aber vier Uhr nachmittags, die zehnte Stunde, sechzehn Uhr nach der damaligen Zeitrechnung.
Man müsste fast schmunzeln: Was soll die Zeitangabe in dieser ergreifenden Geschichte? Ja, das ist so. Das sind die tiefsten Stunden unseres Lebens, in denen ein Mensch auf seine Sehnsuchtsfrage – wo ist es zu Hause? – eine Antwort findet.
Das haben sie nicht vergessen. Es war vier Uhr nachmittags, das schreibt Johannes Jahre später auf. Er hat es nicht vergessen. Eine große Stunde für diese jungen Männer.
Können Sie verstehen, dass ich mich danach sehne, dass so etwas heute Abend passiert? Dass es Stunden gibt im Leben, in denen wir Menschen hier in der Halle sind, heute oder an den Übertragungsorten, wo auch immer sie uns zuhören.
Und heute Abend geht ihnen auf: Dieser Jesus ist der, zu dem ich Kontakt brauche. Er gibt meinem Leben die Geborgenheit, das Zuhause. Ich weiß, ich bin gehalten, ich weiß, ich bin wer, ich bin geliebt, ich bin wichtig.
Die praktische Einladung zur Begegnung mit Jesus
Ich möchte am Schluss dieses Abends eine ganz praktische Gelegenheit bieten. Ja, wir haben uns entschieden, dies so zu gestalten, dass es ein äußeres Zeichen gibt, auch äußere Schritte. Damit etwas Innerliches in unseren Herzen bewegt wird und wirklich ins Leben hineinkommt.
Sie wissen, man hat viele gute Vorsätze, manche bewegenden Gefühle und tiefe, richtige Gedanken. Aber dann geht man einfach weiter die gewohnten Wege. Diese Gedanken bleiben verschlossen wie in einem Kellerraum in unserem Inneren. Sie kommen nie in unseren Körper, nicht in unsere Hände, nicht in unsere Füße. Sie bewegen unser Leben nicht, äußern sich nicht und haben deshalb keinerlei gestaltende oder verändernde Wirkung auf unser Leben.
Deshalb werde ich am Schluss dieses Abends diejenigen unter Ihnen einladen, die sich von Gottes Liebe und seinem Ruf berühren lassen haben. Von Ihren Plätzen aufzustehen, wenn Sie möchten, hier nach vorne zu kommen und mit mir gemeinsam ein Gebet zu sprechen, in dem wir Gott antworten.
Es gibt solche Stunden im Leben, die sind so wichtig. Nicht, dass damit plötzlich alles anders wäre. An einem Nachmittag um vier Uhr wurden an jenem Tag nicht alle Lebensprobleme dieser beiden jungen Männer gelöst. Das ganze Leben wurde damals nicht gelebt, es fing erst an. Aber sie haben nie vergessen, dass das ein ganz wichtiger Kontakt war, ein ganz wichtiger Schritt, hinter den sie nie mehr zurückwollten.
Und jetzt, nach langer Zeit unterwegs, sagten sie damals: Ja, wir waren so unsicher, als Johannes sagte, er sei Gottes Lamm, das alles trägt, was uns erdrückt. Das Lamm trägt es und nimmt es weg, damit wir frei atmen können.
Weißt du noch, wie sie Jahre später sagten, wie unsicher wir damals waren und uns dann an ihn gehängt haben? Wie wir ihn gefragt haben: Wo bist du zu Hause? Und wie er sagte: Komm und sieh. Er hat nicht argumentiert, nicht gestritten, wollte nicht Recht behalten. Er sagte einfach: Kommt und seht.
Die einzige Möglichkeit, die Wirklichkeit Gottes zu erfahren, ist, Kontakt zu machen und mit ihm zu leben. Das Wort von Jesus zu hören und auf das eigene Leben anzuwenden, im Alltag anzuwenden. Dann erfahren wir, was für eine Wirklichkeit, was für eine Kraft und was für eine Liebe darin steckt.
Wir erfahren die Wirklichkeit nur, indem wir uns ihm, diesem Wort, diesem Jesus anvertrauen. Das ist es, was sie taten. Jesus sagt: Kommt und seht. Und dann war es ihre Sache. Sie hätten sagen können: Wir haben keine Zeit, wir haben gerade wichtige berufliche Dinge. Eigentlich sind wir ja auch bei Johannes engagiert als Studenten, und wir sind ja gar nicht auf dich, Jesus, gebucht. Es gab tausend gute – oder besser gesagt schlechte – Gründe, zu sagen: Es passt jetzt gerade nicht. Die gibt es immer.
Doch sie gingen mit und blieben. Dieser Tag war der Anfang eines Lebensweges.
Übrigens war es wie eine Kettenreaktion. Eine Kettenreaktion, wie ich sie mir heute bei ProChrist an vielen Orten wünsche. Dass Menschen, die selbst den Kontakt mit Jesus machen und ihn begreifen, anderen davon erzählen und sie auf den Geschmack bringen.
Da ist zum Beispiel Philippus. Er trifft seinen Freund Nathanael, der ein ausgesprochener Skeptiker war. Philippus sagt: Wir haben Jesus gefunden, die Schlüsselfigur, komm! Nathanael erwidert: Jesus von Nazareth? Was kann aus Nazareth Gutes kommen? Er hatte gute Gründe, ließ sich aber nicht aufregen. Komm, komm!
Philippus antwortet ganz einfach: Komm und sieh. Er streitet nicht, er sagt nur: Komm und sieh.
Dann muss der Skeptiker überlegen, ob er in seinem Vorurteil weiterbleiben soll oder ob er es riskieren will, eine Begegnung zu haben und unter Umständen etwas Neues zu erfahren. Er riskiert es, begegnet Jesus, spricht ihn an und lässt spüren, dass er die ganze Wahrheit seines Lebens kennt.
Jesus sagt: Ich habe dich gesehen, als du unter dem Feigenbaum warst. Bis heute wissen wir nicht, was da unter dem Feigenbaum war. Jesus sagt es einfach, und es trifft Nathanael so sehr ins Herz, dass er weiß: Ich stehe im Licht Gottes. Er ist Gott, der mich anredet.
Dann sagt der Herr: Du bist die Schlüsselfigur. Dir will ich voll eine Kettenreaktion anvertrauen.
Schritte zum Glauben und zur Gewissheit
Die Erfahrungen, die Menschen auf ihrer Suche nach Gott machen, sind sehr unterschiedlich – so verschieden, wie die Menschen selbst sind. Dennoch gibt es einige Grundelemente, die sich immer wiederholen und eigentlich immer vorkommen.
Das Erste ist, dass ich eine klare Information und Einladung brauche. Das ist der erste Schritt. Genau das tun wir in dieser Woche. Ich möchte Ihnen aus dem Originaltext der Bibel Informationen über das Angebot Gottes in der Person Jesu Christi geben. Darin ist auch eine Einladung enthalten, diese Informationen zu prüfen. Das ist der zweite Schritt.
Dazu lade ich Sie ein, doch es bleibt Ihre Entscheidung. Es geht nicht darum, etwas einfach zu übernehmen, sondern es zu prüfen. Und das bedeutet nicht nur, darüber nachzudenken – was Sie sicherlich tun werden –, sondern es auch anzuwenden. Prüfen heißt, die Wahrheit herauszufinden. Man muss etwas nehmen und in der Praxis anwenden, um die Wirklichkeit zu erkennen.
Der dritte Schritt ist, dass ich durch diese Anwendung das erfahre, was die Bibel Glauben nennt: Vertrauen. Ich höre das Wort, ich wende es im Alltag an, nehme seine Gebote und Wegweisungen ernst und erfahre dadurch, was Gott tut. Daraus wächst eine Erkenntnis und Gewissheit darüber, wer Jesus ist und dass Gott uns in ihm begegnet.
Diese drei Schritte sind für uns wichtig: informieren Sie sich, prüfen Sie es und wenden Sie es an. Wagen Sie Vertrauen, erfahren Sie und erkennen Sie, wer Jesus ist. Dann wird aus einem Erstkontakt ein Lebensweg.
Es beginnt mit einem ersten Schritt, dann folgt die Schlüsselerfahrung, dass wir in Jesus Gott begegnen. Wir erfahren eine persönliche Beziehung zu ihm. Wir dürfen zu ihm sprechen, so wie er zu uns durch sein Wort in der Bibel gesprochen hat. Er kann Menschenwort und Gedanken gebrauchen, um uns innerlich zu berühren – wie mancher das heute Abend vielleicht erlebt.
Wenn ich mich dem öffne, antworte und darauf eingehe, mache ich eine Erfahrung und gewinne eine Erkenntnis. Daraus entsteht ein Lebensweg. Das Ergebnis ist zweifach: Zum einen dürfen Sie erleben, wie Sie mitten im Leid und Druck dieser Welt einen festen Halt bekommen, und das tut gut.
Zum anderen ist das genauso wichtig: Wenn Sie selbst diese Geborgenheit erfahren, dieses Zuhause bei Gott durch Jesus, dann können Sie auch anderen Halt geben. Sie müssen nicht mehr weglaufen. Und wenn es nur so ist wie bei den Freunden Hiobs, die in den ersten sieben Tagen schweigend dabei waren, die Hand hielten, wenn kein Wort mehr half, einen Leidenden umarmten oder Worte des Trostes und der Ermutigung stammelten – auch wenn diese Worte noch so unangemessen erscheinen mögen.
Das Größte ist, wenn es gelingt, wenn es eine Möglichkeit gibt, wenn sich ein Augenblick findet, in dem ich weitersagen kann, dass Jesus die Quelle ist, dass durch ihn jeder Mensch die Verbindung zu Gott bekommen kann, dass er auch Nein sagen kann.
Dann dürfen wir gemeinsam erleben, dass diese Bindung stärker ist als der Tod. Denn Jesus ist auferstanden. Er ist nicht nur am Kreuz für uns gestorben, sondern Gott hat dies bestätigt, indem er ihn von den Toten auferweckt hat.
Diese Verbindung ist nicht mehr zu reißen. Der Tod kann uns nicht mehr trennen. Es kann noch vieles an uns zerren, und wir werden noch viel Elend erleben in dieser Welt. Wir werden noch oft weinen und hoffentlich auch viel Freude haben. Doch am Ende geht es durch das Sterben, und das ist das Schwierigste.
Der letzte Trost im Leben und im Sterben ist, dass diese Hand nicht loslässt – die gekreuzigte Hand von Jesus. Er ist auferstanden.
Die Einladung zum persönlichen Glaubensschritt
Deshalb lade ich Sie ein, zu verstehen, warum ich alles so auf Jesus konzentriere: Er ist die Kontaktperson.
Ich möchte Sie jetzt einladen, diese Einladung für sich persönlich anzunehmen. Sagen Sie Ja, ich möchte das nicht nur bedenken, sondern wirklich jetzt anfangen zu leben. Mit allen Zweifeln und Fragen, die ich noch habe, möchte ich Kontakt aufnehmen. Ich möchte bei Gott zu Hause sein und die Vergebung der Schuld annehmen, die uns trennt.
Wenn Sie das möchten, lade ich Sie ein, jetzt von Ihren Plätzen aufzustehen und nach vorne zu kommen. Wir haben einen Raum freigelassen, in dem wir uns gemeinsam versammeln können. Der Treffpunkt soll das Kreuz sein – das Kreuz aus Licht. Denn an diesem Kreuz wird das Licht der Liebe Gottes deutlich. Dieses Licht fällt auf unser Leben.
Wenn Sie die Einladung von Jesus mit Ihrem Gewissen gehört haben, dann kommen Sie und geben Sie ihm Antwort. Ich möchte mit Ihnen ein kurzes Gebet sprechen. Dabei sagen wir: „Ich danke dir, dass du mich liebst. Ich habe deine Einladung gehört und öffne dir mein Leben.“
Wir bekennen ihm unsere Sünde – das, was uns von ihm trennt, das, was uns bewusst ist und auch das, was uns unbewusst ist. Wir bekennen es ihm und bitten um Vergebung. Das können Sie in der Stille aussprechen, was Ihnen bewusst ist und was Sie blockiert. Dann nimmt er es weg.
Wir sagen: „Ich danke dir, dass du mir meine Sünden vergibst.“ Wollen wir beten? Sagen Sie ihm ausdrücklich, er soll der Herr Ihres Lebens sein. Sagen Sie: „Ich will anfangen, nach deinem Willen zu fragen und dir zu folgen.“
Wenn Sie das so beten möchten, lade ich Sie ein, jetzt zu kommen. Das gilt für alle hier in der Halle und auch an den Übertragungsorten. Fühlen Sie sich nicht nur als Zuschauer. Diese Einladung gilt in allen Ländern, die mit uns verbunden sind an diesem ProChrist-Abend.
Hören Sie diese Einladung als eine ganz persönliche Einladung Gottes an sich. Ob Sie jung oder alt sind: Das kann der Moment sein, in dem Jesus in Ihrem Leben die ganze Kraft seiner Liebe zur Wirkung bringt. Sie werden nicht nur Heilung für Ihr eigenes Leben erfahren, sondern auch Heilung und Hilfe weitergeben können in einer Welt, die sich so sehr danach sehnt, dass Menschen anderen Menschen helfen.
Kommen Sie jetzt, egal wo Sie sitzen – auch oben auf den Emporen. Es ist hier in der Halle etwas umständlich, wenn Sie durch die Treppenhäuser nach unten gehen. Sie werden sich nicht verlaufen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeigen Ihnen den Weg.
Kommen Sie einfach hierher und stellen Sie sich still dazu. Wir wollen betend und nachdenklich den Schluss dieses Abends begehen. Ich bitte die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auch mit dazuzukommen, damit nachher eine Gesprächsmöglichkeit besteht, wenn Sie das wünschen.
Hier, an diesem Kreuz, ist der Treffpunkt. Der Chor wird ein Einladungslied singen, ein Gebet: „Jesus, zu dir sah ich. Darf ich so kommen, wie ich bin?“
Es ist wirklich so: Sie müssen sich nicht erst ändern. Vielleicht sind Sie nicht nur vom Leid gezeichnet, sondern spüren jetzt in diesem Moment auch in Ihrem Gewissen die Schuld, dass Sie anderen hätten helfen können.
Vielleicht ging es Ihnen wie mir beim Ansehen dieser Szene. Plötzlich standen alle Situationen vor meinem Auge, in denen Menschen erwartet hatten, dass ich bei ihnen in ihrer Not bin. Doch ich hatte angeblich Wichtigeres zu tun, als diesen Besuch zu machen.
Es brennt im Gewissen, und man kann es nicht wieder gutmachen. Kommen Sie, bringen Sie es vor das Kreuz von Jesus und sagen Sie: „Herr, vergib mir meine Schuld, ich brauche den Kontakt.“
Stehen Sie jetzt auf und kommen Sie. Wir warten auf Sie. Wir wollen die Stille haben und beten, wenn Sie es können, oder nachdenken. Wir brauchen diese Ruhe am Ende dieses Abends.
Das ist das, was wir eigentlich auch anbieten möchten. Darum machen wir bei ProChrist mit: Wir wollen Menschen anbieten, nach Hause zu kommen. Und wir bieten es Ihnen auch heute Abend an.
Wenn Sie den Eindruck haben, dass Sie das, was Sie gehört haben, auch festmachen wollen, weil Sie den Entschluss gefasst haben, mit Jesus anzufangen, dann lade ich Sie ein: Haben Sie Mut und kommen Sie nach vorn, dort, wo unser Lichtkreuz ist. Dort werden auch einige Mitarbeiter sein, die mit Ihnen sprechen können.
Ich denke, wir werden jetzt einfach aufstehen und das Lied des Chores mitsingen: „Zu dir zieh’ ich, auch was mich von dir noch trennt. Und so lege ich Licht und Schatten meines Lebens vor dich hin. Denn bei dir darf ich mich geben, wie ich bin. Jesus, bei dir muss ich nicht bleiben, wie zerstört. Einen Menschen willst du aus mir machen, wie er dir gefällt.“
Das ist ein Lied von Ihrer...
Gemeinsames Gebet als Beginn eines neuen Lebens
Das Gebet, das Ulrich Parzany jetzt mit den Leuten dort spricht, möchte ich auch mit Ihnen sprechen. Ich lade Sie ein, wenn Sie es im Herzen mitsprechen möchten, es einfach Satz für Satz mitzubeten.
Das kann der Schlüssel sein, der Anfang zu einem Start mit Jesus, der Anfang, nach Hause zu kommen – wenn Sie es möchten.
Dann lade ich Sie jetzt ein, mitzubeten:
Jesus, ich habe Deine Einladung gehört.
Ich danke Dir, dass Du mich liebst.
Ich öffne Dir mein Leben.
Ich bekenne Dir meine Sünde und bitte Dich um Vergebung.
Ich danke Dir, dass Du am Kreuz für mich gestorben bist.
Von heute an will ich mit Dir leben, mit allem, was ich bin und habe.
Von heute an will ich mit Dir leben, mit allem, was ich bin und habe.
Danke, dass Du mich annimmst als Dein Kind.
Mache Du mich zum Werkzeug Deines Friedens.
Amen.